

The retina of the mind's eye
#140
Geschrieben 28. März 2004, 09:38
Ein schönes Beispiel dafür, wie man mit einem Film "wächst": Mein allererster Eindruck war noch im Wesentlichen von der Gewalt, die von den Brüdern und dann von den sich rächenden Frauen ausging.
Doch gestern Abend habe ich eine Komödie gesehen! (Es hat auch einige Zeit gedauert, bis ich Evil Dead als reine Komödie erkannt habe.) Ob das nun alles freiwillig oder unfreiwillig komisch war, was da passiert ist und welchen Stellenwert dabei die verhunzte deutsche Synchro ("Vielleicht gibt uns ja jemand unserer neuen Brüder einen Lift") hat, kann ich derzeit nicht bewerten.
Aber die Ernsthaftigkeit kann man dem Film schon absprechen, wenn man sich allein einmal auf die Struktur der Charakterissierung konzentriert und sich zudem die Details ansieht: Das ganze Haus, in dem die Mutter mit ihren beiden Jungs wohnt, ist voller Bodybuilder-Magazine, Männerposter und Fitnessgeräte. Ob diese homophilen Ausstattungsgegenstände wohl den frauenfeindlichen Aspekt der Geschichte unterstützen sollten? Sicher ist, das ihnen ein Bild ziemlich emanzipierter (aber im positiven Wortsinn!) Frauen entgegen gestellt wird, dass dem maternalistischen Prinzip diametral entgegen steht. Beide Modelle karikieren sich gegenseitig.
Die Frauen stehen hier für die vollendete, sich vollendende, bzw. bereits überschrittene Adoleszenz, die der Jugendzeit hinterher trauert; die Männer für ds genaue Gegenteil. Sie werden nicht nur als "Jungs" bezeichnet, sondern auch als solche inszeniert: Sie raufen, streiten sich und machen infantile Witzchen, wollen in der Konsequenz ihrer Handlungen und gegenüber der Mutter jedoch gern als erwachsen gesehen werden.
Damit wird natürlich auch das Gefälle zur recht martialischen Gewalt kontrastiert: spielende Jungs, die ihr Spiel ganz plötzlich für eine grausame Vergewaltigung unterbrechen und sich in Sex-Monster verwandeln. Und genau darin liegt meines Erachtens die "Pointe": Der unvorhergesehene Umbruch von Spiel in Gewalt, von Aktivität in passivität ist mechanisch und redundand aufgebaut wie bei einem Witz: "Komisch ist jede Anordnung von ineinandergreifenden Handlungen und Geschehnissen, die uns die Illusion von wirklichem Leben und zugleich den deutlichen Eindruck von mechanischer Einwirung vermittelt." (Bergson)
Jetzt wäre nur noch die Frage, warum Muttertag komischen wirken kann oder will ...
maX
#141
Geschrieben 30. März 2004, 15:55
#142
Geschrieben 02. April 2004, 09:48
Nach dem Zombi 3-Desaster habe ich mich erneut an einen Fulci gewagt, den ich Jahre nicht mehr gesehen hatte und wurde glatt enttäuscht. Dieser dreiste Mix aus Shining-Ideen und Poltergeist-Motiven (nein, nicht den Film) ist schon arg konstruiert.
Einzig erfreuliches: Fucils Manie, auf Gesichter und Augen zu zoomen. Fast meint man, in einem jener sprachlosen Italowestern zu sein, indem ein Blick zwischen Franco Nero und seinem Gegner ausgereicht hat, einen Epos von 3 Stunden zusammenzufassen. Da haben wir dann gestern doch schon herzlich drüber lachen können.
maX
#143
Geschrieben 03. April 2004, 08:26
Tja, ein Comic ist nun mal ein Comic. Und der Western ist nun mal so tot - toter geht's gar nicht mehr. Und CGI nervt mittlerweile, wenn man sie als solche erkennt, bzw. sie sogar absichtlich erkennbar eingesetzt wird, gewaltig. Und einen Haufen Peyote-Kakteen zum dramaturgischen Höhe- und Eindpunkt (nein, Juliette Lewis' Bär war's dann doch nicht!) eines ansonsten stinklangweiligen Films zu erklären, ist auch nicht gerade eine dramaturgische Meisterleistung. Ach ja: Lewis zeigt mal wieder, wie hoffnungslos überfordert sie ist, wenn sie kein White Trash-Trienchen spielen kann ...
Meine Kritik
maX
#144
Geschrieben 03. April 2004, 08:34
Das war dann der kleine Höhepunkt des Abends. Hooper hat sich ehrlich bemüht, aus dem Trash-Sumpf in den er sich nach TCM hinein manövriert hat, wieder aufzutauchen. Entstanden ist ein toller B-Film, mit einer tollen B-Geschichte um ein "Haunted Hochhouse", in dem sich ein untoter Zombie zwischen den Wänden herumtreibt, der Menschen töten muss, um weiterleben zu können.
Der Einsatz des Werkzeugkastens ist quantitativ dezent aber qualitativ vordergündig. Vor allem der Blozenschneider (Rück-Entgrater), die Flex (Frisurgestaltung) und die Nagelpistole (modernes Messerwerfen) scheinen sich ideal zu eignen.
Ach ja: Mit Angela Bettis entsteht gerade so etwas wie eine neue Lieblingsschauspielerin von mir. Die ist ja so unglaublich souverän und trotzdem immer schüchtern. Ihre Furcht wirkt so echt wie ihre Wut und wenn sie die Hornbrille aufsetzt, wird's ernst!

