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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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I KNOW WHAT YOU DID LAST SUMMER (USA 1997/Jim Gillespie)


"Somebody's buzzed."

I Know What You Did Last Summer (Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast) ~ USA 1997
Directed By: Jim Gillespie


Ein fürchterlicher Faux-pas lässt die vier High-School-Abgänger Julie (Jennifer Love Hewitt), Helen (Sarah Michelle Gellar), Ray (Freddie Prinze Jr.) und Barry (Ryan Phillipe) ein Jahr lang nicht mehr ruhig schlafen: In den Abendstunden des 4. Juli überfahren sie auf der Küstenstraße aus Unachtsamkeit einen Mann und versenken anschließend aus Angst vor den Konsequenzen dessen Leiche, die sich kurz nochmal mitnichten als solche herausstellt, im Meer. Im nächsten Sommer beginnt auf den Jahrestag genau ein perfides Terrorspielchen mit dem Quartett, das von diversen Todesopfern begleitet wird.

Ich sollte mich vielleicht zunächst kurz erklären: Der Film hatte mich einst schon durch seine Anfangssequenz für sich gewonnen, die, wie weiland das Intro zu "The Lost Boys", während eines Helikopterfluges über dämmrige kalifornische Küstenlandschaften gefilmt wurde und dazu "Summer Breeze" von Type O Negative ertönen lässt. Vielleicht der fabulöseste Filmauftakt der neunziger Jahre. Doch zur Sache. Kurz nach "Scream" durfte der binnen Wochen zum shooting star unter den Autoren aufgestiegene Kevin Williamson seinen nächsten Teenie-Slasher schreiben und offenbarte damit bereits seine wesentlich größere Nähe zu weichgespülten Soap-Strukturen. Die trotz aller Strampelei eben doch eng gesteckten, traditionellen Gattungsgesetze um Mord und Totschlag schienen Williamson jedenfalls relativ schnell zu langweilen, denn in den Folgejahren wandte er sich vermehrt der Entwicklung irgendwelcher lauer TV-Formate zu. "I Know What You Did Last Summer" läutet diese Entwicklung bereits ein: Im kalifornischen Fischerstädtchen Southport begegnen sich Arbeiter- und Reichenkinder in einer lange schwelenden, allgegenwärtigen Konfliktsituation und nur selten werden die Grenzen überschritten. Die makellos gestylten Kids sehen durch die Bank aus, als seien sie geradewegs aus Modemagazinen entsprungen und man beginnt bald insgeheim, den mit seiner Arbeitsuniformierung an die Killer aus "My Bloody Valentine" und "The Prowler" angelehnten Schlitzer um sein sorgloses Vorgehen zu beneiden. Tatsächlich scheint mit der "Fischer" noch die menschlichste Figur innerhalb des vor Unsympathen wimmelnden Charakter-Sammelsuriums in "I Know". Wirklich trauern mag man hier um niemanden; dass der nunmehr einhändige Ben Willis (Muse Watson) am Ende davonkommt, um für die obligatorische Fortsetzung Gewehr bei Fuß stehen zu können, ist derweil sozusagen als finales bonmot zu verstehen.

6/10

Teenager Slasher Jim Gillespie Serienmord Kevin Williamson Kalifornien


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SCREAM 3 (Wes Craven/USA 2000)


"Deja voodoo."

Scream 3 ~ USA 2000
Directed By: Wes Craven


Just als "Stab 3" in Produktion gehen soll, macht ein neuer Maskenmörder die Gegend um Hollywood und speziell die 'Sunrise-Studios'unsicher. Der Irre findet sogar den geheimen Aufenthaltsort von Sidney Prescott (Neve Campbell) heraus, die unter falschem Namen in den Bergen wohnt und für die Telefonseelsorge arbeitet. Der aktuelle Killer meuchelt seine Opfer exakt nach der Reihenfolge, wie sie im "Stab 3"-Script stehen und scheint somit jemand aus dem Film-Team zu sein.

