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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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TATORT - SPIELVERDERBER (Peter Ariel/BRD 1987)


"Scheiße."

Tatort - Spielverderber ~ BRD 1987
Directed By: Peter Ariel


Hinter dem Mord an einer Prostituierten im Rotlichtmilieur verbirgt sich viel mehr als Schimanski (Götz George) und Thanner (Eberhard Feik) zunächst ahnen: Es geht um Erpressung und eine international operierende Organisation von Waffenschiebern. Und welche Rolle spielt dabei der eigentlich doch ganz sympathisch anmutende BKA-Mann Tumler (Wolfgang Wahl)?

Kein Höhepunkt der Reihe, sondern nicht mehr oder weniger als ein solide aufgebauter Fernsehkrimi mit seinen zwei, drei Momenten. Gegen Ende des Jahrzehnts, nachdem die beiden Kino-Schimanskis gelaufen waren, erhöhten sich merklich die Budgets und Actionanteile der Filme. Hier etwa gibt es gleich mehrere, zünftige Prügeleien, aus denen Schimanski zumeist als Sieger hervorgeht, die allerdings kaum besser aussehen als eine Stuntshow im Bottroper Movie-Park. Und dann ist da noch Schimmis nerviges tête-à-tête mit der Barfrau und Sängerin Jenny (Jenny Evans), das den Zug des Ganzen merklich ausbremst. Die besten Momente gehören Wolfgang Wahl, dem großen Lichtblick dieses Serienbeitrags.

6/10

Ruhrpott Peter Ariel Schimanski TV-Film Tatort


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TATORT - ZWEIERLEI BLUT (Hajo Gies/BRD 1984)


"Macht doch das Licht aus, ihr Säue!"

Tatort - Zweierlei Blut ~ BRD 1984
Directed By: Hajo Gies


Schimanski (Götz George) ist zum Mäusemelken zumute: Sein Kollege Thanner (Eberhard Feik) haust nach einem Ehestreit mitsamt Schildkröte Eckhard bei ihm in der Wohnung und bringt den gesamten Alltag aus der Fasson. Derweil kommt beim Spiel MSV-RWE ein Italiener ums Leben. Der Platzwart Ludwig (Gerhard Olschwewski) will gesehen haben, dass eine Gruppe jugendlicher Rocker (u.a. Dietmar Bär) in ein Gerangel mit dem Toten verwickelt worden seien. Schimanski spielt den V-Mann und nähert sich den Kids an, wird jedoch rasch enttarnt...

Zu einer zünftigen Revier-Anthologie, wie sie die Tatort-Schimanskis ja im Prinzip darstellen, gehört natürlich auch ein Einblick ins Fußballfanmilieu. "Zebrastreifen, weiß und blau - ein jeder weiß..." etc. Der wahre Schlager sind dabei die porträtierten Jugendlichen, die das definitive Abziehbild des bourgeoisen Delinquentenbildes anno 1984 inkarnieren dürften. So richtig konnte man sich bei der subkulturellen Zugehörigkeit der Jungs (von denen einige fraglos über 25 sind) wohl nicht einig werden, außer darin, dass sie allesamt arbeitslose Trinker und Pöbler sind. Sollen das nun Punks sein, Neonazis oder doch bloß die guten alten Racker, äh Rocker? Auch egal. Schimmi, damals gerade stramme 46, wird von dem der Clique vorstehenden Dietmar Bär unentwegt als "Opa" bezeichnet. Hat er das wirklich verdient? Zum Kriminalfall ist zu sagen: Da hat man bereits Besseres und vor allem Spannenderes erlebt. Aber "Zweierlei Blut" ist ja auch aus ganz anderen Gründen zum Mini-Evergreen gereift. Musik: Spliff.

7/10

Fußball Hajo Gies Hooligan Ruhrpott Schimanski Tatort TV-Film Subkultur


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THE VERDICT (Sidney Lumet/USA 1982)


"Welcome back."