maX
#145
Geschrieben 03. April 2004, 08:38
Ein koreanischer Horrorfilm. (Wenn ich das schreibe, ist das ein qualitatives Statement!

Ich habe nicht die geringste Ahnung, worum es ging. Mein einziger Verdacht: In Korea scheint es nicht genung Famlientherapeuten zu geben, deswegen müssen kathartische Familien-Horrorfilme gedreht werden.
Kritik folgt (sobald mir jemand erklärt, worum es in dem Film ging).
maX
#146
Geschrieben 04. April 2004, 09:00
#147
Geschrieben 04. April 2004, 09:02
Ich habe mehrfach durchaus tief geschlafen, daher kann ich über diesen Film nichts sagen, außer, dass er ein koreanischer Science Fiction-Film ist.

maX
#148
Geschrieben 04. April 2004, 09:05
So sieht es also aus, wenn Dario Argento in seinem Alterswerk angekommen ist. Hanebüchne Story (hätte man besser für Kommissar Rex auswerten sollen), sehr peinliche logische Fehler, Schauspieler wie Pappkameraden, ein Soundtrack wie von ner Hifi-Test-CD ...
Weiter so Dario! Du demontierst dich selbst!
Meine Kritik.
maX
#149
Geschrieben 04. April 2004, 18:48
Der gute Ton
"Listen to the Bloody Music" - Die Kölner Philharmonie bringt Filmmusiken ins Konzerthaus
Die Beliebtheit von Filmmusik-CDs bei Filmfans und die Tatsache, dass sich etablierte Künstler der ernsten Musik auch nicht gerade selten auf das Gebiet der Filmmusik verirren sind hinreichende Belege dafür, dass Soundtracks weit mehr als Gebrauchsmusiken zur Untermalung von Bildern darstellen.
Dieser Tatsache ist wohl auch das Sonderkonzert des Gürzenich Orchesters in der Kölner Philharmonie vom 15. Oktober 2002 zu verdanken gewesen. Unter dem Motto „just listen to the bloody musik“ würden in einem dreistündigen Programm Scores von den Komponisten William Waltens, Alex North, Bernard Hermann, Ron Goodwin und Sir Malcolm Arnold gebracht. Letzterer, der für seinen Soundtrack zu The Bridge over the River Kwai 1957 mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, befand sich auch im Publikum.
Das Konzert war in vier Segmente unterteilt. Die einzelnen Segmente wurden eingeführt und kommentiert von Christian Brückner – eine exzellente Sprecherwahl, weil Brückner in nicht wenigen Filmen der dargebotenen Soundtracks eine Sprecherrolle innehatte; doch hierzu später mehr. Zunächst wurde – als Prolog - unter der Rubrik „Vom Master of the Lean’s Music“ natürlich ein Rahmenprogramm von Arnolds Schaffen geboten. Eingeführt mit der pompösen und voluminös instrumentierten Rhapsodie op. 37 aus seinem Soundtrack zu The Sound Barrier (dt. Der unbekannte Feind) von 1952 in der deutschen Uraufführung wurde dem 1921 geborenen Arnold die gesamte Veranstaltung gewidmet.
Der erste Hauptpart des Konzertes umfasste zwei „ungenutzte Soundtracks“ in Auszügen. Zum einen die viele Jahre verkannte Filmmusik zu Kubricks 2001 von Alex North, die als Konzertsuite überarbeitet hier mit sechs Stücken ihre Europapremiere feierte. North wurde 1967 von Kubrick beauftragt, den kompletten Score für 2001 zu schreiben, jedoch nach der Hälfte der Arbeit nach Hause geschickt mit der Ausrede: „Den Rest des Filmes werde ich Toneffekte verwenden.“ North, der bis zur Premiere angenommen hatte, sein Soundtrack würde Verwendung finden, erlitt bei der Londoner Uraufführung von 2001 fast einen Zusammenbruch, als er dort eine „beliebige Hitparade für Musikfreunde“ (Programmheft des Konzertes) hören musste. Klug genug war er, die Partituren nicht zu verwerfen und etliche Elemente daraus in späteren Kompositionen zu verarbeiten. Schließlich erschien vor einigen Jahren dann der komplette Soundtrack als CD.
William Waltens Musik zu The Battle of Britain von 1969 (dt. Luftschlacht um England) stellte den zweiten Teil der „unveröffentlichten Filmmusiken“ dar. Auch dies eine Premiere in Deutschlands Konzerthäusern.
Im zweiten Hauptpart wurden für Filme komponierte Klavierkonzerte dargeboten. Das seines gleichen suchende Concerto macabre für Klavier und Orchester, dass Bernard Hermann 1945 für den Film Hangover Square geschrieben hat wurde hier in einer kurz vor seinem Tod 1975 noch überarbeiteten Fassung aufgeführt. Die Musik zu dem Film über einen schizophrenen Klavierkomponisten wurde mit unglaublicher Feinfühligkeit und dem typischen Bernard’schen Temperament interpretiert und von Sorina Aust-Loan am Klavier kongenial widergegeben. Das wohl einzige Klavierkonzert der Musikgeschichte, das mit einem Klaviersolo endet, stellte mit Sicherheit einen der Höhepunkte des gesamten Konzertabends dar.