Als die Produktion von "Scream 3" publik ward, ließ Wes Craven verlauten, das Ganze sei schon immer als Trilogie geplant gewesen, als eine Art "Star Wars" oder "The Godfather" des Horrorfilms. Ich halte diese Aussage für leidlich geschickte PR und die Tatsache, dass ein liebgewonnener Goldesel hier noch ein weiteres Mal gemolken werden sollte, nebenbei für deutlich wahrscheinlicher. Das "große Zusammenführen offener Fäden", die "große (inhaltliche) Enthüllung", die uns am Ende von "Scream 3" aufgetischt wird, ist jedenfalls gar keine solche und mag ebensogut im Nachhinein hinzugedichtet worden sein. Unbekannte Verwandte lassen sich schließlich stets in beliebiger Zahl herbeizaubern. Auch wird exakt jenes Element, das die ersten beiden Filme (dieser hier ward nicht mehr von Williamson gescriptet, sondern von seinem leidlich erfolgreichen Kollegen Ehren Kruger) noch auszeichnete, nämlich das intelligente Spiel mit Genreformeln, hier bis auf einen "posthumen" Alibi-Auftritt von Jamie Kennedy sträflichst vernachlässigt. Stattdessen serviert man dem Publikum eine halbgare Story um die moralische Verworfenheit des Filmbiz in den Siebzigern und verpasst damit - vorsätzlich oder nicht - New Hollywood einen wenig charmanten, ja, gar abgeschmackten Arschtritt. Auch wenn die räumliche Kulisse von John Miltons (Lance Henriksen) Landhaus mitsamt all seiner Geheimgänge und Privatsälen zu den schönsten der Reihe zählt und Roger Corman sich neben Kevin Smith/Jason Mewes und Carrie Fisher ein Cameo gönnt - "Scream 3" bleibt in seiner Gesamtheit biederes, innovationsloses Fortsetzungskino ohne den gerade in diesem Fall existenziellen Schneid.

5/10

Wes Craven Hollywood Film im Film Slasher Sequel Serienmord


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SCREAM 2 (Wes Craven/USA 1997)


"It's all about execution."

Scream 2 ~ USA 1997
Directed By: Wes Craven


Sidney Prescott (Neve Campbell) ist mittlerweile Studentin am Windsor College, als die in einem Film namens "Stab" verarbeiteten Ereignisse von Woodsboro ihren Weg auf die Kinoleinwände finden. Davon inspiriert tritt alsbald ein neuer Killer zutage, der das zuende bringen will, was Stu und Billy einst nicht geschafft haben.

Auch das aufgrund des überwältigenden kommerziellen Erfolgs des Erstlings eilends nachgeschobene Sequel geriert sich noch ganz passabel und arbeitet wiederum geschickt mit Autoreferenzen, auch wenn ich nicht ganz glaube, dass - selbst an amerikanischen Unis - in einem Seminar über Filmtheorie ein paar Holzköpfe über die Qualität von "Aliens" diskutieren. Doch sei's drum, Williamson hat sich selbst ja ohnehin bereits im Erstling als größter geek von allen geoutet. "Scream 2" bietet auch ein kleines Stelldichein der Horror-Youngster-Garde; Sarah Michelle Gellar und Rebecca Gayheart geben sich die Ehre und eigentlich hätte bloß Jennifer Love Hewitt noch zum ultimativen Bluttussi-Treff gefehlt. In der Parallelisierung Sidney - Casandra trägt Williamson dann ein bisschen sehr dick auf und überhaupt hat man am Ende das Gefühl, der Service sei etwas nachlässig mit einem umgesprungen. Des Rätsels Lösung: "Scream 2" kankt an genau dem Problem, das er so ausufernd thematisiert. Als Forsetzung fehlt es ihm schlicht an der notwendigen, originellen Vitalität.

7/10

Wes Craven College Sequel Slasher Film im Film Kevin Williamson Serienmord


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SCREAM (Wes Craven/USA 1996)


"It's all one big movie."

Scream ~ USA 1996
Directed By: Wes Craven

Das beschauliche kalifornische Städtchen Woodsboro wird von einem Serienmörder mit einer Munchs "Schrei" nachempfundenen Geistermaske terrorisiert. Im Mittelpunkt der tödlichen Aufmerksamkeit steht offenbar die Schülerin Sidney Prescott (Neve Campbell), deren Mutter vor genau einem Jahr selbst einem - oder möglicherweise dem - Mörder zum Opfer fiel.