The Verdict ~ USA 1982
Directed By: Sidney Lumet


Nachdem der Bostoner Anwalt Frank Galvin (Paul Newman) die Korrumpiertheit seiner Kompagnons zur Kenntnis nehmen musste, verfällt er dem Alkohol und lebt fortan in der Vergangenheit. Mit lauen Schadensersatzklagen hält er sich eher schlecht als recht über Wasser. Ein letzter Strohhalm bietet sich ihm, als sein Freund und Mentor Mickey Morrissey (Jack Warden) ihm ein neues Mandat zuschustert. Frank soll die Interessen des jungen Ehepaars Doneghy vertreten. Die Schwester der Frau (Roxanne Hart) liegt aufgrund eines Anästhesiefehlers bei ihrer Entbindung im Dauerkoma, das Kind ist tot. Die behandelnden, überaus renommierten Ärzte (u.a. Wesley Addy) arbeiten für ein Krankenhaus der Erzdiözese, die Frank ein Vergleichsangebot macht. Dieser jedoch lehnt ohne Zustimmung seiner Mandanten ab und führt den Fall vor Gericht.

Brillantes Dialogkino, wie es besser kaum sein kann und eines der Juwelen in der lumet'schen Schaffenskrone. Seine wahre Substanz verdankt der Film allerdings David Mamets mustergültigem Script, das zunächst ohne das titelgebende Urteil auskommen musste und mit Frank Galvins leidenschaftlichem Schlussplädoyer schloss. Erst auf das verständnislose Einlenken der Produzenten Zanuck und Brown schob Mamet das verhältnismäßig konventionelle Finale hinterher. Für Paul Newman bedeutete der Part des verlorenen Anwalts einen der dankbarsten seiner gesamten Laufbahn. Das von ihm vorgestellte Porträt eines Alkoholikers ist von selten gesehener Wahrhaftigkeit. Stets bewaffnet mit Atemspray und Augentropfen und bemüht darum, ein längst nicht mehr existentes Bild aufrecht zu erhalten, taumelt Galvin zwischen Tresen, Flipperspiel und Anwaltstisch umher. Wie die Geschichte sich dabei, ohne den Fehler, verlogene Konsequenzenzieherei zu verkaufen, ganz dicht an ihm entlang entwickelt und uns Zeugen dabei werden lässt, wie Galvins altes Feuer vielleicht zum letzten Mal entfacht, das hat Weltformat. Ein in ausnahmslos jeder Hinsicht exorbitantes Werk.

10/10

David Mamet Sidney Lumet Courtroom Alkohol


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SERPICO (Sidney Lumet/USA, I 1973)


"The system's corrupt."

Serpico ~ USA/I 1973
Directed By: Sidney Lumet


Kaum dass der New Yorker Officer Frank Serpico (Al Pacino) seinen Dienst antritt, wird er mit der allgegenwärtigen Korruption in der städtischen Polizeietage konfrontiert. Serpico enthält sich wie selbstverständlich jeder versuchten Bestechung und nimmt keinerlei Geld an, wodurch er jedoch zunächst den Argwohn und dann den unverblümten Hass seiner Kollegen auf sich zieht. Diverse Versetzungen in andere Reviere machen es ihm nicht leichter, im Gegenteil. Je einflussreicher die Abteilung, desto höher die gezahlten Summen. Bald geht Serpico mit seinen Erfahrungen an die Öffentlichkeit und muss fortan um sein Leben fürchten.

