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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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FURANKENSHUTAIN TAI CHITEI KAIJÛ BARAGON (Ishirô Honda/J 1965)


Zitat entfällt.

Furankenshutain Tai Chitei Kaijû Baragon (Frankenstein - Der Schrecken mit dem Affengesicht) ~ J 1965
Directed By: Ishirô Honda

In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs gelingt es der kaiserlich-japanischen Flotte, das unsterbliche Herz des Frankenstein-Monsters zu bergen. Dieses gelangt bis nach Hiroshima, wo nach dem Atombomben-Abwurf neues Leben aus ihm ersteht in Form eines verwegen aussehenden Jungen, der unerkannt auf der Straße lebt. Die drei Wissenschaftler Bowen (Nick Adams), Kawaji (Tadao Takashima) und Togami (Kumi Mizuno) nehmen sich der Kreatur an und entschlüsseln ihr Geheimnis. Binnen kürzester Zeit wächst das Kind zu einem haushohen Giganten (Kôji Furuhata) mit monströsen Manieren heran, dem bald die Flucht in die Wildnis gelingt. Dort trifft es auf die riesige Urweltechse Baragon, mit der es sich ein Duell auf Leben und Tod liefert.

Der erste von zwei namentlich "echten" Frankenstein-Filmen der Toho, die diese in Kooperation mit der US-Produktionsfirma UPA herstellte. Hier beging man den schon als 'klassisch' zu bezeichnenden Faux-pas, dem Monster den Namen seines Schöpfers angedeihen zu lassen, was im Sequel zu noch lustigeren Kapriolen führen sollte. Der Riese mit Wasserkopf und Überbiss heißt also kurzerhand 'Frankenstein' und legte, neben der Tatsache, dass er infolge der radioaktiven Strahlung das Zehnfache seiner ursprünglichen Größe erreichte, urplötzlich auch ein orientalisches Aussehen an den Tag. Die berühmten Elektroden und Nähte allerdings waren nunmehr, bei aller übrigen Ähnlichkeit, verschwunden. Da den Japanern (und in diesem Fall auch den Amerikanern) ein Monster selten genügte, holte man kurzerhand noch den schildkrötenartigen Baragon dazu, der wie Godzilla Strahlen speien kann und putzige Kulleraugen hat. Müßig zu erwähnen, dass Frankenstein den Kampf gegen Baragon für sich entscheidet, am Ende jedoch gemeinsam mit dem Besiegten in einer Erdspalte verschwindet. "Für die Welt ist es das Beste", wie uns etwas traurigen Monsterliebhabern das tapfere Wissenschaftlertrio tröstend versichert.
In der ursprünglichen, japanischen Fassung hat Frankenstein nach dem Sieg über Baragon auch noch gegen einen Riesenkraken anzutreten, der urplötzlich hinter einem Felsen hervorgekrabbelt kommt und seinen Gegner schließlich mit ins Meer zieht. Bleibt finalerweise nur die Frage zu beantworten, wer den nun eigentlich "Der Schrecken mit dem Affengesicht" sein mag - der US-Schauspieler Nick Adams möglicherweise? Man wird es nie erfahren...

6/10

Ishirô Honda Kaiju Japan Tokio Monster Frankenstein Duell WWII Hiroshima Atombombe mad scientist


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SORORITY BABES IN THE SLIMEBALL BOWL-O-RAMA (David DeCocteau/USA 1988)


"This is the most stupid, sappiest story I ever heard!"

Sorority Babes In The Slimeball Bowl-O-Rama (Beast You!) ~ USA 1988
Directed By: David DeCocteau

Die drei College-Nerds Calvin (Andras Jones), Jimmie (Hal Havins) und Keith (John Stuart Wildman) platzen mitten in die Aufnahmezeremonie zweier Mädels (Brinkie Stevens, Michelle Bauer) in die Schwesternschaft "Triple-Delta". Zur Strafe müssen nun alle Fünf nächtens eine Trophäe aus der hauseigenen Bowlingbahn des nahegelegenen Einkaufszentrums klauen. Dort begegnet man jedoch nicht nur der knallharten Einbrecherin Spider (Linnea Quigley), in die Calvin sich prompt verkuckt, sondern auch dem dreißig Jahre lang in einem Pokal eingesperrten 'Imp', einem Wunsch-Dämon mit schwarzmagischen Kräften, welcher sich mit den armen Studies gar finstere Scherze erlaubt...

