Aus akutem Zeitmangel mal wieder ein wildes Potpourri ohne roten Faden:
INTERIORS (Woody Allen):
Nachdem ich jüngst von SEPTEMBER und ANOTHER WOMAN sehr angetan wahr, sah ich mit Spannung auf Allens ersten Versuch eines puren Dramas voraus. Leider ist dieser sehr deutlich gescheitert, da er die Leichtigkeit der späteren Werke völlig vermissen lässt und nur 90 Minuten tristeste Bleiwüste zu bieten hat. Furchtbar.
CASSANDRA'S DREAM (Woody Allen):
Bemüht, aber nicht ganz überzeugend. Zwar nach SCOOP wieder ein deutlicher Schritt nach vorn für Allen, aber doch bleibt hier vieles zäh und langwierig.
VICKY CRISTINA BARCELONA (Woody Allen):
Da ist er endlich, der beste Allen seit langem. Endlich gelingt sie wieder, die scheinbar unangestrengte Mischung aus Luftigkeit und Tiefsinn. An der Oberfläche eine schwerelose Sommerfrische, im Herzen eine Versuchsanordnung über Konzepte der Liebe.
THE FLOCK (Andrew Lau):
Der Hongkonger Regisseur Andrew Lau macht nach seinem Sprung nach Hollywood das, was man vom Seiltänzer zwischen Mainstream und Meisterwerk wohl gerade nicht erwartet hat: einen stockfinsteren und einigermaßen unkommerziellen Sex&Crime-Alptraum. Stilistisch eindrucksvoll wie meist, und durchaus packend. Die Kombination Lau/Hollywood könnte interessanter werden als gedacht.
LIVE AND LET DIE (Guy Hamilton):
Nach Jahren mal wieder versucht, einen Bond-Film zu schauen. Naja. Schon Schlimmeres gesehen, aber zum Bond-Fan werde ich in diesem Leben wohl nicht mehr.
QUAND J'ÉTAIS CHANTEUR (Xavier Giannoli):
Ja, zugegeben: manchmal mag ich schöne Schnulzen wie diese. Depardieu gibt den abgehalfterten Schlagerfuzzi mit unvergleichlicher Würde, und die ganze Erzählung dieses heillos romantischen Streifens ist wunderbar unaufgeregt. Es sollte mehr nicht-doofe Schnulzen wie diese geben.
THE GIRL NEXT DOOR (Gregory Wilson):
Uff - ich habe lange keinen Film gesehen, der mich derart mitgenommen hat. Ein wirklich schmerzhaftes Folteropus auf der Basis von Jeck Ketchums Roman, der wiederum basiert auf jenem Kriminalfall, der jüngst auch (den von mir noch ungesichteten) AN AMERICAN CRIME inspirierte. Abstoßend und unangenehm anzuschauen - so sollte die Konfrontation mit einem Splatterfilm sich anfühlen. Nachdrücklich.
NEXT (Lee Tamahori):
Nicht wirklich schlecht und manchmal mit ein paar hübschen inszenatorischen Einfällen. Aber im Grunde ziemlich egal.
Bearbeitet von Kingsley Zissou, 11. Dezember 2008, 11:48.