Als zweites Klavierkonzert wurde Arnolds Ballade für Klavier und Orchester in der Welturaufführung gebracht. Diese Musik wurde für den 1952 entstanden Film Stolen Face komponiert – ein Film, der damals von der Hammer-Gesellschaft produziert (wohlgemerkt, bevor diese sich dem Horrorgenre zuwandten). Auch hier wird eine Klaviervirtuosin vor dem geistigen Zusammenbruch beschrieben und von daher passte sich die Darbietung an Hermans Stück an, ohne dies jedoch in seiner Finesse erreichen zu können.
Nach der Pause erreichte das Konzert mit seinem dritten Teil „Hitch-Musiken und filmmusikalische Städteportraits“ seinen Höhepunkt. Hier wurden zunächst drei Stücke aus Bernard Hermanns Vertigo-Soundtrack gebracht – eine Filmmusik, die zu den besten „aller Zeiten“ (glaubt man einer Wahl der Zeitschrift Screenshot) gehört. Die Interpretation durch das Gürzenich-Orchester gelangte hier zu ihrem Gipfel. Sowohl Intention als auch Empathie des Original-Soundtracks wurde in vollem Umfang widergegeben. Mit dieser Aufführung bestätigte sich die eingangs erwähnte Nähe von Filmmusik zur E-Musik vollends (der Enkel Richard Wagners soll anlässlich einer Vorführung des Soundtracks gesagt haben: „Das hört sich ja an, als wäre es von meinem Großvater!“).
Ron Goodwins Thema und Monolog des Richard Ian Blaney aus Hitchcocks Soundtrack zu Frenzy (1971) sorgte für einen ungewöhnlichen Umschwung der Atmosphäre im Konzertsaal. Denn plötzlich betrat Christian Brückner, der zuvor mit viel Verve und Fachkompetenz die einzelnen Korzert-Parts eingeführt hatte, abermals die Bühne, hastig sich eine Krawatte um den Hals bindend und ein für ihn geschriebenes Monolog-Stück aus Frenzy zum Soundtrack rezitierend. Das gesamte Stück näherte sich damit einem Hörspiel an – was vom Publikum mit minutenlangen Ovationen belohnt wurde.
Die danach von Sir Malcolm Arnold The Inn of the Sixth Happiness (dt. Die Herberge zur Sechsten Glückseligkeit) von 1958 dargebotene Konzertsuite stand sicherlich noch im Schatten der Frenzy-Darbeitung – und wurde wohl auch schon in Voraussicht dessen im Gegensatz zur Programmankündigung um zwei Sätze gekürzt.
Denn danach betrat Brückner abermals die Bühne, um ein extrem virtuos inszeniertes Monolog-Patchwork aus Taxi Driver (1975) zur Musik Bernard Hermanns zu präsentieren. Hermann, der seinen Soundtrack kurz vor seinem Tod für Scorseses Meisterwerk schrieb, hat all die musikalischen Finessen und Stilelemente, die er sich während seines Schaffens erarbeitet hatte, noch einmal in diesem Score konzentriert. Die Monologe Travis Bickles (von Robert de Niro gespielt – eine der ganz frühen Synchronarbeiten Christian Brückners) schienen sich nachgerade in diesen Soundtrack integrieren zu wollen. Der Ausdruck „Gesamtkunstwerk“ passt wohl auf nur wenige Filme besser, wie auf Taxi Driver, dessen gesamte düstere Atmosphäre sich in das Auditorium der Kölner Philharmonie übertrug. Gerade dieser Part des Konzertes schreit geradezu nach einer weiteren Aufführung und Veröffentlichung auf CD (angemerkt sei, dass die Aufzeichnung der gesamten Veranstaltung in Kürze im WDR-Radio zu hören sein wird).
Den pompösen Abschluss fand die Veranstaltung in der Darbietung von Arnolds Oscar-prämierter Musik zu The Bridge over the River Kwai. Die fünf Stücke aus dem Soundtrack – ergänzt durch ein da capo ebenfalls aus diesem Score – bildeten den Epilog der gesamten Veranstaltung und gleichsam deren rhythmischen Höhepunkt.
An dieser Stelle muss sowohl das Konzept der gesamten Veranstaltung als auch die Direktion Scott Lawtons hervorgehoben werden. Letzterer schien im Medium „Filmmusik“ geradezu aufzugehen und konnte sich dabei auf ein Gürzenich-Orchester verlassen, welches die Stücke virtuos und mit „optischen Verständnis“ für die Bildhaftigkeit der Musiken darbot. Für den Fall, dass die Kölner Philharmonie weitere Events in dieser Richtung plant, kann sie sich eines begeisterten Publikums gewiss sicher sein.
Stefan Höltgen
#150
Geschrieben 07. April 2004, 08:16
Es ist schon erstaunlich, welche Register in Sachen zwanghafter Mimetik gezogen werden! Charlize Theron ist sowohl in ihrer Mimik und Gestik als auch in ihrem Erscheinungsbild vollständig auf Aileen Wornos getrimmt. Wenn sie den Oskar für die beste Darstellerin verdient hat, dann auf jeden Fall dafür.


