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FakeShemp's Blog

Buchstaben, Wörter und Sätze. Sogar Satzzeichen!

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Door Into Darkness - Testimone oculare, Italien 1973


Argento gefiel nicht, was der eigentlich im Vorspann genannte Regisseur Roberto Pariante ablieferte und so drehten er und Cozzi alles noch einmal neu, wobei Argento den wesentlichen Anteil umsetzte. Der Name Pariante verblieb aber im Vorspann.


Testimone oculare

Ich würde sagen, dass diese Folge ein wirklich typischer "Argento“ ist. Eine spannende Grundidee, eine formal brillante Umsetzung und die für ihren Regisseur nicht selten typische Nachlässigkeit in punkto Nachvollziehbarkeit der Story, setzen mitunter auch ein gewisses Wohlwollen beim Zuschauer voraus. Der Herr Regisseur scheint ab und an so sehr von einer Idee fasziniert zu sein, dass ihm der Rest wohl nicht mehr so wichtig ist. Wenn man nicht sonderlich mitdenkt, sondern als Information lediglich das Wesentliche – Frau wird Zeuge eines Mordes, Leiche verschwindet, keiner glaubt ihr, Mörder will Zeugin ans Leder – aufnimmt, dann steht ein paar höchst gruseligen Minuten allerdings nichts im Wege. Aus heutiger Sicht muss man natürlich sagen, dass die überraschende Wendung am Schluss wohl kaum noch ziehen dürfte. Nach fünf Minuten wusste ich jedenfalls schon, wer der Täter ist. Aber hier gilt natürlich der Faktor der Entstehungszeit. Story ist beim guten Dario ja eh nicht zu allen Zeiten immer so wichtig, sondern es zählen in erster Linie die Augenblicke. Die Phase, wenn die Hauptdarstellerin in ihrem Haus auf ihren Mörder wartet, den sie und ihr Freund überrumpeln wollen (zu diesem Zweck hat sich dieser draußen heimlich in den Büschen verschanzt), liefert die Essenz dessen, was Argento ausmacht. Dieser untrügliche Instinkt (damals zumindest noch) für die Magie der Bedrohung, die so ungemein reizvoll, fast erotisierend ist. Ich weiß nicht, wie ich stets auf diese schräge Assoziation komme, doch Argentos Momente des "Annäherns" und "Flachlegens“ haben wirklich etwas sehr "Anmachendes“. Morden als Fetisch. Dahinter lauern wohl so finstere Geschichten wie absolute Macht und Kontrolle - der Universaltraum aller Gedemütigten und Versager. Zwar fehlt in dieser Folge noch ein traumatisierter Killer, aber die finden sich ja in den späteren Filmen des Regisseurs Zuhauf. Ein Augenblick in "TO“ ist gar wunderbar schröcklich und schockt auf ganz simple, aber effektive Weise. Das Repertoire der wirklichen Schrecknisse auf Film ist ja bis heute noch nicht ausreichend erschlossen worden. Einen Großteil davon haben im Augenblick die Japaner gepachtet. Es gibt da ein paar Dinge, die essentiell schocken. "TO“ hat da zumindest einen von diesen raren Momenten. Die Vorbereitung des Zuschauers auf seine Niederkunft ist exzellent bewerkstelligt und zeigt Argentos Stärke relativ deutlich. Ich könnte mir gut vorstellen, dass am Anfang allein die Idee dazu existierte und er dann etwas hastig eine Story drum herum strickte.
Überhaupt finde ich es schade, dass Filme nicht mehr so gemacht werden, wie vor 30 Jahren noch. Das war einfach die bessere Umgebung für Argento. Die lauten 80er mit all ihren technischen Möglichkeiten mussten das Subtilere seiner Filme zwangsläufig ersticken. Fazit: Argento gehört in die 70er, Basta!

