Zum Inhalt wechseln


Short Cuts


Foto

Requiem for a Dream (Darren Aronofsky) 2000


Eingefügtes Bild

    Requiem for a Dream
  • Deutscher Titel Requiem for a Dream
  • Produktionsland USA
  • Originalsprache Englisch
  • Erscheinungsjahr 2000
  • Länge 97 Minuten
  • Regie Darren Aronofsky
  • Drehbuch Darren Aronofsky, Hubert Selby Jr.
  • Produktion Eric Watson
  • Musik Clint Mansell
  • Kamera Matthew Libatique
  • Schnitt Jay Rabinowitz
  • Darsteller :
    Sara Goldfarb (Ellen Burstyn),
    Harry Goldfarb (Jared Leto),
    Marion Silver (Jennifer Connelly),
    Tyrone C. Love (Marlon Wayans),
    Arnold (Sean Gullette),
    Big Tim (Keith David)

Sommer, Herbst und Winter.

In diese 3 Abschnitte ist der Film unterteilt. In ihm 4 Protagonisten. Alle drogensüchtig und alle rennen sie ihrem Traum nach, der sich als pure Illusion entpuppt.

Harry & Marion, das Pärchen welches heroinabhängig ist, träumen von der großen Liebe und dem großen Geschäft mit Drogen. Ein guter Buddy von Harry ist Tyrone, der die Connections hat und kennt. Auch er will Geborgenheit und Liebe, dies verdeutlichen die Traumszenen, die ihn als kleiner Junge bei seiner Mutter zeigen. Die tragischste Figur ist die Mutter von Harry, Sara Goldfarb. Sie ist allein und TV-Süchtig. Als sie ein Angebot für einen Auftritt in ihrer Lieblingsshow bekommt, versucht sie mit Diät-Pillen (vom Doktor verschrieben) ihre Figur für ihr Lieblingskleid wiederherzustelllen und wird abhängig.

Alle laufen sie ihrem Glück hinterher doch die Zeit rennt und der Fahrstuhl geht abwärts.
Marian landet auf dem Strich, Tyrone im Knast, Harry auf dem OP-Tisch und Sara in der Psychiatrie.

SCHLUCK-ZACK-AUSGETRÄUMT

Aronofskys zweiter Film ist genauso wie "PI" eine einzige Achterbahnfahrt.
Coney Islands Vergnügungspark mag da wohl doch abgefärbt haben ! Man nimmts ihm im Interview jedenfalls ab :-)
Genauso wie in seinem ersten Film liegt es Aronofsky sehr viel daran, dass man als Zuschauer das Erleben auf der Leinwand spürt.

Diese subjektive Art des Filmens bzw. Erzählens zieht sich fast komplett durch sein ganzes Oeuvre.

In Requiem for a Dream wird, genauso wie in PI, auch nur das gezeigt was die Protagonisten im Film bewegt. Wir sind von Anfang an Teil dieser Welt und in ihrem Trip, ihren Träumen.
Das ist auch der Grund warum es keine wirkliche Außenwelt gibt. Jedenfalls keine "reelle" !
Jegliches Szenario von Realität wird verwässert, denn wir sehen es nur mit den Augen der 4 Protagonisten und das von Anfang an. Ob das die Szene am Burger-Stand ist oder die Szene auf dem Hochhaus, immer ist alles unter Drogen und genauso zeigt Aronofsky uns das.

Es ist fast so als ob er "Libatique" (seinen Kameramann) nimmt und ihn in den Kopf des Schauspielers setzt.

Nein. Aranofsky ist ein objektiver Filmer des Subjektiven. Konsequent !
Ihn interessieren definitiv die geistigen/körperlichen Erlebnisse eines Charakters und es interessiert ihn dies zu visualisieren und in eine interessante, passende Story zu pressen.

Mich persönlich hat "Requiem for a Dream" beim ersten Mal sehr getroffen und das liegt an der Art und Weise wie kompromisslos dieser Film (nach einer Vorlage von Hubert Selby Jr. "Last Exit Brooklyn") auf sein Ende zusteuert.
Diese Ausweglosigkeit und diese Bereitschaft von Anfang an klarzustellen, sowie die Machart (die subjektive Stakkato/Video-Clip Optik), haben mich anfangs wirklich umgehauen.
Nachdem ich beim ersten Mal im Sog, den dieser Film auslöst verschwunden bin, so muß ich sagen, dass er obwohl genauso stylisiert wie sein Vorgänger und einige seine Nachfolger, immer noch die Ohnmachtswirkung erziehlt wie beim ersten Mal !

Es ist dieses unaufhaltsame "auf die Spitze treiben ohne jeglichen Ausweg" welches Aronofskys Filme bestimmt.

Konsequent und kompromisslos !
Ja, das ist der Mr. Aronofsky !

Als nächstes in seiner Werkschau "The Fountain"

:-)


Foto

PI (Darren Aronofsky) 1998


Eingefügtes Bild

    PI
  • Deutscher Titel PI - System im Chaos
  • Produktionsland USA
  • Originalsprache Englisch
  • Erscheinungsjahr 1998
  • Länge 84 Minuten
  • Regie Darren Aronofsky
  • Drehbuch Darren Aronofsky
  • Produktion Eric Watson
  • Musik Clint Mansell
  • Kamera Matthew Libatique
  • Schnitt Oren Sarch
  • Darsteller :
    Max Cohen (Sean Gullette),
    Sol Robeson (Mark Margolis),
    Lenny Meyer (Ben Shenkman),
    Pamela Hart (Marcy Dawson),
    Stephen Pearlman (Rabbi Cohen),
    Clint Mansell (Photograph)

Das Mathe-Genie Max Cohen (Sean Gullette) ist ein Eigenbrötler. Zurückgezogen lebt er in einer kleinen Wohnung in Brooklyn. Dort versucht er mittels Computertechnik die "universelle Formel" zu finden. In der unendlichen Kreiszahl "Pi" meint er sie gefunden zu haben. Kurz vor dem Durchbruch werden skrupellose Wall-Street-Makler auf Max und seine Formel wachsam. Zudem entpuppt sich sein jüdischer Kaffeefreund (Ben Shenkman) als Anhänger einer radikalen Sekte, die den göttlichen Code in der Thora entschlüsseln wollen. Als sein Mentor (Mark Margolis) stirbt gerät auch seine Krankheit außer Kontrolle.

