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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE NIGHT OF THE HUNTER (Charles Laughton/USA 1955)


"It's a hard world for little things."

The Night Of The Hunter (Die Nacht des Jägers) ~ USA 1955
Directed By: Charles Laughton


Zur Zeit der Großen Depression begegnet der irrsinnige Wanderprediger und Frauenmörder Harry Powell (Robert Mitchum), als er wegen einer Lappalie ins Gefängnis muss, dem Räuber Ben Harper (Peter Graves). Dieser hat seine letzte Geldbeute bei seiner Frau Frau Willa (Shelley Winters) und den zwei Kindern John (Billy Chapin) und Pearl (Sally Jane Bruce) zurücklassen müssen. Powell erfährt davon und ermordet Ben im Schlaf. Nach seiner Entlassung bricht Powell über die verwitweten Harpers herein wie ein böser Sturm: Zunächst macht er sich Willa gefügig, um dann auch sie zu töten und quält und erpresst hernach die beiden Kinder, um von ihnen das Versteck des Geldes zu erfahren. Doch den beiden gelingt die Flucht und nach einer Zeit des Darbens gelangen sie in die Obhut der warmherzigen Rachel Cooper (Lilian Gish).

Nach dem Genuss von "The Night Of The Hunter", Charles Laughtons einziger Regiearbeit, bedaure ich jedesmal aufs Neue, dass der wohlbeleibte Brite nicht mehr Filme inszeniert hat. Doch sein Film dürfte insbesondere in Anbetracht des zeitgenösischen Kontextes, schlicht zu sperrig, zu gewagt und zu kunstambitioniert, - kurzum: zu anspruchsvoll für das damalige Publikum gewesen sein. Wie ein böser, schwarzromantischer Traum umfängt einen die finstere Atmosphäre dieser zutiefst säkularen Fabel, die Bigotterie und religiöse Naivität als uramerikanische Gesellschaftsprinzipien denunziert und einen gewissen arroganten, altweltlichen Blick auf die provinzielle Einfalt der US-Bürger wirft. Auch dies mit Sicherheit ein Grund für die damalige mangelnde Wertschätzung des Films. Doch schätzt und bewundert Laughton zugleich die geheimnisumwobene Naturwelt der Appalachen und des Ohio und lässt die Kamera symbolträchtige, nächtliche Bilder von exotischer Flaura und Fauna einfangen, die keinesfalls unbeabsichtigt auch die Seiten eines Märchenbuchs illustrieren könnten. Überhaupt wandelt sich die zunächst noch konventionell gehaltene Erzählung mehr und mehr zu einer sich bewusst selbst infantilisierenden, freudianischen Mär, die tief verwurzelte Kindheittraumata beschwört und Harry Powell mehr und mehr zu einem fast überirdischen Racheengel stilisiert. Da steckt trotz Mitchum mehr von einem "Wizard Of Oz" drin als etwa von einem "Cape Fear".
Ein Film wie kein zweiter.

10/10

Charles Laughton Fanatismus Erwachsenenmaerchen Great Depression Parabel


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SLEEPAWAY CAMP II: UNHAPPY CAMPERS (Michael A. Simpson/USA 1988)


"I'll camp until I die!"

Sleepaway Camp II: Unhappy Campers (Camp des Grauens 2) ~ USA 1988
Directed By: Michael A. Simpson


Nach einigen Jahren kehrt die zuletzt nicht eben bodenständige Angela (Pamela Springsteen), damals Baker, jetzt Johnson, generalüberholt und guten Mutes ins Camping-Milieu zurück. Die alten Geschichten um Camp Arawak haben sich mittlerweile selbst zur campfire tale entwickelt. Da verschwinden urplötzlich auch in Camp Rolling Hills die ersten Feriengäste spurlos. Eigentlich hätten sie von Angela heimgeschickt werden sollen, doch keiner ist zu Hause angekommen. Und was verbirgt die wiederum etwas frigide erscheinende Angela in ihrer so heißgeliebten, verlassenen Waldhütte?

