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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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A NIGHTMARE ON ELM STREET (Wes Craven/USA 1984)


"THIS is God!"

A Nightmare On Elm Street (Nightmare - Mörderische Träume) ~ USA 1984
Directed By: Wes Craven


Die in der Elm Street im beschaulichen Städtchen Springwood lebenden Teenager werden von grauseligen Träumen geplagt, in denen ihnen ein durch Verbrennungen entstelltes Monster mit Rasierklingenhandschuh nachstellt. Als die verstörte Tina (Amanda Wyss) im Schlaf und in der Gegenwart ihres Freundes (Jsu Garcia) von einem scheinbar unsichtbaren Mörder regelrecht abgeschlachtet wird, ist klar, dass es sich keinesfalls um normale Albträume handelt. Die Polizistentochter Nancy (Heather Langenkamp) forscht nach - bei dem Traumdämon handelt es sich offenbar um den früheren Kindermörder Freddy Krueger (Robert Englund), den die besorgten Eltern der Elm Street in einem Akt der Selbstjustiz verbrannt haben und der sich der Welt der Teenagerträume bemächtigt hat, um sich so posthum zu rächen.

Einer der einflussreichsten Horrorfilme der achtziger Jahre und wahrscheinlich Wes Cravens wichtigste Arbeit. Noch bevor John Hughes mit seinen Teenie-Versteher-Filmen Fuß fassen konnte, präsentierte Craven sich im Rahmen dieses einst als 'klein' wahrgenommenen Genrestücks als der wahre Definierer von teenage angst: Die intimste und unkontrollierbarste Bewusstseinsphäre, der Traum, wird zum Infiltrationsobjekt des Killers - eine ganz neue, intelligente Perfidie im Slasherfilm. Während die bis dato aktiven Schlitzer, mochten sie auch durchaus hartnäckig vorgehen, jeweils auf ihren irdischen, zumeist auf bestimmte Orte begrenzten Aktionsradius angewiesen waren, hatte Freddy Krueger ihnen neben seiner teuflischen Gerissenheit noch etwas weiteres Entscheidendes voraus: Eine territoriale Flucht vor ihm war garantiert unmöglich, denn schlafen - und damit träumen - muss irgendwann jeder. Cravens minderjährige Hauptfiguren kämpfen dabei keinesfalls ausschließlich gegen den Traumdämon, sondern zudem gegen ihre Angst vor dem Erwachsenwerden (über die schrecklichen Ereignisse bekommt Nancy irgendwann graue Strähnen und stöhnt: "Oh, God. I look 20 years old.") und vor allem gegen ihre absolut unverständigen Eltern, die nicht nur letzten Endes für die ganze Misere verantwortlich sind, sondern sich durch nunmehr durch völlig kontraproduktives Verhalten zwischen Desinteresse, Ignoranz und Alkoholismus gar ihrer Verantwortung entziehen. Für diese wortwörtlich albtraumhafte Mär findet Craven betörend phantasievolle Bilder und beweist, zu dieser Zeit eine Rarität, dass er die morbide Poesie, die dem Horrorfilm wesentlich innewohnt, absolut begriffen hat.
Meisterwerk.

10/10

Wes Craven Monster Splatter Traum Slasher Teenager Freddy Krueger


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DEAD OF NIGHT (Basil Dearden, Alberto Cavalcanti, Robert Hamer, Charles Crichton/UK 1945)


"Just room for one inside, sir."

Dead Of Night (Traum ohne Ende) ~ UK 1945
Directed By: Basil Dearden/Alberto Cavalcanti/Robert Hamer/Charles Crichton


