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FakeShemp's Blog

Buchstaben, Wörter und Sätze. Sogar Satzzeichen!

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Eternal Blood, RCH 2002 (gesehen auf dem FFF'03)


Spanisch ist nun mal cool! Spanisch plappernde Vampire sind obercool! Jetzt, nachdem Stunden vergangen sind, fällt es mir bereits recht schwer, die mit Twists gepfefferte Handlung einigermaßen zu erinnern. War ein recht lebendiges Filmchen, mit einigen netten Wendungen und Überraschungen. Ich war mir nie ganz sicher, in was für einem Machwerk ich da gerade sitze. Am Anfang dachte ich, "oh Scheiße, ein aufgewärmter, spanisch synchronisierter alter Ittenbach...". Dann glaubte ich, einem Film über durchgeknallte Rollenspieler (die mit Würfel und Charakterblätter) beizuwohnen. Schließlich bildete ich mir ein, doch einen richtigen Vampirfilm zu sehen, später ärgerte ich mich dann über eine Verunglimpfung der Gruftiekultur und ihrer vermeintlich schädlichen Auswirkungen auf den jugendlichen Verstand. Doch dann...

Sehr kurzweiliger kleiner Film, mit guten Darstellern. Optisch und musikalisch wird viel geboten. Das Herz eines jeden Grufties, „Vampire“-Rollenspielers oder Vampir-Liebhabers dürfte hier höher schlagen. Zum Teil sehr blutiger und wilder Film, "adoleszent romantisch" und stellenweise recht düster (spanisch rustikal halt!). Putzige Gruftbräute (Hauptdarstellerin), versöhnliches Ende. War sein Geld schon wert.

Eternal Blood RCH 2002 Horror


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Erkan & Stefan, Deutschland 2000


Michael (Bully) Herbigs Spielfilm-Einstand ist ein für deutsche Verhältnisse beinahe schon furioses Slapstick-Abenteuer, das nicht kleckert, sondern klotzt. Sicherlich sind die beiden Hauptdarsteller Geschmacksache und Bullys Humor nicht jedermanns Käsekuchen, doch im Gegensatz zu seinem eher zwiespältigen „Schuh des Manitu“ finde ich persönlich nichts groß auszusetzen an „E&S“. Herbig hat offensichtlich Ahnung von dem, was er macht und eine stilistische Selbstsicherheit, die den meisten anderen deutschen Klamauk-Regisseuren abgeht. Man merkt, dass er die visuellen Gesetzmäßigkeiten der Filme, die er mit „E&S“ parodiert, einigermaßen verstanden hat und neben dem Klamauk nicht vernachlässigt. Er ist kein latenter Genre-Hasser, wie man es bei anderen Regisseuren deutscher Herkunft manchmal denken könnte. Er verarscht nicht nur, er huldigt auch. Er ist ganz offensichtlich vernarrt ins Kino.
Sein Debüt steigert sich kontinuierlich zu einem, man muss es schon sagen, großartigen Finale und auch dazwischen wissen immer wieder witzige Höhepunkte zu glänzen. Z.B. Stefans Pinkelpause von einem Hochhaus zu wunderschön schmalziger Musik, quasi auf die Rotorblätter des amerikanischen Geheimdienstes. Ebenfalls positiv ist zu vermerken, dass die Amis in dem Film nur von Amis dargestellt werden, zumindest die Fraktion mit Text, was in deutschen Filmen eher selten der Fall ist. Herbig ist gegen so manchen Fauxpas gefeit, und das ist viel wert. Das Drumherum um das Gehampel der chaotischen Hauptdarsteller ist stimmig und überzeugend in Szene gesetzt. Überhaupt weiß der Aufhänger der Story und der verlustreiche Showdown zwischen dem deutschen und amerikanischen Geheimdienst zu gefallen, während der Bundeskanzler zeitgleich von der deutsch-amerikanischen Freundschaft faselt, die sich wie ein "roter Faden" durch die Geschichte zieht, im wahrsten Sinne des Wortes…
Man halte mich für bekloppt oder bescheuert, aber in Sachen überdrehter Slapstick-Parodie ist „E&S“ möglicherweise der gelungenste Vertreter aus deutscher Schlachtung bisher. Und das bei einer langen traurigen Tradition von solchen Filmen. Spricht das jetzt besonders für Bully, oder gegen diese Tradition…?