Door Into Darkness - Testimone oculare Italien 1973 Giallo TV Mystery Krimi


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Door Into Darkness - Il Tram, Italien 1973


Gestern habe ich es leider nicht mehr geschafft, die zweite Episode zu gucken. Schade eigentlich. Das hätte meine miese Laune sicher gehoben.


Il Tram

Cozzi erzählte vorneweg, dass Regisseur Sirio Bernadotte in Wahrheit Argento sei, der damals seine Reputation als angehendes Filmgenie nicht mit einer "schnöden“ Regiearbeit fürs Fernsehen torpedieren wollte. Zum Glück handelt es sich um Argento, sonst hätte man in Bernadotte wohl eine ernste Konkurrenz für den Meister sehen müssen. Nein, Scherz beiseite, die Handschrift ist unverkennbar die Argentos. Möglicherweise wäre ich auch ohne Cozzi draufgekommen, der mich im Übrigen noch immer rätseln lässt, weshalb der später nicht ebenso einen ruhmreichen Weg als Giallo- oder Horrorregisseur einschlug, nach seinem sehenswerten Einstand…, aber das ist eine andere Geschichte.
"Il Tram“ gefiel mir so richtig gut und bestärkte in mir erneut das Interesse speziell für Darios frühe Werke bis einschließlich "Deep Red“. Bisher habe ich meist "Suspiria“ und "Inferno“ favorisiert. Ab und an aber auch schon "Deep Red“…, doch das, was ich am guten Argento schätze, findet sich für mich wohl zunehmend in seinen weniger übernatürlichen Werken, also in den reinen Gialli: die Faszination des Geheimnisvollen, Rätselhaften und der Moment der Erkenntnis inmitten der hereinbrechenden Bedrohung, mal einfach für mich auf einen Punkt gebracht. Das alles gibt es zwar in seinen übernatürlichen Horrorfilmen ebenso, doch das Phantastische als zentrale Erklärung für das Geschehen in einem Film ist eben irgendwie doch nicht ganz so stark, wie das "reale“ Phantastische in einem tatsächlichen Kosmos. Das macht letztendlich einen größeren Reiz für mich aus und stellt auch weit höhere Ansprüche an die Kreativität, weil man dann nicht mehr alles einfach im Namen des Teufels verkaufen kann. "Il Tram“ hat mir da könnte man sagen die Augen geöffnet, zumindest für das, was mich persönlich an Argento am meisten reizt.
Der Hauptdarsteller in der Rolle des Inspektors kommt sehr gut rüber, die Grundidee für die Story ist faszinierend und die Auflösung des Rätsels erschreckend simpel, aber deswegen auch einigermaßen glaubhaft, zumindest innerhalb der Welt des gelben Thrillers. Das Simple, das sich der Wahrnehmung entzog, gerät damit sogar faszinierender und diabolischer, als ein überfrachteter "Superrätseltrick“, den keiner mehr wirklich nachvollziehen kann. Die Inszenierung gefiel mir ebenfalls sehr gut, besonders natürlich der große Moment der Erkenntnis. Die Stimmung schlägt hier schlagartig von Komik um in Suspense, was gerade dann eine sehr eigenartige Stärke erlangt, wenn es so glückt wie hier. Später gibt es dann noch ein paar sehr stylishe Verfolgungsszenen, mit den schönen stilistischen Kniffen, die wir an diesem Regisseur so schätzen. Abschließend stelle ich fest, dass der Argento von heute leider nur noch ein schwacher Schatten seiner selbst von damals ist, denn gerade diese feinstofflichen, schwer in Worte zu fassenden Qualitäten zwischen dramaturgischen Schwächen und persönlicher Getriebenheit von einst, sucht man in seinen aktuelleren Werken beinahe vergebens. Jedenfalls ist der 50 minütige "Il Tram“ imho bei weitem besser konstruiert, einfallsreicher ausgedacht und stimmiger inszeniert, als z.B. "Sleepless“.
Vielleicht schaue ich mir jetzt gleich noch den dritten Film an. In Stimmung wäre ich...