Der Architekt Walter Craig (Mervyn Johns) folgt einer Einladung aufs ländliche Gut der Familie Foley. Bereits als er dort ankommt, beschleicht ihn das unweigerliche Gefühl eines Déjà-vu, das sich kurz darauf zur bedrohlichen Gewissheit manifestiert: Genau dies ist das Szenario, das Craig allnächtlich in einem wiederkehrenden Albtraum verfolgt und von dem Craig nurmehr weiß, das es schrecklich endet. Im Salon der Foleys befinden sich sechs Personen, die angespornt von Walters Traumschilderung, jeweils eine Geschichte um ihnen widerfahrene, übernatürliche Ereignisse berichten: Ein Rennfahrer (Anthony Baird) entrinnt wegen einer Vision knapp dem Tode, ein junges Mädchen (Sally Ann Howes) begegnet dem Geist eines ermordeten Kindes, eine Dame (Googie Withers) schenkt ihrem Verlobten (Ralph Michael) einen von ihm Besitz ergreiffenden, verfluchten Spiegel, zwei Golfspieler (Basil Radford, Naunton Wayne) entscheiden ihre Rivalität um eine weibliches Begierdeobjekt (Peggy Bryan) per Rasenmatch übervorteiltem Rasenmatch, das in Selbstmord und Geisterspuk gipfelt, die Puppe eines Bauchredners (Michael Redgrave) entwickelt ein unheimliches Eigenleben.

"Dead Of Night" wird in den meisten Aufzählungen der großen klassischen Horrorfilme als der chronologisch letzte vor einer langen Pause genannt, die dann erst gegen Mitte der fünfziger Jahre ihr Ende fand. Der Grund dafür dürfte im Zweiten Weltkrieg zu finden sein, der bekanntermaßen auch eine kulturelle Schneise schlug und für das Publikum fordernde oder makabre Werke, darunter freilich das Horrorgenre, aufgrund der in der Realität gemachten Erfahrungen keinen Platz mehr ließ. Dieses Gemeinschaftsprojekt von vier englischen Regisseuren, deren Segmente auf Kurzgeschichten-Vorlagen beruhen, stellt insofern einen echten Genremarkstein dar, der sich aufgrund seiner zahlreichen Qualitäten umso prägnanter gestaltet. Nicht nur, dass "Dead Of Night" den wahrscheinlich den letzten denkwürdigen Episoden-Horrorfilm darstellte bis die Amicus den Faden wiederaufnehmen sollte, sein besonders in der Rahmenhandlung um George Craig illustriertes Spiel mit Realitätsbrüchen hinterlässt eine nach wie vor beunruhigende Wirkung. Hinzu kommen diverse gestalterische Aspekte, die sich wiederum besonders in den surrealen Momenten gegen Ende des Films als vorzüglich arrangiert erweisen.
Stets aufs Neue ein berückend schönes und geschlossenes Erlebnis.

9/10

Episodenfilm England Surrealismus Basil Dearden Alberto Cavalcanti Robert Hamer Charles Crichton Schwarze Komödie


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LAKE PLACID (Steve Miner/USA 1999)


"It's impossible. Asia. How would he get here?" - "Obviously some asshole in Hong Kong flushed him down the toilet."

Lake Placid ~ USA 1999
Directed By: Steve Miner


Als ein Taucher von der Forstbehörde in einem namenlosen See (der ursprünglich Lake Placid getauft werden sollte, bis man feststellte, "dass der Name bereits vergeben" ist) in Maine in zwei Hälften zerrissen und in seinem Leib ein großer Reptilienzahn gefunden wird, sollen neben dem örtlichen Sheriff Keough (Brendan Gleeson) auch der Forstbeamte Jack Wells (Bill Pullman), die Paläontologin Kelly Scott (Bridget Fonda) und diverse Polizisten nach der Ursache für den Unfall fahnden. Zu der Gruppe gesellt sich noch der exzentrische Mythologieforscher und Krokodilexperte Hector Cyr (Oliver Platt). Tatsächlich entpuppt sich ein gigantisches Krokodil, das üblicherweise von einer älteren, am See wohnenden Dame (Betty White) mit frischen Rindern versorgt wird, als verantwortlich für den Tod des Tauchers. Nach weiteren Zwischenfällen ist man sich uneins, ob das Monster getötet oder gefangen werden soll, findet jedoch eine allseits befriedigende Lösung...