Erkan & Stefan Deutschland 2000 Michael Bully Herbig Alexandra Neldel Agenten Parodie


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05.10.03 - Flesh For Frankenstein, USA/Italy/France 1974


Es fällt mir nicht leicht, bei dieser schwülen Frankenstein-Variante zu einem abschließenden Urteil zu kommen. Dazu müsste ich ihn sicher noch einige Male “goutieren“. Hat er mir jetzt gefallen oder nicht? Also gefallen hat er mir irgendwie schon, ist er doch recht bizarr und unglaublich geschmacklos für seine Zeit. Andererseits aber auch recht ulkig. Udo Kiers tuntiges Gewäsch mit deutschem Akzent (nicht nur seins), gepaart mit seiner diabolischen Ausstrahlung erzeugt zumindest etwas sehr “Schickes“. Die Augen frohlocken, die Ohren bluten und das schwarze Herz triumpfiert…. Eigentlich regiert ausschließlich der Sleaze. An manchen Stellen schon auffallend unernst scheint der Film mal auf Distanz zu sich zu gehen, anderseits wird man mit ein paar schrägen, wie “geschmackigen“ Perversionen konfrontiert, die zumindest einen gewissen Ernst vermuten lassen. Besondere Erwähnung verdienen die für ihre Zeit erstaunlich guten Gore-Effekte, die sicher nicht perfekt sind, aber ihrer Zeit voraus. Wenn etwa abgetrennte Köpfe noch mit den Augen rollen, oder die munter vor sich hinatmende Lunge. Die Sachen wirken streckenweise schon recht realistisch und sind zumindest handwerklich das “Ordentlichste“ an diesem wilden Werk. Nur gruselig ist es nicht sonderlich, noch spannend. Auch nicht übermäßig unterhaltsam, außer man ist erst 13 und hebt alles in den Himmel, das nicht mit roter Tinte spart. Dennoch, bei solchen liderlichen Schinken macht es irgendwie Spaß, in ihren Gefilden zu wildern, auf der Suche nach dem tieferen Sinn…

Andy Warhol Flesh For Frankenstein Udo Kier


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21.12.03 – An American Werewolf In London, USA/UK 1981


Passend zu meiner gestrigen Isegrim-Nacht und hundertstem Tagebucheintrag ist heute John Landis’ Bester eingetrudelt. Leider die um zwei Minuten geprellte "Special Edition" (in Deutschland). Zeit also für ein wenig Sentimentalität. Bitte notfalls einfach überlesen…

*Schmalz an*
Es war einmal vor langer langer Zeit eine laue Sommernacht, in der ein unverbrauchter Filmtagebuchschreiber und ein Klassenkamerad im Vorgarten zelteten und selbstverständlich an Schlaf nicht im Geringsten dachten. Weich auf Marvel-Horror-Comics gebettet fiel das Gespräch auf Filmausschnitte, die in der antiken Fernsehunterhaltungssendung „Auf Los geht’s Los“ gezeigt worden waren. Der eine (ich) hatte diese leider nicht gesehen, aber der andere Glückliche und lange Zeit darum bitter beneidete. So kündete dieser jemand also mit großen Augen von einer Metamorphose Mensch zu Wolf. Das Wort „Werwolf“ fiel, welches dem weniger Glücklichen in Wort und Bild bis dahin nur in dem einen oder anderen Comic begegnet war. Von da an sollte es um ihn geschehen sein! Er piesackte in den darauffolgenden Wochen und Monaten jeden in der Schule, der ebenfalls Zeuge dieses medialen Wunders geworden war, die Verwandlung wieder und wieder en Detail zu schildern. Er malte Daumenkinos, wallfahrte zu den Aushangfotos am Kino, riss die BRAVO in Fetzen, um wenigstens ein paar Bilder zu erheischen, machte auf Magnetband sein eigenes Hörspiel vom amerikanischen Wolfsmann…, und lange Zeit sollte er den Film selbst gar nicht zu Gesicht bekommen, erst Jahre später.
Ich kann also mit Fug und Recht behaupten, dass eine gewisse Phase meiner Jugend schwer im Zeichen des Werwolfs stand und noch heute erinnern mich bestimmte Songs, die wir damals im Zelt hörten, sofort an diese Zeit im Lichte eines immer glühenden Vollmondes. Ein ganz schwerer “Impact“ und nur einer von vielleicht dreien diesen Kalibers. Soviel zu den Sentimentalitäten.
*Schmalz aus*

