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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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ESCAPE PLAN (Mikael Håfström/USA 2013)



"Du bist der Deufel!"

Escape Plan ~ USA 2013
Directed By: Mikael Håfström

Der Ex-Staatsanwalt Ray Breslin (Sylvester Stallone) hat sich mittlerweile zum führenden Tester für Gefängnissicherheit gemausert. In cognito lässt er sich in die großen Hochsicherheitsanstalten der USA einweisen, um dann mittels seiner stets erfolgreich verlaufenden Ausbrüche deren Schwächen aufzuzeigen. Sein neuester Job führt ihn in einen semilegalen Superknast namens 'Das Grab'. Unversehens wird Breslin jedoch zum Opfer einer Verschwörung und landet als wirklicher Insasse ohne den üblichen Evakuierungscode in jenem Komplex, der ausgerechnet unter emsigster Verwendung von Breslins Aufzeichnungen konstruiert wurde. Im 'Grab' lernt er dann Emil Rottmayer (Arnold Schwarzenegger) kennen, der sich als wertvoller Partner für Breslins kommende Ausbruchspläne erweist.

Nach den beiden Happening-Spektakeln "The Expendables" und "The Expendables 2" erfolgt nun mit "Escape Plan" also wirklich das, was anno dunnemals unsere feuchten Jungsträume beherrschte und zumindest ehedem physikalisch unmöglich schien: Stallone und Schwarzenegger als gleichberechtigte Protagonisten in ein- und demselben Film! Was wir damals eben nicht auf dem naiven Plan hatten, war die Tatsache, dass auch diese beiden virilen, unzerstörbar und vor allem ewig in Form scheinenden Muskelpakete dereinst Falten werfen und unter anderen höchst sterblichen Begleiterscheinungen wie Runzeln, Altersflecken und grauem Haar leiden würden. Auf ihrem Popularitätszenit lebten die beiden ja davon, dass sie, wie bei einem Bodybuilding-Contest, ihre öffentlichkeitswirksam inszenierte Rivalität zur Schau stellen und zeitweilig sogar in thematisch oder zumindest titulär parallel gelagerten Konkurrenzproduktionen gegeneinander antreten konnten. Für uns damals als zwölf-, dreizehn-, vierzehnjährige VHS-Fresser (wobei ich manche Eskapaden dank Geleit meiner lieben Mama schon damals im Kino genießen durfte) war das Gang, Gebe und Weltgeschlossenheit. Undenkbar die Tatsache, diese beiden Testosteron-Schleudern vereint auf Leinwand oder Mattscheibe anhimmeln zu dürfen.
Doch heute, da sind sie alt und insofern respektiert und dennoch irgendwie belächelt, diese zwei Opas mit ihren stark geäderten Faltenarmen und roten Puterhälsen. Selbstironie und -reverenz gehört mittlerweile zu ihrem Tagesgeschäft, bei Politikversager Schwarzenegger zwangsläufig noch deutlich mehr als bei seinem Freund Stallone. Das in jeder Beziehung einleuchtendste kommerzielle und popularitätsschürende Fazit dieser Entwicklung musste ein Team-Up sein, schon allein deshalb, weil eine globale Generation Enddreißiger und Frühvierziger ihnen (insgeheim) noch immer treu ist und besagte Feuchtträume sich endlich erfüllt finden würde.
Das Resultat ist, mit wenigen Anstrichen, erfreulich. Die Senioren spielen altersgemäße Rollen in einem sauberen Genrefilm, der ohne megalomanisch zu versagen in ähnlicher Form durchaus auch zu den Hochphasen seiner Hauptdarsteller hätte entstehen mögen. Futuristische Ausbruchsfilme wie "Fortress" und "No Escape" datieren ja in jenen Zeiten, insofern passt's. Vor allem Schwarzenegger reüssiert, sein Einzelhaft-Ablenkungsmanöver, im Zuge dessen er (im Orginal) österreichisch parliert, ist sogar phantastisch. Wie einige andere Gags, die gepflegt und nie selbstherrlich wirken wie in den "Expendables"-Filmen. Gut, Arnies finaler Griff zum Maschinengewehr, von Håfström wie eine erlösende Abfuhr nach eineinhalbstündiger Verstopfungsqual inszeniert, muss dann doch der Albernheit in Erwartung dumpfer Publikumsovationen stattgeben, aber sei's drum: der Erzrepublikaner als kosmopolitisch agierender Robin Hood, der bei Bedarf die Hochfinanz kollabieren lassen kann - diese fast subversive Idee macht vieles wieder wett. Jetzt aber bitte wieder weg vom Event und jeder zurück zum persönlichen Schwanengesang (in zwanzig Jahren).

8/10

Mikael Håfström Gefängnis Freundschaft Schiff



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Funxton

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