PI oder die Verfilmung eines "Zustands"

Nur 60.000 Dollar hat dieser Film gekostet, der sich in seinem grobkörnigen schwarz/weiß vom Stil her an Avantgarde Klassiker wie "Eraserhead" von David Lynch und "Tetsuo" von Shinya Tsukamoto anlehnt.
Mithilfe seines Erfolgs durch das Sundance-Festival hat er das Budget wieder eingespielt und darf zurecht als eine der besten Low-Budget Prodiktionen der 90er glänzen.
Aronofsky hat stilistisch so ziemlich alles aus dem Film rausgeholt. Pi rast in seinen 80 Minuten Spielzeit wie ein MTV Clip an einem vorbei. Der Mix aus rasanten Schnitten und futuristischem Soundtrack passt perfekt zu den exspressiven Bildern.
Apropos Score : Der Beginn einer langen Freundschaft, die sich über die nächsten 4 Filme erstrecken wird. Clint Mansell ist auch für diesen verantwortlich und noch nie wurde IDM (Aphex Twin, Orbital, Autechre etc.) stimmiger in einem Film eingesetzt als in dieser kleinen Indie-Perle.

Soviel zum Layout.

"Paranoia" ist der Zustand den Darren Aronofsky in seinem Debut-Werk greifbar macht.
Greifbar in seiner Intensität, greifbar in seiner Glaubhaftigkeit und vor allem seinem Erleben, denn Aronofsky möchte das wir fühlen.

"Als ich noch sehr klein war, sagte meine Mutter mir, dass ich nicht in die Sonne starren soll. Doch als ich 6 Jahre alt war, tat ich es. "

Wahnsinn und Realität verschwimmen in diesem Film. Wir erleben "Max's" Wahrnehmung der Dinge so wie er sie sieht. Zur Entwicklung in seinem Kopf kommen die Wallstreet Banker die eine echte Gefahr darstellen sowie Lenny Meyer der wie bestellt wirkt. All dies verstärkt das Paranoia und Wahnsinns Empfinden von "Max" umsomehr.

Die Anfälle die Max erleidet werden immer expressiver und bald verschwindet alles in seinem Kopf, wir sehen die Bohrmaschine mit Ansatz an selbigem und werden einfach ein Teil von ihm. Obwohl man meint im Prinzip ganz leicht zwischen Wahn und Realität unterscheiden zu können ist dies hier nicht der Fall. Alles ist miteinander verwoben. Wir werden allein subjektiv aus "Max's" Kopf durch die "seine" Geschichte getragen. Alles was passiert, passiert mit ihm und seinem Kopf.

Eine subjektive Art den Film vor allem zu fühlen !

Obwohl noch 4 Filme folgen und ich einen davon noch nicht kenne, ist es doch immer spannend bei einem Regisseur einen "sogenannten" roten Faden auszumachen. Bei Aronofsky ist das nicht ganz einfach. Aber eins ist sicher :

"Ihm liegt viel daran einen seelischen Zustand zu verdeutlichen und zu vermitteln. Er möchte das wir mitfühlen oder leiden und transportiert dieses Gefühl ohne Kompromisse direkt und nachfühlbar auf die Leinwand."


Foto

Inferno (Horror Infernal) Dario Argento 1980


Eingefügtes Bild

    Inferno
  • Produktionsland Italien
  • Originalsprache Englisch
  • Erscheinungsjahr 1980
  • Länge 107 Minuten
  • Regie Dario Argento
  • Drehbuch Dario Argento
  • Produktion Claudio Argento
  • Musik Keith Emerson
  • Kamera Romano Albani
  • Schnitt Franco Fraticelli
  • Darsteller :
    Leigh McCloskey (Mark Elliot),
    Irene Miracle (Rose Elliot),
    Eleonora Giorgi (Sara),
    Alida Valli (Carol, die Haushälterin ),
    Daria Nicolodi (Elise Stallone Van Adler ),
    Sacha Pitoëff (Kazanian)

Als Fortsetzung zu Argento's "Suspiria" gedacht stellt "Inferno" den zweiten Teil der "Drei Mütter Trilogie" dar.

Die Geschichte spielt diesmal hauptsächlich in New York. Die junge Rose lebt in einem großen Apartmentgebäude neben einem Antiquitätenladen.
Von dem alten Besitzer des Ladens erhält Sie ein Buch welches die "Drei Mütter" zum Thema hat. Wie wir wissen sind die drei Mütter mächtige Hexen, die in Rom, Freiburg und New York leben. Sie schreibt dies ihrem Bruder Mark bevor sie auf mysteriöse Dinge in dem Haus stößt. Den Brief in Rom bekommt Marks Mitstudentin zu lesen und kommt alsbald ums Leben. Mark fliegt darauf nach New York um selber Nachforschungen über Mater Tenebrarum anzustellen.


Dies ist er also nun.
"Inferno" !
Hab ich solange drauf gewartet und war obgleich der Bilder, die ich aus dem Film kannte hundsgemein gespannt.

Ernüchterung macht sich breit während ich dies schreibe.
Ganz einfach gesagt : Ich bin entäuscht.
Hab ich doch eine ähnliche Erfahrung erwartet, die ich vor 6 Jahren mit "Suspiria" machte. Das Schaudern, die Angst, das märchenhafte, das expressive. All das ist auch in "Inferno" zwar vorhanden aber nicht ausgearbeitet.

