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Camelback Cinema

Tommy The Cats filmische Sternstunden

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MONSTERS (Gareth Edwards, 2010)


Das Kinodebut des britischen Regisseurs Gareth Edwards hat als Besonderheit die Prämisse vorzuweisen, dass Aliens auf die Erde gelangt sind und dort nun in einer infizierten Zone im Norden Mexikos ihr Unwesen treiben. Edwards machte daraus keinen klassischen Monsterfilm, sondern erzählt eine romantische Geschichte über ein Paar, das das Schicksal zusammengeführt hat. Die Existenz der Monster ist inzwischen Normalität und wird von den Menschen so hingenommen. Tatsächlich neu ist diese Idee nicht, hat doch der Südafrikaner Neill Blomenkamp ein Jahr zuvor für District 9 eine ähnliche Grundkonstellation benutzt. Man sieht also: neu oder gar revolutionär ist an Monsters gar nichts. Bemerkenswert ist da schon eher das bescheidene Budget von 500.000 Dollar, denn Monsters sieht aus, als sei er weitaus teurer gewesen. Die beiden Hauptdarsteller sind sympathisch (und auch im wahren Leben ein Paar), der Plot ist jedoch nur mäßig spannend. Die vielen Laiendarsteller tragen erheblich zur Authentizität bei. Unter dem Strich ein durchaus unterhaltsamer, aber eben auch völlig belangloser Film.


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THE WOLF OF WALL STREET (Martin Scorsese, 2013)


I want you to deal with your problems by becoming rich!

Faszinierendes Porträt, das vom steilen Aufstieg und tiefen Fall eines skrupellosen Finanzhais erzählt, und eine wahrhaft phantastische Lebensgeschichte zur Vorlage hat. Auf den Altmeister ist nach wie vor Verlass. 3 Stunden lang schildert er Jordan Belfort als ebenso schillernde wie gewinnende Persönlichkeit, die es mit nur wenigen Worten schafft, praktisch jeden um den Finger zu wickeln. Nur bei den gegen ihn ermittelnden FBI-Beamten funktioniert seine Masche nicht. Leonardo DiCaprio gibt den Verführer derart überzeugend, dass ich schon nach 20 Minuten auf seiner Seite stand und bereit war, jedes Wort zu glauben, das er von sich gab. Dabei findet Scorsese genau die richtige Mischung zwischen detailversessener Biographie und mitreißendem Drama, variiert das Erzähltempo gefühlvoll und mit jenem feinen Gespür, dass ihn seit vielen Jahren auszeichnet. Trotz der stattlichen Spieldauer wird der Film zu keiner Zeit langweilig, andererseits hat man am Ende das Gefühl, allen wesentlichen Ereignissen beigewohnt und nichts verpasst zu haben. Für den Schnitt zeichnet wieder einmal Scorseses langjährige Weggefährtin Thelma Schoonmaker verantwortlich, mit der er seit mehr als 30 Jahren zusammenarbeitet. Erstmals hingegen griff er auf die Dienste des Kameramanns Rodrigo Prieto zurück, dessen Bilder mich schon bei Filmen wie Frida, Alexander oder zuletzt Argo begeistern konnte. The Wolf of Wall Street ist ein weiterer großartiger Film des italo-amerikanischen Meisterregisseurs, der ganz in der Tradition seiner epischen Gangsterfilme wie GoodFellas und Casino steht.

Martin Scorsese


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MICHAEL KOHLHAAS (Arnaud des Pallières, 2013)


Des Pallières "freie" Interpretation der berühmten Kleist-Novelle präsentiert sich audiovisuell durchaus ansprechend, hat aber neben dem schönen Schein wenig zu bieten. Eines der zentralen Motive von Kleists Vorlage, nämlich der Übergang vom mittelalterlichen Fehde-Recht zur "modernen" Rechtssprechung des Zeitalters der Aufklärung und die daraus resultierenden unterschiedlichen Rechtsauffassungen, kommt kaum zur Geltung. Im Film wirkt Kohlhaas wie der Anführer einer Horde von Banditen, die mordend und raubend durch die Gegend ziehen, auch wenn er zwischendurch einen seiner Gefolgsleute hängen lässt, weil dieser ein Haus geplündert hat. Dafür handelt er sich dann prompt den Tadel Martin Luthers ein. Die Figur des Protagonisten ist alles andere als stimmig. In den Szenen mit seiner Frau und seiner Tochter wird er als pflichtbewusster Familienmensch dargestellt und wirkt wie eine andere Person. Gerade in diesen Szenen fällt es schwer, die Motivation für sein Handeln nachzuvollziehen. Die eigenwillige Inszenierung, die sich immer wieder Zeit nimmt, endlos lange auf Gesichtern oder Landschaften zu verweilen, die eigentlichen Geschehnisse jedoch oft sprunghaft erzählt und es dem Zuschauer überlässt, sich die Details auszumalen, hat durchaus ihren Reiz, auch wenn man sich mitunter etwas mehr Dynamik wünscht. Das Resultat wirkte auf mich recht unausgegoren und mehr einem bestimmten audiovisuellen Stil verpflichtet als einer tiefgründigen Auseinandersetzung mit dem Kern der Vorlage oder auch einfach nur der Erzählung einer spannenden Geschichte. Hervorzuheben ist in jedem Fall der tolle Score, der sich sehr zurückhaltend präsentiert und vorwiegend auf die gängigen mittelalterlichen Instrumente wie Laute, Geige oder Dudelsack stützt. Viele Szenen kommen völlig ohne Musik und Dialoge aus und überlassen alleine dem ständig blasenden Wind das Feld.


