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Smile, you're at Mr. Smileys - C4rter's Blog


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Death Wish 2


Death Wish 2

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Erscheinungsjahr: 1982
Regie: Michael Winner

Darsteller: Charles Bronson
Jill Ireland
Vincent Gardenia
J.D. Cannon
Anthony Franciosa
Ben Frank
Robin Sherwood
Silvana Gallardo

Inhalt@OFDB

Musste man im ersten "Death Wish" schon ein paar Gegebenheiten so hinnehmen, ist die Pille die man im zweiten Teil schlucken muss deutlich größer. Angefangen von der erneuten Vergewaltigungssituation bis hin zum wahrlich kuriosen Tot von Kerseys Tochter, ist einiges dabei wo man anfängt den Kopf zu schütteln. Aber irgendwie muss man Kersey ja dazu bekommen die Knarre wieder auszupacken. Das er nun, anders als im ersten Film, auch quasi ausschließlich Jagd auf die Killer/Vergewaltiger macht, nimmt dem Film einen schönen Faktor den ich in Teil 1 noch sehr mochte. So ist "Deaht Wish 2" nun wirklich ein lupenreines Revengemovie, schnörkellos inszeniert und unübersehbar nun von "Cannon" Produziert. Der Film spricht an vielen Ecken die Sprache Golan/Globus, angefangen von der viel schnelleren Inszenierung über den Soundtrack hin zur klar gesteigerten Gewalt und reduziertem Rest.
Doch dem Film fehlen auch die üblichen Sachen die vielen "Cannon"-Filmen abgehen. Ist dies bei Krachern wie "Missing in Action", "Delta Force" und Konsorten noch eher Nebensächlich, fällt dies bei "Death Wish" auf, gerade auch weil der erste Teil doch noch eine andere Richtung einschlug. Ein bisschen schade. Auch spielt Bronson in Teil 2 ziemlich auf Sparflamme. Zumindest sind anders seine minimalistischen Reaktionen auf viele Situationen gar nicht zu erklären. Der Tot seiner Tochter, Heiratsantrag an seine Freundin, oder auch nur eine simple Szene, in der seine Freundin(übrigens Real-Life Frau von Bronson) ihm vom Erfolg in ihrem Job erzählt. Er quittiert fast alles mit einem knappen Satz("That's great") und keinerlei Regung oder Stimmlagenveränderung. Wirkt kurios, aber irgendwie auch witzig.
Aber klar, als "guilty pleasure"(wenn man es bei der Thematik noch so nennen will) funktioniert "Death Wish 2" soweit noch ganz gut und wie Kersey hier schon die Weichen für die abgehobeneren Nachfolger stellt fällt auch direkt auf, aber so richtig reingezogen in den Film wird man nicht mehr. Da folgte man dem Treiben von Kersey in Teil eins noch überraschter bzw. verwunderter, wohingegen es in zwei nun bereits zur Routine verkommt und klar auf Actionfilm-Pfaden gewandelt wird. Nichts desto trotz ist "Death Wish 2" recht gelungen und in der "Death Wish"-Reihe sicher auch nicht der schlechteste.

6/10


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MacGruber


MacGruber

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Erscheinungsjahr: 2010
Regie: Jorma Taccone

Darsteller: Val Kilmer
Kristen Wiig
Ryan Phillippe
Maya Rudolph
Rhys Coiro
Will Forte
Powers Boothe
Dalip Singh
Chris Jericho

Inhalt@Moviemaze

"MacGruber" basiert auf kleinen 5 Minuten Sketchen aus "Saturday Night Live". In diesen kurzen Fetzen wird offensichtlich "MacGuyver", der Knilch der aus einer Windel und einem Tennisball eine Bombe bauen kann, veralbert. Die Rolle wird gespielt von Will Forte.
Irgendwer dachte nun, der Stoff hätte wohl Potential für einen Kinofilm und so entstand "MacGruber".
Der Film versteht sich neben seinen (nicht sehr zahlreichen) "MacGuyver"-Parodien auch als Parodie auf den ein oder anderen Hollywood-Film aus den 80er Jahren. Jazzmusik, Sexszenen unterlegt mit säuselnder Musik und recht derbe Gewalt.
Doch früh scheitert der Film daran, dass das Parodiekonzept nie für einen 90 Minuten-Film gedacht war. Dazu hätte man vor allem an der Gagschraube drehen müssen, denn im fertigen Film gibt es einfach zu wenige "Gags per Minute" als das man so von der gar nicht mal so guten Story abgelenkt wird.
Schauspielerisch wird dafür aber einiges geboten. Val Kilmer, Ryan Phillippe und Powers Boothe sind alle ziemlich gute Besetzungen für die jeweiligen Rollen. Dazu gibt es noch einen Kurzauftritt einer Gruppe Wrestler, der allerdings früh recht explosiv beendet wird und irgendwie gleichzeitig auch den Wendepunkt des Films darstellt. Bis dahin dachte man noch "Cool, das könnte was werden" doch dann fangen die peinlichen Witzchen an und die Qualität sinkt. Es gibt zwar immer wieder echte Gag-Highlights und die Action ist wie gesagt erfreulich PG-13-Frei inszeniert, insgesamt steckte aber viel mehr Potential in dieser Idee. Man hätte sich wohl mehr auf eine 80s-Actionfilm Parodie einigen sollen mit ein paar eingestreuten MacGuyver-Gags. Doch so hangelt sich der Film stellenweise nur von Plattheit und Plattheit um dann plötzlich wieder einen Treffer im Zwerchfell zu landen.
Zu wenig für eine wirklich gute Komödie, für eine einmalige Sichtung in jedem Fall aber zu gebrauchen. Richtig Spaß macht vor allem aber der tolle Soundtrack. Gute:

