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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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LE MOINE (Adonis Kyrou/F, I, BRD 1972)



"In nomine Patris et Filii, et Spiritus Sancti."

Le Moine (Der Mönch und die Frauen) ~ F/I/BRD 1972
Directed By: Adonis Kyrou

Vater Ambrosio (Franco Nero) gilt als besonders eherner, geschulter und aufrechter Kirchenvertreter, dessen Messen ihre Zuhörer regelmäßig in höchste Verzückung versetzen. So gottesfürchtig er sich gibt, so unerbittlich ist er in der Einhaltung kirchlicher Richtlinien: Die unfällig schwangere, ihn um Hilfe ersuchende Nonne Agnes (Elisabeth Wiener) aus dem Nachbarkonvent lässt Ambrosio rigoros bestrafen. Derweil gibt sich der junge Novize Rosario (Nathalie Delon) als Frau namens Matilda zu erkennen, die sich nach Ambrosio verzehrt und daher seine Nähe sucht. Eine unheilige Affäre beginnt, an der Ambrosio bald wieder das Interesse verliert, als er die minderjährige Antonia (Eliana De Santis) kennenlernt. Er will das Mädchen um jeden Preis besitzen und nimmt dafür sogar die schwarzen Künste, in denen Matilda bewandert ist, als Hilfsmittel. Doch sein folgender Annäherungsversuch endet mit Mord und Flucht. Ambrosio verliert jedwedes Zutrauen seiner vormaligen Gefolgsleute und findet letzte Zuflucht bei dem völlig dekadenten Duke von Talamur (Nicol Williamson), der Ambrosio bei der Inquisition denunziert. Deren Ankündigung, Ambrosio für seine Sünden büßen zu lassen, schlagen fehl: Seine mittlerweile geknüpften Verbindungen zur Unterwelt sorgen dafür, dass Ambrosio heilig gesprochen wird.

Nachdem Luis Buñuels Interesse an einer Filmadaption von Matthew Lewis' klassischem schauerromantischen Roman infolge mangelnder Finanzierungsmöglichkeiten abgeebbt war, bediente sich sein Freund und Kollege Adonis Kyrou Buñuels Scripts und machte daraus eine eigene Filmversion. Diese liebäugelt mit der damals verbreiteten Nunsploitation-Welle und dem sonstigen via historische Stoffe kommuniziertem Camp jener Kinojahre, schafft jedoch zugleich etwas Unikales. Die ersten zwei Drittel von "Le Moine" bewegen sich, allerdings unter Auslassung zahlreicher Nebenfiguren und Handlungsstränge, relativ dicht am Romankern - ein sich unbefleckt gottesfürchtig wähnender Kirchenmann scheitert an der sich ihm offenbarenden Versuchung, gibt sein Zölibat auf und verfällt darüber hinaus noch sehr viel fürchterlicheren Sündenpfuhlen. Die stark ironisch konnotierte Figur des Duke von Talamur hingegen, die im weiteren Verlauf als komplette Negierung jedweder moralischer Werte eine zunehmend gewichtige Rolle einnimmt, wird hinzugedichtet. Talamur adoptiert -freiwillig und unfreiwillig - kleine Mädchen aus der Umgebung und lässt sie für sich arbeiten, derweil er sich manchmal auch eines von ihnen als Ragout zum Abendessen servieren lässt. Bei diesem Satan in Menschengestalt haust nicht nur Matilda als regelmäßiger Gast - auch für den tief gefallenen Ambrosio bewahrt er ein Plätzchen, da hier eine Art Seelenverwandter gefunden scheint. Doch währt diese junge Freundschaft auch nicht weiter als die Fangarme der Inquisition reichen, wobei deren weltlicher Machtumfang mittlerweile nicht mehr zu Ambrosios unvorstellbarer Fallhöhe hinabreichen. Da erreicht "Le Moine" dann seinen satirischen Höhepunkt: Der einst der Verdammnis zusprechende Sünder tritt als moderner Papst auf den Petersplatz hinaus und begrüßt seine ihm zujubelnden Schäfchen.
Im Roman gestaltet sich das Ende noch um Einiges versöhnlicher und konventioneller: In inquisitorischer Haft verscherbelt der angsterfüllte Ambrosio seine Seele endgültig dem Satan und muss dann in langer Qual, den Körper zerschmettert, sein Leben einsam in einer Schlucht aushauchen, derweil zwei durch die Ereignisse gezeichnete, junge Paare in den Ehehafen einfahren dürfen. Buñuels streitbare Conclusio gefällt mir da sogar wesentlich besser.

8/10

Adonis Kyrou Luis Buñuel Matthew Lewis Inquisition period piece Madness



Filmtagebuch von...

Funxton

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