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INSIDE LLEWYN DAVIS (Ethan & Joel Coen, 2013)


If it was never new and it never gets old, then it's a folk song.

In ihrem neuestem Film stellen die Coen-Brüder zum wiederholten Mal ihre Vorliebe für Verlierer unter Beweis. Inside Llewyn Davis erzählt die Geschehnisse einer Woche aus dem Jahr 1961 im Leben des titelgebenden Folk-Sängers, der sich mehr schlecht als recht durch die Gegend schlägt und nur einer von vielen talentierten Musikern ist, dem der große Ruhm verwehrt blieb. Die Figur ist fiktiv, jedoch von der Biographie des realen Dave van Ronk inspiriert. Viele andere Regisseure hätten es sicher weitaus interessanter gefunden, einen Film über Bob Dylan zu machen, doch nicht so die Coen-Brüder. Wie die meisten ihrer Protagonisten ist auch Llewyn Davis ein durch und durch sympathischer Bursche, dem nichts gelingen will und der von einem Problem zum nächsten stolpert. Dabei setzen die Brüder auf einen herrlich feinfühligen Humor, der auch schon den Vorgänger A serious Man auszeichnete. Auch die Darsteller sind wunderbar, allen voran Oscar Isaac und natürlich John Goodman als drogenabhängiger Jazz-Musiker, der mit einem unfassbar hässlichen Toupet den Vogel abschießt. Toller Film.

Coen Brothers


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LAWLESS (John Hillcoat, 2012)


Filme über die Zeit der Prohibition mag ich eigentlich ganz gerne, aber Lawless hat mit seiner dünnen Story und dem ziellos hin- und her wanderndem Plot nicht sonderlich viel zu bieten. Atmosphärisch passt es einigermaßen, doch auch hier gilt: nichts Besonderes. Zusätzlich beeinträchtigt wird das Filmvergnügen durch die träge Erzählweise. Der Film kommt einfach nicht in die Pötte. Positiv zu erwähnen sind allenfalls die trotz der recht oberflächlich angelegten Charaktere wirklich guten Darstellerleistungen. Ansonsten ein in allen Belangen durchschnittlicher Film ohne jeden Erinnerungswert.


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THE MUMMY: TOMB OF THE DRAGON EMPEROR (Rob Cohen, 2008)


Meine Tochter ist gerade im Mumien-Fieber, und da habe ich die Gelegenheit genutzt und den dritten Teil mitgeschaut, da ich diesen noch nicht kannte...

Die Einbindung in den Mumien-Kosmos wirkt etwas konstruiert. Im Grunde genommen gibt es keine Mumien im Film, die Handlung ist vielmehr in China angesiedelt. Die Art und Weise, wie hier geschickt mit Versatzstücken der chinesischen Geschichte und allerlei asiatischen Mythen gearbeitet wurde, fand durchaus mein Wohlgefallen. Die Effekte sind anfangs ziemlich beeindruckend, insbesondere die Verfolgungsjagd mit den steinernen Pferden, lassen im weiteren Verlauf aber immer mehr nach, sodass der Eindruck entsteht, den Machern sei irgendwann das Geld ausgegangen. Viel Neues gibt es erwartungsgemäß nicht zu sehen, doch ist es gelungen, die lockere, unbeschwerte Atmosphäre der ersten beiden Filme in den dritten Teil zu transportieren. Unter dem Strich ein spaßiges und kurzweiliges Vergnügen.


