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The Diarrhoea Diary


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King of the Hill


(El rey de la montaña)
Spanien 2007, Regie: Gonzalo López-Gallego

Quim ist auf dem Weg, um bei seiner Ex-Freundin „wieder gutzumachen“, da begegnet ihm an der Tankstelle eine junge Ladendiebin, die ihm eine schnelle Nummer anbietet, damit er sie nicht verrät. Allerdings klaut sie ihm bei der Gelegenheit auch die Geldbörse. Quim beschließt, sie zu verfolgen und gerät dabei in eine einsame Berglandschaft, in der er sich bald verfährt. Dann wird auch noch auf ihn geschossen...

Solider, streckenweise sehr spannender Backwoods-Survival-Terrorfilm, keine Ahnung, warum der scheinbar ziemlich untergegangen ist. Zu den bekannten Ingredienzen gibt es dann auch noch einen gewissen Bonus, der zwar an sich auch keine neue Idee ist, aber sich hier dramaturgisch schön verdichtet vorfindet. Um was es sich genau handelt und in welchen Filmen es das schon gab, werde ich jetzt mal nicht verraten. Sehr zum Vorteil gereicht dem Film auch die eher vage Charakterisierung seiner Figuren, schafft diese doch Raum für Ambivalenzen, die auch nach dem Abspann nicht eindeutig zuzuordnen sind – auch wenn einige Rezensenten hier eindeutige Zuordnungen und Aussagen vorfinden wollen und diese dann dem Film zum Vorwurf machen. Pfft.

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Volvo Kakao Hund


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Darklands


GB 1996, Regie: Julian Richards

Nachdem er sich in London zu weit aus dem Fenster gelehnt und einen Unschuldigen an den Pranger gestellt hatte, kehrt der Journalist Frazer in seine Heimatstadt in Wales zurück. Hier berichtet er vor allem über einen rechtspopulistischen Politiker, der den alten Stolz der Kelten wieder auferwecken will. Zeitgleich werden Kirchen geschändet und es gibt merkwürdige Todesfälle. Ja, Frazer selbst scheint unwissentlich in Zusammenhang mit einem heidnischen Kult zu stehen...

Ein Film, der richtig fein hätte sein können, aber irgendwie die Kurve nicht kriegt. Die Kombination einer Okkulthorrorgeschichte mit klassischen Hitchcock-Elementen wie dem Protagonisten, der auf sich allein gestellt seine Unschuld beweisen muß, ist an sich eine gute Idee und streckenweise ist der Film auch wirklich sehr spannend. Leider pfuscht er sich andauernd selbst ins Handwerk, sei es durch vorhersehbare Klischees oder die wirklich peinlichen Ritualszenen, die kaum Assoziationen zum Keltentum erwecken, sondern eher wie Tanztheater eines prätentiösen Choreographen wirken, der mal was von Punk gehört, aber nichts davon verstanden hat. Auch ist es recht schade, daß nach der recht originellen ersten Hälfte in der zweiten fast nur noch geklaut wird, hauptsächlich bei The Wicker Man. Nichtsdestotrotz: Durch den Old School-Spannungsaufbau, schicke Industrielocations in Wales und durchaus brauchbare Darsteller hat das Ganze schon seinen Charme, und ich bereue die Sichtung keineswegs.

Wales Laster Pfaffe


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Die Siebtelbauern


Österreich/Deutschland 1998, Regie: Steffen Ruzowitzky

Ein Bauer wird ermordet, und bei dessen Testamentsverkündung staunt die Gemeinde nicht schlecht: Da er keine (offiziellen) Nachkommen hat, vermacht er den Hof seinen Knechten, da er den Pfarrer und seine Nachbarn noch viel mehr gehasst hat. Der Großknecht möchte den Hof freilich relativ flott an einen der reichen Nachbarbauern verkaufen, doch seine Miterben sind da anderer Meinung: Sie wollen keine Knechte mehr sein, jetzt, wo sie schon mal die Gelegenheit dazu haben. So was wie einen autonom verwalteten Hof darf es natürlich nicht geben, und so setzen die Machthaber alle denkbaren Mittel ein, um die Knechte in die Knie zu zwingen...

