Zum Inhalt wechseln


Herr Settembrini schaltet das Licht an

Oberlehrerhafte Ergüsse eines selbsternannten Filmpädagogen

Foto

Fontane Effi Briest


Rainer Werner Fasbinder gehört zwar nicht unbedingt zu meinen Lieblingsregisseuren, sicherlich aber zu den bedeutendsten deutschen Regisseuren, und wenn eine solche Größe sich dann noch eines Meisterwerks des von mir hoch geschätzten Theodor Fontane annimmt, dann ist das natürlich ein Film, den ich sehen mußte; dies um so mehr, weil ich bisher nur eine Verfilmung von Effi Briest zu sehen bekommen habe, ein 50er-Jahre-Filmchen mit Ruth Leuwerik, das sogar noch kitschiger ist als es der Titel Rosen im Herbst schon befürchten läßt und Fontane überhaupt nicht gerecht wird - da hoffte ich natürlich, daß Fassbinder es deutlich besser gemacht hat.
Und ich hoffte nicht vergebens.Fontane Effi Briest oder Viele, die eine Ahnung haben von ihren Möglichkeiten und ihren Bedürfnissen und trotzdem das herrschende System in ihrem Kopf akzeptieren durch ihre Taten und es somit festigen und durchaus bestätigen ist eine sehr werkgetreue, wenn auch nicht leicht zugängliche Verfilmung: eigentlich sollte man gar nicht so sehr von Verfilmung sprechen, sondern eher von einem "visuellen Lesen", das Fassbinder mit dem Roman betreibt, denn er verzichtet nicht nur auf dramaturgische Zuspitzungen, sondern arbeitet auch mit einem Off-Erzähler, von dem man Sätze hört, die direkt aus dem Roman übernommen sind, mit Inserts und Weißblenden. An sich alles Dinge, die ich bei Romanverfilmungen nicht besonders schätze. Aber das erstaunliche daran - und daran zeigt sich eben auch die Größe Fassbinders - ist der Umstand, daß das funktioniert. Es funktioniert z.B. deshalb, weil oftmals die Sätze des Erzählers eben nicht einfach das Bild beschreiben, sondern zu diesem oft sogar in einem Spannungsverhältnis stehen. Es funktioniert aber auch, weil das Thema der einengenden gesellschaftlichen Konventionen großartig im Bild umgesetzt wird, die Figuren (nicht nur Effi, auch Instetten und die anderen Charaktere) wirken wie in einem Käfig Eingesperrte, und daher ist in diesem Film auch nur wenig Raum für Bewegungen der Kamera. So zeigt Fassbinder seine Protagonistin als Opfer der Verhältnisse, aber eben auch, daß ihr die Kraft fehlt, wirklich aus diesen auszubrechen (wobei sie darin freilich nicht die einzige ist). Es sei eingestanden: Fontane Effi Briest ist durch seinen Stil ein sperriger Film, der es dem Zuschauer nicht gerade einfach macht. Das sehe ich aber durchaus positiv, denn Effi Briest ist kein gefälliger Roman. Eine Verfilmung darf es daher auch nicht sein.


Foto

This Is Not a Film


Der iranische Regisseur Jafar Panahi, dessen Filme den iranischen Machthabern wohl schon seit Jahren ein Dorn im Auge sind, wurde 2010 zusammen mit anderen Dissidenten verhaftet und schließlich im Dezember desselben Jahres zu sechs Jahren Gefängnis und zwanzig Jahren Berufsverbot verurteilt.

In This Is Not a Film (bzw. Dies ist kein Film) reflektiert Panahi über seine Situation wie auch über das Filmemachen generell. Der Film, der keiner sein darf, wirkt zunächst wie eine Art Videotagebuch: eine starre Kamera beobachtet Panahi in seiner Wohnung bei seinen verschiedenen Tätigkeiten bzw. der erzwungenen Untätigkeit. Der Zuschauer wird Zeuge nur scheinbar harmloser, alltäglicher Momente, aber auch eines Gespräches, das Panahi mit seiner Anwältin führt, wobei es um sein Berufungsverfahren geht: sie warnt ihn schin vor, daß in solchen Berufungsverfahren die Urteile der ersten Instanz bestätigt oder abgemildert, aber nie vollständig aufgehoben würden.

Später spricht Panahi dann mit seinem Kollegen Mojtaba Mirtahmasb (der dann wohl auch hinter der Kamera steht) über die Filmarbeit, wobei Ausschnitte aus seinen Filmen gezeigt werden, und erzählt das Drehbuch eines geplanten Films, an dessen Realisierung er vom Regime gehindert wurde. Schließlich unterhält er sich noch mit einem jungen Mann, der in dem Wohnblock die Mülltüten wegbringt und hält am Ende einige Momente auf der Straße, wo offenbar gerade Ausschreitungen stattfinden, fest.