Der erste Film aus Lumets großem Zyklus über die New Yorker Gesetzesmächtigen und ihre zutiefst verfaulten Eingeweide. "Serpico" basiert auf der wahren Geschichte eines Idealisten, dessen Mut zur Ehrlichkeit ihm irgendwann so sehr zugesetzt hat, dass er fast sein Leben lassen musste und schlussendlich emigriert ist. Eine bodenlos wütende Systemkritik und der unbedingte Wille zum Realismus zeichnen den Film aus und verleihen ihm exakt jenes naturalistische Ausrufezeichen, das vielen Studiowerken dieser Phase zuteil ist. Al Pacinos Anlegung seiner Rolle erwies sich nachträglich als ikonographisch, besonders innerhalb der italoamerikanischen Gemeinde - Beispiele für Epigonen sind rasch gefunden; so hatte etwa Tony Manero in "Saturday Night Fever" ein "Serpico"-Poster in seinem Zimmer, derweil Sylvester Stallone gar eine äußere Komplettmetamorphose für "Nighthawks" durchlief.
Dino De Laurentiis hat "Serpico" korproduziert und verliehen, eine Relation, die angesichts des Resultats auf den ersten Blick ein wenig schräg anmutet, jedoch Methode hat - zumal es einen der ersten Versuche des Italieners markiert, seine Fühler Richtung Hollywood auszustrecken. Damals war noch vieles möglich.

10/10

Sidney Lumet New York


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THE OFFENCE (Sidney Lumet/UK 1973)


"My... God."

The Offence (Sein Leben in meiner Gewalt) ~ UK 1973
Directed By: Sidney Lumet

Detective Johnson (Sean Connery), englischer Provinzpolizist, ist durch mehrere schreckliche Diensterlebnisse schwer traumatisiert. Als er glaubt, in der Person des aufgegriffenen Familienvaters Kenneth Baxter (Ian Bannen) eines seit längerem gesuchten Kindervergewaltigers habhaft geworden zu sein, versucht er diesem in einem nicht genehmigten Verhör ein Geständnis zu entlocken. Johnson lässt sich jedoch über Gebühr provozieren und prügelt Baxter zu Tode. Die angrenzende Untersuchung demonstriert Johnsons desolaten psychischen Zustand und zeigt, dass er schon seit längerem hätte suspendiert werden müssen.

Kammerspielartiges Polizistenpsychogramm, dass den verzweifelt gegen sein Bond-Image anspielenden Connery in einer unglaublich intensiven Performance zeigt, die jeden ihm schlechte Schauspielqualitäten anheim stellenden, einsichtigen Hobbykritiker mundtot machen sollte. Lumet inszeniert ein wild waberndes Gebräu aus Rück- und Vorausblenden, deren Sinn und Wirkung sich zur Gänze erst spät offenbaren und die das sich zu Beginn wie selbstverständlich einstellende Heldenbild des Protagonisten zunächst ansägen, um es dann vollständig zu demontieren. Die Schuldfrage bezüglich des gefassten, mutmaßlichen Verbrechers wird vom Film bewusst nicht beantwortet, es geht auch gar nicht um sie, sondern einzig um die in jedem Falle erschütternde Behandlung, die ihm im Polizeigewahrsam zuteil wird. Johnson, der zu Beginn als einer der typischen Callahan-Epigonen der frühen Siebziger eingeführt wird, entblättert sich nur zögerlich vor dem vorsätzlich irritierten Zuschauer. Am Ende stehen Desolation, Isolation, nachgewiesene Soziopathie und besonders die schlimme Gewissheit, dass kein Systemrepräsentant vor durchgebrannten Sicherungen gefeit ist.

9/10

Sidney Lumet England Verhör


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MONSTER (Patty Jenkins/USA 2003)


"The bar's closed."

Monster ~ USA 2003
Directed By: Patty Jenkins


Als die langjährige Prostituierte Aileen "Lee" Wuornos (Charlize Theron) fast zum Ofer eines von einem ihrer Freier (Lee Tergesen) verübten Gewaltverbrechen wird, dreht sie den Spieß um und erschießt den Unhold. Der erste von insgesamt sieben Morden, die Wuornos in einer Mischung aus Rachsucht und Geldgier begeht. Dass sie später vor Gericht ausgerechnet von ihrer geliebten Lebensgefährtin Selby (Christina Ricci) belastet wird, nimmt sie im Hinblick auf Selbys eigenen Freispruch in Kauf.

