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Short Cuts


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Magical History Tour : Mädchen in Uniform (Leontine Sagan) D 1931


Magical History Tour

Mädchen in Uniform


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Manuela von Meinhardis (Herta Thiele) ist Halbwaise und wird von ihrer Tante in ein Mädcheninternat für höhere Töchter gebracht. Die 14jährige Soldatentochter, eines Offiziers, findet sich zunächst nicht zurecht in dieser Welt preußischen Drills und Gehorsam. Ein Lichtblick erscheint ihr in ihrer Lehrerin, Fräulein von Berneburg (Dorothea Wieck), die eine verständnisvolle und liebevolle Art hat, mit ihren Schülerinnen umzugehen. Manuela empfindet starke Gefühle für diese Lehrerin, doch als ihre Schwärmereien immer offener werden, kommt es schließlich nach einer Theateraufführung zum Skandal.

Wenn man an Mädchen in Uniform denkt, fällt einem zuerst der Film von 1958 mit Romy Schneider, Lilli Palmer und Therese Giese ein. Die erste Verfilmung, des auf einem Bühnenstück von Christa Winsloe basierenden Stoffes ist diese hier, von 1931. Christa Winsloe arbeitete auch am Drehbuch mit und eine andere Frau führte Regie, Leontine Sagan. Da sie nicht viel Ahnung von Film hatte, wurde sie bei den Dreharbeiten von Carl Froehlich als Künstlerischer Leiter unterstützt.

Produktionstechnisch ist dies geschichtlich gesehen, äußerst interessant, da dies einmal der erste deutsche Film ist, der maßgeblich von Frauen gestaltet wurde. Es spielen auch ausschließlich nur Frauen in diesem Film mit. Zweitens ist es auch die erste unabhängige, deutsche Filmproduktion. Der UFA war das Thema zu heiß und wollte mit dem Film, nicht in Verruf gebracht werden, also gründete man eigens für den Film eine Produktionsgesellschaft, die danach wieder aufgelöst wurde.

Durch die offene Andeutung einer lesbischen Beziehung bekam der Film in Deutschland ein Jugendverbot seitens der Zensurbehörde. International wurde er frenetisch gefeiert und war äußerst erfolgreich. Später dann wurde er von den Nazis verboten.
Aus heutiger Sicht betrachtet ist Mädchen in Uniform in seinen unterschwelligen Andeutungen und streckenweise offenen Umgang mit gleichgeschlechtlicher, weiblicher Sexualität, natürlich keinen Skandal mehr Wert. Dennoch ist es bemerkenswert wie dicht dies doch hier eine Rolle spielt.

Gleich zu Anfang als Manuela erfährt, dass sie in die Klasse von Frl. v. Berneburg kommt, geht ein „Hui“ von den strahlenden Gesichtern der Mitschülerinnen aus. „Da verliebe Dich mal nicht.“
Turtelnde Mädchen werden Arm in Arm abends am Fenster gezeigt, händchenhaltend schlendern sie durch die Gänge. Ganz normal für ihr Alter haben sie in erster Linie nur Erotik im Kopf. Als Manuela zu den Mädchen kommt um ihre Sachen zu verstauen. Wird ihr von Ilse (Ellen Schwanneke) erstmal ihr Hans Albers Schrein präsentiert, während die anderen sich kichernd, Bilder von halbnackten Männern anschauen.

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Fräulein von Berneburg umweht eine magische Aura. Als sie Abends in den Schlafsaal der Mädchen kommt um sie zur Guten Nacht allesamt auf die Stirn zu küssen, freuen sich die Mädchen in ehrfürchtiger und erregter Haltung. Kecke Blicke wechseln sich ab und Ilse sagt „Knutscht jede ab. Wunderbar !“ Manuela umarmt sie und Fräulein von Berneburg küßt sie direkt auf den Mund. Die heilige Mutter gibt ihrer Tochter Liebe.

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Diese Liebe wird unterdrückt von einem preußischen Drill-System der Zucht und Ordnung.

„Durch Zucht und Hunger werden wir wieder groß werden oder gar nicht.“ (die Oberin des Internats, Emilia Unda)
In diesem abgeriegelten System gibt es keine Männer und doch ist es eine männliche, harte, disziplinierte Hierarchie, die hier das sagen hat. Liebe und freier Wille werden hier unterdrückt und so ist „Mädchen in Uniform“ in erster Linie eine scharfe Kritik am preußischen Erziehungsdrill, bei dem die Tugenden und nicht der Mensch im Vordergrund stand.

Ein paar Abstriche muß man am Ende dann allerdings doch machen, da der Film zu sehr an seiner manchmal unbeholfenen Inszenierung leidet. Filmisch gibt es hier nichts was von Belang wäre. Einzig ein paar Licht und Schattenszenen sehen ganz hübsch aus, sind aber nicht der Rede wert. Es gibt auch einige Großaufnahmen von Gesichtern, die aber wiederum an der Montage kranken. Das Groh der Schauspielerinnen entschädigt teilweise dafür, allen voran Herta Thiele als Manuela, die wirklich toll ist, sowie die Schauspielerin der Ilse.
Man merkt dem Film auch immer wieder seine Theaterquelle an. Während die Gespräche zwischen den Schülerinnen sehr echt und lebensnah sind, wirken die Lehrer-Figuren ein wenig gestelzt in ihren Dialogen.
Dennoch ist Mädchen in Uniform besonders von historischem Belang auch wenn die Filmebene nicht wirklich überzeugen kann.

7/10

Magical History Tour Frauenfiguren Lesbische Liebe Homosexualität Internat Drill Erziehung Freier Wille


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Magical History Tour : Morocco (Josef von Sternberg) USA 1930


Magical History Tour

Morocco (Marokko)

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Wenn man über Sternbergs "Morocco" schreibt, kommt man nicht drumrum zuerst etwas über die Gegebenheiten des Films zu schreiben. Es ist Sternbergs zweite Zusammenarbeit mit Marlene Dietrich. Schon zu Beginn dachte niemand wirklich daran, dass er dieses desinteressierte „Etwas“, das mit Männern wie mit Dingen umsprang, händeln konnte. Von Sternberg schaffte es aber die unbändige Dietrich seiner Vision unterzuordnen. Nachdem Sternberg sie für den „Blauen Engel“ entdeckt hatte, wurde sie über Nacht zum Star. Trotzdem erkannte die UFA damals nicht sofort ihr Potential im Gegensatz zur Paramount, die zusammen mit der UFA Sternbergs deutsches Gastspiel finanzierten. Die Paramount winkte zugleich mit einem Vertrag für Hollywood und Sternbergs nächstem Film „Morocco“. MGM hatte Greta Garbo und Paramount wollte die „Dietrich“, sie wollten sie so sehr, dass sie am liebsten verschwiegen hätten, dass sie Deutsche gewesen ist. Direkt am Abend nach der Premiere zu „Der blaue Engel“ schiffte sich Marlene Dietrich zu ihrer Reise nach Amerika ein.

Moroccos Plot ist schnell erzählt : Die Nachtclub Sängerin Amy Jolly (Marlene Dietrich) wird in einer Marokkanischen Garnisonsstadt vom Fremdenlegionär Tom Brown (Gary Cooper) begehrt und von dem französischen Lebemann Kensington (Adolphe Menjou) mit Geld und Annehmlichkeiten umworben. Nachdem der „handsome guy“ Brown sich geschlagen gibt, rückt er mit seinem Batallion aus und kehrt nicht wieder zurück. Als die Legionäre wieder in die Stadt kommen, erfährt Amy, dass er verwundet worden sei. Sie packt kurzerhand ihre Sachen und lässt sich von Kensington zu dem Ort bringen an dem Brown sich aufhalten soll.

Morocco ist nach dem „Blauen Engel“, Sternbergs zweiter Film mit seinem Star, Marlene Dietrich. 5 weitere sollten folgen. Kein anderer Regisseur hat den Mythos „Marlene Dietrich“ in den frühen Tonfilmjahren so geprägt wie dieser Exil-Österreicher. Es ist schwer unter diesen Filmen einen Liebling auszumachen, sind sie alle gut bis meisterhaft. Dabei ist es nicht unbedingt die rein narrative Ebene, die diese Filme u.a. Morocco so interessant machen. Es ist die aufgeladene, elektrisierende, hitzige Atmosphäre, die erotisch-exotischen Dekors und Kostüme und die Überhöhung von Einzelheiten, von Blicken und Gesten, die nicht immer, aber oft, symbolisch zu deuten sind.

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(Die Frau, die sich auf die maskuline Ebene ihres Liebhabers begibt)

Hier zeigt sich zudem, noch mehr als in „Der blaue Engel“ der erotisch-maskulin-laszive Dietrich-Touch, der ikonografisch werden sollte. Marlene Dietrich, bei ihrem ersten Auftritt, wie sie in Frack mit Zylinder durch die Menge streift und eine Frau auf den Mund küsst, löste bei den konservativen Produzenten einen Sturm der Entrüstung aus, den Sternberg gerade noch so glätten konnte.

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Die Männer, die so einer Frau begegnen sind ihr absolut verfallen. Auch Gary Cooper, dem alle Frauen hinterherlaufen, schmeißt alles hin, als ihm diese Frau über den Weg läuft. Eine Frau, die sich quasi prostituieren muss um ihre Unabhängigkeit zu wahren und den richtigen Mann zu bekommen, der sie liebt.
Interessant ist hierbei auch die Rolle von Kensington, der nicht als widerlicher Wiedersacher gezeigt wird, sondern als Mann, der sie ziehen läßt und ihr sehr subtil zu verstehen gibt, dass sie sich für die Leidenschaft entscheiden muss. Dieses Rollenbild ist natürlich niemand anderes als Sternberg, der immer an den Gefühlen, der absoluten Hingabe und der Leidenschaft interessiert war und dies sehr eindrucksvoll auf die Leinwand brachte.
Vieles was so bedeutungsschwanger durch Blicke durch den Raum schwebt, wird dazu noch durch den Dialog untermauert.

-Nothing, but independance for women. There is a foreign legion for women, too.
(Als Tom Brown ihr zum ersten Mal in der Garderobe begegnet)

-Do you love him ?
-I don´t know. I hope not.
(Auf Kensingtons Frage nach Brown)

Kurz vor Ende des Films wird ihr die bedingungslose Hingabe der Frauen, die ihren Männern überall hinfolgen nochmal bewusst, als sie die Kurtisanen sieht, die den Soldaten folgen.

-Those women must be mad.
-I don´t know…you see….they love their men.

Am Ende schließt sich der Kreis und Amy Jolly streckt die Waffen um ihrem Verlangen zu folgen. Sie wird auch eine dieser Frauen und schließt sich den Kurtisanen an, die ihren Männern folgen, bis die Wüste ihr Bild auslöscht. In der Tat ist dies eins der symbolischsten und kraftvollsten Bilder der gesamten Kinogeschichte. Die unbändige Leidenschaft des klassischen, romantischen Hollywoodkinos.