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AVATAR (James Cameron, 2009)


Schwierig, zu Avatar die richtigen Worte zu finden. Ich habe den Film im herkömmlichen 2D auf dem heimischen Fernseher gesehen, was den Verzicht auf die angeblich bahnbrechenden 3D-Effekte zwangsläufig mit sich brachte. Die Story wärmt Altbekanntes neu auf und erzählt von dem klassischen Konflikt zwischen den weißen Eroberern und den – in diesem Fall – blauen Ureinwohnern, im Grunde genommen also eine auf einen fremden Planeten verlegte Wildwest-Geschichte. Eine subtile Erzählweise kann man vom Grobmotoriker Cameron ohnehin nicht erwarten, folglich wird dem Zuschauer die Öko-Botschaft mit dem Dampfhammer eingebläut (und das im wahrsten Sinne des Wortes!). Dass es dabei auch nicht an pathetischen Anwandlungen fehlen darf, versteht sich von selbst, genauso wie die Tatsache, dass man peinlich darauf achtete, nur ja kein Klischee auszulassen. Der einfallslose Score von James Horner macht das alles auch nicht besser. Hauptärgernis ist aber die völlig sterile, leblos wirkende Optik, die das Gefühl vermittelt, keinen Spielfilm zu sehen, sondern die animierten Zwischensequenzen eines Konsolenspiels. Mag sein, dass das in 3D toll aussieht, in 2D ist das Resultat ziemlich bescheiden. Was Avatar vor dem völligen Untergang bewahrt, sind die grandios inszenierten Actionsequenzen, wobei insbesondere die finale Schlacht regelrecht begeistern kann. Sie macht Vieles wett und bringt Avatar doch noch zu einem versöhnlichen Abschluss.


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HOMEFRONT (Gary Fleder, 2013)


Schon lange nicht mehr so'nen Mist gesehen... Homefront ist so schlecht, dass mir noch nicht mal etwas einfällt, was ich dazu schreiben könnte. Vielleicht, dass mit Jason Statham, James Franco, Clancy Brown und Winona Ryder eine durchaus namhafte Besetzung vorhanden ist, die sich allesamt zum Affen machen? Dass Sylvester Stallone das Drehbuch geschrieben hat? Dass Gary Fleder in seinem Leben noch keinen guten Film gemacht hat und mit der Inszenierung der Actionsequenzen völlig überfordert ist? Dass Rachelle Lefèvre zwar nur einen kurzen Auftritt hat, dabei aber sehr ansprechend aussieht? Dass mir die junge Izabela Vidovic, die Stathams Filmtochter spielt, leid tat, weil sie in mehreren Szenen so aussah, als hätte sie wirklich Angst?

Angesichts des o.g. Casts und des Drehbuchautors erwartet man natürlich einen harten Actionthriller in der Tradition der 80er Jahre. Die einzige Szene, die dieses Versprechen halbwegs einzulösen vermag, ist die Pre-Credits-Sequenz. Was folgt ist ein abstruser, völlig uninspirierter, sinnlos zusammengestückelter Plot, der vor inhaltlichen Ungereimtheiten nur so strotzt und zudem noch völlig ironiefrei mit feierlichem Ernst vorgetragen wird. Die größte Enttäuschung ist dann der finale Showdown, den man im Grunde genommen noch nicht mal als solchen bezeichnen kann, weil er vorbei ist, bevor er richtig angefangen hat. Zudem treten spätestens hier Fleders inszenatorische Schwächen deutlich zu Tage, die dafür sorgen, dass man selbst in dieser kurzen Sequenz völlig den Überblick verliert. Das Einzige, was eine positive Erwähnung verdient hat, ist der dynamische Score von Mark Isham, mit dem die Bilder aber zu keiner Zeit Schritt halten können.


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JOHN CARTER (Andrew Stanton, 2012)


Andrew Stanton war bisher hauptsächlich für seine Animationsfilme bei Pixar bekannt, wo er einige der Highlights des Studios zu verantworten hat. Dass er auch mit echten Menschen kann, stellt er mit John Carter unter Beweis, Die Vorlage ist ein ziemlich genau hundert Jahre alter Science-Fiction-Roman, der schon George Lucas als Inspirationsquelle für seine Star-Wars-Filme diente. So ist es nicht verwunderlich, dass man sich bei der Sichtung von John Carter mehrfach an die große Weltraum-Saga erinnert fühlt. Und dies nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch. Der Kampf in der Arena gegen die weißen Affen kommt dem Attack-of-the-Clones-Kundigen auf Anhieb bekannt vor. Diese Parallelen John Carter vorzuwerfen wäre natürlich unsinnig, war es doch Lucas, der sich bei der Vorlage bediente. Überhaupt erweist sich John Carter als äußerst gelungenes und kurzweiliges Vergnügen, das nicht zuletzt von seinem Star-Wars-Flair profitiert. Über die ein oder andere inhaltliche Ungereimtheit kann man großzügig hinwegsehen. Der Film ist jedenfalls weitaus besser als ich erwartet hatte. Bedauerlich, dass er so floppte und somit aus den ursprünglichen vorgesehenen Fortsetzungen nichts wird, nach denen die Story geradezu zu schreien scheint.


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COOGAN'S BLUFF (Don Siegel, 1968)


You learn a lot about a person hunting him.