Aus eben genannten Gründen zählt „AAWIL“ noch heute zu meinen Lieblingsfilmen. Er war es sicherlich, der mein Interesse an Filmen, an einer bestimmten Gattung von Film, erst so richtig hat auflodern lassen, und das ohne ihn lange überhaupt gesehen zu haben, was womöglich ein Teil seines Geheimnisses bei mir ist. Es handelt sich nach wie vor um einen besonderen Vertreter seiner Zunft, der auf recht unkonventionelle Weise mit den Befindlichkeiten und Erwartungen des Zuschauers spielt. Comedy oder Horror? Ich will nicht das herunterbeten, was in jedem Horrorfilm-Lexikon steht, aber die ungewöhnliche Art und Weise, wie eine, eigentlich absolut pessimistische Geschichte, humorvoll erzählt und doch zu ihrem konsequenten und dramatischen Ende gebracht wird, das zeugt von Testikeln! John Landis geht einen für damals völlig anderen Weg, er setzt auf eine bis dahin ungewöhnliche Musikauswahl (in einem Horrorfilm), starke Szenen, trockenen Humor und belässt es bei einer relativ einfach gestrickten Handlung, um die Glaubwürdigkeit der Charaktere, sowie einen gewissen physischen Realismus zu wahren, der von der Verwandlung und der extravaganten Action-Sequenz gegen Ende gekrönt wird. Bernsteins Orchestermusik ist ebenfalls phantastisch. Man ist technisch, als auch inszenatorisch in den 80ern angekommen. Dabei existierte das Drehbuch laut Landis schon 1969. Vielleicht ist es besser so, dass der Film nicht schon da gedreht worden war. Ohne das “80er-Gen“ (Verantwortlich für viel Scheiß aber auch manches Gute…) wäre möglicherweise etwas weniger Unkonventionelles dabei entstanden. Oder eine noch dickere "Praline", wer weiß…. Der Film vermählt den klassischen mit dem modernen Horrorfilm. Oder die 70er im Gewand der 80er, wenn man so will. Das Ende trifft einen relativ abrupt und mitten in den Solarplexus. Kein Wunderelixier, kein Zauberspruch, keine Rettung…, aus und vorbei.

Ich bitte diese "Laudatio“ zu entschuldigen. :nocomment:

Werwölfe Werwolf John Landis An American Werewolf In London David Naughton Rick Baker


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Ein Einfacher Plan, USA/England/Frankreich/Deutschland/Japan 1998


