Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





Foto

AVALON (Barry Levinson/USA 1990)



"If I knew things would no longer be, I would have tried to remember better."

Avalon ~ USA 1990
Directed By: Barry Levinson

Sam Krichinskys (Armin Mueller-Stahl) Lieblingsgeschichte ist die, wie er am 4. Juli 1914 in Baltimore ankam und die Stadt unter einem Lichtermeer aufleuchten sah. Das, so Sam, musste das Paradies sein. Als jüngster von vier russisch-jüdischen Brüdern war Sam dereinst der letzte von ihnen, der aus der Alten Welt emigrierte, um in den Staaten sein Glück zu versuchen. Als Tapezierer und zwischenzeitlich als Nightclub-Besitzer verdient Sam einen ehrlichen Dollar. Gegen Ende der Vierziger ist er Großvater des kleinen Michael (Elijah Wood), sein ganzer Stolz. Michaels Dad Jules (Aidan Quinn) - Sams Sohn - und seine Frau Ann (Elizabeth Perkins) haben indes noch nicht ganz herausgefunden, wie das große Geld zu machen ist. Zusammen mit seinem Cousin Izzy (Kevin Pollak) macht Jules den ersten Discount-Markt von Baltimore auf - ein Geschäft, das sich zunächst gut anlässt.

Der schönste Film aus Barry Levinsons Baltimore-Zyklus ist "Avalon", ein liebevoll-antiquarischer Blick auf die Vierziger und wie drei Generationen russischstämmiger Juden sich jeweils ihrem Alter gemäß an das Leben im gelobten Amerika adaptieren. Besonders Sam und seine drei Brüder (Lou Jacobi, Leo Fuchs, Israel Rubinek), ein Quartett knötternder alter Besserwisser, die ihre Weisheiten stets in breitem Jiddisch zum Besten geben, sind Levinson als Basisfiguren rundum geglückt. Wenn es zwischen ihnen einen Streit gibt, dann, das spürt der Zuschauer bis ins Mark, sollte dieser nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Ansonsten besteht "Avalon" aus Klein- und Kleinst-Anekdötchen; wie in Woody Allens "Radio Days", der ein hervorragendes Doppel mit dem vorliegenden Werk abgibt, ist die Perspektive hierin eine vornehmlich nostalgische - jene Tage waren vielleicht nicht einfacher, aber zumindest unschuldiger. Oder man wollte sie schlicht so wahrnehmen. Nun wäre "Avalon" eher keine ausgesprochene Komödie; trotz eines klaren Überhangs verschmitzter Szenen. Auch tragische, beklemmende Augenblicke spart Levinson nicht aus und da sein Film auch wie eine Art biographische Klammer fungiert, erleben wir Sam Krichinsky am Ende steinalt und bereits dem Ende zugeneigt, wie sein kleiner Urenkel (Christopher James Lekas) ihn im Seniorenheim besucht. Was bei Allen vor lauter offener Rührseligkeit ein No-Go wäre, ist für Levinson nichts weniger denn obligatorisch.

9/10

Barry Levinson Familie ethnics Baltimore period piece



Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare