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Tarantino: Langweile, Hommage & Intertextualität - Filmforen.de

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Tarantino: Langweile, Hommage & Intertextualität


36 Antworten in diesem Thema

#1 Settembrini

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Geschrieben 17. August 2011, 13:22

Mehr als zehn Jahre habe ich mit Erfolg an dem Prinzip festgehalten, keinen Film vorzeitig abzubrechen. Und ich habe in der Zeit wirklich einige Obergurken gesehen, bei denen die Versuchung zum Teil sehr groß war.
Aber letztes Jahr war es dann so weit, als ich versucht habe, Tarantinos "Death Proof" zu sehen. Ein guter Freund hatte mich schon lange vorher gewarnt, der wäre bestimmt nichts für mich, und so waren meine Erwartungen auch nicht die besten, aber es gehört ja irgendwo zum Zuschauerethos, (fast) allem mal eine Chance zu geben. Aber ich fand den Film von Beginn an unerträglich. Die Figuren fand ich so bodenlos dumm, daß ich am liebsten jeder von ihnen (egal ob Mann oder Frau) eigenhändig den Hals umgedreht hätte, und den Film in seiner Geschwätzigkeit unsäglich - und das schon nach fünf Minuten. Ohnehin, diese Dialoge! Wenn man in einer Schul- oder Unitoilette sämtliche Klosprüche aufschreiben und daraus irgendwie so etwas wie Dialoge machen würde, käme wohl etwas heraus, was dem Drehbuch von "Death Proof" sehr ähnlich sein dürfte. Nun habe ich schon öfters mal bei Filmen nach fünf Minuten das Bedürfnis gehabt, abzuschalten, und dann doch durchgehalten, aber hier war meine Schmerzgrenze endgültig überschritten. Ich hatte vor, wenigstens bis zur ersten Werbepause auszuharren, aber nicht mal das habe ich geschafft, und nach einer halben Stunde war dann Schluß. Endgültig.

#2 Johannes

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Geschrieben 17. August 2011, 13:40

dabei ist das einer der besten 2000er-filme überhaupt.

Bearbeitet von Johannes, 17. August 2011, 13:40.


#3 Keitel

    Gestern war Gestern – Heute beginnt die Zukunft!

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Geschrieben 17. August 2011, 14:10

Daß Tarantino keine Filme über das Leben, sondern Filme über die Filme, vorwiegend Trash-Filme aus den 60er- 70er- Jahren macht, ist kein Geheimnis. "Death Proof" ist eine Action-Farce und gleichzeitig ein Liebesgruß an den B-Movies der 70er und 80er Jahren (z.B. Russ Meyer's "Faster Pussycat! Kill!Kill!" oder Auf dem Highway ist die Hölle los-The Cannonball Run (1981) mit Burt Reynolds). Ein Zuschauer erkennt ihn als "Farce" und nimmt ihn nicht ernst und hat sein Spaß daran, der Andere glaubt, der Streifen ist ein mißlungenes Actiondrama.
"Halt! Wer trabt so spät durch Nacht und Wind ?" - "Ich habe den Sachsen das Angeln beigebracht. Seitdem heissen sie Angelsachsen!" - "Ich bin der König aller Angler!"

#4 Settembrini

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Geschrieben 17. August 2011, 14:22

Daß Tarantino keine Filme über das Leben, sondern über Filme macht, ist mir durchaus bewußt. Aber für mich kommen seine Filme selbst in ihren besten Momenten nicht über die ewige Nabelschau des einstigen Videotheken-Mitarbeiters hinaus, und insofern finde ich seinen ganzen Ansatz nur mäßig interessant. Auch Godard beschäftigt sich ja manchmal mehr mit dem Kino aIs mit dem Leben, und auch Godard gehört nicht gerade zu meinen Favoriten. Trotzdem bewegt sich Godard auf einem ganz anderen Level, Tarantino macht die Filme, die Godard vermutlich in der Pubertät gedreht hätte. Es sei aber eingestanden: die zweite Hälfte von "Kill Bill" gefiel mir zu meiner eigenen Überraschung recht gut, das ist bisher aber auch ein Einzelfall, ansonsten haben mich seine Filme eher achselzuckend oder genervt zurückgelassen. Klar, "Death Proof" soll eine Hommage an Trash-Filme vor allem der 70er sein, die mir in ihrer großen Mehrheit auch nicht gefallen würden. "Mißlungenes Actiondrama" habe ich aber nicht gesagt, kann ich ja auch gar nicht, da ich ja schon die Nase voll vom Film hatte, bevor überhaupt irgendein Actionelement vorkam. Jedenfalls ging mir das alles so unglaublich auf den Wecker, daß ich schon letztes Jahr an anderer Stelle mal geschrieben habe, daß ich den kompletten Film nur gegen Bezahlung (und Vorkasse) sehen würde, weil es mir schon um die halbe Stunde Lebenszeit leidtut, die ich mit diesem Schrott vergeudet habe.

Bearbeitet von Settembrini, 17. August 2011, 14:25.


#5 bekay

    will in die High Society

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Geschrieben 17. August 2011, 14:29

Aber Tarantino macht auch Filme über das Leben, natürlich! Deswegen nur kann doch Settembrini angenervt sein von Figuren, deren Quasselseligkeit ich für authentisch halte. Soetwas - die neorealistische Darstellung "leerer", also nicht plotvorantreibender Gespräche - ist eben weniger Filmzitat als vielmehr Anreicherung seines Filmzitierens mit originären, authentischen Elementen. Das macht es doch immer so interessant. Und überhaupt: DEATH PROOF! :love: (Ich kenn mich nicht mal aus im Exploitation-Kino, aber: Das Herumreiten auf der Hommage-Schiene scheint mir den Kern von Tarantinos Schaffen zu verfehlen...)