Coogan's Bluff markiert den Beginn der Zusammenarbeit Eastwoods mit seinem Mentor Don Siegel, der Eastwoods Regiestil entscheidend mitgeprägt hat. Das Interessanteste an dem Film ist das Aufeinandertreffen der Kulturen - hier der prinzipientreue Kleinstadtsheriff mit dem Cowboyhut aus dem westlichen Arizona, dort die pulsierende Atlantik-Metropole New York mit ihren Hippies und dem bunten Nachtleben. Aus dieser Konstellation bezieht Siegels Film fast ausschließlich seinen Unterhaltungswert. Die Story ist kaum der Rede wert, und auch die Actionszenen können nicht vom Hocker reißen. Highlight ist unbestritten die Verfolgungsjagd am Ende. Und Lee J. Cobb ist sowieso immer toll.

Don Siegel


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RUSH (Ron Howard, 2013)


Howards Film erzählt von der Rivalität der beiden Rennfahrer Niki Lauda und James Hunt, die es in dieser Form in Wirklichkeit nie gab. Sagt zumindest Lauda, und er muss es wissen. Er sagt aber auch, dass der Film die Geschehnisse der 1976er Formel-1-Saison ziemlich akkurat wiedergibt und dies bestätigt sich, wenn man die Handlung mit den verbürgten Abläufen vergleicht. Dass diese an einigen Stellen künstlich dramatisiert wurden, ist gängige Praxis im Filmgeschäft. In jedem Fall ist Howard ein äußerst spannender, adrenalingeschwängerter Film gelungen, der selbst bei Leuten, die Autorennen nicht viel abgewinnen können, Begeisterung hervorrufen dürfte. Dabei kann er sich voll und ganz auf seine beiden Hauptdarsteller verlassen. Vor allem Daniel Brühl liefert eine hervorragende Leistung ab, was angesichts der starken Medienpräsenz Niki Laudas umso beeindruckender ist. Da hat Chris Hemsworth es vergleichsweise einfacher, ist Hunt doch schon lange tot. Die Rennszenen sind toll gefilmt, vor allem die Kameraschwenks aus den Motoren heraus. Angesichts der heutzutage in jedem Boliden vorhandenen Onboard-Kameras, deren Bilder dem Zuschauer das Gefühl vermitteln, mit im Cockpit zu sitzen, bedarf es schon solcher technischen Gimmicks, um das Erlebnis eines normalen Formel-1-Rennens zu übertreffen.


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LOS ÚLTIMOS DÍAS (David and Àlex Pastor, 2013)


Nachdem die beiden spanischen Brüder mit ihrem gelungenen Spielfilm-Debut Carriers schon bei mir punkten konnten, waren meine Erwartungen an Los últimos Días entsprechend hoch, zumal es sich wieder um einen Endzeitfilm handelt. Statt erneut in den USA zu drehen, entschieden sie sich für ihre spanische Heimatstadt Barcelona, was sich nicht zuletzt bei den Produktionskosten positiv bemerkbar machte, die mit 5,5 Millionen Euro erstaunlich niedrig waren. Dem fertigen Film sieht man dies zu keiner Zeit an. Im Gegenteil: die Bilder des menschenverlassenen Barcelona sind höchst beeindruckend und von nicht zu bestreitender Eleganz, wenn auch (glücklicherweise) sparsam dosiert eingesetzt. Der Großteil der Handlung spielt in U-Bahn-Tunneln, der Kanalisation und verschiedenen Gebäuden. Die Story ist deutlich origineller als bei Carriers, und auch darstellerisch ist der Nachfolger ein Schritt nach vorne. Quim Gutiérrez trägt den Film souverän über die gut anderthalb Stunden, und auch sein Mitstreiter José Coronado liefert eine starke Vorstellung ab. Wie schon bei Carriers verzichten die Pastor-Brüder auf überzogen dramatische Zuspitzungen und liefern einen atmosphärisch dichten, äußerst spannenden und zudem ziemlich realistischen Thriller ab. Über das Ende kann man geteilter Meinung sein. Ich fand es passend, und mir gefielen die Anleihen bei der Schöpfungsgeschichte, ich kann aber auch verstehen, wenn man es als zu kitschig empfindet. Wie auch immer man das sehen mag – auf die weiteren Arbeiten der Brüder darf man gespannt sein.


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LONE SURVIVOR (Peter Berg, 2013)