Das Gesetz der Serie ist eines der obersten im Horrorgenre. Also erfuhr auch "Sleepaway Camp" irgendwann die unvermeidliche Ehre seines ersten Sequels. In Simpsons Fortsetzung, die dann auch aus ihrem bloßen numerischen Reihenstatus überhaupt keinen Hehl mehr macht und sich überhaupt eher parodistisch gibt, hat es lustige intertextuelle Verweise mit Reminiszenzen an andere Slasher-Serials und einen schier unglaublichen bodycount samt wiederum höchst origineller Mordideen. Auch das in den Achtzigern noch aktive brat pack hat es den Ersinnern des Films angetan: Fast sämtliche der Campbewohner tragen Vornamen der entsprechenden Protagonisten, von Rob über Mare und Demi bis hin zu Molly.
Das Schönste an Angela: Im Gegensatz zum Rest ihrer Zunft benötigt sie, schon aufgrund der ihr eigenen, felsenfesten Überzeugung von der moralischen Richtigkeit ihrer Aktionen, keine Maske; das scheinbar ewig lächelnde Engelsgesicht ist ihr Verschleierung genug. Die Gute wird in diesem Film übrigens von keiner Geringeren gespielt als von der Schwester des Boss' persönlich! Und auch aus der Abteilung "Whatever became to..." gibt's noch Erstaunliches: Walter Gotell, der in sechs Bond-Filmen den KGB-Chef General Gogol spielte, ist hier als Campleiter Onkel John (eine offensichtliche Analogie zu John Hughes) im Geschäft. Sehr witzige Kiste.

5/10

Feriencamp Slasher Independent Michael A. Simpson Sequel Splatter


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SLEEPAWAY CAMP (Robert Hiltzik/USA 1983)


"If she were any quieter, she'd be dead."

Sleepaway Camp (Blutiger Sommer - Das Camp des Grauens) ~ USA 1983
Directed By: Robert Hiltzik


Nach einem furchtbaren Unfall während ihrer Kindheit lebt die vierzehnjährige Angela (Felissa Rose) bei ihrer überkandidelten Tante Martha (Desiree Gould). Diese schickt Sohnemann Ricky (Jonathan Tierston) zusammen mit Cousine Angela ins Feriencamp Arawak. Das schüchterne, stille Mädchen sieht sich alsbald diversen Hänseleien und Anfeindungen der Gleichaltrigen ausgesetzt. Doch fällt jeder, der Angela zu nahe kommt, kurz darauf einem unappetitlichen Unfall zum Opfer - reine Zufälle oder garstige Mordattacken?

Das Ferienlager - nicht wegzudenkende, sozialkulturelle Institution innerhalb des pädagogischen Systems der USA und besonders in den seligen Achtzigern Gegenstand zahlloser Teeniekomödien, Busenlustspiele und natürlich Slasherfilme. Zur letzteren Kategorie zählt auch die kleine "Sleepaway Camp" - Trilogie, die jüngst nochmal einen kleinen Relaunch als DTV-Produktion erleben durfte. Nach "Friday The 13th" mitsamt seinen Fortsetzungen und "The Burning" bildet "Sleepaway Camp" den dritten der kleinen, großen Campslasher jener Tage. Das Whodunit-Prinzip, auf dem Hiltzik ein Mindestmaß an Spannung aufzubauen sucht, ist in diesem Falle im Grunde albern und bloße Makulatur. Selbstredend sind es neben den üblichen Späßen inmitten lustiger Neckereien und pubertärer Erotizismen die illustren Todes- bzw. Tötungsarten, die hier den vornehmlich reizvollen Rahmen bilden: kochende Suppe über den Wams, ein Hornissennest in einer zuvor sorgsam verschlossenen Toilettenkabine, ein nicht näher definierbarer Lockenwickler-Mord und ähnlich nette Scherze trugen "Sleepaway Camp" seinen zweifelhaften Ruhm ein. Was den Film jedoch letzten Endes und bekanntermaßen einzigartig macht, ist die absolut schockige Schlusseinstellung, die wirklich unvergesslich ist (ich weiß, wovon ich rede, sie geht mir seit rund 22 Jahren nicht aus dem Kopf) und für die Hiltzik ungelogen sein ganzes Können in die Waagschale warf.

6/10

Splatter Robert Hiltzik Slasher Feriencamp Independent


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THE HOUSE OF THE DEVIL (Ti West/USA 2009)


"Kill me - I'm just a messenger."

The House Of The Devil ~ USA 2009
Directed By: Ti West


Die Studentin Samantha (Jocelin Donahue) ist das Leben im Wohnheim leid und möchte endlich eine eigene Wohnung beziehen. Um diese zu finanzieren, bedarf es jedoch noch an etwas mehr Startkapital und so kommt ihr ein Jobangebot als Babysitterin gerade recht. Nach einem bereits sehr eigenartigen Einstellungsprocedere bei ihren Brötchengebern (Tom Noonan, Mary Woronov) angekommen, findet sie jedoch heraus, dass sie keineswegs ein Kleinkind, sondern eine mysteriöse alte Dame, die sich mutmaßlich in der oberen Etage aufhält, betreuen soll. Zaghaft und gegen erhöhtes Gehalt willigt sie ein und steckt schon bald ganz tief drin im Höllenpfuhl.