This Is Not a Film ist mit einfachsten Mitteln realisiert und wirkt - was bei einem solchen Film, mit dem Panahi natürlich auch versucht, sein Berufsverbot geschickt zu unterlaufen, in der Natur der Sache liegt - recht improvisiert und unstrukturiert, vielleicht auch unausgewogen. Dabei fängt er sehr direkt Panahis zwischen verhaltener Hoffnung und Verzweiflung schwankende Stimmung fest, wobei der Film aber trotz der bedrückenden Situation, aus der heraus er entstanden ist, niemals wehleidig wirkt. Wenn Panahi freilich den nicht gedrehten Film beschreibt, dann verlangt das dem Zuschauer ein recht hohes Maß an Konzentration und Imagination ab; sofern das gelingt, sind diese Schilderungen fraglos recht interessant. Letztlich ist This Is Not a Film zum einen ein (Selbst-)Porträt, ein Film über das Filmemachen an sich, vor allem aber ein Dokument über gesellschaftliche Repression und ihre zerstörerischen Auswirkungen - aber auch über die Auflehnung dagegen durch ein kreatives künstlerisches Schaffen. Indem man als einfacher Filmzuschauer diesen Film sieht und darüber spricht, kann man - vielleicht - ein wenig die künstlerischen und demokratischen Kräfte in ihrem niemals endenden Kampf mit den repressiven Kräften unterstützen.

(Im Oktober 2011 hat das Berufungsgericht sowohl die sechsjährige Haftstrafe als auch das 20jährige Berufsverbot bestätigt.)


Foto

Filme, die ich toll finde, obwohl ich zunächst (starke) Vorbehalte hatte


In diesem Tagebucheintrag soll es um Filme gehen, die mich auf sehr positive Weise überrascht haben. Ich könnte ebenso sagen: Filme, gegen die ich starke Vorbehalte hatte, denen ich reserviert gegenüber stand, denen ich mit einer gehörigen Portion Skepsis begegnete oder: Filme, die ich eigentlich nicht mögen wollte.
Damit greife ich einen Aspekt auf, der in einer kürzlichen Diskussion anklang. Zunächst will ich aber noch etwas weiter ausholen und ein paar Anmerkungen über die Voreingenommenheit, mit der man Filme sieht, anbringen. Ich hatte kürzlich durchblicken lassen, daß ich manche Filme mehr oder weniger voreingenommen sehe. Das war natürlich blöd ausgedrückt, denn ich hätte richtiger schreiben sollen, daß ich eigentlich jeden Film auf irgendeine Weise voreingenommen sehe, und ich wage sogar zu behaupten: bei anderen Zuschauern dürfte das ganz ähnlich aussehen.
Denn was heißt es denn umgekehrt, einen Film wirklich ganz unvoreingenommen zu sehen? Das läuft eigentlich auf die völlige Unkenntnis über den Film hinaus. Das wäre am ehesten bei einem Filmfestival möglich, wenn man sich etwa mit Freunden trifft und mit diesen zusammen einen Film sieht, den die Freunde ausgesucht haben, von dem man selbst aber rein gar nichts weiß (und auch keinen der daran beteiligten Filmschaffenden kennt). In jedem anderen Fall dürfte dagegen schon eine Erwartungshaltung - und sei sie noch so vage - vorhanden sein, und damit auch eine Art von Voreingenommenheit. Manchmal sind diese Erwartungen äußerst vage (so habe ich mir schon Berlinale-Filme ausgesucht, weil mir ein Foto im Programmheft gut gefallen hat), in anderen Fällen hingegen sehr konkret, doch vorhanden sind sie nahezu immer. Solche Erwartungen sind sicherlich eine wesentliche Stütze des Starsystems (Liv Ullmann erwähnt in ihrem Buch Wandlungen eine Frau, die bei Dreharbeiten in Amerika fragte, wer der Star des Films sei, und auf die Antwort "Liv Ullmann" erwiderte: "Kenne ich nicht. Das kann kein guter Film sein."), aber auch bei Regie-verliebten Cineasten bilden sich im Laufe der Zeit bestimmte Erwartungen heraus, und dies umso mehr, je homogener das Gesamtwerk eines Regisseurs ist. Einerseits ist natürlich eine umfassende Werkkenntnis eine ausgezeichnete Voraussetzung, um auch einem neuen Werk (und seinen einzelnen Aspekten) gerecht zu werden, andererseits kann es auch geschehen, daß ein für seinen Regisseur eher untypischer Film (Scorseses Hugo Cabret oder Chaplins Die Nächte einer schönen Frau wären gute Beispiele für solche untypischen Filme) gerade bei den treuesten Anhängern seines Regisseurs einen schwereren Stand hat als bei solchen Zuschauern, die vorher noch gar nichts von dem betreffenden Regisseur gesehen haben.
Kurzum, es ist äußerst schwierig, einen Film wirklich unvoreingenommen zu sehen, denn die Erwartungen, mit denen man ihn sieht, werden etwa von den folgenden Faktoren beeinflußt:

- welche Filme des Regisseurs man schon kennt (und wie sie einem gefallen!)
- was für Rezensionen man zuvor schon gelesen hat (und von welchen Rezensenten)
- was man sonst noch vom Inhalt des Films erfahren hat

Natürlich gibt es noch zahlreiche andere Faktoren (das Mitwirken geschätzter oder ungeliebter Darsteller, Vorlieben für und Abneigungen gegen bestimmte Genres...). Auch totale Ahnungslosigkeit kann zur Voreingenommenheit führen, etwa dann, wenn jemand noch nie ein klassisches Musical gesehen hat und trotzdem meint, genau zu wissen, was ein solches auszeichnet. Gerade solche Erwartungen lassen sich aber auch (durch's einfach Anschauen!) am einfachsten zertrümmern, solange der Musical-Neuling sich in seine Vorurteile nicht so sehr verliebt hat, daß er den eigentlichen Film gar nicht mehr wahrnimmt.

