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FakeShemp's Blog

Buchstaben, Wörter und Sätze. Sogar Satzzeichen!

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Rammbock, Deutschland 2010


Ich wollte den Film echt lieb haben und im Prinzip war er handwerklich sogar besser, als ich erwartet hatte. Trotzdem bin ich zwiegespalten. Irgendetwas ging mir mal wieder auf den Keks. Das, was mir bei deutschen Filmen häufiger passiert. Liegt es am deutschen Ambiente, das es mir manchmal schwer macht und das ich eher bei Thrillern oder anderen Gattungen ertrage nicht aber unbedingt bei einem modernen Horrorfilm? Ist es diese handwerklich gut gemachte und irgendwie auch gut ausgedachte ewige Mittelmäßigkeit? Ja, "Rammbock" ist eigentlich ziemlich gut. Spannend, erwachsen ernst und in den Action-Sequenzen mit Zombies zumindest gut geklaut. Besser gut geklaut, als schlecht erfunden. Aber ich weiß echt nicht was das ist. Deutschen Genrefilmen fehlt es nach wie vor an Mut. Den fehlenden Schmackes soll dann großer Ernst ersetzen. Ja, so stelle ich mir das vor, wenn in der Lindenstraße die Zombie-Seuche ausbricht. Ich erwarte mir von so einem Film wirklich keinen Party-Kracher und ich liebe ernste Zombiefilme, aber ein wenig mehr Karramba darf es dann doch sein. Stellenweise hat "Rammbock" den auch durchaus vorzuweisen, aber es fehlt dann trotzdem noch irgendwo das Vermögen, diese angeborene Witzlosigkeit (damit meine ich nicht Humor, weil der ist vorhanden) endgültig loszuwerden. Die Filmmusik war ebenfalls nicht so toll. Manchmal ganz okay aber meist doch eher enervierend.
Wirklich, der Film ist eigentlich besser, als sich das hier alles anhört, aber ich habe die Schnauze voll davon, dass aus unseren Landen nichts in dieser und ähnlicher Hinsicht kommt, das man jenseits unserer Grenzen noch an den Mann bringen könnte. Immer muss man sich ein wenig fremdschämen. Die Spanier, die Franzosen, die Engländer, die Skandinavier und weiß der Teufel, sie alle haben längst Genrekino, das sich nicht mehr zu verstecken braucht. Und wie viele deutsche Filme liefen auf dem letzten Fantasy Filmfest? Ich glaube weniger als einer. "Rammbock", so gut er ist, er wäre auf dem Filmfest auch kaum bemerkt worden. Kann ich mir zumindest nicht anders vorstellen. Einfach zu mau. Ein gut gemachtes, clever arrangiertes und recht ambitioniertes Mau. Und er kommt gute 10 Jahre zu spät. Nein, der Film ist viel besser als das, aber..., ach scheiß drauf!!

Rammbock Deutschland 2010 Rec Zombie Zombies


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Harry Brown, England 2009


Hm..., naja..., also ein wenig enttäuscht bin ich jetzt schon. Nach dem ganzen Geschiss, den die Veranstalter des Fantasy Filmfests um den Film gemacht haben, aber auch kein Wunder. Recht eintönig und vorhersehbar ist das Unterfangen in meinen Augen. Es werden Charaktere eingeführt, die sehr schnell und leicht unser Mitgefühl haben und die bösen Buben kommen derart asozial und eindimensional verkommen daher, dass blanker Hass schnell unser Empfinden regiert. Die Guten sind entweder alte gebrechliche Opis oder, wenn es schneller gehen muss und für Charakterisierung keine Zeit ist, auch mal eine junge Mutter mit Kinderwagen, die Blei zu schlucken bekommt. Aber so muss das auch sein in einem ordentlichen "Death Wish". Okay, ich will "Harry Brown" nicht auf die gleiche Stufe stellen, wie die reaktionären Bronson-Vehikel, aber weit weg davon ist er nicht. Im Prinzip ist es Caines gutes Spiel, das den Film auf eine höhere Stufe hebt. Und die Inszenierung ist ernster, doch die Schwarzweißmalerei kaum geringer. Ich habe damit nicht unbedingt ein Problem, viel mehr regte mich aber die Art und Weise auf, wie der Regisseur mit der Figur des Herrn Braun bescheißt, um bei mir die gerade erwünschten Reaktionen je nach Bedarf zu ertricksen. Mal spielt Caine nämlich einen vom Alter gezeichneten Mann, der kaum noch 10 Meter beschwerdefrei gehen kann ohne dabei einzuschlafen, dann wieder ist er tough und schnell genug, es mit dem jungen Verbrechergesindel aufzunehmen. Das ganze erfährt im Verlauf noch eine Steigerung. In der zweiten Hälfte des Films landet Harry gar im Krankenhaus und kratzt beinahe an einem Lungenemphysem ab, zwanzig Minuten später stolpert er schon wieder recht fit durch ein Gebiet in dem praktisch Kriegszustand herrscht und schleppt dann kurzerhand auch noch einen Verletzten in eine Bar. Immer so, wie man's gerade braucht. Das fand ich schon etwas unaufrichtig und inkonsequent, Harrys Vergangenheit als kampferprobter Marine hin oder her. Da gebe ich Eastwood mit seinem "Gran Torino" klar den Vorzug. Der war klüger und überraschender. Aber "Harry Brown" ist schon ganz nett. Micheal Caine trägt den Film, wenn er auch manchmal ganz schön simuliert...