5/10


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THX 1138


THX 1138

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Erscheinungsjahr: 1970
Regie: George Lucas

Darsteller: Robert Duvall
Donald Pleasence
Don Pedro Colley
Maggie McOmie
Ian Wolfe
Marshall Efron
Sid Haig
John Pearce

Inhalt@OFDB

George Lucas ist mir ja spätestes seit Episode 1-3 und den "Verbesserungen" an den alten Filmen ein Dorn im Auge. Der Dorn ist gar so groß, dass ich mir bislang nicht einmal die wirklich guten 3 alten "Star Wars" Teile gekauft habe. Nichts desto trotz möchte ich aber doch noch 2 seiner frühen Werke sichten. Zum einen ist dies der hier besprochene "THX 1138", als nächstes wird auch noch "American Graffiti" kommen. Doch zunächst einmal zu diesem bedrückenden Sci-Fi Drama.
An "THX 1138" sind viele Dinge faszinierend. Der Zuschauer wird lange Zeit, eigentlich sogar die ganze Zeit, im unklaren gelassen "was" und "wann" er dort eigentlich gerade beobachtet. Die sterile, in Weiß gehaltene Welt, die scheinbar nur aus kühlen, kahlen Räumen besteht und von Personen bevölkert wird die auf Namen wie THX-1138 oder SEN hören, wirkt sehr befremdlich, unheimlich und unwirklich. Es scheint weder Liebe, noch normale Formen der Fortpflanzung zu geben. Der Polizeiapparat besteht aus Robotern und totale Überwachung ist alltäglich.
Der Film folgt ganz klassisch einer Figur die kurz davor ist, diese seltsame Welt, seine tägliche Arbeit und das selbstverständlich zu sein scheinende Einnehmen von Sedativen zu hinterfragt. Auch empfindet er plötzlich etwas für seine weibliche Mitbewohnerin.
Diese Situation fesselt den Zuschauer in der ersten Hälfte ziemlich stark, nicht nur weil man wissen will, um was es sich hier nun handelt und was THX-1138 nun als nächstes tut, sondern besonders durch die Unwirklichkeit, die aber gleichzeitig genügend Parallelen zur heutigen Welt schlägt, evtl. sogar mehr als es damals 1970 der Fall war. Dies funktioniert vor allem so gut, weil die Schauspieler einfach sehr glaubwürdig in ihren Rollen agieren. Robert Duvall und Donald Pleasence spielen wirklich sehr stark.
Doch leider verliert sich der Film in Hälfte 2 dann mehrmals in merkwürdig wirkenden Selbstfindungsexperimenten und auch bildlich dargestellter Inhaltslosigkeit. Die scheinbare Flucht der Protagonisten wird schließlich recht wirr und stellenweise auch unglaubwürdig inszeniert und liefert gegen Ende eine aus dem Kontext wirkende, zu lange dauernde Verfolgungsjagd zwischen einem Auto und 2 Polizeirobotern. Das Ende selbst jedoch kann dann im besten Sci-Fi Kontext wiederum sehr überzeugen, erinnert ein wenig an das Ende des 2ten Akts von "The Island" und wirkt hübsch verzweifelnd und in sich völlig offen.
Wirklich traurig ist aber wieder mal, dass George Lucas diesen so genannten "Director's Cut" des Films ähnlich verschandelt hat wie die selben Versionen der alten Star Wars Filme. Völlig unpassende CGI-Effekte, die besonders in der letzten Filmhälfte ähnlich plump wirken wie jüngst in "I am Legend" und einfach so gar nicht zum alten Look des Films passen. Der Film ist nunmal von 1970/71 und aktuelle CGi-Effekte wirken so einfach unpassend, besonders wenn sie direkt als solche zu erkennen sind und im Finale nichtmal gut aussehen. Naja, aber das kann man ja nicht dem Film anlasten, dass sein Regisseur sich über die Jahre zu einem ziemlich seltsamen Typen gewandelt hat, der scheinbar seine alten Filme nicht mehr als die sehen kann, was sie waren.
Insgesamt ist "THX-1138" für mich nun nicht einer dieser ganz großen Sci-Fi Filme. Nichts desto trotz ist er aber, auch bezogen auf die Zeit in der er entstanden ist, recht beachtlich und über eine lange Zeit sehr faszinierend. Mit einer etwas besser umgesetzten zweiten Filmhälfte, wäre der Film sicher noch etwas bekannter geworden.