C-Horror-Comedy typischer Achtziger-Manufaktur von dem bis heute unermüdlich-(über-)eifrigen Trash- und Porno-Regisseur David DeCocteau - daher garantiert spaßig und geprägt von geradezu leidenschaftlich vorgetragenem Untalent. Natürlich sorgen nicht die (durchweg mies gescripteten) Gags für Humor, sondern die Zwischenzeilen voller einfältiger Ideen. Letzten Endes ging es wohl vornehmlich darum, die beiden überaus ansehnlichen Damen Stevens und Bauer textilfrei vor die Linse bekommen und ein paar Spanking-Sequenzen (Gruß an Kollege Hoolio) einflechten zu können. Der zwergenhafte Imp, eine Art Vorläufer vom "Leprechaun", besteht lediglich aus einem unbeweglichen Torso und einem quasselnden Dämonenkopf, der unentwegt stupide Zeilen absondert und erst recht die hanebüchene, bodenlose Dämlichkeit von DeCocteaus Film unterstreicht. Da gerinnen selbst außerordentlich kurze 76 Minuten Erzählzeit zu Kaugummi. Ein Streifen der beliebten Kategorie "So schlecht, dass er schon wieder gut ist".

4/10

David DeCocteau Trash Monster Bowling Mall Exploitation Dämon Nacht


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SPONTANEOUS COMBUSTION (Tobe Hooper/ USA 1990)


"Burn, motherfuckers!"

Spontaneous Combustion (Fire Syndrome) ~ USA 1990
Directed By: Tobe Hooper

Erst als gesetzter Erwachsener findet Sam (Brad Dourif) heraus, dass sein ganzes Leben eine wohlfeil konstruierte Lüge ist. Tatsächlich waren seine Eltern (Stacy Edwards, Brian Bremer) vor 35 Jahren als Versuchskaninchen bei einer Atombombenzündung anwesend, die Mutter bereits hochschwanger. Kurz nach Sams Geburt kamen dann beide durch spontane Selbstentzündung ums Leben. Nun, als etablierter Hochschullehrer tätig und in einer scheinbar gesunden Beziehung lebend, muss Sam feststellen, dass er ein Mutant ist, der nicht nur selbst aus seinem Körper heraus Flammen schießen lassen kann, sondern der darüber hinaus auch pyrokinetische Kräfte besitzt, also weit entfernte Objekte durch reine Gedankenkraft in Brand zu setzen vermag. Für die Wissenschaftler-Clique, die Sam seit seiner Geburt beobachtet und lenkt, ein bedauerliches Faktum, denn Sam ist über diese Erkenntnisse alles andere als glücklich...

Was einem typischen Cronenberg-Stoff auf den ersten Blick sicherlich nicht unähnlich ist, entpuppt sich zumindest teilweise als idiosynkratisch inkompatibel mit den Filmen des Kanadiers. Immerhin ist Sam bzw. David, wie sein richtiger Name lautet, kein Resultat fehlgeleiteter chirurgischer oder pharmakologischer Experimente, sondern eine Art verfemte Superhelden-Antwort auf das Atomzeitalter, ein "X-Man" ohne die für die persönliche Stabilität notwendige peer group, sozusagen. Auch ein gutes inhaltliches Maß von Stephen Kings "Firestarter", respektive dessen Adaption durch Mark L. Lester hat Tobe Hooper für sein Script verwursten können, zumal ja auch die kleine Charlie gewissermaßen als Spielball für skrupellose Autoritäten herhalten muss und sich dafür grausam rächt. Im Gegensatz zu jenen popkulturellen Vorläufern verkraftet Sam selbst den Einsatz seiner Fähigkeiten jedoch weniger gut und verbrutzelt sich mit jedem weiteren Pyro-Akt stets ein bisschen mehr, bis hin zum Unausweichlichen. John Landis hat eine guest appearance erster Klasse bekommen, wenn er als genervter Radiotechniker als Erster die furchtbare Macht Sams zu spüren bekommt. Somit ist auch "Spontaneous Combustion" vielleicht am ehesten als spaßiger Schnack zu verstehen und weniger als bierenst zu nehmender Genrevertreter. Insofern kommt man sicherlich zumindest besser klar mit ihm.