Interessant ist in jedem Fall, dass vieles, wie in "Suspiria" wieder in Farben eingetaucht wurde. Hier vornemlich in Rot (Pink) und Blau. Das gesamte Interiour erinnert auch an Suspiria bzw. an "Kenneth Anger". Letzterer kam mir damals sofort in den Sinn für die dämonisch, adäquate Ausstaattung in dem Film.

Während in Suspiria noch erklärt wird, sitzen wir in Inferno mit demselben Taxifahrer aus "Suspiria" im Taxi und wohnen derselben Inszenierung bei. Auch "Alida Valli" kommt uns als Dame des Hauses wieder unter.

In den nächsten Einstellungen geht es mit der Studentin in Rom in die Bibliothek, auf der Suche nach dem Buch der drei Mütter.
Gab es bei "Suspiria" noch eine Ploterklärung, wird es hier einfach gezeigt. Argento verzichtet darauf einen Plot zu erklären und reiht Episode an Episode. Es geschieht einfach....

Nun gut, deshalb schaut man aber keinen Argento Film. Man schaut sie weil man intensives, expressives erleben möchte.
Eins der gruseligsten Elemente in "Suspiria" ist für mich immer der "Score" gewesen.
Der geht "Inferno" jedoch völlig abhanden.

Nunja. Nicht völlig.

2 Szenen :
-die Tauchszene nach dem Schlüssel ist sehr intensiv. Besonders und eigentlich nur die Akustik trägt hier viel zur Spannung bei.
-die Mordszene mit dem "Nabucco" Kurzschluß ist ein wahrer Ohren & Augenschmaus.

Ansonsten leidet der Film völlig unter dem dilletanten Score von "Keith Emerson".
"Emerson, Lake and Palmer" ist schon grausig genug. :rolleyes:

Der Sound in dem Film zerstört teilweise wirklich ganze Szenen und wirkt absolut deplaziert und ich meine atmosphärische Szenen.
Der Film lebt zu 99 % nur von seiner Atmosphäre und wird meines Erachtens nach fast skapliert wenn in vielen Szenen dieses dilletantische Pianogeklimper die Atmo unterstützen soll.

Ich störe mich übrigens nicht an den Heavy Metal Eskapaden die Argento bei seinen Slasher Szenarien in "Phenomena" einsetzte. Apropos, das "Valley" Theme in "Phenomena" ist so haarsträubend atmosphärisch, dass sich mir jedesmal die Nackenhaare kräuseln. :eek:

Es muß nicht immer "Goblin" sein. Finde die Scores bei "Opera" oder auch "Sleepless" sehr passend.
Aber wenn er so, ja eigentlich wunderschöne Bilderwelten kreiert dann wünscht man sich auch einen passenden Score dazu der die Atmosphäre untestützt.
Da der Film in seiner Gesamtheit einen recht zerpflückten Eindruck macht hätte ein guter Score vieles wettmachen können.

Insgesamt gilt :

Der Film wirkte für mich wie eine "Schnell" Version von Suspiria mit Hollywood Geldern. (was ja auch im Prinzip so richtig ist) ;)
Hat eine dermaßen unfreiwillig komische Szene am Ende parat, als die Mater Tenebrarum im Halloween-Stretch-Anzug in den Flammen aufgeht :))
Hätte wirklich was draus werden können.

Erwartung groß
-
Fallhöhe tief. :(


Foto

Die xue shuang xiong (The Killer) John Woo 1989


Eingefügtes Bild

    The Killer
  • Produktionsland Hongkong
  • Originalsprache Kantonesisch
  • Erscheinungsjahr 1989
  • Länge 107 Minuten
  • Regie John Woo
  • Drehbuch John Woo
  • Produktion Tsui Hark
  • Musik Sally Yeh, Lowell Lowe
  • Kamera Wong Wing-Hang
  • Schnitt David Wu
  • Darsteller :
    Chow Yun-Fat (Jeff/Jeffrey Chow (The Killer),
    Danny Lee (Inspektor Dan Li),
    Sally Yeh (Jennie),
    Chu Kong (Sydney Fung),
    Kenneth Sang (Randy Chang),
    Shing Fui On (Johnny Weng),


Jeff (Chow Yun-Fat) ist ein Profikiller, der als Einzelgänger von seinem einzigen Freund und Partner Sydney (Chu Kong) Aufträge erhält. Als bei seinem nächsten Auftrag die Sängerin Jennie (gespielt durch Sally Yeh, eine zu der Zeit sehr populäre Sängerin in Hongkong) durch Jeffreys Vergehen ihr Augenlicht verliert, beschließt er von Schuldgefühlen geplagt ihr eine Augenoperation zu finanzieren. Die beiden kommen sich näher und er nimmt einen letzten Auftrag an um das Geld zu beschaffen. Bei diesem Auftrag heften sich der "hard boiled" Polizist Dan Li (Danny Lee) und sein Partner Randy (Kenneth Sang) an seine Fersen. Zudem setzt der Auftraggeber Johnny (Shing Fui On), der machthungrige Neffe Wengs, all seine Schergen auf Jeffrey an, denn er will nicht bezahlen.
Dan Li fängt an im Laufe der Ermittlungen immer mehr Sympathie und Gefühl für den von ihm gejagten zu empfinden. Am Ende stehen Cop und Killer Seite an Seite.

John Woo's "The Killer" oder das Hohelied der Freundschaft.

Schauplatz Kirche :

Die flackernden Kerzen, Tauben flattern durchs Bild, in der Mitte prangt ein Kreuz.
Zwei Männer sitzen dort. Ein Foto wird überreicht, sowie eine Pistole.

Syd : "Glaubst Du an Gott ?
Jeff : "Er ist mir noch nie begegnet aber ich mag den Frieden hier".


Schon von der allerersten Sequenz wissen wir "das ist zwar der Killer, aber er hat ein gutes Herz".
Gleich in der nächsten Szene vollführt er seinen Auftrag und beweißt uns, dass er tun muß was er am besten kann. Auch John Woo zeigt uns hier was er am besten kann nämlich perfekt choreographierte Shoot-Outs. Slow-Mos, Stakkato Schnitte, Zooms und dazu ein verdammt cooler Chow Yun-Fat mit natürlich zwei Knarren in den Händen. Als das Unglück passiert ist sein Schicksal unabwendbar, denn er ist der "Gute".