Nach diesem allgemein gehaltenen Teil werde ich nun etwas persönlicher werden: für Erwartungshaltungen und manchmal auch Vorurteile, wie oben geschildert, bin ich auch anfällig, trotz ernsthafter Bemühungen, es nicht zu sein. Es gibt dabei die positiven Vorurteile (ein Woody-Allen-Film hat eigentlich immer erst mal einen gewissen Sympathiebonus, und ich mag die meisten, die ich gesehen habe, obwohl nüchtern betrachtet nur recht wenige als wirklich großartig oder gar meisterhaft bezeichnet werden können), gelegentlich aber auch die negativen (wenn Mel Gibson Regie führt, bin ich erst mal mißtrauisch...).
Das heißt aber nicht, daß ich die Filme meiner Lieblingsregisseure automatisch toll fände - sie müssen mich vielmehr mit jedem Film von neuem überzeugen, und das gelingt nicht immer (so gibt es Filme von Hitchcock oder Bergman, die ich für mehr oder weniger mißlungen halte), und umgekehrt bekommen auch Filme, gegen die ich Vorbehalte habe, trotzdem eine Chance, und es ist keineswegs so, daß ich einen Film nach unliebsamen Dingen absuche und dann irgend etwas finde, das ich in die nächstbeste Schublade schiebe. Wenn dies so wäre, dann hätten manche Filme ja gar keine Chance gegen meine skeptischen Erwartungen. Tatsächlich kommt es aber immer wieder vor, daß auch solche Filme tatsächlich ihre Chance nutzen, und um solche soll es hier gehen (wobei ich nicht verschweigen möchte, daß der umgekehrte Fall viel häufiger vorkommt: daß Filme sich als große Enttäuschung erweisen, wobei das Wort Ent-Täuschung allerdings ja schon etwas darüber aussagt, daß man zuvor eben einer Täuschung erlegen ist).

Nun will ich aber einfach mal einige dieser Filme nennen. Vermutlich gibt es noch wesentlich mehr davon, aber nicht bei allen kann ich mich im Rückblick noch an meine (negativen) Erwartungen erinnern, weil diese von den Filmen selbst hinweggefegt worden sind. Erinnern kann ich mich aber immerhin an folgende Beispiele:

Fight Club: Was für Vorbehalte ich da eigentlich hatte, weiß ich schon lange nicht mehr, aber ich weiß noch recht sicher, daß ich mir vorab nicht viel vom Film versprach. Inzwischen gehört er schon lange zum erlauchten Kreis meiner 100 Lieblingsfilme.

Supervixens: Ich hatte vorher noch nichts von Russ Meyer gesehen und war fest überzeugt, daß der Film bei mir Abscheu und Empörung auslösen würde. Denkste. Seit Supervixens schaue ich immer mal wieder gern in das großbusige Meyer-Universum hinein.

Titanic: An sich mag ich weder Liebesfilme noch Katastrophenfilme besonders, also hielt ich es für ausgemacht, daß ich die Kombination von beidem erst recht nicht mögen würde. Nachher habe ich mich dann geärgert, den nicht im Kino gesehen zu haben...

Marokko: Nur aus filmhistorischem Interesse sah ich mir diesen Film an, dessen Inhaltsangabe mich übelsten Kolportagekitsch erwarten ließ. Tatsächlich wird hier aber in vollendeter Künstlichkeit eine eigene Welt erschaffen, deren Reiz ich mich keineswegs entziehen kann.

Get Carter: Ein kino.de-User, dessen Auffassung nur selten mit der meinen übereinstimmte, hatte den zum einen gelobt und zum anderen in einem Atemzug mit Point Blank genannt, mit dem ich tatsächlich nicht so richtig etwas hatte anfangen können. Dementsprechend skeptisch sah ich mir diesen Film an, doch tatsählich hat er mich nicht nur ungemein gefesselt, sondern auch berührt.

Spider-Man: Comicverfilmungen sind eigentlich nie so recht mein Fall gewesen, schon gar nicht solche der Marvel-Comics. Spider-Man (und der vielleicht noch bessere Spider-Man 2, der dritte ist dann leider hoffnungslos überladen) stellt aber die große Ausnahme von dieser Regel dar.

Wie gesagt: die Liste ist sicherlich nicht vollständig, aber vielleicht fallen mir ja noch weitere Beispiele ein. Eventuelle Kommentatoren sind indes herzlich eingeladen, Filme zu nennen, mit denen es ihnen so ähnlich erging.


Foto

The Life and Death of Colonel Blimp


"Colonel Blimp" ist, um dies für Leser, deren Vertrautheit mit dem Englischen ebenso gering ist wie die meine, gleich vorwegzunehmen, ein englischer Ausdruck für einen alten Oberst, eine Person dieses Namens kommt im Film keineswegs vor. Dieser erzählt vielmehr die Lebensgeschichte des englischen Offiziers Clive Wynne-Candy, der 1902 nach Berlin fährt, um dort (auf eigene Faust) etwas gegen anti-britische Propaganda zu unternehmen, wobei er sich so in Schwierigkeiten bringt, daß er sich duellieren muß, weil sich ein Ulanenregiment von ihm beleidigt fühlt; dabei geht das Duell mit dem ihm als Gegner zugeteilten Offizier Theo Kretschmar-Schuldorff jedoch nicht nur recht glimpflich über die Bühne, sondern begründet sogar eine Freundschaft mit Kretschmar-Schuldorff, die über die Jahrzehnte hinweg Bestand hat.
Der Film hat bei mir einen etwas ambivalenten Eindruck hinterlassen. Die erste Stunde des (rabiat gekürzten und nun erstmals seit Jahrzehnten wieder in seiner vollständigen Länge zu sehenden) Films zog sich für mich elend in die Länge, was vor allem an einer Erzählweise lag, die ich als unnötig weitschweifig, um nicht zu sagen, umständlich empfand, auch wenn es durchaus manche gelungene Szenen gab. Außerdem fand ich Wynne-Candy als Figur nicht interessant genug, um einen Film von über zweieinhalb Stunden Länge zu tragen.
Die zweite Hälfte gefiel mir allerdings deutlich besser. Die Freundschaft der beiden Männer, die besonders am Ende des Ersten Weltkriegs einer schweren Bewährungsprobe ausgesetzt ist, als Kretschmar-Schuldorff tiefe Verbitterterung über die deutsche Niederlage empfindet, rückt nun stärker ins Zentrum des Films, und mit ihr auch Kretschmar-Schuldorff, den ich als Figur deutlich interessanter fand und dem auch die meisten der wirklich eindringlichen Szenen zufallen.
In seiner Haltung und Aussage wirkt der Film dabei auch ein wenig ambivalent. Einerseits betont er die Notwendigkeit des Kampfes gegen die Nazis (und er läßt dies Kretschmar-Schuldorff aussprechen, der seinem alten Freund sagt, daß dies kein Gentleman-Krieg sei, sondern ein Überlebenskampf, der um jeden Preis gewonnen werden müsse), stellt andererseits aber gerade einen Deutschen vor, der durchaus Sympathieträger (und entschiedener Hitlergegner) ist, zeichnet also ein differenziertes Bild von "den Deutschen" (was Churchill gar nicht gern sah, er fand, der Film schade der Moral der britischen truppen) - und er macht deutlich, daß Wynne-Candy mit seinen Vorstellungen von einem mit geradezu sportlicher Fairness geführtem Krieg von der Zeit überholt worden ist, ohne aber seine Sympathie für diese Haltung zu verleugnen.
Letztlich also ein interessanter Film, wie bei Powell und Pressburger gewohnt gut fotografiert, der meine sehr hohen Erwartungen aber doch nicht so recht einlösen konnte, dafür verlor er sich für meinen Geschmack auch zu oft in Nebensächlichkeiten. Irgendwo las ich kürzlich, der Film gelte als "der britische Citizen Kane"; also das ist nun wirklich maßlos übertrieben, denn er bleibt sowohl von der inhaltlichen Komplexität als auch der Bilderfülle und dem formalen Einfallsreichtums des Welles-Meisterwerks weit entfernt (obwohl ich die Übergangsszenen, die das Vertreichen der Jahre darstellen, filmisch sehr gelungen fand). Alles in allem doch eine leichte Enttäuschung, was aber auch mit den sehr hohen Erwartungen meinerseits zusammenhängt.


Foto

Lieblingsschauspielerinnen


Eine Liste von Schauspielern, die ich besonders gern auf der Leinwand sehe, hatte ich ja schon vor einigen Tagen in meinem Filmtagebuch präsentiert und versprochen, eine Damenliste folgen zu lassen. Nun ist es so weit.
Grundsätzlich könnte ich meine Vorrede zu den männlichen Kollegen übernehmen, muß aber noch ergänzend hinzufügen, daß ich bei den Darstellerinnen wesentlich größere Probleme hatte, eine Auswahl zu treffen. Woran das liegt, weiß ich auch nicht, aber trotzdem ist es so. Nur bei zwei Namen war ich mir von Anfang an sicher, daß sie auf die Liste gehören, nämlich bei Jodie Foster und Audrey Hepburn. Dann gingen aber schon die Probleme los: es gibt Darstellerinnen, die ich in einer bestimmten Rolle ganz toll fand, aber einfach in zu wenigen Filmen gesehen habe, um mir sicher zu sein, daß sie generell zu meinen Lieblingsschauspielerinnen gehören. Dann gab es eine Darstellerin, die ich anfangs gar nicht auf der Rechnung hatte, bis mir auffiel, daß ich doch so einige ihrer Filme sehr mag, was dann wohl kein Zufall sein kann. Und so weiter, und so fort. Kurz gesagt, es war sehr schwierig, mich für zehn Damen zu entscheiden (ich habe auch noch ganz kurzfristig die Liste geändert), doch das Ergebnis sieht letztlich so aus:

Ingrid Bergman
Catherine Deneuve
Marlene Dietrich
Jodie Foster
Audrey Hepburn
Diana Rigg
Emma Thompson
Ingrid Thulin
Liv Ullmann
Kate Winslet


Foto

Osterprogramm


Ein kurzer Überblick darüber, was ich vom Osterprogramm (einschließlich Karfreitag) im Fernsehen mitgenommen habe:

Henri 4
Heinrich Mann hat das Leben des französichen Königs Henri IV., der im Verlauf seines Lebens insgesamt fünfmal (!) die Konfession wechselte, wobei seine letzte Konversion zugleich die wichtigste war, in einem zweiteiligen Roman von insgesamt 1500 Seiten Länge dargestellt. Dabei hat Mann zum einen ein komplexes Porträt vom Charakter Henris und seiner Zeit gezeichnet; sein Roman hat aber noch eine zweite Ebene, die auf die (damalige) Gegenwart verweist: so erinnert der Terror der Katholischen Liga im ersten Teil des Romans durchaus gewollt an den nationalsozialistischen Terror, und gegen Ende des zweiten Bandes entwirft Mann die Vision eines friedlich vereinten Europas.
Die Verfilmung eines so vielschichtigen und umfassenden Werkes kann eigentlich gar nicht gutgehen. Insofern ist es wenig überraschend, daß Henri 4 als Literaturverfilmung nicht überzeugt: von der Komplexität und den verschiedenen Ebenen der Vorlage ist im Film nicht mehr viel übriggeblieben, und deutlich mehr als für die Anstrengungen des Königs, sein Land zu einen und zugleich die rechtliche Stellung der Hugenotten zu verbessern, interessiert sich der Film für Henris Bettgeschichten, die bei Mann zwar auch vorkommen, die aber im Roman bei weitem nicht so viel Gewicht haben wie im Film. Es ist wohl gut, daß Heinrich Mann diesen Film nicht mitansehen mußte.
Aber selbst wenn man jeden Gedanken an die Buchvorlage ausblendet, ist Henri 4 immer noch Lichtjahre von einem gelungenen Film entfernt. Jo Baier ist an sich ein Fernsehregisseur, und das sieht man seinem Film auch deutlich an, und gelegentliche Kamerafuchteleien können kein Gefühl von großem Kino erzeugen, sondern entlaven die biedere Fernsehbildästhetik nur um so deutlicher. Der Schnitt wiederum hat mich ebensowenig überzeugt wie die Darsteller, die teilweise aus der Royal Overacting Company zu stammen scheinen, und die Sexszenen stellen selbst für diesen Film bemerkenswerte Tiefpunkte dar. Die letzte Stunde des Films ist zwar etwas erträglicher ausgefallen als die vorangegangenen, ändert aber auch nichts mehr am totalen künstlerischen Fehlschlag. Ein furchterregend schlechter Film.

Der Brief für den König
ist dagegen eine schöne Adaption des berühmten Jugend- und Abenteuerromans von Tonke Dragt. Der junge Tiuri wird ausgerechnet in der Nacht, die seinem Ritterschlag vorausgehen soll, von einem Fremden dringend um Hilfe gebeten und erhält den Auftrag, dem König des Nachbarlandes eines wichtigen Brief zu übergeben - was aber mit vielfachen Gefahren verbunden ist. Der Film kommt zwar nicht so ganz an das Buch heran, aber gerade nach der Erfahrung vom Vortag freute mich das makellose filmische Handwerk, das ihn auszeichnet, noch mehr als dies normalerweise schon der Fall gewesen wäre.

Avatar
Eigentlich mag ich Filme, die Real- und Animationsfilm miteinander kombinieren, nicht besonders, und ich meine mich zu erinnern, daß dies der Hauptgrund dafür war, daß ich Avatar im Kino ignoriert habe. Daran gewöhnte ich mich allerdings recht bald, was sicherlich auch an der mehr als nur bemerkenswerten technischen Qualität der Animationsszenen liegt, die durchaus als bahnbrechend bezeichnet werden können.
Trotzdem dauerte es doch sehr lange, bis der Film wirklich mein Interesse geweckt hatte: Avatar steckt sowohl inhaltlich als auch visuell voller typischer Cameron-Motive, die Cameron aber in seinen früheren Filmen auch schon mal interessanter gestaltet hat. Letztlich erinnert Camerons Science-Fiction-Ökomärchen stark an die Pocahontas-Geschichte, aber auch an Der Wüstenplanet und manche Western wie etwa Der mit dem Wolf tanzt, und was er mit vielen dieser Geschichten gemeinsam hat, ist auch, daß erst ein Repräsentant der in der Geschichte agierenden Großmacht kommen muß, um den Freiheitskampf der Ureinwohner anzuführen. Das ist dann doch bedauerlich, weil das doch so ziemlich die konservativste Perspektive ist, aus der man eine solche Geschichte erzählen kann, und wirklich geweitet wird der Blick (des Zuschauers) auf diese Weise wohl kaum. Letztlich also ein technisch perfekter Film mit einem recht simplen und konventionell gestrickten Plot. Ähnliches könnte man zwar über einen Film wie Abyss auch sagen, der hat mir aber trotzdem besser gefallen. Der kommerziell erfolgreichste Cameron-Film ist also, zumindet meiner Meinung, ganz bestimmt nicht der beste.


Foto

Lieblingsschauspieler


Ich hatte ja vor einiger Zeit schon mal versprochen, hier im Filmtagebuch meine Lieblingsschauspieler aufzulisten, und nun ist es so weit. Ich fange mit den Herren an, eine Damenliste wird demnächst folgen, allerdings fällt es mir da schwerer, sie zusammenzustellen.
Eigentlich hatte ich vorgehabt, zu jedem Darsteller ein paar Sätze zu schreiben, aber wie so oft hat auch diesmal meine Faulheit über alle guten Vorsätze gesiegt. Daher ein paar allgemeine Worte: ich mache ja kein Geheimnis draus, daß ich Filme eher nach ihren Regisseuren als ihren Darstellern aussuche. Das spiegelt sich auch in der Darstellerliste ein wenig wider, weil zumindest einige der Genannten eng mit dem Werk von Lieblingsregisseuren verbunden sind. Und ähnlich wie bei Filmen oder Regisseuren gibt es auch bei Schauspielern jene, die ich zwar sehr respektiere, ohne sie aber im eigentlichen Sinn zu meinen Lieblingsdarstellern zu zählen, woraus sich das Fehlen manches wichtigen Namens erklären mag.