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#6 Settembrini

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Geschrieben 17. August 2011, 14:36

Interessant? Nun gut, jedem das seine. Ich halte Tarantino für den am meisten überschätzten Regisseur unserer Tage, und gerade über "Death Proof" will ich nun wirklich nicht mehr lange diskutieren: in diesem Fall genügt es mir, meine Meinung deutlich ausgesprochen zu haben.

#7 Johannes

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Geschrieben 17. August 2011, 18:46

es ist ziemlicher quatsch, tarantinofilme immer auf ihre hommagehaftigkeit zu beschränken. er hat ein unglaubliches feingefühl für charaktere und für gesprächs- und erzählrhythmen wie kein anderer aktueller regisseur. er findet großartige bilder, um figurenkonstellationen und charakterzüge zu unterstreichen (z.b. der apfelstrudel in inglourious basterds), und daher würde ich ihn eher mit hawks vergleichen, als mit godard, wobei das durcheinanderbringen und neuerfinden von genrebestandteilen und ikonografien, also erwartungshaltungen, die fest mit unseren sehgewohnheiten zusammenhängen, fester bestandteil des tarantinoesken spannungsaufbaus sind. er verbeugt sich nicht bloß vor seinen idolen oder versucht sie nachzumachen (wie rodriguez), sondern er baut sie als zusätzliche handlungsträger in die erzählung ein. death proof ist wohl sein gewagtester film und wohl auch der am schwersten zu durchschauende, aber auch ohne diese bedeutungsebene zu betrachten, finde ich ihn unterhaltsamer, spaßiger und poetischer als so ziemlich alles, was in den letzten jahren so ins kino kam.

Bearbeitet von Johannes, 17. August 2011, 18:46.


#8 Keitel

    Gestern war Gestern – Heute beginnt die Zukunft!

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Geschrieben 17. August 2011, 23:32

ich schrieb doch: ""Death Proof" ist eine Action-Farce und gleichzeitig ein Liebesgruß an den B-Movies der 70er und 80er Jahren (z.B. Russ Meyer's "Faster Pussycat! Kill!Kill!" oder Auf dem Highway ist die Hölle los-The Cannonball Run (1981) mit Burt Reynolds). "

So ganz verstehe ich euch nicht! Herr bekay und Herr Johannes haben eventuell eine falsche Definition vom Begriff "Hommage"? Ein Liebesgruß, eine Liebeshymne ist doch keine unkreative, unoriginelle Angelegenheit! Wenn eine Frau sich in Herrn bekay verliebt und ihm einen Liebesbrief schreibt, in dem sie ihre Bewunderung über seine schönen Augen, sein markantes Gesicht, seine Nase und Brille, seinen Haar-Style,....in Form eines poetischen Textes Ausdruck verleiht, kopiert sie doch nicht Herrn bekay! Sie läßt nicht ihre Busen wegoperieren, läßt nicht gleiche Frisur machen und sie wird nicht das Ebenbild von ihm. Und wie künstlerisch wertvoll der Brief ist, hängt von dem literarischen Talent der Frau ab.
Genauso ist es mit den Filmen von Tarantino. Ich habe doch nie behauptet, daß er ausschließlich kopiert und selbst nichts Neues zustande bringt. Auch eine Hommage kann mit Überraschungen und Raffinessen begeistern. Herr Johannes schreibt doch selbst:
"er verbeugt sich nicht bloß vor seinen idolen oder versucht sie nachzumachen (wie rodriguez), sondern er baut sie als zusätzliche handlungsträger in die erzählung ein" Genau das ist die Definition von Hommage! Wo liegt bitte der Widerspruch zu einer Hommage? Denkt hier jemand, daß Hommage bloßes Zitieren und Kopieren ist? Wenn ich von einem Liebesgruß spreche, kommt es bei euch wie "bloß nachmachen" rüber? Außerdem habe ich in meinem vorherigen Beitrag das Wort Hommage gar nicht benutzt, sondern nur Liebesgruß.

Daß er Filme über das Leben macht, weil die Quasselseligkeit der Figuren authentisch sein sollen? Naja, eine Farce hat immer etwas mit dem Leben zutun, jedoch die Figuren in den meisten Filmen von Tarantino (Ausnahmen: Reservoir Dogs und Jackie Brown) scheinen mir eher den Comic-Figuren ähneln als den Menschen aus meiner Umgebung. Auch wenn ich nicht leugnen möchte, daß Herr bekay genauso cool wie Kurt Russell aus "Death Proof" ist :party:

Bearbeitet von Keitel, 17. August 2011, 23:46.

"Halt! Wer trabt so spät durch Nacht und Wind ?" - "Ich habe den Sachsen das Angeln beigebracht. Seitdem heissen sie Angelsachsen!" - "Ich bin der König aller Angler!"

#9 Johannes

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Geschrieben 18. August 2011, 01:29

dichte mir doch nichts an! ich habe nie was schlechtes über hommagen gesagt, sondern nur angedeutet, dass tarantinos intertextualität sehr viel weiter geht.

#10 Splatter-Fanatic

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Geschrieben 18. August 2011, 12:45

Tarantino dreht im Endeffekt die Filme, die er als Filmfan selbst gerne sehen würde, verwurschtelt sein Filmwissen in seinen Geschichten, spickt seine Streifen mit Zitaten und erschafft dabei in meinen Augen immer wieder etwas komplett Neues. Ich liebe ausnahmslos jeden Film von ihm und freue mich schon jetzt auf seine bevorstehende Italo-Western-Variante.