Mitte der Neunziger war das Slasher-Genre praktisch nicht mehr präsent, selbst die letzten Ausläufer der langlebigen Serien um die berühmten Schlitzer Jason Voorhees, Michael Myers und Freddy Krueger lagen bereits einige Zeit zurück und die entsprechenden Franchises brach. Der junge Autor Kevin Williamson ahnte wohl, dass eine halbwegs erfolgsversprechende Renaissance nur durch Ironie und Selbstreferntialität möglich wäre und ersann ein vor gattungsinternen Reminszenzen berstendes Script namens "Scary Movie", das dann später in "Scream" umgetauft wurde. Die damals als Förderer innerhalb der Indie-Szene schwer angesagten Weinstein-Brüder deckelten das Ganze produktionstechnisch und Genre-Legende Wes Craven übernahm die Inszenierung. Perfekte Arrangements allerorten also, die dann auch ein wahrhaft großes Resultat lieferten. "Scream" zeichnet sich in vorderster Front dadurch aus, dass er nicht nur die strikten Regeln des Slasher zu kennen preisgibt, sondern dass er diese darüberhinaus dekonstruiert und lustvoll mit Füßen tritt. Alles, was sich im Laufe der letzten achtzehn Jahre an inhaltlichen Topoi, Finten und Obligationen für diese Art Film angesammelt und etabliert hatte, findet sich hier auf den Kopf gestellt, von der bösen Anfangssequenz bis hin zur Mörderdemaskierung. Die filmindustrielle Erosion, die "Scream" bis heute nach sich zieht, spricht Bände. Nicht nur kamen diverse neue Maskenmörder mitsamt ihren Fortsetzungen aufs Tapet; mittlerweile hat auch jeder halbwegs erfolgreiche Slasher der siebziger und achtziger Jahre sein Remake erhalten. Die Basis allerdings liegt hier.

9/10

Slasher Kalifornien Hommage Wes Craven Splatter Satire Serienmord


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DAY OF THE DEAD (Steve Miner/USA 2008)


"You are going to talk to me, so help me God. Or... Celine Dion."

Day Of The Dead ~ USA 2008
Directed By: Steve Miner


In einem kleinen Städtchen in der Nähe von Denver erkranken weite Teile der Bevölkerung an einem unfällig entfleuchten, biologischen Kampfstoff des Militärs. Selbiges stellt die Stadt unter Quarantäne und die hier geborene Corporal Sarah Cross (Mena Suvari) hat alle Hände voll zu tun, die Leute ruhig zu halten und sich um ihre erkrankte Mum zu kümmern - ohne zunächst den Grund für ihre Mission zu kennen. Allerorten ist von einer "Grippe" die Rede. Dann sterben die ersten Opfer und verandeln sich binnen Sekunden in blutrünstige Zombies. Sarah, ihr jüngerer Bruder (Michael Welch) und ein paar weitere Überlebende flüchten über Umwege zu einem Bunker in der Nähe um sich von dort aus gegen die untote Übermacht zu verteidigen.

Von allen drei Remakes, die in einem Zeitraum von achtzehn Jahren von Romeros Urtrilogie angefertigt wurden, ist "Day Of The Dead" nicht nur das unambitionierteste, sondern auch jenes, das von seinem Vorbild am Weitesten entfernt ist. Somit verbietet sich hier der im Falle von "Night" und "Dawn" noch akute Remake-Diskurs von vornherein. Tatsächlich beschränken sich die Parallelen auf minimale Fragmente - in beiden Filmen kommen Zombies und Soldaten vor und einige der Figuren tragen dieselben Namen. Das war's dann. Miners "Day Of The Dead" steht eigentlich vielmehr in der Tradition der beiden britischen "28"-Filme oder der "Return Of The Living Dead"-Reihe, sowohl thematisch als auch formal. Wo der Original-"Day" sich als strenges, psychologisches Kammerspiel gestaltet, wählt die 08er-Version lustige Sprüche und witzige Nebenfiguren um sich selbst stets aufzulockern und bloß nie der Gefahr einer bedrückenden Stimmung auszusetzen. Dennoch gefallen die Action- und Verfolgungsszenen wiederum recht gut; die Masken sind ganz ordentlich geworden und wenn der hierin kurz nach Beginn zombifizierte Ving Rhames die strampelnde, als kernige Soldatin übrigens hoffnungslos unglaubwürdige Mena Suvari durch einen Belüftungstunnel verfolgt, dann hat man der Film sogar eine wirklich gelungene Sequenz vorzuweisen. Kann man sich anschauen, kann man aber auch lassen ohne - check the rhyme - groß was zu verpassen.