5/10

Tobe Hooper Pyrokinese Atombombe Verschwörung


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INVADERS FROM MARS (Tobe Hooper/USA 1986)


"Don't worry, Son! We Marines have no qualms about killing Martians!"

Invaders From Mars (Invasion vom Mars) ~ USA 1986
Directed By: Tobe Hooper

Der kleine David Gardner (Hunter Carson) wird Zeuge einer nächtlichen Raumschifflandung hinter dem heimischen Grundstück. Nachdem sein bei der NASA tätiger Vater (Timothy Bottoms) am nächsten Morgen nach dem Rechten sieht, kommt er später seltsam verändert zurück und hat außerdem eine merkwürdige Wunde im Nacken. Als wäre dies nicht genug, nehmen immer mehr Personen in Davids Umfeld seltsame Verhaltensweisen an und weisen jene Nackenwunde auf; selbst seine ohnehin schreckliche Lehrerin Mrs. McKeltch (Louise Fletcher) gibt sich plötzlich noch viel schrecklicher als gewohnt. Nur die etwas einfältige Schulkrankenschwester Linda (Karen Black) steht David bald noch zur Seite. Der Junge findet bald heraus, was hinter dem häuslichen Sandhügel vor sich geht: Potthässliche Aliens vom Mars sind dort gelandet und treiben allerlei sinistres Zeug.

Dass Tobe Hooper ein glänzender Satiriker ist, der vielleicht nicht ganz das Kaliber eines Joe Dante oder John Landis erreicht, zumindest aber einen vortrefflich-speziellen Sinn für Humor besitzt, wird mir immer bewusster. Sein Remake des hübsch naiven Kalter-Kriegs-Klassikers "Invaders From Mars", das er zu deren Hochphase für die Cannon inszenierte, geht jedenfalls als ziemlich wilde Humoreske durch, die neben der a priori betont kindlichen Perspektive betreffs der geschilderten Ereignisse - (prä-)pubertäre Kids waren damals ohnehin die Abenteurer der Stunde, wie man sich erinnern wird - ein bisschen was von grimm'schen Märchenwelten mit sich führt und diese lustvoll mit modischem Horrortrash verbindet. So steckt "Invaders From Mars" voller Reminiszenzen nicht nur an die eigene Urquelle. Zudem standen Hooper einige hervorragende Spezialisten zur Seite, die ergänzend die audiovisuellen Aspekte überaus ansehnlich zu gestalten wussten: John Dykstra, Stan Winston und, wenn schon nicht Jerry Goldsmith, so zumindest mit Christopher Young dessen perfekter Kopist. Purstes Gold natürlich die Szene, in der Hunter Carson Louise Fletcher beim heimlichen Vertilgen eines Frosches erwischt und fast noch mehr deren entsprechende Reprise, wenn Louise Fletcher auf dieselbe Weise von einem Marsmenschen verschlungen wird (derweil dessen Gegenüber sich totlacht). Doch doch, den kann man schon liebhaben.

7/10

Tobe Hooper Cannon Remake Aliens Invasion Kind Militär


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BUTCHER BOYS (Duane Graves, Justin Meeks/USA 2012)


"Excuse me, Ma'am."

Butcher Boys ~ USA 2012
Directed By: Duane Graves/Justin Meeks

Auf einer Tour durch das nächtliche San Antonio gerät die verwöhnte Sissy (Ali Faulkner) nach ihrer Geburtstagsparty und infolge eines Rennens gegen ein paar andere Kids in die Fänge einer Straßengang, der 'Boneboys', der sämtliche Freunde Sissys und übrige Beteiligte unversehens und ratzeputz zum Opfer fallen. Obschon die Boneboys sich äußerlich nicht von der "Konkurrenz" unterscheiden, haben sie doch eine signifikante Eigenart: Sie essen ihre Opfer auf. Damit nicht genug, verbirgt sich, wie Sissy als einzige Überlebende bald feststellen muss, hinter der äußerlichen Unscheinbarkeit des Gang-Hauptquartiers im Industrieviertel der Stadt ein wahres Höllenkabinett, denn hier wird ganz besonderes Fleisch für ganz besondere 'gourmands' produziert...