Netter Nebeneffekt an seinen Filmen ist dabei die Tatsache, dass durch das offensive Zitieren seiner persönlichen Lieblinge und das ständige "Namedropping" von ihm in Interviews, viele Filme und Filmemacher aus dem Exploitation-Bereich wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit geraten und diese alten Streifen durch entsprechende Veröffentlichungen eine regelrechte Renaissance erleben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sehr viele Filme - wie beispielsweise THRILLER, LADY SNOWBLOOD, STUNT ROCK, usw. - ohne Tarantino nicht unbedingt auf DVD geschafft hätten und somit in gewisser Weise für immer in Vergessenheit geraten wären.

Und zu DEATH PROOF:
Den Film kann man IMHO nur im gemeinsamen Kontext mit PLANET TERROR und dem zugrundeliegenden GRINDHOUSE-Projekt richtig "beurteilen". Tarantino und Rodriguez wollten ja ursprünglich mit GRINDHOUSE einen typischen Abend im Drive-In-Kino nachstellen, incl. Werbung vor und zwischen den Filmen. Als einzelne Filme waren PLANET TERROR und DEATH PROOF ja nie konzipiert.
Wenn man sich mal ein bisschen mit diesen typischen Double-Feature-Vorstellungen der damaligen Zeit beschäftigt, wird man schon beim Blick auf die entsprechenden Plakate feststellen, dass der erste Film (in diesem Fall PT) oft groß beworben wurde und für den zweiten Film (eben DP), der wohl oft als "Rausschmeißer" dienen sollte, weitaus weniger Werbefläche zur Verfügung stand. Die zweiten Filme waren ja meistens auch Streifen, die - wären sie allein gelaufen - keine großartigen Zuschauer angezogen hätten. Erst die große Kirmes-Attraktion, danach einen "langweiligeren" Genrevertreter hinterher. Typisches Beispiel das I DRINK YOUR BLOOD / I EAT YOUR SKIN-Double-Feature aus den frühen 70ern. Und genau das ist Tarantino und Rodriguez mit GRINDHOUSE in meinen Augen ganz vorzüglich geglückt. Erst haut Rodriguez in PT über alle Maßen auf den Putz, danach knallt Tarantino dem Publikum mit DP einen weitaus ruhigeren Film vor den Latz. Die Tatsache, dass DP dann - vom mit dem Genre vielleicht nicht so vertrauten Zuschauer - den Stempel der Langeweile aufgedrückt bekommt, verwundert mich persönlich nicht großartig. Innerhalb des GRINDHOUSES-Projektes halte ich DP für absolut grandios und sogar für weitaus besser gelungen als PT. Als einzelnen Film betrachtet genieße ich DP als willkommene Abwechslung zum immer schneller und unübersichtlicher werdenden Blockbuster-Kino. Neben PULP FICTION ist DP der Tarantino-Film, den ich mir bis jetzt am häufigsten angesehen habe. Und ich genieße jede Sichtung in vollen Zügen.

#11 Eine andere Liga

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Geschrieben 18. August 2011, 15:08

DEATH PROOF war der erste Tarantino, den ich mochte. Allerdings habe ich nicht alle von ihm gesehen, aber PULP FICTION z. B. nervt mich nach ner halben Stunde jedesmal. RESERVOIR DOGS habe ich gesehen, fand ich ok, aber auch nicht sooo überwältigend.

#12 Settembrini

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Geschrieben 18. August 2011, 17:32

So kann's gehen: ich wollte eigentlich nur zum Thema "abgebrochene Filme" mein einziges Beispiel beisteuern, hatte aber nicht in entferntesten im Sinn, damit einen eigenständigen Thread zu eröffnen. Da wären mir bestimmt andere Regisseure als gerade Tarantino eingefallen, um eine Diskussion anzufangen.

Nun gut, jetzt ist so gekommen, und ich muß einräumen, daß unser Administrator sich eine sehr gute Überschrfit hat einfallen lassen. Viel zum Thema beisteuern will ich jetzt nicht (wie gesagt, es gibt für mich weitaus interessantere Themen als Tarantinos Werk), aber, wenn ich schon mal unbeabsichtigt eine Diskussion in Gang gesetzt habe, noch ein paar ergänzende Bemerkungen beisteuern, bevor ich mich anderen Themen zuwende.
Zu "Death Proof" muß ich wohl nichts mehr sagen, ich denke, daß meine gestrigen Worte deutlich genug sind. Ansonsten kenne ich noch "Reservoir Dogs", "Pulp Fiction", "Jackie Brown" und eben "Kill Bill". Letzterer ist der vielleicht interessantester Fall, weil ich den ersten Teil überhaupt nicht mochte (ich betitelte damals meinen Verriß bei kino.de mit der Überschrift "blutig schillernde Seifenblase"), den zweiten aber überraschend gut fand, er versöhnte mich sogar ein wenig mit dem ersten, weil nun die Figuren interessanter wurden und der Film als ganzes daher auch emotionaler und berührender wurde. Um zu einem wirklich klaren Urteil zu kommen, müßte ich mal beide Teile direkt hintereinander oder zumindest zeitnah sehen, was bisher nicht geschehen ist.
Ansonsten: "Reservoir Dogs" fand ich handwerklich gekonnt, der Film ließ mich aber weitgehend kalt und hinterließ kaum einen tieferen Eindruck. Sehr sympathisch finde ich die Reaktion Wes Cravens, der wohl beim Ohrenabschneiden das Kino verlassen hat, weil er den Eindruck hatte, der Regisseur habe Spaß daran, eine solche Szene zu inszenieren. Den Eindruck hatte ich auch, zumal solche Szenen bei Tarantino ja häufig auftauchen. Ansonsten erinnerte mich "Reservoir Dogs" in vieler Hinsicht an Kubricks "Die Rechnung ging nicht auf", wobei ich aber Kubricks Film für den deutlich besseren halte.
"Pulp Fiction" mag seine Qualitäten haben, ist aber auch nur sehr bedingt mein Fall: die Verschachtelung der Episoden etc., das mag ja durchaus gekonnt sein, trotzdem hatte ich nie ein ernsthaftes Bedürfnis, den noch ein zweites Mal zu sehen. letztlich führt er Figuren von totaler innerer Leere vor, ohne aber diese Leere entlarven zu wollen, wichtiger ist es ihm, sie in ihrer Coolness auszustellen. Ohnehin ist Coolness ja auch eines der im Zusammenhang mit Tarantinos Filmen am meisten gebrauchten Wörter, aber wenn ich daran denke, wie cool Humphrey Bogart in seinen Filmen war, oder Diana Rigg in den 60ern als Emma Peel, kommt mir die "Coolness" bei Tarentino eher bemüht und aufgesetzt vor.
An "Jackie Brown" fällt dagegen sicherlich auf, daß es hier richtige Figuren gibt statt der Pappcharaktere, die aus Comics zu stammen scheinen, wie sie in den anderen Filmen auftreten. Vermutlich liegt das daran, daß Tarantino hier kein Originaldrehbuch geschrieben, sondern einen Roman adaptiert hat. Allerdings fand ich "Jackie Brown" doch doch zu lang, schleppend und zähflüssig, um mich wirklich für diesen Film begeistern zu können.
Insgesamt wirkt, wie ich gestern schon schrieb, Tarantinos Werk auf mich immer mehr oder weniger spätpubertär. Daß mich seine Zitierwut und sein oftmals zu findender "Film über Filme"-Ansatz auch vergleichsweise wenig anspricht, erwähnte ich bereits. Worauf er sich gut versteht, das ist Timing, das ist die Schauspielerführung, und was sonst zum inszenatorischen Handwerk gehört. Allein als Regisseur betrachtet halte ich ihn für durchaus talentiert, wenn auch maßlos überschätzt. Ich finde allerdings auch, daß er ziemlich grauenvoller Drehbuchautor ist, der es kaum versteht, Charaktere zu entwerfen, und seine vielgerühmten Dialoge haben mir noch nie gefallen.
Das wären dann noch meine ergänzenden und abschließenden Bemerkungen zum Thema Tarantino.