Guter Horror für meinereiner, der ich mir als eine meiner gruseligsten Visionen schon seit jeher fröstelnd vorstelle, wie unangenehm ich es fände, mich nächtens allein in einem knarrenden alten Haus zu wähnen, um dann verdächtige Geräusche aus einem anderen Stockwerk wahrzunehmen, die mir verraten: "Du bist hier drin gar nicht allein..."
Als kleiner fieser Hybrid aus "Rosemary's Baby", "TCM" und "When A Stranger Calls" geriert sich Ti Wests liebevoll arrangierte Hommage an das Genrekino der ausgehenden Siebziger und frühen Achtziger. Bereits die Credits sind mit entsprechender Synthie-Musik und eingefrorenen Titelframes scheinbar längst obsoleten Stilismen geschuldet, die allerdings im Jetzt gleich wieder taufrisch wirken. Retro ist eben immer chic. Das gilt weitgehend auch für "The House Of The Devil", der, wenn auch beseelt von bereits vielfach durchdeklinierten Versatzstücken, einige nicht zu unterschätzende Schockmomente bereithält und am besten im abendlichen Hause bei Kerzenschein genossen sein will.

8/10

Independent Hommage Ti West Retro


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SCHOCK (Mario Bava/I 1977)


Zitat entfällt.

Schock ~ I 1977
Directed By: Mario Bava


Einige Zeit nach dem Selbstmord ihres drogenabhängigen Mannes Carlo (Nicola Salerno) zieht seine Witwe Dora (Daria Nicolodi) zusammen mit dem gemeinsamen Sohn Marco (David Colin jr.) und ihrem zweiten Ehemann Bruno (John Steiner) wieder in das ehemalige Haus der Familie. Bereits wenige Tage nach ihrem Einzug beginnt Marco sich zunehmend seltsam zu verhalten und Dora wird von ihr unerklärlichen Schuldgefühlen gekoppelt mit geisterhaften Erscheinungen geplagt. Alles sieht danach aus, als sei Carlos rachsüchtiger Geist zurückgekehrt und fordere nun seinen späten Tribut.

Bavas letzter Film lässt sich nochmal als schöne Geisterbahnfahrt an und zieht diverse Register aus der Mottenkiste des Gruselkintopp. Daria Nicolodi, die zusammen mit John Steiner das Annorexie-Paar des italienischen Horrorfilms abgibt, ausnahmsweise in einer fragile Opferrolle zu sehen, ist recht wohltuend. Sonst gedachte ihr Exmann Dario Argento ihr ja stets ziemlich unappetitliche Todesszenen zu. Wobei, am Ende,... Doch ich möchte keinem den Spaß verderben. Abgesehen von der unablässigen Fähigkeit, pure Atmosphäre zu kreieren, ist von dem Bava der Sechziger nicht mehr viel zu spüren. Im Gegensatz zu den früheren, bald psychedelischen Farbenexplosionen sieht "Schock" beinahe blass aus. Einige Sequenzen wurden denn auch bereits von Sprössling Lamberto inszeniert, die Genrefackel sollte offenbar per weichem Übergang weitergereicht werden.
Ein ganz schönes Abschiedsgeschenk des Maestro, wenn auch kaum so unikal wie frühere Arbeiten.

6/10

Eurohorror Lamberto Bava Mario Bava Splatter


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DREAMCATCHER (Lawrence Kasdan/USA, AU 2003)


"I Duddits!"

Dreamcatcher ~ USA 2003
Directed By: Lawrence Kasdan


Seitdem die vier Freunde Henry (Thomas Jane), Jonesy (Damian Lewis), Beaver (Jason Lee) und Pete (Timothy Olyphant) vor zwanzig Jahren den geistig behinderten Jungen Duddits (Andrew Robb) vor einigen Schlägern gerettet haben, verfügen sie allesamt über telepathische Kräfte und eine mentale Verbindung zueinander. Ihr diesjähriger Jagdausflug wird überschattet von einem schweren Unfall Jonesys. Damit nicht genug werden sie, in den Wäldern von Maine angekommen, Zeugen einer außerirdischen Invasion. Das Militär stellt die Gegend unter Quarantäne und schlägt die Aliens zu großen Teilen zurück, eines jedoch, kryptisch "Mr. Gray" betitelt, verschmelzt sich mit Jonesy und will seine Mission unbedingt zu Ende bringen. Henry und der mittlerweile erwachsene Duddits (Donnie Wahlberg) sind die einzigen, die es aufhalten können.