Was passieren kann, wenn unbescholtene einfache Menschen unverhofft einen Batzen Kohle finden und sich dazu entschließen ihn zu behalten, anstelle das der Polizei zu melden, davon handelt „Ein Einfacher Plan“. Aber das ist nur die Oberfläche dieses feinen Thriller-Dramas, das in sehr ruhigen und langen Einstellungen vor allem das einfängt, was sich zwischenmenschlich dabei abspielt. Schicht für Schicht werden die Seelen der Protagonisten entblättert und die Anteilnahme auf Seiten des Zuschauers ist intensiv, wie selten bei einem solchen Film. Die Intensität ist in meinen Augen deswegen so stark, weil wir die handelnden Personen irgendwie verstehen und all die Missgeschicke und Tragödien aus ihren Charakteren heraus nachvollziehen können. Am Anfang ist da ein Haufen Geld und der plötzliche Traum von einem besseren Leben. Besser als das Leben, mit dem man eigentlich bisher relativ zufrieden war. Zufrieden, bis ein Zufall, genauer gesagt ein Fuchs, die Sicht auf alles verändert und verdirbt. Schritt für Schritt, das Geld als treibendes Übel im Rücken, werden aus aufrechten Menschen Kriminelle. Das Frappierende dabei ist, dass das auch ohne großen Wandel zum "Bösen" hin möglich scheint. Bis zum Schluss haben wir keine wirklich bösen Jungs vor Augen, sondern "Normalos", die sich immer mehr in die Situation verstricken. Unweigerlich stellt man sich dabei die Frage, wie man selbst an deren Stelle handeln würde. Wenn das Schicksal ein wenig die Weichen stellt, enden wir dann alle wie Hank Mitchell (Bill Paxton)? Es ist ernüchternd, aber so wie der Film uns die Situationen schildert, erscheint es einem kaum vorstellbar, dass wir anders handeln würden. Die Schritte ins Verderben müssen nur klein genug sein, am Ende ziehen wir womöglich alle den Abzug.
Wie bereits angedeutet liegt das Hauptaugenmerk des Films nicht so sehr auf der Story, sondern auf den zwischenmenschlichen Prozessen, die ablaufen. Der Blick in die seelischen Abgründe verläuft allein über Regungen und Gesichter in Großaufnahmen. Raimi gelingt etwas, wozu man ihn nach seinen eher Action- und Klamauk-lastigen Filmen wohl nicht für fähig gehalten hätte. Er dreht einen absolut erwachsenen und stimmigen Thriller, ohne Hast und fast ohne Versatzstücke. Die Personen stehen im Vordergrund, ihre Schwächen und auch ihre zu spät aufkeimenden Stärken. Verblüffend, wie sich z.B. Dumpfbacke Jacob, gespielt von Billy Bob Thornton, als der moralisch am meisten Gefestigte von allen herauskristallisiert, der unter der Last der Geschehnisse schließlich zusammenbricht. In den ersten Minuten erinnert er einen eher an Chop Top der TCM-Family, dem man alles zutrauen würde…, und am Schluss ist er derjenige, der zwar geistig etwas unterbelichtet, dafür aber doch der Redlichste von allen ist. Leider nützt ihm das nichts mehr, da bei ihm jede Erkenntnis naturbedingt immer etwas zu spät einsetzt.
Das Drama findet ausschließlich vor verschneiter Kulisse statt, in der sich unheilvoll schwarze Raben tummeln, die das Geschehen beobachtend darauf warten, dass jemand mal den Tisch deckt. Und das geschieht dann auch immer häufiger. Die tollen darstellerischen Leistungen harmonieren sehr gut mit dieser Kulisse und der stimmigen Musik von Danny Elfman. Ein Film, bei dem eigentlich alles passt. Hoffentlich gelingt es Raimi noch öfter, an diese Qualität anzuschließen, mit was auch immer. Für mich einer der besten Thriller der letzten Jahre.

Ein Einfacher Plan USA/England/Frankreich/Deutschland/Japan 1998 Sam Raimi Bill Paxton Bridget Fonda Billy Bob Thornton


