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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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BARTON FINK (Joel Coen/USA, UK 1991)



"I sure do forget myself sometimes."

Barton Fink ~ USA/UK 1991
Directed By: Joel Coen


Der Theaterautor Barton Fink (John Turturro) wird über das Filmstudio 'Capitol Pictures' von New York nach Hollywood abgeworben. Sein erster Auftrag besteht darin, einen Catcher-Film zu scripten. Einquartiert in ein marodes Belle-Epoque-Hotel, in dem sich infolge der unerträglich schwülen, kalifornischen Hitze die Tapeten von der Wand schälen, steht Barton urplötzlich vor dem kreativen Nichts. Keine Idee, die zu Papier gebracht werden könnte und dazu schleichende Einsamkeit und Depression. Einzig sein fideler Nahbar Charlie Meadows (John Goodman) baut ihn mit seinen Kurzbesuchen etwas auf und auch Audrey (Judy Davis), die Mätresse des versoffenen Autors W.P. Mayhew (John Mahoney), scheint ihm wohlgesonnen. Als eine gemeinsame Nacht mit Audrey in einem entsetzlichen, vor allem jedoch für Barton unerklärlichen Blutbad endet, scheint die Spirale des Wahnsinns sich noch weiter zu beschleunigen...

Ein epochaler Film, dessen wahre Größe ich glaube ich trotz rund dreißigmaliger Betrachtung immer noch nicht ganz zu fassen bekommen habe. Möglicherweise kommt mir die ultimative Erleuchtung ja dereinst auf meinem Sterbebett - da gehört sie angesichts des nekrophagen Humors von "Barton Fink" vermutlich ohnedies hin. Wie die Coens hier virtuos mit Symbolismen, Metaphern und dem echten Unfassbaren hantieren, das sollte man nicht bloß, das MUSS man gesehen haben. Jede Einstellung, jeder einzelne Augenblick, ist sein Gewicht in Gold wert. Eine technische und formale Sorgfalt, die dem allumfassenden Perfektionismus eines Stanley Kubrick ohne Weiteres das Wasser reicht, schleift dieses apokalyptische Kammerspiel endgültig zu einer formvollendeten Kinoplastik. Die Eindrücke brennen sich in Aug und Ohr, seien es der aus seinem Kellerloch kommende Steve Buscemi, Bartons Zimmertür, die beim Öffnen und Schließen ein Geräusch fabriziert wie das Schiebeportal zu einem Schlachthof; der schwitzende John Goodman und sein eiterndes Ohr, Michael Lerner beim Füßeküssen und später in seinem viel zu engen Uniformkostüm; der brennende, meilenlang scheinende Hotelkorridor. Und natürlich das kleine Bild von der Frau am Stand, Symbol für Hoffnung, Träume, Erlösung, Freiheit, das zum Sich-Verlieren einlädt. Oder geht es am Ende doch bloß um eine an Herzinfarkt eingehende Möwe? Entscheiden Sie selbst, aber, um Himmels Willen, entscheiden Sie!

10*/10

period piece Hollywood Film im Film Serienmord Groteske Coen Bros.



Filmtagebuch von...

Funxton

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