So viel zur Vorrede, und hier nun meine zehn Lieblingsschauspieler:

Humphrey Bogart
Charlie Chaplin
Cary Grant
Anthony Hopkins
Ben Kingsley
Peter Lorre
Toshirō Mifune
Michel Serrault
James Stewart
Orson Welles


Foto

Die Frau in Schwarz


Der junge, seit der Geburt seines Sohn verwitwete Anwalt Arthur Kipps soll sich um eine Nachlaßangelegenheit kümmern und für ein Haus, das in der Nähe eines ungastlichen Dorfes auf einer kleinen Insel im Watt, die nur bei Ebbe zugänglich ist, liegt, einen neuen Käufer finden. Dabei geht es auch für Kipps um viel, den sein Chef gibt ihm deutlich zu verstehen, daß er nicht mehr weit vom Rauswurf aus der Kanzlei entfernt ist. Doch nach seiner Ankunft wird Arthur alles andere als freundlich empfangen, hat bald erschreckende Erscheinungen und stößt auf ein grausiges Geheimnis...
Die Frau in Schwarz ist ein im durchaus positiven Sinn altmodischer Horrorfilm. Regisseur James Watkins setzt nicht auf spektakuläre Schockeffekte, sondern auf Atmosphäre und klassische Genrezutaten wie das wenig einladende Dorf, ein unheimliches Spukhaus, bedrohliche Geräusche und das regelmäßige Erscheinen der titelgebenden Frau in Schwarz. Das funktioniert auch weitgehend, und mitunter gelingen Watkins wirklich beklemmende Momente: so gleich zu Beginn, wenn drei spielende Mädchen in einem Kinderzimmer zu sehen sind, die plötzlich in einer Art von Trance zu den Fenstern gehen, diese öffnen und hinausspringen. So stark wie diese Eröffnungssequenz ist der Film zwar nicht durchgehend, und insgesamt fand ich die erste Hälfte etwas gelungener als die zweite, doch alles in allem ist Die Frau in Schwarz ein sehr atmosphärischer und recht spannender Film, und auch Daniel Radcliffe macht seine Sache in seinem ersten Nach-Harry-Potter-Film recht ordentlich; getragen wird der Film aber vor allem von der Kameraarbeit und der Ausstattung, wobei der Umstand, daß der Film an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert spielt, der Atmosphäre durchaus zugute kommt. Freilich ist Die Frau in Schwarz kein Film, der aus seinem Genre herausragt; er will das aber auch gar nicht sein. Freunde klassischen Grusels dürften hier auf ihre Kosten kommen.


Foto

Filme im März


Hier ein knapper Überblick über die Filme, die ich im Verlauf des Monats gesehen habe:

Goya
Der Film erzählt wesentliche Stationen vom Lebensweg des berühmten Malers, wobei er recht frei mit den historischen Fakten umgeht (der Film basiert auf einem Roman Feuchtwangers, möglicherweise hat sich ja schon der diese Freiheiten herausgenommen) und sich vor allem auf Goyas Konflikt mit der Inquisition konzentriert und diesen noch dramatisch zuspitzt. Visuell ist der Film eindrucksvoll und bezieht Kunstwerke Goyas auf intelligente Weise mit ein; formal hat mich Goya verschiedenfach an das sowjetische Kino erinnert (das ging mir bei Ich war neunzehn übrigens auch schon so). Letztlich ist Goya ein Plädoyer für die Freiheit der Kunst; als Kritik an den Verhältnissen in der DDR (wo ja mal ein ganzer Defa-Jahrgang im Giftschrank verschwand) dürfte ihn der lienentreue Konrad Wolf freilich kaum gemeint haben, trotzdem ließe sich der Film auch in diesem Sinne interpretieren. Ein bemerkenswerter und kraftvoller Film.

The Straight Story
Das langsamste (und vielleicht auch schönste) Roadmovie: ein alter Mann will sich mit seinem Bruder versöhnen, mit dem er sich zehn Jahre zuvor zerstritten hat. Auf den ersten Blick scheint The Straight Story geradezu das Gegenteil des Alptraumkinos zu sein, wie man es von David Lynch sonst kennt, der zweite Blick macht dann aber deutlich, daß es in dem Film vor typischen Lynch-Motiven nur so wimmelt. Ein Film, der das Grauen in der Welt nicht verschweigt, ihm aber keine Bilder zugesteht und zeigt, daß ein erfülltes Leben in dieser Welt zumindest möglich ist - und das ist dann doch sehr tröstlich.

