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Ornament & Verbrechen Redux

There is no charge for awesomeness. Or beauty.




Foto

Dead men



19

Treffen sich zwei T-Shirts. Fragt das eine: "Happy?" Antwortet das andere: "It's better to 'burn out' than to fade away."

Angst vor dem Ausgebranntsein brauchen die Träger der beiden T-Shirts nicht zu haben. Denn Sinnleere prägt die Gesellschaft des modernen Japans, wie sie Kazushi Watanabe in seiner ersten Regiearbeit porträtiert.
Die Ziellosigkeit der Generation Slacker, deren Erscheinen auf der Leinwand ebenso wie das Wiederauftauchen des Gangsters im Film die Krise der Arbeitsgesellschaft symbolisiert, spiegelt 19 in der impulsiven Wahl der Reiseroute wider. Ein willkürlicher Start, kein Ziel, kein Plan, ein willkürliches Ende. Die Zeit der großen Ideen und Ideale ist vorbei, so mancher hat gar das Ende der Geschichte deswegen verkündet.
Erfahrbar bleibt die Beschleunigung der medialen Gesellschaft, die geschichtslos in einem Zustand des "rasenden Stillstands" (Paul Virilio) auf der Stelle tritt. Sehr treffend bringt dies der Film visuell auf den Punkt, in dem er eine rasend schnelle Videoästhetik verwendet, bei der wie in der Einsteinschen Relativitätstheorie die Bilder immer mehr zum Stehen kommen. Passend dazu löst sich das Bild immer grobkörniger auf, als gälte die Heisenbergsche Unschärferelation auch für die Filmproduktion. Und das Ganze sieht außerdem auch noch prächtig aus wie ein Bildband von Anton Corbijn.
Was bleibt an Werten in dieser Phase der Desorientierung? Der Aufstand der Dinge, die aus den Tempeln des Konsums befreit werden müssen. Dorthin, in die Sammelbilder der Waffeln, ist der Kampf Gut gegen Böse, der Kampf der Engel gegen die Teufel verbannt.

Am Ende überlebt nur eines der beiden eingangs erwähnten T-Shirts. "Happy?" Nein, Glück ist was anderes.

Zuerst veröffentlicht auf kino.de am 20.01.2003

kino.de