DER GIGANT ---> Es kommt innerhalb des Genrediskurses die ungemein interessante Frage auf, inwieweit die Hauptfigur überhaupt noch das weibliche Element benötigt. Chuck Norris alias Sean Kane beherrscht die asiatische Kampfkunst des Karate, er kann mit und ohne Waffen perfekt töten, besitzt einen Sportwagen und ein Motorboot und hat ein pittoreskes Haus etwas abseits des Hafenbeckens von San Francisco, welches besser geschützt ist als der Lokus vom Papst, kann exquisit kochen, ist ein in allen Belangen zuvorkommender Gentleman und hat einen Hund, der ihm die Kleidung wegräumt. Der weibliche love interest, der ihm hier zur Seite gestellt wird, dient also wirklich nur noch als Statussymbol, welches er genauso ausstopfen könnte. Zu domestiziere gibt es an diesem Alpha-Männchen nichts mehr, da es schon alle notwendigen Feminisierungsschritte gegangen ist. Sean Kane ist perfekt.
McBAIN ---> Ein in vielen Belangen Abschlusspotential beinhaltender Actionfilm. Hier zeigt sich auf, wie die formalen Mittel eines authentical cinemas das Absurde abbilden, ohne selbst durch formalen Exzess ins Absurde umzukippen. Bezeichnenderweise auch Glickenhaus' letzter Actionfilm.
KICK-BOXER II - BLOOD BROTHERS ---> Kinderstunde für alle, die auf campy Hongkong-Klopper-Action im Westgewand stehen. Hier ist die Welt noch in Ordnung, da Komplexitätsreduktion ein probates Mittel zur Feindesanalyse und Bekämpfung ist. Anders als bei McBAIN gibt es hier aber keine Zwischentöne, die auf eine neben der sichtbaren Welt existierende Ebene verweisen.
GROSSANGRIFF DER ZOMBIES ---> Ein in Nüchternheit präsentiertes Weltuntergangsszenario, dem man die Handschrift eines Polizieschi-Regisseurs ansieht. Dopplung der Alptraumstruktur ist mehr als nur ein cleverer Kniff.
LEGENDE ---> Wieder einmal der Kraftakt Gegensätze zu einem stimmigen Gesamtwerk zu erheben. Der Versuch, das zunehmende Schwinden infantiler Vorstellungswelten durch das Aufblühen von Sexualität mit der synthetischen Perfektion der Filmillusion abzubilden, generiert sich zu einem Bilderrausch mit schwacher Dramaturgie - eben ganz dem Märchen verhaftet - der Raum und Zeit aufzuheben scheint und zum sich selbst scheitern lassenden Experiment über die Unmöglichkeit an den vergessenen Punkt unserer Fantasie zu gelangen, wenn sie doch absolut expliziert wird. Hier die Frage: Gibt es Zwischentöne im Vollkommenen?
DELTA FORCE COMMANDO ---> Ähnlich wie McBAIN eine Endphase. Das weiße Alpa-Männchen, dessen schwangeres Weibchen getötet wurde, kennt nur noch Rache. Die Unmittelbarkeit des Aktionismus reduziert den Plot auf das was er ist und macht ihn dadurch in seiner Wahrheit erkennbar. Nachdem Turners schwangere Frau erschossen wurde, geht der Marine sofort zum Nachtschrank, um seine Waffe zu holen. Danach ist alles nur noch eine Vorwärtsbewegung. Die Rache für di Nichterfüllung der genetischen Reproduktion, des Angriffs auf den DNA-Code, kennt keine Gnade und interessiert sich auch nicht für die politischen Belange. Die Terroristen haben einen nuklearen Sprengkopf und wollen eine Atombombe in einer dicht besiedelten, westlichen Metropole zünden, aber das, wie er zu seinem Vorgesetzen sagt, "interessiert ihn einen Dreck". Er will nur Rache für den Mord an seiner Familie, danach ist alles gleich, denn er ist schon tot. Interessant auch, dass der farbige Düsenjägerpilot Sam Beck, ein viriler Fred Williamson, nicht nur als Sidekick funktioniert, sondern der Hauptfigur ebenbürtig ist. Um die Vormachtstellung des weißen Mannes zu behaupten, muss dieser also in eine neue Region, dem Jenseits, vordringen, damit er sich wieder überlegen fühlen kann. Vorher, so viel verrät uns der Schluss, muss er nur die ganze Welt vernichten.
INSEL DER VERDAMMTEN ---> Schon lange nicht mehr so umgehauen worden. Kann ich noch nichts zu sagen.
THE FAST AND THE FURIOUS ---> Schick fotografierte Version der Crash-Car-Filme der 70er Jahre. Die treibende Kraft eines Automotors wird durch Kamera und Musik gut transportiert, aber es bleibt eben doch wie eine Autofahrt als Beifahrer. Viel bleibt nicht hängen. Insofern ist das Abblenden nach der Entscheidung den systemischen Weg zu verlassen nur konsequent und wertet den Film ungemein auf.
WRONG TURN ---> Ausformulierende Wiederbelebung des Backwood-Filmes. Gelungen in seinem Nicht-Überraschen-Wollen. Der Film geht den entscheidenden nächsten Schritt, wenn man auf der vorherigen Entwicklung des Genres aufbauend seine Geschichte erzählen möchte, ohne in eine Persiflage zu verfallen.