5/10

Splatter Zombies Virus Steve Miner Remake


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DAWN OF THE DEAD (Zack Snyder/USA 2004)


"So, what's the bad news?"

Dawn Of The Dead ~ USA 2004
Directed By: Zack Snyder


Als binnen weniger Stunden eine Zombieplage über die Vereinigten Staaten hereinbricht, rettet sich die Krankenschwester Ana (Sarah Polley) zusammen mit einigen anderen Überlebenden in ein Einkaufszentrum. Von dort aus kann man sich zunächt trotz mancher Verluste erfolgreich gegen die Untoten verteidigen. Irgendwann keimt jedoch der Wunsch, der Belagerungssituation zu entfliehen und man entschließt sich, zwei im Parkhaus stehende Busse umzubauen und als Ausbruchsvehikel zu nutzen.

Es gibt im Wesentlichen zwei Ansätze, wie man dem Remake des Romero-Klassikers begegnen kann. Die erste Möglichkeit besteht darin, Snyders Film auf seine adäquate Hinüberrettung der existenziellen Topoi des Originals hin abzuklopfen, die zweite gesteht der Neuverfilmung Autonomie, Persönlichkeit und Innovation zu. Beide Theoreme haben sicherlich ihre Gültigkeit und jeweilige Berechtigung, so wie beide sich bestimmter Kritik stellen müssten: Zum einen sollte man jedem Remake seine Individualität und die Wahl differenter Mittel zugestehen, zum anderen stellt sich bei betonter Vernachlässigung der einst vorherrschenden Mentalitäten die Frage danach, ob eine Neufassung dann überhaupt vonnöten gewesen wäre. Alles nicht unkompliziert. Was mich anbelangt, so habe ich keine Schwierigkeiten damit, Snyders Werk hinreichend losgelöst von Romero zu betrachten. Zwar verzichtet die Neuverfilmung auf die scharfe Systemkritik des Originals und macht daraus stattdessen einen flotten, modischen Actionfilm, dafür bietet sie andere Qualitäten. Snyder frönt einem konsequenten Formalismus, der bei aller Verspieltheit nie die Seele des Films aus den Augen verliert, arbeitet mit intelligentem Humor, kleinen In-Jokes und unerwarteten Bösartigkeiten. Die Spannungskurve stimmt und man bleibt als Rezipient emotional involviert, wobei das Sammelsurium an sympathischen Figuren (im Gegensatz zu Romeros strikter Beschränkung auf vier Personen wird einem hier gleich ein Dutzend geboten) einem dies auch nicht sonderlich schwer macht. Überhaupt liegt der meines Erachtens vielleicht größte Vorwurf an Snyders Adresse darin, ihm einen reinen Film der Oberfläche(n) zu unterstellen, einen, der ganz bewusst keinerlei Herausforderungen für sein Publikum bereit hält. Oder, möglicherweise gibt es doch eine, zumindest für die vielen Liebhaber des Originals: "Dawn Of The Dead" 04 seine Eigenständigkeit und seine Existenzberechtigung zuzugestehen. Okay with me.

7/10

Zack Snyder Apokalypse Belagerung Splatter Zombies James Gunn D.C.


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SAW VI (Kevin Greutert/USA, CA, UK, AU 2009)


"It's not my game..."

Saw VI ~ USA/CA/UK/AU 2009
Directed By: Kevin Greutert


Nachdem Detective Hoffman (Costas Mandylor) Agent Strahm austricksen konnte, versucht er, selbigen in der Öffentlichkeit als den allseits gesuchten Jigsaw-Nachfolger hinzustellen. Die wieder genesene Agent Perez (Athena Karkanis) jedoch wird einen latenten Verdacht gegenüber Hoffman nicht los. Derweil wird John Kramers letztes großes, posthumes Spiel anberaumt: Der unbarmherzige Krankenversicherer William Easton (Peter Outerbridge), der einst nicht nur Kramer, sondern auch vielen anderen Klienten, die wegen ihrer Risikokrankheiten zu kostspielig wurden, die Hilfsleistungen aufgekündigt hat, ist Hoffmans neuester "Gast". Kramers Witwe Jill (Betsy Russell) muss unterdessen ihr ganz persönliches Erbteil einlösen...

