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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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KRAMER VS. KRAMER (Robert Benton/USA 1979)



"I hate you!" - "And I hate you back, you little shit!"

Kramer Vs. Kramer (Kramer gegen Kramer) ~ USA 1979
Directed By: Robert Benton

Ted Kramer (Dustin Hoffman), New Yorker Werbedesigner auf dem Karrieretreppchen, wird urplötzlich von seiner Frau Joanna (Meryl Streep) verlassen. Den gemeinsamen serchsjährigen Sohn Billy (Justin Henry) lässt sie bei Ted zurück. Dieser hat fortan alle Hände voll zu tun, denn er muss sich um seinen Job und um Billys Erziehung und Versorgung kümmern. Ganz allmählich wachsen Vater und Sohn zusammen und aus der anfänglichen Zweckgemeinschaft wird ein taugliches Gespann. Bis nach eineinhalb Jahren Joanna wieder auftaucht, therapiert und geläutert, und das Sorgerecht für Billy einklagt...

Man muss sich eigentlich ja für gar nichts schämen, außer vielleicht, wenn man in der Frittenbude lautstark einen fahren lässt. AErgo gebe ich in nächster Zeit meinem unfixierbaren, inneren Drang nach, ein paar hübsch spießige Academy-Lieblinge und Jahresgewinner der Oscar-Historie zu begutachten. Mit "Ordinary People" hatte ich ja just bereits begonnen, etwas ungeplant noch. Dass ich die meisten jener Stinker gern bis sehr gern mag, ist meinem latent verborgenen Filmspießer- und Kleinbürgertum zuzuschreiben, dessen ich mich zu erwehren drangegeben habe. Echtes Qualitätskino, garantiert establishmentfreundlich und nach Hauptstrom gebürstet. Für manch einen selbstdeklarierten, echten Cineasten ein absolut blamables No-Go. Klar, der Scheiß kann schließlich höchstens Studiobosse, erzkonservative Hausfrauen, Senioren und Kurzsichtige begeistern, jeder wahre Kinofreund hat hier angewidert auszuspeien. Or at least that's what they say. Im Streit für die schlechte Sache nun also ein bisschen ökologisch fragwürdiges Weichspülkonzentrat.
Früher fand ich "Kramer Vs. Kramer" selbst immer ziemlich nervig, eben als so ein typisches Exempel für die Eierschaukelei Hollywoods. Mittlerweile schläft jener Rebell jedoch den Schlaf der Gerechten und ich kann mir freigemut eingestehen, dass mir Bentons Film sehr gut gefällt. Zumal hier jener Minimalmaskulinismus beschworen wird, der mal ganz kurz durch die Prä-Achtziger wehte. Auf einmal sollten und wollten Männer in ihrer Verletzlichkeit anerkannt werden, ruderten gegen Rollenzwänge und besaßen sogar noch die Unverfrorenheit, Mama zu spielen. Dustin Hoffman, der gerade selbst mitten in der Scheidung steckte, wird man selten besser erleben. Auch Meryl Streep nicht, die in geradezu rarer Form eine latente Diabolik heraufbeschwört, wenn sie vermittels selbsträsonistischer Emanzengerechtheit die gerade erst vervollkommnete Vater-Sohn-Beziehung zu sprengen sucht. Die Einstellungen, in denen sie geradezu stalkermäßig von hinter einem Caféfenster aus ihren Sohn bei Schulbeginn und -ende zu erspähen sucht, sind jedenfalls saubere Gänsehautspender, die man mit der stromlinienförmigen Actrice so nicht unbedingt assoziieren würde.
Dann all diese schönen Momente um Howard Keel als hartgesottenem irischen Scheidungsanwalt. Und die zwingende Geschlossenheit des Plots, mit French Toast (in der deutschen Fassung die allseits bekannten "Armen Ritter") als Leitmotiv. Und das Ganze ist eigentlich gar nicht so sehr zum Heulen oder gar tränenfördernd, sondern im Gegenteil in seinem unbeirrten Authentizitätsbestreben beispielhaft unterhaltsam.

9/10

Robert Benton Familie Scheidung Vater & Sohn Kind Freundschaft Courtroom New York Best Picture



Filmtagebuch von...

Funxton

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