Für Underdog-Klassenkampf-Filme habe ich ja eh ein Faible, und wenn sie dann noch so unbeschwert und originell ohne jederlei Pathos daherkommen, erst recht. Im prächtigen Gewand eines Heimatfilms werden geschickt komische und tragische Momente miteinander aufgewogen und es dauert nicht lang, bis man die allesamt leicht tumben, aber aufrichtigen Knechte mitsamt ihren Macken liebgewonnen hat. Großen Anteil trägt daran neben den Darstellerleistungen auch der Erzähler Severin, von dem man bis zum Ende nicht weiß, wie naiv oder hochintelligent er wirklich ist. Erneuten Dank an Smergo fürs Zuwichteln dieses wunderbaren Films, der jetzt endlich den Weg in meinen Player gefunden hat.

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Bier Latzhose Milch


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Confessions


(Kokuhaku)
Japan 2010, Regie: Tetsuya Nakashima

Der letzte Schultag vor den großen Ferien: Während die Lehrerin über die Vorteile des Milchtrinkens referiert, rutschen die Schüler unruhig auf ihren Stühlen, quatschen, schreiben SMS und bewerfen sich mit Dingen. Als Frau Miroguchi jedoch anschließend mitteilt, daß dies ihr letztes Jahr als Lehrerin gewesen ist und sie im nächsten Jahr einen anderen Lehrer bekommen, werden sie jedoch hellhörig, jubeln und klatschen in die Hände. Der Vortrag der Lehrerin ist aber noch nicht zu Ende, denn sie erzählt auch noch vom Tod ihrer Tochter, und daß zwei Schüler dieser Klasse für diesen verantwortlich sind...

Es ist eine hoffnungslose Welt voller Hass und Oberflächlichkeit, in die wir hier hineingeworfen werden. Den Protagonisten hat das Leben bislang so übel mitgespielt, daß ihnen selbiges nicht mehr viel wert ist. Gleichzeitig sind diese Figuren aber auch Erzähler eines multiperspektivischen Thrillers mit zahlreichen Zeitsprüngen und Twists. Die blutigen Morde in Slow Motion und von kontemplativer Gitarrenmusik unterlegten Monologe erinnerten mich an 9 Souls, aber das war ein Film, der trotz aller Tragik auch noch Hoffnung versprühte. Die gibt es in Confessions nicht, hier bleibt es duster. Das Ende fand ich etwas überzogen, aber ansonsten hat mich der Film ziemlich geplättet.

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Milch Kadaver Blogs


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Cuba Libre


Deutschland 1996, Regie: Christian Petzold

Tom und Tina wollten gemeinsam in Kuba ein neues Leben anfangen, aber Tom klaute die Ersparnisse seiner Freundin, ließ sie sitzen und machte sich alleine auf den Weg. 5 Jahre später treffen sich die beiden zufällig in einem Café im Berliner Ostbahnhof (damals noch Hauptbahnhof) wieder und Tina haut ihrem Ex erst einmal eine runter: Seit der Trennung hat sie keinen Job mehr gefunden und die meiste Zeit auf der Straße gelebt. Tom wiederum ist auf dem Weg nach Kuba ausgeraubt worden und hat mühsam den Weg nach Berlin zurück gefunden. Er möchte den angerichteten Schaden bei Tina wieder gutmachen und die zufällige Bekanntschaft mit dem reichen Österreicher Jimmy scheint einen erneuten Neuanfang zu ermöglichen...

Wie bei den späteren Filmen Petzolds dürfte klar sein, daß das alles kein gutes Ende nimmt. Wenn auch formal noch nicht so stringent durchkomponiert wie die Kinofilme des Regisseurs, sieht auch dieser TV-Film besser aus als vieles, was man aus deutschen Landen zu sehen bekommt, vor allem fühlt er sich auch besser, da authentischer, an. Die tragische Liebesgeschichte mit Thriller- und Roadmovie-Elementen baut ihre ganz eigene Stimmung auf und landet einige gezielte Treffer in die Magengrube. „Ich möchte lieber am Meer verrecken“ sagt Tina einmal, und ganz am Schluß sind die Protagonisten tatsächlich am Meer, in Knokke, Belgien, aber dort ist alles genauso grau und kalt wie in Berlin. Famos.

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Berlin Leverkusen Flandern Zigaretten


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El libro de piedra


(The Book of Stone)
Mexiko 2009, Regie: Julio Cesar Estrada

Die Psychologie-Professorin Julia verliert bei einem Busunglück ihre Tochter. In Trauer zieht sie sich von der Außenwelt zurück, bis ein Kollege sie überreden kann, einen neuen Fall zu übernehmen: Die Tochter eines Millionärs mit einem riesigen Anwesen an der Küste hat nämlich eine so extreme Bindung zu ihrem imaginären Spielkameraden, daß sich die Eltern langsam Sorgen machen. Ganz so imaginär ist „Hugo“ dann nicht, steht doch von ihm eine steinerne Statue im Garten...

