Zum Inhalt wechseln


und die Erde ist doch eine Scheibe ...

Sehen, ob das FTB gegen den Alzheimer hilft ...

Foto

Blancanieves - Ein Märchen von Schwarz und Weiss (Spanien, 2012)


Eingefügtes Bild

Blancanieves (Spanien, 2012): der berühmte Stierkämpfer, Antonio Villalta wird in der Arena bei einem Stierkampf schwer verletzt und ist seitdem vom Hals an abwärts gelähmt. Unmittelbar nach dem Stierkampf stirbt seine hochschwangere Frau, nachdem sie Tochter Carmencita gebärt. Da Villalta seine Tochter nicht annehmen kann, wächst sie bei der Oma auf. Bis die Oma stirbt und Carmencita bei der neuen Frau Villaltas, also bei ihrer Schwiegermutter Encarna, einziehen muß ...

Der spanische Stummfilm erzählt eine bittere Variante des Schneewittchen-Märchens. Bei diesem virtuosen Meisterwerk kommt man bei dem Zusammenspiel von Licht und Schatten, von den fundierten Kameraeinstellungen und der mimischen Ausdruckskraft der Akteure, von der bekannten und dennoch spannend erzählten (Liebes-)Geschichte und der genialen Filmmusik, nicht aus dem Staunen heraus!
Besondere Erwähnung verdient vor allem die Musikuntermalung: in jeder Sekunde verstärkt und perfektioniert jeder einzelne Ton, die ohnehin kraftvollen Bilder. Ich habe den Film am Donnerstag gesehen und seitdem frage ich mich, wann ich zuletzt einen so brillanten Filmsound genossen habe? Ich erinnere mich nicht daran, daß ich je von einer Filmmusik dermaßen begeistert war!

Eingefügtes Bild

Zudem sind die Schauspielerinnen Maribel Verdú in der Rolle der bösen Schwiegermutter, bildhübsche Macarena García mit unvergesslicher Aura und der spanische Filmstar aus den 70ern und 80ern Ángela Molina („Dieses obskure Objekt der Begierde“) zu bewundern. Blancanieves (Gewinner von zehn Goyas) ist das, was „The Artist“ gerne sein wollte: Eine angemessene, poetische Huldigung der Stummfilmära und deren Wiederbelebung zugleich. Für mich: der Beste Film 2013! Note: 9,5/10 Punkte

PS: Geht bitte ins Kino! Wer diesen kunstvollen Film auf großer Leinwand verpasst, bereut es vermutlich lebenslang!


Foto

Dans la maison - In ihrem Haus (2012)


In Ihrem Haus (Frankreich, 2012)

Eingefügtes Bild

Inhalt: Ein Schüler in der letzten Reihe, Claude, weckt durch seine präzise Beobachtungsgabe und sein Erzähltalent das Interesse seines Klassenlehrers Germain. Angespornt durch die Hausaufgabe "Was habt ihr am Wochenende gemacht?" beobachtet/studiert Claude die Familie eines Mitschülers. Der Lehrer versucht ihm mit Hilfe von großen Literaturwerken und Tipps die Erzähltechnik beibringen. Germain merkt es zu spät, daß nicht er den Blick von Claude lenkt, sondern umgekehrt …

Ich habe selten einen Film gesehen, der mich dermaßen sinnlich angesprochen hat, ein Film, der Geist und Verstand gleichermaßen anregt. Unglaublich schön, feinsinnig, tiefgründig, humorvoll und charmant. Ein Film über die Literatur und die Kunst, über die Macht des Wortes und über das Leben mit und das Leben ohne Leidenschaft, Leidenschaft für die Erzählkunst, Leidenschaft für die Schönheit der Frauen und Leidenschaft für das, was das Leben lebenswert macht: die Leidenschaft zur Phantasie und Poesie. Eine Phantasie, die durch die Neugier auf die Menschen und ihre Geschichten beflügelt wird, eine Neugier, die dem menschlichen Dasein einen Sinn verleiht. Aber auch eine Neugier, die in ihrer extremen Form, dem Voyeurismus, die erweckte Begierde auf das Lustobjekt nicht stillen kann und somit es fatalerweise unnahbar macht. Eine Leidenschaft, die nur Leiden schafft. Jedoch die Melancholie und das Tragische gehörten immer zur großen Literatur.

Eingefügtes Bild

Die in diesem Film indirekt gestellte verwirrende Frage, ob Literatur und Film Segen oder Fluch sind und ob sie lebensbereichernd oder doch nur Flucht vor der Realität sind, muß jeder Zuschauer alleine beantworten!

Gleichzeitig ist "In ihrem Haus" eine kluge Sozialstudie über die Banalität und die Idylle der Mittelschicht-Existenz und die Sehnsucht und die Bosheit der Unterschicht, die diese Idylle vermisst. Nebenbei ist der Film eine herrlich böse Satire auf die moderne Kunst.

Eingefügtes Bild

Aber vor allem wird hier gezeigt, nein wird hier erwünscht, daß Kunst und Literatur nicht nur von den menschlichen Schicksalen inspiriert werden, sondern auch Schicksale schreiben! Literatur nicht nur als bloße Projektion der Wirklichkeit, sondern als Anregung zur Liebe und Wahrnehmung der Ästhetik. Ein intelligentes Psychospiel zwischen dem Lehrer und dem Schüler, zwischen dem Meister und dem Lehrling, zwischen Kino als "Schlüsselloch" und Publikum als "Voyeure". Ein erotisches Kunstwerk vom Regiegenie François Ozon mit einem famosen Fabrice Luchini, mit den sinnlichen Schauspielerinnen Emmanuelle Seigner und Kristin Scott Thomas, dem begnadet charismatischen Jungstar Ernst Umhauer und in der Nebenrolle mit dem immer gern gesehenen, großartigen Schauspieler Jean-François Balmer (als Schuldirektor). Jeder dieser Namen ist ein Grund für einen Kinobesuch! Alle zusammen: ein Meisterwerk! Zwar macht der Film sich ein bißchen schwer, ein kongeniales, würdiges Ende zu finden, trotzdem muß man diesen Geniestreich unbedingt im Kino genießen! Note: 9,5/10 Punkte

PS:
1. Neben Hanekes "Amour", der beste Film 2012!
2. Wer diesen Film im Kino verpasst, wird es lebenslang bereuen! Geht ins Kino!