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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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TRAFFIC (Steven Soderbergh/USA, D 2000)



"They talk like they're conspiring to conspire."

Traffic ~ USA/D 2000
Directed By: Steven Soderbergh

An allen möglichen nordamerikanischen Fronten tobt der Krieg gegen und für Kokain und Crack aus Mexiko: Ein ehrgeiziger Politiker (Michael Douglas) wird mit den Schrecken der Sucht in Person seiner eigenen, kinderjährigen Tochter (Erika Christensen) konfrontiert, ein Polizist (Benicio Del Toro) aus Tijuana wandelt beständig auf dem schmalen Grat zwischen Angst und Gewissen, zwei US-Cops (Don Cheadle, Luis Guzmán) beschützen einen wichtigen Kronzeugen (Miguel Ferrer), der gegen einen der wichtigsten Koks-Importeure (Steven Bauer) Kaliforniens aussagen soll, dessen Gattin (Catherine Zeta-Jones) sich angesichts der Enthüllungen um ihren Mann und existenzieller Bedrohungen vom biederen Hausmütterchen zur knallharten Gangsterbraut entwickelt, ein mexikanischer General (Tomas Milian) plant, selbst in das wohlkorporierte Geschäft mit harten Drogen einzusteigen.

In Soderberghs Ensemblefilm kreuzen sich irgendwann mal die Wege fast aller Beteiligten; ohne, dass sie jeweils gerade ahnen, wer ihnen entgegenkommt, sind das jeweils schicksalhafte Begegnungen. Überstilisierung hat man dem Regisseur vorgeworfen, der hier mit grobkörnigen Filtern und tiefen Primärfarben arbeitet, mit DV-Kamera und Jump Cuts herumhantiert, als gelte es, die Nouvelle Vague auf amerikanischem Grund verspätet lobzupreisen. Dabei soll doch bloß Realismus Trumpf sein, die wesentliche Sinnlosigkeit des ewigen Kriegs gegen die Schwemme harter Opiate aufgezeigt werden, die man, so das nüchterne Fazit des Films, mit rechtsstaatlichen Mitteln niemals gänzlich in den Griff bekommen wird. Dabei geht es Soderbergh weniger um gezielte Milieueinblicke, nein, eine großangelegte, sämtliche Facetten und Charaktere abdeckende Bestandsaufnahme hatte er im Sinn, mit scheinbar unwillkürlich und rein zufällig beteiligtem Personal, das jeweils reale Pendants sein Eigen nennen darf. So kommt es schließlich, dass die abgefuckte Cracknutte hier ausnahmsweise mal nicht der Ethnie XY entstammt, sondern just des vom Senat obersten Drogenbeauftragten Töchterlein ist. Realismus? Vielleicht doch nicht so ganz...
Aber dann gibt es da ja noch die umso lohnenswertere zwingend-tolle Episode um Milian als ultrabösem Sith Lord des globalen Drogenimperiums und Benicio Del Toro als dessen tapferem Widersacher, so wie eigentlich das gesamte, atemberaubende, mit mindesten sechzehn großen Namen auftrumpfende Ensemble einfach nur bombastisches Spiel präsentiert. "Qualitätskino", sicher, aber welches von der Sorte, das sich gefallen zu lassen nicht weh tut.

8/10

Steven Soderbergh Drogen Kalifornien Mexiko Politik Crack Kokain Ensemblefilm



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Funxton

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