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Ornament & Verbrechen Redux

There is no charge for awesomeness. Or beauty.




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Der kleine HirnF&&K



K.af.ka. Fragment

Liebe F.

Nun schrieb ich schon die dritte email an Dich heute und Du, die Du doch bereits dieselbige erhalten hast, wünschst Du Dir nicht, mir eine Antwort zukommen zu lassen? Selbst wenn ich in Betracht ziehe, dass Du in der Schreibstube eine halbstündige Mittagspause eingelegt hättest (wahrlich eine Überschätzung der Dir vom Amtsvorsteher zugestandenen Zeit, aber dennoch der einzige Strohhalm, den mein innerlich loderndes Feuer noch nicht in Asche verwandelt hat) und ich dazu noch weitere zehn Minuten des Computerstartens addiere (auch wenn ich Linux benutze, so weiß ich doch um die Verheerungen des Microsoftschen Imperiums), so hättest Du doch mehr als siebzehn Minuten gehabt, mein wimmerndes Flehen um Antwort zu erhören.
Ich warte sehnsüchtig, hoffnungsschwanger.

K.

K!

Ich dachte bei Deinem letzten Besuch in Berlin hätte ich mich klar ausgedrückt. Du weißt, dass es keine Hoffnung für unsere Beziehung geben kann. Ich kann nicht mit Deiner wahnhaftigen Art der Liebesbezeugung umgehen. Es stößt mich alles mittlerweile nur noch ab: Deine psychoanalytischen Arabesken, die bei Deinen intellektuellen Claqueuren (denn als Freunde kannst Du nun wirklich nur einige wenige Menschen bezeichnen!) das Blut in Wallung bringen mögen, aber bei mir nicht mehr als ein Augenbrauenzucken hervorzurufen vermögen. Deine Spielereien mit Detail, Serialität und Ornament, die durch Wiederholung nur aufdringlicher, aber nicht verständlicher werden.
Du langweilst mich.

F.

Verehrte F.

Wie könnte ich jemals von Dir lassen. Es wäre so, als bohrte ich mir mit dem Federkiel die Halsschlagader auf, hoch und höher, um schlussendlich Dein Antlitz aus meinem Gehirn herauszukratzen.
Erst gestern träumte ich von Dir; es war ein wahrer Albdruck, der zentnerschwer auf meiner Brust lastete. Mich dünkt, ich sei Rotwang, verfallen Dir halbmechanischen Maria, die sich mir hingegeben hatte, nur um im letzten Momente sich zu entziehen und auf den lodernden Trümmern meiner Existenz einen bacchantischen Tanz aufzuführen. Jedoch – wie sollte ich weiterleben können ohne Hoffnung, jemals von Dir erhört zu werden, nur ausgestattet mit den fahlen Erinnerungen, geborgt aus Deinen Tagebüchern?
Bitte erbarme Dich meiner Seele, die auf diesem Erdenrund so viel Hölle durchlitten hat, dass der Hades selbst mir wie das Paradies erscheinen wird.

K.

K.,

auch wenn Du es nicht hören willst, sich Dein Verstand weigert, die Realitäten anzuerkennen, so sag ich es Dir gerne noch einmal: Es ist vorbei, ich existiere nur noch als Widerhall Deiner Gedanken.
Nur für den Fall, dass Vergessenheit Dein Hirn vernebelt: Ich habe Christian schon vor etlichen Monaten kennengelernt und Die Totale Therapie hat mir mehr gegeben, als Du es jemals vermögest.
Bitte unterlasse weitere derartige Versuche der Kontaktaufnahme.

F.

Abgöttisch angebetete F.!

Meinen Fünkchen Restverstand zusammennehmend und dem offensichtlichen Schicksal trotzend, habe ich, Dich umzustimmen, die mir in Freundschaft verbundenen Tonkünstler von VOOV gebeten, meine Gefühle zu Dir in Musik auszudrücken. Sagt man nicht, dass Musik die Seele direkt erreichen könne?
Etwas, was auch ich mit meinen Briefen versuchte: meine Seele mit der Deinigen zu verbinden, ohne dass wir uns zu nahe kämen, auf dass die Distanz die Worte weiterhin aus meiner Feder fließen liesse, jedoch jetzt, wo diese unüberbrückbar geworden, da spüre ich, wie sich mein Selbst jeder in der Auflösung des Ichs und dennoch wer den Kopf gegen die Wand der sich von das Blut vermischte in der kjue wihjg lihew aiehtneithge wailkögawawe

Zuerst veröffentlicht auf kino.de am 31.01.2003

kino.de