#13 bekay

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Geschrieben 18. August 2011, 22:03

@Keitel: Ich glaube, es geht Johannes und mir wohl darum, dass Tarantinos Filme auch jenseits der "Action-Farce" und des Hommage-Aspekts Werte zu bieten haben. Das geht auch an Splatter-Fanatic, der wohl den Kern der Tarantino'schen Filmliebäugelei aus subjektiver Sicht sehr gut auf den Punkt bringt. Ich würde schon gern noch einmal auf die Figuren zu sprechen kommen, die Keitel als "Comic-Figuren" und Settembrini als "cool" und "leer" bezeichnet. Ich persönlich würde genau hier ein sehr großes Fragezeichen setzen. Mich verwundern diese Attribute sehr und ich kann sie nicht mit meinem Erlebnis der typischen Tarantino-Figuren übereinbringen. Also was mir in erster Linie auffällt, ist, dass seine Figuren Intellektuelle sind. Klar, Quasselstrippen allemal, die machnmal eine Weiheit zuviel auf der Lippe haben, aber doch eindeutig Personen, der ein reflektiertes Verhältnis zu der Welt, in der sie leben, aufbauen. Die nachdenken. (Intellektuell zu sein, das heißt jedenfalls für mich auch gerade, den unwichtigen und nebensächlichen Dingen im Leben auf den Grund zu gehen, wie es so oft in den angeblich sinnlosen Gespächen in einem Tarantino-Film passiert.) Das fällt mir immer zuerst auf - es trägt zu der m.E. so typischen Entstereotypisierung im Tarantino-Kosmos bei, und zu den ungemein starken Frauenrollen in seinen Filmen. Und es ist ein Aspekt, der sofort - ganz ohne jegliches Wissen um Trash und Exploitation - ins Auge fällt. Gut, mit jenem Wissen entsteht gewiss ein sehr schönes Spannungsverhältnis. Aber ohne es machen die Filme für mich immer noch einiges her.

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#14 Gerngucker

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Geschrieben 18. August 2011, 22:35

Ich bin selbst ein ehemaliger Tarantino-Abbrecher, der 1994 (oder so) ganz gequält "Pulp Fiction" entflohen ist, weil mir das ganze zu aufgesetzt und respektlos war. Ich glaub, das war an der Stelle: "Oh, ich hab ihm ins Gesicht geschossen ...".
Heute hab ich den Film längst komplett nachgeholt und meinen Frieden mit Tarantino im allgemeinen geschlossen. Er ist sicher kein Lieblingsregisseur von mir, aber er schafft es in jüngster Zeit, mich jedes Mal mit seinem neuen Film zu überraschen und für sich zu gewinnen, auch wenn ich so nutzloses Girlie-Gelabber abhalten muss wie in "Death Proof". Aber das will ja Tarantino gerade abfeiern und man muss ihm dazu auch ein Stück weit entgegen kommen.
Auf jeden Fall ist er ein Filmemacher der modernen Generation, der auf klassische Qualitäten und Inszenierungen pfeifft sondern lieber sein eigenes Universum schafft und ausstellt. Das muss man nicht mögen, aber man kann sich darauf einlassen. Deshalb halte ich es weder mit der von unserem alten Forum bekannten mitunter ehrfürchtig-niederknieenden Verehrung des Filmemachers, noch mit Sett's Skepsis und Ablehnung.

#15 bekay

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Geschrieben 18. August 2011, 22:50

Beitrag anzeigenGerngucker sagte am 18. August 2011, 22:35:

nutzloses Girlie-Gelabber
Gelabber? :D Du meinst sicher Gelaber. "Labbern" tut bei den Mädels jedenfalls nichts. Die extreme und sehr verbreitete Ablehnung von Tarantinos Einführung in weibliche Kommunikationsformen scheint mir auf jeden Fall einer genaueren Hinterfragung würdig... :D

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#16 Gerngucker

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Geschrieben 18. August 2011, 23:01

Beitrag anzeigenbekay sagte am 18. August 2011, 22:50:

Gelabber?