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Lord Of Illusions, USA 1995


In meinen Augen Clive Barkers zweitbester Film als Regisseur. Handwerklich betrachtet, also unabhängig vom Kultpotential eines Stoffes, wahrscheinlich sogar seine beste Arbeit im Regiestuhl. Viel hat er ja bisher leider nicht gemacht, also muss das noch nichts heißen..., aber „LOI“ gefällt mir verdammt gut. Diese elegante Verquickung einer Hardboiled-Detektivgeschichte mit Fantasy-Elementen und klassischem Horror ist in meinen Augen eine runde Angelegenheit. Die Welt der Illusionen und der Magie werden zu einer reizvollen, wie cleveren Handlung verwoben. Ich will nicht spoilern, deswegen verkneife ich mir eine genauere Beschreibung der Story.
Was mir besonders gut gefällt ist diese allgegenwärtige Atmosphäre einer bevorstehenden Niederkunft des Bösen, in deren Schatten die Verwirrspiele um Illusionen und wahre Zaubereien stattfinden. Die Darsteller sind allesamt hervorragend und zum Teil natürlich recht klischeehaft angelegt. Hier der toughe Detektiv mit allen zu erwartenden Marotten..., dort der gebrochene Zauberer, nebst Bilderbuch-Illusionisten. Und das ist für so eine Art von "Genreverschmelzung" auch genau richtig. Beste Unterhaltung mit einer sehr dichten Atmosphäre, die sich bis zum faszinierenden Finale steigert. Der perfekt sitzenden Musik von Simon Boswell gebühren dabei mindestens 50% des Verdienstes, was die Wirkung von „LOI“ angeht.
Obgleich ich den Film gestern (eigentlich kurz nach Mitternacht) gesehen habe, höre ich im Kopf noch immer dieses wunderbar melancholische Saxophonthema (sollte ich mich zwecks des Saxophons irren…, sorry).
Vermutlich sind es die eher altmodischen Zutaten, die den Film nicht für jeden Horrorfreak attraktiv machen. Aber mir gefällt altmodisch!
Die "Schraubenmaske", die dem bösen Zauberer Nix aufgesetzt wird, eigentlich die ganze Szene mit seiner Hinrichtung und Auferstehung irgendwie..., soll sicher eine Hommage an Bavas „Black Sunday“ sein. Sehr schön...!

Ein Film der einem bei zweiter Sichtung sicher besser gefällt, da man vielen netten Einfällen beim ersten "Durchgang" noch keine Beachtung schenkt.

Horror Clive Barker hard boiled detective


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Bringing Out The Dead, USA 1999


Mir fällt jetzt nicht viel dazu ein, außer dass ich ihn extrem unterhaltsam fand. Ein eigentlich trauriger Film, bei dem ich dauernd lachen oder schmunzeln musste. Hinter dem Galgenhumor lauert natürlich die bittere Pille des Lebens. Nachdenklichkeit macht sich zuweilen breit. Die nächtlichen Straßen New Yorks glühen förmlich, was die Übernächtigung Franks gut rüber bringt. Stets am Rande des Zusammenbruchs, gegen Halluzinationen ankämpfend - verursacht durch Schuldgefühle, Selbstzweifel und Schlafmangel – tut er seinen Job so pflichtbewusst, dass er nicht ans Hinschmeißen denken kann. Seine einzige Hoffnung ist, endlich gekündigt zu werden. Doch sein elender Vorgesetzter wirft niemanden raus, da kann Frank noch so oft mit der Faust auf den Tisch hauen. Manchmal weiß man als Zuschauer selbst nicht mehr, was Realität ist und was Hirngespinst. Zuweilen geht es recht surreal zu, Albtraum und Realität vermischen sich. Dieser Frank sollte wirklich dringend einmal ausschlafen. Einer der wenigen Filme, in denen mir Cage sehr gut gefällt.

Scorsese Cage


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31.07.03 – ALIVE, Japan 2002 (gesehen auf dem FFF'03)


Ne coole Tapete, so rein äußerlich jetzt. Richtig durchgestiegen bin ich bei der Handlung glaube ich aber nicht, oder ist der Plot etwa doch so banal? Tenshu überlebt seine Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl und wird mit Yurika in einer größeren Zelle untergebracht. Dieser hat ebenfalls seine Hinrichtung überlebt. Beide sind außerdem mehrfache Mörder. Der eine aus Verzweiflung, der andere aus Lust am Töten. Was anfangs noch wie ein perverses psychologisches Experiment anmutet, entpuppt sich schließlich als Ausleseverfahren. Der mit dem stärksten Drang zu Töten soll selektiert werden. Nur der eignet sich nämlich als Wirt für einen ominösen Virus, welcher seinerseits nur im Moment der größten "Tötungslust" gewissermaßen entscheidet, ob er wechseln will, von seinem alten Wirt auf den neuen, oder nicht. Und so kommt es innerhalb der Zelle zu diversen handfesten Konfrontationen, während man von Außen mit verschiedenen fiesen Mitteln versucht, die zwei Insassen nervlich aufzureiben, um den Killer in ihnen hervorzulocken. Sind beide dann richtig sauer, werden sie einer nach dem anderen mit dem Wirt konfrontiert, einem leckeren, aber todbringenden Mädel. Todbringend für den, dessen Tötungsimpuls nicht ausreicht, den Wirtswechsel einzuleiten. Der muss dann halt mit der mutierten Variante der Dame Vorlieb nehmen und das ist letal. Ach ja, der Virus macht aus seinem Wirt quasi eine Kampfmaschine...
Das alles bietet genügend Hintergrund, um die Kitamura-üblichen Fights zu kredenzen, wenn auch nicht so ausladend, wie bei „VERSUS“. Der Ton des Films ist erwartungsgemäß "megacool". Jede Bewegung, jede Pose, jede Kamerafahrt ist stimmig und knistert nur so, im perfekten Zusammenspiel mit der treibenden Musik. Besonders die ersten 15 Minuten (Hinrichtung) sind so was von dicht und “elektrisierend“. Dann lässt das Ganze im Zuge der Handlung öfter mal ein wenig nach. Will heißen, der Film hat seine Längen. Dafür wird man aber letztendlich immer wieder entschädigt. Gegen Ende gibt es dann noch eine Brise „Matrix“. Jetzt klauen die Asiaten also schon bei ihrem ausländischen Nachwuchs...! Okay, es hält sich in Grenzen.