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9/10

Marlene Dietrich Josef von Sternberg Gary Cooper Fremdenlegionär Erotik Maskulin Leidenschaft Nachtclub Blicke Kurtisanen Diva Ikone


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The Bling Ring (Sofia Coppola) DE, UK, FR, JAP, USA 2013


Bevor Funxton mich wieder hierher versetzt, mal was kürzeres im FTB :)

The Bling Ring
2013
(Sofia Coppola)
8/10

Komme gerade aus dem Kino und muß sagen Sofia Coppolas neuestes Werk ist, ja es ist, suppa !

Fügt sich 1:1 wunderbar ins bisherige Oeuvre ein auch wenn es hier nicht soviele Magic Moments gibt wie in ihren bisherigen Filmen, was vor allem daran liegt, das hier selten die Zeit angehalten wird und der Film sehr straight mit wesentlich mehr Schnitten erzählt wird. Also keine langsamen Fahrten, kein Verharren. Dennoch sind sie da, diese Momente. Im Grunde hat der Film nur ein schnelleres Tempo, verharrt und beobachtet wird trotzdem.

Wie in Virgin Suicides geht es hier um verbotene Plätze, die magische Anziehungskraft besitzen, wie in Lost in Translation, Marie Antoinette und Somewhere geht es um Celebrity Lifestyle. Hier nur der Blick von Außen. Dabei ähnelt Bling Ring in seinem hedonistischen Partylaune Ton am ehesten ihrem Marie Antoinette Film. Hier ist der Geruch des Ruhms ein Klick vor der Haustür, zum greifen nah und die Gören Clique aus gehobenen Mittelschichts Hause, immer auf dem Sprung zum nächsten Kick, überlegt nicht lang und greift zu. Teure Promi-Fashion Items sind aufgeladene Statussymbole der Macht. Ja, fast schon sexuelle Symbole, denn Sex gibt es in dieser Welt irgendwie nicht. Die Items ersetzen den Sex. Sophia Copploa wertet nicht, sie moralisiert nicht, sie schaut zu. Dabei gelingt ihr eine ziemlich dichte Reflexion über den nichtigen Glamour der LA Promiwelt in Zeiten des Internets. Der dicke Hammer am Ende setzt dem Ganzen dann die Krone auf, denn am Ende gibt’s zwar ein schlimmes Erwachen, was aber eigentlich gar nicht so schlimm ist, denn nun sind sie ja selbst Stars.
Bin gespannt auf Harmony Korines „Spring Breakers“, der Ende des Monats auf BR erscheint. Denke, man kommt wohl nicht drum rum, die 2 Filme zu vergleichen. Dieser war jedenfalls sein Geld wert und was soll ich sagen, auch wenns kein Meisterwerk ist, ich hätts nicht gedacht, dass er mir so gut gefällt.

Promiwelt Teenager Einbrüche Raub Drogen Internet Sofia Coppola


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Von: Kurzkommentare 08 2013


Beitrag anzeigenShort Cut sagte am 08. August 2013, 22:42:

Body Heat
1981
(Lawrence Kasdan)
9/10

Lange nicht mehr gesehen und immer als einen guten Neo Noir abgetan. Diesmal ist mir bewusst geworden wie dermaßen gut Kasdans Debut eigentlich ist. Ich hab mich ja immer gewundert, warum der in jeder 80er Kanon Liste auftaucht, jetzt weiß ichs. Dabei würde ich ihn nochnichtmal unbedingt als Meisterwerk bezeichnen aber schon wesentlich mehr als ein bloßes 80er Jahre Double Indemnity Double. Kasdans Film ist die totale Verschmelzung des fiebrigen Noirs der 40er und der kalten Ästhetik der 80er. Kathleen Turner ist hier nicht nur Femme Fatale sondern sie ist Teil eines Systems an dem Willie Hurt nur zu gern dran verdienen würde. Das Gesetz des Geldes. Rourkes „Feel like a number“ Einlage ist da schon eine gute Vorlage. Meisterhaft auch die Szene in der Hurt im Nebel die Leiche wegfährt um dann später mit dem Anwalt und allen Beteiligten in einem Raum zusitzen und jeder sich gleichzeitig seine Kippe anzündet. Wie hier Postmodernismus und Zitatenspiel zusammenläuft ist meisterlich. Ganz, großer Film !

The Rules of Attraction
2002
(Roger Avary)
9/10
Zweitsichtung noch besser als die erste letztes Jahr. Avarys Film ist stilistisch so brillant, dass es zum niederknien ist. Schüttelt ganz locker, nebenbei eine der schönsten Split Screen Szenen neuerer Zeit aus dem Ärmel und läßt mich in vielen Szenen pure Poesie erkennen. Zum Soundtrack braucht man nix mehr sagen und dass die Zeitspanne der Vorlage verlegt wurde ist mir mittlerweile auch schnurzpiepe. Bis zum nächsten Mal :)

Ken Park
2002
(Larry Clark, Edward Lachman)
7-9/10

Ich weiß nicht, ich weiß nicht. Hab mich lange nicht mehr mit einem Film so schwer getan. Zuletzt war das bei glaub ich Martyrs von Laughier. Nja..Clarks Film ist natürlich ne ganz andere Nummer. Was ich gut finde und das kann man dem Film auch vorwerfen, dass er nicht in s/w Malerei verfällt und die Eltern als Monster zeigt. Wobei ich mir auch da nicht ganz sicher bin. Es sind die Gegebenheiten, die Verhältnisse, die nicht vorhandene Kommunikation, wie als ob die Teenager auf nem ganz anderen Planeten wohnen als die Eltern und das ins Krasse gewandelt. Deshalb ist die Sex Szene am Ende auch so wichtig in diesem Film. Es gibt allerdings wiederum Szenen in denen es mir schwerfällt hier nicht von Voyeurismus zu sprechen, die wie, Close Up Shots im Splatter Film platziert sind und wiederum gewollte Provokation der reinen Provokation wegen hervorrufen. Ist jetzt zwei Wochen her und der Film grübelt immer noch in meinen Kopf. Wiederum auch ein gutes Zeichen.

How I won the war
1967
(Richard Lester)
9/10

Richard Lesters Frühwerk hat leider immer noch nicht den Stand, der ihm eigentlich gebührt und ist nur durch John Lennons Nebenrolle nicht komplett in Vergessenheit geraten. Zu sehr steht er im Schatten, der ihn überragenden, späteren Filme Mash & Catch 22. Dabei kann man einmal durchaus von einem Vorläufer sprechen. Weiterhin war diese Pop-Art Farce seiner Zeit komplett voraus. Man hat diese Böswilligkeit damals einfach nicht verstanden. Zu surreal und sich über alle britischen Idealvorstellungen, sowie Kriegsfilm-Klischees lustigmachend, konnte dieser Film nicht als Anti-Kriegsfilm gutgeheißen werden. Zugegeben, Lester treibt es auch arg bunt. Tote Soldaten erscheinen in knallbunten Uniformen wieder in der Truppe, Kaugummi-Sammelbildchen von Dünkirchen, Arnheim etc. werden von den Offizieren getauscht („i want school-bombings“), der Score von Lawrence von Arabien während die Truppe durch die Wüste zieht um das perfekte Cricket Feld zu errichten, ein Soldat im Clownskostüm, der zur Unterhaltung der Truppe dient, stützt den guten Ruf der britischen Armee während ein anderer seine Uniform nicht mehr anziehen will und beschimpft wird. Sympathiefiguren gibt es keine und immer wenn eine Szene emotional wird, wird sie gebrochen durch die zb. Herbeieilende Ehefrau des sterbenden Soldaten, die mit ihm schimpft oder die Kamera schwenkt aus dem Geschehen hinaus ins Kino hinein, wo zwei alte Damen sich über das Gesehene auslassen. Lesters Stil ist hier derselbe wie in seinen großartigen Beatles Filmen oder in „The Knack“, den ich auch lange nicht mehr gesehen habe. Was bleibt ist ein pazifistischer Film, der so böse ist, dass er schon fast keinen Spaß mehr macht. Irres, augenöffnendes Kino.


Quelle: Kurzkommentare 08 2013

Kurzkommentare Richard Lester Lawrence Kasdan Neo Noir Larry Clark Roger Avary


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Magical History Tour : The General (Buster Kaeaton, Clyde Bruckman) USA 1926


Magical History Tour

The General


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Der amerikanische Süden zur Zeit des Bürgerkriegs. Im Leben des Lokomotivführers Johnnie Gray (Buster Keaton) gibt es zwei wichtige Dinge : Einmal seine Lok, "Der General" und seine Liebste "Annabelle". Als die Truppen des Nordens immer näher rücken, will auch Johnnie sich einschreiben lassen um den Respekt und die Gunst seiner Geliebten Annabelle Lee (Marion Mack) nicht zu verlieren. Er wird allerdings nicht genommen, da er als Zugführer für den Süden unabkömmlich ist. Dies erfährt weder er noch Annabelle, die auch äußerst enttäuscht darüber ist, ihn nicht in Uniform zu sehen. Ein Jahr später entführen Spione aus dem Norden seinen "General" mitsamt, wie er erst später merkt, seiner Geliebten Annabelle. Mit viel Einfallsreichtum nimmt Johnnie die Verfolgung auf.

Mit Buster Keatons "General" verbinde ich einige Erinnerungen. Mehr noch als Chaplin oder Lloyd habe ich besonders diesen Film in sehr frühen Jahren gesehen. In den 80ern und auch später in den 90ern lief er häufiger im dritten Programm. Das war dann, oft an nem Sonntag, immer so eine Art Familienhappening. Von daher hab ich ihn schon sehr früh lieb gewonnen und in der Tat, ein heutiges Wiedersehen, tut dieser Freude keinen Abbruch, denn vieles in diesem Film ist absolut zeitlos.
Aber kommen wir erstmal zurück ins Produktionsjahr.