Paris, je t'aime
Ein als Liebeserklärung an Paris angelegter Episodenfilm, bei dem jede der 18 Episoden in einem anderen Arrondissement spielt und von ein einem anderen Regisseur inszeniert wurde, wobei sowohl vor als auch hinter der Kamere jede Menge Prominenz versammelt ist. Die Episoden sind von sehr unterschiedlicher Qualität, wobei jeder Zuschauer wohl zu einer anderen Einschätzung kommen dürfte, welche die starken und welche die schwachen sind. Mir gefielen etwa die Beiträge von Alfonso Cuarón, Gurinder Chadha und Wes Craven, während ich mit der Episode der Coen-Brüder wenig und jener Christopher Doyles überhaupt nichts anfangen konnte. Den stärksten Eindruck hinterließ bei mir aber die von Tom Tykwer inszenierte bildpoetische Episode, bei der ich hinterher herausfand, daß diese zunächst ein eigenständiger, drei Minuten längerer Kurzfilm war, der dann praktisch zur Keimzelle von Paris, je t'aime wurde. Der gesamte Kompilationsfilm hinterließ einen recht durchwachsenen Eindruck.

David wants to fly
Zu diesem Film habe ich mich ja schon in einem eigenen Filmtagebucheintrag geäußert.

The Liverpool Goalie oder: Wie man die Schulzeit überlebt!
Auch hier verweise ich auf den schon vorhandenen Eintrag in meinem Filmtagebuch.

Tödliches Kommando
Die Erfahrungen einer Einheit amerikanischer Soldaten im Irak. Mit der extrem unruhigen und ruckeligen Kamera tat ich mich anfangs sehr schwer, da ich nicht gerade der größte Freund dieses Stilmittels bin. Hier ist es aber trotzdem sinnvoll: denn man findet sich als Zuschauer überhaupt nicht zurecht, erkennt dann aber, daß es genau so eben auch den beobachteten Soldaten geht, für die es eigentlich nur darum geht, sich irgendwie zurechtzufinden, um vielleicht zu überleben. Dabei verdichtet sich der Film allmählich zu einer Charakterstudie seiner Hauptfiguren und beobachtet präzise das Verhältnis der Soldaten der Einheit zueinander und die dabei entstehenden Gruppenspannungen. Letztlich also doch ein ziemlich guter Film, der da den Oscar gewonnen hat, was ja bei der Academy keineswegs selbstverständlich ist.

GoodFellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia
Der vielleicht "soziologischste" aller Mafia-Filme, der auf wahren Begebenheiten basiert und sich weitgehend auch an diese hält (auch wenn ein paar Namen verändert sind und manche Details von der Realität abweichen). Henry Hill will schon als kleiner Junge ein Gangster werden, vor allem, weil er sich nach Anerkennung sehnt, und beginnt frühzeitig eine Verbrecher-Laufbahn, die ihn zu sehr viel Geld kommen läßt, schließlich aber in den psychischen und physischen Ruin führt. Präzise durchleuchtet Scorsese das Verbrecher-Milieu (und wirft dabei auch interessante und entlarvende Seitenblicke auf die Gangster-Ehefrauen), macht dessen Strukturen sichtbar und vermeidet jegliche Romantisierung: die Gangster, die er zeigt, sind aufbrausende Machos, die mit einer Selbstverständlichkeit, mit der normale Leute ihren Hausmüll runterbringen, Morde begehen (besonders der unberechenbare Psychopath Tommy bringt schnell schon mal jemanden um, wenn er sich beleidigt fühlt), im Grunde genommen aber völlige Nullen sind. Daß GoodFellas aber, obwohl es keine einzige Identifikationsfigur im Film gibt (wobei man Henry vielleicht zugute halten kann, daß er nicht ganz so gewaltbesessen ist wie die anderen Gangster, die man kennenlernt), überaus fesselnd ist, liegt vor allem auch an der grandiosen Inszenierung, mit der Scorsese sich auf dem Höhepunkt seines Könnens zeigt: allein schon die berühmte mehrminütige, mit einer Steadycam gedrehte Einstellung, die Henry und seine Frau beim Betreten eines Nachtclubs zeigt, läßt das Herz wohl jedes Cineasten höher schlagen. Auch sonst stimmt einfach alles: neben der Kameraarbeit auch der Schnitt und das Timing, und zudem wird GoodFellas von einer großartigen Darstelleriege getragen. Ein Meisterwerk.


Foto

Antworten auf fünf Fragen


Wie ich vorhin gerade feststellen durfte/mußte, bin ich von Splatter-Fanatic beworfen worden; zum Glück steht da aber noch: "Wer keine Lust auf das Stöckchen hat: Einfach ignorieren!". Insofern fühle ich mich von der Pflicht befreit, mir nun neue Fragen auszudenken und fünf weitere Leute damit zu behelligen, ich hätte sowieso keine Idee, wer da als Opfer in Frage käme.

Insofern habe ich mich also für's Ignorieren entschieden; um allerdings kein vollständiger Spielverderber zu sein, kann ich ja zumindest mal die fünf Fragen, die mir gestellt wurden, beantworten. Das lockt dann vielleicht keine neuen Mitglieder hierher, aber möglicherweise interessieren meine Antworten ja auch so jemanden.

Nun also die Fragen und meine Antworten darauf:

1.) Das Gutfinden mancher Filme ist einem ja mitunter peinlich. Was ist Dein peinlichster Lieblingsfilm und warum ist er Dir peinlich?