Natürlich wirft ihn diese Tragödie aus der Bahn und natürlich verliebt er sich in die Sängerin und natürlich ist dies auch eine typische "Gangster hilft seinem Opfer und nimmt letzten Auftrag an" Geschichte. Aber, Woo schafft es immer wieder, dass dies nicht überhand nimmt.
Als er seinen nächsten Auftrag annimmt sagt Jeff :"Ich fühle wie mich der Tod berührt." Syd fragt :"Machst Du einen Rückzieher" ?

Nachdem der Auftrag ausgeführt und Jeff einen wieder gekonnt choreographierten Shoot Out mit Wengs Killern hatte (am Strand zwischen den weißen Laken), hat er auf einmal einen Schatten in Form von Dan Li.
Als Dan Li mitbekommt wie mitfühlend dieser Killer doch ist (die Liaison zu Jennie, das angeschossene Mädchen am Strand) sagt er zu Jeffs Fahndungsprofil "er ist zielstrebig, läßt sich durch nichts beirren und er ist voller Leidenschaft" mit einem Lächeln auf seinen Lippen.
Dan Li weiß dass sein Gegner ein loyaler Gegner ist, so loyal dass Jeff selbst seinen einzigen Freund, der ihn verraten hat ziehen läßt.

Als Jeffs Attentat auf Johnny fehlschlägt folgt ihm Syd um ihn wie man meint zu töten. Doch Jeff bremst sein Auto ab und steigt aus....

Jeff : "Ich ertrage diesen Job nicht mehr, er macht mich krank."
Syd : "Ich kann das gut verstehen und ich bin froh jemanden wie Dich als Freund nennen zu können. Klären wir unsere Differenzen im nächsten Leben."
Jeff :"Das können wir auch sofort machen. Wahre Freunde können verzeihen."

Syd bezahlt am Ende mit seinem Leben für die Treue und Loyalität für Jeff und Dan Li opfert sich am Ende für ihn indem er Johnny Weng erschießt. Zuvor kämpfen beide noch Seite an Seite.
Kein echter Polzist.
Kein echter Killer.
Kaum zu erwähnen, dass dieser furiose Kirchen Shoot Out zum ultimativsten "Bloodshed" Erlebnis gehört was das HK Kino zu bieten hat und welches Woo in ähnlicher Form (mit Kirche und Tauben) in "Face/Off" wieder aufgenommen hat.

Freundschaft und Loyalität wird besonders in Woo's 80er Filmen stets dreimal so groß geschrieben und vermengt mit einem melodramatischen Pathos welches in zuckersüßem Blut auf die Leinwand gespritzt wird.
Ja und besonders was Loyalität angeht erkennt man den "Melville" Sound und den des "French Crime Cinemas". Natürlich auch was die Inszenierung angeht, den "Peckinpah", "Leone" und "Ford" Sound.
Ich würde sogar behaupten in keinem seiner anderen Filme springt einen seine Huldigung so sehr an wie in "The Killer"

B)

Ich wünsche mir, dass dieser Smiley jetzt zwei Knarren in der Hand hält ;)


Foto

Bellissima (Die Schönste) 1951 Luchino Visconti


Eingefügtes Bild

    Bellissima
  • Deutscher Titel Die Schönste
  • Produktionsland Italien
  • Originalsprache Italienisch
  • Erscheinungsjahr 1951
  • Länge 110 Minuten
  • Regie Luchino Visconti
  • Drehbuch Cesare Zavattini, Suso Cecchi d'Amico, Francesco Rosi
  • Produktion Salvo d'Angelo
  • Musik Franco Mannino
  • Kamera Piero Portalupi, Paul Ronald
  • Schnitt Mario Serandrei
  • Darsteller :
    Anna Magnani (Maddalena Cecconi),
    Walter Chiari (Alberto Annovazzi),
    Tina Apicella (Maria Cecconi),
    Gastone Renzelli (Spartaco Cecconi),
    Tecla Scarano (Tilde Spernanzoni),
    Lola Braccini (La moglie del fotografo),
    Arturo Bragaglia (Il fotografo)


"Bellissima" ist Viscontis dritte Film-Regie (ich schreibe "Film-Regie", da der Maestro ja auch als Theater und Opern Regisseur in die Geschichte eingegangen ist)und entstand ca. drei Jahre später nach "La Terra Trema".

Schon in der Einführungssequenz merken wir dass sich das Italien welches "Visconti" uns zuvor zeigte ein etwas anderes ist. "Aufbruchsstimmung" ist das Stichwort.
Rom, Anfang der 50'er Jahre. Italien blüht auf, die Zeit der Depression scheint vorüber.

Eingangssequenz :

"Cinecittà", Rom. Ein Wettbewerb soll stattfinden, gesucht wird ein kleines Mädchen für eine Rolle in einer neuen Produktion des aufstrebenden Filmstudios. Hunderte von Müttern warten mit ihren Töchtern auf Einlass. So auch "Maddalena Cecconi" (Anna Magnani, nach "Roma, città aperta" in wohl einer ihrer besten Rollen), die versessen darauf ist ihre einzige Tochter "Maria" (Tina Apicella) im Film zu sehen.
"Maddalena", selbst aus einfachen Verhältnissen kommend, arbeitet als selbsständige Krankenschwester und spart jeden Lire für die Karriere ihrer kleinen "Maria" auf. Von einer wahren Inbrunst an Temperament getrieben, gibt sie immer mehr Geld für ihre kleine Tochter aus um die Konkurrenz auszustechen. Eine Schauspiellehrerin muß her, Ballettunterricht und sogar die Frisur muß geändert werden. Als der im Studio arbeitende, junge "Alberto" auf sie aufmerksam wird, gibt sie ihm all Ihr gespartes nur damit er "Maria" in die engere Wahl schleußt.
Es werden Testaufnahmen gemacht und "Maddalena" wird heimlich Zeugin des Screenings bei dem sich die Studiobosse über die Szene mit "Maria" lustig machen und sie hämisch auslachen.
Was nun folgt ist eine bittere Abrechnung mit der Filmindustrie bzw dem Showbiz und wird nicht gespoilert.

