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VOM TEUFEL GEJAGT (Viktor Tourjansky/BRD 1950)



"Was ist das für ein Lärm da draußen...?"

Vom Teufel gejagt ~ BRD 1950
Directed By: Viktor Tourjansky

Der zu Unrecht in Ungnade gefallene Psychiater Dr. Fingal (Willy Birgel) findet, ebenso wie seine Freundin Cora (Maria Helst), eine Einstellung in der Klinik seines alten Freundes und Berufsgenossen Helmut Blank (Hans Albers). Blank gilt als idealistischer Arzt, der zugleich selbst mit pharmazeutischen Substanzen experimentiert. Ein aus dem Ausland importiertes, noch unerforschtes Mittel names K-27 verspricht Heilung sogar in schweren Fällen von Psychose. Um die körperlichen auswirkungen zu testen, probiert Blank das Mittel an sich selbst aus. Apathie, Gedächtnisverlust und Willenlosigkeit stellen sich für mehrere Stunden ein, bis der Geist sich wieder erholt. Doch es bleibt nicht bei diesem einen Aussetzer: Nicht nur, dass Blank sich urplötzlich an ganze Tagesabläufe nicht erinnern kann, er entwickelt zugleich eine dunkle, kriminelle Seite, die immer dann zum Vorschein kommt, wenn er einen seiner "Aussetzer" hat...

Ein früher, deutscher Versuch, Genrekino zu machen, abseits von Heimatfilm, Kriegsschulddrama und aufkommender Wirtschaftswunderillusion und somit ein wichtiger Schritt in eine Richtung, die vor allem international verblasste, hiesige Leinwand wieder etwas weiter zu öffnen. "Vom Teufel gejagt" lässt sich dabei unschwer als "Jekyll/Hyde"-Variation identifizieren, wobei jedoch der Mut zu weiterer Intensivierung ausbleibt. Im Gegensatz zum "Original" ist Dr. Blank kein philosophisch angehauchter Kopf, der versucht, Es und Über-Ich zu trennen, sondern ein Philanthrop, dem es darum geht, seelische Krankheiten zu heilen. Im Selbstversuch muss der integre Mann dann unfreiwillig feststellen, dass er selbst eine ignorierte, weithin "abgespaltene" Persönlichkeitsfacette besitzt, die er bislang erfolgreich hat ignorieren können. Blanks Verwandlung in sein kriminelles alter ego wird zudem nie äußerlich sichtbar. Weder äffisches Schimpansengebiss noch zusammengewachsene Augenbrauen kennzeichnen seine Veränderung, nur ein leichtes Lichthuschen über die Augenpartie und eine lallende Sprechweise signalisieren: Der "böse Blank" ist wieder da.
Ein wenig klassischer "Mabuse" liegt darin, zudem eine recht hemdsärmelige Auffassung von Psychiatrie, die wahlweise nur völlig gestörte Geisteskranke (Alexander Golling) kennt oder überkandidelte Luxusfrauchen (Lil Dagover) mit Schoßhund. In jedem Fall ein nicht zu unterschätzender Lichtblick innerhalb der zeitgenössischen, nationalen Kinolandschaft.

8/10

Viktor Tourjansky Psychiatrie Medizin Madness Mad Scientist Jekyll & Hyde



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Funxton

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