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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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DER JUNGE TÖRLESS (Volker Schlöndorff/BRD, F 1966)



"Es interessiert mich nicht mehr."

Der junge Törleß ~ BRD/F 1966
Directed By: Volker Schlöndorff


Kurz nach der vorletzten Jahrhundertwende kommt der Bourgeoisie-Filius Thomas Törleß (Mathieu Carrière) auf ein Jungeninternat im Osten Österreich-Ungarns. Die Machtstrukturen und -hierarchien unter den Jugendlichen, die gleichermaßen aus dem Hang der einen, sich andere untertan zu machen und dem Hang der anderen, sich untertan machen zu lassen, erwächst, werden für Törleß schnell sichtbar, wenn sie ihm auch unverständlich bleiben; eine rationale Erklärung der Verhaltensmotivation sowohl der sadistischen als auch der Opferrollen erscheinen ihm mehr als nebulös.

Schlöndorffs Filmdebüt, eine Musil-Verfilmung, nachdem der künftige Mitbegründer des "Jungen Deutschen Films" bereits einige Jahre in Paris an der Cinémathèque sowie als Regieassistent an der Seite von Größen wie Resnais, Melville und Malle zugebracht hatte, geriert sich als der Vorlage angemessenes, universell angelegtes Drama über die Entstehung von Klassengesellschaften und gesellschaftlichen Ungleichgewichten. Jene fänden, so der Tenor des Werks, ihre Grundzüge bereits im Jugendalter; dabei bedeute die Aufteilung der Gewissenslast auf mehrere Mittäter und -wisser eine eindeutige Gewissenserleichterung für die Drahtzieher. Und selbst wenn das, was Musil respektive Schlöndorff hier illustrieren, im Vergleich zu dem, was heute mitunter Ungeheuerliches aus bundesdeutschen Kasernen und Ferienlagern herüberschwappt, sogar vergleichsweise harmlos erscheinen mag - als symbolhafte Paraphrase für die Möglichkeit des Entstehens autokratischer Regimes wie etwa das des Faschismus muss "Der junge Törless" durchaus als früher Ahnherr von Hanekes "Das weiße Band" erachtet werden. Interessanterweise liegt das Schwergewicht der Kritik dabei weniger auf Seiten der Machthabern als bei jenen, die deren Auswüchse tolerieren, bis es irgendwann zu spät ist, um sie noch aufhalten zu können.
Ganz phantastisch der unerwartete Auftritt von Barbara Steele als sozial geächtete Dorfhure, welchen Schlöndorff in einem ausführlichen Interview auf der DVD (das allein bereits deren Anschaffung lohnt) als im Nachhinein zwar unpassend erachtet, der seinem Film jedoch einen ganz besonderen, sinistren Glanz verleiht.

9/10

Schule k.u.k. Volker Schloendorff Internat



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Funxton

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