Der dritte der Viscontis in meiner Filmreihe mit meinem lieben Film-Kollegen. Nach "Ossessione" und "La Terra Trema" verwirrte mich "Bellissima" schon ein wenig. Kommt er doch so leichtfüßig daher und erinnerte mich mehr an das Kino "De Sica's" ("Miracolo a Milano", "Matrimonio all'italiana") als an die schwere Dramatik im nachfolgenden Werk Viscontis.
Der Grund dafür heißt definitiv "Anna Magnani" !
Man kann sich förmlich vorstellen wie der Meister gesagt hat "Hier ist die Kamera, du hast alle Freiheit der Welt und jetzt spiel !" Diese Frau bringt ein dermaßen heißes Temperament in den Film, dass einem fast schwindelig wird. Sie hat immer alles unter Kontrolle während der Ehemann, welcher sie oft zur Vernunft bringen will, gegen so einen Italo D-Zug einfach keine Chance hat.

Wie ich eingangs schon schrieb kommt dieser Film äußerst leichtfüßig daher aber nur scheinbar. Die großen dramatischen Momente kommen erst noch und so gewinnt dieser Film immer mehr an Fallhöhe. Es kann nach dem Screening einfach nur zu einer Explosion der Gefühle kommen.

Eine ähnliche Fallhöhe haben für mich "L'Innocente" und "Senso" bei Visconti.

Und dennoch fühlte ich mich am ehesten an einen Film erinnert, der in gleicher Zeit ähnliche Kritik äußert und zwar "Sullivan’s Travels" von "Preston Sturges". Insbesondere was die Fallhöhe angeht ;)

Ja eigentlich reiht sich der Film in eine Reihe ein in der sagen wir mal "Sunset Boulevard" von Wilder, "The Bad and The Beautiful" von Vincente Minnelli und "Sullivan's Travels" von Preston Sturges stehen. Denn auch "Bellissima" zeigt wie kein anderer die Maschinerie des Showbiz und entlarvt sie schonungslos. Vor allem das in einer Zeit als "Cinecittà" aufblühte kommt Visconti und hält sogleich einen Spiegel davor. Alle Achtung !

Zum Abschluss bleibt nur eins zu sagen :

Auch hier hat sich ein Bild festgebrannt und zwar die Szene in der "Anna Magnani" mit ihrer Tochter nach dem Screening erschöpft und verzweifelt auf einer Bank an einem Platz sitzt und im Hintergrund ein Zirkuszelt steht !
Deutlicher kann man die Schmach und Schande, die diese Frau erlitten hat nicht zeigen. Doch wie subtil...

Allein wenn ich dran denke, kommen mir die Tränen :cry:


Foto

La Terra Trema (Die Erde bebt) 1948 Luchino Visconti


Eingefügtes Bild

    La Terra Trema
  • Deutscher Titel Die Erde bebt
  • Produktionsland Italien
  • Originalsprache Italienisch
  • Erscheinungsjahr 1948
  • Länge 153 Minuten
  • Regie Luchino Visconti
  • Regieassistenten: Francesco Rosi, Franco Zeffirelli
  • Drehbuch Luchino Visconti und Antonio Pietrangeli
  • nach dem Roman „I Malavoglia“ von Giovanni Verga
  • Produktion Salvo dAngelo, Renato Silvestri
  • Musik Willy Ferrero
  • Kamera Aldo Graziati
  • Schnitt Mario Serandrei
  • Darsteller :
    Antonio Arcidiacono (‘Ntoni),
    Giuseppe Arcidiacono (Cola),
    Nelluccia Giammona (Mara),
    Agnese Giammona (Lucia),
    Giovanni Greco (Großvater),
    Nicola Castorina (Nicola),

Viscontis zweiter Film spielt in einem kleinen sizilianischen Dorf Ende des zweiten Weltkriegs. Erzählt wird die Geschichte der Familie "Valastro", die wie so viele in diesem Dorf seit Generationen als Fischer aufs Meer hinausfahren. Ihren Fang müssen sie an die örtlichen Fischhändler verkaufen, die die Ware für einen Spottpreis abnehmen und die kleinen Fischer seit jeher ausbeuten. Als der junge "`Ntoni Valastro" sich die Schikane der Händler nicht länger gefallen lassen will kommt es zum Tumult indem die "Waagen" der Händler ins Wasser geworfen werden.
Die Händler verzichten dennoch auf polizeiliche Maßnahmen, da sie auf die Fischer angewiesen sind. "`Ntoni", fest entschlossen sein Schicksal sowie das seiner Familie zu ändern will künftig auf "eigene Rechnung" arbeiten. Er nimmt eine Hypothek auf das Haus der Familie auf und kauft sich von dem Geld ein eigenes Boot. Nach ersten eigenen Erträgen nimmt das Unglück seinen Lauf und ein Sturm zerstört das Boot und somit die "neue" Lebensgrundlage sowie den Traum vom selbstbestimmten Leben.

Viscontis zweite filmische Regiearbeit ist noch mehr als "Ossessione" voll und ganz dem "italienischen Neorealismus" verpflichtet.
Visconti arbeitete hier ausschließlich mit Laiendarstellern aus und der Umgebung von "Aci Trezza", dem kleinen sizilianischen Fischerdorf indem der Film spielt.