Nach Hasta el viente tiene miedo hält sich dieses zweite Remake eines Taboada-Klassikers sehr eng an den Plot des Originals – das perfekte Ende zu verändern, wäre wohl auch eine unverzeihliche Dummheit gewesen. Den Machern war aber wohl nicht ganz bewußt, daß der Film von 1969 nicht nur aufgrund der Story ein liebgewonnener Horrorklassiker wurde, sondern auch wegen seines Stils. Die farblose High Key-Ausleuchtung der Neufassung läßt kaum Atmosphäre aufkommen, einzig ein paar scheinbar von Silent Hill inspirierte Szenen im Wald funktionieren in dieser Beziehung. Man fragt sich also schon, wie des öfteren, nach dem tieferen Sinn dieses Remakes. Da die beiden Filme aber scheinbar in Mexiko nicht wirklich erfolgreich waren und man sich auch nicht bemühte, sie irgendwie international zu vermarkten, ist es das wohl erst mal gewesen mit Remakes. Eins von Mas negro que la noche hätte ich mir ja noch ganz interessant vorgestellt, aber schon ganz gut, daß sie von Veneno para las hadas scheinbar erstmal die Finger lassen.

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Kadaver Schulmädchen Statue Nebel Satan


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Züchte Raben


(Cría Cuervos / Raise Ravens)
Spanien 1976, Regie: Carlos Saura

Das Mädchen Ana hat sowohl ihre Mutter als auch ihren Vater sterben gesehen, nun kümmert sich ihre Tante um sie und ihre beiden Schwestern in einem großen Haus mitten in Madrid. Der Tod fasziniert Ana und in ihrer Fantasie sieht sie immer noch ihre Mutter nachts durch das Haus streifen. Da ihr das Leben mit der Tante nicht richtig erscheint, möchte sie diese vergiften...

Der ein oder andere Rezensent sieht in diesem Film quasi eine Fortsetzung von Victor Erices meisterhaftem El Espíritu de la Colmena, da wir die Geschichte auch hier wieder aus der Perspektive von Ana Torrent erleben, die zwar drei Jahre älter geworden ist, aber immer noch Erinnerungen und Wunschvorstellungen in die Realität hineinmischt. Eine weitere Parallele dürfte die nur dezent im Hintergrund zu erkennende Kritik am Franco-Regime sein, die wohl zu einem Verbot des Films geführt hätte, wäre sie deutlicher geworden. Im Vordergrund scheint aber auch hier das Thema Kindheit zu stehen – in diesem Alter ist man auch bei traurigen Umständen nach wie vor in der Lage, einfach gehen zu lassen und fröhlich zu sein. Wunderschön. Nach der Sichtung hatte ich einen Ohrwurm, und den sollt ihr jetzt auch haben:



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Kartal Yuvasi


Türkei 1974, Regie: Natuk Baytan

Nach Medizinstudium in England kehrt der frischgebackene Doktor Murat mit seiner Verlobten Mary in sein Heimatdorf auf Zypern zurück. Dies hat sich seit seinem Auslandsaufenthalt aber ziemlich verändert: Es wohnen nur noch drei türkische Familien im Dorf, und die anwesenden Griechen schmieden schon Pläne, wie sie auch diese loswerden können. Als Murat zu einem Notfall gerufen wird, verbleibt Mary mit seiner Mutter alleine im Haus, und die Situation spitzt sich schnell zu...

Auch als „Turkish Straw Dogs“ bekannt, bietet dieses leicht tendenziöse Statement zum Zypernkonflikt klassische Unterhaltungsmerkmale dieser Art Film wie blutige Morde, endlose Überzeichnungen und auch den ein oder anderen denkwürdigen Dialog – so möchte die Engländerin zum Islam konvertieren, weil diese Religion entgegen dem blutrünstigem Christentum auf Gewalt verzichtet und nur möchte, daß alle Menschen in Frieden miteinander leben. Äh, ja. Zu den erwarteten Entertainmentwerten und einem erfrischend hohem Erzähltempo gesellen sich aber noch einige Überraschungen: Ich hätte ja irgendwie damit gerechnet, nach der Vergewaltigung seiner Verlobten kehrt Murat zurück und nimmt blutige Rache am Griechengesindel, aber nein, der bleibt einfach weg! Stattdessen bringt Mutti einen nach dem anderen zur Strecke, nicht ohne sich am Schluß noch die Bluse aufzureißen und dem Feind die Halbmondfahne entgegenzustrecken. Warum sie allerdings vor Meerschweinchen mehr Angst hat als vor Gewehrschüssen, habe ich nicht ganz kapiert. Unreines Tier, wahrscheinlich.

