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Ich habe dir niemals einen Hasenbraten versprochen

Cjamangos neues Filmtagebuch

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"Nature has a way of correcting itself."


La Linea (DVD)

Shields (Ray Liotta) ist Profikiller. Sein neuer Auftrag führt ihn nach Tijuana, wo er den Unterboß eines ansässigen Verbrecherclubs erledigen soll. Dazu heuert er seinen Kumpel Wire (Kevin Gage) an. Bei der Durchführung jedoch legt er beunruhigende Anzeichen von Unprofessionalität an den Tag. Und bevor er es sich versieht, muß er sich mit den verfeindeten Latinos, mit Taliban und den Goons vom C.I.A. herumschlagen...

LA LINEA ist ein ordentlich geskripteter und vorzüglich besetzter Noir-Actionthriller, der eindeutig besser war, als ich es erwartet hätte. Statt des genretypischen Kasperkrams serviert der Film gute Charaktere. Selbst Nebenfiguren sind interessant, weil man immer eine Menge persönlicher Konflikte im Beigepäck spürt. Schwächen offenbart das Drehbuch nur da, wo diese Konflikte näher expliziert werden. Ray Liottas Trauma beispielsweise – er hat bei einem Job mal eine unbeteiligte Frau erledigt – ist nicht sonderlich originell. Auch die Hure mit dem goldenen Herzen hätte man sich sparen können. Im wesentlichen werden die Besonderheiten der Figuren aber nur angedeutet, was im Rahmen eines solchen Filmes gut funktioniert. Neben Liotta ist Andy Garcia zu bewundern als patriarchalischer Gangsterboß, Esai Morales und Jordi Vilasuso als die Unterbosse (= seine verfeindeten Ziehsöhne), Bruce Davison als wunderbar schleimiger C.I.A.-Mann, der aus dem Ruhestand gerissen wird, Armand Assante als undurchsichtiger Priester, und sogar die britische Kickbox-Kanone Gary Daniels wurde für eine gute Nebenrolle reanimiert. Wer dummbatzige Proll-Action will, sollte sich fernhalten. Eher ist LA LINEA vergleichbar mit einer Mischung aus OPERATION KINGDOM und SYRIANA, denn die Interessen der verschiedenen Verbrecherorganisationen (Drogenkartell, Taliban, C.I.A.) sind so untrennbar miteinander verwoben, daß die Gangster selbst durcheinanderkommen. Sehr nett fand ich das Detail, daß die verdeckte Operation des amerikanischen Geheimdienstes natürlich unter der Prämisse der Terroristenbekämpfung läuft, obwohl es keinem der Großkopfeten ernsthaft um die Taliban geht. Die reißen da ihre Witze drüber, während die Afghanen irgendwo in den Machtspielchen verlorengehen... Kurzum, kein völliger Kracher, aber überaus nette Unterhaltung für gehärtete Naturen.


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Klingelingelongg Omiporns Geistertruhe


4bia (HK-DVD)

Kennt Ihr schon Banjong Pisanthanakun? Oder Parkpoom Wongpoom? Oder Rübezahl Kandinski? Die ersten beiden sind die Regisseure des kreuzunheimlichen SHUTTER – zwei Namen, die ich mir niemals werde merken können! (Den dritten kenne ich nicht.) Im Episodenfilm 4BIA (US-Titel: PHOBIA) stammen immerhin zwei der vier Geschichten von ihnen.

Episode 1: Eine junge Frau lernt nach einem Unfall den James-Stewart-Effekt kennen, da sie monatelang in Gips liegt und nicht aus ihrem Zimmer kommt. Sie hat keine Grace Kelly, die auf sie aufpaßt, und ist deshalb ein wenig einsam. Erfreulicherweise besitzt sie aber einen Computer und ein Handy, und so sind der Kontaktnahme mit Unbekannten Türen und Tore geöffnet. Daß man dabei auch an den Falschen geraten kann, sagt einem der gesunde Menschenverstand. Doch der Verehrer, den sie trifft, ist wirklich der Jackpot...

Episode 2: An einer Schule haben sich ein paar jugendliche Rabauken einen Außenseiter vorgenommen, den sie nach Kreuz und Faden drangsalieren. Jener aber versteht sich auf schwarze Magie, und so wird alles wieder Blut...