Die einmal herbeigerufenen, kannibalischen Texaner lassen den armen Kim Henkel offenbar nicht los - mit "Butcher Boys" oder "Bone Boys", wie der alternative Titel dieses fiesen, kleinen Films lautet, legt der Autor von "The Texas Chain Saw Massacre" ein weiteres, inoffizielles Remake des von ihm mitkreierten Originals vor, unter etwas anderer Determination zwar, mit milder Sozialkritik versehen und unter stetiger Berufung auf ein satirisches Essay Jonathan Swifts, atmosphärisch und im Hinblick auf seinen ganz natürlichen Wahnsinn jedoch eine echte "TCM"-Vollblut-Variation und sicherlich wesentlich verwandter mit dem mentalen Grundstock des ursprünglichen Franchise denn all seine übrigen Sequels und Neuverfilmungen. Tatsächlich haben Henkel und seine beiden Regisseure Graves und Meeks das eigentlich Unerwartbare bewältigt: Ein zeitgemäßes, gekonntes Reboot zu schaffen, das den bösen Humor der Geschichte präserviert und sich im Gegensatz zu den letzten nominellen "TCM"-Filmen, keiner Publikumsschicht anbiedert - mit Ausnahme von Liebhabern des 74er-Originals vielleicht, die neben dem Genuss eines ruppigen Genrestücks die Möglichkeit erhalten, viele Reminiszenzen in personeller und formaler Gestalt auszumachen. Irgendwie geil auch, dass der Film auf der imdb so mies abschneidet, weist dies doch ganz wunderbar nach, wie speziell und ungemütlich er ist.

7/10

Duane Graves Justin Meeks Texas San Antonio Kannibalismus Terrorfilm Nacht Kim Henkel


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GOJIRA (Ishirô Honda/J 1954)


Zitat entfällt.

Gojira (Godzilla) ~ J 1954
Directed By: Ishirô Honda

Ein aus der Jura-Periode stammender, seit Jahrmillionen im Pazifik schlafender Urzeitdrache wird durch Atombombentests aufgeweckt und macht sich Richtung Japan auf. Die Ureinwohner nennen ihn nach einer alten Sage 'Godzilla'. Nachdem das Monster die Fischer-Insel Oto dem Erdboden gleich gemacht hat, bewegt es sich weiter Richtung Tokio, wo es im Zuge zweier Attacken nicht nur große Teile der Stadt niedertrampelt, sondern sich auch noch als Feuer zu spucken imstande entpuppt. Sämtliche Waffen vom MG über schwere Haubitzen bis hin zu Luftraketen stellen sich im Kampf gegen den Godzilla als wirkungslos heraus.Für die junge Emiko (Momoko Kôchi), die zwischen den beiden Galanen Serizawa (Akihiko Hirata) und Ogata (Akira Takarada) steht, gibt es somit nur eine Lösung: Sie muss, obschon sie anderes gelobt hat, Serizawas Geheimnis preisgeben. Dieser hat nämlich eine alles vernichtende Wunderwaffe, den 'Oxygen-Zerstörer', entwickelt, der, unter Wasser gezündet, sämtlichem organischen Leben die Grundlage entzieht und es binnen Sekunden skelettiert. Wenngleich Serizawa dieses Vernichtungswerkzeug nie einsetzen wollte, tut er es zum Wohle Japans dann doch - mit Erfolg: Der Godzilla und auch der sich opfernde Serizawa lösen sich in Wohlgefallen auf.

