

Tarantino: Langweile, Hommage & Intertextualität
#1
Geschrieben 17. August 2011, 13:22
Aber letztes Jahr war es dann so weit, als ich versucht habe, Tarantinos "Death Proof" zu sehen. Ein guter Freund hatte mich schon lange vorher gewarnt, der wäre bestimmt nichts für mich, und so waren meine Erwartungen auch nicht die besten, aber es gehört ja irgendwo zum Zuschauerethos, (fast) allem mal eine Chance zu geben. Aber ich fand den Film von Beginn an unerträglich. Die Figuren fand ich so bodenlos dumm, daß ich am liebsten jeder von ihnen (egal ob Mann oder Frau) eigenhändig den Hals umgedreht hätte, und den Film in seiner Geschwätzigkeit unsäglich - und das schon nach fünf Minuten. Ohnehin, diese Dialoge! Wenn man in einer Schul- oder Unitoilette sämtliche Klosprüche aufschreiben und daraus irgendwie so etwas wie Dialoge machen würde, käme wohl etwas heraus, was dem Drehbuch von "Death Proof" sehr ähnlich sein dürfte. Nun habe ich schon öfters mal bei Filmen nach fünf Minuten das Bedürfnis gehabt, abzuschalten, und dann doch durchgehalten, aber hier war meine Schmerzgrenze endgültig überschritten. Ich hatte vor, wenigstens bis zur ersten Werbepause auszuharren, aber nicht mal das habe ich geschafft, und nach einer halben Stunde war dann Schluß. Endgültig.
#2
Geschrieben 17. August 2011, 13:40
Bearbeitet von Johannes, 17. August 2011, 13:40.
#3
Geschrieben 17. August 2011, 14:10
#4
Geschrieben 17. August 2011, 14:22
Bearbeitet von Settembrini, 17. August 2011, 14:25.
#5
Geschrieben 17. August 2011, 14:29

#6
Geschrieben 17. August 2011, 14:36
#7
Geschrieben 17. August 2011, 18:46
Bearbeitet von Johannes, 17. August 2011, 18:46.
#8
Geschrieben 17. August 2011, 23:32
So ganz verstehe ich euch nicht! Herr bekay und Herr Johannes haben eventuell eine falsche Definition vom Begriff "Hommage"? Ein Liebesgruß, eine Liebeshymne ist doch keine unkreative, unoriginelle Angelegenheit! Wenn eine Frau sich in Herrn bekay verliebt und ihm einen Liebesbrief schreibt, in dem sie ihre Bewunderung über seine schönen Augen, sein markantes Gesicht, seine Nase und Brille, seinen Haar-Style,....in Form eines poetischen Textes Ausdruck verleiht, kopiert sie doch nicht Herrn bekay! Sie läßt nicht ihre Busen wegoperieren, läßt nicht gleiche Frisur machen und sie wird nicht das Ebenbild von ihm. Und wie künstlerisch wertvoll der Brief ist, hängt von dem literarischen Talent der Frau ab.
Genauso ist es mit den Filmen von Tarantino. Ich habe doch nie behauptet, daß er ausschließlich kopiert und selbst nichts Neues zustande bringt. Auch eine Hommage kann mit Überraschungen und Raffinessen begeistern. Herr Johannes schreibt doch selbst:
"er verbeugt sich nicht bloß vor seinen idolen oder versucht sie nachzumachen (wie rodriguez), sondern er baut sie als zusätzliche handlungsträger in die erzählung ein" Genau das ist die Definition von Hommage! Wo liegt bitte der Widerspruch zu einer Hommage? Denkt hier jemand, daß Hommage bloßes Zitieren und Kopieren ist? Wenn ich von einem Liebesgruß spreche, kommt es bei euch wie "bloß nachmachen" rüber? Außerdem habe ich in meinem vorherigen Beitrag das Wort Hommage gar nicht benutzt, sondern nur Liebesgruß.
Daß er Filme über das Leben macht, weil die Quasselseligkeit der Figuren authentisch sein sollen? Naja, eine Farce hat immer etwas mit dem Leben zutun, jedoch die Figuren in den meisten Filmen von Tarantino (Ausnahmen: Reservoir Dogs und Jackie Brown) scheinen mir eher den Comic-Figuren ähneln als den Menschen aus meiner Umgebung. Auch wenn ich nicht leugnen möchte, daß Herr bekay genauso cool wie Kurt Russell aus "Death Proof" ist

Bearbeitet von Keitel, 17. August 2011, 23:46.