Der Film hat mir gefallen, nur war er für meinen Geschmack ein wenig lang, denn die Idee mit dem Virus hat mich jetzt nicht sooo infiziert...

ALIVE Kitamura


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21.08.03 – ALIENS – Die Rückkehr, USA 1986


Supergeiler Monsterfilm, der mich auch heute noch begeistert. Und nicht ein CGI-Pixel..., alles ist gutes altes Handwerk. Cameron hat eigentlich etwas sehr Erstaunliches geschafft. Er nahm Ridley Scotts wegweisenden „ALIEN“, extrahierte alle faszinierenden Aspekte und verfrachtete diese erfolgreich in ein sehr action-, sowie spannungsgeladenes Spektakel, bei dem wieder Camerons überbordender Einfallsreichtum dominiert. Da bleiben zwar die feineren “freudschen“ Untertöne des ersten Teiles etwas auf der Strecke, aber der Unterhaltungswert ist immens. Camerons glänzt, wenn es darum geht, uns mit haarsträubenden Situationen zu konfrontieren. Stan Winstons Aliens sehen phantastisch aus und sind perfekt animiert. Und wenn Ripley der Königin mittels Lade-Roboter ein paar Watschen einschenkt, spüren wir zwar spätestens hier wieder den “American Way Of Action“, aber geil ist es trotzdem. :D. Eigentlich ein Exploiter des Originals, aber selbst schon ein Klassiker und einfach verdammt gut gemacht. Damals im Kino der schiere Wahnsinn...

Cameron James Rückkehr die ALIENS


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08.11.03 – ALIEN - directors cut, UK 1979