Dieser allererste "Gojira" hat, das weiß man, mit seinen nachfolgenden Inkarnationen wenig bis gar nichts zu tun. Was später zu einer - mir persönlich nicht besonders zusagenden - Zirkusnummer für Kinder und/oder Junggebliebene verkommen wird, ist in Hondas Erstbericht noch bierernster Monsterstoff. Als Warnung gegen den Missbrauch und generellen Einsatz von Atomwaffen begreift sich der Film, als Mahnmal gegen begangenes und noch folgendes Unrecht gegen Mensch, Gesellschaft und Natur. Godzilla ist noch kein knuffiges Gummimonster, das den Menschen je nach Laune auch mal den Tag rettet, sondern ein todbringender Höllenbotschafter, der, wo er geht und steht, Trümmer, Asche und bare Verzweiflung hinterlässt, stets von einer finsteren Aura umgeben scheint und aus dessen immer nur kurz zu erheischenden Augen handfester Wahnsinn zu sprechen scheint. Auch die 'intimen' Folgen seiner Attacken zeigt Honda - eine Mutter mit Kindern, die nicht rechtzeitig evakuiert werden konnte und zum Opfer der Bestie wird, verwaiste Kinder im Notkrankenhaus, ein mutiges Nachrichtenteam, das bis zur letzten Sekunde dokumentiert. Das Alles hat wenig von filmischem Katastrophentourismus und entspinnt sich, zumal im Verbund mit den eher trist gezeichneten Hauptfiguren um die zunehmend verzweifelte Emiko, als dräuendes Drama.

8/10

Ishirô Honda Monster Japan Tokio Godzilla Kaiju


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THE MANGLER (Tobe Hooper/USA 1995)


"I think... we may be fucked."

The Mangler ~ USA 1995
Directed By: Tobe Hooper

Der verkrüppelte Bill Gartley (Robert Englund) betreibt die "Blue Ribbon"-Wäscherei, deren Arbeitszentrum und ganzer Stolz eine riesige, noch aus Industrialisierungszeiten stammende Heißmangel-Maschine ist, eine 'Hadley-Watson-6'. Als eines Tages eine ältere Wäscherin (Vera Blacker) in die Mangel gerät und völlig zerstückelt wird, glaubt der verwitwete Polizist John Hunton (Ted Levine) zunächst an einen gewöhnlichen Arbeitsunfall. Doch sein Schwager Mark (Daniel Matmor), der sich für Okkultes allerlei Art interessiert, ist anderer Ansicht und dies zu Recht: Binnen weniger Stunden häufen sich die Unfälle rund um die Hadley-Watson und es wird deutlich, dass der eiserne Koloss von einer dämonischen Macht besessen ist, auf der der ganze monetäre Erfolg Gartleys beruht - und nicht nur seiner...

Diabolus ex machina: Bis in die Gegenwart genießt "The Mangler" ein Nischendasein. Die imdb-Durchschnittswertung liegt bei momentan unglaublichen 3,8 und es existieren bis dato lediglich unbefriedigende DVD-Editionen des Films, dessen angebliches 'Misslingen' viel zu Tobe Hoopers kontinuierlich nachlassendem Leumund beigetragen haben dürfte. Der tatsächlich zumeist unbequeme Regisseur nahm sich mit "The Mangler" sechzehn Jahre nach der TV-Arbeit "Salem's Lot" zum zweiten Mal eines Stoffes von Stephen King an, und dies - um, hoho, direkt zu meiner persönlichen Qualitätseinstufung vorzupreschen - um keinen Deut nachlassender. Besessene Maschinen sind, zumal in einem vordringlich satirischen Kontext gehalten, keine Seltenheit im Genrekino; man denke an "The Demon Seed", "Iron Thunder" oder "The Refrigerator". Doch der allegorische "The Mangler" geht noch einen Schritt weiter: Die (nebenbei überwältigend designte) Heißmangel des wie üblich exzellent maskierten Robert Englund ist ein Albtraum-Relikt der Industriellen Revolution und verlangt als solches nach wie vor seinen regelmäßigen Blutzoll. Wer der illuminatenähnlichen Geheimloge um die Maschine angehören will, muss seine jungfräuliche Tochter sowie einen Ringfinger opfern und ist anhand dieses Mals unverkennbar. Sämtliche Kleinstadtgrößen vom Sheriff bis zum Chefarzt gehören zu jenem Zirkel, dessen Seelenmarkt Reichtum und Macht verheißt. So läuft es bereits seit 150 Jahren und wird, wie das schöne Ende zeigt, trotz emsiger exorzistischer Exerzitien, auch die nächsten 150 so bleiben.