Lawrence Kasdan scheint mit seiner King-Adaption nicht besonders glücklich zu sein; eine solch lange Regiepause wie seither hat er in seiner verhältnismäßig kurzen Karriere im Filmfach jedenfalls noch nie walten lassen. Allerdings äußern auch die Publikumsstimmen zu großen Teilen unmutig bis verärgert über den Film, wofür sich mir die Gründe jedoch verschließen. Ich muss gleich dazu einräumen, dass ich mir "Dreamcatcher" zum zweiten Mal angesehen habe, weil mich erst unlängst das unbestimmte Gefühl beschlich, ich hätte bei der Erstbetrachtung manches übersehen. Gesichert ist wohl, dass es sich nach (so man diesen fragwürdigen Terminus überhaupt bemühen möchte) 'allgemeinen Qualitätskriterien' um keinen ernstzunehmend guten Film, oder, pointierter gesagt, um eine verschenkte Chance handeln dürfte. Die äußeren Faktoren erschienen mir noch immer weitgehend stimmig - sieht man vielleicht von der Besetzung Morgan Freemans als durch schief aufgeklebte Theo-Waigel-Gedenkbrauen entstellter Militärhardliner ab - inhärent jedoch erweist sich der Film als zerfasernd und hilflos. Nach einem recht gelungenen Beginn, der sich spätestens mit der Einführung der Kampfeinheit in weite Strecken der Substanzlosigkeit veabschiedet, erfahren wir, dass die schleimigen E.T.s bereits seit Dekaden immer wieder versuchen, die Erde zu erobern, dank der US-Streitkräfte aber stets erfolglos und vor allem unbemerkt (!) in ihrem Tun blieben. Es schließt sich eine überaus konventionelle SciFi-Invasionsstory an, bei deren Beschau man ncht von ungefähr daran denken muss, dass Kasdan einst das Script zu "Return Of The Jedi" verfasst hat. Selbst die durch Bildverschiebungen eingeleiteten Szenenwechsel rufen eher Assoziationen zum "Star Wars"-Franchise denn zum kammerspielartigen Prolog des Films. Dieses waghalsige Amalgam geht dann auch nicht auf. Kasdan scheint irgendwann einfach den Faden verloren und nicht mehr wiedergefunden zu haben. Schade, denn es bleiben immer noch diverse unbestreitbar schätzenswerte Ansätze.

6/10

Militaer Monster Lawrence Kasdan Stephen King Aliens


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THE COUNTESS (Julie Delpy/F, D 2009)


"Look at me - I'm old and ugly."

The Countess (Die Gräfin) ~ F/D 2009
Directed By: Julie Delpy


Nach dem Tod ihres Mannes (Charly Hübner) verguckt die wohlhabende ungarische Gräfin Erszébet Báthory (Julie Delpy) sich in den wesentlich jüngeren Istvan Thurzo (Daniel Brühl), anstatt dem profitorientierten Werben seines Vaters Gyorgy (William Hurt) nachzugeben. Jener vereitelt die Liebschaft zwischen der Gräfin und seinem Sohn, indem er diesen des Landes verweist und jeden Briefkontakt verhindert. Erszébet verzweifelt darüber und glaubt, ihres Alters wegen verschmäht worden zu sein. Dieser Wahn gipfelt schließlich in ihren legendären Bluttaten: Zahllose Jungfrauen müssen ihr Blut hergeben, damit die Gräfin Bathóry ihren manischen Traum von ewiger Jugend aufrechterhalten kann. Einige Jahre später sorgt Istvan selbst, im Auftrage seines rachsüchtigen Vaters, für ihre Verhaftung.

Böse Zungen könnten Julie Delpy unterstellen, in eine mittelschwere Lebenskrise geraten zu sein, dass sie ausgerechnet die historische Gestalt der Erszébet Báthory benutzt, um ein feministisches Pamphlet um Selbstbestimmung und die Emanzipation von tradierten Werten zu erstellen. Sie selbst scheint keine unwesentlichen Probleme damit haben, ihre unzweifelhaft makellose Schönheit in die Jahre kommen zu sehen, anders kann ich mir ihre hängeäugige Darstellung jedenfalls nicht erklären. Ich muss allerdings zugeben, mir ein etwas "historischeres", um nicht zu sagen ausufernderes Porträt dieser schillernden Gestalt erhofft zu haben und nicht so sehr ein intimes, vor Schwermut triefendes Frauendrama. So sind die besten Momente des Films tatsächlich jene wenigen, in denen er sich der naturalistischen Darstellung der bluttriefenden Gräueltaten der Bathory widmet. Die durch die Delpy versuchte Ehrenrettung ihrer Person, unabhängig davon, ob sie nun fünfzig oder zweihundert Mädchen geschächtet hat, erschien mir jedenfalls unpassend, um nicht zu sagen: gewagt. Davon abgesehen stieß mir persönlich die Grundperspektive des Films auf als entschieden zu aufgesetzt-feminin. Leider mittelschwer enttäuschend. Dann lieber doch nochmal die Hammer-Version mit Ingid Pitt.

4/10

Madness period piece Julie Delpy Historie


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CONSTANTINE (Francis Lawrence/USA, D 2005)


"That's called pain. Get used to it."

Constantine ~ USA/D 2005
Directed By: Francis Lawrence


Der Magier John Constantine (Keanu Reeves), in dessen Adern ein Teil Dämonenblut fließt, genießt in der Stadt der Engel einen respektablen Ruf als Exorzist. Als er auf die Polizistin Angela Dodson (Rachel Weisz) trifft, deren Zwillingsschwester Isabel just Selbstmord begangen haben soll, stößt Constantine auf eine metaphysische Verschwörung mit himmlischer und höllischer Beteiligung. Da er selbst sich soeben der Diagnose stellen muss, in Kürze an Lungenkrebs zu sterben, die richtige Gelegenheit, zwei Fliegen mit einer klappe zu schlagen.

Angefixt durch die aufgefrischte Lektüre des wunderbaren "Hellblazer"-Sechsteilers "Dangerous Habits" von Garth Ennis entschloss ich mich, auch die Verfilmung der Reihe nochmal zu schauen. Dass DC grundätzlich die schlechteren Adaptionen ihrer Comics (von der löblichen Ausnahme "Watchmen" selbstredend abgesehen) verzeichnet als die Konkurrenz von Marvel, ist bereits eine obsolete Tatsache - und "Constantine" bildet da keine Ausnahme. Schon die Entscheidung, den unerlässlichen Handlungsschauplatz London gegen Los Angeles zu substituieren und aus dem Erzlimey Constantine einen Amerikaner zu machen, darf unumwunden als Sakrileg bezeichnet werden, da hilft auch die gemeinhin tadellose Visualisierung nicht mehr viel. Die oftmals so protestreich kommentierte Besetzung des Titelcharakters durch Keanu Reeves finde ich da vergleichsweise unproblematisch, wenn die Idealbesetzung auch garantiert eine andere gewesen wäre - Peter Mullan etwa hätte sämtliche Erfordernisse mitgebracht. Aber den kennen eben nicht so viele und besonders die weibliche Anhängerschaft seiner Person dürfte sich vergleichsweise in Grenzen halten. Doch sei's drum; müßige Spekulation. "Dangerous Habits", von dem der Film zu großen Teilen zehrt, beinhaltet die Geschichte von Coinstantines Lungenkrebs und wie er ihn mit unfreiwilliger Hilfe der höllischen Dreifaltigkeit besiegt. Das Finale des Kinostücks gestaltet sich freilich etwas anders, um nicht zu sagen, als ein weiterer Verrat an der Sache: Der Comic-Constantine zündet sich nach vollendetem sting standesgemäß erstmal eine Silk Cut an, sein Kino-Pendant steigt auf Kaugummi um. But that's just Hollywood - a betrayer of itself.

5/10

Los Angeles Francis Lawrence Engel Satan Magie Comic DC Comics


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WHEN A STRANGER CALLS (Fred Walton/USA 1979)


"Have you checked the children?"

When A Stranger Calls (Das Grauen kommt um 10) ~ USA 1979
Directed By: Fred Walton


Die junge Babysitterin Jill (Carol Kane) wird bei der abendlichen Arbeit telefonisch von einem Unbekannten (Tony Beckley) belästigt, der ihr sukzessiv zunehmend Angst macht. Als Jill klar wird, dass der Unhold sich im gleichen Haus aufhält wie sie, ist es bereits zu spät: Die von ihr betreuten, zwei kleinen Kinder wurden grausam abgeschlachtet. Sieben Jahre später flieht der sich als englischer Einwanderer namens Curt Duncan entpuppte Mörder aus der forensischen Klinik und nähert sich nach unerbittlicher, aber zunächst erfolgloser Verfolgung durch den Privatdetektiv Clifford (Charles Durning) erneut der mittlerweile selbst zur Familienmutter herangereiften Jill.

"When A Stranger Calls" reiht sich ein in die Welle der durch inflationär heruntergekurbelte und häufig nutzlose Remakes "honorierten" Klassiker des Horrorfilms bzw. Psychothrillers. Derzeit aktuellster Verteter dürfte wohl "The Stepfather" ein. Wenn diese Neuverfilmungen ein Gutes haben, dann, dass sie an die Existenz der u.U. zu lange vernachlässigten Originale erinnern. So geschehen in diesem Fall, bei dem ich zunächst einmal recht erstaunt feststellen musste, dass es noch überhaupt keine deutschsprachige DVD davon gibt. Sollte mal flugs geändert werden, Waltons Film kann sich nämlich nach wie vor durchaus sehen lassen. Teilweise wirkt es, als habe er geradezu beispielhaft Suspense erzeugen wollen, und stellt etwa auf der Musikspur (Dana Kaproff) Unglaubliches an, um mit Erfolg eine wirklich nervenzerrende Spannung zu erzeugen. Leider macht die Geschichte in ihrer Gesamtheit einen recht unbeholfenen Eindruck und kann sich des Verdachts nicht erwehren, einzig als gut neunzigminütiges Alibi für die immehin formidabel inszenierte Eingangssequenz zu fungieren. Der Killer bekommt ein - für diese Filmära recht ungewöhnliches - heterogenes Wesen verpasst, so dass er trotz seiner Greueltat zu Anfang des Films zu einem fast Mitleid evozierenden psychisch Kranken wird. Das Finale, das wiederum eine großartige Einstellung beinhaltet, schlägt dann einen radikalen Haken zurück zum Slasherfilm und lässt "When A Stranger Calls" auf koventionelle Weise enden. Alles andere wäre vermutlich auch als allzu eigensinnig durchgegangen.

7/10

Fred Walton Madness Suspense


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THE FINAL DESTINATION (David R. Ellis/USA 2009)


"That's a lot of tampons for one woman."

The Final Destination (Final Destination 4) ~ USA 2009
Directed By: David R. Ellis

Ein Crash auf einer Stockcar-Rennstrecke fordert über fünfzig Todesopfer, nicht jedoch den übersinnlich begabten Nick (Bobby Campo), seine Freunde und ein paar weitere glückliche Individuen, die rechtzeitig aus dem Zuschauerbereich verschwinden. Doch wie ihre Vorgänger müssen auch Nick und Co. lernen, dass sich der Sensenmann höchstens mal kurzfristig ins Handwerk pfuschen lässt.

Putzig, wie kollegial sich die beiden Regisseure James Wong und David R. Ellis die Klinke in die Hand reichen, um jeweils abwechselnd ein weiteres Kapitel ihrer blutigen Katastrophenchronik aufzuschlagen. "Final Destination", dessen vierter Serienbeitrag im Original durch das schlichte, vorgestellte Artikelchen "The" ergänzt wurde (vielleicht stehen uns originellerweise ja bald auch "The Saw" oder "The Halloween" ins Haus?), bedeutet ja seit jeher eine recht extreme Art cineastischen Katastrophentourismus'.
Das konzeptionelle Rezept wurde für diesen Film erwartungsgemäß in keinster Weise modifiziert, abgesehen von der ohnehin stets nur minimal variierten Ausgangssituation, dem publikumsfreundlichen Herunterstutzen der Laufzeit auf knappe 80 Minuten und natürlich der ursprünglich bereits für den vorigen Teil vorgesehenen Anwendung der 3D-Technik. Unter heimformatiger Aussparung derselben erweist sich Ellis' Film als relativ wenig sensationell und glänzt wie stets einzig durch die bunte Zurschaustellung möglichst unangenehmer, grotesker Todesarten - mein Liebling ist freilich die Poolszene. Muss jetzt, da ich daran denke, schon wieder lachen. Darüberhinaus habe ich mir vorgenommen, die ersten drei Filme mal wieder aufzufrischen. Ja, dies ist eine Drohung.

6/10

Splatter 3-D David R. Ellis Sequel





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