Death Wish Michael Caine


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Rubber, Frankreich 2010 (Fantasy Filmfest 2010)


Es gibt keinen Grund.

Reifen töten!

Hervorragender Abschlussfilm des Festivals. Das Motiv des "Grundlosen" wird natürlich andauernd gefeiert, die Menschen in diesem Machwerk machen immer wieder komische Sachen, einfach so. Die Handlung macht immer wieder komische Sachen, einfach so. Die Kinobesucher vor der Leinwand reagieren immer wieder komisch, einfach so. Und es ist amüsant. Hüte dich Hollywood, die Geister die du riefst, sie rollen schon...

Rubber Frankreich 2010 Farce Satire Hollywood


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The Silent House, Uruguay 2010 (Fantasy Filmfest 2010)


Ein Film wie ein Computerspiel (Silent Hill?). Man klebt an der Hauptdarstellerin, die Kamera folgt ohne sichtbare Schnitte. Die Ästhetik ist roh, das heißt Wackelkamera und naturalistisches Ambiente. Keine tricktechnischen Kapriolen. Keine Sonderausleuchtung. Türen werden geöffnet, ängstlich muss man die ersten Eindrücke, von dem was hinter diesen Türen lauert, selbst verarbeiten. Dann erst bekommen wir das Feedback der jungen Frau, wenn wir sie wieder von vorne sehen. Das ist ein ziemlich cooler Trick. Man betritt die dunklen Räumlichkeiten zunächst einmal selbst. Gut, wir werden von hinten geschoben, der Film schiebt uns unerbittlich über die Schwellen, denn sonst würden wir noch nicht mal die Türen öffnen, bzw. das Versteck unterm Tisch verlassen...! ;-)
Auf seiner technischen Ebene funktioniert "The Silent House" ausgesprochen gut. Die Hauptdarstellerin spielt überzeugend, die Schocks sind rar und gut arrangiert und die Bilder in ihrer naturalistischen Düsternis sehr wirksam. Ich bin mir nur nicht so sicher, ob der Plot Twist, der natürlich nicht fehlen darf, rückblickend so überzeugt, oder ob da nicht einfach ein wenig geschummelt wird. Jetzt wäre es interessant, mit diesem Mehr an Wissen, das ganze noch einmal zu sehen. Irgendwie scheinen das schon zwei verschieden Personen zu sein, das Mädchen des ersten Teils und das des letzten. Das geht in meiner Erinnerung nicht so recht zusammen. Aber egal. Ich fand den Film sehr gelungen, mag er dramaturgisch auch etwas schwächeln.

Thriller Horror Uruguay 2010 The Silent House Silent Hill


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Amer, Frankreich/Belgien 2009 (Fantasy Filmfest 2010)