#9
Geschrieben 18. August 2011, 01:29
#10
Geschrieben 18. August 2011, 12:45
Netter Nebeneffekt an seinen Filmen ist dabei die Tatsache, dass durch das offensive Zitieren seiner persönlichen Lieblinge und das ständige "Namedropping" von ihm in Interviews, viele Filme und Filmemacher aus dem Exploitation-Bereich wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit geraten und diese alten Streifen durch entsprechende Veröffentlichungen eine regelrechte Renaissance erleben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sehr viele Filme - wie beispielsweise THRILLER, LADY SNOWBLOOD, STUNT ROCK, usw. - ohne Tarantino nicht unbedingt auf DVD geschafft hätten und somit in gewisser Weise für immer in Vergessenheit geraten wären.
Und zu DEATH PROOF:
Den Film kann man IMHO nur im gemeinsamen Kontext mit PLANET TERROR und dem zugrundeliegenden GRINDHOUSE-Projekt richtig "beurteilen". Tarantino und Rodriguez wollten ja ursprünglich mit GRINDHOUSE einen typischen Abend im Drive-In-Kino nachstellen, incl. Werbung vor und zwischen den Filmen. Als einzelne Filme waren PLANET TERROR und DEATH PROOF ja nie konzipiert.
Wenn man sich mal ein bisschen mit diesen typischen Double-Feature-Vorstellungen der damaligen Zeit beschäftigt, wird man schon beim Blick auf die entsprechenden Plakate feststellen, dass der erste Film (in diesem Fall PT) oft groß beworben wurde und für den zweiten Film (eben DP), der wohl oft als "Rausschmeißer" dienen sollte, weitaus weniger Werbefläche zur Verfügung stand. Die zweiten Filme waren ja meistens auch Streifen, die - wären sie allein gelaufen - keine großartigen Zuschauer angezogen hätten. Erst die große Kirmes-Attraktion, danach einen "langweiligeren" Genrevertreter hinterher. Typisches Beispiel das I DRINK YOUR BLOOD / I EAT YOUR SKIN-Double-Feature aus den frühen 70ern. Und genau das ist Tarantino und Rodriguez mit GRINDHOUSE in meinen Augen ganz vorzüglich geglückt. Erst haut Rodriguez in PT über alle Maßen auf den Putz, danach knallt Tarantino dem Publikum mit DP einen weitaus ruhigeren Film vor den Latz. Die Tatsache, dass DP dann - vom mit dem Genre vielleicht nicht so vertrauten Zuschauer - den Stempel der Langeweile aufgedrückt bekommt, verwundert mich persönlich nicht großartig. Innerhalb des GRINDHOUSES-Projektes halte ich DP für absolut grandios und sogar für weitaus besser gelungen als PT. Als einzelnen Film betrachtet genieße ich DP als willkommene Abwechslung zum immer schneller und unübersichtlicher werdenden Blockbuster-Kino. Neben PULP FICTION ist DP der Tarantino-Film, den ich mir bis jetzt am häufigsten angesehen habe. Und ich genieße jede Sichtung in vollen Zügen.
#11
Geschrieben 18. August 2011, 15:08
#12
Geschrieben 18. August 2011, 17:32
Nun gut, jetzt ist so gekommen, und ich muß einräumen, daß unser Administrator sich eine sehr gute Überschrfit hat einfallen lassen. Viel zum Thema beisteuern will ich jetzt nicht (wie gesagt, es gibt für mich weitaus interessantere Themen als Tarantinos Werk), aber, wenn ich schon mal unbeabsichtigt eine Diskussion in Gang gesetzt habe, noch ein paar ergänzende Bemerkungen beisteuern, bevor ich mich anderen Themen zuwende.