Keatons, nach einer wahren Begebenheit entstandenes, Meisterwerk der epischen Komödie, sollte erst Jahrzehnte später den Ruhm bekommen, der ihm auch zustand. Auf dem absoluten Höhepunkt seiner Karriere hatte Keaton vollkommen freie Hand an seinem Film und ihm standen alle finanziellen Mittel zur Verfügung. "The General" wurde sein größter Mißerfolg. Sowohl bei der Kritik als auch an der Kinokasse. 415000 Dollar verschlang er und spielte nur 474000 ein. Gemessen an den Produktionskosten, eine finanzielle Katastrophe. Danach wurde Keaton an eine immer kürzer werdende Leine genommen, bis er später zu MGM zurückging und dort nach kurzer Zeit gefeuert wurde. Für solch überbordende Phantasie hatte Hollywood keinen Platz.
Erst Jahrzehnte später wurde Keatons Film als Meisterwerk anerkannt, völlig zurecht.
Wenige seiner Langfilme bieten in so dichter Folge seine unglaublichen Stunt Szenen und solch wunderbare Gags, wie hier. Zu nennen sei hier die Dresinenfahrt oder die Kanone, die ihr Eigenleben entwickelt und dann doch ihren Zweck erfüllt, Keaton, wie er vor den langen Holzbrettern flüchtet oder auch der narrative Gag am Anfang des Films :"We can´t use you." Es wird ihm gar nicht gesagt "warum" er nicht genommen wird.
Mit Marion Mack findet sich hier auch ein Prototyp Keatonscher Frauen wieder. Wunderbar die Szene in der sie in der Verfolgungsjagd, nicht weiß, was sie gerade machen soll und anfängt die Lok zu putzen oder ein Stück Holz wegschmeißt anstatt es zu verfeuern, weil es häßlich ist und ein Loch hat. Buster dreht darauf durch, fängt an sie würgen und gleichzeitig geht diese Bewegung in einen Kuss über. Busters Liebe zu seiner Maschine, die gleichzusetzen ist mit der Liebe zu seiner Partnerin ist hinreißend.
An Stunt Szenen gibt es einiges an unglaublichen und lebensgefährlichen Szenen, die Buster alle persönlich meisterte, wie zb. der Sprung von der in Brand gesteckten Brücke oder auch die berühmte Szene in der Keaton auf der Kuppelstange der Lok sitzt und er gedankenverloren, nicht merkt, dass diese losfährt.
Eine großartige Szene ist auch die, in der Keaton auf dem Holzwagen steht und konzentriert mit seiner Axt, das Holz spaltet während im Hintergrund erst die Südstaatenarmee, dann die der Nordstaaten vorbeiziehen und er nicht bemerkt, dass er in Feindesland gekommen ist. So ein Gag ist nur im Stummfilm möglich gewesen und wiederum typisch für Keaton, da in seiner Dramaturgie Sehen und Sein oft dasselbe ist.

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Eine andere schöne Szene ist die, inder er sich unter dem Tisch von den Nordstaatlern versteckt und zum ersten Mal bemerkt, dass die, seine Annabelle entführt haben.

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Stichwort Verfolgungsjagd. Der Film ist in seiner gesamten Laufzeit eine einzige Verfolgungsjagd. Ein totaler Chase Movie. Keaton, der Architekt, der wie kein anderer Silent Comedian, die Symmetrie in seinen Filmen bis ins kleinste Detail ausarbeitete, macht hier etwas geniales, indem er jeden Gag der ersten Hälfte des Films in der zweiten wiederholt und vertieft, nur in umgekehrter Reihenfolge. Wir wissen schon was als nächstes kommt und fangen schon vorher an zu lachen.
Eine Verfolgungsjagd in Echtzeit. Auf dem Rückweg, verfolgt von den Nordstaaten Spionen, fahren wir genau die gleiche Strecke wie auf dem Hinweg. Filmzeit ist hier Echtzeit.

Dann am Ende die Klimax des Films. Eine der teuersten und spekatakulärsten Szenen der Filmgeschichte : Der reale Absturz einer Lokomotive über die brennende Brücke und die damit eingeleitete Schlacht zwischen den Nord und Südstaaten Armeen. Die Lokomotive war danach eine Touristenattraktion zur kostspieligsten Szene der Filmgeschichte.

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Interessant ist auch und das löste damals auch sehr viel Missmut über den Film aus, dass Keaton vollkommen auf Pathos und Sentimentalität verzichtet. Im Gegenteil, er macht sich eher darüber lustig. Auch die Lovestory wird nicht wirklich ernst genommen, da seine "große Liebe" gleichermaßen die zu seiner Lok und zu seinem Mädchen ist und das ist wiederum äußerst ernst umgesetzt !

Buster Keaton hat einige sensationelle Filme gemacht, wie zb. auch Steamboat Bill Junior (der Film mit dem Wirbelsturm), "The General" ist immer noch sein Meisterwerk und in der Tat auch einer meiner viel gschätzten Lieblinge.

10/10

Magical History Tour Stummfilm Buster Keaton Lokomotive Echtzeit Stunts


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Magical History Tour : The Great Train Robbery (Edwin S. Porter) USA 1903


Magical History Tour

1903

The Great Train Robbery
(http://archive.org/d...rainRobbery1903)

Eine Gruppe Banditen fesselt den Telegrafisten entlang einer Bahnstrecke, in seinem Büro. Sie steigen im Bahnhof in einen Zug ein und rauben zuerst den Postwagen aus, stoppen dann die Lok vor der Stadt um draußen die Fahrgäste in Schach zu halten und auszurauben. Ein Fahrgast versucht zu fliehen und wird sofort in den Rücken geschossen. Die Banditen verschwinden mit der Lok und der Beute. Während dies geschieht, wird der Telegrafist von seiner Tochter befreit. Zur selben Zeit sehen wir in der nächsten Szene, im Saloon eine Tanzfeier, bei der sich die Cowboys und der Sheriff amüsieren. Der Telegrafist stürmt hinein und schlägt Alarm. Nun folgt eine Verfolgungsjagd mit Schusswechsel zu Pferde. Die restlichen Banditen versuchen im Wald die Beute schnell aufzuteilen und werden von den Cowboys überrascht und erschossen.
Die letzte Einstellung zeigt einen der Banditen, wie er mit dem Revolver in die Kamera zielt und abdrückt.

"The Great Train Robbery" vom, bei der Edison-Company angestellten, US-Amerikaner Edwin S. Porter, gilt als der erste Western. Ich bin mir nicht ganz sicher ob das stimmt. Genretechnisch findet man hier in diesem 10 minütigen Film schon allerlei Zutaten, wie zb. Pferde, Colts, Schießereien, ein Saloon, ein Zug, Cowboys, Banditen, Tänzerinnen.

Porters Film hat ein enormes Tempo und die einzelnen Szenen sind sehr geschickt und logisch miteinander verbunden. Das besondere hier ist, dass die Handlungsebene ab der Szene, wo die Banditen im Wald ihre Pferde holen, nicht mehr linear verläuft. Ab hier überlagern sich die Stränge indem uns einmal gezeigt wird, das zur selben Zeit, der Telegrafist befreit wird und gleichzeitig die Cowboys sich im Saloon beim Squaredance amüsieren.

Kulmination und größter Schock ist vor allem die letzte Einstellung. Hier werden wir Auge um Auge, ganz mit dem Verbrechen konfrontiert. Der Schuss von der Leinwand auf die Zuschauer.
Nicht nur die Aktion ist hier beachtlich, auch die Wirkung. Da es sich in diesem kurzen Film um die einzige Nahaufnahme handelt. Ansonsten ist dieser nämlich nur in Totalen gefilmt. Vollkommen zurecht ging dieses Bild in die Geschichte ein.

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Magical Histroy Tour Western Stummfilm Überfall Zug Schuss


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3x Bergman Part 3


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Ansiktet (Das Gesicht)


Dr. Vogler (Max von Sydow) ist der Kopf einer Gauklertruppe, die in Schweden in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als "Magnetisches Heiltheater" unterwegs ist. Zusammen mit seiner Frau Manda (Ingrid Thulin), die sich als sein Assistent verkleidet, dem plappernden Tubal (Åke Fridell), der alten Großmutter (Naima Wifstrand) und dem Kutscher Simson (Lars Ekborg) treffen sie Anfangs auf den Schauspieler Johan (Bengt Ekerot), der dem Anschein nach in den Armen des Arztes stirbt.
Kurz darauf werden sie vor Stockholm angehalten und zum Konsul Egerman (Erland Josephson) gebracht. Dieser empfängt sie zusammen mit dem Polizeichef Starbeck (Toivo Pawlo) und dem Wissenschaftler Dr. Vergerus (Gunnar Björnstrand). Starbeck zwingt die Truppe eine Privatvorstellung zu geben. Dabei geht es um eine Wette, die Egerman und Vergerus schlossen. Egerman und seine Frau (Gertrud Fridh) glauben an die Heilkräfte Voglers, der Wissenschaftler hingegen ist überzeugt, dass es sich um lächerliches Theater handelt. Eine kleine Kostprobe von Vogler wird sogleich von Vergerus verhöhnt. Die Truppe wird mit Essen versorgt und Abends bandeln die Bediensteten mit den Gauklern an, während die Großmutter Liebestränke verteilt. Besonders die Magd Sara (Bibi Andersson) und Simson scheint es erwischt zu haben aber auch Egermans Frau macht dem stummen Vogler schöne Augen.
Des Nachts taucht auch der Schauspieler wieder auf und stirbt ein zweites Mal in Voglers Armen.
Am nächsten Tag, bei der Vorstellung, stirbt Vogler zum Schein an einem Herzanfall. Vogler soll nun auf dem Dachboden von Vergerus inspiziert werden. Vogler rächt sich an Vergerus und steht vor seinen Augen als Geist wieder auf. Starbeck will Vogler aus der Stadt verweisen doch in diesem Moment trifft eine Eilbotschaft des Königs ein, der das Heiltheater in seine Residenz bittet.
Die Gaukler fahren schnurstracks los und die Magd Sara schließt sich ihnen an.

"Das Gesicht" setzt ähnlich wie Abend der Gaukler eine Künstler/Gauklertruppe in den Mittelpunkt des Geschehens. Hier sind es die Magier, die auf das rational denkende Bürgertum treffen.
Der Film spielt zwar im Schweden des 19. Jahrhunderts, doch ist das gesamte Setting des Films in einer Art Illusionswelt angesetzt, die sich auch im Film wiederspiegelt und sich nicht ganz einordnen läßt.
Der Film ist ein Spiel mit Illusion, ein Spiel auf zwei Ebenen. Als Zuschauer ist man ständig aufgefordert herauszufinden, was hier Illusion ist und was nicht und dies macht Bergman nicht gerade einfach, denn irgendwie ist hier alles Illusion, oder doch nicht ?

Schongleich das Setting am Anfang, als die Kutsche der Magier durch den nebligen Wald fährt, der wirkt wie ein Zauberwald, erinnert in seiner expressiven Darstellung aus schwarz und weiß, an eine Mischung aus Das siebente Siegel und Abend der Gaukler. Dann zum ersten Mal der Schauspieler Johan, der gleich zweimal innerhalb des Films stirbt. Es ist sicherlich kein Zufall, dass diese Rolle von Bengt Ekerot, dem Tod aus Das siebente Siegel, dargestellt wird. Bei der ersten Begegnung mit Vogler, fordert er ihn auf, genau hinzusehen. "Hier, das ist es was du sehen willst." Das zweite Mal, erzählt die alte Großmutter, bei der man sich auch nicht ganz sicher ist, ob sie nicht doch eine Hexe ist, vom Tod, der in Gestalt von Johan, in schwarzer Gewandung, sogleich das Haus betritt um dann später wieder in Voglers Armen zu sterben und kurz vorher den Hamlet zitiert. Ist er jetzt wirklich tot ? Man weiß es nicht. Gehört er zu Ihnen ? Man weiß es nicht.
Nichts ist hier so wie es scheint.
Der Clou und die Essenz von Das Gesicht, ist die Tatsache, dass es auf der Gegenseite noch viel schlimmer ist. Fragt man sich noch, was auf Seiten des Heiltheaters Illusion ist, wird einem sehr schnell bewußt, dass auf der Seite von Egerman und Vergerus alles Illusion ist. Verlogene Fassade, Lug und Trug.Da ist das Ehepaar Egerman bei dem nichts im Reinen ist. Die Bergmanschen Ehe-Motive : Hass, Ekel, Frustration, Begierde, Sehnsucht kommen hier wieder voll zur Geltung. Die Frau des Doktors, die bei der Vorstellung, sofort nachdem sie sich gesetzt hat, sagt "Ich brauche gar keine Vorstellung um zu sagen, dass meine Ehe ein Desaster ist." Die Hausangestellte Sara, die gar keinen Liebestrank braucht um zu verführen. Die reine Anwesenheit der sogenannten Magier reicht aus um diejenigen, die auf der Seite des Rechts, der Bürgerlichkeit, der Wissenschaft und der guten Gesellschaft stehen, zu erschüttern, die aufgesetzte Fassade als Illusion zu entlarven.