Episode 3: Vier Freunde unternehmen zusammen einen Camping-Ausflug in den finsteren Tann. Dabei reden sie viel dummes Zeug. Unter anderem geht es um die Legende, daß jener, der beim Schlafen in der Mitte liegt, das Opfer von Geistern werden kann. Da sich kurz darauf ein Ruderunfall zuträgt, bekommen die Camper die Gelegenheit, diesen Mythos auf seinen Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen...

Episode 4: Eine hübsche Stewardess wird mit einem Spezialauftrag betraut. Eine hübsche Prinzessin will unbedingt sie als Flugbegleiterin haben. Ihre Wahl erklärt sich ganz einfach: Die Stewardess hat ihr den Prinzen ausgespannt. Doch Rache ist süß, denn als kurz darauf die Prinzessin stirbt, bekommt die Stewardess einen weiteren Spezialauftrag: Sie soll die Leiche transportieren...

4BIA präsentiert ein sehr gemischtes Quartett, das aber für mein Empfinden gut arrangiert ist. Die erste Geschichte hat zwar eine etwas alberne Prämisse, ist aber durchweg angenehm gestaltet. Als Appetizer gut geeignet. Mit der zweiten Geschichte konnte ich nicht viel anfangen, zumal sie von Anfang bis Ende in einem extrem grellen Stil aufgemacht ist, ein wenig wie ein Werbetrailer, voller scharfer Schnitte, krachender Musik, Tiefenschärfespielereien und ähnlichem Tamtam. Das soll wohl experimentell gemeint sein, aber mir ging infolgedessen die Rachegeschichte ziemlich am Po vorbei, und die albernen Computereffekte gaben mir dann den Rest. Da lobe ich mir die dritte Geschichte, die – wie die abschließende – von den SHUTTER-Experten stammt. Zwar ist sie eindeutig als lustiges Intermezzo gedacht, ist aber in ihrem vergleichsweise ruhigen Erzählstil eine echte Erholung nach dem blutigen Gekasper der zweiten Episode. Auch mixt sie auf durchaus geschickte Weise Gruseleffekte mit selbstreferentiellem Humor. Letzteren fand ich sehr drollig, zumal sich die SHUTTER-Männer über die blöde Mode des Spoilerns lustig machen, und das auf so spaßige und dreiste Weise, daß ich schallend gelacht habe. Nur soviel: Es wäre schon gut, wenn man THE SIXTH SENSE, THE OTHERS und natürlich SHUTTER bereits gesehen hat... (Und TITANIC, aber da verrate auch ich schon hier: Das Schiff geht unter!) Den Abschluß macht dann eine hübsche Terror-Episode, bei der man schreckhafte Naturen einige Male von der Wand abkratzen müssen wird. Kurzum, eine hübsche Packung, die in Thailand so erfolgreich war, daß es vom selben Team bereits eine Fortsetzung gibt. Empfehlung an die Asien-Label: Rausbringen!


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Das böse Loch des letzten Hammers


To The Devil A Daughter (GB-Video)

Okkultbuchautor John Verney (Richard Widmark) wird von einem entfernten Bekannten darum gebeten, auf dessen Tochter aufzupassen. Wie es scheint, ist Catherine (Nastassja Kinski) das Mündel von Satanisten, die sie mit Erlangen der Volljährigkeit der Übelkrähe Astaroth weihen wollen. Um das zu verhindern, muß der skeptische Thomas alle Register der Christentums ziehen...