Giallo als Kunstexperiment, oder so. Die Essenz dessen, was Gialli in ihren virtuosesten Momenten ausmacht. Ein einziger virtuoser Höhepunkt, ausgedehnt auf 90 Minuten. Das bedeutet Knochenarbeit für Sinne und Konzentration. Aber das ist kein Problem, weil es außerordentlich gut gemacht ist. Meisterlich arrangierte Bilderstürme, die Kamera meist hautnah an den Protagonisten. Intime Detailaufnahmen, beinahe schon unanständig intim, und wenn dann eine Klinge zum Einsatz kommt, umso schmerzhafter. Dazwischen zur Auflockerung großartige Augenblicke, schwelgend in klassischer Giallo-Musik, dass dem Fan das Messer in der Hose aufgehen muss. Verstanden habe ich den Film noch nicht wirklich. Das ist auch nicht so einfach bei den ganzen Impressionen. Wir befinden uns in der Welt einer Wahnsinnigen, die wir von Kindheit an begleiten und wir teilen auch ihre Sicht der Dinge. Man muss also quasi erst einen Moment aus ihr heraustreten, um einen anderen Blickwinkel zu ergattern. Die Hinweise, dass die Dinge nicht so sind, wie sie scheinen, häufen sich mit der Zeit, besonders gegen Ende. Der obskure Anfang, Bava und Argento lassen hierbei heftig grüßen, ist aber nach wie vor rätselhaft für mich. Rätselhaft und besonders faszinierend. Dort liegt der Schlüssel irgendwo, das Trauma, so wie sich das gehört. Der Film ist mein Sieger des diesjährigen Fantasy Filmfests. Er hat mich zunächst zu sehr erschlagen, aber er wächst wie ein gelber Tumor in meiner Verehrung und ich muss ihn haben!

Fulci Argento Giallo Frankreich/Belgien 2009 Amer Bava


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Red Hill, Australien 2009 (Fantasy Filmfest 2010)


Schön lakonisch grimmiger Western, düster und spannend. Die Formel war nicht sonderlich innovativ, so dass man, nachdem sämtliche Figuren und ihre Konstellationen bekannt sind, wahrscheinlich schon weiß, worauf es hinausläuft. Die Überraschung am Schluss ist also keine Überraschung. Trotzdem ist der Ton des Films schön düster und der geheimnisvolle Rächer wird inszeniert wie ein Dämon, dessen Schießkünste tatsächlich manchmal schon fast ans Übersinnliche heranreichen. "Red Hill" ist ein dichter, gut gemachter Thriller im Westernkostüm.

Red Hill Australien 2009 Western Thriller Horror


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Symbol, Japan 2009 /Fantasy Filmfest 2010)


Ääääh...

Hä...?

PULLAALAAAAAAAAAARM....!!

Irrsinnig komischer Film. Man muss das Slapstick-Chargieren der Japaner mögen, das ist Voraussetzung. Herrlich, wie hier quasi zwei völlig verschiedene Filme an einem wahnwitzigen Knotenpunkt sinvoll vereint werden. Ein religiöses Machwerk ist das und damit habe ich sonst eigentlich meine Probleme. Wenn es aber so unterhaltsam und verrückt aufgemacht daherkommt, werde ich gerne für 90 Minuten zum gläubigen Pullermann. Ob Glaubender oder Atheist, als Kunstwerk sollte einen der Film unabhängig davon faszinieren, weil so etwas hat man sicher auch noch nicht geboten bekommen. Und wann bekommt man schon mal den göttlichen Schniedel zu sehen? Alice Schwarzer dürfte das wenig gefallen.
Man kann den Film sicher auch ganz anders sehen. Ich warte eigentlich noch auf eine gute Interpretation. Zum Beispiel könnte masn ihn atheistisch deuten. Vielleicht will der Film einfach nur sagen, dass wir göttlich sind und dass wir, wenn wir uns trauen an unseren Pullermännern zu zupfen, alles erreichen, aber auch alles vernichten können. Der Pullermann ist die Macht, bzw. das Potential und es kommt darauf an, wie potent man diese Macht einsetzt. Das Göttliche in dem Film scheint ja nicht zu denken. Es funktioniert nur. Auf Knopfdruck. Wir haben das Potential. Wir sind Gott. Oder bekloppt. Macht das einen Unterschied?

Japan 2009 Symbol


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Black Death, UK/BRD 2010 (Fantasy Filmfest 2010)