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Zypern Katze Meerschweinchen Minirock Insel


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The Last Lovecraft: Relic of Cthulhu


USA 2009, Regie: Henry Saine

Die Gechichten Lovecrafts entsprangen keineswegs seiner Fantasie, sondern einer wissenschaftlichen Beobachtung. Er gründete dann auch einen Geheimzirkel an der Miskatonic University, der darauf trainiert wurde, bei einer Auferstehung der Großen Alten entsprechenden Widerstand zu leisten. Da Mitglieder des Cthulhu-Kults einen Teil des Schlüssels gefunden haben, um den großen Gott aus seinem Grab in R'lyeh zu befreien, gerät der Geheimbund in Alarmbereitschaft und vermacht den anderen Teil des Schlüssels dem letzten lebenden Verwandten Lovecrafts, dem nerdigen Büroangestellten Jeff Phillips...

Meine statistischen Beobachtungen von Horrorkomödien haben zu dem Ergebnis geführt, daß 10% gelingen, 70% einfach nicht lustig sind und 20% gemeingefährliche Kopfschmerzen verursachen. Es gibt da natürlich noch eine Grauzone von Filmen, die den ein oder anderen gelungenen Gag vorweisen können, aber ansonsten ziemlich egal sind. Dieser hier gehört dazu. Die Idee, mit Figuren wie aus Shaun of the Dead eine Lovecraft-Persiflage zu zimmern, ist an sich gar nicht mal so verkehrt, nur fehlt den Darstellern hier das komödiantische Talent, und die Dialoge geraten viel zu oft in den Leerlauf. Auch sind leider zahlreiche Klischees zu konstatieren. Das Lustigste sind eigentlich die Szenen bei Kapitän Olaf, der einst auf hoher See die unvorstellbaren Unterwasser-Schergen Cthulhus bekämpfte und dabei seine ganze Mannschaft verlor. („Have you ever been raped by fish?") Wäre der ganze Film auf diesem übersteigertem Niveau, hätte das was werden können, aber so nicht.

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Lovecraft Tentakel Apokalypse Aquarium Fisch


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The Haunted Airman


GB 2006, Regie: Chris Durlacher

Der vielfach ausgezeichnete Bomberpilot Toby Jugg (Robert Pattinson) wird 1943 abgeschossen, überlebt aber, allerdings von der Hüfte abwärts gelähmt. Da er seitdem scheinbar auch einige mentale Probleme besitzt, wird er in ein Sanatorium in Wales verfrachtet. Die Atmosphäre in dem riesigen, düsteren, abgelegenem Haus, das aus Knappheitsgründen so gut wie gar nicht beleuchtet wird, scheint seine Gemütslage aber eher noch zu verschlechtern, auch sein Arzt Dr. Burns (Julian Sands) macht einen geheimnisvollen, suspekten Eindruck. Von Gewissensbissen und Alpträumen geplagt, droht Toby, den Kontakt zur Wirklichkeit zu verlieren...oder ist da eventuell eher eine Verschwörung gegen ihn im Gang?

Tja, da braucht nur mal einer der Darsteller später in einer beliebten Kitschserie mitzuspielen, schon verstaubt so eine ambitionierte Fernsehproduktion nicht mehr in den Archiven der BBC, sondern kommt sogar hierzulande als DVD heraus. Da gibt es freilich bessere, die es eher verdient hätten, aber sehen lassen kann sich diese Dennis Wheatley-Adaption schon. Die Location ist eindrucksvoll, die Darsteller fein und nach einem etwas schleppend verlaufendem ersten Drittel sorgen die zunehmenden Wahrnehmungsprobleme des Protagonisten für einen beachtenswerten Abstieg ins Irreale, der mit einem durchaus passenden, keineswegs enttäuschendem Ende abgeschlossen wird. Solide Gruselkost, die auf Atmosphäre und Ambivalenz mehr Wert legt denn auf platte Schockeffekte, von denen nur ein paar vorkommen.

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