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"I've seen things you people wouldn't believe..."

Kunkel's Filmtagebuch

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BRIDESMAIDS (USA 2011) - Paul Feig


“Brautalarm” ist eine weitere Komödie aus der Judd Apatow-Produktion (z.B. “Knocked Up”, “Superbad” oder “The 40-Year-Old Virgin”), deren Filme sich zumeist duch derben Humor, eine hohe Zotendichte, aber durchaus auch durch viel Herz für die schrägen Vögel, die sie bevölkern auszeichnen. Im Prinzip passt auch “Bridesmaids” in dieses Raster, der Unterschied ist hier vielleicht, dass es hier fast ausschließlich um sich im Vorfeld einer Hochzeit bekriegende Brautjungfern (allen voran Saturday-Night-Live-Star Kristen Wiig) geht. Mir war es diesmal ehrlich gesagt zu platt und zu belanglos, kann man sich mal angucken, muss man aber nicht. Die drei oben genannten Filme fand ich allesamt weit besser.

Eine kleine Randerscheinung hat mich – by the way – hier mal wieder wie so oft in amerikanischen Filmen die Haare raufen lassen: so ist es zwar hier en masse möglich, sich pausenlos in allen Details über die unappetitlichsten Dinge zu unterhalten, zu rülpsen, zu furzen, zu Kotzen, in diversen Stellungen zu sch****** und zu fi**** und gefühlte 3274 mal das F-Word zu benutzen – nur eins darf nur bloss in keiner einzigen Szene passieren, nämlich dass die dabei tätige Dame womöglich ihr Oberteil oder die stets festgeklebte Bettdecke verlieren könnte.
Die US-Kids dürfen quasi alles hören und sehen, nur bloss keine weiblichen Brüste. Sie könnten ja blind davon werden.

Bigottes Amerika.

4/10 :otto:

Komödie


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PINA 3D (BRD 2011) - Wim Wenders


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Ich muss zugeben, dass es mich schon ein wenig Überwindung gekostet hat mir Wim Wenders Hommage an die 2009 verstorbene Pina Bausch anzuschauen, denn mit Tanztheater hatte ich bisher dann doch irgendwo so wirklich gar nix im Sinn gehabt. Diverse Interviews mit Wenders (den ich als Persönlichkeit im Grunde sehr gerne mag, auch wenn ich nicht mit jedem seiner Filme was anfangen kann) im Vorfeld des Filmstarts haben mich aber dann doch irgendwie neugierig gemacht, vor allem wegen einiger Aussagen Wenders' zur 3D Technik und deren mittlerweile inflationären und oft genug unsinnigen Einsatzes im heutigen Mainstreamkino. Wenders sagte darin auch, dass das Projekt eines solchen Tanzfilms erst mit den durch 3D dazugewonnenen Darstellungsmöglichkeiten für ihn interessant, wenn nicht sogar erst machbar geworden wäre. Und wenn man nun den fertigen Film sieht, kann man dem eigentlich nur beipflichten: wie anders hätte man jemals eine derartige Tiefe und Nähe zum Geschehen erzeugen können, wenn nicht mit dem wohl durchdachten Einsatz dieser dreidimensionalen Bilderzeugung?

Gefehlt hat mir trotz der tollen Bilder (vor allem in den Sequenzen, in denen Wenders die Bühne verlässt und ins Freie geht) aber als jemand, der keinerlei Zugang zu dieser Kunstform hat, ein wenig mehr Hintergrund, so kommen zwar einige der TänzerInnen zu Wort, dabei geht es aber eher um deren Beziehung zu Pina Bausch. Über die gezeigten Stücke erfährt man fast nichts.

Wer kein Problem damit hat, sich dann halt nur mit dem eigenen Reim drauf' zu begnügen, der sollte sich das aber gerne mal antun.

:fuki: 7/10 :fuki:


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TRUE GRIT (USA 2010) - Joel & Ethan Coen


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Wer hier einen klassischen Coen Brothers Film erwartet, der wird wohl eher ein wenig enttäuscht das Kino verlassen, wer sich allerdings auch an einem klassischen Western erfreuen kann, der zudem auch mit vorzüglichen Schauspielern besetzt ist, dem kann man diesen wunderbar gelassenen Film ohne Vorbehalte empfehlen.