"Nichts ist so wie es scheint." sagt Ingrid Thulin zu Gunnar Björnstrand, nachdem er gemerkt hat, dass sie kein jugendlicher Mann sondern eine Frau ist und ihr sofort Avancen macht.
Als filmisches Schmuckstück expressiven Horrors, sei hier die Szene auf dem Dachboden erwähnt. Hier bestätigt Björnstrands Reaktion das Thema. Er zweifelt in purster Angst an sich und zeigt, das seine ganze wissenschaftliche Sicherheit Illusion ist.
"Gestern waren sie mir noch sympatisch, jetzt gefallen sie mir nicht mehr. Kleben sie sich ihren Bart wieder an, dann können wir weitersprechen." Egermans Frau, die vorher ganz fasziniert von Vogler war, ergeht es ebenso. Als sie am Ende vor Vogler, ohne Maskerade erschrickt, ist dies ein Erschrecken vor sich selbst. Ähnlich wie in Abend der Gaukler sind die Magier der Spiegel, der die Wahrheit hervor kehrt. Deshalb sind sie eine Bedrohung.
Inszenatorisch ist "Das Gesicht" streckenweise pures Theater und spielt oft auch mit Versatzstücken aus jenem. Die Gesellschaft läßt sich nur allzuleicht von solchen "Zaubertricks" aus der Fassung bringen, wie zb. die Blätter, die vom Tisch fallen oder das Erschrecken von Björnstrand, als er die Hand auf dem Tisch liegen sieht, die ihn dann von hinten packt.

"Das Gesicht" ist ein Spiel mit der Illusion. Es gibt keine Vergangenheit, keine Zukunft, nur den Moment. Alles ist reine Illusion.

"Laterna Magica"

Eine komödiantische, schwer zu fassende Auseinandersetzung mit einem ernsten Thema, welches in Bergmans Schaffen einen festen Platz hat. Natürlich ist auch er kein anderer als Dr. Vogler.

8/10



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Jungfrukällan (Die Jungrauenquelle)


Karin (Brigitte Pettersson) ist die junge Tochter von Töre (Max von Sydow), einem wohlhabenden Bauern im mittelalterlichen Schweden. Sie soll zusammen mit ihrer Adoptivschwester Ingeri (Gunnel Lindblom) Kerzen zur entfernten Kirche bringen. Unterwegs trennen sie sich, da Ingeri Angst vor dem Wald hat und Karin vor der Reise, schlechtes gewünscht und sie bei den heidnischen Göttern verflucht hat. Dies tritt dann auch in Form von 2 Wegelagerern (Axel Düberg, Tor Isedal) und ihrem kleinen Bruder, (Ove Porath) ein. Sie bringen Karin dazu ihr Brot mit ihnen zu teilen, vergewaltigen und töten sie anschließend. Ingeri beobachtet angsterfüllt die Tat aus der Ferne und ergreift sofort die Flucht. Die 3 Wegelagerer bitten daraufhin ahnungslos bei Töre und seiner Frau Märeta (Brigitta Valberg) um ein Nachtasyl. Beim Abendmahl verhält sich besonders der Junge in seinem traumatisierten Zustand merkwürdig. Als die beiden Älteren, Karins Kleid der Mutter zum Kauf anbieten, erkennt sie die Kleidung ihrer Tochter sofort und verständigt ihren Mann, der wiederum Ingeri aufsucht und sie zur Rede stellt. Sie gesteht, dass sie aus Eifersucht Karin verflucht und nicht eingegriffen habe. Am nächsten Morgen tötet der Vater die Wegelagerer in Anwesenheit der Mutter, einschließlich des Jungen. Ingeri führt die Eltern nun zum Ort der grausamen Tat. Der Vater wendet sich verzweifelt an Gott und fragt, warum dieser beide Gewalttaten zugelassen hat. Als der Leichnam von Karin hochgehoben wird, entspringt dort aus dem Boden eine Quelle. Der Vater kniet nieder und verspricht an dieser Stelle eine Kirche zu bauen.


Bergmans "Jungfrauenquelle" geht nach einem Drehbuch von Ulla Iskasson auf eine alte, mittelalterliche Legende zurück. Wie auch in Das siebente Siegel ließ sich Bergman auch hier von alten Holzschnitten und Gemälden inspirieren. Der Film ist auch ganz strikt der "Ursprungsform" der sogenannten "Heiligenlegende", einer religiösen Erzählung verhaftet. "Die Jungfrauenquelle" ist hier als Symbol der Reinheit zu verstehen. Der Film erzählt als zutiefst religiöse, gleichnishafte Wundererzählung, wie diese Quelle entsteht und sich am Ende ein Zeichen Gottes offenbart.
Dabei ist der Film, dessen Story man im Grunde in ein, zwei Sätzen zusammenfassen könnte, äußerst komplex und vielschichtig geraten.

Da sind einmal schon zu Beginn, die Vorzeichen, die Ahnungen, dass etwas schlimmes passieren wird, die den Film durchziehen. Am Anfang erzählt die Mutter, dass sie schwer geträumt habe aber nicht zu sagen vermag was, es sich scheinbar auf ihre Tochter bezieht.
Die gleiche und noch stärkere Vorahnung betrifft die Magd Ingeri, die schuldbewusst, da sie die Tochter des Hauses mit Hilfe der alten Götter verflucht hat, auf dem Weg durch den Wald, Angst bekommt. Sie hat eine Ahnung, einer Erleuchtung gleich, die noch verstärkt wird, durch die Figur des Waldschrats, der ihr prophezeit, dass etwas schlimmes geschehen wird.
Dieses Motiv der Zeichen und der Vorahnung erscheint auch nochmals am Ende, als der Knecht der Familie, dem einen Mörder, die Geschichte noch einmal gleichnishaft erzählt. "Der Tag fängt so schön an und ich habe die Maikönigin in den Wald reiten sehen und am Abend herscht Tod und Verderben."

Ein weiteres Motiv ist die Selbstanklage bzw. Selbstkasteiung bei den weiblichen Figuren. Ähnlich wie in Das siebente Siegel fühlen sich die Menschen schuldig. Das Schuldbewusstsein woraus die Kasteiung entsteht, betrifft die Magd und die Mutter. Interessant, dass bei beiden eine Durchlässigkeit für das Motiv des Schuldbewusstseins vorhanden ist. Die Magd, die gegenüber dem Vater beschreibt, wie sie vor Angst und durch den Wunsch, dass der reinen Tochter, Leid zugeführt werden solle, gelähmt und tatenlos blieb, wiel sie gedemütigt wurde. Die Reaktion des Vaters darauf ist bemerkenswert aber auch verortbar. Es ist Trost, christlicher Trost, Nächstenliebe.
Oder die Mutter, die sich am Ende mit ihren eigenen Worten kasteit indem sie in tiesten Schuldbewusstsein sagt :"Es ist meine Schuld, denn ich habe gesehen, dass sie dich mehr liebt als mich und das ist die Strafe dafür."

Die einzige Figur, die wirklich unschuldig ist, ist die junge Tochter, die getötet, ja quasi geopfert wird damit etwas neues, etwas heiliges entstehen kann. Man könnte hier auch so weit gehen, dass sie die reine Unschuld in einer schuldigen Welt ist, welches als Opfer gebracht wird.
Im Hinblick auf diese Unschuld, korrespondiert eine andere Figur mit der Tochter, nämlich der Junge. Die andere Seite der Unschuld, die mit Schrecken und Mord konfrontiert wird. Er reagiert am menschlichsten. Sehr eindringlich geschildert in der Szene als er und seine Brüder im Kreise der Familie speisen. Hier kommt das Trauma, welches er erleidet am deutlichsten zum Ausdruck. Seine Brüder mishandeln und schlagen ihn auch weil er Gott am nächsten ist. Am Ende stirbt auch er durch die Hand des Vaters, doch geschieht dies auf eine andere Art als die, wie seine Brüder sterben.
Da ist einmal die ruhige und konzentrierte Vorbereitung der Tat, nachdem Ingeri ihm alles erzählt hat. Der Gang ins Badehaus, das Reinwaschen. Voller Entschlossenheit bereitet er sich auf das Ritual der Rache vor. Die Art wie der Junge getötet wird ist allerdings nicht rituell sondern er wirft ihn in voller Panik von sich, um zugleich seine Hände zu betrachten und zu sagen :"Was habe ich getan."

Die äußerst religiöse Verhaftung findet sich auch in den Bildern des Filmes wieder, wie zb. das gigantische Holzkreuz im Bauernhaus oder die Szene des Essens am Ende des Films, welche das berühmte "Abendmahl" von Da Vinci in Erinnerung rufen.
"Die Jungfrauenquelle" weißt außerdem eine äußerst intensive, geradezu statische Bildsprache vor. Es gibt wenig Dialoge und er unterscheidet sich von anderen Bergman Filmen. Auch Schnitt und Montage sind hier anders zu verordnen, hat der Film auch einige Jump Cuts zu bieten. In Nykvists extrem statischer und expressiver Bild Choreographie mag es in der Tat nicht verwundern, wenn man weiß, dass dieser Bergman Film, extrem unter dem Einfluss von den Filmen Akira Kurosawas stand.

Anbei sollte man natürlich nicht unerwähnt lassen, dass Die Jungfrauenquelle ein ganz früher Vorläufer von Vigilantismus innerhalb des Mediums ist. Natürlich gibt es noch frühere, siehe zb. Fritz Lang. Die für damalige Verhältnisse drastische Inszenierung der Vergewaltigungsszene und der anschließende Mord an den Beteiligten inklusive Kind, sorgte besonders bei uns in Deutschland bzw. Bayern für eine Beschlagnahmung des Films. Der anschließende Skandal und somit der Erfolg des Films war sicher. Später sollte Bergman mit Das Schweigen für einen noch größeren Skandal sorgen. Was das Vigilantismus Motiv angeht, ist dieser Film weiterhin als Steilvorlage für vor allem Wes Cravens Last House on the Left sowie für andere transgressive Exploitation Klassiker, wie zb. I spit on your Grave oder La casa sperduta nel parco gewesen.