Die Mimik- und Gestik-Studien sowie etliche Plot-Details stammen dabei höchstwahrscheinlich aus Nick Broomfields Dokumentation "Aileen Wuornos - The Selling of a serial killer", die jetzt auch bei e-m-s in einer Serial Killer-Box erscheint.
Ein bisschen mulmig wird mir allerdings, wenn ich daran denke, dass die 2002 hingerichtete Wuornos, die wohl wie kaum eine kriminalhistorische Figur der USA "Opfer der Lebensumstände" genannt werden darf, auf solche Weise zu "Ehren" kommt. Aber ein Denkmal ist wohl besser als keines.
maX
#151
Geschrieben 07. April 2004, 08:24
Herrliche Gurke! Dem Film sieht man seine Entstehungszeit an allen Ecken und Ende an. Dieser unfassbar dämliche Humor, der (oft nur angedeutete) Splatter, die Darsteller ... allles noch sehr von der 80er-Jahre-Ästehtik beeinflusst.
"Das ist eine lange Geschichte ... du willst sie nicht hören und ich will sie nicht erzählen."

Kritik
maX
#152
Geschrieben 10. April 2004, 08:28
#153
Geschrieben 10. April 2004, 08:30
Juchuuu!


maX
#154
Geschrieben 10. April 2004, 08:34
Das nenne ich mal eine huldigende und geniale Wiederaufnahme eines alten Filmstoffs. Man merkt dem Film förmlich an, welchen Spaß der alte Lewis gehabt haben muss, als er seine Ideen (Gehirnextraktion mittels eines Korkenziehers durchs Ohr) endlich einmal ordentlich finanziert umsetzen konnte. Und dann diese running gags ... das ist echt ain absoluter Party-Film!
So viel Sex, Crime und Fun habe ich schon lange nicht mehr auf die Netzhaut bekommen!
#155
Geschrieben 12. April 2004, 08:20


maX
#156
Geschrieben 15. April 2004, 06:50
Der wohl katholischste Film Scorseses ... und dabei völlig unaufdringlich. Immer wieder wundervoll!
maX
#157
Geschrieben 15. April 2004, 06:58
Vorsicht! Spoiler.

Hätte ich nicht mit gerechnet, dass die erzwungene Zweiteilung eines Films tatsächlich zwei Filme ergeben würde. Aber Pt. 2 ist wirklich sehr anders als sein "Prequel": Wenig Splatter, Wenig Schwertkampf, viel Dialoge, viel Western.
Natürlich ist alles wieder angereichert mit Genre-Zitaten und ironischen Verdopplungen. Besonders der Soundtrack tut sich hier hervor. Meine Lieblingssequenz ist allerding dann doch wieder eine Hommage an die Shaw Bros.: Die Ausbildung der Braut bei "Alt"-Meister Pei Mei (nebst der auch von mir schnell erlernten "Five Finger Point Heart Explode"-Technik! Also Vorsicht!

Was nehmen wir noch mit nach Hause?
1. Das Wissen um die ominöse Augenklappe ... und warum man immer eine zweite dabeihaben sollte
2. Dass der Tod (und die Beerdigung) nicht unbedingt das Ende bedeuten müssen.
3. Dass Uma Thurmans Mandarin "disgusting" ist.
4. Dass man sich jeden Schritt genau überlegen sollte (vor allem den fünften!)
Ganz hervorragender Film ...

maX
#158
Geschrieben 18. April 2004, 06:50
Den Film hatte ich als Kind zuletzt gesehen und war erschreckt, wie wahr die Märchen mit den bösen Stiefmüttern sein kann. Tja, und jetzt gucke ich den noch mal und bin erstaunt darüber, wie nachtragend man sein kann. Jungejunge, die die Autorin da ihre Pflegemutter in die Pfanne haut! Und dann der Schlusssatz bei der Testamentseröffnung, als die Tochter leer ausgeht: "Hat sie wirklich das letzte Wort?"

Ach ja: Ich habe selten eine so gute schauspielerische Leistung wie die von Faye Dunaway in diesem Film gesehen. Echt superklasse!
maX
#159
Geschrieben 18. April 2004, 07:00
Den kannte ich noch nicht. Zählt zwar nicht unbedingt zu Hughes Glanzleistungen aus der Zeit (Breakfast Club, Ferris Bueller'd Day off

Die Story war zwar (aus heutiger - erwachsener Sicht- etwas zu fahl. Die Musik (OMD - If you Leave

Naja, die DVD hätte es aber trotzdem nicht gebraucht ... war aber billich.

maX
#160
Geschrieben 19. April 2004, 06:10
Früher Haneke-Film, der die Richtung, in der Haneke Literatur adaptiert, bereits andeutet. Die Visionen seines drogensüchtigen Protagonisten werden für den Zuschauer unmerklich in Bilder gezwängt, die in perfektem Anschluss an vorangegangene Szenen stehen, jedoch schnell einen "Wirklichkeitsbruch" erleiden.
Beklemmende Atmosphäre, wenig Worte, lange Einstellungen und Dialoge, die mehrdeutiger in all ihrer Höflichkeit gar nicht sein könnten. Unangenehm ... aber leider auch etwas arg künstlich.
maX
#161
Geschrieben 19. April 2004, 06:14
Also ich meine, da hat der gute C. Lee sich ganz schön verhoben. Der Film ist sperrig, seine Atmosphäre zwar seltsam aber eben nicht so befremdlich, dass man in ihr aufgehen könnte. Was aber viel schlimmer wiegt: Der Film ist einfach stink-langweilig!