Dass es dabei vor über 40 Jahren schon einmal einen Film nach dem gleichnamigen Roman von Charles Portis gab, damals mit John Wayne in der Rolle des knarzig versoffenen Marshalls Rooster Cogburn, ist dabei eigentlich zu vernachlässigen bzw. kann man an beiden gleichermaßen einiges Vergnügen haben.

Was mich an dem Film letztlich ein bissl gestört hat war nur das irgendwie etwas überstürzte Ende, das hätte man durchaus noch ein wenig ausarbeiten können, vor allem, wenn man bedenkt welche bedrohliche Legende um den Schurken Tom Chaney im Verlauf der Geschichte gestrickt wird. Da gehört sich doch zumindest ein zünftiger Showdown und kein...ähm, aber ich will mal nicht zu viel verraten.

Unter dem Strich kann man da jedenfalls mit leben, deshalb hochverdiente

9/10 :aussie:


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THE KING'S SPEECH (GB/USA 2010) - Tom Hooper


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Das ist wieder einer dieser Filme wo einem per se schon nicht so viel zu einfällt, weil es rein gar nichts zu meckern gibt, die so gut darufhin geeicht sind, möglichst viele Preise einzuheimsen und das im Moment auch schon fleissig tun und wenn der hier am Sonntag nicht das Optimum an Goldjungs in L.A. einheimst, na dann weiss ich irgendwie auch nicht mehr so recht weiter. Auch wenn mir selbst eigentlich immer die Filme lieber sind, bei denen keiner damit gerechnet hat. Aber gut, anderes Thema.

"The King's Speech" erzählt uns die mehr oder minder verbürgte Geschichte vom stotternden englischen König George VI. (dem Vater der heutigen Elizabeth II., formvollendet gespielt von Colin Firth) und dessen Sprachtherapeuten Lionel Logue (fantastisch wie immer: Geoffrey Rush), der dem König dabei hilft, einigermaßen fliessend vor allem Reden halten zu könnnen (schließlich nahezu die Haupttätigkeit von englischen Königen, neben dem Füllen der Klatschspalten) und das auf eine so herzige, humorvolle, wertschätzend, verständnisvolle Art und Weise tut, dass es am Ende einfach gutgehen muss, so wie dieser ganze wunderbare, aber leider vollkommen von Überraschungen freie Film.

Das ist Jammern auf hohem Niveau. Ja. Gut. Aber was soll ich sonst schreiben?

9/10 :kaz:


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POLIZEIRUF 110 - Feindbild (BRD 2011) - Eoin Moore


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Der ehemalige Ost-Ableger des Tatorts hat mich bis zum letzten Jahr eigentlich nie so richtig interessiert, das war mir immer alles zu piefig und bieder und auch die Ermittler liessen für meinen Geschmack immer ein wenig an Präsenz und Profil zu wünschen übrig. 2009 schickte dann aber zunächst der BR das Gespann Stefanie Stappenbeck/Jörg Hube ins Rennen, welches dann jedoch durch den plötzlichen und viel zu frühen Tod Hubes wieder auseinander gerissen wurde. Stappenbeck war dann zwar noch in zwei weiteren Folgen alleine bzw. dann zusammen mit Lars Eidinger zu sehen, wird aber den letzten Verlautbarungen des Senders nach keine weiteren Auftritte in der Reihe absolvieren - was meiner Meinung nach wirklich sehr schade ist. Immerhin wird ihr wohl bald Matthias Brandt nachfolgen.

Was mich aber dann völlig umgehauen hat waren im letzten Frühjahr die ersten beiden Folgen ("Einer von uns"/"Aquarius") mit Anneke Kim Sarnau und Charly Hübner, die schon alleine in dieser Typenkonstellation eine absolut atemberaubende Vorstellung abgeben. Nach Schauspielern wie diesen beiden, mit einer solchen darstellerischen Bandbreite, darf man sich in Deutschland wahrlich die Fingerchen lecken, eigentlich viel zu gut für Sonntagabend im Fernsehen. Ziemlich ungewöhnlich ist zudem auch der Umstand, dass die Filme teils inhaltlich zusammenhängen und zumindest ein Handlungsstrang auch bis in diesen dritten Teil weitererzählt wurde (unglücklich war hier nur, dass zwischen dem zweiten und dritten Teil praktisch ein Dreivierteljahr lag).