So faszinierend "Die Jungfrauenquelle" in ihrer strengen Statik auch ist, tu ich mich mit der Verordnung der Religion in diesem Bergman Film ein wenig schwer. Besonders das "göttliche Zeichen", die titelgebene Quelle und die Kirche die dort am Ende gebaut werden soll, bereiten mir auch beim zweiten Mal Probleme. Interessanterweise hat sich Bergman später darüber auch relativ abwertend geäußert, dass die Hauptfiguren durch den Bau einer Kirche eine Art Heilung erfahren. Allerdings gehört dieses "Wunder" auch zu einer Legende. Irgendwie empfinde ich dieses Reinwaschen der Tat oder der Taten als verlogen, was sicherlich auch mit dem geistigen, heiligen Pathos des Films zusammenhängt.
Dennoch ist dies ein äußerst faszinierendes Unterfangen.

7/10


Eingefügtes Bild


Djävulens öga (Das Teufelsauge / Die Jungrauenbrücke)


Zuerst gibt es eine kleine Einführung von dem Schauspieler (Gunnar Björnstrand), der als Kommentator fungiert und anhand einer Skizze die Unterschiede zwischen Himmel, Hölle und Erdenreich erklärt. Die Unschuld ist dem Teufel (Stig Järrel) ein Gerstenkorn im Auge, welches auch ziemlich angeschwollen ist, da die junge Pfarrerstochter Britt-Marie (Bibi Andersson) als Jungfrau in die Ehe gehen will. Der Teufel schickt nun Don Juan (Jarl Kulle), der seine Untaten in der Hölle büßt, zurück auf die Erde um die junge Frau zusammen mit seinem Gehilfen Pablo (Sture Lagerwall) zu verführen und zur Sünde zu bewegen. Pablo gelingt dies, indem er allerdings die Frau (Gertrud Fridh) des Pfarrers in der Nacht verführen kann. Don Juan scheitert jedoch und kehrt zusammen mit Pablo wieder in die Hölle zurück, wo sie vom aufgebrachten Satan empfangen werden. Am Ende triumphiert dann doch die Hölle, da Britt bei ihrer Hochzeit lügt als sie behauptet, sie habe noch keinen anderen Mann geküßt. Don Juan ist Nummer 37 gewesen. Das Gerstenkorn verschwindet schließlich.


Zu "Das Teufelsauge" ("Die Jungfrauenbrücke" war der deutsche Verleihtitel, angelehnt an den großen Erfolg der "Jungfrauenquelle") gibt es nicht sonderlich viel zu schreiben. Man kann produktionstechnisch hier voll und ganz von einem Verlegenheitsfilm besser noch Alibifilm sprechen. Svensk Filmindustri hatte Vorbehalte gegen den im selben Jahr entstandenen Jungfrauenquelle-Stoff. Stattdessen bot man Bergman an dieses Theaterstück zu verfilmen. Bergman, der kein Interesse an dem Stück hatte, willigte ein mit der Zusage Die Jungfrauenquelle zu drehen.
2 Bergman Themen sind auch hier verankert. Das Ehedrama und der Pastor, der auf seinen Glauben geprüft wird. Hier in Form einer Komödie. Der Film hält sich ganz strikt an die Form des Theaters. Es gibt verschiedene Akte und der Schauspieler, gespielt von Gunnar Björnstrand, führt durch diese Akte.
Dies hat streckenweise auch Charme, doch wirkt das Agieren der Darsteller sehr, sehr steif, überangestrengt und prätentiös. Ganz schlimm ist die Figur des Don Juan, die in ihrer Ernsthaftigkeit schon unfreiwillig komisch wirkt. Aber auch die Figur von Bibi Andersson ist total uninteressant und vollkommen lieblos gestaltet.
Filmisch ist das ganze ebenso lieblos und langweilig. Wirkt es oft so als hätte Bergman die Kamera einfach auf die Bühne gestellt und abgefilmt. Fest steht, dass ich bei diesem Bergman Film im Minutentakt auf die Timeranzeige schaute und das die relevanten Themen zwar da sind aber irgendwie gar nicht wirklich von Belang sind.
Bergmans Desinteresse spürt man jedenfalls an allen Ecken und Kanten in diesem Werk.

Nee, das war nix.

4/10

Ingmar Bergman Gunnar Fischer Sven Nykvist Max von Sydow Ingrid Thulin Bibi Andersson Magier Illusion Schein Mittelalter Legende Wunder Vigilantismus Vergewaltigung Teufel


Foto

Januar - Juni 2013 : Alle Filme


So, ich mach das jetzt hier mal wie Bastro ;)

Aufgelistet sind alle Filmsichtungen von Januar bis Ende Juni. Vieles davon wurde von mir schon in den Kurzkommentaren abgehandelt, einiges auch im FTB. Viele andere sind aber durchgerutscht. Deshalb hier s/w, alle Sichtungen des Halbjahres 2013, der komplette Listenwahnsinn :otto:

* = keine Erstsichtung
(DC) = Directors Cut
(3D) = Mit Brille

Mein Bewertungssystem sieht im Grunde wie alle anderen 10er Systeme aus.
Vielleicht ein wenig anders, nun denn.

10/10 Große Liebe, meisterhaft, Sternstunde, mindblowing
9/10 sehr, sehr gut, fabelhaft
8/10 gut - richtig gut, nix zu meckern
7/10 gut, mit einigen Abstrichen
6/10 ok, abgenickt, nicht gut, nicht schlecht, auch noch nicht mittelmäßig, so lala
5/10 mittelmäßig mit einigen Momenten
4/10 mies mit wenigen Momenten
3/10 mies ohne Momente
2/10 Beschissen
1/10 Richtig beschissen
0/10 Sondermüll

Januar
Dog Soldiers 2002 (Neil Marshall) 8/10
Centurion 2010 (Neil Marshall) 6-7/10
The Ice Harvest 2005 (Harold Ramis) 7/10
Sunshine Cleaning 2008 (Christine Jeffs) 4/10
Murder on the Orient Express 1974 (Sidney Lumet) 10/10 *
Fearless 1993 (Peter Weir) 8/10
In Time 2011 (Andrew Niccol) 4/10
The Terminal 2004 (Steven Spielberg) 8/10
The Player 1992 (Robert Altman) 10/10 *
An American in Paris 1951 (Vincente Minnelli) 8/10 *
Mais ne nous délivrez pas du mal (Und erlöse uns nicht von dem Bösen) 1971 (Joel Seria) 8/10
Outland 1981 (Peter Hyams) 8/10 *
The Road 2009 (John Hillcoat) 10/10
Manhattan Murder Mystery 1993 (Woody Allen) 9/10
(Les Aventures de Rabbi Jacob) Die Abenteuer des Rabbi Jacob 1973 (Gérard Oury) 8/10 *
Music Box 1989 (Constantin-Costa Gavras) 9/10 *
Apache 1954 (Robert Aldrich) 8/10 *
52 Pick-Up 1986 (John Frankenheimer) 7/10
Le Prénom (Der Vorname) 2012 (Bernard Murat) 3/10
The Philadelphia Story 1940 (George Cukor) 9/10
Törst (Durst) 1949 (Ingmar Bergman) 7/10
Kvinnors väntan (Sehnsucht der Frauen) 1952 (Ingmar Bergman) 8/10
Bright Star 2009 (Jane Campion) 7/10 *
Ulzana´s Raid 1972 (Robert Aldrich) 9/10 *
The longest Yard (Robert Aldrich) 1974 8/10
The Royal Tenenbaums 2001 (Wes Anderson) 10/10 *
Last Train to Gun Hill 1959 (John Sturges) 8/10
Gunfight at the O.K. Corral 1957 (John Sturges) 9/10 *
Away we go 2009 (Sam Mendes) 7/10
Jason and the Argonauts 1963 (Don Chaffey/Charles Schneer/Ray Harryhausen) 8-9/10 *
The Fortune Cookie 1966 (Billy Wilder) 7/10
The Hound of the Baskervilles 1959 (Terence Fisher) 9/10 *
Ali 2001 (Michael Mann) 8/10
Deja Vu 2006 (Tony Scott) 6/10
This is England 2006 (Shane Meadwos) 8/10 *
This is England ´86 2010 Part 1+2 (Shane Meadows) 4/10
Thelma and Louise 1991 (Ridley Scott) 8/10 *
Mona Lisa 1986 (Neil Jordan) 9/10 *
Ladyhawke 1985 (Richard Donner) 7/10 *
Tamara Drewe 2010 (Stephen Frears) 6/10
Tombstone (DC) 1993 (George P. Cosmatos) 8/10
Das weisse Band 2009 (Michael Haneke) 9/10 *

Februar
Young Adult 2011 (Jason Reitman) 6/10
Lincoln 2012 (Steven Spielberg) 9/10
The young Mr. Lincoln 1939 (John Ford) 8/10 *
Goethe ! 2010 (Philipp Stolze) 4/10
Ein Tick anders 2011 (Andi Rogenhagen) 6/10
Amistad 1997 (Steven Spielberg) 8/10 *
Red Scorpion 1988 (Joseph Zito) 5/10
Death Wish II 1982 (Michael Winner) 7/10
Thieves like us 1974 (Robert Altman) 8/10
Sommaren med Monika (Die Zeit mit Monika) 1953 (Ingmar Bergman) 10/10 *
Sixteen Candles 1984 (John Hughes) 6/10
The Help 2011 (Tate Taylor) 4/10
The Magnificent Seven 1960 (John Sturges) 10/10 *
Der Baader Meinhof Komplex 2008 (Uli Edel) 5/10
I married a witch 1942 (René Clair) 8/10
A dangerous method (David Cronenberg) 7/10
Ôdishon (Audition) 1999 (Takashi Miike) 9/10 *
Bijita Q (Visitor Q) 2001 (Takashi Miike) 8/10
Dead or Alive : Hanzaisha (Dead or Alive) 1999 (Takashi Miike) 7/10
Le clan des Siciliens (Der Clan der Sizilianer) 1969 (Henri Verneuil) 8/10 *
Intouchables (Ziemlich beste Freunde) 2011 (Olivier Nakache & Éric Toledano) 8/10
Valkyrie 2008 (Bryan Singer) 8/10
A Life Less Ordinary 1997 (Danny Boyle) 6/10 *
Strumpet 2001 (Danny Boyle) 7/10
Straight to Hell 1987 (Alex Cox) 4/10
Magnum Force 1973 (Ted Post) 7/10 *
Winterschläfer 1997 (Tom Tykwer) 9/10
The Angel´s Share 2012 (Ken Loach) 8/10
Hell is for Heroes 1962 (Don Siegel) 9/10
Le Cercle Rouge (Vier im roten Kreis) 1970 (Jean-Pierre Melville) 10/10 *
Brassed Off 1996 (Mark Herman) 7/10 *
Revolutionary Road 2008 (Sam Mendes) 8/10
The Killers 1964 (Don Siegel) 9/10
Exodus 1960 (Otto Preminger) 8/10 *
Collateral 2004 (Michael Mann) 9/10 *
Gycklares Afton 1953 (Abend der Gaukler) 9/10