maX
#162
Geschrieben 27. April 2004, 07:40
Mit der Verbindung von Bildern und Sprache ist das so eine Sache: Das eine lässt sich nicht ins andere Übersetzen, ohne, dass etwas wegfällt oder hinzukommt. So muss jeder gelungene Versuch, für die eigenen oder fremden Worte Bilder zu finden auch notwendigerweise in Vieldeutigkeiten münden. Jemand, der "gute Bilder" findet, schafft es dann vielleicht, diese Vieldeutigkeiten wenigstens zu lenken.
In Werner Herzogs Dokumentarfilmen taucht dieses Problem immer wieder auf. Da finden mehrfache Übersetzungsprozesse statt: Ein vergangenes Erlebnis wird erzählt, dann bebildert und schließlich wieder mit einem Sprachkommentar versehen. Herzog macht aus der Polysemie, die dabei entsteht, ein Programm: Die vergangenen Erlebnisse seiner Protagonisten sind oftmals ein Schlüssel, mit dem er seine eigene Weltsicht kodiert. Da wird ein wochenlanger Marsch durch den Dschungel ("Little Dieter needs to Fly", "Julianes Sturz in den Dschungel") zu einer Beschreibung von "Extrem-Wandern als/ans Lebensziel" oder die Fassungslosigkeit von Sprachfindung ("How much wood would a woodchuck chuck", "Land des Schweigens und der Dunkelheit") zu einer Bankrotterklärung von Sprache überhaupt ... "Die Menschheit braucht zum Überleben Bilder", sagt Herzog.
In Gasherbrum begleitet er den Bergsteiger Reinhold Messner, der hintereinander zwei Achttausender besteigen will. Herzog, sonst für jedes Abenteuer zu haben, folgt ihm nicht, sondern bleibt in der Basisstation. Und so handeln die 45 Minuten des Films dann auch weniger von den artistischen/akrobatischen Bemühungen Messners als von dessen verzweifelter Suche nach Worten, seine unsinnige Passion "Bergsteigen" verstehbar zu machen. Herzog versucht es zunächst mit Analogie ("Eine Art Wahnsinn?", "Todessehnsucht?") um dann schließlich auf den existenziellen Kern der Sache zu stoßen: Messner hat vor ein paar Jahren bei einer Expedition den eigenen Bruder verloren. Auf die Frage Herzogs, wie er es nach der Rückkehr der Mutter erklärt habe, bricht Messner in Tränen aus. Über die Sezene ist viel gesagt und geschrieben worden und Herzog selbst hat immer wieder erklärt, wie wichtig er und Messner es gefunden haben, dass diese ca. 3 Minuten schweigendes Schluchzen mit bewegungsloser Kamera eingefangen in den Film hinein mussten.
Der Grund scheint mir jedoch ein anderer als allein der der Authentizität zu sein: Es gibt keine Worte, welche existenzielle Extremsituationen zu beschreiben vermögen. Zu diesen gehört nicht nur, den Berg hinaufzusteigen (was Messner ganz folgerichtig damit vergleicht, dass er unsichtbare Schriftzeichen "an der Wand" zeichnet, die er besteigt), sondern auch, was man jedes Mal oben lässt und was nicht mehr da ist, wenn man den Berg wieder hinabsteigt. Anfangs sind dies nur fehlende Zehen (Messner hat nach all seinen Expeditionen nur noch insg. 4 Zehen), dann ist es die Vernunft (es wird immer wieder von wahnsinnig gewordenen berichtet) und schließlich ist es das Leben selbst, dass sich im Prozess des Bergsteigens verausgabt und verbraucht.