Faszinierend anzusehender und gut gemachter Film, der eine Zeit beleuchtet, die so surreal wirkt und doch irgendwo noch zu unserer näheren Vergangenheit gehört. Also wenn man den Bogen etwas weiter spannt. Was sind schon ein paar hundert Jahre. Gerade heute spüren wir diese Nähe wieder etwas mehr, wenn Ideologien aufeinander prallen zum Beispiel. Der Unterschied heute zu denen damals ist halt der Gameboy. Das war's im Wesentlichen. Na ja, okay. Vielleicht etwas zu stark vereinfacht.
"Black Death" überrascht, sich mal scheinbar von den Machenschaften der Glaubensvertreter distanzierend, dann wieder sollen wir zu denen halten, die gegen die satanischen Heiden bestehen und überleben müssen. Denn wenn diese atheistischen Lebensformen auch moderner sein mögen, sie scheinen moralisch auch nicht recht viel weiter zu sein. Als Ersatz für den Verlust des christlichen Glaubens betreiben die Hokuspokus, denn ohne den kommt der Mensch nicht aus, wie die "Oberhexe" der Ungläubigen erkannt zu haben meint. Und um diese Lebensphilosophie zu verteidigen, wird ebenfalls problemlos über Leichen gegangen. Tja, das Eine bedingt das Andere und umgekehrt. Am Schluss ist aus dem Kloster-Azubi dann der Inquisitor geworden und damit alles noch schlimmer.
Der Film erhebt keinen Zeigefinger der Schuldzuweisung, sondern tritt pessimistisch einen Schritt zurück und gewährt uns einen Blick auf die Katastrophe Mensch jener Zeit. Die Pest als ein Brandbeschleuniger irrationalen Handelns und der Wahnsinn als Ausnahmezustand. Man kann sich natürlich kaum vorstellen, welche Agonie das alltägliche Leben damals wirklich bestimmt haben muss. Von Gott verflucht, vom Bösen unterwandert und der grausame Tod lauernd um jeder Ecke. Ein Endzeitszenario, gegen das angefoltert und gemordet wurde in panischem Aktionismus. Der Mensch als ein in die Enge getriebenes verwundetes Tier. Es ist wirklich erstaunlich, dass er sich dann doch einigermaßen daraus befreien konnte, um den Waffenstillstand auszurufen, den er heute für Aufgeklärtheit hält. Aber lass mal etwas geschehen. Vielleicht hilft ja derzeit auch ein Blick nach Amerika. Dort muss man nur einen Schwarzen ins Amt wählen, um bei vielen das Licht bereits wieder etwas dunkler zu dimmen...

Atheisten Black Death Pest UK/BRD 2010 Christen


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Four Lions, UK 2010 (Fantasy Filmfest 2010)


Aberwitzige Satire gegen den Ground Zero der Mystifizierung des Feindes, die ein Feindbild, geschürt oder nicht, so mit sich bringt. Humor ist hier Gott und vor dem sind halt doch irgendwie alle gleich. Gleich bescheuert, bzw. limitiert und sich ähnlicher als man denkt. So ein Film erreicht vielleicht mehr, als eine noch so ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema voller Respekt vor Opfern und voll moralischer Distanz. Auf dem Rummelplatz der Satire darf man eben noch auf dem Boden bleiben, auch wenn es manchem nicht gefällt. Was, Sympathie mit Terroristen? Mit diesen hier schon. Man kann ja gar nicht anders. Und warum lacht man? Weil man den universellen Code der allzu menschlichen Schwächen halt überall versteht. Weil man eben doch das gleiche Bios fährt. Die Betriebssysteme sind vielleicht manchmal etwas unterschiedlich. Der eine hat Vista - auch nicht immer so toll -, und der andere gurkt noch mit Windows 3.1 durch die Welt. Aber die Grundausstattung ist die gleiche. Dieser Film war bestimmt eines, wen nicht das Highlight des Fantasy Filmfests 2010. Das Publikum ging gut mit.

Terror Four Lions UK 2010 Terrorismus


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The Loved Ones, Australien 2009 (Fantasy Filmfest 2010)


Und die Moral von der Geschicht...? Leck mich doch am Arsch mit deiner Moral!

"The Loved Ones" ist ein zuckersüßes Revenge-Movie. Eine Chilischote mit Zuckerguss. Die Haptdarstellerin und ihr Vater sind dermaßen kaputte Hyänen, dass man schon von Minute Eins des Martyriums unseres Ausgelieferten an den Moment herbeisehnt, in dem der nicht mehr mit Messern an den Boden genagelt ist und einen Bohrer zwischen den Augen stecken hat, um die beiden inzestuösen Quälgeister endlich zu Brei zu schlagen. Sie zu zerdeppern, in kleine Scheiben zu schneiden, durch den Fleischwolf zu drehen und dann schwer zu beleidigen. Der Film baut dieses Bedürfnis kontinuierlich auf und dann bekommt man schließlich auch, was man ersehnt. So brutal der Film ist, er ist komisch, auf grimmigste Art und Weise. Die Darsteller machen ihren Job ausgesprochen gut, die Inszenierung ist clever und pointiert. Ich jedenfalls war nur am Grinsen, die ganze Zeit. "The Loved Ones" kitzelt einen ganz gut und irgendwie ist mir der Aussi-Style schwer sympathisch. Selbst bei so einem Machwerk. Horror ohne pädagogischen Mehrwert und deswegen mehr wert!

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