Der fast dreistündige "La Terra Trema" ist ein sehr deutliches Beispiel dafür wie nahe und ungeschminkt Visconti seinen Figuren zu Leibe rückt. In der Originalfassung wird ausschließlich sizilianisch gesprochen. Nicht italienisch (die Sprache der Reichen). Als Erzähler fungieren "Visconti" und Drehbuchautor "Pietrangeli".
Mit einer fast-dokumentarischen Genauigkeit schildert Visconti die ärmlichen Verhältnisse der Fischer und zeigt auf der anderen Seite den immer noch herschenden Reichtum des Kapitalismus.
Wie schon in "Ossessione" erkundet "Visconti" auch hier die Räume und Häuser bis ins letzte Detail und schafft mit gekonntem Hell/Dunkel Kontrast magische Bilder.
Nicht zu vergessen die Szenen bei Nacht in denen die Fischer die Laternen auf den Boten anzünden. Ein Bild allerdings hat sich für immer und ewig eingebrannt
Eingefügtes Bild :love:

„Wenn ich genug Zeit habe, und die habe ich,“ sagt die Schnecke, „höhle ich den Stein.“ Die Händler haben Zeit. Am Schluss bleibt der Familie Valastro „nicht mehr als die Augen zum Weinen“.


Foto

Ossessione (Besessenheit) 1943 Luchino Visconti


Eingefügtes Bild

    Ossessione
  • Deutscher Titel Besessenheit/Besessen
  • Produktionsland Italien
  • Originalsprache Italienisch
  • Erscheinungsjahr 1943
  • Länge 140 Minuten
  • Regie Luchino Visconti
  • Drehbuch Luchino Visconti, Mario Alicata, Giuseppe De Santis, Gianni Puccini
  • nach dem Roman "The Postman Always Rings Twice" von James M. Caine
  • Produktion Libero Solaroli
  • Musik Giuseppe Rosati
  • Kamera Domenico Scala, Aldo Tonti
  • Schnitt Mario Serandrei
  • Darsteller :
    Clara Calamai (Giovanna Bragana),
    Massimo Girotti (Gino Costa),
    Juan de Landa (Signore Bragana),
    Vittorio Duse (L'agente di polizia)

Der Film spielt im faschistischen Italien des Jahres 1942. Der Landstreicher und Gelegenheitsarbeiter Gino (Massimo Girotti) macht Halt in einer Tratorria nahe der Adriaküste. Dort trifft er in der Küche auf die junge Giovanna (Clara Calamai), die Frau des Besitzers Signore Bragana (Juan de Landa). Vom ersten Moment an verlieben die beiden sich leidenschaftlich ineinander. Getrieben von Ihren Sehnsüchten, Begierden, Hoffnungen und Frustrationen hecken sie einen teuflischen Plan aus, den Ehemann zu ermorden.
Damit nimmt das Unglück seinen Lauf.

Viscontis Regiedebut "Ossessione" basiert auf dem Noir-Krimi "The Postman Always Rings Twice" von James Cain. Den Roman bekam Visconti von "Jean Renoir", den er zuvor in Paris kennenlernte sowie als Regieassistent bei zwei seiner Filme mitwirkte.

Obwohl es sich bei diesem Stoff um eine "Crime" Story handelt gilt "Ossessione" als Beginn des "italienischen Neorealismus". Visconti nutzt diese Kriminalgeschichte als Rahmen für ein realistisches Bild eines Italien unter der Besetzung Mussolinis.
Er zeigt tatsächliche, ungeschönte Verhältnisse und richtet sich gegen die damalige Propaganda.
1943, kurz nach seiner Premiere, wird der Film sofort beschlagnahmt.

Soviel zu den Fakten.

Was bemerkenswert ist, wie dermaßen ausgeprägt, im Hinblick auch auf das Spätwerk, Viscontis Handschrift schon so deutlich erkennbar ist.
Allein die Einführung des Charakters von "Gino" ist so großartig. Wir sehen ihn zum ersten Mal "ganz" wenn er "Giovanna" direkt in ihre Augen sieht.
Vorher wird er nur im Schatten, von hinten oder von der Seite gezeigt.
Viscontis "Kino der Blicke" braucht keine Erklärungen. Mit jeder Geste und jedem Blick wissen und spüren wir was in ihnen vor sich geht.
Diese spannungsgeladenen Momente ziehen sich bis in sein Spätwerk. Ob bei "Helmut Berger" und "Romy Schneider" oder bei "Dirk Bogarde" und "Björn "Andresén". Immer wieder sind es Blicke, die einem fast den Atem rauben.

Weiterhin arbeitet Visconti hier auch schon stark mit Hell/Dunkel Kontrast. Das Motiv des Tretens in die Dunkelheit und wieder hinaus wird hier fast in allen Innenraum Szenen zelebriert.
Noch stärker ist dies in seinem zweiten Film "La Terra Trema" zu finden.

Letzterer wird dann auch mein nächster Eintrag zu Luchino Visconti sein.

Abschließend bleibt nur noch zu sagen : Die Handschrift eines Meisters.


Foto

Classe tous risques (Der Panther wird gehetzt) 1960 Claude Sautet


Eingefügtes Bild

    Classe tous risques
  • Deutscher Titel Der Panther wird gehetzt
  • Produktionsland Frankreich, Italien
  • Originalsprache Französisch
  • Erscheinungsjahr 1960
  • Länge 104 Minuten
  • Regie Claude Sautet
  • Drehbuch Claude Sautet, Pasqual Jardin
  • Produktion Robert Amon, Jean Darvey
  • Musik Georges Delerue
  • Kamera Ghislain Cloquet
  • Schnitt Albert Jurgenson
  • Darsteller :
    Lino Ventura: (Abel Davos),
    Jean-Paul Belmondo (Eric Stark),
    Sandra Milo(Liliane),
    Jacques Dacqmine (Blot)

Der alternde Gangster Abel Davos (Lino Ventura) sieht sich gezwungen zusammen mit seiner Frau, seinen zwei Söhnen und seinem Komplizen von Italien nach Frankreich zu fliehen. Der Plan scheint aufzugehen als es am Strand von Südfrankreich zu einer Schießerei mit der Polizei kommt und seine Frau sowie sein Komplize sterben. Abel taucht unter und wendet sich an seine alten Gangster-Freunde aus Paris, um seine Flucht zu organisieren. Die Freunde von damals allerdings sind mittlerweile reich und ehrbar geworden. Sie schicken einen jungen Handlanger in einem als Krankenwagen getarnten Fluchtfahrzeug. Dieser lässige und schlitzohrige Gauner Eric Stark (Jean-Paul Belmondo) mit der schönen Schauspielerin Lilliane (Sandra Milo) an seiner Seite, wird sein Freund und hilft Abel sich und seine Kinder sicher unterzubringen. Während Abel mit Hilfe Erics sein Untertauchen organisiert, wird er von seinen alten Freunden verraten. Er beginnt einen tödlichen Rachefeldzug.