Herrliche Monsterkroko-Farce von Steve Miner, der gegen Ende der Neunziger eine Minirenaissance mit dem von Kevin Williamson gescripteten "Halloween"-Relaunch "H20" und dem vorliegenden Film erleben durfte, nachdem er in der Folge seiner ersten paar Genrefilme kurzzeitig im Sumpf der TV-Serials verschwunden war. Möglicherweise hat er dort aber auch etwas gelernt, denn sein in "Lake Placid" jederzeit spürbarer Enthusiasmus ist förmlich überwältigend. Der ganze Film kommt, rein strukturell betrachtet, unpassend fröhlich und aufgeweckt daher und wirkt im Kontrast zu seinen durchaus bedienten Gattungsmechanismen eher wie eine von lauter Charakterköpfen bevölkerte Screwball Comedy. Am Ende fügt sich das Ganze dann aber zu einem wunderbar experimentellen Unikat, das zudem reichhaltig die Zuschaueraugen belohnt mit gleißend bunten, von geradezu phantastischem Naturlicht bestrahlten Aufnahmen der kanadischen Wildnis. Tierhorror für cineastische Gourmets.
Außerdem gewinnt "Lake Placid" meinen persönlichen Preis für den am witzigsten eingeläuteten Abspann des Jahrzehnts: Nachdem der wunderhübsche und - natürlich - unvermeidliche und deshalb umso witzigere Abschluss-Cliffhanger mit Betty White abgespult ist, wird zu den Schlusscredits ein Truck eingeblendet, der das betäubte Zehn-Meter-Krokodil notdürftig zugedeckt und festgeschnallt über den Highway transportiert. Dazu läuft kein geringerer Song als Bob Marleys astronomisches "Is This Love". Olympiaklasse, sage ich da nur.

8/10

Tierhorror Monster Screwball Farce Krokodil Steve Miner


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28 DAYS LATER (Danny Boyle/UK 2002)


"OK, Jim. I've got some bad news..."

28 Days Later ~ UK 2002
Directed By: Danny Boyle


28 Tage nachdem eine Gruppe Ökoterroristen unfreiwillig für die Verbreitung eines von Wissenschaftlern gezüchteten "Wut-Virus" gesorgt hat, erwacht der junge Londoner Jim (Cillian Murphy) aus einem Unfallkoma. Zunächst verwirrt über die scheinbar entvölkerte Großstadt trifft er bald auf die ersten Infizierten, die sich in einem Stadium hirnloser Raserei befinden sowie die beiden Flüchtlinge Selena (Naomie Harris) und Mark (Noah Huntley). Nachdem auch Mark dem Virus zum Opfer gefallen ist, schließen sich Jim und Selena mit dem freundlichen Frank (Brendan Gleeson) und seiner Tochter Hannah (Megan Burns) zusammen, um nach Manchester zu fahren, von wo aus ein Dauersignal per Funk abgestrahlt wird. An dessen Quelle angekommen erwartet sie keinesfalls die versprochene Rettung.

Stark von Romero und dessen "Dead"-Zyklus sowie von seinem "The Crazies" und Gilliams "Twelve Monkeys" inspirierte Überarbeitung des Zombiefilms. Diverse Motive daraus werden, neben dem Überbau der hochansteckenden Seuche und der daraus resultierenden Quarantänemaßnahmen wieder aufgegriffen und/oder offen zitiert: Das Belagerungsthema, die seltsame Mischung aus Freiheit und Isolation der Überlebenden im Angesicht der hinweggerafften Menschheit, ihr situativ rationalisiertes Plünderungsverhalten, Militarismus als Versuch der Zivilisationswahrung. Danny Boyle findet mit der Unterstüzung seines Autors Alex Garland (dessen Roman "The Beach" Boyle zuvor verfilmt hatte) zu seiner alten Form zurück, lässt wieder die Finger vom epischen Scope und arbeitet diesmal ganz reduziert mit DV, was ihm teilweise ausnehmend beeindruckende Bilder ermöglicht und den Film als originäres Genreprodukt durch den seltsam artifiziellen Look sogar für naserümpfende Arthouse-Apologeten goutierbar macht. Tatsächlich handelt es sich wohl um seinen mit Abstand besten Film seit "Trainspotting", da, obgleich Boyle mittlerweile eine klare, spezifische Handschrift als auteur entwickelt hat, es ihm hier zugleich gelingt, sich von sich selbst zu emanzipieren. Ein Genrefilm, dazu einen wie erwähnt relativ gering budgetierten und von einer solch begnadeten visuellen Inspiriertheit zehrenden, hätte anno 02 sicherlich nicht unbedingt jeder von Danny Boyle erwartet.