7/10


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Encounters at the End of the World


Encounters at the End of the World

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Erscheinungsjahr: 2007
Regie: Werner Herzog

Bin momentan irgendwie in Doku-Stimmung. Da ich diese Südpol-Doku von Werner Herzog noch herumliegen hatte, und bisher eher wenig Muße hatte mir diese auch wirklich anzusehen, war nun wohl definitiv der richtige Zeitpunkt.
Herzog fand das Interesse an der Arktis durch seinen Freund und Hobbytaucher Henry Kaiser, der mit seinen wundervollen Aufnahmen aus der Unterwasserwelt der Arktis sicher nicht nur Herzog verzaubern konnte. Kurzerhand entschied er sich zu einer Doku dieses interessanten, kahlen Schauplatzes voller interessanter Lebewesen und richtig schön verschrobenen Menschen aus aller Welt.
Natürlich kommentiert Herzog den Film in gewohnt genialer Weise selbst und kann mit seinem starken Dialekt und seiner trockenen Art erneut alle Sympathien für sich gewinnen. Einfach grandios wie er den Film mit seiner Stimme bereichert.
Aber auch die Bildkompositionen und Themenbereiche sprechen "Herzog". Da wechseln sich Interviews mit allerlei schrägen Typen ab mit tollen Unterwasseraufnahmen und geben so Einblick in eine Welt die man so nur selten einmal zu sehen bekommt. Da kommt der Besuch eines aktiven Vulkans zustande oder auch einfach nur die Begleitung eine Seelöwen-Forschertruppe. Stellenweise schon wirklich sonderbare Aufnahmen von einem Arktis-Überlebenstraining stehen schön im Kontrast zwischen den Aufnahmen der weißen Einöde(wie man es sich vorstellt) und dem dreckigen, dunklen Forschungsörtchen McMurdo, dass mit Pilates-Kursen, Bowlingsbahnen und sogar einem Geldautomaten so gar nicht in diese Welt hineinpassen will. Herrlich wie Herzog in Interviews allerlei Fragen stellt, die man sich kaum zu träumen gewagt hat. Da ein verschrobener Pinguienforscher eher wortkarg daher kommt, löchert Herzog ihn mit Fragen zu homosexuellen, verstörten Piguinen. Wer darf solche Fragen stellen, wenn nicht Herzog?
Das Herzstück des Films waren für mich aber auch gar nicht die zweifelsohne tollen Aufnahmen, die mit einem starken Score oder auch nur schrägen Seelöwen-Geräuschen untermalt wurden.
Wirklich stark sind all die vielen verschiedenen Charaktere die Herzog findet. Angefangen bei dem Bänker aus Colorado der nun ein tonnenschweres Taxi fährt bis hin zur Entdeckerfrau die erzählt wie sie einmal mit einem Müllwagen aus London nach Südafrika gefahren ist. Jeder dieser Charaktere wäre beinahe schon seinen eigenen Film wert und auch wenn Herzog bereits viele dieser Leute im Film untergebracht hat, es hätten so gern noch viel mehr sein können.
Insgesamt ist "Encounters at the End of the World" aber genau der richtige Film für denjenigen dem gammelige Naturfilme wie es sie im Dutzend gibt einfach zuwider sind. Was Herzog hier in seiner gewohnt genialen Art und Weise eingefangen hat, macht auf ganz eigene Art und Weise Spaß.

8/10


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Rush: Beyond the Lighted Stage


Rush: Beyond the Lighted Stage

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Erscheinungsjahr: 2010
Regie: Sam Dunn
Scot McFadyen

Darsteller: Geddy Lee
Alex Lifeson
Neil Peart
Gene Simmons
Matt Stone
Sebastian Bach
Jack Black

"Rush" ist wohl eine der erfolgreichsten aber größtenteils unbekannten Bands die es gibt. Ich habe selbst erst vor nichtmal einem Jahr von der Existenz der Band erfahren und zwar durch den grandiosen Song "Spirit of the Radio" in der nicht minder tollen Serie "Freaks and Geeks".
Unglaublich wie eine Band mit dieser Geschichte(macht erfolgreich Musik seit den 70er Jahren bis heute, ausverkaufte Hallen seit etlichen Jahren) so dermaßen unscheinbar sein kann. Es muss wohl an der kanadischen Herkunft liegen. Unglaublich auch, dass die Band erst vor wenigen Jahren ihren ersten US-TV-Auftritt -im Colbert-Report- hatte. Mit diesen Plattenverkaufszahlen und diesem extrem guten Gitarren- und Drum-Spiel(!) sowie der enormen Wandlungsfähigkeit und dem Willen immer wieder neue Stile zu ergründen, sollte die Band doch eigentlich etwas bekannter sein. Evtl. ändert dies ja diese tolle Doku über die Entstehung und Aufstieg der Band von damals bis heute. Ich glaube zwar nicht dran, da wohl nur wenige Leute eine Doku über eine Band sehen die sie nicht kennen, aber evtl. erreicht es ja doch ein paar Menschen. Ich zumindest war von "Rush: Beyond the Lighted Stage" sehr begeistert. Anders als "Anvil" ist "Rush" im typischen Doku-Stil gehalten, mit reichlich Stimmen von bekannten Musikern gewürzt(Jack Black, Trent Reznor uva.), anreichert mit dem nötigen Witz, natürlich der tollen Musik und vielen interessanten Infos, auch bzw. wohl sogar vor allem für Nicht/Kaum-Kenner der Band. Die Phase der langen Songs(20 Minuten) Ende der 70er, die Elektrophase in den 80er Jahren, wirklich faszinierend was diese Band alles schon gespielt hat und mit welchem Können sie an die Instrumente gehen. Kurzum: Sollte man als Rockmusik-Freund definitiv kennen und am besten auch gesehen haben.

