
EIN MANN WILL NACH OBEN - BRD 1978 (TV), Herbert Ballmann
von Uli Kunkel ·
06. November 2013, 20:09
Aufrufe: 1.369
Wiedersehen macht Freude.
An diese 13teilige ZDF-Serie aus dem Jahr 1978 (nach dem Roman von Hans Fallada) hatte ich nur noch sehr vage Erinnerungen und ich bin auch nicht ganz sicher, wann ich die mal gesehen habe. Müsste aber eher so Anfang der 80er Jahre gewesen sein. Was ich allerdings gleich wieder erkannt habe war die eingängige Musik und die ruckeligen Schwarzweissaufnahmen des historischen Berlins im Vorspann, in die man witzigerweise die Hauptfiguren der Serie fast unmerklich hereinkopiert hat.
Erzählt wird in epischer Breite die Geschichte des zu Beginn der Handlung 16jährigen Karl Siebrecht (Mathieu Carrière – ganz genau liebe Kinder, der aus dem Dschungelcamp!) der, gerade zum Vollwaisen geworden, im Jahr 1909 vom Land in die große Stadt Berlin zieht, um dort etwas aus seinem Leben zu machen. Dort begegnet er zunächst dem Mädchen Rieke (Ursela Monn), die dort im Arbeiterviertel Wedding ein ärmliches Leben mit dem versoffenen Vater und der kleinen Schwester Tilda fristet und später noch dem abgetakelten Matrosen Kalli (Rainer Hunold), den er zunächst aus Mitleid bei sich aufnimmt und bald schon in die diversen Arbeitsbeschaffungsaktivitäten einbindet. Um diese Drei und ihre Beziehungen zu- und miteinander und ihre Versuche sich unter den oft widrigen Bedingungen in den Endausläufern des Deutschen Kaiserrreichs und im Vorfeld des 1. Weltkriegs eine Existenz aufzubauen, dreht sich fortan der wesentliche Teil der 13 überaus kurzweiligen Episoden.
Was mich an dieser enorm aufwendigen Produktion sehr begeistert hat, war die Detailverliebtheit mit der die Macher da zu Werke gegangen sind, von den vielen Originalschauplätzen (was im Nachkriegs-West-Berlin wahrscheinlich gar nicht mal so einfach war), den aufwendigen Bauten, den Kostümen bis hin zu den den unzähligen historischen Fahrzeugen, die zum Einsatz kommen. Zudem ist die Serie quasi ein Who-Is-Who der deutschen Fernsehschauspielzunft der 70er und 80er Jahre, darunter auch viele (wie Hunold etwa), die damals noch ganz am Anfang ihrer Karriere standen. Wobei man allerdings sagen muss, dass die meisten von denen später nie mehr derart komplexe und spannende Charaktere verkörpern durften wie hier. Am großartigsten unter all diesen fand ich übrigens ausgerechnet Harald Juhnke, der in der Rolle des windigen Fuhrunternehmers Wagenseil ein absolutes schauspielerisches Glanzstück hinlegt, was einen nur schwer nachvollziehen lässt, dass man den dann erst wieder Mitte der 90er Jahre als Schauspieler “wiederentdeckt” und ihm die gebührenden Ehren (und Rollen) hat zuteil werden lassen.
‘Ein Mann will nach oben’ ist auch deshalb so sehenswert, weil hier große Weltgeschichte auf einzelne Schicksale heruntergebrochen wird. Man hat das Gefühl, hier wirklich etwas darüber zu erfahren, wie das Leben gewesen sein muss in Deutschland bzw. Berlin in den bewegten Zeiten zwischen 1909 und 1924. Und das zudem noch auf überaus unterhaltsame Weise.
Schöne DVD Box (Turbine Medien, 2007, derzeit ca. 15€) mit passabel restauriertem Bildmaterial und einem neuproduzierten 60minütigen Interviewspecial, in dem die Hauptdarsteller & Macher von damals noch mal ausführlich zu Wort kommen.