März
Dust Devil 1992 (Richard Stanley) 8/10 *
Scoop 2006 (Woody Allen) 7/10
Anna Karenina 2012 (Joe Wright) 6/10
Talk Radio 1988 (Oliver Stone) 9/10 *
Jarhead 2005 (Sam Mendes) 9/10
Kvinnodröm (Frauenträume) 1955 (Ingmar Bergman) 6/10
To Rome with Love 2012 (Woody Allen) 8/10 *
The Black Windmill 1974 (Don Siegel) 7/10
Hustle 1975 (Robert Aldrich) 8/10
Haute Tension 2003 (Alexandre Ája) 7/10
Shichinin no Samurai (internationale Langfassung) (Die sieben Samurai) 1954 (Akira Kurosawa) 10/10 *
Stand by me 1986 (Rob Reiner) 10/10 *
Rushmore 1998 (Wes Anderson) 10/10
The Wind and the Lion 1975 (John Milius) 8/10
Frankenstein 1931 (James Whale) 10/10 *
Flight of the Intruder 1991 (John Milius) 5/10
On her Majesty´s Secret Service 1969 (Peter Hunt) 9/10
Sommarnattens leende (Das Lächeln einer Sommernacht) 1955 (Ingmar Bergman) 9/10
Dear Wendy 2004 (Thomas Vinterberg) 7/10
Roma 1972 (Federico Fellini) 8/10 *
Hauru no Ugoku Shiro (Das wandelnde Schloss) 2004 (Hayao Myazaki) 8/10 *
Mad City 1997 (Constantin Costa-Gavras) 7/10
Network 1976 (Sidney Lumet) 10/10 *
Amityville Horror 1979 (Stuart Rosenberg) 5/10
Caddyshack 1980 (Harold Ramis) 10/10 *
Withnail & I 1987 (Bruce Robinson) 8/10
Tim & Struppi (Secret of the Unicorn) (3D) 2011 (Steven Spielberg) 8/10 *
The Story of Film 2011 (Mark Cousins) 9/10
Ben Hur 1959 (William Wyler) 9/10 *
Cat People 1942 (Jacques Tourneur) 10/10 *
In The Mood for Love 2000 (Wong-Kar Wai) 9/10 *
The Happening (DC) 2008 (M. Night Shymalan) 6/10
Universal Soldier 1992 (Roland Emmerich) 4/10 *
The Children´s Hour 1961 (Willyam Wyler) 8/10
Odd Man Out 1947 (Carol Reed) 9/10 *

April
Die xue jie tou (Bullet in the Head) 1990 (John Woo) 9/10 *
Yakuza keibatsu-shi : Rinchi – shikei! (Yakuza´s Law Yakuza Punishment : Lynch)
1969 (Teruo Ishii) 5/10
Chuen jik sat sau (Fulltime Killer) 2001 (Johnnie To & Ka-Fai Wai) 7/10
Chung Hing sam lam (Chungking Express) 1994 (Wong Kar-Wai) 8-9/10 *
Duo luo tian shi (Fallen Angels) 1995 (Wong Kar-Wai) 8/10 *
Tôkyô nagaremono (Tokyo Drifter – Der Mann aus Tokio) 1966 (Seijun Suzuki) 6/10
Furyô anego den : Inoshika Ochô (Sex and Fury) 1973 (Norifumi Suzuki) 8/10
Yasagure anego den : Sôkatsu rinchi (Female Yakuza Tale) 1973 (Teruo Ishii) 6/10
Wyatt Earp 1994 (Lawrence Kasdan) 7-8/10 *
Det sjunde Inseglet (Das siebente Siegel) 1957 (Ingmar Bergman) 10/10 *
Sex, Lies and Videotape 1989 (Steven Soderbergh) 9/10 *
The Limey 1999 (Steven Soderbergh) 10/10 *
Haywire 2011 (Steven Soderbergh) 7/10
Out of Sight 1998 (Steven Soderbergh) 9/10 *
Johnny Guitar 1954 (Nicholas Ray) 10/10 *
Smultronstället (Wilde Erdbeeren) 1957 (Ingmar Bergman) 10/10 *
Death of a Gunfighter 1969 (Alan Smithee aka Don Siegel und Robert Totten) 8/10
The Girlfriend Experience 2009 (Steven Soderbergh) 5/10
Under Siege 1992 (Andrew Davies) 5/10 *
They live 1988 (John Carpenter) 8/10
Marvel´s The Avengers (3D) 2012 (Joss Whedon) 8/10
Ocean´s Eleven 1960 (Lewis Milestone) 7/10
Above the Law 1988 (Andrew Davis) 6/10
Carnage 2011 (Roman Polanski) 9/10 *
Network 1976 (Sidney Lumet) 10/10 *
Cyborg 1989 (Albert Pyun) 4/10
2019 : Dopo la caduta di New York (Fireflash – Der Tag nach dem Ende) 1983
(Sergio Martino aka Martin Dolman) 5/10
Lone Wolf McQuade 1983 (Steve Carver) 6/10
Watership Down 1978 (Martin Rosen) 10/10 *
Disney´s Beauty and the Beast 1991 (Gary Trousdale) 5/10 *
Kick Ass 2010 (Mathew Vaughn) 5/10
Hitchcock 2012 (Sacha Gervasi) 7/10
Chi trova un amico, trova un Tesoro (Zwei Asse trumpfen auf) 1981 (Sergio Corbucci) 5/10
Argo 2012 (Ben Affleck) 8/10

Mai
Bride of Frankenstein 1935 (James Whale) 10/10 *
Side Effects 2013 (Steven Soderbergh) 8/10
Dredd (3D) 2012 (Pete Travis) 9/10
Mr. Klein (Monsieur Klein) 1976 (Joseph Losey) 10/10 *
Perché si uccide un magistrato? (Warum mußte Staatsanwalt Traini sterben ?) 1975 (Damiano Damiani) 9/10
Film d'amore e d'anarchia, ovvero stamattina alle 10 in via dei Fiori nella nota casa di tolleranza
(Liebe und Anarchie) 1973 (Lina Wertmüller) 8/10 *
In the Mouth of Madness 1994 (John Carpenter) 8/10
Profondo Rosso 1975 (Dario Argento) 7/10
Skyfall 2012 (Sam Mendes) 8/10
Telefon 1977 (Don Siegel) 7/10
Ansiktet (Das Gesicht) 1958 (Ingmar Bergman) 8/10
Hatari ! 1962 (Howard Hawks) 10/10 *
Monkey Business 1952 (Howard Hawks) 9/10
Broadway Danny Rose 1984 (Woody Allen) 8/10
Viva Maria ! 1965 (Louis Malle) 8/10 *
Savages (Directors Cut) 2012 (Oliver Stone) 7/10
Paranoiac 1963 (Freddie Francis) 8/10
Hannah and her Sisters 1986 (Woody Allen) 10/10 *
You´ll meet a tall dark stranger 2010 (Woody Allen) 8/10
His Girl Friday 1940 (Howard Hawks) 8/10
Zabriskie Point 1970 (Michelangelo Antonioni) 9/10 *
Zazie dans le métro (Zazie) 1960 (Louis Malle) 10/10 *
L´Ultimo Cacciatore (Jäger der Apokalypse) 1980 (Antonio Margheriti) 5/10
The Shootist 1976 (Don Siegel) 9/10 *
Romancing the Stone 1984 (Robert Zemeckis) 6/10
The Jewel of the Nile 1985 (Lewis Teague) 5/10
William Shakespeare´s Romeo + Juliet 1996 (Baz Luhrmann) 8/10
Stripes 1981 (Ivan Reitman) 5/10
Big Trouble in Little China 1986 (John Carpenter) 8/10 *
Shurayukihime (Lady Snowblood) 1973 (Toshiya Fujita) 9/10
Rio Lobo 1970 (Howard Hawks) 7/10 *
The Innocents 1961 (Jack Clayton) 10/10 *
La Mariée était en noir (Die Braut trug Schwarz) 1968 (Francois Truffaut) 6/10
Plein Soleil (Nur die Sonne war Zeuge) 1960 (René Clément) 8/10
Hellboy (DC) 2004 (Guillermo Del Toro) 8/10 *
Village of the Damned 1960 (Wolf Rilla) 9/10 *
Twins 1988 (Ivan Reitman) 4/10 *
Amazon Women on the Moon 1987 (Joe Dante, Carl Gottlieb, Peter Horton, John Landis, Robert K. Weiss) 9/10 *
Spies Like Us 1985 (John Landis) 7-8/10 *
Gentlemen prefer Blondes 1953 (Howard Hawks) 6/10 *
Kriegerin 2011 (David Wnendt) 4/10
Il y a longtemps que je t´aime (So viele Jahre liebe ich Dich) 2008 (Philippe Claudel) 6/10
Le Professionnel (Der Profi) 1981 (Georges Lautner) 8/10 *
Les espions (Spione am Werk) 1957 (Henri-Georges Clouzot) 5/10
Le Marginal (Der Aussenseiter) 1983 (Jacques Deray) 8/10 *
Australia 2008 (Baz Luhrman) 3/10
Charley Varrick 1973 (Don Siegel) 8/10
Universal Soldier : Regeneration 2009 (John Hyams) 8/10
Fame 1980 (Alan Parker) 7/10
I Confess 1953 (Alfred Hitchcock) 8-9/10

Juni
Red River 1948 (Howard Hawks) 10/10 *
Keoma 1976 (Enzo G. Castellari) 5-6/10
Jungfrukällan (Die Jungfrauenquelle) 1960 (Ingmar Bergman) 7-8/10 *
The 7th Voyage of Sindbad 1958 (Nathan Juran) 9/10 *
Garden State 2004 (Zach Braff) 6/10
Some Kind of Wonderful 1987 (Howard Deutch) 7/10
The Big Sky 1952 (Howard Hawks) 8/10
La Passion de Jeanne D´Arc 1928 (Carl Theodor Dreyer) 10/10
Vredens Dag 1943 (Carl Theodor Dreyer) 7/10
Dazed and Confused 1993 (Richard Linklater) 7/10
The Curse of Frankenstein 1957 (Terence Fisher) 8/10
Young Sherlock Holmes 1985 (Barry Levinson) 6/10 *
Sonatine 1993 (Takeshi Kitano) 9/10 *
Birdman of Alcatraz 1962 (John Frankenheimer) 10/10 *
The Great Gatsby (3D) 2013 (Baz Luhrman) 7-8/10
3 2010 (Tom Tykwer) 7/10
Die tödliche Maria 1993 (Tom Tykwer) 8/10
Ordet (Das Wort) 1955 (Carl Theodor Dreyer) 10/10 *
Forbrydelsens element (The Element of Crime) 1984 (Lars von Trier) 7/10
Kôfuku no kane (Blessing Bell) 2002 (Hiroyuki Tanaka aka Sabu) 7/10
Bienvenue chez les Ch´tis (Willkommen bei den Sch´tis) 2008 (Dany Boon) 5/10 *
Universal Soldier : Day of Reckoning (3D) 2012 (John Hyams) 9/10
The Bad and the Beautiful 1952 (Vincente Minnelli) 9/10
The Hours 2002 (Stephen Daldry) 5/10 *
Bonjour Tristesse 1958 (Otto Preminger) 8/10 *
I was a male War Bride 1949 (Howard Hawks) 9/10
Djävulens öga (Das Teufelsauge/Die Jungfrauenbrücke) 1960 (Ingmar Bergman) 4/10
Ying xiong (Directors Cut) (Hero) 2002 (Zhang Yimou) 10/10 *
Monday 2000 (Hiroyuki Tanaka aka Sabu) 6/10
The Music Lovers 1970 (Ken Russell) 7/10
Rise of the Planet of the Apes 2011 (Rupert Wyatt) 8/10
Gertrud 1964 (Carl Theodor Dreyer) 9/10
Dead Bang 1989 (John Frankenheimer) 6/10
L.A. Takedown 1989 (Michael Mann) 7/10
Escape from Alcatraz 1979 (Don Siegel) 10/10 *
Xia nu (Ein Hauch von Zen) 1971 (King Hu) 10/10
Benny & Joon 1993 (Jeremiah S. Chechik) 8/10 *
Radio Days 1987 (Woody Allen) 9/10 *
Before Midnight 2013 (Richard Linklater) 9/10
Shan zhong zhuan qi (Regen in den Bergen) 1979 (King Hu) 8/10
Vampyr 1932 (Carl Theodor Dreyer) 9/10 *