8/10


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Anvil! The Story of Anvil


Anvil! The Story of Anvil

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Erscheinungsjahr: 2008
Regie: Sacha Gervasi

Darsteller: Steve Kudlow
Robb Reiner
Glenn Gyorffy
Ivan Hurd
Tiziana Arrigoni

Inhalt@OFDB

"At fourteen, they made a pact to rock together forever. They meant it."
Von der Metal-Band "Anvil" hatte ich zuvor fast nichts gehört. Kein Wunder, nach einem Höhenflug in den 80er Jahren verschwand die Band irgendwie durch unglückliche Zufälle und schlechtes Management in der Versenkung. Abseits der 3 bekannten Alben der Band gab es scheinbar sogar noch 9 weitere, die aber soweit wohl nicht sehr erfolgreich waren. Nun tritt die Band in Spielunken in der Heimat Kanada auf, sowie auf kleinen Tourneen in Europa, vor nicht mehr als 5-80 Fans und die Gage reicht gerade mal um die Tour selbst zu finanzieren bzw. oft nichtmal das. Die 2 Stamm-Mitglieder Lips und Robb Reiner(nicht der Regisseur) halten aber seit 30 Jahren nun die Anvil-Fahne hoch, immer im Glauben doch irgendwann wieder groß rauszukommen. Doch mit über 50 schon bald Metal-Opas wird dies immer unwahrscheinlicher. Wirklich glücklich sind die 2 mit ihrer Situation auch nicht, doch Robb macht im Gegensatz zu Lips zumindest ein bisschen was aus sich.
So handelt der Film über die kläglichen Versuche von Lips die Band irgendwie doch noch berühmt zu machen. Das diese Bemühungen schon vor langer Zeit viel zu spät gewesen wären und nun definitiv eher Verzweiflung sind, sieht er kaum ein. So ergeben sich viele lustige aber auch bemitleidenswert traurige Szenen und insgesamt eine wirklich recht gelungene, definitiv mitreißende Musikdoku. Selbst wenn man die Band nicht kennt aber zumindest Metal-Hörer ist, macht die Doku reichlich Spaß. Dies liegt besonders an den stellenweise recht kuriosen Szenen und den 2 tollen Hauptdarstllern. Vergleichbar ist das Ganze natürlich mit dem Klassiker "This is Spinal Tap", ist dabei aber definitiv eigenständiger und auch nicht gaaanz so lustig. Abgesehen davon, dass die Doku oft leider mehr wie eine Real-Life-Serie wirkt, ist "Anvil! The Story of Anvil" wirklich empfehlenswert.

8/10


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Suck


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Suck
Originaltitel: Suck - Erscheinungsjahr:2009 - Regie: Rob Stefaniuk

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Darsteller: Jessica Paré, Malcolm McDowell, Dave Foley, Nicole de Boer, Henry Rollins, Iggy Pop, Alice Cooper, Mike Lobel, Danny Smith, Alex Lifeson, Moby

Filmkritik: Der fünfte und zugleich letzte Film wurde die Horrorkomödie „Suck“. Mit Horrorkomödien fuhr man die letzten Male auf dem Festival nicht mehr so gut, von daher haben wir uns bewusst gegen die meisten Filme entschieden. „Suck“ und „Tucker and Dale vs. Evil“ standen aber trotzdem auf unserer Liste. Da Zweiterer aber leider auf einem schlechten Timeslot lag(Donnerstag 21:30 und Freitag 15:00), entschieden wir uns für „Suck“, der besonders durch seine vielen Musik-Star-Rollen interessant werden durfte. Man durfte also gespannt sein, was man aus dem ausgelutschten Genre noch herauspressen konnte. Der Film lief im englischen Original ohne Untertitel.

Die Band „The Winners“ ist eine dieser typischen Loser-Bands. Entweder man ergreift die Chance aus 1:1.000.000 oder man verkommt auf ewig in dunklen Absteigen von zwielichtigen Typen(Alice Cooper). Nach zehn Jahren lausiger Auftritte in schäbigen Kaschemmen vor dem grässlichsten Publikum hat Bandleader Joey(Rob Stefaniuk) ein Radio-Interview mit dem coolen Moderator Rockin’ Roger(Henry Rollins) an Land gezogen. Da könnte doch die Band ruhig mal wieder ein wenig Respekt für ihren Frontmann springen lassen, nachdem er doch zuletzt sogar den Manager hat gehen lassen, weil dieser das Losertum der Band nicht länger mit ansehen konnte. Doch seit dem letzten Auftritt himmeln sämtliche Bandmitglieder neuerdings lieber die Bassistin(Jessica Paré) an. Die hat auf der Bühne plötzlich eine esoterische Aura, eine sehr ungesunde Gesichtsfarbe und einen gehörigen Durst auf Blut. Auch die Fans haben nur Augen für sie und bald ist die Band zwar heiß begehrt aber auch durchzogen von Blut. Und dann ist da noch dieser ständig auftauchende Vogel mit dem Kruzifix(Malcolm McDowell)…