Da THE EXORCIST 1974 zu einem Überraschungserfolg geworden war, mußte natürlich auch die renommierte Produktionsgesellschaft „Hammer Films“ noch einen Schocker in dieser Richtung produzieren, der dann auch ihr letzter Ausflug in den Leinwandhorror werden sollte. Als Stoff wählte man sich ein Buch von Dennis Wheatley aus, der bereits „Hammer“-erprobt war und für Terence Fishers glänzenden THE DEVIL RIDES OUT und den weit weniger bemerkenswerten BESTIEN LAUERN VOR CARACAS verwendet worden war. TO THE DEVIL A DAUGHTER funktioniert größtenteils wie ein Kriminalfilm im okkulten Bereich, in dem die übernatürlichen Einsprengsel ebenso deplaziert erscheinen wie der würdevolle Widmark, der hier eindeutig aus „name dropping“-Gründen eingesetzt wurde. (Freilich wirkte er hier nicht so unglücklich wie in Irwin Allens Granate DER TÖDLICHE SCHWARM, aber der spielte auch in einer ganz anderen Liga...) Beeindruckend an dieser Neusichtung von TO THE DEVIL A DAUGHTER fand ich die erzkonservative Haltung des Filmes, die Sexualität per se als etwas Negatives, als Anzeichen dämonischen Wirkens diffamiert. In der garstigsten Szene des Filmes wird die noch minderjährige Frau Kinski von einem Baby-Astaroth heimgesucht, der aussieht wie ein unglücklicher Plüschlurch und sich an ihrer Muschi zu schaffen macht. Blutig, schleimig, eklig – Sex, wie wir ihn kennen! Im Zentrum der Handlung steht die Fruchtbarkeit, und stets wird sie konnotiert mit Sünde, Verderbnis und anderen tendenziell unerfreulichen Dingen. Erfreulich ist einmal mehr die prachtvolle Stimme von Christopher Lee, der hier eine recht ordentliche Rolle als exkommunizierter Priester versieht, der der Jungfrau zeigen will, wo der Zimmermann das Loch gelassen hat. In Nebenrollen sind noch Honor Blackman, Denholm Elliott und Eva-Maria Meineke zu sehen – allesamt prima Schauspieler, die sich hier aber mit törichtem Material herumschlagen müssen. Etwas aufgewertet wird der Film durch eine kompetente Kameraarbeit und den guten Regisseur, Peter Sykes, der vorher für „Hammer“ den überdurchschnittlichen DEMONS OF THE MIND gemacht hatte. Insgesamt war es interessant, dem Film wiederzubegegnen – ich hatte ihn seit ca. 25 Jahren nicht gesehen –, aber er stellte wirklich den Beleg für die Unfähigkeit der Firma „Hammer“ dar, einen modernen Horrorfilm zu machen. „Hammer“ hatte immer für das klassische Horrorkino gestanden und dort viele Jahre lang seine Fans bedient. Mit diesem dezent unappetitlichen Hybriden tat sich niemand einen großen Gefallen, und so überließ das Haus fortan anderen Firmen das Feld. Das mag ein guter Einfall gewesen sein.


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Danza de Hotzplotz dio, verfemmnemmbemm!


Incubus (1965) (US-DVD)

In einem Dorf namens Nomen Tuum gibt es eine Rehtränke, von der man sagt, daß ihr Wasser heilbringende Wirkung habe. Da sich dort neben „echten“ Kranken auch viele Menschen einfinden, die dem Erzlaster (brumm, brumm!) der Eitelkeit frönen, haben dort Sukkubi ihr Zelt aufgeschlagen, die die Prahlhänse in den Höllenschlund locken. Sukkubus Kia tut ihr Bestes, um den verwundeten Soldaten Marc (William Shatner) zu verführen, doch es fruchtet alles nichts. Da muß ein Inkubus her...

Auhauerha, was ist hier denn passiert? Dieses verschollene Werk vom späteren TV-Produzenten Leslie Stevens stellt eine der unglaublichsten Kuriositäten dar, die ich jemals sehen durfte – ein preisgünstig gedrehter Horrorfilm, der vollständig in der Kunstsprache Esperanto gedreht wurde! Keine Ahnung, wie die Filmemacher damals auf diesen Einfall gekommen sind, da das fertige Produkt die kommerzielle Attraktivität einer Tüte Mehlwürmer besessen haben dürfte, aber vielleicht stellt INCUBUS ja eine Replik auf die europäischen Kunstfilme dar, die zu jener Zeit in den amerikanischen Markt eindrangen, meistens übrigens von Exploitation-Produzenten wie David Friedman importiert und anbereitet. INCUBUS ist nämlich nicht nur komplett unverständlich ohne die Untertitel, sondern zitiert in Motivwahl wie Bildgestaltung eben jene skandinavischen Werke, deren Naturbild einen Kommentar auf die Natur der Menschen liefert, die sich in ihr tummeln. Die beeindruckend schöne Fotografie von Conrad Hall (IN COLD BLOOD, THE DAY OF THE LOCUST, ROAD TO PERDITION) betont dabei nicht nur die bukolischen Motive, sondern fügt ihnen durch den Einsatz von extremen Kontrasten und harten Schatten eine rauhe Qualität zu, die bereits zahlreichen Bergmännern zu schaffen machte. Ein Doppelprogramm mit DIE STUNDE DES WOLFES ist vorstellbar! Allerdings auch eines mit THE DEVIL'S RAIN, denn William Shatners Held – die einzige kommerziell attraktive Zutat des Filmes – ist ein religiöser Gutmensch von einigen Gnaden, und da Onkel Bill damals noch richtig schniek aussah, stößt er auch den weiblichen Buhldämon in transzendentale Obdachlosigkeit. Im zweiten Teil des Filmes setzt es dann horrorkompatible Szenen zuhauf, mit schwarzen Messen in wallenden Nebeln, bocksbeinigen Dämonen und derlei Schangel. Mir ist es völlig unbegreiflich, wie solch ein kommerzielles Kamikaze-Kommando entstehen konnte, aber ich finde das toll! Ob man den Film als prätentiösen Langeweiler oder als aufregende Kuriosität empfindet, liegt wohl an der persönlichen Erwartungshaltung, aber dies ist wirklich mal ein Film, wie es ihn nicht noch einmal gibt. Und daß William Shatner ohnehin in jedem Film mitspielen sollte, der gedreht wird, ist eine Meinung, die ich schon des öfteren geäußert habe. Wer glaubt, alles gesehen zu haben, der sollte sich mal von diesem zutiefst eigentümlichen Film überraschen lassen!