Door Into Darkness - Il Tram Italien 1973 Giallo TV Mystery Krimi


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Door Into Darkness - Il Vicino Di Casa, Italien 1973


Ja, es wird nun langsam sommerlicher draußen und für mich gehört Argento in den Sommer, weil mich dereinst sein "Inferno“ auf einer Schrottplatz-Vorführung in einer lauen Sommernacht heimsuchte und endgültig infizierte. Passend also zu den herauf wabernden Frühlingsgefühlen nun auch ein warmer Gruß aus längst vergangenen Tagen.
Von diesen TV-Produktionen hatte ich noch gar nichts gehört gehabt, bis sich die Dragon-DVD ankündigte. Im Gegensatz zu den letzten Produktionen Argentos, die bei mir irgendwie nicht mehr so tiefe Furchen in den Acker schlugen, war da plötzlich ein unvermittelter Hoffnungsschimmer am blutleeren Horizont. Die TV-Filme stammen aus den frühen 70ern, also aus der frühen Schaffensphase des "Lederhandschuh-Fetischisten“ und deswegen sind sie gleich doppelt interessant. Nein, sogar dreifach…, denn a) handelt es sich um "Argentos" (mal mehr, mal weniger), B) um recht frühe "Argentos" und c) um Arbeiten fürs Fernsehen aus einer Zeit, in der es laut Luigi Cozzi noch gar kein richtiges Farbfernsehen in Italien gab. Also eine recht ungewöhnliche Sache, leben Argentos Filme ja sonst gerade von der Farbgestaltung. Gut, ich tat dem Cozzi dann auch gern den Gefallen und drehte die Farbe heraus, um seine Episode angemessen zu goutieren:


Il Vicino Di Casa

Nett ist schon mal der Anfang, wo ein noch sehr junger Mann, nennen wir ihn mal Dario A. eine kleine Einleitung spricht, ganz wie sein Vorbild, nennen wir es mal Alfred H.. Und nicht nur, dass er der Episode einleitend vorangestellt wird, nein er ist sogar kurzfristig Darsteller, indem er nach einer Autopanne als Anhalter von einem jungen Pärchen mitgenommen wird, um die es dann im Folgenden geht. Das ist doch mal nett.
Entgegen meinen Befürchtungen, die ich sonst mit dem Namen Cozzi verbinde, bekam ich einen wirklich wunderbar düsteren und ganz schön spannenden Giallo kredenzt, der innerhalb seiner bescheidenen Möglichkeiten sogar reichlich mit optischen Finessen aufwartet. Besonders gut gefielen mir einige Szenenwechsel, sowie der Einsatz von Licht und Schatten an mehreren Stellen. Irgendwo hatte das alles etwas von Bava Senior und das ist, da es sich ja um Cozzis Beitrag handelt, ein Riesenkompliment. Auch Handlung und Darsteller funktionierten sehr gut. Kein nerviges Overacting oder fragwürdige Verhaltensweisen. Das von Cozzi aufgeschwatzte s/w stellte sich zudem als absolut passend heraus.
Also der erste Film aus dieser Reihe war somit schon mal ein voller Erfolg. Gaslinis gut sitzende Musik erinnerte mich manchmal verteufelt an einen Titel aus dem "Inferno"-Soundtrack von Emerson. Das kommt verschönernd hinzu. Mal sehen, ob da Argento morgen mit seiner "Straßenbahn“ da mithalten kann…