„Suck“ hat das gleiche Problem wie viele Genre-Filme seiner Art: Es gibt eine ganze Menge schwer gelungener Einzelszenen aber daraus wurde wieder einmal kein stimmiges Ganzes geschaffen.
Da hätten wir zum einen alle Auftritt von Alice Copper, der dem Hauptdarsteller an der „Crossroad of Life“ ständig den rechten(oder tödlichen?) Weg weisen will. Dann gibt es noch Malcolm McDowell als Eddie van Hellsing(Ähnlichkeiten zu Eddie van Halen sind rein zufällig) als mysteriös grummeligem Vampirjäger, der z.B. an der US-Grenze besonders freundlich begrüßt wird, nachdem er zugibt das ganze Auto voller Knarren zu haben. Dazu macht sich der Film einen riesen Spaß daraus unglaubliche Offensichtlichkeiten einfach nicht weiter zu verfolgen. Leute die 10 Meilen gegen den Wind schon halb tot aussehen werden weiterhin kaum mal schief angeguckt, seltsame Vorkommnisse werden mit einem „Nothing“ einfach nichtig gemacht und bedürfen keiner weiteren Erklärung. Was dem Zuschauer sonnenklar ist, fällt den Darstellern erst auf wenn es zu spät ist. In vielen Filmen ist dies ein schlechtes Zeichen, aber in einer Horrorkomödie im Stil von „Suck“ passt es irgendwie wunderbar. Dazu ist „Suck“ wohl der einzige Film, in dem ein Vampir einen Menschen per Strohhalm leertrinkt. Allein deswegen muss man den Film eigentlich schon sehen.

Doch die Schattenseiten sind zahlreich vorhanden. Zwischen den gelungenen Einzelszenen reihen sich immer wieder fiese Längen ein. Einige Dialoge haben einen storytechnischen Nährwert der gegen null tendiert und sind gleichzeitig auch nur wenig amüsant. Die zahlreichen Gastrollen werden leider auch nicht immer so gelungen eingebaut wie man das erwarten würde. Besonders Iggy Pop fand ich als beratenden Rock-Opa ein wenig verschenkt, auch wenn er mit seinem uralten Tonstudio irgendwo hübsch kautzig wirkt. Dazu gibt es zwar recht viel nette Rockmusik, doch leider fehlen wirklich fetzige Stücke fast völlig, was mir die Stimmung ein wenig verhagelt hat. Ohrwurmcharakter haben 2 der Songs aber dennoch irgendwie.Nett hingegen sind die Gesangseinlagen. Ja richtig, „Suck“ ist zwischendrin auch immer mal wieder Konzertfilm bzw. sogar ein wenig Musical, wenn Botschaften über Songs vermittelt werden.

Insgesamt ist „Suck“ aber nicht der große Hit den ich mir bei diesem Cast und der launigen Musik-Story erhofft hatte, denn dazu fehlt storytechnisch einfach doch ein bisschen was. In episodenhaften Abschnitten kann der Film immer wieder zu großen Lachern anregen, weiß zwischendurch aber nicht wie er den Zuschauer bei der Stange halten soll. Das Finale wirkt zudem wenig durchdacht und zusammen mit dem zwar ganz gelungenen aber sehr offenen Ende fühlt man sich am Schluss ein wenig im Film vergessen. Was bleibt ist eine gute:

Filmbewertung: 6/10


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Monsters


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Monsters
Originaltitel: Monsters - Erscheinungsjahr:2010 - Regie: Gareth Edwards

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Darsteller: Whitney Able, Scoot McNairy

Filmkritik:
Der vorletzte Film wurde „Monsters“. Da ich im letzten Jahr den Festivalhit „District 9“ ausgelassen hatte und auf die DVD bzw. Blu-ray gewartet hatte, wollte ich mir den ähnlich gehypten „Monsters“ dieses Jahr dann doch nicht entgehen lassen. Zwar verfolgt der Film einen anderen Ansatz, trotzdem wirkte der Stil des Trailers sehr ähnlich wie „District 9“. Ich war also sehr gespannt auf den Film, vor allem da auf der Casting-Liste lediglich 2 Namen auftauchten und das Budget mit 15000$ erstaunlich gering war. Der Film wurde im englischen Originalton ohne Untertitel gezeigt.

Die Welt hat sich verändert, seitdem die NASA vor sechs Jahren Spuren außerirdischen Lebens bergen konnte doch diese Proben dann bei einem Absturz der Raumkapsel über Zentralamerika verteilt wurden. Kurz danach haben krakenähnliche, haushohe Aliens begonnen, sich im Großraum Mexico auszubreiten. Die US-Regierung versuchte schnell den Schaden zu begrenzen, indem sie einen Großteil Mexikos als „infizierte Zone“ deklarierten und Mexico in Richtung der USA sogleich mit einer gigantischen Mauer vom Rest des Kontinents abtrennten. Es gibt nur sehr wenige Daten über die Monster und niemand weiß genau, ob sie nun Luft, Erde, Wasser infiltrieren, wie sie sich fortpflanzen oder was sie eigentlich vorhaben. Ewig gleiche Fernsehbilder flimmern über die Bildschirme: Eine Krake wird vom Militär unter Beschuss genommen, zerlegt in Gegenwehr ganze Stadtviertel in ihre Einzelteile und reißt unzählige Zivilisten mit in den Tod. Ein kleiner irdischer Erfolg (ein totes Monster) um den Preis riesiger Kollateralschäden bei den Mexikanern. Mitten in diesem Chaos lernen sich der Fotoreporter Andrew(Scoot McNairy) und die junge Samantha(Whitney Able) kennen. Andrew arbeitet für Samanthas reichen Vater und bekommt gegen seinen Willen den Auftrag, das Töchterchen aus gutem Haus sicher wieder in die Heimat zu eskortieren. Andrew und Samantha trampen also durch die mexikanische Landschaft, begegnen Einheimischen in den unterschiedlichsten Situationen, Menschen, die so wenig besitzen und angesichts der Katastrophe so unaufgeregt wirken – schließlich war das „gelobte Land“ Amerika, Mauer hin oder her, für sie ohnehin stets unerreichbar. Die endgültige Abreise über eine völlig überteuerte Fähre schlägt allerdings fehl und so müssen sich die Zwei mit einer Gruppe Mexikaner zu Fuß und per Boot durch die infizierte Zone zur US-Grenze vorarbeiten. Doch selbst mit Erreichen der Grenze ist die Reise noch nicht zu Ende…

Alle Vergleiche mit „District 9“ oder „Cloverfield“ kann man sich getrost in die Haare schmieren, denn „Monsters“ ist ein ganz anderes Stück Film. Man wohnt hier einem dieser recht seltenen Genre-Konstrukte bei, die eine (Sci-Fi-)Idee lediglich als Grundlage nehmen, um ihre ganze eigene Geschichte darin durchzuziehen. Was ganz kurz als Sci-Fi-Kracher beginnt, wird schnell zum fesselnden Road-Movie durch eine interessante aber auch seltsame Welt und entwickelt sich hin zu einer passenden, aber auch nie omnipräsenten Love-Story(ja richtig gelesen) mit unheimlich atmosphärischem Ende, dass jedem Genre-Freund zusagen dürfte. Eben eine Love-Story mit Aliens. So kitschig oder aufgesetzt das nun klingen mag ist „Monsters“ aber zu keiner Stelle. Irreführend ist aber schon der Titel. Nicht nur das man für einen Sci-Fi Film der über Aliens auf der Erde handelt erstaunlich selten einen Blick auf diese werfen darf, werden die Aliens im Film ausschließlich „Creatures“ genannt, von „Monsters“ ist gar keine Rede. Die wahre Bedeutung des Titels wird nie ganz geklärt, doch wer nun hier ein „Monster“ genannt wird, liegt am Ende zumindest halbwegs auf der Hand.

Das faszinierende an „Monsters“ ist natürlich ohne Zweifel die Produktion an sich. Einen Film in diesem Genre für 15000$ zu drehen grenzt an Wahnsinn, wenn man sich auch nur im Ansatz mit Budgets beschäftig. Doch hinter „Monsters“ stand ein Mann mit einem Ziel, mit einer Idee und einem Plan. Alles wurde „On Location“ gedreht, oft ohne Genehmigung oder großartige Planung. Digitale Effekte wurden in mühevoller Kleinarbeit vom Macher selbst in den Film integriert, nach eigenen Aussagen wohl größtenteils mit der Software Photoshop. Auf der Casting-Liste tauchen nur deshalb 2 Namen auf, weil alle anderen Rollen mit Leuten besetzt wurden die vor Ort zugegen waren. Ein Kartenverkäufer beispielsweise, der das Pärchen am Weitereisen in die USA hindert, war ein Ladenbesitzer aus dem Ort der Dreharbeiten.

Der Film lebt neben seinen 2 Darstellern vor allem von den tollen Aufnahmen die in einer bestechenden Qualität eingefangen wurden. Vor allem auf der Reise durch die infizierte Zone gibt es eine wunderschöne Aufnahme nach der anderen. Wenn man ein Faible für Aufnahmen hat, in denen die Natur die Gebäude der Zivilisation zurückerobert, Häuser überwuchert und rostige Schiffe am Ufer in sich verschlingt, kann man sich an vielen Aufnahmen von „Monsters“ wahrscheinlich kaum satt sehen. Dass dies fast alles in Eigenregie erzeugte Computereffekte sind, mag man bei der Qualität des gezeigten kaum glauben.

Das Schauspieler-Duo spielt die Rollen recht gelungen und vor allem sehr natürlich, was enorm wichtig ist für die Glaubwürdigkeit des Films. Viele Dialoge wirken improvisiert oder sind zumindest so geschrieben worden. Die Chemie zwischen den Beiden stimmt und überträgt sich mit Leichtigkeit auf den Zuschauer, der in der einen Szene mit einem zufriedenen Grinsen das Geschehen gestaunt um in der nächsten dann doch wieder verstört drein zu schauen. Der Film beackert viele Gemütszustände und springt sehr geschickt zwischen der Love-Story und der allgegenwärtigen Sci-Fi Handlung hin und her. Offensichtlich nimmt der Film natürlich Bezug auf die Einreisebedingungen von Mexikanern in die USA, tut dies aber nie so plakativ das davon der Filmfluss gestört wäre, sondern weist eher am Rande darauf hin. Eine große Mauer die Mexiko und die USA trennt ist dann allerdings schon sehr offensichtlich.

Insgesamt ist „Monsters“ sicher kein Film für jeden Sci-Fi-Freund. Dazu halten sich diese Kernelemente über zu lange Strecken nur dezent im Hintergrund. Wenn man sich allerdings auf den Film einlässt, mit den Figuren mitgeht und sich nicht nur auf die Erfüllung des Filmtitels versteift, kann „Monsters“ zu einer wirklich tollen Erfahrung werden. Wie ein User aus der IMDB richtig erkennt: „We don't always have to be fed the same old same old.” Klar hätte “Monsters” im Gewand eines “District 9” wohl mehr Freunde gefunden, aber sind es nicht gerade diese Genre-Vermischungen die in der Vergangenheit die wirklich guten Filme ausgezeichnet haben?

Filmbewertung: 8/10


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22 Bullets


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22 Bullets
Originaltitel: L' Immortel - Erscheinungsjahr:2010 - Regie: Richard Berry

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Darsteller: Jean Reno, Kad Merad, Claude Gensac, Venantino Venantini, Richard Berry, Marina Foïs, Gabriella Wright, Jean-Pierre Darroussin, Fani Kolarova, Joséphine Berry

Filmkritik:
Der dritte Film sollte der französische Action-Thriller „22 Bullets“ werden. Der Trailer wirkte zwar wie der typische Jean Reno Action-Krimi, doch da die ersten Reviews recht hohe Noten vergaben, war ich doch guter Dinge, dass der Film funktionieren wird. Zudem macht man mit den französischen Filmen von Jean Reno nur selten etwas falsch. Der Film wurde im französischen Original mit deutschen Untertiteln gezeigt.

Da ist Ex-Pate Charly Matteï(Jean Reno) nach Jahren außer Dienst einmal unachtsam und wird direkt bei einem Hinterhalt im Kugelhagel niedergestreckt. Doch selbst 22 Kugeln im Körper und Gesicht können den Franzosen nicht töten und so überlebt er das Attentat wie durch ein Wunder. Das neue Spitzname „Der Unterbliche“(auch der Originaltitel) kommt daher nicht von ungefähr. Im Zuge seiner Genesung muss sich Charly mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen: Drei Jahre ist es nun her, dass er sich von der Marseiller Unterwelt abgewandt hat und sich ganz seiner Frau und den Kindern widmete. Charly versucht nun nach seiner Genesung zu ergründen, wer ihm da nach seinem Leben getrachtet hat und alles sieht danach aus, dass er evtl. mehr als 22 Kugeln dafür brauchen könnte...

Luc Besson, der Reno einst als eiskalten Profikiller mit Herz(„Leon“) auf die Leinwand schickte, produziert in „22 Bullets“ leider nur. Trotzdem merkt man seine Einflüsse augenscheinlich an jeder Ecke. Denn auf visueller Ebene überzeugt der Film in der ersten Hälfte völlig. Tolles Editing mit kreativem Schnitt und wundervollen Szenenübergängen, die den Film stellenweise wie aus einem Guss wirken lassen, gestalten den hecktischen aber nie unübersichtlichen Einstieg in den Film sehr gelungen. Jean Reno habe ich zwar an keiner Stelle einen wirklichen Paten abgenommen, aber als fescher Killer überzeugt der Mime mit dem treuen Blick auch heute noch. Witzig auch Schauspieler Kad Merad abseits von einer Komödie zu erblicken, aber auch als Mafia-Boss weiß er weitestgehend zu überzeugen.

So fliegt der Film schnell und schwer unterhaltsam durch die erste Filmstunde. Ein paar eingestreute Humorspitzen(„Er hat eine Pistole verschluckt?“) und die Hochstilisierung von Jean Reno als überall gefürchteten Mafia-Boss weiß richtig gut zu gefallen und macht viel Spaß.

Charly beginnt sich recht schnell an den ersten Killern zu rächen und immer wieder eingestreute Verfolgungsjagden oder kurze Schießereien lockern die Handlung an den richtigen Stellen auf. Doch in der zweiten Hälfte des mit 117 Minuten doch etwas zu lang geratenen Films, hat man dann mit ein paar Längen zu kämpfen. Es werden auf dem Weg zur finalen Erlösung einfach zu viele Haken geschlagen. Das am Ende dann auch noch die Familie in Gefahr gerät war dazu irgendwo abzusehen, doch man war zu dem Zeitpunkt an dem es schließlich geschieht bereits an dem Punkt an dem man sich dachte „Gott sei Dank spart sich der Film das“. Doch leider kommt es eben viel zu spät dann doch noch.
Zudem wirkt eine Nebenhandlung um eine ermittelnde alkoholkranke Polizistin zwar im Ansatz gut, doch ist das alles zu wenig ausgearbeitet und durchweg sehr oberflächlich, so dass man ohne diesen Strang wohl besser dran gewesen wäre.

Dazu hatte ich das Gefühl das die Schwächen der zweiten Hälfte nicht nur im Drehbuch lagen. Auch der Film an sich baut immer weiter ab. Fand man in der ersten Hälfte noch den gelungenen Schnitt und visuelle Highlights, weicht dieser in Hälfte 2 recht rudimentären Standardelementen und der gefürchteten Wackelkamera in einer Actionszene. So hat man das Gefühl, dass hier allen Seite irgendwann die Ideen ausgingen. Doch statt den Film dann auf ein gesundes Maß zurechtzustutzen, hielt man sich scheinbar strickt an die 2 Stunden Marke, was dann für die nervigen Längen sorgt, die die wirklich gelungene erste Hälfte ein wenig madig machen.
Insgesamt wirkt der Film in seiner Machart erfreulich frisch und erinnert hier und da an den schwer gelungenen Film „Taken“(ebenfalls von Besson produziert). Jean Reno kann ebenso überzeugen und ohne die Schwächen der zweiten Hälfte, wäre hier ein richtig schöner, packender Gangsterhit entstanden. So reicht es dann aber doch „nur“ zu einem ganz guten Action-Krimi der viele gute aber eben auch ein paar Schattenseiten hat.