Hat man das am Rande der Peinlichkeit entlangschlitternde Loblied auf die Navy Seals zu Beginn überstanden, bekommt man eine derart deftige Schlachtplatte um die Ohren gehauen, dass einem Hören und Sehen vergeht. Die vier Soldaten, die den Auftrag haben, einen lokalen Talibanführer zu eliminieren, bringen sich durch ihre eigene Ungeschicklichkeit in eine schier aussichtslose Lage, in der sie einer bis an die Zähne bewaffneten Hundertschaft fanatischer Gotteskrieger gegenüberstehen, die sie erbarmungslos durch die steinige Landschaft Afghanistans jagt. Der Einsatz wird als Rückblende erzählt, nachdem man zu Beginn der Rettung des einzigen Überlebenden (Mark Wahlberg) beigewohnt hat. Dabei wird weder den Gejagten noch dem Zuschauer auch nur die kleinste Verschnaufpause gegönnt. Die Kamera ist immer ganz nah dran am Geschehen und vermittelt das Gefühl, mittendrin zu sein. Die Inszenierung ist äußerst hart und schonungslos realistisch. Dies ist nicht zuletzt auf die hervorragenden Darsteller zurückzuführen, die allesamt sehr überzeugend agieren. Ein Sonderlob gibt’s für die Special-Effects-Abteilung, die ganze Arbeit geleistet hat. Zusammen mit dem hervorragenden Sounddesign ergibt dies eine im wahrsten Sinne explosive Mischung, die zumindest bei mir für uneingeschränkte Begeisterung sorgte. Dabei umschifft man gekonnt die derartigen Filmen immanente Gefahr der einseitigen Darstellung der Gegenseite, indem man dem letzten Überlebenden Hilfe durch einheimische Dorfbewohner angedeihen lässt, die den Verletzten aufgrund einer jahrhundertealten Tradition als ihren Gast betrachten und unter Einsatz ihres Lebens gegen die Taliban verteidigen, was im Übrigen auch den tatsächlichen Ereignissen entspricht.


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12 YEARS A SLAVE (Steve McQueen, 2012)


Filme über die Sklaverei sind derzeit angesagt in Hollywood. Nach Tarantinos Comic-Strip Django unchained und Spielbergs fragwürdiger Geschichtsklitterung Lincoln bringt der Brite Steve McQueen, von dem ich bis dato noch keinen Film gesehen hatte, mit 12 Years a Slave einen Streifen in die Kinos, der so belanglos ist, dass man sich noch nicht einmal über ihn ärgern kann. Erzählt wird die (wahre) Geschichte des Solomon Northup, der von Sklavenhändlern nach Louisiana verschleppt und dort zwölf Jahre lang als Sklave arbeiten muss, bis er schließlich die Freiheit wiedererlangt. Damit ist der Film auch schon komplett erzählt. Um das Ganze auf Spielfilmlänge zu bringen, werden wahllos Geschehnisse aus der Zwischenzeit erzählt, die keinem roten Faden folgen und keinerlei Funktion haben. Und während es bei Tarantinos Film trotz aller Schwächen wenigstens noch interessante Charaktere und ein paar schöne Schießereien gab und bei Spielbergs Machwerk immerhin großartige Darstellerleistungen und Sets zu bewundern waren, hat McQueens Film nun wirklich gar nichts, was nach dem Abspann in Erinnerung bleibt. Die Story ist langweilig, die Sets sind nichts Besonderes, die Darstellerleistungen schwach bis maximal durchschnittlich. Lediglich Paul Dano kann in der Rolle des sadistischen Aufsehers Tibeats überzeugen. Ganz schwach der ansonsten von mir sehr geschätzte Michael Fassbender, der einen psychopathischen Plantagenbesitzer mimt und dabei gnadenlos untergeht, was sicher auch daran liegt, dass die Figur schlecht geschrieben und völlig unglaubwürdig ist. Der eigentliche Hauptdarsteller wirkt zwar sympathisch, bietet jedoch nur eine durchschnittliche Leistung und agiert völlig konturenlos. Nach 12 Jahren sieht er so aus wie zu Beginn des Films und wenn es nicht gesagt würde und der Film so hieße, könnten genauso gut 12 Wochen vergangen sein. Untermalt wird das alles von einem der schwächsten Scores, die Hans Zimmer bisher produziert hat. 12 Years a Slave ist von vorne bis hinten Murks. Da kann ihm die Academy noch so viele Oscars geben.


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MACHETE KILLS (Robert Rodriguez, 2013)


Nach dem höchst vergnüglichen Machete waren meine Erwartungen an den Nachfolger hoch. Vielleicht zu hoch, denn völlig überzeugen kann Machete kills nicht. Die erste Hälfte des Films kann an die Qualitäten des Vorgängers anknüpfen, doch im weiteren Verlauf verliert Rodriguez sich in immer absurderen Star-Wars- und James-Bond-Persiflagen, die für sich betrachtet zwar ganz lustig sind, zum Grundtenor des Films jedoch nicht richtig passen wollen, zumal das für die Atmosphäre so wichtige Mexiko-Flair zunehmend verloren geht. Dabei ist die Idee mit dem Chamäleon, das von vier verschiedenen Darstellern (u. a. Antonio Banderas und Lady Gaga) verkörpert wird, wirklich witzig und Michelle Rodriguez ist heiß wie eh und je. Dennoch wirkt Machete kills in seiner Gesamtheit merkwürdig uninspiriert und lässt Vieles von dem vermissen, was den Vorgänger ausgezeichnet hat. Die Vorfreude auf einen möglichen dritten Teil ist - zumindest bei mir - überschaubar.