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Satans Atem


Antichrist (DVD)

Ein Mann und eine Frau haben Sex. Dabei vernachlässigen sie ihr Kind, das aus dem Fenster fällt. In den darauffolgenden Monaten entwickelt die Frau eine Angstpsychose, die an eine idyllische Waldlandschaft gekoppelt ist, in der sie mit ihrem Kind Urlaub gemacht hatte. Ihr Mann – ein Psychologe – fährt mit ihr dorthin, um dem Kern des Problems auf die Spur zu kommen. Doch je tiefer er vordringt, umso tiefer dringt er auch in sich selbst...

Da habe ich ja doch noch einen richtigen Karfreitagsfilm gesehen! Lars von Triers ANTICHRIST wurde mir angekündigt als eine Art generischer Horrorfilm, was ich überhaupt nicht so sehe. Tatsächlich ist der Film furchterregend, wirkt so, als habe man die unangenehmsten Stellen aller Bergman-Filme zusammengehäkelt. Das übernatürliche Grauen aus DIE STUNDE DES WOLFES ist drinnen, das schreckliche Leiden aus SCHREIE UND FLÜSTERN... Wenn überhaupt, so kann man ANTICHRIST als eine medizinische Sektion des Horrorgenres betrachten, in der alle einzelnen Angstsymbole in Schulmanier mit dem realen Leben in Beziehung gesetzt werden. Der von Willem Dafoe gespielte Ehemann ist völliger Rationalist, der meint, alles erklären zu können und – in der Folge – alles heilen zu können. Es kommt sehr darauf an, aus welchem Blickwinkel man diesen sensiblen und großartigen Film betrachtet. Jeder wird ihn aus seiner privaten Empfindungswelt heraus deuten. Für die einen wird der Dafoe-Mann ein ungemein mutiger und geduldiger Mann sein, der sich mit einer völlig gestörten Frau herumschlägt, die ihm nicht viel Dank zollt. Für die anderen mag seine Hilfsbereitschaft in Wirklichkeit nur als eine Form von Dominanz erscheinen, von selbstgefälliger Behauptungswut. Seine Frau wirft ihm gelegentlich Arroganz vor, moniert seine Distanzierung von der eigenen Familie. Könnte es sein, daß sie damit irgendwo auch recht hat? Ist die Gainsbourg-Frau eine egoistische, leidende Frau, die – ob bewußt oder unbewußt – ihren Lebenspartner mit in den Abgrund zieht, oder ist sie nicht vielmehr dichter an der Natur, an der Natur außen und der Natur innen? Vor beiden Naturen fürchtet sie sich entsetzlich, und ihr Leiden ging mir mehr an die Nieren als die drastischen Schockeffekte, die der Film vor allem in der zweiten Hälfte auffährt. Zu der vielzitierten Schockstrategie, die von Trier verwendet, kann ich nur sagen, daß ich sie an keiner Stelle selbstzweckhaft fand. Mir ist sehr bewußt, daß sensible Naturen, die sich in diesen Film verirren, einiges durchzustehen haben. Der Film handelt aber von Kummer, von Schmerz und von Verzweiflung, davon, wie die Menschen damit umgehen, von den Dingen, die schließlich zurückbleiben. Es geht um Satan, um Sexualität, um Gut und Böse, um die einfachen Lösungen und die Angst vor der Niederlage. Man merkt dem Regisseur an, daß er sich grundsätzlich an psychologischen Deutungsmustern orientiert, aber gleichzeitig mißtraut er ihnen auch. In gewisser Weise beugt sich der Dafoe-Mann schließlich dem irrationalen Wahn der Frau. Teilweise kommt es im Film auch zu vorankündigenden Spiegelungen. Wer von beiden die richtige Route reitet, läßt sich kaum herausfinden. Es geht halt so aus, wie es eben ausgeht. Während gestörte Frauen im traditionellen Horrorkino aber meistens sexistisch konnotiert sind, als „femme castratrice“ die Angstfantasien von Männern bedienen, sieht die Geschichte hier deutlich komplizierter aus, denn mit Kastrationen ist das so eine Sache, sowohl mit buchstäblichen wie mit ideellen... Die gesichtslosen Frauen am Schluß, die den Berg erklimmen, haben mir den Rest gegeben. Großes Kino, enorm beeindruckt. Nur sollte man wissen, daß man sich auf einen immens fordernden und furchterregenden Film einläßt. Und ob er tröstlich ist, muß jeder für sich selbst entscheiden. Wie sagt Meister Reinecke doch so schön? „Chaos regiert.“