7/10

Tobe Hooper Stephen King Kleinstadt Splatter Monster Dämon Satire Exorzismus


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STRIDULUM (Giulio Paradiso/I, USA 1979)


"I couldn't kill a child, could I?"

Stridulum (Die Außerirdischen) ~ I/USA 1979
Directed By: Giulio Paradiso

Nachdem der superböse, interplanetarische Renegat Satin bereits vor Generationen unerkannt einige Erdenfrauen geschwängert hat, auf dass deren Nachkommen einst die Welt unterjochen mögen, wird sein alter Gegner und Verfolger Jerzy Colsowicz (John Huston) auf die kleine Katy Collins (Paige Conner) aufmerksam. Hinter diesem kleinen, blonden Engelchen verbirgt sich nämlich ein waschechtes Wechselbalg, das seine komplette Umwelt, allen voran seine verzweifelte Mutter Barbara (Joanne Nail), zu manipulieren versteht. Unter anderem wird, nachdem Katy die Querschnittslähmung der armen Mama verursacht hat, Detective Durham (Glenn Ford) auf das Mädchen aufmerksam, der jedoch nicht nur ein paar frechen Sprüchen Katys, sondern bald auch einem grauenvollen Unfalltod anheim fällt. Erst als Jerzy sich zu erkennen gibt, zeigt das Kind dann seine wahre Natur.

Einer der verrücktesten, wenn nicht der verrückteste Film, den ich in diesem Filmjahr erstmals bewundern durfte, ist Giulio Paradisos "Stridulum", nach dessen Genuss ich mich frage, warum er keinen viel weitflächigeren Bekanntheits- und Bewunderungsgrad genießt. Abgesehen davon, dass härtere Goreeffekte weitestgehend fehlen, bietet er nämlich alles auf, was großes Italo-Plagiatskino ausmacht: Da wäre zunächst die unfassbare Besetzungsliste anzuführen: Neben den erwähnten Huston und Ford geben sich Mel Ferrer, Shelley Winters, Lance Henriksen, Franco Nero und - unfassbar - Sam Peckinpah die Ehre teils sporadischer Auftritte, immerhin aber haben sie alle sich für den Film zur Verfügung gestellt. Produziert wurde der Schmarren von Ovidio G. Assonitis, der ja gern vor Ort in den Staaten arbeitete, zwei seiner Hauptdarsteller (Huston, Winters) gleich aus dem zuvor inszenierten "Tentacoli" mitbrachte (was durchaus auf reziproke Sympathien schließen lässt) und der mutmaßlich wohl hier und da auch mal auf dem Regiestuhl Platz nahm. Der Film schwelgt in erlesen Bildern Atlantas, der renommierte, bis heute aktive dp Ennio Guarnieri, der auch mit Lina Wertmüller, Zeffirelli und Fellini zusammengearbeitet hat, beweist ein großartiges Auge für Räume, Architekturen und weite Flächen. Die teils etwas (vor-)laute Musik stammt von Franco Micalizzi. Was nun all diese untadeligen Talente veranlasst haben mag, für ein solch krudes, offenbar mindestens im Halbwahn zusammengeleimtes Stück mit ganzem Elan einzustehen, das soll wohl zu den ganz großen Rätseln des Kino-Orkus gehören. Keine Frage, es macht viel, viel Spaß, "Stridulum" beim fortschreitenden Geistesverfall zuzusehen; es gibt Manches zu bestaunen, viel zu lachen und sogar zu bewundern. Grob gefasst setzt der Inhalt sich zusammen aus Versatzstücken und Elementen aus "Village Of The Damned", "The Bad Seed", "The Exorcist", "The Omen" und sicherlich noh einer Menge, die ich nicht gleich erkannt habe. Der somit erwartungsgemäß komplett zerfahrene Plot, der mit einem Prolog um Franco Nero als goldgelocktem Messias, der glatzköpfigen Alienkindern eine völlig hanebüchene Geschichte auftischt und sich mit fortlaufend stringenter Dramaturgie immer weiter verdeht, bildet ein zum gesamten Rest in krassem Gegensatz stehendes, eklektisches Zentrum.
Alles in allem ein Muss für jeden Italo-Heuler-Komplettisten, das ich mir gern noch oft anschauen werde und dessen deutsche (Münchener) Synchro großartig geworden ist: "Na schön, was hast du mir bis jetzt denn noch nicht erzählt, Katy?" - "Haben Sie einen Kugelschreiber?" - "Ja." - "Stecken Sie ihn sich in den Arsch."