Door Into Darkness - Il Vicino Di Casa Italien 1973 Giallo Tv Mystery Krimi


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DAGON, Spanien 2001


Es geht ja doch noch! „Dagon“ hat mich richtig positiv überrascht und zeigt, was das Gespann Gordon, Paoli und Yuzna nach wie vor auf die Beine zu stellen vermag, wenn sie ihre Talente zusammentun. Die drei halfen schon dem seligen „Re-Animator“ auf die Beine. Wenn jeder das macht, was er am besten kann, dann kommt auch ein ordentliches B-Movie dabei herum. Gut, dass Yuzna hier keine Ambitionen auf den Regiestuhl hatte. Noch schöner, dass er Gordon nicht vergessen hat, der ein meiner Meinung nach sehr guter Regisseur ist, im Gegensatz zu ihm…, welcher das Wesentliche an einer Story noch immer zu erkennen vermag und weiß, wie man es in Szene setzt, wo Yuzna sonst nur den “Gore-Kasper“ rausholt.
Das Wesentliche in „Dagon“ ist eigentlich das “Hineingeworfensein“ in eine monströse fremde Welt und der Kampf ums Überleben. So gestaltet sich der Film dann auch größtenteils angenehm rasant und unheimlich, denn zunächst geht es darum, die verschollene Freundin wieder zu finden und von dieser verfluchten Insel wegzukommen, während man das ganze Dorf gegen sich hat, das seine Monstrosität erst nach und nach im Eifer des Gefechts offenbart, so dass sich Staunen und Schrecken die Klinke in die Hand drücken. Da bekommt so ein Lovecraft-Universum ganz schnell auch etwas von einem Zombiefilm. „Dagon“ sieht bei alldem richtig gut aus. Paul (Ezra Godden) erinnert in manchen Momenten ganz schön an Jeffrey Combs nebenbei bemerkt, damit ist er eine passende Wahl für die Rolle, die ursprünglich mal für Combs vorgesehen war.
Gordon hat seinen Humor noch nicht verloren und so gibt es einige schön schrullige Momente makaberen Frohsinnes, die Godden sehr schön umsetzt. Ein witziger Höhepunkt ist sicher die Aktion mit dem winzigen Türriegel, den Paul mal eben in höchster Eile von einer Tür an eine andere “ummontiert“, damit die anstürmende Horde Fischmenschen ihm nicht ans Leder kann. Herrlich bescheuert! Godden macht seine Sache gut, es ist ein kleiner Harold Lloyd an ihm verloren gegangen. Einen bleibenden Eindruck hinterlässt ebenso Francisco Rabal als Ezequiel, der leider einen recht bitteren Abgang hinnehmen muss, bei dem es einem schon etwas flau im Magen werden kann. Aber damit gleitet der Film auch nicht zu wohlgefällig in harmlos-spaßige Gefilde ab, sondern bewahrt eine Grimmigkeit, die dem Horror des Ganzen gerecht wird, trotz der zuweilen ulkigen Späße. Eigentlich ist das Geschehen tatsächlich recht grimmig. Freunde eines Happy-Ends sollten also lieber etwas anderes gucken. Das Ende ist aber trotzdem hübsch von der Stimmung her, es entlässt einen entrückt aus dem Geschehen. Lovecraft siegt sozusagen und das erfüllt einen mit Genugtuung. Der Anfang einer anderen, noch bizarreren Geschichte nimmt seinen Lauf, doch uns bleibt nur noch der Abspann. Die Musik ist übrigens ebenfalls sehr stimmig.

Obgleich “nur“ ein kleines B-Filmchen wird er Lovecraft imho gerecht. „Dagon“ reiht sich damit wunderbar bei den anderen gelungenen Lovecraft-Verwurstungen aus dem Hause Gordon/Yuzna ein.

Gordon Yuzna Paoli Lovecraft Poe Horror


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Jeder für sich und Gott gegen alle – Kaspar Hauser, Deutschland 1974