Robert Rodriguez


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30 DAYS OF NIGHT (David Slade, 2007)


Belangloser und völlig uninspirierter Horrorthriller, der nach einem interessanten Beginn, in dem eine bedrohliche Stimmung aufgebaut wird, schnell verflacht. Echte Spannung mag sich nicht einstellen, zumal der Handlungsverlauf völlig beliebig wirkt. Auch gelingt es zu keiner Zeit, eine klaustrophobische Atmosphäre zu erzeugen, wie das etwa bei Carpenters The Thing der Fall ist. Den Vogel schießt das bescheuerte Ende ab. So bleibt außer dem schönen Setting im nördlichen Alaska und dem gelungenen Score nicht viel Positives zu berichten. Kann man sich zwar anschauen, muss man aber nicht. Man kann seine Zeit auch anders verschwenden.


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JOE KIDD (John Sturges, 1972)


Durchschnittlicher Western, der vor allem mit seinen schönen Landschaftsaufnahmen und seinen beiden Hauptdarstellern (Eastwood und Duvall) punkten kann. Darüber hinaus hat Sturges' Film nicht viel zu bieten. Ein paar nette Schießereien und Eastwood in klassischer Rolle. Ganz unterhaltsam, mehr nicht.


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FULL FRONTAL (Steven Soderbergh, 2002)


And then I peed green.

Full Frontal wurde von den Kritiken zerrissen und belegt im User-Ranking der imdb mit einer wenig schmeichelhaften Bewertung von 4,8 den letzten Platz unter den Soderbergh-Filmen. Auch ich hatte zunächst erhebliche Schwierigkeiten, mit dem Film warmzuwerden, doch mit zunehmender Spieldauer stieg auch mein Interesse an dem Gezeigten und für die handelnden Figuren. Zwar ist mir immer noch nicht ganz klar, was mit den ganzen Spielereien bezweckt wird, wie der ständige Wechsel des Filmmaterials, der amateurhafte Schnitt, die häufigen Szenenwechsel, die schlecht umgesetzten Jumpcuts und die Film-im-Film-Szenen; und doch sind die Geschichten, die erzählt und am Ende dadurch verwoben werden, dass sich die Beteiligten auf einer Geburtagsfeier treffen, an der der Jubilar nicht teilnehmen kann, weil er zwischenzeitlich im Zuge eines autoerotischen Unfalls verstorben ist, allesamt durchaus interessant. Nur würde der Film besser funktionieren, wenn er einfach ganz normal erzählt worden wäre, zumindest würde dies die Sichtung weniger anstrengend machen. So wirkt das alles sehr bemüht und verschroben, so als wolle Soderbergh nach mehreren kommerziell erfolgreichen Filmen wie Erin Brockovich, Traffic und Ocean's Eleven nochmal klarstellen, dass er kein Mainstream-Kino macht. Wie auch immer: Full Frontal verschenkt aufgrund seiner Machart Einiges an Potential und ist qualitativ eher im unteren Bereich des Soderbergh'schen Schaffens anzusiedeln, ist aber so schlecht nicht und letztlich dennoch ein sehenswerter Film.

Steven Soderbergh


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THE LIMEY (Steven Soderbergh, 1999)


Tell him, I'm coming!

Vordergründig ein Rachethriller, mehr aber noch eine Reflexion über ein verpfuschtes Leben und der daraus resultierende Verlust der Tochter. Spannend ist weniger die Geschichte an sich, sondern vor allem die formalen Aspekte, die die innere Zerrissenheit des Protagonisten greifbar machen. Nichtlineare Erzählstruktur, viele Rückblenden, ständige Wiederholung verschiedener Szenen aus der Vergangenheit, etc. Stilmittel, die Soderbergh häufig anwendet, in ganz ähnlicher Form auch im einige Jahre später entstandenen Solaris, zu dem The Limey auch inhaltliche Parallelen aufweist. Die Besetzung ist insofern bemerkenswert als hier einige Helden vergangener Tage zum Zug kommen wie Peter Fonda, Barry Newman und natürlich Terence Stamp. Das führt dann zu so selbstironischen Szenen wie die, in der Peter Fonda seiner jungen Freundin von seinen wilden Tage mit der Harley erzählt, Easy Rider lässt grüßen. Auch toll die Idee, Szenen aus Stamps 67er Film Poor Cow zu recyclen, um Wilson als jungen Mann zu zeigen und die Anfänge seiner Beziehung mit der Mutter seiner Tochter. Die Rückblenden sind nicht immer richtig zuzuordnen. So dachte ich die ganze Zeit über, die immer wieder gezeigten Szenen, in denen Wilson nachdenklich im Flugzeug sitzt, würden seine Anreise in die USA zeigen. Erst am Ende wird klar, dass es der Rückflug nach England ist und dass die Bilder einen Mann zeigen, der von der Erkenntnis desillusioniert ist, dass er eine nicht unerhebliche Mitschuld am Tod seiner Tochter hat. So richtig bewusst wird ihm dies in dem Moment, in dem Valentine ihm erzählt, wie sie gestorben ist, und dies ist auch der Grund, warum er Valentine am Leben lässt.