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Die große HIV-Kotzparade


Cabin Fever 2: Spring Fever (DVD)

Unsere Wasserleichen leben noch! Das verseuchte Naß aus Teil 1 wird auf Flasche gezogen und direkt an eine Highschool verhökert, wo sich alles für den Abschlußball rüstet. Und siehe da, bald laufen hemmungslose Sabberköpfe durch die Gegend...

Regisseur Ti West habe ich gerade noch gelobt für seinen recht brauchbaren und ungewöhnlich feinsinnig entwickelten HOUSE OF THE DEVIL. Bevor er das Geld für jenen Film zusammenbekam, durfte er aber die Fortsetzung zu Eli Roths CABIN FEVER drehen, der ein hochgradig delektabler Festival-Splatterfilm war. Da Wests Vision den Produzenten zu abweichlerisch dünkte, schnitt man den Film in Abwesenheit des Regisseurs komplett um, was jenen dazu brachte, sich vom fertigen Produkt zu distanzieren. Und das Produkt ist in jeder Hinsicht fertig – ein künstlich auf Konfrontation gebürsteter Scheißdreck! Leider kann ich der Distanzierung des Regisseurs nicht ganz folgen, zumal mir nicht wirklich einleuchtet, warum man eine Fortsetzung drehen soll, die die angestrebte Klientel vergackeiert? Ti West meint, er habe eine anarchische Komödie drehen wollen im Geiste von John Waters. Während John Waters seine Schockeffekte aber setzt, um Konventionen gezielt auszuhebeln, wirkt Wests Werk (beziehungsweise das, was die Produzenten daraus gemacht haben) wie eine verklemmte Schweineigelei, deren Humor sich auf groteske Klischeecharaktere wie den geheimschwulen Direktor oder die böse Biologielehrerin mit der Hasenscharte beschränkt. Wenn das anarchisch ist, dann war PORKY'S aber auch anarchisch... Sieht man einmal von den sexistischen Späßen ab, die den Film durchziehen, wird alles darangesetzt, Ekel zu erzeugen. Das Harmloseste ist noch der schwarze Hausmeister, der in die Abschlußball-Bowle pinkelt und dabei feststellt, daß er sich wohl infiziert hat, da der Urin sich rot färbt. Es gibt einen Gummipenis in Nahaufnahme zu sehen, aus dessen Harnröhre weiße Schlotze quillt. Einer Gogo-Tänzerin, die einen Bargast zum Cunnilingus bewegen will, wird der verseuchte Schleim von den Innenseiten der Oberschenkel geleckt. Das AIDS-Thema war natürlich auch schon im ersten Teil vorhanden, wurde dort allerdings nur in einem (recht guten) „Safer Sex“-Witzchen expliziert. In CABIN FEVER 2 werden alle Vorurteile in bezug auf promiskuitiven Geschlechtsverkehr aufs Trefflichste bestätigt. Theoretisch würde der Film sich ganz gut dafür eignen, ihn an amerikanischen Schulen vorzuführen: „Seht, Kinder, das passiert, wenn ihr dem Luder an der Mumu leckt!“ Als Fortsetzung ist CABIN FEVER 2 eine völlige Fahrkarte. Als „anarchische Komödie“ ist er ebenfalls mißlungen. Eklig ist er in der Tat, allerdings auf abstoßende, da billig diffamierende Art. Habe ich schon vom abgetriebenen Baby im Mülleimer erzählt? Nein? Da genau gehört er hin, der Film. Ich empfehle, sich stattdessen lieber noch einmal CABIN FEVER 1 im Doppelprogramm mit PIG HUNT anzuschauen. Das ist auch drastisch, aber ungleich sympathischer.