Einen Film vom Herzog zu sehen ist derzeit für mich wie ein tiefes Durchatmen, nachdem man der “Douglas-Hölle“ eines Kaufhauses entkommen ist, direkt auf einen einsamen luftigen Berg. Es gibt also doch noch etwas jenseits der durchfrisierten, von Filmhochschulen erfolgreich abgetöteten, oder sollte ich besser sagen sterilisierten Filmemacherei, das lebt und ansteckend ist. ich hatte erst ein wenig Bedenken, denn das Thema „Kaspar Hauser“ roch ein bisschen nach bemühter Ernsthaftigkeit. Noch dazu ohne Kinski und Urwald! Eingeborenen zwar schon, aber halt diesmal die mit boarischer Tracht…. Doch Herzogs humorvolle und einfühlsame Herangehensweise voller Poesie, ohne übertriebenen Pathos und mal wieder mit einem Minimum an eigentlicher Handlung, reißt die Tore zur Filmmagie weit auf. Bilder, Musik und die unkonventionelle Inszenierung jenseits der dumpfen Gewohnheiten fesseln einen auf diese ganz eigentümliche Art und Weise. Vor allen Dingen aber ist es der charismatische Bruno S. in der Hauptrolle, der allein schon die halbe Miete einfährt. Herzog hatte meist Glück mit seinen Hauptdarstellern. Walter Ladengast ist ebenso ein angenehmer Zeitgenosse, aber auch den anderen schrägen Visagen begegnet man immer wieder gerne. „Kaspar Hauser“ hat einen tiefen Eindruck hinterlassen und abermals kann ich nur oberflächliche Merkmale benennen, auf der unbeholfenen Suche nach dem Weshalb. Schätze, wenn man nicht gleich eine Antwort darauf findet…, dann hat man wohl tatsächlich einen guten Film gesehen. Und mein Mitleid gilt all jenen, die hinter das Geheimnis blicken und den Zauber töten. Auch ein Film sollte wie ein Gehirn sein, das man am Ende tunlichst nicht auseinanderpflückt, um es endlich in eine Schublade stopfen zu können…

Drama Werner Herzog Bruno S. Walter Ladengast


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Aguirre, der Zorn Gottes, Deutschland/Peru/Mexiko 1973


Ich bin nun etwas ratlos, weil ich die Ursache für das intensive Filmerlebnis gerade eben eigentlich nicht recht fassen kann. Die Stimmung in „Aguirre“ ist nicht von dieser Welt. Bilder, Musik, Kinski und der sehr eigenwillige Stil Herzogs, der es wie so oft schafft, ein Laienensemble (bis auf Klausewitz) in Kombination mit zum Teil abstrusen Einfällen - seien es Dialoge oder sonst was - in Einklang mit der Atmosphäre zu dieser unverwechselbaren Intensität zu verschmelzen…, bilden ein höheres Ganzes, das reine Poesie heraufbeschwört. Deswegen ist es wahrscheinlich oft so schwierig für Frischlinge in Sachen Herzog, weil man als solche geneigt ist, zu sehr auf Einzelheiten zu achten, die für sich allein gesehen nicht selten seltsam bis unverständlich oder gar dilettantisch anmuten, was mehrere Gründe haben dürfte. Zum einen die wohl extrem schwierigen Bedingungen unter denen Herzogs Filme damals entstanden sind, was nicht nur an Kinski gelegen haben dürfte. Dann ist Herzogs Fokus sicher nicht der eines handelsüblichen Filmemachers. Irgendwo denke ich, dass er in erster Linie intuitiv angetrieben wird. Herzog kommt mir wirklich manchmal vor wie ein überschäumendes Kind. Und dann muss er auch noch ein Genie sein und ein Bekloppter dazu! Erst wenn man mit etwas Erfahrung und Abstand zu den sonst üblichen Sehgewohnheiten an seine Filme herangeht, beginnt man wohl emotional zu begreifen und dann sieht man weniger einen Film, als vielmehr eine Art Gemälde oder in Bildern ausgedrückte Musik, bzw. Poesie eben, oder was weiß ich…! ;) "Aguirre" ist jedenfalls ein Wahnsinnsfilm.