Zu "Death Proof" muß ich wohl nichts mehr sagen, ich denke, daß meine gestrigen Worte deutlich genug sind. Ansonsten kenne ich noch "Reservoir Dogs", "Pulp Fiction", "Jackie Brown" und eben "Kill Bill". Letzterer ist der vielleicht interessantester Fall, weil ich den ersten Teil überhaupt nicht mochte (ich betitelte damals meinen Verriß bei kino.de mit der Überschrift "blutig schillernde Seifenblase"), den zweiten aber überraschend gut fand, er versöhnte mich sogar ein wenig mit dem ersten, weil nun die Figuren interessanter wurden und der Film als ganzes daher auch emotionaler und berührender wurde. Um zu einem wirklich klaren Urteil zu kommen, müßte ich mal beide Teile direkt hintereinander oder zumindest zeitnah sehen, was bisher nicht geschehen ist.
Ansonsten: "Reservoir Dogs" fand ich handwerklich gekonnt, der Film ließ mich aber weitgehend kalt und hinterließ kaum einen tieferen Eindruck. Sehr sympathisch finde ich die Reaktion Wes Cravens, der wohl beim Ohrenabschneiden das Kino verlassen hat, weil er den Eindruck hatte, der Regisseur habe Spaß daran, eine solche Szene zu inszenieren. Den Eindruck hatte ich auch, zumal solche Szenen bei Tarantino ja häufig auftauchen. Ansonsten erinnerte mich "Reservoir Dogs" in vieler Hinsicht an Kubricks "Die Rechnung ging nicht auf", wobei ich aber Kubricks Film für den deutlich besseren halte.
"Pulp Fiction" mag seine Qualitäten haben, ist aber auch nur sehr bedingt mein Fall: die Verschachtelung der Episoden etc., das mag ja durchaus gekonnt sein, trotzdem hatte ich nie ein ernsthaftes Bedürfnis, den noch ein zweites Mal zu sehen. letztlich führt er Figuren von totaler innerer Leere vor, ohne aber diese Leere entlarven zu wollen, wichtiger ist es ihm, sie in ihrer Coolness auszustellen. Ohnehin ist Coolness ja auch eines der im Zusammenhang mit Tarantinos Filmen am meisten gebrauchten Wörter, aber wenn ich daran denke, wie cool Humphrey Bogart in seinen Filmen war, oder Diana Rigg in den 60ern als Emma Peel, kommt mir die "Coolness" bei Tarentino eher bemüht und aufgesetzt vor.
An "Jackie Brown" fällt dagegen sicherlich auf, daß es hier richtige Figuren gibt statt der Pappcharaktere, die aus Comics zu stammen scheinen, wie sie in den anderen Filmen auftreten. Vermutlich liegt das daran, daß Tarantino hier kein Originaldrehbuch geschrieben, sondern einen Roman adaptiert hat. Allerdings fand ich "Jackie Brown" doch doch zu lang, schleppend und zähflüssig, um mich wirklich für diesen Film begeistern zu können.
Insgesamt wirkt, wie ich gestern schon schrieb, Tarantinos Werk auf mich immer mehr oder weniger spätpubertär. Daß mich seine Zitierwut und sein oftmals zu findender "Film über Filme"-Ansatz auch vergleichsweise wenig anspricht, erwähnte ich bereits. Worauf er sich gut versteht, das ist Timing, das ist die Schauspielerführung, und was sonst zum inszenatorischen Handwerk gehört. Allein als Regisseur betrachtet halte ich ihn für durchaus talentiert, wenn auch maßlos überschätzt. Ich finde allerdings auch, daß er ziemlich grauenvoller Drehbuchautor ist, der es kaum versteht, Charaktere zu entwerfen, und seine vielgerühmten Dialoge haben mir noch nie gefallen.
Das wären dann noch meine ergänzenden und abschließenden Bemerkungen zum Thema Tarantino.
#13
Geschrieben 18. August 2011, 22:03
#14
Geschrieben 18. August 2011, 22:35
Heute hab ich den Film längst komplett nachgeholt und meinen Frieden mit Tarantino im allgemeinen geschlossen. Er ist sicher kein Lieblingsregisseur von mir, aber er schafft es in jüngster Zeit, mich jedes Mal mit seinem neuen Film zu überraschen und für sich zu gewinnen, auch wenn ich so nutzloses Girlie-Gelabber abhalten muss wie in "Death Proof". Aber das will ja Tarantino gerade abfeiern und man muss ihm dazu auch ein Stück weit entgegen kommen.
Auf jeden Fall ist er ein Filmemacher der modernen Generation, der auf klassische Qualitäten und Inszenierungen pfeifft sondern lieber sein eigenes Universum schafft und ausstellt. Das muss man nicht mögen, aber man kann sich darauf einlassen. Deshalb halte ich es weder mit der von unserem alten Forum bekannten mitunter ehrfürchtig-niederknieenden Verehrung des Filmemachers, noch mit Sett's Skepsis und Ablehnung.
#15
Geschrieben 18. August 2011, 22:50
Gerngucker sagte am 18. August 2011, 22:35:


#18
Geschrieben 19. August 2011, 00:13
Gerngucker sagte am 18. August 2011, 22:35:
Auf jeden Fall ist er ein Filmemacher der modernen Generation, der auf klassische Qualitäten und Inszenierungen pfeifft sondern lieber sein eigenes Universum schafft und ausstellt. Das muss man nicht mögen, aber man kann sich darauf einlassen. Deshalb halte ich es weder mit der von unserem alten Forum bekannten mitunter ehrfürchtig-niederknieenden Verehrung des Filmemachers, noch mit Sett's Skepsis und Ablehnung.

#19
Geschrieben 19. August 2011, 08:20
bekay sagte am 18. August 2011, 22:03:
Da bin ich absolut bei Dir. Ein Tarantino-Film ist für mich auch immer mehr als bloße Hommage. Er hat sich da ja mittlerweile ein kleines Universum geschaffen. Und die Charaktere, die für manche vielleicht nur "cool" und "leer" erscheinen, wirken auf mich im jeweiligen Kontext der Geschichten absolut authentisch und alles andere als "leer". Insbesondere die erste Frauengruppe in DP ist für mich das Paradebeispiel von Authentizität. Die unterhalten sich einfach über alles mögliche, und sei es vielleicht noch so unwichtig und banal - das ist doch wie im echten Leben.
Tarantino wird ja immer mit Regisseuren wie Robert Rodriguez und Rob Zombie in Verbindung gebracht, die es sich beide ja auch zur Lebensaufgabe gemacht zu haben zu scheinen, ihren B-Movie-Helden zu huldigen. Ich sehe bei ihm - gerade wegen seiner sorgfältigen Figuren- und Charakterzeichnungen - viel mehr Parallelen zu Kevin Smith in dessen "View Askewniverse"-Phase. Doch während Smith sich leider von CLERKS. & Co. verabschiedet hat und nun Studiofilme wie COP OUT dreht - die auch noch ausgesprochen unterhaltsam geraten sind, denen aber einfach der Charme von Streifen wie CHASING AMY komplett abgeht -, zieht Tarantino sein Ding ohne Wenn und Aber weiter durch. Viele werfen ihm aus diesem Grund ja Stagnation und fehlende Entwicklungsfähigkeit vor. Aber solange der Mann Filme von der Qualität eines DEATH PROOF oder eines INGLOURIOUS BASTERDS dreht, kann er meinetwegen noch viele Jahre so weitermachen.
Bearbeitet von Splatter-Fanatic, 19. August 2011, 08:21.
#20
Geschrieben 19. August 2011, 12:50
#21
#22
Geschrieben 19. August 2011, 20:11
#23
Geschrieben 19. August 2011, 23:14

Also Tarantino hat schon mehr großartiges als schlechtes abgeliefert. Pulp Fiction war für mich einer der Filme der 90-er, Kill Bill I&II gehörten für mich zum Besten des letzten Jahrzehnts und seine anderen Filme waren fast allesamt toll anzusehen. Einzig mit Death Proof tue ich mich auch sehr sehr schwer. Zu viel was ich sonst an seinen Filmen genieße, empfinde ich in DP schier unerträglich.
Wie sehr habe ich Dialoge in Tarantino's Filmen immer zu schätzen gewusst. Sei es die Burger- oder Fußmassagendiskussion zwischen Travolta und Jackson in Pulp Fiction (habe die einfach mal exemplarisch ausgewählt, die Dialoge im ganzen Film waren ein Genuss, egal ob Travolta, Jackson, Willis, Rhames, Stoltz, Thurman, Walken, Keitel, Roth oder weiß Gott wer im Gespräch war), die Dialoge in Jackie Brown oder Reservoir Dogs, immer waren Dialoge ein Prunkstück in seinen Filmen.