8/10

Giulio Paradiso Ovidio G. Assonitis Georgia Atlanta Europloitation Kind Aliens Duell


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DEVIL'S PASS (Renny Harlin/USA, UK, RU 2013)


"What we're doing is right."

Devil's Pass ~ USA/UK/RU 2013
Directed By: Renny Harlin

Die US-Studentin Holly King (Holly Goss) begeistert sich für einen Zwischenfall im Ural, der sich 53 Jahre zuvor ereignete: Damals sind neun Bergwanderer, nach ihrem Führer 'Dyatlow-Expedition' benannt, auf unerklärliche, gewaltsame Weise auf einem Bergpass ums Leben gekommen. Die Umstände sind bis dato ungeklärt. Zusammen mit vier Kommilitonen reist Holly zum Unglücksort, um dort eine Film-Dokumentation über die Expedition zu drehen. Den Teilnehmertn wird bald mulmig: Riesige Barfußspuren finden sich im Schnee, merkwürdige, knallartige Geräusche sind zu vernehmen, in einer Wetterstation liegt eine menschliche Zunge. Und irgendjemand versucht offenbar krampfhaft, sie von weiteren Entdeckungen abzuhalten, auch unter Inkaufnahme ihrer aller Tode. Eine von außen verriegelte Stahltür im Berg schließlich scheint Aufschluss zu geben...

Mal etwas geringfügig anderes im Found-Footage-Bereich: Diesmal liegt der geschilderten Expedition kein fiktives, sondern ein reales Ereignis zugrunde. Die Dyatlow-Expedition hat es nämlich wirklich gegeben und die Umstände ihres Scheiterns und der Tode ihrer Teilnehmer sind tatsächlich so mysteriös, wie sie in Harlins Film dargestellt werden: Trotz der immensen Kälte erfroren einige, weil sie in ihrer Unterwäsche um ein Lagerfeuer saßen, andere wurden offenbar erschlagen, einem Opfer fehlte die Zunge, ohne, dass Spuren respektive Hinweise auf Kämpfe oder Angriffe äußerer Gewalten gefunden worden wären. Eine solche Geschichte gibt natürlich hinreichend Anlass zu Spekulationen und ganz gewiss auch zu einem Genrewerk im "Blair-Witch"-Stil. Selbiges kredenzt uns Renny Harlin, von dem, wie ich mal ganz vorlaut behaupte, schon seit einigen Jahren nicht viel Bedeutsames verlautbar wurde und der sich mit diesem stilistisch erwartungsgemäß kaum eklatanten Genrefilm zumindest mein Interesse zurückerobert hat. Ich entwickle ja zunehmend Herz für das Found-Footage-Segment und auch "Devil's Pass" konnte mich mitreißen, trotz einiger persönlicher Abstriche. Ziemlich toll, weil ziemlich wild fand ich die Auflösung am Ende, die in dieser Form wohl wirklich niemand erwarten kann, zumal im Prinzip alle sonstigen Spekulationen bereits im Vorhinein dramaturgisch abgetötet wurden. Weniger begeisternd die leider omnipräsente, etwas geschwätzige Protagonistin, die einer ihrer Mitreisenden mit der neunmalklugen Streberin 'Velma' aus der "Scooby-Doo"-Trickserie vergleicht und damit so ziemlich den Nagel auf den Kopf trifft. Auch die etwas sehr hektisch hingezauberten Creature-F/X im letzten Fünftel hätten im Idealfall noch einiger Optimierung bedurft, gehen aber infolge des Indie-Charakters des Streifens schon in Ordnung. Nicht übel.

