Funxton sagte am 09.06.2008, 18:01:
Ein Blick auf Frankenheimers Gesamtschaffen gibt da relativ rasch Aufschluss:
Jeder Film von ihm sieht schlussendlich so aus, wie er aussehen muss. Als Eckpfeiler für diese These würde ich gern "The Manchurian Candidate" / "Seconds" / "Grand Prix" / "French Connection II" / "The Island Of Dr. Moreau" / " Ronin" bemühen. Jeder weitere seiner Filme, also auch "52 Pick-Up" ließe sich beliebig dazuaddieren. Thematisch, formal, konditionell vollkommen unterschiedliche und doch jeweils visionäre Arbeiten. Ob gelungen oder nicht, ist da erstmal zweitrangig.
Zu "52 Pick-Up" lässt sich gesondert sagen, dass Frankenheimer aufgrund seiner reichhaltigen Erfahrungen mit unterschiedlichen Produzenten und Studios (dass Frankenheimer nur einmal für Cannon gearbeitet hat, ist nichts Besonderes - er hat sich nie an ein Studio gebunden) ganz offensichtlich bewusst war, dass der Stoff am allerbesten zu einer Art verhaltener Exploitation taugen würde - man kann sicher auch davon ausgehen, dass er wusste, mit wem er es bei Golan/Globus zu tun hatte bzw. unter welchen Bedingungen dort Filme entstanden. Doch, ich glaube schon, dass Frankenheimer mit dem Resultat, so wie es aussah, recht zufrieden gewesen sein dürfte.
Wir bewegen uns natürlich im spekulativen Bereich. Ich halte Frankenheimer auch für gut genug, zu wissen, was er tut. Trotzdem ist Filmemachen wohl auch eine Frage des Kompromisses. Und wenn man weiß, dass Frankenheimer in den Achtzigern
old news war und wahrscheinlich dankbar dafür, dass sich jemand seiner überhaupt erinnerte (man sehe sich an, welche grandiosen Meisterwerke er in dieser Zeit gedreht hat), ist es nicht allzu abwegig anzunehmen, dass er für 52 PICK-UP Abstriche in Kauf genommen hat.
Um nochmal zu deiner Replik zu kommen: Deinen Eingang verstehe ich nicht so recht, eigentlich ist er fast tautologisch. Du sagst, Frankenheimer Filme sehen aus, wie sie aussehen müssen und zählst Filmtitel auf, die das belegen sollen. Was bedeutet das? Von welchem Standpunkt aus beurteilst du das? Woher weißt du, wie die Filme richtigerweise aussehen mussten bzw. dass ihr Aussehen dieser ursprünglichen schöpferischen Vision entspricht? Woher, dass dies alles allein auf Frankenheimers Mist gewachsen ist? Versteh mich nicht falsch: Ich bin der Letzte, der die künstlerische Integrität eines Regisseurs schmälern möchte, aber gerade bei MOREAU gibt es genug Anlass anzunehmen, dass Frankenheimer keine volle Kontrolle über das Endergebnis hatte. Und wenn man die Anekdoten darüber kennt, wie Golan Regisseure und Crewmitglieder reihenweise vergrätzt hat, kann man da auch über PICK-UP spekulieren (Spekulation bleibt es natürlich immer).
Aber eigentlich trifft diese Diskussion auch gar nicht das, was ich im Sinn hatte (siehst du, so entgleiten einem manchmal die Dinge): Mir ging es vor allem darum zu sagen, dass der Leonard den ich kenne, recht wenig mit dem Sleaze aus PICK-UP zu tun hat.
Und @ Kasi: Die Betonung im letzten Satz liegt dann wohl auf dem "versuche".