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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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SOULBOY (Shimmy Marcus/UK 2010)



"Be where you belong to."

SoulBoy ~ UK 2010
Direced By: Shimmy Marcus

Stoke-on-Trent in den frühen Siebzigern: Der Arbeitersohn Joe McCain (Martin Compston) entdeckt über die hübsche Frisörin Jane (Nichola Burley) sein Herz für die um sich greifende Soulszene in Nordengland. Allwochenendlich geht es ins Wigan Casino, wo der Zamapano und Angeber Alan (Craig Parkinson), dummerweise zugleich Janes Freund, große Allnighter veranstaltet, in denen die Jugendlichen ihre Liebe zur schwarzen Musik mit exponiertem Tanz ausdrücken können. In all seiner Bewunderung für Jane übersieht Joe allerdings, dass das wahre Glück viel näher wartet...

Vorweg: Es gibt nur einen einzigen Grund, sich "SoulBoy" anzusehen: Die Liebe zu Northern Soul nämlich, das Verständnis und die Empathie für eine der enthusiastischsten und beständigsten Subkulturen der modernen Popmusik. Irgendwann im Zuge der Dekadenwende 1960/70 überlief das Fandom für amerikanische Soulmusik die Modszene und breitete sich auf die proletarische Jugend Nordenglands aus. Findige Sammler und Händler reisten regelmäßig in die großen Soulmusik-Zentren der USA und erwarben dort kistenweise von in kleiner Stückzahl gepressten 7"-Singles, die fernab und unabhängig von der Plattenindustrie und den großen Labels wie Motown, Stax oder Atlantic entstanden waren. Jene Vinylscheibchen sind, wahrscheinlich heute mehr denn je, begehrte Sammlerobjekte. Die Northern-(oder Rare-)Soul-Szene ist darüberhinaus eine der wenigen Musikbasen, in denen veritable Hits strenggenommen nichts verloren haben. Vielmehr kommt es für die DJs darauf an, den Fans immer neue, bislang ungehobene Schätzchen unter die Nasen bzw. Füße zu halten - tanzbar ist sowieso prinzipiell alles, was aus dem großen Schmelztiegel des Soul kommt.
Diese Szene porträtiert "SoulBoy" mit viel Liebe zum Detail und dem gewaltigen Bonus, der erste Spielfilm zum Thema zu sein. Ansonsten bewegt sich Marcus' Film auf dem Subniveau eines mäßigen Achtziger-Coming-Of-Age-Dramas, erzählt eine völlig ausgelutschte Story, und das auch noch vergleichsweise desinteressiert, jedenfalls im Verhältnis zu der spürbar energetischeren Motivation, Northern Soul zu präsentieren. Die Tatsache, dass "SoulBoy" vielleicht ein wenig zum Überleben dieser Subkultur beitragen kann, macht ihn außerdem per se ansehnlich. Jeder, der einen guten Film zu sehen wünscht, sollte allerdings besser auf Distanz bleiben...

6/10

England Shimmy Marcus Clubszene Subkultur Northern Soul Musik Tanz Coming of Age Teenager



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Funxton

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