8/10

Apokalypse England Danny Boyle Splatter Virus London Zombies Alex Garland


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THE KEEP (Michael Mann/USA 1983)


"What's all the shooting in the village, huh?"

The Keep (Die unheimliche Macht) ~ USA 1983
Directed By: Michael Mann


Rumänien, 1941: Wehrmachtsoffizier Woermann (Jürgen Prochnow) will eine seltsame Bergfeste in den Karpathen in Beschlag nehmen, da in der Gegend dem Vernehmen nach Partisanen am Werk sind. Obwohl die Soldaten eindringlich gewarnt werden, vergreifen sie sich an den silbernen Artefakten in der Burg und entfesseln eine tödliche Macht unbekannten Ursprungs. Bald darauf trifft auch eine SS-Kompanie unter der Führung des gestörten Major Kaempffer (Gabriel Byrne) in dem Dorf ein, die das in Verbindung mit den ünbernatürlichen Ereignissen stehende Ableben diverser Soldaten untersuchen soll. Just imselben Moment wird in Griechenland ein seltsamer Mensch names Trismegestus (Scott Glenn) auf die freigewordenen Energien aufmerksam...

Was Michael Mann mit seinem zweiten abendfüllenden Werk wirklich im Sinn hatte, lässt sich angesichts dieses nurmehr existenten Fragments von einem Film kaum mehr nachvollziehen - in jedem Fall liest man ja viel an später Ehrenrettung über "The Keep"; dass er ursprünglich eine Länge von über drei Stunden gehabt haben und wesentlich aufschlussreicher gewesen sein soll, dass die Paramount wild darin herumgeschnippelt und von Manns ursprünglicher Vision nichts mehr übriggelassen habe etc. pp. Tatsache ist aber doch, dass man zumindest in den meisten Fällen von selbst von Studioseite verstümmmelten Werken noch zumindest rudimentär etwas von dem basalen Potenzial erahnen kann, das ihnen einst innewohnte. Im Falle "The Keep" aber geht das nicht. Die seltsamen, manchmal schönen, zumeist jedoch zwischen den zwei Polen 'kryptisch' und 'albern' dargereichten Bilder werden mehr durch die sphärische Musik von Tangerine Dream zusammengehalten als durch die (nunmehr?) brüchige, inkonsistente Narration. Zunächst ist man angesichts der auf der Besetzungsliste stehenden Namen noch angetan von dem, was Mann an darstellerischer Größe für seinen Film aufgetan hat, dann jedoch erlebt man vornehmlich wildes Chargieren und großflächige Ratlosigkeit, selbst auf Seiten gestandener Mimen vom Schlage eines Ian McKellen. Das Ganze lässt sich zwar durchaus noch anschauen (am besten vermutlich unter Einfluss bewusstseinserweiternder Substanzen), zumal unter dem Label eines der gegenwärtig wohl weltbesten Filmemacher; auf der anderen Seite jedoch lässt sich mutmaßen, dass, wäre dies kein Film von Michael Mann, er heute wohl bestenfalls unter Kuriositätensammlern einen Namen genösse.

5/10

WWII Nationalsozialismus Michael Mann Monster


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FRIGHT NIGHT (Tom Holland/USA 1985)


"All they want to see nowadays are slashers, running around in ski masks, hacking up young virgins. "

Fright Night (Die rabenschwarze Nacht) ~ USA 1985
Directed By: Tom Holland


Neben dem ordinären Vorort-Teenager Charley Brewster (William Ragsdale) zieht ein unheimlicher Typ namens Jerry Dandridge (Chris Sarandon) mitsamt seinem Faktotum (Stepghen Geoffreys) ein. Es fällt Charley nicht schwer, in dandridge einen Vampir zu erkennen, der bereits für mehrere Morde in der Gegend verantwortlich ist und wegen seiner Entdeckung nun auch Charley bedroht. Mit der zaghaften Hilfe des abgehalfterten Gruselfilmstars Peter Vincent (Roddy McDowall) zieht Charley in den Kampf gegen den bösen neuen Nachbarn, der zudem Charleys Freundin Amy (Amanda Bearse) entführt hat.

Ein sehr schönes Beispiel für den vermeintlich zwangsjuvenilisierten klassischen Horrorfilm der achtziger Jahre. Als Reaktion auf den Maskenmörderwahn versuchte man, selbst auf gezielte Studioinitiativen hin, das jugendliche Publikum, also jenes, für das Horrorfilme in erster Instanz gemacht werden, zurück in die Kinos zu locken, indem man klassische Monsterstoffe wie eben den des Vampirs in einen semiernsten Kontext einband und ihn ergänzend mit den Problemen und Nöten der zeitgenössischen Jugend verknüpfte. Charley Brewster ist ein absoluter Durchschnittsjunge, nicht sonderlich hübsch, mit einem ansatzweisen Mutterkomplex behaftet (seine Mum (Dorothy Fielding) ist alleinerziehend) und voll überschüssigem Testosteron, das er bei seiner puritanisch erzogenen Freundin par tout nicht loswird. Sein Antagonist Dandridge indes markiert nicht irgendeinen Gegner, sondern nichts weniger als Charleys ultimative Nemesis: Ein Frauenheld, auf attraktive Weise älter, erfahren und mit dem gewissen überheblichen Killerfunkeln im Auge, das die Damen unweigerlich über die Bettkante zieht. Charleys Aggressionen konzentrieren sich demnach wesentlich weniger auf die Tatsache, dass sein Nachbar ein Monster ist denn auf den Umstand, dass selbiger scheinbar unendlich viele Freischüsse genießt.
Besonders toll an "Fright Night" sind die heute noch rundum beeindruckenden Latexeffekte. Holland fährt die beeindruckendsten Vampirgebisse auf, die man je gesehen hat und die "Schmelzszenen" der drei Monster evozieren nach wie vor höchste Verzückung. Toll.

7/10

Teenager Monster Tom Holland Vampire


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WAXWORK II: LOST IN TIME (Anthony Hickox/USA 1992)


"A kiss at the point of death is more pleasurable than the most intense orgasm imaginable..."

Waxwork II: Lost In Time (Spaceshift - Waxwork 2) ~ USA 1992
Directed By: Anthony Hickox


Mark (Zach Galligan) und Sarah (Monika Schnarre) haben den Kampf gegen Lincoln und seine Monster gewonnen, doch die Hand einer der Kreaturen verfolgt Sarah bis nach Hause und erwürgt ihren Stiefvater (George "Buck" Flower). Da Sarah die Hand im Müllzerkleiner zerhäckselt, fehlt ihr vor Gericht jeder Beweis, die Tat nicht selbst begangen zu haben. Mark kommt auf die Idee, erneut eine Reise in die Dimensionen anzutreten, um dort nach Beweisstücken für Sarahs Unschuld zu suchen. Zusammen geraten die beiden in das Paralleluniversum Cartagra, in dem sämtliche Gruselgeschichten zum Leben erwacht sind und der Kampf Gut gegen Böse ewig währt.

Ganze vier Jahre nach "Waxwork" stellte Hickox das Sequel her, das sich ganz unbedarft vornehmlich auf die jüngeren Genreklassiker stützt, wo der erste Teil noch mehr im Schwarzweißmilieu der alten Universal-Filme daheim war. "The Haunting", "Dawn Of The Dead" und "Alien" werden zitiert, die Kernepisode gegen Ende versucht dann jedoch durch Eigenständigkeit zu glänzen und entwirft ein frühmittelalterliches Szenario um den bösen Scarabis (Alexander Godunov), der niemand geringerem an den Kragen möchte als König Artus (John Ireland) persönlich.
Man möchte meinen, Hickox habe, besonders in Anbetracht der zeitlichen Distanz zwischen beiden Arbeiten, aus den Schwächen des Vorgängers gelernt, doch weit gefehlt. Abgesehen davon, dass das Produktionsdesign der Fortsetzung hier und da wirkungsvoller, weil sorgfältiger arrangiert ausfällt, suhlt sich auch dieses wieder in einer hoffnungslos unpassenden Langsamkeit, die sich wohl einzig dadurch erklären lässt, dass Hickox selbst das gemächliche Erzähltempo bevorzugt. Weiterhin sollte man, vorausgesetzt man gehört zu jener glücklichen Sorte Filmeschauer, die des Ausblendens mächtig sind, niemals bestimmte Logikfragen stellen, denn auch mit deren Beantwortung lässt Hickox uns ziemlich allein auf weiter Flur.
Da reißen die wiederum liebevollen Arrangements sowie der starke Auftritt von Bruce Campbell glücklicherweise vieles wieder raus.

5/10

Artussage Splatter Zombies Anthony Hickox Independent Sequel Monster


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WAXWORK (Anthony Hickox/USA 1988)


"Would you like... a closer look?"

Waxwork (Reise zurück in der Zeit) ~ USA 1988
Directed By: Anthony Hickox


Der sinistre Mr. Lincoln (David Warner) hat vor vielen Jahren einen Teufelspakt geschlossen und versucht diesen nun mithilfe seines Wachsfigurenkabinetts einzulösen. In diesem sind 18 wohlbekannte Horrorszenarien nachgestellt, bei denen allerdings teilweise noch die Opfer fehlen. Diese organisiert Lincoln, indem er unwissende Teenager in sein Haus einlädt und sie durch ein Dimensionstor in die jeweils nur scheinbar wächserne Szene stößt. Der verwöhnte Teensnob Mark (Zach Galligan und seine Freundin Sarah (Deborah Foreman) kommen Lincoln auf die Schliche und sagen ihm mithilfe von Marks Patenonkel Sir Wilfred (Patrick Macnee) den Kampf an.

Die Idee, den klassischen Monsterheroen durch ihre Wiedervereinigung eine besondere Reminiszenz zu erweisen ist fast so alt wie die ersten Laemmle-Produktionen für die Universal. Auch in den Achtzigern ließ Fred Dekker mit seiner "Monster Squad" ein entsprechendes Vehikel auf sein Publikum los; "Waxwork" gliederte sich in ebenjene Schiene monströser Klassenfilme ein. Nacheinander begegnen die teenage heroes bzw. victims dem Wolfsmenschen (John Rhys-Davies), dem Grafen Dracula (Miles O'Keefe), der Mumie (Paul Badger), den lebenden Toten sowie einem äußerst peitschfreudigen Marquis de Sade (J. Kenneth Campbell) und schlagen diese mal mehr, mal minder erfolgreich zurück.
"Waxwork" steckt einerseits voller witziger und guter Einfälle, deren Umsetzung andererseits jedoch an einem schlechten Gespür für timing krankt. Man erahnt angesichts der diversen Gags, dass Hickox neben einer recht blutrünstigen Bebilderung seiner Mär auch einen slapstickhaften Duktus im Sinn hatte, dem aber durch eine teils unpassend gemächliche und allzu gedehnte Narration sowie eine für diese Prämisse viel zu niedrige Schnittfrequenz eine adäquate Realisation verwehrt blieb. Schade, meint man doch permanent, das unausgeschöpfte Potenzial des Films förmlich zu riechen.

5/10

Vampire Mumie Werwolf Monster Marquis de Sade Independent Anthony Hickox Splatter


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THE FLY (David Cronenberg/CA, USA 1986)


"I was not pure."

The Fly (Die Fliege) ~ CA/USA 1986
Directed By: David Cronenberg


Der exzentrische Wissenschaftler Seth Brundle (Jeff Goldblum) hat die Möglichkeit der räumlichen Teleportation entdeckt. Kurz nachdem er sein Geheimnis der Journalistin Veronica (Geena Davis) offenbart hat, gelingt es ihm darüberhinaus, organische Materie zu transportieren, wo zuvor nur der Transfer toter und synthetischer Stoffe möglch war. Ein leicht alkoholisiertes Selbstexperiment endet fatal: Von Brundle unbemerkt setzt sich eine Stubenfliege mit in einen der Transmitter, die genetischen Informationen von Mensch und Fliege vermischen sich. Nach und nach verwandelt er sich in erschütternder Weise.