Filmbewertung: 7/10


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Harry Brown


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Harry Brown
Originaltitel: Harry Brown - Erscheinungsjahr:2009 - Regie: Daniel Barber

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Darsteller: Michael Caine, Emily Mortimer, Iain Glen, Jack O'Connell, Liam Cunningham, Amy Steel, Ben Drew, David Bradley, Raza Jaffrey

Filmkritik:
Der zweite Film sollte das Rache-Drama „Harry Brown“ werden mit Urgestein Michael Caine. Nachdem sich Caine die letzten Jahre meist als Nebendarsteller in Christopher Nolan Filmen rumgetrieben hat, war ich sehr erfreut das er mit „Harry Brown“ mal wieder einen eigenen Film am Start hat, der sich Storytechnisch an „Death Wish“ und inszenatorisch scheinbar ein wenig an seinem Klassiker „Get Carter“ orientiert. Ich war gespannt ob die Mischung aus Rache-Thriller und Drama funktioniert und ob Caine die übliche große Leinwandpräsenz ausstrahlen konnte. Der Film wurde im englischen Originalton ohne Untertitel gezeigt.

Harry Brown(Michael Caine) ist ein alter Witwer und ehemaliger britischer Marinesoldat. Er lebt ein recht einsames Leben in einem tristen Wohnkomplex. Alles wäre weitestgehen in Ordnung, doch seine Nachbarschaft wird von brutalen Banden, Drogen und Verbrechen heimgesucht. Als sein bester und einziger Freund Leonard (David Bradley) kaltblütig ermordet wird und die offensichtlich Schuldigen schnell wieder frei herumlaufen, schmiedet Harry Pläne selbst das Steuer in die Hand zu nehmen. Als er eines Abends überfallen wird und den Taschendieb absticht, haben sich die Weichen quasi automatisch gestellt und er setzt seinem Wunsch nach Rache in die Tat um. Mit Entschlossenheit und kaltschnäuziger Gewalt geht er auf Dealer und die Mörder seines Freundes los, was schreckliche Folgen nach sich zieht.

Wenn man den Trailer zu „Harry Brown“ sieht erinnert das Ganze zunächst ein wenig an „Gran Torino“. Ein alternder Schauspieler der einen ebenso alten Typen spielt dem irgendwann das Fass überläuft. Doch wo Eastwood mit schwarzem Humor und Griesgrämigkeit geantwortet hat und im entscheidenden Moment eben nicht zur Waffe griff, folgen bei „Harry Brown“ dann doch recht schnell blutige Taten. Somit ist der Anfangs getroffene Vergleich mit „Death Wish“ definitiv passender.
Die erste Hälfte von „Harry Brown“ kommt so in sich auch recht stimmig daher. Caine gibt den alten Herrn gewohnt souverän und glaubwürdig. Die ermittelnde Polizistin und ihr Partner wissen ebenfalls zu gefallen, auch wenn sie ein wenig untergehen und sehr eindimensional bleiben. Auch die düstere Gegenseite wird gut dargestellt. Den Schauspielern der Verbrecher würde man wohl jederzeit abnehmen aus diesem Milieu zu entstammen.

Die Hassobjekte des Films(wenn man sie so nennen möchte) werden dazu ordentlich eingeführt, was wichtig ist denn irgendwie will der Film die Taten von Harry ja auch rechtfertigen. Eben diese überraschen in ihrer Härte und Kompromisslosigkeit immer wieder aufs Neue und rücken den Film sehr früh in ein anderes Licht als zunächst erwartet. Insgesamt weiß der Film seinen Zuschauer aber zu packen und stellt den verbrecherischen Moloch zwar klischeedurchsetzt und stark überzeichnet aber auch hübsch düster dar. Szenen wie die, in der sich Harry vom örtlichen Dealer eine Waffe besorgen will, brennen sich zudem ins Gedächtnis und sind richtig gut geschrieben.

Doch ausgerechnet im Finale dreht der Film dann völlig unnötig auf. Es gibt da diesen Ausdruck „jump the shark“ wenn eine Serie oder ein Film plötzlich eine Wendung einschlägt die keiner gutheißen kann aber den Machern einfach die Ideen ausgehen. So ist es leider auch ein bisschen in „Harry Brown“. Das Ende ist in allen Belangen einfach „zu viel“. Großangelegte Säuberungen der Polizei mit Straßenschlachten und mittendrin Harry Brown, der in einem Pub zur finalen Abrechnung ansetzt. Kurzum: Das Ende des Films will irgendwie so gar nicht zum Rest passen. Zwar war der Film schon früh über dem Punkt, an dem man das Gezeigte wirklich ernst nehmen könnte, denn Harry geht ähnlich wie Kersey in „Death Wish“ für mich dann doch einfach zu schnell zu kompromisslos vor. Aber es wirkte in sich immer noch recht stimmig und passend, besonders da Harry im Gegensatz und Kersey immerhin eine Marine-Ausbildung hinter sich hat. Aber den Film am Ende dann so dermaßen entgleiten zu lassen, hätte nun doch nicht sein müssen.

Bis zum Ende hin war ich schwer überrascht von „Harry Brown“. Gar nicht mal aufgrund der Qualitäten des Films, die er eben doch eher in der Art und Weise hat wie Harry schließlich vorgeht, als das er sich als wirkliches Drama sieht, denn dieser Aspekt kommt ebenfalls etwas kurz. Nein, eben eher weil ich einen Film mit Michael Caine dann doch etwas anders eingeschätzt hätte und mich so im Film immer wieder freute, dass er(Caine) sich anders als Eastwood zu solch einem drastischen, ja gar krassen Werk entschieden hat. Gerne mehr davon.

Filmbewertung: 7/10





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