Emanuele Crialese, der schon mit NUOVOMONDO einen beachtlichen Film abgeliefert hat, meldet sich nach 5 Jahren endlich zurück. Allem Rumgenörgel des deutschen Feuilleton zum Trotz ist TERRAFERMA ein sehr faszinierender und einnehmender Film. Man kann der unwirklichen, meditativen Atmosphäre dieses Insel-Dramas gar nicht entziehen. Man kann gar nicht anders als überwältigt zu sein von seinen gleichermaßen majestätisch wie unheimlichen Bildkompositionen, die die Rauheit der Natur sehr wirkungsvoll in Szene setzen. Erneut beweist Crialese sein Gespür für gute inszenatorische Ideen (die Ankunft der Touristen auf der Insel ist einfach nur surreal; das sich von den ertrinkenden Flüchtlingen abwendende Fischerboot im Mondlicht brennt sich unweigerlich auf die Netzhaut; das choreographierte Touristen-Diving wirkt einfach nur psychedelisierend; etc. pp.). Ein durch und durch faszinierender, atmosphärisch in Beschlag nehmender, bildstarker Film also.
Mag das Flüchtlings-Drama an sich auch haarscharf am Gutmenschen-Kino vorbeischrammen, mögen Dialoge und Schauspiel auch (gewollt?) hölzern sein, gefiel mir TERRAFORMA hingegen als Film über Veränderungen (Insel-strukturelle wie familiäre), über Heimat, über Traditionsverlust, über die doppelte Infiltrierung einer abgeschotteten Inselgemeinschaft, über Aufbruch zu neuen Ufern. Und das alles vermittelt der Film halt in einer dichten, unwirklichen Atmosphäre und überwältigenden und ausdrucksstarken Bildern. Ein sehr schönes, faszinierendes Werk also. Ubaldo zufrieden, der deutsche Feuilleton offenbar nicht.
8/10 (gut)
P.S.: Aba bei der Fischfang-Szene musste ich mich angewidert wegdrehen. Pfui.
text nicht korrekturgelesen
Drama Insel Natur
Emmanuele Crialese stehen nach "Lampedusa" und "Golden Door" alle Türen bei mir offen. Du machst mich echt wahnsinnig neugierig. Ich hoffe, der Kinostart in Deutschland ist nicht mehr weit, auf den Festivals scheint er ja schon durchgereicht zu sein.