Der ihn stets bewegenden Frage, was denn nun eigentlich die 'Poesie des Fleisches' ausmache, spürt Cronenberg auch in diesem Remake des gleichnamigen SciFi-Klassikers von Kurt Neumann nach und hievt damit die einst so naiv erzählte Gruselstory auf seine ganz persönliche Plattform des 'organischen Horrors'. In beinahe schmerzhaft perfekter Inszenierung zeigt der Filmemacher uns den Weg in eine andere Daseinsform, die letzten Endes nur deshalb nicht weiterexistieren darf, weil ihre Präsenz in unserer angepassten Gesellschaft nicht geduldet und als abstoßend empfunden würde. Brundles Reaktion auf Veronicas geplante Abtreibung des geimnsamen Babys ist hingegen vielleicht die humanste, die er während des gesamten Films an den Tag legt. Insofern bietet sich im Hinblick auf "The Fly" ferner ein Diskurs zur Erläuterung dessen an, wo wahre Menschlichkeit beginnt und wo sie endet.
Eine ganze Palette affektiv schürbarer Emotionen wird von Cronenberg bedient: Abscheu, Humor, Trauer, Mitleid. Wer nicht zumindest schlucken muss angesichts des fatalistischen Endes, in dem Brundle, verschmolzen mit seiner eigenen Apparatur zu einem grotesken Maschinen-Mensch-Hybriden, dem endgültigen technokratischen Albtraum, einsieht, dass es für ihn endgültig keinen Platz mehr gibt in dieser Welt, in dessen Brust kann kein Herz schlagen.

10/10

Transgression Mutant Insekten Mad Scientist Technokratie David Cronenberg Splatter Monster


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URBAN LEGENDS: FINAL CUT (John Ottman/USA 2000)


"O.J. left more blood than that on the Bronco."

Urban Legends: Final Cut (Düstere Legenden 2) ~ USA 2000
Directed By: John Ottman


Die Filmhochschülerin Amy Mayfield (Jennifer Morrison) möchte unbedingt den begehrten Hitchcock-Award gewinnen, der dem Studenten, der den besten Abschlusfilm des Jahres vorlegen kann, winkt. Ein hochdotiertes Stipendium und eine Eintrittskarte nach Hollywood sind die attraktiven Begleiterscheinungen des Preises. Als Thema für ihr Werk wählt Amy die vertuschten Ereignisse vom Pendleton-College, bei denen sich ein Mörder urbaner Mythen bediente und diese dann an realen Opfern durchexerzierte. Doch, o Graus, schon bald wird auch Amys Crew von einem irren Maskenkiller dezimiert...

Abgesehen von einer wirklich unangenehmen und wunderbar fies inszenierten ersten Mordszene bleibt John Ottmans "Urban Legend" - Sequel auf dem Teppich jedweder Genre-Gesetzmäßigkeiten, wobei die selbstreflexive Grundidee schlicht von "Scream III" abgekupfert wurde, in dem eigentlich exakt dasselbe geschieht. Andererseits geht der Plagiatsvorwurf als nützlicher Kritikaspekt natürlich vollkommen an sämtlichen Slasherprämissen vorbei, erst recht so viele Jahre, nachdem diese Art Film aus ihrer popkulturellen Taufe gehoben wurde. Schenken wir ihn uns also. Dennoch - mit "Urban Legends: Final Cut" gibt es bloß eine weitere überraschungsfreie Fortsetzung, in der schlussendlich nur zwei Dinge von Interesse sind: Der jeweils nächste Mord bzw. dessen Durchführung und die Identität bzw. Motivlage des sich erst am Schluss zu erkennen gebenden Täters. Dass die Scriptautoren offenbar schon mal was von Godard und Truffaut gehört haben und gern mit Begrifflichkeiten wie Mise-en-scène und Cinéma vérité um sich werfen, verhindert ferner auch nicht die notwendige Entlarvung des Umstandes, dass das ganze Ding mit all seinen teils abenteuerlichen Einfällen für den schnellen Dollar heruntergekurbelt wurde. Immerhin ist es auch nicht schlechter als das Original.

5/10

College Film im Film Madness Sequel Slasher Splatter John Ottman





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Funxton

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