Herzog Aguirre der Zorn Gottes Kinski


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Bride of Re-Animator, USA 1990


Wenn Brian Yuzna das Ruder an sich reißt darf mit einigem gerechnet werden, zumal seine Herangehensweise als Filmemacher eher die eines Fangoria-Abonenten ist. Doch das Ausgangsmaterial ist so gut und reich an Möglichkeiten, dass das Unterfangen nicht ehrlos im Kunstblut ersäuft. Dennoch findet eine deutliche Verschiebung von Stuart Gordons Steilvorlage hin zu einer Jahrmarkt-artigen Horror- bzw. Freakshow statt. In erster Linie ist es der Humor des ersten Films, der - wenn auch teilweise etwas seichter - herübergerettet wurde und das originelle Schema vom “versehentlichen Töten und flugs Reanimieren“, die für vergnügliche Momente der Heiterkeit und des sich “heimischfühlens“ sorgen. Und selbstverständlich glänzt Jeffrey Combs einmal mehr als Herbert West.
Die erste Hälfte ist die beste, in der Yuzna zeigt, dass er zuweilen durchaus über ein Gespür für diese Art morbider Komik, sowie über Gefühl für Timing verfügt und es gelingen ihm eine ganze Reihe stimmiger Momente. Allerdings gerät das alles ab der Hälfte dann leider etwas zäh bis zum hübschen Showdown, da sich Yuzna scheinbar zunehmend allein auf die Schauwerte verlässt, weniger auf eine ordentliche Inszenierung, was aber nicht ohne Charme anmutet. Der Trashfaktor steigt gegen Ende nämlich ganz schön an. Das stört mich jetzt persönlich gar nicht mal so sehr, denn im letzten Teil verkommt der Streifen dadurch zu einer wunderbaren Geisterbahn, vor allem der umherflatternde Fledermausflügel-Kopf Hills passt da schön ins Bild und gefällt mir einfach sehr gut. Letztendlich mündet die Story in eine reine Horror-Posse, die beinahe nur noch selbstzweckhaft, aber dafür schön anzusehen ist. Hier scheint das interessante Mark der Geschichte endgültig in billige Horror-Unterhaltung umgeschlagen zu sein. Und dennoch, in das Gesamtkonzept passt es irgendwie noch hinein. Denn auch entfesselter Trash hat seine unwiderstehliche Anziehungskraft und dient dem Chaos, das zum "Re-Animator" einfach dazugehört. Außerdem handelt es sich um den romantischen Teil der Story, da passt ein wenig verliebte Spinnerei letztlich ganz gut. Ich bin ein großer Fan von Whales „Bride of Frankenstein“, weswegen Yuznas „Bride“ sowieso einen dicken Stein bei mir im Brett hat.
Gordons erster Teil ist aber deutlich besser, auch bedeutsamer. Doch Yuzna hatte einen guten Stern und lieferte seinen bisher besten Film als Regisseur ab. „Bride“ hat seine starken Momente, keine Frage.

Fun-Splatter Bride of Frankenstein Jeffrey Combs Brian Yuzna Posse Horror


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Cool Air, USA 1999 (gesehen auf dem WOF'04)


Ein halber Film von der Länge her, aber ein ganzes Erlebnis! So sollte eine Lovecraft-Verfilmung aussehen. Mir fehlen leider nähere Hintergrundinformationen, doch ich gehe mal davon aus, dass es sich um eine höchstambitionierte Privatproduktion handelt, da laut Herrn Neun (WOF-Veranstalter) das ganze nicht mal auf DVD existieren soll und deswegen nur eine abgenudelte VHS gebeamt wurde. Eine echte Schande ist das. Der Film überzeugt auf ganzer Linie. Filmisch, sowie darstellerisch exzellent und was das Wichtigste ist, wohl absolut im Sinne seines Erfinders. Dass die Splatter-Kiddies da arg gähnen mussten, schmerzte mir sehr auf der Seele (sterbt endlich!), aber sie haben ja auch noch Zeit…

Klassisch aufgezogenes Gruseljuwel, so!