Die Erklärungsversuche Messners (und auch die Fragen Herzogs) werden angesichts der Herausforderung immer hilfloser - die Bilder des Films jedoch immer bedeutungsschwerer: Wortlose, mit der Musik Popol Vuhs unterlegte Panorama-Aufnahmen, in der sich Messner und sein Begleiter verlieren, zeitgeraffte Schneestürme und Wolkenjagden, die seltsam "unkitischig" über die Berge hinwegfegen - das sind die Bilder, die nach und nach die Sprache ersetzen. Und schließlich verwundert es nicht, als sich Messner und Herzog am Ende des Films einig sind, dass sie beide das selbe "Lebensziel" haben: Einfach gehen, immer weiter gehen, ohne Umkehr. In diesem Bild kulminiert der sisyphonische Wunsch des Bergsteigers Messner, für den jeder Aufstieg auch der erste Schritt in Richtung des Absteigs ist und der Herzogs, für den jede begonnene Erzählung/Dokumentierung auch schon der Anfang ihrer letzten Worte ist.
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Als Herzog in den 1970er Jahren einen "verwandten" Bilderfinder entdeckt hat, den jungen Kunststudenten Errol Morris, hat er ihn ermutigt, einen Film zu drehen. Herausgekommen ist der Dokumentarfilm Gates of Heaven - ein Film über Tierfriedhöfe und hinterbliebene Herrchen und Frauchen. Gleichzeitig eine Ode an die Fähigkeit interspeziezistischer Empathie und ein Soziogramm Amerikas ist der Film ein Meilenstein des Dokumentarfilms geworden. Herzog versprach Morris damals: "Wenn der Film je fertig wird, komme ich zurück und esse meine Schuhe!"
Der knapp zwanzigminütige Les Blank-Film "Werner Herzog eats his Shoe" ist Beleg dafür, dass Herzog sein Versprechen gehalten hat. Doch Herzog wäre nicht Herzog, wenn er das Versprechen um der reinen Gaudi willen gegeben und es nicht mit einem Programm unterfütter hätte. Und so wird das Schuhe-Kochen und -Essen von ihm mit einer "Message" versehen. Die eigentlich abstrusen Bilder stehen nun für den Preis, den man für das eigentlich Unmögliche erhält: Einen Film zu drehen ist eine titanische Leistung (darauf insistiert Herzog und hat es schon oft genug "am eigenen Leib" bewiesen) und gleichzeitig das notwendigste, dass die Menschheit braucht. "Denn ohne die richtigen Bilder", so Herzog, "sind wir zum Untergang verdammt."
Eigenartig, dass nun genau diese Bilder, die den Schuh-Essenden Herzog zeigen, zum Paradebeispiel für diese Notwendigkeit werden. Aber das Publikum der im Theater vorgeführten Schuhesserei und auch die anwesenden Journalisten schließen sich dem Programm Herzogs an. Und so wird er gefragt, wozu seine und andere Filme da sind, was er schon damals in Morris gesehen hat und warum ein Film wie "Gates of Heafen" so wichtig ist. Nicht gefragt wird er über die Zutaten seiner Schuh-Suppe und ob es denn schmeckt.
maX
#163
Geschrieben 01. Mai 2004, 11:44
(Igor martert den angeketteten Werwolf mit einem Elekro-Bullentreiber)
Dracula: "Warum quälst du es denn eigentlich so?"
Igor: "Weil ich es so gut kann!"