Claude Sautet's "Classe tous risques" ist mit Jacques Becker's "Touchez pas au Grisbi" zusammen, definitiv eine der frühen, kleinen Perlen im französischen Noir Kino.

Allerdings hatte Sautet's Film nicht den gleichen Erfolg wie "Grisbi" was auch zum großen Teil daran liegt wie erschütternd es für das Publikum, der damaligen Zeit, gewesen sein muss Abel als Gangster und Vater zu sehen, der mit seinen Kindern flieht, sie liebt und dennoch den Verrat rächen muß. Die Kinder sind verloren.

Interessant ist auch die Freundschaft zwischen Abel (Ventura) und Eric (Belmondo). Er der Alt-Gangster und Familienvater und Belmondo der junge, coole Voyou.

Kein Wunder, dass jemand wie "John Woo" diesen Film zu seinen Lieblingen zählt, findet sich dort ein ähnlicher, loyaler Freundschaftskodex wieder.

Loyalität und Ehrlichkeit ist es was in diesem Film ganz groß geschrieben wird. Zu sich selbst (Abel) und zu anderen.

-"Raymond, nach der Sache in Turin habe ich geglaubt, du läßt mich im Stich. Ich hätte das verstanden, denn so eine Familie ist eine Belastung. Es ist meine Familie und nicht deine."
-"Ich wollte es auch, man hat manchmal so blöde Einfälle"
(beide lachen)
Kurz darauf werden Raymond und Therese (Abels Frau) erschossen.

Abels Loyalität geht zum Schluss soweit, dass er nach seinem Rachefeldzug erkennt, dass er sich stellen muß um nicht noch mehr Menschen zu verlieren die er liebt.

"Das wärs"


Foto

Bad Timing (Black out-Anatomie einer Leidenschaft) 1979 Nicolas Roeg


Eingefügtes Bild

  • Bad Timing
  • Deutscher Titel Black out – Anatomie einer Leidenschaft
  • Originaltitel Bad Timing
  • Produktionsland Großbritannien
  • Originalsprache Englisch, Deutsch
  • Erscheinungsjahr 1980
  • Länge 122 Minuten
  • Altersfreigabe FSK 18
  • Regie Nicolas Roeg
  • Drehbuch Yale Udoff
  • Produktion Jeremy Thomas
  • Musik Richard Hartley
  • Kamera Anthony B. Richmond
  • Schnitt Tony Lawson
  • Darsteller :
    Art Garfunkel (Alex Linden),
    Theresa Russell (Milena Flaherty),
    Harvey Keitel (Inspektor Netusil),
    Denholm Elliott (Stefan Vognic)


"Well she's up against the register with an apron and a spatula,
Yesterday's deliveries, tickets for the bachelors
She's a moving violation from her conk down to her shoes,
Well, it's just an invitation to the blues"


Tom Waits - Invitation to the Blues

Mit diesem Song leitet Nicolas Roeg seinen 5. Spielfilm ein. Während wir den traurigen Song von Waits hören, folgen wir den beiden Hauptdarstellern "Art Garfunkel" und "Theresa Russel" durch ein Museum in Wien. An den Wänden : Die bekannten "goldenen" Gemälde von Gustav Klimt inkl. "der Kuss". Die Credits laufen und enden bei einem anderen Gemälde von Klimts Schüler "Egon Schiele". Schieles "Kuss" ist ein anderer als bei Klimt. Das Bild ist düster und bizarr.

Allein dieses Intro erzählt schon viel von dem folgenden verschachtelten Melodram.

Der amerikanische Psychoanalytiker Alex Linden (Art Garfunkel) wartet in der Notaufnahme eines Krankenhauses in Wien auf eine Nachricht über den Gesundheitszustand seiner soeben eingelieferten Geliebten Milena (Theresa Russel), die sich mit Schlaftabletten das Leben nehmen wollte.
In harten Schnitten schwenkt der Film von der OP zur polizeilichen Befragung von Alex Linden durch den akzentfreies Englisch sprechenden Inspektor Netusil (Harvey Keitel). Alex Lindens Gedanken schweifen zurück und wir sehen einzelne Fragmente seiner Beziehung zu Milena als nichtchronologisch erzählte Rückblicke.
Milena ausufernd extrovertiert, freiheits und exzess liebend ist verheiratet mit einem Mann (Denholm Elliott) in der Tschecheslowakei, den sie immer noch sieht und liebt.
Alex der intelektuelle Psychoanalytiker ist voller Eifersucht und schon bald ermüdet er auch an der exzessiven Sexualität Milenas.
Wir werden Teil einer triebhaften Beziehung, deren Grenzen überschritten werden bis zur Selbstaufgabe Milenas.

Nicolas Roegs verschachteltes Melodram ist der erste Film mit seiner späteren Ehefrau "Theresa Russel", die danach in einigen weiteren Filmen Roegs immer dabei sein wird.
Roeg hat wie auch in seinem Vorgänger "The Man who fell to Earth" die Hauptrolle mit einem Popstar besetzt.
Für Theresa Russel bedeutete der Film einen Durchbruch. Spielt sie diese borderline ähnliche Rolle doch von der ersten bis zur letzten Einstellung perfekt. Bis ins Mark möchte man fast sagen.

