
Starship Troopers
Paul Verhoeven wollte nach seinem Totalflop "Showgirls" wieder an alte Erfolge wie "Robocop" und "Total Recall" anknüpfen und nahm sich der Verfilmung des Science-Fiction Romans von Robert A. Heinlein an.
Ziemlich teuer wurde es dann auch und der mit 100 Millionen Dollar budgetierte Film ging als eine der perfidesten und subversivsten Großproduktionen in die Geschichte des Films ein.
Effekte
Tricktechnisch ist Starship Troopers ein wahsinnig großer Aufwand gewesen. Allein 40 Millionen gingen nur für die computergenerierten Spezialeffekte drauf.
Die Aufnahmen der "Bugs" sowie die der großen Raumkreuzer sehen immer noch großartig aus und vor allem wesentlich besser als vieles was man heutzutage so an CGI serviert bekommt. Hier wurde eben noch zusätzlich zum großen Teil mit Stop Motion und Modellen gearbeitet.
Cast
Das interessante an Starship Troopers und auch ein Hauptgrund warum der Film so funktioniert ist sein Cast.
Verhoeven hat sein Ensemble ausschließlich aus Serien Stars zusammengestellt und zwar aus den Serien, welche in den 90ern unglaublich erfolgreich waren. Teen-Soap-Operas wie "Melrose Place", "Beverly Hills 90210" oder "Day of our Lives".
Diese Rollen spielen sie auch in Starship Troopers. Die jungen Schüler, die in einem faschistischen Staat zu blauäugigen, patriotischen Soldaten hochgezogen werden und dann ahnungslos den Käfern zum Fraß vorgeworfen werden sind genauso dumm und lehr wie die Figuren aus den Soap Operas. Sie spielen im Prinzip ein und dieselben Rollen.
Verhoeven mußte also gar nicht viel machen ;-)
Natürlich gibt es auch Veteranen wie ein stahlharter Michael Ironside als Lehrer und Soldat, der seinen Schülern einimpft Demokratie sei der Untergang einer zivilisierten Welt.
Look
Auch was den Look des Films angeht gibt Verhoeven sich sichtlich viel Mühe dem ganzen eine gewisse TV-Serien-Optik zu geben.
Was insofern interessant ist, das wir es hier mit einem enorm aufwendigen Sci-Fi Spektakel zu tun haben, welches immer so ausgeleuchtet ist als ob gleich die Werbeunterbrechung kommt und das tut sie ja auch

Der Meister bedient sich wie schon vorher in "Robocop" extrem satirischer Propaganda-Commercial Breaks, die die Gesinnung des Staates wiederspiegeln und zur Mobilmachung dienen.
Es gibt auch einige weiche Wischblenden, die stark an die Star Wars Reihe erinnert, dies aber nur am Rande.
In der Ausstattung des Films tobt sich Verhoeven nochmal richtig aus. Er stattet seinen totalitären Staat mit Reichsadler ähnlichen Symbolen aus. Konferenzen sehen aus wie der Reichsparteitag und überhaupt haben alle Jungs und Mädels schnieke, graue Landseruniformen an und die "geistige Elite" mit telepathischen Fähigkeiten darf in schwarzen Gestapomänteln agieren.
Satire !?
Die Unverfrorenheit mit der Paul Verhoeven sein teures Teenager Gemetzel seinem Publikum präsentiert liegt in erster Linie darin, dass Starship Troopers nicht auf den ersten Blick als Satire zu erkennen ist bzw. war.
Dies brachte dem Exil Holländer auch weltweit unglaublich viel Schelte ein. Unreflektierter Patriotismus, Millitarismus waren die Schlagwörter. Sogar als Faschisten bezeichnete man Verhoeven.
Dies führte dann auch dazu, dass Starship Troopers relativ schnell abgesetzt wurde und letztendlich auch zu seiner bis heute währenden Indizierung.
Verhoeven hält hier einen ziemlich großen Spiegel in die Höhe und greift genau das auf was Anfang der 90er zu Zeiten des Irak Krieges brandaktuell war :
Militarismus und Hurra-Patriotismus der unbesiegbaren Supermacht USA.
Im heutigen, zeitlichen Kontext wirkt Starship Troopers sogar noch ein Stück reeller, da man ihn auch als pre-9/11 Film deuten könnte.
Der Angriff der Bugs und der Rückschlag der Nation gleichzusetzen mit Al Qaidas Schlag gegen die USA und den daraus resultierenden Kampf gegen den Terror sowie die weltweite Mobilmachung.
Verhoeven lockt seine Zuschauer gekonnt in eine Falle in dem er ziemlich fix die Rechnung präsentiert und seine stolzen Soldaten in drastischen Bildern wie die Fliegen sterben läßt. Körperteile und Gedärme fliegen nur so um sich und es wird geschrien und geschossen was das Zeug hält.
Das Ende präsentiert uns einen vollkommenen Helden, für den es keine Weiterentwicklung gibt. Dieser junge Rico wird für immer ein Held bleiben, ein dummer kleiner Held. Die Gehirnwäsche hat funktioniert.
Fest steht, das Starship Troopers ein immer noch sehr aktueller Film ist und es wohl auch bleiben wird, denn im Grunde funktioniert die Propagandamaschine genauso und hat sie auch immer funktioniert.
Fest steht auch das Hollywood so einen Film niemals wieder produzieren wird, es grenzt schon an ein Wunder, dass man Verhoeven so gelassen hat, wie bei diesem Film.
Welch ein Glück, kann man da nur sagen ! Welch ein Glück !
9/10
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