7/10

Renny Harlin embedded filming found footage Russland Monster Experiment Independent Mockumentary


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HISTOIRES EXTRAORDINAIRES (Roger Vadim, Louis Malle, Federico Fellini/I, F 1968)


"What am I doing here?"

Histoires Extraordinaires (Außergewöhnliche Geschichten) ~ I/F 1968
Directed By: Roger Vadim/Louis Malle/Federico Fellini

Dreimal Edgar Allan Poe in jeweils höchst eigener Interpretation: 1.) "Metzengerstein": Die Gräfin Frederique de Metzengerstein (Jane Fonda) führt ein ausschweifendes Leben, in dem multiple Perversionen und Orgien an der Tagesordnung sind. Zudem ist sie gewohnt, zu bekommen, was sie will. Als sich ihr Cousin Wilhelm Berlifitzing (Peter Fonda), in den sie sich aufrichtig verliebt, ihr jedoch verweigert, lässt sie seine Stalliungen anzünden, wobei Wilhelm ums Leben kommt. Fast zeitgleich läuft Frederique ein stolzer Rappe zu, der alsbald ihre ganze Aufmerksamkeit erhält und in dessen Sattel Frederique schließlich einen feurigen Freitod wählt. 2.) "William Wilson": Der arrogante Soldat William Wilson (Alain Delon) gilt seit jeher als misogyner, bösartiger Narziss, dessen Streiche häufig auch über die geschmacklichen Stränge schlagen. Doch er hat einen ehrbaren Doppelgänger selben Namens, der in besonders kritischen Situationen in Wilsons Biographie immer wieder auftaucht und ihn zur Räson bringt. Beim dritten Mal erdolcht er sein merkwürdiges Ebenbild, in umgehender Erkenntnis, dass dies auch seinen eigenen Tod bedeutet. 3.) "Toby Dammit": Der exzentrische englische Schauspieler Toby Dammit (Terence Stamp) kommt nach Italien, um einen allegorischen Western zu drehen. Tatsäclich interessiert ihn jedoch bloß die Prämie: Ein nagelneuer Ferrari. Als Dammit volltrunken von einer Preisverleihung getorkelt kommt, wartet das schnelle Gefährt bereits auf ihn. Doch nicht nur dieses; auch der Teufel in Gestalt eines kleinen Mädchens (Marina Yaru) hat Toby bereits auf der Liste.

Nach der sich etwas zäh entblätternden ersten Episode, die vor allem wegen der exaltierten Garderobe der Fonda interessant ist, die von ihrem damaligen Galan Roger Vadim in gewohnt geschmäcklerischer Optik nebst dezenter Erotik in Szene gesetzt wird, folgt ein bereits durchaus poe-eskeres Segment, eine Art "Jekyll-/Hyde"-Paraphrase, in der der böse, triebhafte Persönlichkeitsteil der offen agierende ist und der integer-vernünftige sich jeweils nur in gewissermaßen brenzliger Szenerie zeigt. Die zwingende, zutiefst moralische conclusio: Ohne das Gute kann auch das Böse nicht existieren. Im letzten Drittel schließlich explodiert der Film unter Fellini zu einer psychedelischen, visuellen tour de force: Der von Terence Stamp marvelös interpretierte Toby Dammit sieht alles nurmehr durch die realitätsverzerrende Brille des Polytoxikomanen, permanent unter Drogen stehend und alkoholisiert. Zwar hat Dammit gelernt, dass die chique Gesellschaft ihn nicht nur längst wegen seiner bizarren Auftritte akzeptiert, sondern ihn aufgrund derselben sogar als stetes enfant terrible feiert. Den Abgründen seines Inneren jedoch kann er selbst durch multiple Räusche nicht entfliehen.
Dreimal vom Übernatürlichen gestrafte Grausamkeit und Arroganz also, ein Kerntopos bei Poe und hier ausnahmsweise einmal nicht von Corman, sondern von drei europäischen Regie-Wunderkindern aufgegriffen, was den US-Verleiher AIP allerdings nicht daran hinderte, ein paar zusätzliche voice inserts von Vincent Price nachzuflechten. Tradition hat schließlich Tradition.

8/10

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Funxton

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