Aber hier, ich weiß nicht woran es lag, nur haben mich die Dialoge hier total kalt gelassen, bzw. noch schlimmer, richtig genervt und gelangweilt. Für mich gab es keine pointierte Gespräche, es wurde nur dumm rumgelabert und war nicht kultig trashig, sondern nur trashig. Hätte man mitten in dem einen oder anderen Dialog einen Schnitt gemacht und wäre wenig späterer an anderer Stelle wieder in das Gespräch eingestiegen, man hätte es nicht gemerkt, so belanglos ging es zu. Einzig ein paar Mal bei Kurt Russel kam ein Schmunzeln über mein Gesicht.
Womit wir nun aber bei meiner zweiten Enttäuschung angekommen wären: KURT RUSSEL
Zu Beginn und im Verlauf des Films hat er mir wie eigentlich immer gut gefallen, bis er dann kurz vor Schluß von Kim, glaub ich, angeschossen wird. Ab dann wurde seine Performance für mich zur Farce. Nicht was das Darstellerische angeht, sondern wie er Stuntman Mike von da an darstellen musste. Warum er sich hierzu bereit erklärt hat, kann ich mir nicht erklären. Niemand der Kurt Russel als Action-Darsteller zu schätzen weiß und seine großen Rollen in den letzten fast 30 Jahren gesehen hat (sei es als Snake Plissken, Gabriel Cash, R.J. MacReady, Jack Burton, Nick Frescia oder Stephen MaCaffrey), möchte einen der letzten übrig gebliebenen wahren Männer des Filmbiz als verweichlichte Lusche sehen, die rumheult und sich wehrlos von Frauen verdreschen lässt. Ich hätte weniger ein Problem damit gehabt, wenn er wenigstens seine Würde hätte behalten dürfen. Aber flennen, als hätte man einem Jungen die Sandburg kaputt gemacht, das hat dieser Mann doch nicht nötig. Wenn schon den Arsch voll kriegen, dann doch bitte mit erhobenem Haupt.
Und auch die Verfolgungsjagd, welche vorher stattfand. Meine Güte, da habe ich aber echt mehr erwartet. Auch wenn ich berücksichtige, dass hierbei keinerlei Computertechnik verwendet wurde, die war mal alles andere als aufregend. Von Thrill zu sprechen wäre an dieser Stelle blanker Hohn.
Ich will dem Film gar nicht absprechen, dass er technisch nicht gut gemacht ist, die Kameraführung von QT himself oder der Schnitt einwandfrei waren, sofern ich es beurteilen kann. Nur haben mir diese zwei Aspekte, Dialoge und ein es war einmal Kurt Russel, den Film ungenießbar gemacht. Viele werden wahrscheinlich genau diese beiden Punkte herausragend finden, doch für mich war dieser Film ein Reinfall. Ich denke, dass sich gerade bei diesem Film (und auch Planet Terror) die Geister scheiden werden. Sicherlich gab es viele nette Einfälle beim Film, wie z.B. die Verwendung der vielen Musclecars, welche in Klassikern wie Bullit oder Gone in 60 Seconds (von 1974) vorkamen, die alten Lieder aus Tarantions Privatsammlung und die verschiedenen Gastauftritte, aber das reicht mir persönlich nicht, mich mit dem Film versöhnlich zu stimmen. Der Funke ist einfach nicht zu mir übergesprungen.
#24
Geschrieben 20. August 2011, 01:15
Carlito Brigante sagte am 19. August 2011, 23:14:
Carlito Brigante sagte am 19. August 2011, 23:14:
#25
Geschrieben 20. August 2011, 01:51
Du schreibst, er würde genüßlich Macho-Mannerbilder zertrümmern. Nur finde ich dafür kein Beispiel außer eben DP. Weder Willis, Travolta, Jackson, Rhames, Caradine, Keitel, Pitt oder weiß Gott wen ich vergessen habe wurde hinsichtlich seiner Rollen-Vergangenheit zertrümmert. Nur eben Russel. Und mit der Rolle des Stuntman Mike habe ich gar kein Problem. Nur hätte ich mir jemand anders als eben Russel für die Rolle gewünscht und mir zum Ende hin mehr Gegenwehr erwartet. Aber ich weiß, das gerade diese Punkte von den Meisten abgefeiert werden. Für mich hingegen hat es halt nicht gepasst.
