Kasimir sagte am 21.10.2007, 11:43:
Sicherlich. Es wäre das letzte, würde ich dir eine Berechtigung absprechen wollen. Was ich meine ist, dass YSH keinerlei Unterwürfigkeitsgeste in dem Sinne bedarf: Ihr mochtet doch alle den Harry, schaut euch doch auch mal Levinsons Film an. Das würde die Perspektive verkehren und die verblüffende Faszinationskraft des Films, sagen wir, für unsere Generation (oder halt nur uns beide und ein paar mehr), herabmindern und zur Dienstleistung für Harry-Konsumenten machen. Dagegen verwahre ich mich. Ich unterstelle es dir auch nicht. Ich merke es nur kritisch und mahnend wie ein alter Sack an. Es ist mir eben eine Herzensangelegenheit, daher die sicher auch penible Reaktion.
Dass ich als langjähriger Kenner und Liebhaber von "YSH" selbigem niemals und auch keiner jüngeren Generation die "Potter-Prämisse" als obligatorisch zuschustern würde und wollte, das weißt du ja sowieso und insofern ist deine obige Zurechtrückung auch mehr als berechtigt. Nur, wenn selbige eben - meinethalben auch missverständlich - einen neuen "YSH"-Jünger anzuwerben dient, jüngst eben wwi, dann findet selbst diese unbeabsichtigte Rowling-Ebnung doch ihre Berechtigung. Wie dem auch sei, wir verstehen uns ja ohnedies
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(Ich gehe davon aus, trotz der Uhrzeit, dein Frühstücksbrot lag dir sehr nah zum Zeitpunkt des postings. Weltwissen und rhetorischer Kniff sprechen dafür. Soviel als Verständnisvoraussetzung für das Folgende.) Mitnichten wollte ich Columbus reinwaschen der Reaktivierung seines und Levinsonschen und Spielbergschen ästhetischen Materials in neuen Zusammenhängen. Natürlich ist das nachzuweisen. Von hier an wird es aber schwierig, z.B. halte ich eine wechselseitige Beeinflussung für sehr schwer möglich bzw. nicht nachweisbar. Auch die Verwendung der Vorlagen ist vielfältig notwendig anders, und somit auch die Haltung des Rezipienten. Wie gesagt, vergleichbar ist sie freilich und das ist unzweifelhaft spannend. Grundverschieden wird es dann da, wo Potter phantastisch wird. Es ist ETWAS GANZ ANDERES, ob die Schule, sowie sie ist, im Film Levinsons oder dem Columbus' verortet ist. Das macht den grundlegendsten Unterschied und scheidet die Filme sehr weit voneinander. Gerade in der erstaunlichen partiellen Ähnlichkeit. Das ist der Kniff.
Sonntags frühstücke ich spät. Das Ei habe ich gerade erst in einem Stück heruntergewürgt (just like Cool Hand Luke

).
Um tatsächlich, ausgehend von der Person Columbus', Parallelen "nachzuweisen", hülfe wohl nur ein entsprechender Kommentar des Mannes selbst, keine Ahnung, ob er sich dazu schon geäußert hat. Dennoch (ich habe oben etwas zu spät editiert) glaube ich, dass es schon mit dem Teufel zugehen sollte, wenn die Financiers von "Potter I" nicht "YSH" als übergroße, wenn nicht maßgebliche Film-Reverenz im Kopf hatten. Die Bezugspunkte kann man selbstverständlich - da pflichte ich dir bei - vornehmlich in der oberflächlichen Wahrnehmung von Atmosphäre und Ästhetik suchen, dort also, wo der "gemeine Zuschauer" gewissermaßen seinen zweiten Blick hinwandern lässt. Die unterschiedlichen Realitätsebenen, deren Verankerungen und Zielrezipientenschaft könn(t)en diese Annahme freilich wieder durchkreuzen, ich spreche hier als provokanter Opponent aber mal ganz bewusst von "ab einem gewissen Punkt".
Weiß nicht, ob ich deine obige "unterschiedliche Verwendung der Vorlagen" richtig deute, aber noch zu bedenken gilt ja, dass Columbus genuine Literatur potenziell publikumswirksam verjüngt (freilich scheinen die Beteiligten ein schlechtes Gewissen gehabt zu haben, da jeweils eine Tafel zu Anfang und zum Ende des Films von der Vorlagenfreiheit der Geschichte erzählt und den Respekt vor Doyle bekundet), während "Potter I" lediglich eine Bebilderung derselben ist - sie aber auch wegen ihres Genres keiner Verjüngung bedarf. Die Ansätze sind also gar nicht mal so weit voneinander entfernt.
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Die Formulierung "fast vergessen" muss zwangsläufig den besonders treffen, dem die Sache besonders am Herzen liegt. Gerade weil das bei uns beiden so ist, stemmen wir uns ja gegen das vergessen, haben wir bekay so in den Ohren gelegen und hast du nun den Hinweis auf Potter erneut angebracht.
Daher sollte es sich ja auch ein bisschen verbittert lesen. Wenn jemand durch das Führen eines FTB hier schon einen einzelnen Leser zum Anschauen eines Herzensfilms bewegt, kann er seine "Mission" glaube ich als erfüllt betrachten. Gut, dass mir das heute gelungen ist
Bearbeitet von Funxton, 21. Oktober 2007, 11:48.