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"Wie Sie sehen, sehen Sie nichts!"


Paranormal Activity (DVD)

Heute erlaube ich mir wieder einmal, die Zuschauerbewertung in der IMDb mit Kopfschütteln zu bedenken. Scheinbar ist mir mein guter Geschmack abhanden gekommen. Schuld daran wird der übermäßige Konsum blutrünstiger Metzelfilme gewesen sein.

Ein junges Paar – Katie und Micah – haben Schwierigkeiten mit paranormalen Phänomenen. Katie wird bereits seit ihrer frühen Jugend von Brimborium aus der Schattenwelt heimgesucht. Micah nimmt das alles nicht sehr ernst. (Warum sollte er auch?) Um seiner Freundin einen Gefallen zu tun, kauft er sich eine Videokamera und mimt den PSI-Forscher. Nacht für Nacht werden eigenartige Ereignisse aufgezeichnet, die zunächst noch mit rationalen Mitteln erklärbar wären. Doch das soll sich ändern...

PARANORMAL ACTIVITY bedient sich derselben Authentizität suggerierenden Methode wie unzählige andere Filme seit THE BLAIR WITCH PROJECT, bastelt handgehaltene Filmschnipsel zusammen, läßt die Schauspieler improvisieren, erzieht sein Publikum dazu, selbst leisesten Geräuschen Bedeutung beizumessen. Der Film macht das leidlich geschickt, läßt seine Protagonisten einigermaßen glaubhaft miteinander parlieren. Zu Anfang ist Micah noch der Späßekenmacher, glaubt er doch nicht an Hexenspuk & böse Geister, ist somit eine prima Identifikationsfigur für den Zuschauer. Zwischendurch wird mal ein Medium eingeführt, das als normaler Akademiker mittleren Alters erscheint, nicht als furchtsame alte Vogelfrau mit dickrandiger Brille. Das Problem bei dieser Sorte von „authentischen“ Filmen ist nur, daß man einen Bezug zu den Protagonisten haben muß, denn ansonsten geht einem alles gepflegt am Po vorbei. Und das war zumindest bei mir der Fall. Mal im Ernst: Was für Trottel! Wenn die beiden eh schon hinreichend eingeschüchtert sind, um das Phänomen quasi wissenschaftlich zu untersuchen, warum reißen die dann zu Anfang noch Witze und haben generell eine gute Zeit? Schon okay, irgendwann hat sich das dann auch mit der guten Zeit, aber ich wünschte dem Gruselgeist insgesamt viel Erfolg bei der Verrichtung seiner Arbeit. Auch kann man seinem Publikum eindeutig zu wenig bieten. Das Problem hatte ich bereits bei THE BLAIR WITCH PROJECT, den ich ungleich besser gemacht fand. Dort war auch alles Andeutung, und es setzte bei mir irgendwann der „So what?“-Effect ein. Immerhin hatte TBWP ein wirklich unheimliches Ende, was PARANORMAL ACTIVITY mit viel gutem Willen auch hat, aber ansonsten passierte mir schlicht und ergreifend zu wenig. Vor allen Dingen, weil ich kurz vorher den japanischen NOROI gesichtet hatte, der deutlich schwerere Geschütze auffährt. Verglichen mit jenem Film ist PARANORMAL ACTIVITY eine nette Studentenspielerei, eine Fingerübung. Nichts Schlechtes, nichts Großartiges.


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Schluß, Wolfenstein!


Blood Creek (DVD)

Evan Marshall lebt im Hinterland von West Virginia und kümmert sich dort um seinen dementen Vater. Sein Bruder – ein Soldat – ist unter mysteriösen Umständen verschwunden. Aus heiterem Himmel taucht jener aber wieder auf, völlig verwahrlost und paranoid. Er verlangt von Evan, ihn zu einer Farm zu begleiten, auf der er eine Rechnung zu begleichen hat. Evan weiß zunächst nicht, ob er seinem Bruder vertrauen soll, weiß er doch nicht, worum es geht. Dann obsiegt die Bruderliebe, was zu Mord und Totschlag führt. Könnten die Nazis etwas damit zu tun haben?