9 von 10 Butterstullen
>> Trailer <<
Berlin Geschichte
An diese 13teilige ZDF-Serie aus dem Jahr 1978 (nach dem Roman von Hans Fallada) hatte ich nur noch sehr vage Erinnerungen und ich bin auch nicht ganz sicher, wann ich die mal gesehen habe. Müsste aber eher so Anfang der 80er Jahre gewesen sein. Was ich allerdings gleich wieder erkannt habe war die eingängige Musik und die ruckeligen Schwarzweissaufnahmen des historischen Berlins im Vorspann, in die man witzigerweise die Hauptfiguren der Serie fast unmerklich hereinkopiert hat.
Erzählt wird in epischer Breite die Geschichte des zu Beginn der Handlung 16jährigen Karl Siebrecht (Mathieu Carrière – ganz genau liebe Kinder, der aus dem Dschungelcamp!) der, gerade zum Vollwaisen geworden, im Jahr 1909 vom Land in die große Stadt Berlin zieht, um dort etwas aus seinem Leben zu machen. Dort begegnet er zunächst dem Mädchen Rieke (Ursela Monn), die dort im Arbeiterviertel Wedding ein ärmliches Leben mit dem versoffenen Vater und der kleinen Schwester Tilda fristet und später noch dem abgetakelten Matrosen Kalli (Rainer Hunold), den er zunächst aus Mitleid bei sich aufnimmt und bald schon in die diversen Arbeitsbeschaffungsaktivitäten einbindet. Um diese Drei und ihre Beziehungen zu- und miteinander und ihre Versuche sich unter den oft widrigen Bedingungen in den Endausläufern des Deutschen Kaiserrreichs und im Vorfeld des 1. Weltkriegs eine Existenz aufzubauen, dreht sich fortan der wesentliche Teil der 13 überaus kurzweiligen Episoden.
Was mich an dieser enorm aufwendigen Produktion sehr begeistert hat, war die Detailverliebtheit mit der die Macher da zu Werke gegangen sind, von den vielen Originalschauplätzen (was im Nachkriegs-West-Berlin wahrscheinlich gar nicht mal so einfach war), den aufwendigen Bauten, den Kostümen bis hin zu den den unzähligen historischen Fahrzeugen, die zum Einsatz kommen. Zudem ist die Serie quasi ein Who-Is-Who der deutschen Fernsehschauspielzunft der 70er und 80er Jahre, darunter auch viele (wie Hunold etwa), die damals noch ganz am Anfang ihrer Karriere standen. Wobei man allerdings sagen muss, dass die meisten von denen später nie mehr derart komplexe und spannende Charaktere verkörpern durften wie hier. Am großartigsten unter all diesen fand ich übrigens ausgerechnet Harald Juhnke, der in der Rolle des windigen Fuhrunternehmers Wagenseil ein absolutes schauspielerisches Glanzstück hinlegt, was einen nur schwer nachvollziehen lässt, dass man den dann erst wieder Mitte der 90er Jahre als Schauspieler “wiederentdeckt” und ihm die gebührenden Ehren (und Rollen) hat zuteil werden lassen.
‘Ein Mann will nach oben’ ist auch deshalb so sehenswert, weil hier große Weltgeschichte auf einzelne Schicksale heruntergebrochen wird. Man hat das Gefühl, hier wirklich etwas darüber zu erfahren, wie das Leben gewesen sein muss in Deutschland bzw. Berlin in den bewegten Zeiten zwischen 1909 und 1924. Und das zudem noch auf überaus unterhaltsame Weise.
Schöne DVD Box (Turbine Medien, 2007, derzeit ca. 15€) mit passabel restauriertem Bildmaterial und einem neuproduzierten 60minütigen Interviewspecial, in dem die Hauptdarsteller & Macher von damals noch mal ausführlich zu Wort kommen.
9 von 10 Butterstullen

>> Trailer <<
Berlin Geschichte