Gelabber! Das ist die neue Wortkombination aus Labern und Geplapper. ;-)

#17 bekay

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Geschrieben 18. August 2011, 23:09

Das ändert nichts daran, dass das IMO keinesfalls nutzlos ist, sondern den Figuren Authentizität verleiht. Vielleicht auch gerade deswegen, weil man sich davon angenervt fühlt. Aber für genauere Ausführungen müsste ich den Film nochmal sehen... :D

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#18 Bob

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Geschrieben 19. August 2011, 00:13

Beitrag anzeigenGerngucker sagte am 18. August 2011, 22:35:

Er ist sicher kein Lieblingsregisseur von mir, aber er schafft es in jüngster Zeit, mich jedes Mal mit seinem neuen Film zu überraschen und für sich zu gewinnen, auch wenn ich so nutzloses Girlie-Gelabber abhalten muss wie in "Death Proof". Aber das will ja Tarantino gerade abfeiern und man muss ihm dazu auch ein Stück weit entgegen kommen.
Auf jeden Fall ist er ein Filmemacher der modernen Generation, der auf klassische Qualitäten und Inszenierungen pfeifft sondern lieber sein eigenes Universum schafft und ausstellt. Das muss man nicht mögen, aber man kann sich darauf einlassen. Deshalb halte ich es weder mit der von unserem alten Forum bekannten mitunter ehrfürchtig-niederknieenden Verehrung des Filmemachers, noch mit Sett's Skepsis und Ablehnung.
Hier reihe ich mich gerne mit ein. Genug Platz müsste ja vorhanden sein. ;)

#19 Splatter-Fanatic

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Geschrieben 19. August 2011, 08:20

Beitrag anzeigenbekay sagte am 18. August 2011, 22:03:

@Keitel: Ich glaube, es geht Johannes und mir wohl darum, dass Tarantinos Filme auch jenseits der "Action-Farce" und des Hommage-Aspekts Werte zu bieten haben. Das geht auch an Splatter-Fanatic, der wohl den Kern der Tarantino'schen Filmliebäugelei aus subjektiver Sicht sehr gut auf den Punkt bringt. Ich würde schon gern noch einmal auf die Figuren zu sprechen kommen, die Keitel als "Comic-Figuren" und Settembrini als "cool" und "leer" bezeichnet. Ich persönlich würde genau hier ein sehr großes Fragezeichen setzen. Mich verwundern diese Attribute sehr und ich kann sie nicht mit meinem Erlebnis der typischen Tarantino-Figuren übereinbringen. Also was mir in erster Linie auffällt, ist, dass seine Figuren Intellektuelle sind. Klar, Quasselstrippen allemal, die machnmal eine Weiheit zuviel auf der Lippe haben, aber doch eindeutig Personen, der ein reflektiertes Verhältnis zu der Welt, in der sie leben, aufbauen. Die nachdenken. (Intellektuell zu sein, das heißt jedenfalls für mich auch gerade, den unwichtigen und nebensächlichen Dingen im Leben auf den Grund zu gehen, wie es so oft in den angeblich sinnlosen Gespächen in einem Tarantino-Film passiert.) Das fällt mir immer zuerst auf - es trägt zu der m.E. so typischen Entstereotypisierung im Tarantino-Kosmos bei, und zu den ungemein starken Frauenrollen in seinen Filmen. Und es ist ein Aspekt, der sofort - ganz ohne jegliches Wissen um Trash und Exploitation - ins Auge fällt. Gut, mit jenem Wissen entsteht gewiss ein sehr schönes Spannungsverhältnis. Aber ohne es machen die Filme für mich immer noch einiges her.

Da bin ich absolut bei Dir. Ein Tarantino-Film ist für mich auch immer mehr als bloße Hommage. Er hat sich da ja mittlerweile ein kleines Universum geschaffen. Und die Charaktere, die für manche vielleicht nur "cool" und "leer" erscheinen, wirken auf mich im jeweiligen Kontext der Geschichten absolut authentisch und alles andere als "leer". Insbesondere die erste Frauengruppe in DP ist für mich das Paradebeispiel von Authentizität. Die unterhalten sich einfach über alles mögliche, und sei es vielleicht noch so unwichtig und banal - das ist doch wie im echten Leben.

Tarantino wird ja immer mit Regisseuren wie Robert Rodriguez und Rob Zombie in Verbindung gebracht, die es sich beide ja auch zur Lebensaufgabe gemacht zu haben zu scheinen, ihren B-Movie-Helden zu huldigen. Ich sehe bei ihm - gerade wegen seiner sorgfältigen Figuren- und Charakterzeichnungen - viel mehr Parallelen zu Kevin Smith in dessen "View Askewniverse"-Phase. Doch während Smith sich leider von CLERKS. & Co. verabschiedet hat und nun Studiofilme wie COP OUT dreht - die auch noch ausgesprochen unterhaltsam geraten sind, denen aber einfach der Charme von Streifen wie CHASING AMY komplett abgeht -, zieht Tarantino sein Ding ohne Wenn und Aber weiter durch. Viele werfen ihm aus diesem Grund ja Stagnation und fehlende Entwicklungsfähigkeit vor. Aber solange der Mann Filme von der Qualität eines DEATH PROOF oder eines INGLOURIOUS BASTERDS dreht, kann er meinetwegen noch viele Jahre so weitermachen.

Bearbeitet von Splatter-Fanatic, 19. August 2011, 08:21.