The Limey ist ein ganz großartiger Film und einer der besten im Wirken Soderberghs.

Steven Soderbergh


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THE GOOD GERMAN (Steven Soderbergh, 2006)


Soderbergh goes noir. Dabei ließ er sich auf keine Kompromisse ein und setzte beim Dreh ausschließlich auf die technischen Mittel der 40er Jahre, wobei er mit künstlicher Beleuchtung ja auch ansonsten nichts am Hut hat. Das Ergebnis ist atemberaubend. Während man anderen modernen Schwarzweiß-Filmen sofort ansieht, dass es sich um aktuelle Produktionen handelt, vermittelt The good German tatsächlich den Eindruck, er sei vor knapp 70 Jahren entstanden. Die verwendeten Originalaufnahmen fügen sich fast nahtlos ein und erzeugen zusammen mit den Ruinensets eine Trümmerromantik, die dem Film ein ganz eigenes Flair verleiht und ausgesprochen gut zu Gesicht steht. Die Handlung ist eher nebensächlich und wird genre-üblich verschachtelt erzählt, um den Zuschauer möglichst lange im Unklaren darüber zu lassen, worum es eigentlich geht. Der Einfluss der großen Vorbilder ist natürlich stets präsent, sei es Curtiz' Casablanca oder Reeds The third Man. Doch ausgerechnet bei der Besetzung schwächelt der Film. Clooney agiert seltsam hölzern und Cate Blanchett eifert erkennbar Marlene Dietrich nach, doch fehlt ihr dafür die Verruchtheit, die jene ausstrahlte, auch wenn's optisch passt. Hinzu kommen noch ihre krampfhaft bemühten Versuche, deutsch zu sprechen, die in einem kaum verständlichen Kauderwelsch resultieren. An einigen Stellen musste ich zweimal zurückspulen, um die Worte zu verstehen. Doch letztlich spielt das keine große Rolle, weil die wahnsinnig dichte Atmosphäre einen sofort in ihren Bann zieht und über diese Schwachpunkte großzügig hinwegsehen lässt. Die Auflösung ist zudem hervorragend gelungen, zitiert ganz nebenbei die Schluss-Szene von Casablanca und lässt den Protagonisten als einzigen Verlierer dastehen.

Steven Soderbergh


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CHE: PART ONE & CHE: PART TWO (Steven Soderbergh, 2008)


Um die Sichtung habe ich mich eine geraume Zeit herumgedrückt, in erster Linie wegen der langen Spieldauer von 4 1/2 Stunden, nicht zuletzt aber auch deshalb, weil ich insgeheim die Befürchtung hatte, ein verklärendes Biopic vorgesetzt zu bekommen. Wobei gerade dies bei genauerer Betrachtung angesichts des Regisseurs gar nicht zu erwarten war. Und so ist Che folgerichtig und glücklicherweise ein Film (ich habe beide Teile unmittelbar nacheinander gesehen und betrachte das Projekt als einen Film, auch wenn es technisch gesehen zwei sind), der die überlebensgroße Ikone Che Guevara auf Normalgröße zurückstutzt und ihn als die Figur porträtiert, die er war, nämlich ein ideologisch verbohrter Spinner, der besessen war von dem an sich hehren Ziel, einen besseren Menschen zu erschaffen und soziale Ungleichheiten zu überwinden. Dabei war ihm beinahe jedes Mittel recht und überdies egal, ob die Betroffenen sich überhaupt als benachteiligt ansahen. In seiner grenzenlosen Selbstüberschätzung war er der Meinung, seine Ideologie in beinahe jedem nichtwestlichen Land gewaltsam durchsetzen zu können. Doch während er bei der Kuba-Revolution das Glück hatte, sich Fidel Castro anschließen und dann durch einige militärische Erfolge auf sich aufmerksam machen zu können, versagte er bei dem lächerlichen Versuch einer Revolution in Bolivien kläglich. Den noch kläglicheren Versuch, im Kongo einen Umsturz herbeizuführen, spart Soderbergh völlig aus. Am Ende wird Che in einem kleinen Bergdorf in den Anden erschossen wie ein räudiger Hund. Und so ist Soderberghs Che vor allem eines: die Entzauberung eines Mythos.