Auch in "Feindbild" kommt die Geschichte für deutsche Fernsehkrimiverhältnisse ausgesprochen komplex daher, die Inszenierung lieferte tolle Bilder und streckenweise enorme Spannung und da auch hier wieder das Ende in bestimmter Hinsicht relativ offen gestaltet wurde, darf man jetzt schon gespannt sein, wie es weiter geht...

Dafür zahle ich gerne GEZ, sach' ich mal!

9/10 :critic:


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THE DISAPPEARANCE OF ALICE CREED (GB 2009) - J Blakeson


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Ganz groß im Geschäft erscheint derzeit Gemma Arterton, die nach ihrem eher unglücklichen (die very britische Maid als persische Prinzessin ging imo wirklich gar nicht) Disney-Blockbuster-Einsatz in "Prince Of Persia" hier gleich in der nächsten Hauptrolle zu sehen war (zur Zeit übrigens auch noch in Stephen Frears' Komödie "Tamara Drewe" in den Kinos).

Der Film des Regiedebütanten J Blakely bietet gallige britische Genrekost mit einigen tatsächlich überraschenden Wendungen (aufgrund derer ich mich hier hüte, unnötig viel über die Handlung zu schreiben), originell ist dabei durchaus die strikte, fast schon theaterhafte Inszenierung als 3-Personen-Stück (neben Arterton sind noch Martin Compston und Eddie Marsan zu sehen), das seinen Reiz auch daraus zieht, dass man am Anfang so gut wie nichts über die Protagonisten erfährt und ebenso wie das Entführungsopfer ins eisekalte Wasser geschmissen wird, was es letztlich auch ein bissl schwierig macht den ein oder anderen Twist als mehr oder weniger glaubwürdig zu bezeichnen, eben weil man einfach zu wenig über Motivation und Hintergrund der Figuren weiss. Was letztlich in bestimmter Hinsicht auch bis zum Schluss so bleibt.

Aber seht einfach selbst.

8/10 :funx:

J Blakeson Gemma Arterton British Cinema


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DOUBLE DARE (USA 2004) - Amanda Micheli


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Tolle und überaus interessante Doku über zwei Stuntfrauen in Hollywood. Bei der einen handelt es sich um eine Legende und Vorreiterin für zahlreiche weitere Kolleginnen im Business, Jeannie Epper, zum Zeitpunkt der Aufnahmen immerhin schon Anfang 60 und immer noch - wie auch heute noch - voll im Geschäft. Ihr gegenüber gestellt wird die Neuseeländerin Zoe Bell, deren Anfänge in Hollywood Micheli mit der Kamera begleitet. Bell, damals Mitte 20, erfährt dabei nicht zuletzt auch durch Jeannie Epper nicht unwesentliche Unterstützung auf dem Weg in Tinseltown Fuß zu fassen und vor allem auch im Hinblick auf ihren ersten und fast schon legendären großen Job in den USA als Stunt Double für Uma Thurman in Quentin Tarantinos "Kill Bill Vol. 1&2". Tarantino hat danach offenbar einen Narren gefressen an dem quirligen, stets gutgelaunten Kiwi-Import und gab Bell im Folgefilm "Death Proof" sogar eine der Hauptrollen vor der Kamera - in der musste sie allerdings auch kaum mehr tun, als quasi sich selbst zu spielen.

Schöner Blick hinter die Kulissen der Traumfabrik am Beispiel zweier überaus sympathischer Protagonistinnen.

Übrigens auch ne tolle DVD (Capital Entertainment, US-Import mit RC0)mit zahlreichen deleted scenes (u.a. von den Dreharbeiten zu Kill Bill Vol.1) und längeren Interviews u.a. mit Quentin Tarantino und Steven Spielberg (der mit Epper in beinahe jedem seiner Filme zusammenarbeitete) und ein paar putzigen Schnippseln aus der Homevideokiste der Familien Bell & Epper.