Der sechste Teil bringt mit einigen fiesen Ideen und ein paar der hübschesten Mordszenen der Reihe doch tatsächlich wieder so etwas wie frischen Wind hinein; zudem gefällt die (natürlich aufgesetzte, aber wen stört sowas) Kritik am kapitalistisch pervertierten Gesundheitswesen. Tobin Bell, bekanntermaßen bereits seit drei Sequels eigentlich nicht mehr unter den Lebenden, ersteht per Rückblenden wieder auf und gibt dabei ironischerweise seine beste "Jigsaw"-Performance bislang. Ansonsten hagelt es wieder die üblichen hints und Querverweise, die mitsamt des offenen Schlusses darauf hindeuten, dass noch einiges nachfolgen könnte (und vermutlich auch wird). Manch offene Rätsel werden gelöst oder vertieft und unter Greuterts (Cutter der ersten fünf Filme) Ägide zu wahren Appetitschürern für weitere Ferkeleien. Ich für meinen Teil wäre gewappnet.

7/10

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SAW V (David Hackl/USA, CA 2008)


"What are you doing?" - "Being smart."

Saw V ~ USA/CA 2008
Directed By: David Hackl


Detective Hoffman (Costas Mandylor) führt das Werk des verstorbenen John Kramer (Tobin Bell) fort: Diesmal finden sich fünf an einem gigantischen Immobilienschwindel beteiligte Amoralisten in Jigsaws lustigem Folterkerker wieder, derweil der mit letzter Kraft einer Falle entkommene Agent Strahm (Scott Paterson) Hoffman auf die Schliche kommt - mit nachteiligen Folgen für Leib und Leben.

"Saw V" bietet erwartungsgemäß wenig Neues und gefällt sich deutlich besser darin, das innerhalb der Serie installierte Schema weiter zu etablieren: Neben der üblichen Versuchsanordnung im Zentrum der Geschichte, in dem sich jeweils ein Individuum oder eine Gruppe von Personen durch schreckliche Entscheidungsfindungen quälen muss (und dabei entgegen John Kramers Heilungsthese vermutlich mehr psychischen als physischen Schaden nehmen dürfte), erfährt man immer mehr Details über Kramer und seine Helfershelfer, teils winzige aber entscheidende Storydetails, die erstaunlicherweise niemals das logische Gesamtkonstrukt gefährden, kommen zum Vorschein. Damit entwickelt sich das Franchise nach und nach zur ersten (und bislang einzigen) Splatter-Soap: Letzten Endes stellt sich spätestens mit Teil V kaum mehr die Frage nach formaler Qualität oder nach Ge- oder Missfallen; es muss nur irgendwie weitergehen, ohne, dass es irgendwann albern wird. Dafür, dass die Hintergrundköpfe zumindest diese Mission weiterhin ohne Fehl und Tadel bewerkstelligen, haben Sie sich auf alle Fälle die Spezial-Guillotine der Jury in Gold verdient.

6/10

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THE BOX (Richard Kelly/USA 2009)


"I have quite a few employees."

The Box ~ USA 2009
Directed By: Richard Kelly


Virginia, 1976: Das Ehepaar Lewis erhält von einem Fremden (Frank Langella), der sich als Arlington Steward vorstellt, eine kleine Holzbox mit einem Druckknopf. Man habe 24 Stunden Zeit, diesen Knopf zu betätigen oder eben es sein zu lassen. In ersterem Falle bekomme man eine Million Dollar in bar und ein Unbekannter müsse sein Leben lassen. Zunächst scharwenzeln Norma (Cameron Diaz) und Arthur (James Marsden) ungläubig um das Kistchen herum, dann obsiegen jedoch Neu- und Geldgier. Als Arthur beginnt, dem Fremden nachzuspüren, nachdem dieser die Box wieder abgeholt hat, stößt er auf eine unheimliche Macht im Hintergrund, die womöglich indirekt etwas mit der Entsendung der Marssonde 'Viking' zu tun hat...