Eine Frau als Serienkiller stellt in den Annalen der mit Serienkillern gesäumten amerikanischen Kriminalgeschichte noch immer eine Rarität dar; vielleicht bedurfte es auch erst einer Regisseurin, um die Geschichte der kurz vor der Entstehung des Films hingerichtete Aileen Wuornos hinreichend sensibel und verständnisvoll für einen Film aufzubereiten. Im Gegensatz zu ihren männlichen Verbrechensgenossen war Aileen Wuornos kaum das Opfer psychischer Störungen oder Paraphilie, zumindest, wenn man ihrer späten, selbst geschilderten Biographie Glauben zu schenken bereit ist. Während der erste Mord strenggenommen gar kein solcher war, sondern aus reiner Notwehr verübt wurde, geschahen die sechs weiteren aus Gründen finanzieller Not und wurden von der Täterin vor sich selbst dadurch gerechtfertigt, dass sie die Opfer als Perverse und Ehebetrüger, die die Dienste einer Prostituierten in Anspruch nehmen wollten, abzustrafen hatte. Ihrer Strafakte zufolge war Aileen Wuornos ein in höchstem Maße aggressiver und asozialer Mensch aus unterstem Sozialmilieu, der früh mit bürgerlicher Moral und Gesetz in Konflikt geriet sich zeitlebens durch körperliche Gewalt Gehör zu verschaffen pflegte.
Patty Jenkins' Inszenierung gibt sich im besten Sinne unspektakulär, still, gediegen, flächig und lässt der unglaublichen Performance von Charlize Theron freie Bahn. Natürlich taten auch die Maskenbildner ein reifes Werk an der Aktrice, wie sie ansonsten jedoch mit ihrer Rolle fusioniert, ist eines der hervorstechendsten in letzter Zeit von mir gesehenen Beispiele für erfolgreiches method acting.

8/10

Biopic Historie Serienmord Homosexualitaet Patty Jenkins


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BONNIE AND CLYDE (Arthur Penn/USA 1967)


"We rob banks!"

Bonnie And Clyde ~ USA 1967
Directed By: Arthur Penn


Texas, die große Depression: Als er versucht, den Wagen ihrer Mum (Mabel Cavitt) zu klauen, wird die junge Seviererin Bonnie Parker (Faye Dunaway) auf den Ganoven Clyde Barrow (Warren Beatty) aufmerksam - der Beginn einer halsbrecherischen Romanze, gepflastert mit Überfällen und Leichen.

"Bonnie & Clyde" ist nicht die erste Verfilmung der Mär um das neben John Dillinger bekannteste kriminelle Relikt aus der Depressionszeit. Bereits neun Jahre zuvor wurde das B-Movie "The Bonnie Parker Story" veröffentlicht. Unterschiedlicher können zwei Filme zu demselben thematischen Überbau allerdings kaum angelegt sein - Penns Werk gilt immerhin als elementarer Wegbereiter für New Hollywood. Auf das zertrümmerte Studiosystem traf mit Warren Beatty ein "actor-producer", der zugleich als eine der Galionsfiguren der neuen Bewegung gilt. Via unermüdlichem Einsatz und Protest gegen Entscheidungen, die die Kompetenzen des Teams zu schmälern drohten, erwirkte er für einen "kleinen" Filmemacher wie Penn bis dato undenkbare Freiheiten und sorgte schließlich dafür, dass trotz unentwegter Abneigungsbekundung durch Jack Warner die Wunschfassung des Regisseurs in die Kinos gelangte. Dieser zugrunde lag ein Script, das gern als Übertragung des Nouvelle-vague-Stils auf amerikanische Verhältnisse bezeichnet wird, mitsamt einer für damalige Verhältnisse ungewöhnlichen Montage und diversen formalen Regelbrüchen. Am Ende sterben die Antihelden in Zeitlupe - durchsiebt von unzähligen Kugeln aus den Maschinenpistolen der Polizei. Danach gibt es keinen Dialog mehr, keinen crane shot, keine Totale, kein gar nichts; das Publikum wird mit genau diesem Eindruck auf der Linse entlassen. Pures Understatement und unübersehbare Aufbruchsstimmung findet man in dieser Konsequenz selten so eindeutig formuliert. The dawning of a new era.