Wenn ein Film die moderne SciFi/Horror-Landschaft geprägt hat, dann dieser. Ob „Terminator“, die Borg, „Species“, Carpenters „The Thing“…, alle sind sie mehr oder weniger Kinder dieses Meilensteins, dessen Wurzeln wiederum zurückreichen zu Howard Hawks Klassiker „The Thing“. Wenn man es noch genauer haben will, dann ist womöglich H. P. Lovecrafts „Berge des Wahnsinns“ der Urgroßvater modernen SciFi-Horrors schlechthin. Und dann gab es da natürlich noch Carpenters „Dark Star“, der als erster konkreter Schritt in Richtung „ALIEN“ gesehen werden kann (Dan O’Bannon hatte mit beiden Filmen zu tun). Man sollte Mario Bavas "Planet der Vampire" von 1965 ebenfalls nicht unerwähnt lassen, nein wirklich nicht! Aber „ALIEN“ hat den Look dieses Genres wohl bis heute maßgeblich geprägt. Die Verquickung von düsterer Zukunftsvision und einer Besatzung aus echten Menschen, aus Soldaten und ölverschmierten Mechanikern, die auch in unsere Zeit passen würden - ging einen anderen Weg, als „Star Wars“ & Co. Dieser Einfall kommt schon bei „Dark Star“ zum Einsatz, dem kleinen Bruder könnte man sagen. Das Alien-Design spiegelt sich noch heute in jedem zweiten Leinwand-Monster wider. Zuvor hatten solche ja eher das Aussehen von schleimigen Quallen oder so Typen in Stanniolpapier…
Besonders hervorheben möchte ich, dass sich Ridley Scott - trotz des grandiosen Aussehens des titelgebenden Monsters - nicht dazu verführen ließ, da dauernd drauf zu halten. Im Zeitalter der CGI-Seuche eine wahre Tugend! Man sieht es nur sehr selten, bis zum Schluss eigentlich, abgesehen von wenigen Ausschnitten, gar nicht. Der Horror entsteht vornehmlich im Kopf, Scott füttert uns lediglich mit anregenden Details, die nur um so Schrecklicheres in unseren Hirnen entstehen lassen. Der Spannungsaufbau zerrt an den Nerven, die Stimmung ist düster und pessimistisch. Ein Horror-Thriller vor (damals) neuartiger Kulisse. Zeigt uns der Film also nicht zuviel, was den Horror angeht, so geizt er dafür umso weniger mit Details beim Drumherum. Das Raumschiff wirkt real, die Technik ebenso. Es wird nicht “gebeamt“ und es gibt auch kein Holo-Deck. Das klaustrophobische Innere der Nostromo könnte ebenso ein modernes U-Boot sein. Was die Macher da 1979 in Sachen Realismus auf die Leinwand brachten, war schon äußerst bemerkenswert. Und das jenseits von CGI, was man zwar mittlerweile um so stärker sieht, denn 25 Jahre ziehen nicht spurlos an einem vorüber und schulen das Auge…, doch auch heute noch finde ich Effekte, wie Design verblüffend. Genial auch, wie das Monster manchmal schon längst im Bild zu sehen ist, man es aber trotzdem nicht sieht, da es mit den übrigen Schatten und Formen verschmilzt. Erst wenn es sich plötzlich regt, scheint es wie aus dem Nichts in unsere träge Wahrnehmung zu schnellen. :eek:
Die Art und Weise, wie das Alien in Erscheinung tritt war zudem etwas Neues. Es kommt nicht vollendet von irgendwo Draußen, es reift quasi als Virus im Menschen selbst heran und platzt dann aus seinen Eingeweiden hervor, um sich dann noch weiterzuentwickeln. Bis zu seiner Vollendung weiß der Zuschauer nicht, was da eigentlich wird. Gerade hat er es gesehen und im nächsten Moment ist sein Wissen darum schon wieder veraltet. Tja, die Jungs haben sich etwas einfallen lassen. Die fortwährende Angst vor dem immer neuen Unbekannten, der orale Akt der Befruchtung als Vergewaltigung, blutige Szenen der Geburt, ein “Sperma“-schwitzender Androide mit zusammengerollter Zeitschrift als Dödel-Attrappe, und schließlich “Mutter Nostromo“, die gewaltig nervt und die Kacke erst zum Dampfen bringt, mit ihrer üblen Form der "Kuppelei"…, wäre ich Psychologe, würde ich sicher ne Menge Freud in diesem Vehikel finden. "Siggi" Weaver sah übrigens nie geiler aus!
Der „Directors Cut“ bescherte uns eine Straffung der Handlung, zusätzlich wurde etwas hinzugefügt. Also was jetzt gefehlt hat, kann ich nicht sagen. Bei der zusätzlichen Szene handelt es sich um die “Feuerbestattung“ des “geschwängerten“ Captains, was in Camerons Fortsetzung noch expliziter gezeigt wird. Überhaupt fiel mir erstmals auf, wie sehr Camerons „ALIENS“ einem Remake gleicht, denn Handlung und Höhepunkte sind in beiden Filmen eigentlich dieselben…. Doch „ALIEN“ ist der ernstere und wichtigere Film. „ALIENS“ hingegen ist aber auch äußerst gelungen und wichtig und zumindest beste Unterhaltung nach einer wegweisenden Blaupause.

Ridley Scott directors cut ALIEN





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