#20 Johannes

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Geschrieben 19. August 2011, 12:50

der vergleich mit kevin smith ist ziemlich beleidigend. das ist doch nichtmal ein filmemacher. ich würde tarantino eher mit scorsese vergleichen, dessen filme auch zum großteil aus zitaten bestehen.

#21 Splatter-Fanatic

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Geschrieben 19. August 2011, 14:38

Beitrag anzeigenJohannes sagte am 19. August 2011, 12:50:

der vergleich mit kevin smith ist ziemlich beleidigend. das ist doch nichtmal ein filmemacher.

Sorry, aber diese Behauptung halte ich für ziemlichen Blödsinn.

#22 Dark Lord

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Geschrieben 19. August 2011, 20:11

Ich schließe mich hier weitesgehend Settembrini an, da ich Tarantino auch für maßlos überschätzt halte. Einzig Pulp Fiction scheint mir seinem Ruf als Kultfilm wirklich gerecht zu werden. Was alle an Kill Bill Vol. 1 finden, ist mir schleierhaft. Den musste ich abbrechen (Teil 2 fand ich wie Settembrini auch besser). Zu Death Proof an sich kann ich nichts sagen, aber ich erinnere mich noch eine lebhafte Diskussion auf Kino.de bezüglich Inglourious Basterds, den ich bis heute nicht nachgeholt habe.
Blicke in die Finsternis und die Finsternis blickt auch in dich.

#23 Dexter Morgan

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Geschrieben 19. August 2011, 23:14

Ach ja, die guten alten Kino.de Diskussionen... :blush:

Also Tarantino hat schon mehr großartiges als schlechtes abgeliefert. Pulp Fiction war für mich einer der Filme der 90-er, Kill Bill I&II gehörten für mich zum Besten des letzten Jahrzehnts und seine anderen Filme waren fast allesamt toll anzusehen. Einzig mit Death Proof tue ich mich auch sehr sehr schwer. Zu viel was ich sonst an seinen Filmen genieße, empfinde ich in DP schier unerträglich.

Wie sehr habe ich Dialoge in Tarantino's Filmen immer zu schätzen gewusst. Sei es die Burger- oder Fußmassagendiskussion zwischen Travolta und Jackson in Pulp Fiction (habe die einfach mal exemplarisch ausgewählt, die Dialoge im ganzen Film waren ein Genuss, egal ob Travolta, Jackson, Willis, Rhames, Stoltz, Thurman, Walken, Keitel, Roth oder weiß Gott wer im Gespräch war), die Dialoge in Jackie Brown oder Reservoir Dogs, immer waren Dialoge ein Prunkstück in seinen Filmen.
Aber hier, ich weiß nicht woran es lag, nur haben mich die Dialoge hier total kalt gelassen, bzw. noch schlimmer, richtig genervt und gelangweilt. Für mich gab es keine pointierte Gespräche, es wurde nur dumm rumgelabert und war nicht kultig trashig, sondern nur trashig. Hätte man mitten in dem einen oder anderen Dialog einen Schnitt gemacht und wäre wenig späterer an anderer Stelle wieder in das Gespräch eingestiegen, man hätte es nicht gemerkt, so belanglos ging es zu. Einzig ein paar Mal bei Kurt Russel kam ein Schmunzeln über mein Gesicht.
Womit wir nun aber bei meiner zweiten Enttäuschung angekommen wären: KURT RUSSEL
Zu Beginn und im Verlauf des Films hat er mir wie eigentlich immer gut gefallen, bis er dann kurz vor Schluß von Kim, glaub ich, angeschossen wird. Ab dann wurde seine Performance für mich zur Farce. Nicht was das Darstellerische angeht, sondern wie er Stuntman Mike von da an darstellen musste. Warum er sich hierzu bereit erklärt hat, kann ich mir nicht erklären. Niemand der Kurt Russel als Action-Darsteller zu schätzen weiß und seine großen Rollen in den letzten fast 30 Jahren gesehen hat (sei es als Snake Plissken, Gabriel Cash, R.J. MacReady, Jack Burton, Nick Frescia oder Stephen MaCaffrey), möchte einen der letzten übrig gebliebenen wahren Männer des Filmbiz als verweichlichte Lusche sehen, die rumheult und sich wehrlos von Frauen verdreschen lässt. Ich hätte weniger ein Problem damit gehabt, wenn er wenigstens seine Würde hätte behalten dürfen. Aber flennen, als hätte man einem Jungen die Sandburg kaputt gemacht, das hat dieser Mann doch nicht nötig. Wenn schon den Arsch voll kriegen, dann doch bitte mit erhobenem Haupt.
Und auch die Verfolgungsjagd, welche vorher stattfand. Meine Güte, da habe ich aber echt mehr erwartet. Auch wenn ich berücksichtige, dass hierbei keinerlei Computertechnik verwendet wurde, die war mal alles andere als aufregend. Von Thrill zu sprechen wäre an dieser Stelle blanker Hohn.

Ich will dem Film gar nicht absprechen, dass er technisch nicht gut gemacht ist, die Kameraführung von QT himself oder der Schnitt einwandfrei waren, sofern ich es beurteilen kann. Nur haben mir diese zwei Aspekte, Dialoge und ein es war einmal Kurt Russel, den Film ungenießbar gemacht. Viele werden wahrscheinlich genau diese beiden Punkte herausragend finden, doch für mich war dieser Film ein Reinfall. Ich denke, dass sich gerade bei diesem Film (und auch Planet Terror) die Geister scheiden werden. Sicherlich gab es viele nette Einfälle beim Film, wie z.B. die Verwendung der vielen Musclecars, welche in Klassikern wie Bullit oder Gone in 60 Seconds (von 1974) vorkamen, die alten Lieder aus Tarantions Privatsammlung und die verschiedenen Gastauftritte, aber das reicht mir persönlich nicht, mich mit dem Film versöhnlich zu stimmen. Der Funke ist einfach nicht zu mir übergesprungen.