Lovecraft Poe


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The Last Horror Movie, UK 2003 (Weekend Of Fear'04)


Was diese Sorte Film von mir will, weiß ich nicht so wirklich, aber dieser hier ist in seiner kompromisslosen Art ähnlich wirkungsvoll und bösartig wie „Mann Beißt Hund“. Er will mich wohl als Horrorfilm-Fan bloßstellen und mir den Kopf waschen, was ihm absolut nicht gelingt. Vielmehr spricht aus ihm das weit verbreitete Vorurteil, das unterstellt, der Reiz des Horrorgenusses setze sich vornehmlich aus pervertierten Sehgewohnheiten und entsprechenden Gelüsten zusammen, die auf eine ernstzunehmende Mentalmacke hinweisen. Allerdings halte ich persönlich diese Lust am filmischen Grauen nicht für pervers, sondern für ganz normal und in Abstufungen bei jedem auffindbar. Auch ist die Tatsache, dass man ja um die Fiktion dieser “Fake-Killer-Doku“ von Vornherein weiß schon eigentlich Anlass genug anzunehmen, dass der eigentliche Kniff des Unternehmens nicht mehr wirklich funktionieren kann, denn dazu müsste das Gezeigte tatsächlich echt sein oder für echt gehalten werden. Ich bin mir sicher, dass ich keine Sekunde daran interessiert wäre, diesen Film zu sehen, wüsste ich, dass das darin Gezeigte echt ist. Andererseits gibt es sicherlich auch Leute, die sich so ein Zeug ansehen würden. Aber das ist der Punkt. Es sind halt nicht alle gleich, doch der Film richtet sich pauschal an “DIE“ Horror-Fans, denn immerhin hat der Killer einen handelsüblichen Schlitzerfilm aus der Videothek mit seiner mörderischen Dokumentation überspielt. Ich behaupte hingegen, dass das Gro der Freunde des Horrorfilms nicht im mindesten daran interessiert wäre, echten Snuff zu sehen und es aufrichtig verabscheuen würde. Trotzdem, der Film ist clever gemacht und regt zumindest zum Nachdenken an. Ich kam persönlich zu dem beruhigenden Ergebnis, dass der Typ da auf der Leinwand zumindest nicht mich meinen kann. Der Hauptdarsteller in der Rolle des selbstverliebten Killers ist übrigens absolut überzeugend und die Sichtung dieses irgendwie engstirnigen, aber cleveren und durch und durch englischen Filmes wert! Und wenn man das Vehikel durchschaut, darf an einigen Stellen auch ruhig mal gelacht werden, denn humorlos geht es zudem nicht zu, im Gegenteil, was sicherlich eine zusätzliche hinterfotzige Gemeinheit sein soll, um uns zu entblößen. *Grunz*

Mockumentary Serial Killer Man Bites Dog Mann beißt Hund


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Dead|Undead, USA 2002 (gesehen auf dem WOF'04)


Hossa! Gerechnet hatte ich mit einem Homemade-Splatter der Sorte “ausnahmsweise mal gelungen“, bekommen habe ich einen recht wilden, überaus witzigen, teilweise exzessiven und gut gemachten kleinen Film, der ähnlich wie „Cabin Fever“ ein wenig bei „Evil Dead“ klaut und ganz vergleichbar eine seltsame Zwischenstellung einnimmt, in der das Grauen ob der Originalität und des gelungenen Witzes nie so richtig zupacken kann, andererseits dieses aber auch irgendwie von dieser Originalität profitiert, wobei eine ganz andere, viel wahnsinnigere Ebene des Grauens erlangt wird. Deswegen kann ich ihn auch nicht als unterhaltsamen Klamauk abtun, denn hinter seiner zunehmenden Durchgeknalltheit lauert doch noch eine Spur richtig bösen Horrors. Aber vielleicht hatte ich einfach nur einen im Tee…? Den muss ich mir noch mal in Ruhe ansehen irgendwann.

Dead|Undead USA 2002 Evil Dead





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