9/10

Great Depression Road Movie Arthur Penn New Hollywood Historie period piece Heist Couple on the Loose


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THE MAN WITH THE GOLDEN ARM (Otto Preminger/USA 1955)


"I'll be around..."

The Man With The Golden Arm (Der Mann mit dem goldenen Arm) ~ USA 1955
Directed By: Otto Preminger


Nach sechsmonatiger Entzugstherapie, die er als Alternative für den Strafvollzug vorzog, kehrt Frankie Machine (Frank Sinatra), der unterdessen die Liebe zum Jazz und zum Schlagzeugspiel entdeckt hat, in sein altes Viertel zurück. Nichts hat sich geändert, seine psychisch gestörte Frau (Eleanor Parker) versucht noch immer, ihn mit allen Mitteln an sich zu binden, Gauner Schwiefka (Robert Strauss) will ihn sogleich wieder als Spielmacher in seine schmierige Zockerhöhle umleiten und Pusher Louie (Darren McGavin) hält ihm das H unter die Nase. Es dauert nicht lang und Frankie hängt trotz aller Bemühungen wieder an der Nadel. Mithilfe der ihn aufrichtig liebenden Molly (Kim Novak) versucht er den kalten Entzug...

Filmische Pionierarbeit in Sachen Drogenabhängigkeit. "The Man With The Golden Arm" ist der erste wichtige, sich mit dem bis dato eher ein Dasein im Schatten fristenden Thema der zerstörerischsten Form von Drogenkonsum, der Heroinsucht, auseinandersetzenden Beitrag aus dem Branchenbereich der siebenten Kunst. Preminger dokumentiert den trotz aller zwischenzeitlichen Abstinenz so sicher geglaubten, dabei jedoch illusorischen Ausstieg mit gnadenloser Konsequenz, zeigt das schmerzliche Taumeln vor dem nächsten letzten Schuss, den "Affen im Genick", die Hölle des kalten Entzugs.
Wie so oft in Filmen, die ein Tabuthema ankratzen, werden allerdings auch hier ein paar Klischees bedient, die offenbar der unkomplizierteren Vermittlung dienlich sein sollen: Heroin und Junkies sind bei Preminger Elemente der Slums und anzutreffen in Kumpanei mit Glücks- und Falschspiel, schummrigen Kneipen, Kleinkriminellen und Jazzmusik, bald verrucht, bald verraucht. Natürlich ist "The Man With The Golden Arm" nebenbei auch ein später Vertreter des film noir, mitsamt umfassendem Unterweltsporträt und polizeilich aufzuklärendem Totschlag.

9/10

Heroin Gluecksspiel Otto Preminger Drogen film noir


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THE LADYKILLERS (Alexander Mackendrick/UK 1955)


"I said nobody was to do Mrs. Lopsided!"

The Ladykillers ~ UK 1955
Directed By: Alexander Mackendrick


Der gewiefte Gauner Professor Marcus (Alec Guinness) mietet sich bei der alten Dame Mrs. Wilberforce (Katie Johnson) ein, um von dort aus mit seinen vier Kumpanen (Herbert Lom, Peter Sellers, Danny Green, Cecil Parker), die er der Hausherrin als Amateurkapelle vorstellt, einen Raubüberfall auf einen Geldtransporter durchführen zu können. Mrs. Wilberforce macht den fünf Schwerenötern jedoch eher unfreiwillig mehrere Striche durch die Rechnung und geht als etwas verwirrte Gewinnerin aus der Affäre hervor.