#26
Geschrieben 20. August 2011, 11:21
#27
Geschrieben 20. August 2011, 22:40
Und bei Travolta hätte ich es würdelos gefunden, wenn er auf dem Pott sitzend nieder gemacht worden wäre. Aber auch hier, er öffnet die Tür, er und Willis schauen sich in die Augen und da ist nicht der Hauch von Angst in seinem Verhalten zu sehen.
Das ist alles nicht annähernd zu vergleichen mit dem Umgang bzgl. Russel.
#28
Geschrieben 20. August 2011, 23:33

#29
Geschrieben 20. August 2011, 23:56
Das Tarantino mit der Szene schockieren wollte, glaub ich durchaus auch, nur sehe ich darin halt keinen Abgesang auf "Machorollen". Er hat mit der Szene sehr viele Baustellen bedient mMn. Zum einen, nicht nur "typische" Opfer, sprich schwache können so ein Schicksal erleiden, sondern auch die von denen man sowas am wenigsten erwarten würde. Dann wie eine so extreme Situation die größten Feinde zusammenschweißen kann, so dass sie kurzzeitig eine Allianz bilden. Und generell der Schock, was in einem normalen Laden um die Ecke für abgefuckte Kerle arbeiten können und im Keller ihren kranken, kriminellen (mitunter Sex-)phantasien fröhnen. Man schaut den Menschen halt immer nur vor den Kopf und ahnt nicht, was für krankes Zeug in ihnen vorgehen kann. Eine ähnliche Szene, nicht ganz so aufwühlend und drastisch gab es auch in "Falling Down", wenn ich mich recht erinnere.
#30
Geschrieben 21. August 2011, 04:32
Ich verstehe auch nicht, wieso Tarantino irgendwelche angeblich etablierten Stereotypen zertrümmert. Es gibt ja auch keinen Anlass dazu. Die Charaktere haben keinen direkten Bezug zu irgendwelchen Genrevorbildern, sie sind zuallererst eigenständig und unabhängig von irgendwelchen Filmreferenzen. Bei der ersten Travolta/Jackson-Szene gibt es keinen Hinweis auf ihr Gangsterdasein, bis sie nach minutenlangem Autogespräch ganz nebensächlich die Waffen aus dem Kofferraum ziehen, und selbst dann hat man keine Ahnung, was sie überhaupt vorhaben (das ist übrigens ein Beispiel für die Scheißigkeit von Spoilern... solche unterschwelligen Erzählmethoden fallen einem nämlich nicht auf, wenn man das vorher schon weiß).
Tarantino hat eher ganz eigene Stereotypen kreiert. Tarantinofiguren sind immer so gut in dem was sie tun, dass sie es glatt nebenbei erledigen können. Das führt wohl auch zu der "Coolness" seiner Filme. Gewalt entlädt sich in punktuellen Spitzen, und weil das, was die dramaturgische Entfaltung der Story voran treibt, am Rand geschieht, und das "Belanglose" im Mittelpunkt steht. Seine Filme erinnern mich etwas an Nouvelle Vague-Filme, an Filme über Körperrhythmen und Gesten. Pulp Fiction erinnert mich zum Beispiel stark an Le maman et la putain von Eustache, ein Film, der sich noch viel ekstatischer als Pulp Fiction in einem speziellen Rhythmus des Sprechens und des körperlichen Miteinander-Interagierens verliert, der sich aber, im Gegensatz zu Pulp Fiction, lediglich auf die Dreiecksbeziehung der Hauptfiguren konzentriert.
Tarantino macht keine Filme über Rollenbilder und hat kein interesse daran hat, sie zu reflektieren - zumindest nicht in erster Linie -, es geht ihm wirklich um die Charaktere, es geht nicht um plumpe Coolness oder Witzchen, sondern letztlich hat jedes Detail seine erzählerische Bedeutung, während die Verhaltensweisen der Charaktere sehr detailliert (ein bisschen wie bei Spielberg) beobachtet werden. Die Hans Landa-Pfeife in Inglourious Basterds hielt ich in den ersten Sichtungen immer für einen billigen Gag, doch eigentlich ist es Landas sehr effektives Mittel, psychologischen Druck auf den armen Monsieur LaPadite auszuüben.
Bearbeitet von Johannes, 21. August 2011, 04:36.
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