9/10 :ippo:

Zoe Bell Jeannie Epper Quentin Tarantino Steven Spielberg Amanda Micheli


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NEUE VAHR SÜD (BRD 2010) - Hermine Huntgeburth


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Hat ja ne ganze Weile gedauert, bis das Pre-Prequel zu Sven Regeners "Herr Lehmann" es dann auch noch zu Filmehren gebracht hat, aber das Ergebnis ist wirklich mehr als sehenswert und überaus amüsant - und es ist ein Jammer, dass sich offenbar niemand gefunden hat, der das mit vielleicht etwas mehr Aufwand auch ins Kino bringen wollte. So müssen wir uns damit begnügen, dass Hermine Huntgeburth die Geschichte für die ARD wohl oder übel in das leidige 90-Minuten-Korsett zwängen musste, was angesichts des komödiantischen Potenzials des Stoffs eigentlich ein sträflicher Jammer ist. Da hätte ich wirklich gerne mehr von gesehen.

"Neue Vahr Süd" trifft perfekt das Zeitgefühl der frühen 80er Jahre und vor allem die Sequenzen beim Bund sind zum Brüllen komisch - aber nicht, weil sie so überzeichnet sind, sondern gerade weil sie die absurde Wirklichkeit beim Kommiss so abbildet wie sie zu dieser Zeit war und teils sicher auch heute noch ist - und wie auch ich sie etwa 10 Jahre später noch mal mehr oder minder freiwillig erleben durfte.

Hauptdarsteller Frederick Lau braucht sich derweil vor Vorgänger Christian Ulmen aus Leander Haußmanns 2004er Film (den hab ich danach auch nochmal gesehen, dem hier aber nichts hinzuzufügen) nicht zu verstecken, das passt schon.

9/10 TV Highlight des Jahres! :gorleben:

Herr Lehmann Sven Regener Frederick Lau Hermine Huntgeburth Miriam Stein


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YOU WILL MEET A TALL DARK STRANGER (USA/Spanien 2010) - Woody Allen


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Woody Allen sollte vielleicht so langsam dazu übergehen, nur alle zwei Jahre einen Film unters Volk zu werfen, vielleicht würden uns dann so schmalbrüstige Werke wie dieses hier erspart bleiben oder sie wären zumindest ein wenig durchdachter und halbwegs zuende erzählt. So ist man bei des Meisters munterem Beziehungsreigen mitunter verblüfft von der Belanglosigkeit der Dialoge und dem abrupten Ende, das einen eher ratlos und enttäuscht zurück lässt.

Dabei hat die Geschichte um zwei Paare im inner- bis außerehelichen Beziehungsclinch durchaus seine einzelnen Momente, komische wie tragische, absurde wie absonderliche, am Ende wird daraus aber leider kein Ganzes und nach einer gewissen Linie sucht man letztlich auch vergebens.

Schade drum und deshalb trotz der eigentlich formidablen Besetzung...

3/10 :blink:

Freida Pinto Anthony Hopkins Josh Brolin Naomi Watts Woody Allen London


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WHIP IT! (USA 2009) - Drew Barrymore


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Drew Barrymore hat erstmals auf dem Regiestuhl Platz genommen und sich dafür diese sichtlich mit Herzblut inszenierte Coming Of Age Geschichte aus dem Roller Derby Milieu ausgesucht und damit auch durchaus einen Treffer gelandet. Darin versucht die 17jährige Bliss (Ellen Page) in einem texanischen Kaff aus dem täglichen Einerlei auszubrechen und tritt zunächst verheimlicht vor den Eltern (Marcia Gay Harden, Daniel Stern) einer Truppe von Roller Derby spielenden Mädels (u.a. Barrymore selbst, Zoe Bell, Kristen Wiig, Juliette Lewis) bei - dass das nicht im Verborgenen bleibt ist klar und so nimmt dat Schicksal seinen Lauf...

Das ist von der Grundkonstellation her sicher nicht neu, dafür bietet das Genre sicherlich auch zu wenig Spielraum, aber immerhin mit viel Witz, Tempo und fluffigem Soundtrack in Szene gesetzt. Und der gewählte Hintergrund - das hierzulande noch nicht ganz so weit verbreitete Roller Derby - ist zumindest noch nicht so zu Tode gefilmt wie so manch andere Leibesübung...

Hab mich jedenfalls bestens unterhalten gefühlt. Deshalb...

8/10 :fuki:

--> britische DVD von Lionsgate, in deutschen Kinos wird das Ganze voraussichtlich im Frühjahr auch noch so gerade zu sehen sein.

Drew Barrymore Ellen Page Coming Of Age Roller Derby Juliette Lewis Regiedebüt