#24 bekay

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Geschrieben 20. August 2011, 01:15

Beitrag anzeigenCarlito Brigante sagte am 19. August 2011, 23:14:

Aber hier, ich weiß nicht woran es lag, nur haben mich die Dialoge hier total kalt gelassen, bzw. noch schlimmer, richtig genervt und gelangweilt. Für mich gab es keine pointierte Gespräche, es wurde nur dumm rumgelabert und war nicht kultig trashig, sondern nur trashig. Hätte man mitten in dem einen oder anderen Dialog einen Schnitt gemacht und wäre wenig späterer an anderer Stelle wieder in das Gespräch eingestiegen, man hätte es nicht gemerkt, so belanglos ging es zu.
Damit natürlich die Vollendung der Tarantino'schen Dialogkunst! Ein Hauch von nichts. Für die "Coolheit" und "Kultigkeit" der Figuren und ihrer Aussagen habe ich mich nie interessiert, ich fand schon immer die Belanglosigkeit das zentrale Element.

Beitrag anzeigenCarlito Brigante sagte am 19. August 2011, 23:14:

Ab dann wurde seine Performance für mich zur Farce. Nicht was das Darstellerische angeht, sondern wie er Stuntman Mike von da an darstellen musste. Warum er sich hierzu bereit erklärt hat, kann ich mir nicht erklären. Niemand der Kurt Russel als Action-Darsteller zu schätzen weiß und seine großen Rollen in den letzten fast 30 Jahren gesehen hat (sei es als Snake Plissken, Gabriel Cash, R.J. MacReady, Jack Burton, Nick Frescia oder Stephen MaCaffrey), möchte einen der letzten übrig gebliebenen wahren Männer des Filmbiz als verweichlichte Lusche sehen, die rumheult und sich wehrlos von Frauen verdreschen lässt. Ich hätte weniger ein Problem damit gehabt, wenn er wenigstens seine Würde hätte behalten dürfen. Aber flennen, als hätte man einem Jungen die Sandburg kaputt gemacht, das hat dieser Mann doch nicht nötig. Wenn schon den Arsch voll kriegen, dann doch bitte mit erhobenem Haupt.
Tarantino zertrümmert genüßlich Macho-Männerbilder und stereotype Figurenzeichnung, und du rufst im Gegenzug: "Ich will aber meine Macho-Männerbilder und stereotype Figuren...!" Wahrscheinlich hat sich Kurt Russell genau deswegen für diese Rolle "hergegeben" - um festgefahrene Geschlechter-Rollenbilder subversiv zu unterlaufen und sein eigenes Image zu dekonstruieren. Es war tatsächlich eine Farce, übrigens. Das hat mir daran ja so gefallen.

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#25 Dexter Morgan

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Geschrieben 20. August 2011, 01:51

Was die Dialoge angeht, sind wir gar nicht so weit von einander entfernt, denke ich. Gegen Belanglosigkeit habe ich überhaupt nichts. Die Dialoge in seinen Filmen waren eigentlich nicht oft mit sonderlichem Inhalt gefüllt. Aber mir kam es immer auf die Art und Weise an. Es fällt mir schwer zu beschreiben. Nur ging mir das Geschnatter der Mädels in DP mächtig auf den Zeiger. während ich andersrum noch länger Travolta und Jackson über Burger oder Mayo hätte philosophieren hören können.

Du schreibst, er würde genüßlich Macho-Mannerbilder zertrümmern. Nur finde ich dafür kein Beispiel außer eben DP. Weder Willis, Travolta, Jackson, Rhames, Caradine, Keitel, Pitt oder weiß Gott wen ich vergessen habe wurde hinsichtlich seiner Rollen-Vergangenheit zertrümmert. Nur eben Russel. Und mit der Rolle des Stuntman Mike habe ich gar kein Problem. Nur hätte ich mir jemand anders als eben Russel für die Rolle gewünscht und mir zum Ende hin mehr Gegenwehr erwartet. Aber ich weiß, das gerade diese Punkte von den Meisten abgefeiert werden. Für mich hingegen hat es halt nicht gepasst.

#26 bekay

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Geschrieben 20. August 2011, 11:21

Also soweit ich weiß, werden Willis und Rhames in PULP FICTION vergewaltigt! Und bei aller Rache, die sie dann dafür nehmen - diese drastischen Bilder können nicht zurückgenommen werden. Da sägt Tarantino bereits äußerst eifrig an festgefahrenen Männerbildern und zelebriert an seinen Machos eine anale Vergwaltigung - er zeigt sie mal einfach so als hilflose Opfer. Und das macht er nicht nur, damit sich der Zuschauer dann umso mehr über die brutalen Vergeltungsmaßnahmen freuen kann. Und wird John Travolta nicht würdelos erschossen, als er vom Scheißhaus kommt? Ich denke, du wirst in jeden Film Tarantinos solche Spitze gegen Rollenbilder und Gender-Klischees finden.

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#27 Dexter Morgan

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Geschrieben 20. August 2011, 22:40

Rhames wird vergewaltigt, Willis nicht. Er kommt mit dem Samuraischwert rein und befreit Rhames. Und auch was ihn angeht, so wird er zwar vergewaltigt, jedoch ist er zu keinem Zeitpunkt am winseln oder ähnliches. Er ist nur voller Hass und unsagbar wütend. Und wie abgeklärt er direkt anschließend Willis erklärt wie das Plattmachen von Zed zelebriert werden wird, da sehe ich nicht viel Verzweiflung oder Scham.
Und bei Travolta hätte ich es würdelos gefunden, wenn er auf dem Pott sitzend nieder gemacht worden wäre. Aber auch hier, er öffnet die Tür, er und Willis schauen sich in die Augen und da ist nicht der Hauch von Angst in seinem Verhalten zu sehen.

