

PRIMARY COLORS (Mike Nichols/USA, UK, F, D, J 1998)
von Funxton ·
10 Mai 2012
Kategorie:
Milieustudie,
Drama
Aufrufe: 2.299
"He's poked his pecker in some sorry trash bins."
Primary Colors (Mit aller Macht) ~ USA/UK/F/D/J 1998
Directed By: Mike Nichols
Der Südstaaten-Gouverneur Jack Stanton (John Travolta) lässt sich für die Vorwahlen des demokratischen Präsidentschaftskandidaten aufstellen. Als seinen Wahlkampfleiter engagiert er vom Fleck weg den idealistischen Henry Burton (Adrian Lester), der in den nächsten Monaten einiges über Dreckbewurf und Skandalvertuschung in der US-Politik zu lernen hat.
Auch der politisch involvierte Mann hatte imit den Neunzigern ein großes Krisenjahrzehnt zu bewältigen. Analog zum Zigarrenfreund Bill Clinton mimte ein wahnsinnig guter John Travolta einen ergrauten Demokraten mit gesteigertem Hang zur Promiskuität, insbesondere in Bezug auf möglichst junge Probandinnen. Und ausgerechnet ein solcher Kerl soll in die Vorwahlen für die Position des mächtigsten Mannes der Welt, Verzeihung, der USA eintreten. Stellvertretend für den von Nichols stets gern wie eine ethologische Jungfrau behandelten Zuschauer muss der dynamisch-unbefleckte Jungspund Henry Burton herhalten, der Wohl und Wehe des Wahlkampfs kennen, lieben und hassen lernt. Die Kandidaten bekämpfen sich, trotz parteilicher Einigkeit, hinter den Kulissen bis aufs Blut, schädigen Reputationen oder tilgen wahlweise ganze Lebensläufe ohne mit der Wimper zu zucken. Die Bevölkerung nimmt derweil scheinbar nur das immerwährende Lügenkonstrükt zusammen mit einem breiten Zahnpasta-Lächeln wahr und lässt sich davon willfährig blenden wie von einem durchschaubaren Zaubertrick. "Ich bin vielleicht nicht die beste Alternative, aber die einzige," weiß Jack Stanton am Ende seine alles andere als weiße Weste zu kommentieren. Ob man ihm selbst in diesem Punkt noch zu glauben bereit ist, diesem schmierigen Lügenbold, Ehebrecher und Nadelstreifengangster, der selbst die Beerdigung einer infolge von politikverdrossenen Suizid umgekommenen Freundin (Kathy Bates) noch zur Wahlkampfveranstaltung macht, überlässt Nichols am Ende seinem einmal mehr zur Mündigkeit erzogenen Publikum. Ich zöge dann doch lieber die Drei.
7/10
Mike Nichols Politik Wahlkampf Südstaaten Satire
Primary Colors (Mit aller Macht) ~ USA/UK/F/D/J 1998
Directed By: Mike Nichols
Der Südstaaten-Gouverneur Jack Stanton (John Travolta) lässt sich für die Vorwahlen des demokratischen Präsidentschaftskandidaten aufstellen. Als seinen Wahlkampfleiter engagiert er vom Fleck weg den idealistischen Henry Burton (Adrian Lester), der in den nächsten Monaten einiges über Dreckbewurf und Skandalvertuschung in der US-Politik zu lernen hat.
Auch der politisch involvierte Mann hatte imit den Neunzigern ein großes Krisenjahrzehnt zu bewältigen. Analog zum Zigarrenfreund Bill Clinton mimte ein wahnsinnig guter John Travolta einen ergrauten Demokraten mit gesteigertem Hang zur Promiskuität, insbesondere in Bezug auf möglichst junge Probandinnen. Und ausgerechnet ein solcher Kerl soll in die Vorwahlen für die Position des mächtigsten Mannes der Welt, Verzeihung, der USA eintreten. Stellvertretend für den von Nichols stets gern wie eine ethologische Jungfrau behandelten Zuschauer muss der dynamisch-unbefleckte Jungspund Henry Burton herhalten, der Wohl und Wehe des Wahlkampfs kennen, lieben und hassen lernt. Die Kandidaten bekämpfen sich, trotz parteilicher Einigkeit, hinter den Kulissen bis aufs Blut, schädigen Reputationen oder tilgen wahlweise ganze Lebensläufe ohne mit der Wimper zu zucken. Die Bevölkerung nimmt derweil scheinbar nur das immerwährende Lügenkonstrükt zusammen mit einem breiten Zahnpasta-Lächeln wahr und lässt sich davon willfährig blenden wie von einem durchschaubaren Zaubertrick. "Ich bin vielleicht nicht die beste Alternative, aber die einzige," weiß Jack Stanton am Ende seine alles andere als weiße Weste zu kommentieren. Ob man ihm selbst in diesem Punkt noch zu glauben bereit ist, diesem schmierigen Lügenbold, Ehebrecher und Nadelstreifengangster, der selbst die Beerdigung einer infolge von politikverdrossenen Suizid umgekommenen Freundin (Kathy Bates) noch zur Wahlkampfveranstaltung macht, überlässt Nichols am Ende seinem einmal mehr zur Mündigkeit erzogenen Publikum. Ich zöge dann doch lieber die Drei.
7/10
Mike Nichols Politik Wahlkampf Südstaaten Satire