Aber natürlich könnten sie das, und nicht nur Nazis, sondern Nazi-Dämonen! Joel Schumacher gehört zu jenen Hollywood-Regisseuren, die sowohl erstklassige Filme zu verantworten haben (FALLING DOWN) als auch schmierigen Schmodder (8MM). Wie viele andere Big-Budget-Filmemacher ist auch er auf ein brauchbares Drehbuch angewiesen. Die Technik stimmt bei ihm eigentlich meistens, und so sieht auch dieses relativ preisgünstige Produkt recht proper aus. Doch schon der Vorspann deutet darauf hin, daß mal wieder irgendwo eine Güllepumpe explodiert sind: Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges klopft nämlich bei einer typischen virginesischen Bauernfamilie deutscher Abstammung ein Nazi an die Wohnungstür, der sich den Wikinger-Runenstein ansehen möchte, den sie in ihrer Scheune stehen haben. Ein totes Huhn namens Else wird ins Leben zurückgeholt, und dann purzelt der Zuschauer auch schon in die Gegenwart. Die erste Hälfte des Filmes ist sogar recht spannend, zumal sich die Handlung mehr oder weniger vollständig auf das Bauernhaus konzentriert, wo die beiden Brüder höllische Erlebnisse haben. Das Böse kann nämlich nicht ins Bauernhaus, da es von Runen beschützt wird, und auch den Farmboden kann es nicht verlassen, so daß man es mit einem klar definierten „Spielfeld“ zu tun hat. Auch gut ist, daß man in dieser ersten Hälfte noch nicht genau weiß, worum es überhaupt geht. Man rätselt darüber, ob Protagonist Evan einen fürchterlichen Fehler begeht, zumal sein Bruder alle Anzeichen posttraumatischer Belastungsstörungen an den Tag legt. Wenn dann aber der Butzemann aus der Scheune kommt, regiert der Nonsens – bring on the clowns! Das Blut fließt in Strömen. Tierschützer werden sich sehr über eine Szene freuen, in der ein Dämonenpferd mit einer Schrotflinte in kleine Schnipsel geschossen wird. (CGI, versteht sich!) Und wie sehr ich Dämonenschangel mit Nazis auch mag, aber die Bedrohung, die BLOOD CREEK offeriert, war mir letztlich doch zu läppisch – ein weiterer REEKER-Butzemann, hier mal mit gewaltigen Hautproblemen. Allzu langweilig wird der Teufelsspuk nicht, aber man fragt sich, ob man den spannenden ersten Teil mit etwas Raffinesse nicht noch hätte ausdehnen können. So überwiegt am Ende der Eindruck einer belanglosen Kaspernummer, bei der außer Spesen nicht viel gewesen ist. Herr Schumacher sollte sich mal wieder einen richtigen Low-Budget-Psychothriller trauen. NICHT AUFLEGEN fand ich z.B. recht gelungen. BLOOD CREEK steuert ihn direktemang in die Arme von REEKER 3 und SAW 7. Und da gehört er eigentlich nicht hin.


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Die Banane im Po


Human Experiments (US-Video)

Rachel Foster ist eine blonde Sängerin, die sich mit ihrem Töfftöff durch ländliche Regionen quält. Durch einen mißlichen Zufall gerät sie in eine Familientragödie hinein, für die sie verantwortlich gemacht wird. Unschuldig wird sie zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verknackt. Nach den üblichen Eingewöhnungsproblemen im Frauenknast dämmert ihr, daß die eigentliche Bedrohung von der Gefängnisleitung ausgeht. Die Direktorin arbeitet nämlich mit einem sinistren Arzt zusammen, der mit den Gefangenen seltsame Verhaltensexperimente anstellt...