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Smultronstället (Wilde Erdbeeren) (Ingmar Bergman) SE 1957


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Smultronstället (Wilde Erdbeeren)


Der 78jährige Medizinprofessor Isak Borg (Victor Sjöström) soll im südschwedischen Lund zum 50. Jahrestag seiner Promotion geehrt werden. Im Alter hat er sich zurückgezogen. Seine Frau Karin (Gertrud Fridh) ist vor vielen Jahren verstorben und er lebt allein mit seiner Haushälterin Agda (Jullan Kindahl). In der Nacht vor seiner Abreise hat er einen Albtraum, in dem er sich selbst begegnet, liegend in einem Sarg. Am nächsten Tag beschließt er spontan mit dem Auto, statt dem Flugzeug, nach Lund zu fahren. Seine Schwiegertochter Marianne (Ingrid Thulin), die sich wegen eines Ehestreits mit ihrem Mann Evald (Gunnar Björnstrand) bei Isak einquartiert hat, begleitet ihn. Auf der Fahrt wirft Marianne Isak Egoismus und Gefühlskälte vor, die in hohen Maße auf ihren Mann abegfärbt habe. Schon bald machen sie ihren ersten Stop am ehemaligen Sommerhaus der Familie Borg. Isak erinnert sich hier an seine Verlobte Sara (Bibi Andersson), die letztendlich seinen Bruder (Per Sjöstrand) heiratete. Herausgerissen aus diesem Traum wird er von einer jungen Anhalterin (Bibi Andersson), die genau wie seine Jugendliebe, Sara heißt. Zusammen mit Anders und Viktor (Folke Sundquist, Björn Bjelvenstam) sind sie auf dem Weg nach Italien. Zu fünft setzen sie ihre Reise fort und nehmen bald noch ein Ehepaar mit, welches mit ihnen fast zusammengeprallt wäre und einen Unfall erlitt. Während der Fahrt gerät das Ehepaar (Gunnar Sjöberg, Gunnel Broström) in heftigen Streit und Marianne fordert sie auf auszusteigen. In der Nähe wohnt Isaks über 90jährige Mutter (Naima Wifstrand). Der Besuch verläuft äußerst kühl und Marianne bemerkt, dass sich Sohn und Mutter nicht sonderlich viel zu sagen haben.
Während der Weiterfahrt hat Isak einen weiteren Traum in dem das streitende Ehepaar Alman vorkommt und er von Herrn Alman einer Prüfung unterzogen wird. Dieser zeigt ihm auch einen Seitensprung seiner Frau Karin, die beklagt, dass ihren Mann nichts erschüttern würde. In Lund angekommen wohnt Isak bei seinem Sohn Evald zu dem er zwar keine echte Bindung aufbringen kann aber erleichtert ist, als er hört, dass er und Marianne zusammenbleiben wollen. Nach der Ehrung verabschieden sich die 3 jungen Anhalter von ihm mit einem Ständchen und Sara sagt "Vater Isak", dass sie immer an ihn denken werde.
Als Isak sich nun schlafen legt, kehrt seine Erinnerung zum Sommerhaus seiner Eltern zurück, die am Ufer sitzen und ihm zuwinken.


Es ist kaum zu glauben, wenn man es nicht schwarz auf weiss vor Augen hätte, aber kurz nachdem Bergman mit "Das siebente Siegel" am höchsten Gipfel des Erfolges angekommen war, legte er im selben Jahr mit diesem Film noch einen weiteren Beweis für sein absolutes Können vor. Besonders jetzt mit dem Abstand der Jahre, wird "Wilde Erdbeeren" zurecht als einer der besten Filme in Bergmans Frühwerk gehandelt.

"Smultronstället" heißt im deutschen soviel wie Lieblingsplatz oder auch Rückzugsort. Es ist der versteckte Ort an dem man die, im deutschen, titelgebenden Erdbeeren, findet. "Smultronstället" ist demnach die Suche, die zu einer Reise wird, nach etwas kostbarem. Nach Selbsterkenntnis, nach innerem Frieden.

Als ich "Smultronstället" nun, nach einigen Jahren, zum dritten Mal begegnete, mußte ich wieder feststellen, wie reich dieser Film doch ist. Ich kenne keinen Film der Themen wie Alter, Leben, Tod und Zeit in 90 Minuten so dermaßen verinnerlicht, dass man am Ende dasitzt und sprachlos ist. Sprachlos weil man im Grunde gerade ein Leben in 90 Minuten gesehen hat.
Was Bergmans Film so anrührend macht ist vor allem die Tatsache, dass wir einem Menschen begegnen, der sich selbst begegnet und der ehrlich zu sich selbst ist. Ein Mann, der egoistisch, kalt und herzlos ist und sich innerhalb einer Reise erkennt, was aber nicht noch mehr Verbitterung zur Folge hat sondern die Erkenntnis führt zur persönlichen Befreiung.

Wie Bergman es schafft Traum und Wirklichkeit ineinander zu weben, die Reise im Hier und Jetzt mit Dialogen verbindend zu den Rückblenden und Traumsequenzen, zu vermitteln und wirklich alles miteinander zu verbinden, das macht einmal den Reichtum dieses Filmes aus, ist höchst beeindruckend und es ist einzigartig.

Gleich zu Beginn werden wir mit diesem wahrhaftigen Albtraum konfrontiert

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Eine Traumszene irgendwo zwischen Dreyers "Vampyr" und Bunuel. Isak sieht sich mit seinem eigenen Tod konfrontiert. Einsamkeit, Verbitterung, Isolation.

Die Bergmanschen Themen sind hier alle vorhanden. Vordergründig natürlich in Isaks Person verhaftet : Angst vor dem Tod, vor dem Alter, gelebtes Leben, Sinn und Sinnlosigkeit des Lebens. Aber auch die Existenz Gottes wird hier in Frage gestellt und zwar ganz beiläufig in Form der jungen Anhalter. Da ist der eine idealistische, poetische, der mit Gott lebt und Pfarrer werden will und der andere, der sagt Gott ist eine Erfindung damit die Menschen besser schlafen können. Die beiden streiten sich und der Antagonismus fügt sich in Form von Sara ein, die beide Männer liebt und sich nicht entscheiden kann.
Oder der Konflikt zwischen Mann und Frau, das Ehedrama in Form von Marianne und Evald. Eine Szene, die höchstens 5 Minuten dauert, als Marianne Evald konfrontiert, dass sie ein Kind erwartet und er darauf Klartext spricht und ihr sagt, dass er die Verantwortung für einen anderen Menschen nicht tragen kann und will. Oder das Ehedrama welches sich zwischen dem Unfallehepaar Alman abspielt. Es sind kurze Szenen aber sie reichen aus um exakt, prägnant sich in den Film einzufügen.
Am Beispiel von Evald spiegelt sich Isaks Leben. Marianne nimmt dies in die Historie und zeigt auf, wie alles miteinander verbunden ist, da auch Vater und Mutter vom gleichen kalten Egoismus geprägt sind.

Überhaupt spiegelt sich einiges in "Smultronstället"

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Sara in Isaks vorletztem Traum, kurz bevor er von Alman auf sein Leben geprüft wird

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Die Figuren in der Gegenwart sind mit der Vergangenheit verbunden, Traum und Realität fließen zusammen und spiegeln sich. Alles gehört zusammen und ergibt eine Einheit.

Als Isak und Marianne die Mutter besuchen, spürt Isak diese Kälte von der Marianne sprach. Die Mutter, die mit gleichgültiger und hartherziger Verachtung, die alten Erinnerungen und Fotos betrachtet, löst etwas in ihm aus. Doch als ob er sich etwas sagen wolle, was er sich, wenn er wach ist, nicht sagen kann, wird ihm bewußt, dass er seine Läuterung erst im innern erfahren kann.

"Was interessieren schon deine Träume" sagt Marianne zu Isak. Für Isak sind es aber genau diese Träume, die etwas in ihm anstellen. Das könnte schwülstig werden, doch ist es genau das Gegenteil, da hier alles auf geradezu magische Weise miteinander verwoben ist und Isak am Ende auf eine leichte, unangestrengte Weise seine Läuterung erfährt, doch ist es in diesem Fall keine Läuterung von außen sondern eine innere. Eine innere Selbsterkenntnis am Abend eines Lebens.
"Smultronstället" ist eine Reise zu diesem besonderen Ort, wo man diese Erkenntnis findet. Das diese Reise dazu noch einer der schönsten Roadtrips der Filmgeschichte ist krönt diesen reichen Film noch umsomehr.

Anzumerken wäre noch, dass dieser Film nicht nur von seiner einzigartigen Atmosphäre lebt sondern natürlich auch von seinen Darstellern. Bibi Andersson, Ingrid Thulin und vor allem Victor Sjöström, der große schwedische Theater und Stummfilmregisseur.
Bergman setzte seinem Idol ein wahrhaftiges Denkmal. Übrigens seine zweite Zusammenarbeit mit ihm. Die erste ist der, leider in Deutschland nicht erhältliche "An die Freude". Eine Anekdote besagt, dass Bergman Sjöströms "Fuhrmann des Todes" immer wieder in seinem Projektionsraum auf Farö ansah. Sjöström war wohl sehr launisch bei den Dreharbeiten und das Thema des Todes beunruhigte ihn, er bestand darauf jeden Abend um halb fünf für seinen abendlichen Whisky zu Hause zu sein. Nichtsdestotrotz hatte Bergman eine sehr innige Vertrautheit zu Sjöström. Für die Rolle des Isak Borg erhielt er den Goldenen Bären in Berlin. 2 Jahre später starb er.

Wie ich schon in meinem letzten Eintrag angemerkt hatte, ist Wilde Erdbeeren auch ein Lieblingsfilm. Ich vermag nicht zu sagen ob es Bergmans bester ist, auf jeden Fall ist es sein schönster und vor allem reichster Film. Die Ausgewogenheit, die Proportionen stimmen hier bis ins letzte Detail. Der Film hat expressive Fischer typische Szenen und eine ganz magische, wunderbare Atmosphäre, die einzigartig und wunderschön ist.