Das ist alles nicht annähernd zu vergleichen mit dem Umgang bzgl. Russel.

#28 bekay

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Geschrieben 20. August 2011, 23:33

Gut, ich habe den Film schon sehr lange nicht mehr gesehen und will mich da auch interpretatorisch nicht aus dem Fenster lehnen, besonders was die Vergleichbarkeit der Vergewaltigung von Rhames mit Russels Verweichlichung angeht. Mir will aber schon allein das Zeigen einer solchen Vergewaltigung - egal, ob sie wie ein "Mann ertragen wird", wie du ja anzudeuten scheinst - als Affront gegen stereotype Männerrollen erscheinen. Aber wie schon gesagt: Zu lange her, um mich da wirklich genau zu äußern. Ich weiß bloß, dass mich die Szene beim ersten Sehen schockiert und verwirrt hat, und ich eigentlich nicht wusste, was sie dort sollte. Nachträglich kann ich es mir nur so erklären. :D

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#29 Dexter Morgan

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Geschrieben 20. August 2011, 23:56

Nein, also andeuten, dass man eine Vergewaltigung wie "ein Mann ertragen könne" oder dergleichen wollte ich nicht. Eine Vergewaltigung ist für jedes Lebewesen schlimm, egal wie hart jemand sonst im Nehmen ist... mmh, vieleicht unglückliche Formulierung...

Das Tarantino mit der Szene schockieren wollte, glaub ich durchaus auch, nur sehe ich darin halt keinen Abgesang auf "Machorollen". Er hat mit der Szene sehr viele Baustellen bedient mMn. Zum einen, nicht nur "typische" Opfer, sprich schwache können so ein Schicksal erleiden, sondern auch die von denen man sowas am wenigsten erwarten würde. Dann wie eine so extreme Situation die größten Feinde zusammenschweißen kann, so dass sie kurzzeitig eine Allianz bilden. Und generell der Schock, was in einem normalen Laden um die Ecke für abgefuckte Kerle arbeiten können und im Keller ihren kranken, kriminellen (mitunter Sex-)phantasien fröhnen. Man schaut den Menschen halt immer nur vor den Kopf und ahnt nicht, was für krankes Zeug in ihnen vorgehen kann. Eine ähnliche Szene, nicht ganz so aufwühlend und drastisch gab es auch in "Falling Down", wenn ich mich recht erinnere.

#30 Johannes

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Geschrieben 21. August 2011, 04:32

Wieso soll Kurt Russel in Death Proof bitte ein Weichling sein? Er ist doch ein eloquenter Carnapper und ganz und gar nicht "weich". Und auf die Stuntfrauenpower ist er nun mal nicht vorbereitet. Er ist völlig überrascht, als er plötzlich beschossen und gejagt wird. In Breakdown, Tequila Sunrise, Executive Decision oder Dark Blue spielt er doch viel eher "weiche" Typen als in Death Proof. Und all die anderen Filme, in denen er kaum was mit Action zu tun hat... zum Beispiel Overboard. Ich glaube, diese angeblich so etablierten Rollenbilder entspringen eurer Phantasie, oder der Ungesehenheit genügender Kurt Russel-Filme.

Ich verstehe auch nicht, wieso Tarantino irgendwelche angeblich etablierten Stereotypen zertrümmert. Es gibt ja auch keinen Anlass dazu. Die Charaktere haben keinen direkten Bezug zu irgendwelchen Genrevorbildern, sie sind zuallererst eigenständig und unabhängig von irgendwelchen Filmreferenzen. Bei der ersten Travolta/Jackson-Szene gibt es keinen Hinweis auf ihr Gangsterdasein, bis sie nach minutenlangem Autogespräch ganz nebensächlich die Waffen aus dem Kofferraum ziehen, und selbst dann hat man keine Ahnung, was sie überhaupt vorhaben (das ist übrigens ein Beispiel für die Scheißigkeit von Spoilern... solche unterschwelligen Erzählmethoden fallen einem nämlich nicht auf, wenn man das vorher schon weiß).

Tarantino hat eher ganz eigene Stereotypen kreiert. Tarantinofiguren sind immer so gut in dem was sie tun, dass sie es glatt nebenbei erledigen können. Das führt wohl auch zu der "Coolness" seiner Filme. Gewalt entlädt sich in punktuellen Spitzen, und weil das, was die dramaturgische Entfaltung der Story voran treibt, am Rand geschieht, und das "Belanglose" im Mittelpunkt steht. Seine Filme erinnern mich etwas an Nouvelle Vague-Filme, an Filme über Körperrhythmen und Gesten. Pulp Fiction erinnert mich zum Beispiel stark an Le maman et la putain von Eustache, ein Film, der sich noch viel ekstatischer als Pulp Fiction in einem speziellen Rhythmus des Sprechens und des körperlichen Miteinander-Interagierens verliert, der sich aber, im Gegensatz zu Pulp Fiction, lediglich auf die Dreiecksbeziehung der Hauptfiguren konzentriert.

Tarantino macht keine Filme über Rollenbilder und hat kein interesse daran hat, sie zu reflektieren - zumindest nicht in erster Linie -, es geht ihm wirklich um die Charaktere, es geht nicht um plumpe Coolness oder Witzchen, sondern letztlich hat jedes Detail seine erzählerische Bedeutung, während die Verhaltensweisen der Charaktere sehr detailliert (ein bisschen wie bei Spielberg) beobachtet werden. Die Hans Landa-Pfeife in Inglourious Basterds hielt ich in den ersten Sichtungen immer für einen billigen Gag, doch eigentlich ist es Landas sehr effektives Mittel, psychologischen Druck auf den armen Monsieur LaPadite auszuüben.

Bearbeitet von Johannes, 21. August 2011, 04:36.






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