Richard Kelly macht wohl ein ähnliches Schicksal durch wie sein Kollege M. Night Shyamalan: Nach einem allerorten enthusiastisch zum Instant-Klassiker ausgerufenen Initiationsfilm genießen beide Autoren sozusagen kreative Narrenfreiheit, nur will unter zunehmendem Desinteresse entweder niemand mehr sehen, was sie fabrizieren oder das Publikum wendet sich im Nachhinein unverständig ab. Kelly scheint ja nun von der Apokalypse selbst besessen zu sein: Ständig müssen sich Kleinstadtmenschen in seinen Filmen ethisch orientierten Tests unterziehen, die irgendwelche übermächtigen Entitäten inszenieren und anordnen; unter Aufhebung jedweder physikalischen Schranken versteht sich. Die inhaltliche Prämisse mit dem Kistchen, das seinem "Mieter" eine hohe Geldsumme offeriert, so dieser nur bereit ist, einen unbekannten Menschen sterben zu lassen, stammt dabei nicht von Kelly, sondern von Richard Matheson bzw. dessen schon vor vierzig Jahren erschiener Kurzgeschichte "Button, Button". Die Fortführung der Story, in der eine scheinbar allmächtige Rasse von Aliens über das künftige Schicksal der sich als immer egozentrischer erweisenden Menschheit urteilt, ist indes auf Kellys Mist gewachsen. Die Frage danach, warum Fremde, die solch grausame Spiele treiben, überhaupt das moralische Recht zur Hybris haben, scheint mir allerdings nicht hinreichend konsequent zu Ende gedacht, ebensowenig wie die Tatsache, dass der - zumindest deutlich hervortretende - Bruch von der zunächst noch geheimnisvollen Mystery-Geschichte hin zur SciFi dem hypothetischen Kammerspiel "The Box" viel von seiner Faszination raubt.
Vielleicht wäre die Form des Kurzfilms in diesem Fall die bessere Wahl gewesen.

6/10

Apokalypse Richard Kelly Familie Richard Matheson Aliens


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HORSEMEN (JONAS ÅKERLUND/USA 2009)


"Come and see. Come and see... what?"

Horsemen ~ USA 2009
Directed By: Jonas Åkerlund


Der verwitwete Polizist Aidan Brslin (Dennis Quaid) findet vor lauter Arbeit keine Zeit mehr, sich um seine beiden Söhne Alex (Lou Taylor Pucci) und Sean (Liam James) zu kümmern. Aktuell macht ihm eine Gruppe von Serienmördern das Leben schwer, die sich offenbar an den Vier Reitern der Apokalypse orientieren und nebenher auf Suspensionsspiele stehen.

Furchtbar biederer Serienmörder-Quark, nach dessen sehr zweifelhaftem Genuss man Herrn Åkerlund wohl bescheinigen muss, doch nicht der Killer-Regisseur zu sein, den man nach "Spun" noch im Blick hatte. Wobei vermutlich weniger die eigentliche Regieleistung zu bemängeln ist als vielmehr die Tatsache, dass ein verantwortungsbewusster, zudem im Spielfilmfach sehr spärlich arbeitender Regisseur den Auftrag für einen derart unambitioniert erzählte Story überhaupt annimmt. An "Horsemen" ist nämlich rein gar nichts von Reiz, weder die mittlerweile tausendmal gesehene Moralistengeschichte, auf die am Ende natürlich alles hinausläuft, noch die alberne Vorgehensweise der "Horsemen". Wobei "Horsekids" sowieso ein treffenderer Titel gewesen wäre. Dass nebenbei noch ab der Hälfte des Films die am Schluss mit dem üblichen Tusch präsentierte Auflösung für den gewohnheitsmäßigen Beobachter kein Geheimnis mehr ist, passt da auch nur zum Gesamtbild.
Da sind mir ausgewiesene Wildsäue wie die "Saw"-Filme doch wesentlich lieber als dieser "Se7en"/"Kramer vs. Kramer"-Hybrid. Die haben wenigsten noch den Mut zum visuellen Grenzgang.

3/10

Serienmord Jonas Akerlund Chicago Teenager





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Funxton

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