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Short Cuts





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Trollflöjten (Die Zauberflöte) (Ingmar Bergman) SE 1975



Trollflöjten (Die Zauberflöte)



Eingefügtes Bild



Der junge Prinz Tamino (Josef Köstlinger) wird von der Königin der Nacht (Birgit Nordin) beauftragt ihre Tochter Pamina (Irma Urrila) aus dem Schloss von Sarastro (Ulrik Cold) zu befreien. Zusammen mit dem Vogelfänger Papageno (Håkan Hagegård) macht er sich auf den Weg. Zuvor erhält Tamino eine Flöte mit magischen Kräften und Papageno ein Glockenspiel, welches verzaubert ist. Als die zwei bei Sarastro ankommen, müssen sie allerdings feststellen, dass die Dinge nicht so sind wie sie scheinen. Sarastro, der Vater von Pamina, ist Freund und die Königin der Nacht Feind. Außerdem erfährt Tamino, dass er und Pamina füreinander bestimmt sind und auch Papageno erhält eine Frau an seiner Seite, Papagena (Elisabeth Erikson).

Soweit, so kurz die Handlung dieser weltweit bekannten Oper von Wolfgang Amadeus Mozart. Ich muß zugeben, ich bin kein großer Klassik-Kenner, bin aber weitestgehend entschuldigt, da das auch nicht notwendig ist um diese märchenhafte Oper zu verstehen. Das Bergman, der Mozarts Oper zum 50. Jubiläum des schwedischen Rundfunks verfilmte, dies ähnlich sieht, macht er uns schon innerhalb der ersten 8 Minuten klar. Wir befinden uns mit dem Publikum in einem Theatersaal und während die Ouvertüre gespielt wird, filmt die Kamera die Regungen des lauschenden Publikums. Die folgende Montage macht auf kongeniale Weise klar, wie universal dieses Ereignis, für alle, die sich hier versammelt haben, ist :



Im besten Sinne demokratisch !

Bergman läßt von Beginn an keine Zweifel daran, dass man hier einem Theaterstück, sprich einer Oper beiwohnt. Erinnert einen immer wieder an die Künstlichkeit der Bühne, läßt aber die Kamera ganz nah an die Gesichter fahren und choreografiert seine Darsteller, wie man es aus so zahlreichen seiner Filme kennt. Bergman führt hier das Theater und das Kino zusammen, wobei man natürlich nicht vergessen darf, dass er immer auch Theater inszeniert hat. Von den Ideen und auch den Effekten her ist Bergmans Zauberflöte Theater pur. Insgesamt ist die Inszenierung nicht auf Perfektionismus aus sondern versucht die Magie der künstlichen Theaterhaftigkeit einzufangen. Dabei verliert seine Fassung dieser komplexen Oper auch nie eine gewisse Grundheiterkeit, die selbst in den düsteren Stellen gewahrt wird. Ein kleiner Clou gelingt ihm auch in der Veränderung der Geschichte indem er das Verhältnis der Königin der Nacht zu Sarastro als Ex-Ehepaar darstellt, welches sich bekriegt und sich um die Tochter streitet. Ein Clou, der sich inhaltlich ganz typisch in sein Werk fügt. Das Drama findet sich hier in komödiantischer und leichter Form wieder, welches gerade hier seine Theater-Wurzeln richtig spürbar machen. Bergman verläßt die Bühne selbst innerhalb der Pause nicht und zeigt einige der Darsteller wie sie hinter dem Vorhang rauchen, ein Comic Heft lesen oder in einer Parsifal Partitur lesen.

Bergman hat nie seine Theater Wurzeln verleugnet oder versucht zu kaschieren. Hier macht er etwas wunderbares. Er umarmt beide Künste : Theater und Kino ! Und führt sie auf geradezu magische Weise zusammen. Es klappert und knarzt ein wenig auf dieser Bühne aber das muß so sein, denn das gehört auch zur Magie des Theaters und zu diesem charmanten Film sowieso.

8-9/10

Ingmar Bergman Sven Nykvist Mozart Oper Theater Bühne Gesang Licht Finsternis Liebe



Eine schöne Besprechung zu dieser schönen filmischen Gestaltung einer Operninszenierung; und Bergman hat es in der Tat verstanden, seine ganz persönliche Sichtweise einzubringen - und das bekommt der Geschichte auch ganz gut. Denn so schön Die Zauberflöte musikalisch auch ist, die Oper als ganzes wird innerhalb von Mozarts Werk sehr überschätzt, und das Libretto bleibt weit hinter der Qualität der da-Ponte-Opern zurück. Aber Bergman hat das beste daraus gemacht (auch wenn Herbert von Karajan die Umstellung einiger Szenen im Finale bemängelte).
Da wir gerade bei Mozartopern sind: sehr empfehlen kann ich persönlich Joseph Loseys Verfilmung von Don Giovanni. Losey ist ganz vorgegangen: seine Adaption hat kaum etwas theaterhaftes an sich, sondern ist ganz und gar Kino, und das Ergebnis ist ebenfalls großartig. (Und dann kommt noch hinzu, daß der Don Giovanni wohl das tatsächlich größte Werk Mozarts ist...) Das hat jetzt zwar nichts mit Bergman zu tun, aber ich wollte es in dem Kontext trotzdem ansprechen.
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