Interessant bei "Bad Timing" und noch mehr als bei seinen Vorgängern ist die komplette nichtlineare Erzählstruktur des Films.
Die Struktur des Films wirkt wie eine Psychoanalyse.
Depression und Freude sind nur einen Schnitt voneinander entfernt, Anfang und Ende verlieren sich, Gedankensplitter wirken als Parallelmontage etc.

Wie in Roegs Vorgängern nehmen Spiegel einen wichtigen Platz für metaphorische Elemente des Erzählens ein sowie Bilder und Symbole in der Inszenierung.

Roegs "Bad Timing" ist ein komplizierter Film über eine komplizierte Beziehung. Bitter und leicht verstörend. Theresa Russel vergisst man nie !


Foto

Mortelle randonnée (Das Auge) 1983 Claude Miller


Eingefügtes Bild

  • Mortelle randonnée
  • Deutscher Titel Das Auge
  • Originaltitel Mortelle randonnée
  • Produktionsland Frankreich, Deutschland
  • Originalsprache französisch
  • Erscheinungsjahr 1983
  • Länge 120 Minuten
  • Altersfreigabe FSK 16
  • Regie Claude Miller
  • Drehbuch Michel Audiard, Jacques Audiard
  • Produktion Bernard Grenet, Charles Gassot
  • Musik Carla Bley
  • Kamera Gilbert Duhalde, Pierre Lhomme
  • Schnitt Albert Jurgenson
  • Darsteller : Michel Serrault (das Auge),Isabelle Adjani (Catherine Leiris/Lucie, Marie), Geneviève Page(Mme. Schmidt-Boulanger), Sami Frey (Ralph Forbes),Jean-Claude Brialy (Voragine), Patrick Bouchitey (Michel de Meyerganz), Guy Marchand (Der blasse Mann), Stéphane Audran (Die Frau in Grau), Macha Méril(Madelaine)

Zum ersten Mal diesen französischen 80'er Jahre Klassiker gesehen und bin zutiefst beeindruckt !

Ein verbitterter belgischer Privatdetektiv, genannt "das Auge" (Michel Serrault) bekommt noch einmal eine letzte Chance. Diese letzte Chance wird zu seiner imaginären Suche nach seiner verstorbenen Tochter, die er nie zu Gesicht bekommen hatte und deren Gesicht er immer wieder auf einem alten Schulfoto verzweifelt sucht.

Er soll Informationen über die Freundin (Isabelle Adjani) des Sohnes seiner Klientin herausfinden. Doch kurzerhand bringt die Freundin den Sohn um.
Er heftet sich an ihre Spuren und folgt ihr quer durch Europa, sieht zu wie sie sich auf blutigste Weise immer wieder ihrer Liebhaber entledigt und fängt an ihr zu helfen, indem er ihre Spuren beseitigt.
Catherine (Isabelle Adjani) wird für ihn immer mehr zu Marie (seiner Tochter) und Catherine spricht immer zu über ihren Vater, den sie entbehrt.
Es entsteht eine imaginäre Vater-Tochter-Beziehung.

Er wird allmählich zu ihrem unsichtbaren Komplizen, der seine schützende Hand über sie hält und schließlich selbst zum Mörder wird indem er, blind vor eifersüchtigen Vatergefühlen, den blinden Liebhaber, den sie zum Ehemann auserkoren hat, vor einen Bus stößt. Diese Reise ist für beide noch nicht zu Ende....

"Er wartete kaum drei Jahre, er wußte dass es die letzte Nacht seines Lebens war, als er endlich die Tür erblickte und so stieß er die Tür auf und trat in das Foto ein"


Dieser Film ist ein höchst psychologischer Film, am ehesten fasst noch die Schublade Psycho-Drama gemixt mit einem Schuss Thriller und schwarzer Komödie.

Die Figur des Privatdetektivs, genial gespielt von Michelle Serrault, spricht und kommentiert ständig in einem inneren Monolog und bezieht die Geschehnisse "immer" in Zusammenhang mit seiner verstorbenen Tochter. Sehr bizarr und oft auf eine recht schwarz humorige Art und Weise erinnert dies streckenweise sogar an Louis de Fuinès.

Die Adjani, die mysteriöse Schöne, die passend zu ihrem zerstörten Inneren, nach jedem Mord ihr Aussehen wechselt ist genauso wie Serrault eine einsame, zerstörte Seele die an einem Vaterkomplex leidet und so zieht sich ein Band zwischen den beiden, welches für uns als Zuschauer immmer sichtbarer wird, welches aber wiederum nur im kaputten Seelenleben dieser zwei verankert ist.

Claude Miller ist ein Name den man häufig bei Truffaut liest, ebenso bei Godard und Bresson. War er dort noch Produktionsleiter und Regieassistent.
1975 drehte er seinen ersten Film "La Meillure Facon de marcher" (Unser Weg ist der Beste), später folgte dann "Das Verhör" (Garde á vue) mit Lino Ventura und Romy Schneider und dann "Das Auge" (Mortelle randonnée).
Miller wird oft immer als Schauspieler Regisseur genannt. Was diesen Film angeht so muß ich dem Recht geben, vor allem Michel Serrault ist so dermaßen beeindruckend, dass man mehrmals den Hut ziehen möchte. Isabelle Adjani spielt überragend gut, perfekte Besetzung für diese Borderline Rolle.

Habe Blut geleckt.
Interessant für mich wären die beiden "Gainsbourg" Streifen, die er danach gemacht hat. "Das freche Mädchen" & "Die kleine Diebin" !
Leider nirgendwo zu bekommen :(







Neuste Kommentare

Kategorien

Letzte Besucher

Aktuelle Besucher

Mitglieder: 0, Gäste: 0, unsichtbare Mitglieder: 0

Filmtagebuch von...

Short Cut
  • Senior-Member
  • PIPPIPPIPPIP
  • 797 Beiträge