Keine Ahnung, warum dieser ernsthafte und ernstzunehmende kleine Psychothriller solch eine lausige Bewertung in der IMDb abbekommen hat. Ich führe das jetzt mal auf den Umstand zurück, daß HUMAN EXPERIMENTS in Großbritannien eine Zeit lang als „Video Nasty“ geführt wurde und die Leute sich vielleicht eine Blutorgie erhofft haben. Diese bleibt aus. Tatsächlich wird der Film recht langsam entwickelt, was aber hinhaut, zumal die Fährnisse, denen die Protagonistin sich ausgesetzt sieht, nachfühlbar sind. Obendrein spielt Linda Haynes die gebeutelte Sängerin recht gut. Abgesehen von einer unnötig schmierigen Nacktszene enthält sich der Film auch weitgehend sleaziger Elemente, so daß man den Vorgängen mit der gebotenen sittlichen Reife folgen kann. Nach einem befriedigenden Höhepunkt der mittleren Kreisch-Liga setzt es dann eine – allerdings etwas gewagt konstruierte – Schlußwendung, für die es bei mir einen leichten Punktabzug gibt. Ansonsten aber war ich von HUMAN EXPERIMENTS positiv überrascht. Produziert wurde dieser kleine, aber sehr ordentliche Thriller von dem Pornoproduzenten-Ehepaar Ed und Summer Brown, die u.a. einige Male mit Annette Haven zusammengearbeitet haben. Als böser Doktor versieht Juliette Lewis´ Vater Geoffrey seinen Dienst mit Verve und erinnert etwas an den jungen Lance Henriksen. In Nebenrollen tauchen die Veteranen Aldo Ray und Jackie Coogan auf. Und für die Kameraarbeit zeichnet Joao Fernandes verantwortlich, der ebenfalls aus Pornesien stammt und sich zu einem gefragten Hollywood- „Director Of Photography“ entwickelt hat. Nö, ich fand den Film eigentlich sehr brauchbar, und ich meine, ihn irgendwann auch mal als deutsche Videopremiere gesehen zu haben, wo er – meine ich – GEHIRNWÄSCHE hieß. Ich tippe auf VMP.


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Die Banane im Herzen


Gorilla At Large (US-Video)

In einem Zirkus auf Long Beach geht das Grauen um: Unschuldige Menschen werden das Opfer einer riesigen Bestie! Hinter den Morden scheint der Gorilla Goliath zu stecken, doch ist es der teuflische Plan eines Menschen, der das Tier auf mörderische Weise zweckentfremdet hat. Sergeant Garrison ist gefordert, als Goliath seine Ketten sprengt – Terror auf dem Rummel!

Waffenkraft, die Affen schafft? Schummel auf dem Rummel? Affen auf dem Pfaffen? Dieser Film zeigt es, und er zeigt es in 3-D! Für kurze Zeit hatten ja auch die größeren Hollywood-Studios – hier die Fox – einen Narren an jener technischen Neuerung gefressen, bei der ich mir immer die Augen verbiege. Die mir vorliegende Kopie von GORILLA AT LARGE war leider keine „flat copy", aber auch so war der Film angenehm zu konsumieren. Einen Horrorfilm darf man nicht erwarten. Stattdessen gibt es aber ein Kriminalgarn zu betrachten, das zwar nicht sonderlich fordernd ist, aber angesichts der tollen Besetzung angemessen unterhält. Als Held fungiert Cameron Mitchell, der im Vorjahr gerade mit Marilyn Monroe gedreht hatte und beim BOHRMASCHINEN-KILLER landete. Die weibliche Hauptrolle wird von Anne Bancroft gegeben, die bei Mel Brooks landete. Verdächtiger Nr. 1 – der es deshalb auf keinen Fall gewesen sein kann – ist Raymond Burr, der im Rollstuhl landete (zumindest im Fernsehen: „Der Chef"!) und im selben Jahr einen weiteren Finstlering mimte, in Hitchcocks DAS FENSTER ZUM HOF. Lee J. Cobb, der im selben Jahr DIE FAUST IM NACKEN verspürte, spielt den untersuchenden Cop (was auch sonst?). Wo er landete, weiß ich nicht. Ich denke mal, er nannte sich um in Reinhard Kolldehoff und ging nach Europa. Und als lustige Beigabe, genauer: als irischen Cop mit niedrigem IQ, gibt es einen noch sehr jungen Lee Marvin zu bestaunen, der am Ende einer Whiskybuddel landete. Im Gorillakostüm schließlich ist George Barrows zu finden, der im Vorjahr das ROBOT MONSTER gab – ein Film, der nicht von der Fox produziert wurde, sondern von einer chinesischen Wäscherei (nehme ich an). Kurzum, eine nette Nummer, und ich rechne es dem Film hoch an, daß er nicht demselben Fehler verfällt wie so viele Thriller, die im Zirkusmilieu spielen – die Zirkusnummern nehmen nur einen geringen Raum ein.





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