"Peinlich" ist nicht das richtige Wort, denn das hieße ja letztlich, daß ich Lieblingsfilme habe, bei denen ich mich dafür schäme, daß es Lieblingsfilme sind. Mit solchen Beispielen kann ich aber nicht wirklich dienen. Es gibt durchaus Filme, die ich sehr mag, ohne sie für echte filmische Meisterwerke zu halten, aber das ist dann doch noch mal was anderes.
Ich muß allerdings zugeben, daß es Filme gibt, die ich toll finde, aber durchaus nicht im Verwandten- oder Bekanntenkreis (der hauptsächlich aus alten Leuten besteht) vorführen würde. Eraserhead wäre dafür ein Beispiel, aber auch Russ Meyers Supervixens. Peinlich ist mir zwar nicht, daß ich die mag, aber ich weiß genau, daß manche Leute aus den erwähnten Kreisen vermutlich die Beziehungen zu mir abbrechen würden, wenn ich ihnen solche Filme vorführte... :D

2.) Mit welchem anerkannten Meisterwerk der Filmgeschichte kannst Du so rein gar nichts anfangen und aus welchen Gründen?

Da könnte ich so einiges nennen... Spontan fällt mir erst mal Blow-up ein, den ich immer für schön fotografierten, aber ansonsten überschätzten Blödsinn gehalten habe, den ich vor allem aber auch noch außergewöhnlich langweilig finde. Wobei ich hinzufügen sollte, daß ich mit Antonioni sowieso noch nie glücklich geworden bin.
Ein noch extremeres Beispiel ist Uhrwerk Orange, denn den hasse ich wirklich wie die Pest. Eine ausführliche Begründung würde den Rahmen sprengen (ich habe noch einen alten kino.de-Text auf Festplatte, der ist ungefähr 4700 Wörter lang...), hier ein Versuch, es ganz kurz zu erklären: Der Film hat Gewaltbilder in mein Gehirn gepflanzt, die ich in der Folgezeit auch beim Hören von Beethovens Neunter vor meinem inneren Auge hatte - und da ich so gut wie alles von Beethoven sehr liebe, ist das allein eigentlich schon Grund genug, eine Abneigung gegen diesen Film zu haben. Dazu kommt aber noch, daß der ja gerade von Konditionierung (in Form der "Ludovico-Methode") handelt, sich aber, wie meine Erfahrung zeigt, derselben Mittel wie diese Methode bedient und auch den Zuschauer konditioniert. Daß er aber eine Kritik an solchen Praktiken und ein Plädoyer für den freien Willen, wie es von vielen seiner Anhänger behauptet wird, darstellt, nehme ich ihm daher nicht mehr ab: der Film macht selbst das, was er angeblich kritisiert.

3.) Wer ist Dein Lieblingsregisseur und welchen Film würdest Du einem Interessierten als Einstieg in die Welt dieses Regisseurs empfehlen?

Dazu müßte ich erst mal wissen, wer mein Lieblingsregisseur ist - da stehen Hitchcock und Kurosawa ungefähr auf gleicher Höhe. Bei Hitchcock böte sich vielleicht Das Fenster zum Hof für den Einstieg an, das ist einer seiner besten und vor allem einer, von dem sich besonders viel darüber lernen läßt, was der Hitchcocksche Suspense ist. Bei Kurosawa habe ich selbst mit Rashomon angefangen und kann das durchaus zur Nachahmung empfehlen.

4.) Welche SchauspielerInnen haben bei Dir einen Stein im Brett? Wer muss also die Hauptrolle spielen, damit Du Dir einen Film ansiehst, der Dich ansonsten nicht die Bohne interessiert hätte?

Daß ich mir Filme wegen eines Schauspielers ansehe, kommt nicht soo oft vor, diese Anziehungskraft üben weit eher Regisseure auf mich aus. Trotzdem gibt es natürlich schon Schauspieler(innen), die ich besonders gern sehe, sei es wegen ihrer Wandlungsfähigkeit, der Intensität ihres Spiels oder ihrer Ausstrahlung. Aber da ich sowieso demnächst mal eine Liste mit Lieblingsschauspielern ins Filmtagebuch stellen wollte, bitte ich hier um etwas Aufschub, dann wird es bald meine kleine Liste geben.

5.) Was sind Deine 10 Lieblingsfilme, die nicht aus Hollywood stammen?

Schwierige Frage erst mal, weil ich dann vor dem Problem stehe, wie ich Co-Produktionen wie "Alien" (GB/USA) oder "Spiel mir das Lied vom Tod" (Italien/USA) einstufen soll. Ich bin mal vorsichtig und lasse solche Filme außen vor. Dann kämen mir in den Sinn:

Der diskrete Charme der Bourgeoisie
Die fabelhafte Welt der Amelie
Fanny und Alexander
Eine Komödie im Mai
Der Kontrakt des Zeichners
Mein Onkel
Melancholia
Rashomon
Die sieben Samurai
Solaris (1972)

Ist jetzt spontan zusammengewürfelt, weil ich die Frage schnell beantworten wollte, aber eigentlich nicht drauf eingerichtet war. Jetzt fehlen mir freilich Filme wie Fahrraddiebe, Schreie und Flüstern oder Das Auge; aber auch Das Leben des Brian wäre ein echter Kandidat gewesen. Na gut, ich lasse die zehn Filme mal so stehen, aber auf die Goldwaage sollte man sie nicht legen: wenn man mich an einem anderen Tag fragt, würde ich vermutlich den einen oder anderen Film austauschen.


Soweit meine Antworten, und bitte nicht böse sein, daß ich meinen Beitrag zum Stöckchenspiel darauf beschränken möchte.





April 2025

M D M D F S S
 123456
78910111213
14151617181920
21222324252627
2829 30     

Neuste Einträge

Neuste Kommentare