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Ein ganzes Leben in einem 90minütigen Roadmovie und am Ende sitzt man da und ist von einer tiefen Zufriedenheit erfüllt.

10/10

Übrigens bin ich in meinem letzten Eintrag schon auf Woody Allen eingegangen und werde es hier nochmal tun. Wer sich seinen "Deconstructing Harry" ansieht, der sollte mal auf Parallelen zu "Smultronstället" achten ;)

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Det Sjunde Inseglet (Das siebente Siegel) (Ingmar Bergman) SE 1957


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Det Sjunde Inseglet (Das siebente Siegel)


Zu den Klängen des Dies Irae sehen wir einen Raben, der Totenvogel und hören ein Bibelzitat aus der Apokalypse, welches titelgebend, den folgenden Film einleitet.
Antonius Block (Max von Sydow) ist ein Ritter, der zusammen mit seinem Knappen Jöns (Gunnar Björnstrand) von den Kreuzzügen in seine Heimat zurückkehrt.
An Land gespült, begegnet ihm bei Sonnenaufgang der Tod (Bengt Ekerot), der ihm sagt, dass seine Zeit gekommen sei. Block bittet um Aufschub und schlägt dem Tod eine Partie Schach vor, welche über sein Schicksal entscheiden soll. Falls Block gewinnt, soll er verschont werden. Die Zeit, die ihm bleibt, will er nutzen um seinen Sinn in seinem Dasein zu finden und um einen Beweis für die Existenz Gottes zu finden. Block und Jöns setzen die Reise durch ein Land in dem die Pest wütet fort. Das Ziel ist das Gut von Block, wo seine Frau (Inga Landgré) auf ihn wartet. Unterwegs rettet Jöns ein Mädchen (Gunnel Lindblom) welches sich ihnen anschließt und sie treffen auf eine Gauklertruppe : Jof (Nils Poppe), Mia (Bibi Andersson) und ihren Sohn Mikael sowie Skat (Erik Strandmark). Jof, der durch die Gabe des zweiten Gesichts, Visionen hat, bewahrt sich zusammen mit Mia, inmitten von Tod und Verderbnis, seine Lebensfreude. Desweiteren schließen sich der Truppe der Schmied Plog (Åke Fridell) und seine Frau Lisa (Inga Gill), die mit Skat durchbrennt, an.
Zwischendurch trifft Block immer wieder auf den Tod um die Partie weiterzuführen. Bei einer Rast beobachtet Jof deren Spiel und bekommt es mit der Angst zu tun. Er flieht mit seiner Familie durch den Wald. Block bemerkt dies und stößt die Figuren um, doch der Tod setzt ihn trotzdem Schachmatt und kündigt an, dass er bei seinem nächsten Besuch ihn und alle, die bei ihm sind, mitnehmen wird. Die restliche Truppe erreicht mit Block seine Burg, wo sie von seiner Frau empfangen werden. Abends beim Essen erscheint ihnen der Tod um sein Versprechen einzulösen. Bei Sonnenaufgang sieht Jof, wie der Tod seine Opfer gleich einem Totentanz hinter sich herzieht. Als er Mia davon erzählt, lacht sie mit den Worten :"Was du immer siehst" und wischt seine Worte mit einer Handbewegung weg.

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Nach "Lächeln einer Sommernacht" war Bergman schon weltberühmt. Zum zweiten Mal in Cannes ausgezeichnet sollte "Das siebente Siegel" diesen Ruf als Weltregisseur festigen und nicht nur als einer seiner bekanntesten Filme in die Geschichte eingehen. Sondern auch als eines der Meisterwerke des europäischen Films der 50er Jahre. So, der allgemeine Kanon. Fakt ist das Bergmans Film bis heute einer der meist analysierten und besprochenen Filme in seinem Werk ist. Ekerots "Tod" übrigens auch eine der meist zitierten und kopierten Figuren der Filmgeschichte. Am bekanntesten dürften wohl die Zitate in Woody Allens "Love and Death" sein. Wie viele ja wissen, ist Allen eh und je ein großer Bewunderer Bergmans gewesen, was sich auch in dessen FIlmwerk bemerkbar macht.

Für "Das siebente Siegel" ließ sich Bergman von Carl Orffs Carmina Burana inspirieren sowie von den Holzschnitten eines Albrecht Dürer und mittelalterlichen Wandmalereien. Dem Drehbuch liegt, wie so oft bei Bergman, ein von ihm geschriebenes Theaterstück zugrunde. Zwei Schauspieler treten mit "Das siebente Siegel" auch auf Bergmans Leinwand, die wir von nun an häufiger sehen werden. Einmal der charismatische Max von Sydow und Bibi Andersson, die in "Lächeln einer Sommernacht" schon eine kleine Rolle spielte und Bergmans neue "Partnerin" werden sollte. Beide übrigens auch Schauspieler aus Bergmans Theaterensemble in Malmö.

"Das siebente Siegel ist eine Allegorie mit einem sehr einfachen Thema : Der Mensch, seine ewige Suche nach Gott und dem Tod als einziger Sicherheit." (Ingmar Bergman im Vorwort zu seinem Drehbuch)

Diese Suche siedelt Bergman in einem von Symbolik und Mystik durchdrungenen Zeitalter an. Dem religiösen Spätmittelalter. Der Ton, sprich die Dialoge sind allerdings äußerst modern. Die Szenenabschnitte wirken oft wie einzelne Akte und überhaupt scheint der Film auf einer großen Bühne zu spielen. Dieses theaterhafte tritt innerhalb des Films durch die Gauklertruppe in Erscheinung, wird sozusagen gespiegelt. Die Angst der Menschen, die in Bergmans Film vorherscht, ist eine Grundangst. Laut Bergman ist diese Angst auch eine Analogie zur Angst vor der atomaren Bedrohung bzw. Pest kann hier durch Atombombe gleichgesetzt werden.
Diese Angst wird in "Das siebente Siegel" einmal durch die Kirche geschürt, die die Menschen durch grauenhafte Bilder erschreckt um die Angst vor dem Tod noch stärker in den Köpfen zu festigen. Die Reaktionen der Menschen auf diese Angst sind zweigeteilt. Einmal gibt es die, die sich geißeln um in Höllenqualen dem Angesicht Gottes näher zu sein und dann gibt es diejenigen, die ihre Angst in sinnloser Vergnügungssucht ertränken, die vergessen wollen.
Gelähmt angesichts von solchen Bildern sind sie aber alle.

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Antonius Block ist derjenige, der am meisten betet. Der Idealist, der glaubt und sucht. Die Menschen, die ihm begegnen sind ihm allerdings gleichgültig. Erst als er Jof und Maria begegnet ändert sich seine Haltung. Sein Knappe Jöns dagegen glaubt an gar nichts. Er ist der Zyniker, dem alles egal scheint. Doch er hilft den Menschen wiederum zb. als der das Mädchen vor dem fanatischen Priester rettet, der sie vergewaltigen will. Jof mit seinen religiösen Visionen und Maria sind eindeutig mit Bezügen zur heiligen Familie versehen. "Das siebente Siegel" ist auch ein äußerst religiöser Film und dennoch benutzt Antonius Block seine Sinne um Gott in Frage zu stellen. Auf so deutliche Weise wurde dies bislang noch nie im Film ausgesprochen. Das Thema Religion und die Suche nach Gott in einer gottlosen Welt, ist hier allgegenwärtig. Zuvor nur angeschnitten ist es hier Thema eines ganzen Films. Schon bald werden wir diesem Thema in Bergmans Werk wiederbegegnen. Umso krasser dort das Resultat. Was dies angeht ist "Das siebente Siegel" nur der Anfang gewesen.
Inhaltlich ist Bergmans Film nicht nur religiös, er ist auch äußerst philosophisch. Nicht umsonst gibt es zahlreiche Deutungen und Aufsätze zu diesem Film. Aber ganz gleich wie man ihm gegenübersteht (Mein Mitstreiter und Initiator dieser Reihe hält ihn für überschätzt), muss man vor allem anerkennen, was für ein filmisches und damit formales Meisterwerk "Das siebente Siegel" doch ist.
Gunnar Fischers Kamerabilder finden hier ihren expressiven Höhepunkt !
Fast jede Einstellung ist ein Traum. Jede Szene zeichnet sich durch eine strenge Form, expressives, übersteigertes Licht und Schattenspiel aus. Lange Einstellungen, indenen die Personen durch die Kamera beobachtet werden, die sich durch das Arrangement aber nicht anschauen, wie diese zb.

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Licht und Schatten in seiner vormfollendeten Schönheit auch hier

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Der abrupte aufeinanderfolgende Wechsel von Totalen und Nahaufnahmen sowie auch das Verhältnis von Ton und Stille.
Oder immer wieder der direkte Blick in die Kamera, der unausweichliche "Blick", wie als ob es kein Entrinnen gibt vor diesem "Blick", hier am Ende als der Tod kommt und die Schicksalsstunde schlägt. Jeder verhält sich anders in seinem Angesicht. Doch die einzige Konstante im Leben ist der Tod, wie Jöns sagte.

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"Das siebente Siegel" ist auch der erste Bergman Film innerhalb dieser Reihe zudem ich eine tiefe Bindung empfinde. Nicht nur, aber auch, weil ich ihn schon mehrmals gesehen habe, in unterschiedlichen Zeitabständen. Das erste Mal sah ich ihn im Alter von ungefähr 12 Jahren und empfand ihn als äußerst gruselig. Später dann auf VHS 2x und dann als ich mir die DVD vor ca. 13 Jahren zulegte 2x.
Jetzt bin ich Bergmans Film wiederbegenet und ich muß feststellen, dass sich nichts verändert hat. Dieser Endezeitfilm, der am Vorabend der Apokalypse spielt, eingebettet in ein mittelalterliches Mysterienspiel trifft mich nicht nur wegen seiner geradezu archaischen Bildkraft ins Mark. Es ist auch die Atmosphäre dieser Grundangst, die in diesem Film vorherscht, Angst vor dem Tod, vor Gott, vor der Pest, vor dem Leben, die mir jedesmal den Atem raubt. Dazwischen dieser Ritter Antonius Block, ein Idealist auf der Suche, der seine Fragen immer in die falsche Richtung stellt und diese nicht beantwortet werden.
Die Antwort auf diese Fragen hält er in der Mitte des Films in den Händen. Eine Schale Milch mit Erdbeeren. Es ist das unverfälschte, gelebte Leben selbst welches er bei der Gauklerfamilie findet. Es ist das Glück des Augenblicks, der Rast, der Ruhe. Diese Antwort findet er nicht in Gott, dem Teufel oder dem Tod.

Die Antwort ist das Leben selbst.

Ja und das finde ich nachwievor wunder, wunderschön.
"Das siebente Siegel" ist und bleibt definitiv ein Lieblingsfilm.

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Am Ende bleibt nur noch zu sagen, wir schreiben das Jahr 1957.
Es ist äußerst interessant zu sehen, wenn man bedenkt, das im selben Jahr auch ein anderer Film entstand, der ebenso zu Bergmans "großen" Werken zählt. Lieblingsfilm Nummer 2 und schon wieder "Erdbeeren". :)

10/10

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