Die Ealing-Produktion "The Ladykillers" assoziiert man, auch in Anbetracht ihrer über die Jahre gewachsenen Popularität, fast unwillkürlich mit dem vielstrapazierten, in der abendländischen Populärkultur landläufig als "schwarzer britischer Humor" bekannten Terminus. Hier haben wir dessen mit dankbarste Repräsentanten - ein Halunkenquintett, bestehend aus verräterischen, soziopathischen, selbst vor Mord nicht zurückschreckenden Individualisten, die sich am Ende dann doch als unfähige Teamspieler erweisen und primär wegen ihres berechtigten, akuten Misstrauens zueinander ins Gras beißen müssen.
Alte, Tee trinkende Damen mit Blumenhüten gehören dabei freilich ebenso zum klassischen britischen Personeninventar wie der hochberschirmte Bobby, und sie alle kommen hier zum Einsatz. Alec Guinness mit Kieferprothese, Herbert Lom und ein vergleichsweise zurückhaltender Peter Sellers bespielen ihre jeweiligen Parts erwartungsgemäß traumhaft; der grobschlächtige Danny Green, als seines Äußeren gemäß leicht unterbelichteter East-End-Ganove, schlägt sich derweil ebenfalls wacker. Wunderbar die leicht ausgeblichenen Technicolor-Farben. So edel gealtert findet man sie ausschließlich im englischen Kino.

9/10

Alexander Mackendrick London Heist


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MONSIEUR VERDOUX (Charles Caplin/USA 1947)


"I shall see you all... very soon..."

Monsieur Verdoux ~ USA 1947
Directed By: Charles Chaplin


Nachdem die 29er-Wirtschaftskrise ihn finanziell in die Knie gezwungen hat, entschließt sich Henri Verdoux (Charles Chaplin) zum Einsatz ungestümerer Methoden, um Frau (Mady Correll) und Kind (Allison Roddan) durchzubringen: Er heiratet unter falschen Namen reiche, alleinstehende Damen und lässt sie in Kürze "verschwinden", um an das ihm nunmehr zustehende Erbteil zu kommen. Verdoux entwickelt seinen neuen "Beruf" zur Profession, bis ein neuerlicher ökonomischer Zusammenbruch ihn um all sein Erspartes bringt und seine Familie in Armut sterben lässt. Resigniert und bußewillig liefert sich Verdoux den Behörden aus, nicht jedoch, ohne ein gesalzenes Plädoyer vor der Verkündung seiner Todesstrafe abzugeben.

Eines der späten Meisterwerke Chaplins, leider ein in weniger bewanderten Kreisen, die mit dem großen Filmemacher immer wieder nur den Melonentramp oder bestenfalls den Hitler-Parodisten assoziieren, allzu unbekanntes. Wie beiläufig bringt Chaplin mit "Monsieur Verdoux" das Subgenre des Serienkiller-Films auf Kurs und tut dies auf eine so subtile, vorgeblich schmeichelhafte Weise, dass "Verdoux" zu den bösesten und abgründigsten Werken ebendieser Zunft gezählt werden muss. Nicht nur, dass dieser Henri Verdoux ein an Charme, Witz und Distinguiertheit kaum mehr übertreffbar scheinender Filou ist, dem jede unmenschliche Regung fremd sein muss, er hat auch ein großes Herz für die Armen und Benachteiligten. Verdoux sieht sich selbst bis zu seinem Ende keinesfalls als Verbrecher an der Menschlichkeit, sondern als Opfer der Umstände, das im Vergleich zu jenen, die gegenwärtig Massenvernichtungswaffen als Fortschrittsindizien konstruieren, ein Waisenknabe sein muss. Bei genauerer Betrachtung ist er das sogar - ein in seiner unbedarften Art liebenswerter, kleiner Mann mit großem Herzen, der lediglich den einen kleinen Fehler besitzt, dass er bereits vierzehn verprellte Ehefrauen "eingeschläfert" hat. Wie Chaplin uns, sein Publikum, mittels seines unschlagbaren gestalterischen Könnertums zu Sympathisanten und sogar Komplizen Verdoux' macht, das ist ein Ausbund an Geisteskraft, dem zu folgen ich nur jedem zuraten kann.

10/10

Schwarzer Freitag Serienmord Polygamie Charles Caplin WWII





Filmtagebuch von...

Funxton

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