Ansonsten

Meine Kritik.
maX
#164
Geschrieben 04. Mai 2004, 06:30

03.05.04: Color me Blood Red (DVD)
Damit ist "Color me Blood Red" nicht nur ein sehr reflektierter, sondern auch ehrlicher und vielleicht Lewis' persönlichster Film.
maX
#165
Geschrieben 05. Mai 2004, 14:31
#166
Geschrieben 07. Mai 2004, 07:10
Das Showbiz frisst seine Kinder ... und am liebsten die, die noch unschludig sind, weil sich Unschuld besser verkaufen lässt. Und ist dann noch ein Dokumentarist dabei, der sowohl die Kinder als auch das Verkaufen als auch die moralische Entrüstung inszenieren kann, dann verkauft sich das noch besser.
H. G. Lewis' Film "Scum of the Earth" erzählt von skrupellosen Nakcmodell- und Pornofotografen, die sich junge Mädchen an High Schools suchen und sie mit Geldversprechungen in ihr Fotostudio locken, wo sie zuerst nur keusche Aufnahmen machen. Vom geld angefixt, wollen die Mädchen schnell mehr. Mehr Geld gibt es aber nur für weniger Wäsche auf den Bildern. Und mit den einmal entstandenen Halbnacktbildern lassen sich die Mädels dann auch schnell zu Ganznacktbildern erpressen. Ein Teufelkreis, den irgendwann nur noch die Courage des Fotografen zu brechen im Stande ist.
"Scum of the Earth" steht in der Mitte einer Traditionslinie, an deren Anfang sich pseudo-entrüstete Filmchen wie "Die weiße Sklavin" (eines der Remakes soll schon Kafka in Rage versetzt haben) und an deren Ende sich solche Grotesken wie "Meet the Feebles" finden. Lewis' meint es auch nicht ganz Ernst mit seinem Sujet. Der Exploit-Charakter liegt dabei aber noch weniger auf dem "Nackte Haut unter dem Vorwand der Aufklärung zeigen", als in der Aufdeckung der Machenschaften dieses "Abschaums der Erde".
Na, der letzte Schwarz-Weiß-Film Lewis', bevor er sich mehr zu zeigen traut. Sozusagen ein "Vormärz"-Filmchen.

maX
#168
Geschrieben 08. Mai 2004, 18:41
Ach, diese Jugend. Kaum ist sie nicht beschäftigt, hat sie nichts als Flausen im Kopf. In "Just for the Hell of it" machen 8 Teenager eine Kleinstadt unsicher: Auf Parties randalieren sie und zerschlagen Möbel, sie fahren im Cabrio durch die Straßen und bespritzen Passanten mit Wasser, kleine Kinder nehmen sie aus dem Kinderwagen und stecken sie in Mülltonnen und Kranken, Baseball spielende Jungs erleichtern sie um ihre Keulen und Invaliden nehmen sie die Krücken weg.
Aber zum Glück gibt es einen, Doug, der sich dem Treiben entgegenstellt. Damit macht er sich bei den Marodierern natürlich nicht gerade beliebt. Dextor, der Anführer der Gang, beschließt daher, Doug eine Lektion zu erteilen: Er lässt seine Freundin vergewaltigen und töten. Das treibt Doug zum Äußersten ...
Die ungeheuerliche Scham- und Sittenlosigkeit der Teens in Lewis' Film wirkt aus der Distanz mehr als lächerlich. Mit Ausnahme von ein paar Handgreiflichkeiten und zum Ende hin auch der einen oder anderen Vergewaltigung, glaubt man, es mit den nicht mehr ganz so "kleinen Strolchen" zu tun zu haben.
Die Längen in dem Film sind nahezu unfassbar. Lewis' Kamerablick weidet sich schier endlos an den Zerstörungsorgien, Tanzeinlagen und Musikperformances. Überhaupt spielt Musik eine ganz wichtige Rolle beim Vorzeigen der Jugendverwahrlosung. Zu sozial-ethischer Desorientierung gehört auch wenigstens eine Schweineorgel und ein deliriöses Schlagzeugsolo.
Ein bitteres Portrait der 1968-Outcasts ...

maX
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