Stilistisch unterscheiden sich die beiden Teile etwas voneinander. Während der erste die Ereignisse in nicht chronologischer Reihenfolge erzählt und ständig zwischen Orten und Zeiten hin- und herspringt, wobei er dies für meinen Geschmack zu häufig tut, präsentiert sich der zweite Teil durchgehend chronologisch. Dies erleichtert dem Zuschauer die Orientierung, denn beim ersten Teil fällt es gelegentlich schwer, die einzelnen Szenen richtig einzuordnen. Den zweiten Teil fand ich dann auch deutlich spannender und interessanter als den ersten. Die Erzählweise ist in beiden Teilen unzusammenhängend und wirkt so, als habe man wahllos irgendwelche Szenen aneinandergereiht, viele Dinge dazwischen aber auch weggelassen. Dies verleiht Che einen Tagebuch-artigen Charakter, was sicherlich auch so beabsichtigt war. Dies wird unterstützt durch die realistische Inszenierung. Die Kamera ist meist ganz eng am Geschehen, teils verwackelt, immer aber das Gefühl vermittelnd, man befinde sich als Zuschauer mittendrin. Dies gipfelt schließlich darin, dass Ches Erschießung aus seiner Perspektive gefilmt wird. Vor allem aber vermittelt die realitätsnahe Inszenierung ein Gefühl dafür, wie mühselig das Guerrilla-Dasein doch ist. Dies kommt vor allem im zweiten Teil zur Geltung, wo Che neben seinen Asthma-Anfällen und den gegnerischen Soldaten noch mit Hunger, Deserteuren und Unzufriedenheit in der Gruppe zu kämpfen hat - vom fehlenden Rückhalt in der ländlichen Bevölkerung ganz zu schweigen. Positiv zu erwähnen ist neben der tollen Kameraführung unbedingt die großartige Leistung Benicio del Toros, die alleine den Film sehenswert macht.

Steven Soderbergh


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THE UNDERNEATH (Steven Soderbergh, 1995)


There's something very powerful about being absent.

Soderberghs vierter Film ist dem Vernehmen nach ein Remake des mir unbekannten Criss Cross von Robert Siodmak. Aus seiner Unzufriedenheit mit dem fertigen Werk macht Soderbergh ja keinen Hehl. Mehrfach hat er betont, dass er The Underneath hasst und für seinen schlechtesten Film hält. Diese Einschätzung verwundert etwas, denn obwohl der Film ganz sicher nicht zu den Highlights in seinem Schaffen zählt, ist er so schlecht nicht und in jedem Fall besser als der vermurkste The Girlfriend Experience. Auch formal fällt er nicht so aus der Reihe wie der Vorgänger, zumal er mit der nicht-chronologischen Erzählweise und dem Einsatz von Farbfiltern typische Merkmale aufweist, die sich auch in vielen anderen Arbeiten des Regisseurs wiederfinden. Die Herausforderung, zwischen drei verschiedenen Erzählsträngen hin- und herzuwechseln, löst Soderbergh ganz elegant: in den Szenen, die vor Michaels Weggang spielen, trägt dieser einen Bart, in den Szenen nach seiner Rückkehr ist er bartlos. Beim Überfall schließlich kommen Farbfilter zum Einsatz. Der Schwerpunkt liegt jedoch nicht auf dem Raub, sondern vielmehr auf der Beziehung zwischen Michael und Rachel, die von der Frage geprägt ist, inwieweit in der Vergangenheit begangene Fehler wieder gutzumachen sind. Dies bezieht sich jedoch nicht nur auf Rachel, sondern im Prinzip auf all seine Bekannten einschließlich Familie, die er seinerzeit durch sein fluchtartiges Verlassen der Stadt vor den Kopf gestoßen hatte. Die Einbindung des Raubüberfalls in die Geschichte wirkt fast etwas bemüht und scheint in der Entstehung eher dem Zufall geschuldet, weil Rachels Mann Dundee die beiden in einer verfänglichen Situation erwischt. Die Erzählweise ist sehr zurückhaltend und wirkt vor allem durch den Farbfiltereinsatz sehr stylisch. Die Plottwists am Ende waren mir fast etwas zuviel, doch ist The Underneath in seiner Gesamtheit trotzdem ein sehenswerter Film.

Steven Soderbergh


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KING OF THE HILL (Steven Soderbergh, 1993)


Soderberghs dritte Regie-Arbeit ist ein für ihn untypischer Film. Nicht nur inhaltlich - eine Coming-of-Age-Geschichte, die in der Zeit der großen Depression angesiedelt ist, sondern vor allem auch formal. So formvollendet schöne Bilder ist man von ihm normalerweise nicht gewohnt. King of the Hill ist sicherlich einer seiner schönsten Filme und darüber hinaus auch einer, der eine starke emotionale Bindung zu seiner Hauptfigur ermöglicht - auch alles andere als üblich, zeichnet er sich ansonsten doch eher durch eine distanzierte Herangehensweise aus. Die Geschichte basiert auf dem mehr oder weniger autobiografischen gleichnamigen Roman des amerikanischen Schriftstellers A. E. Hotchner und stellt den 12-jährigen Aaron in den Mittelpunkt, der aufgrund der widrigen Umstände der damaligen Zeit nach und nach seine Familienmitglieder durch räumliche Trennung verliert. Unterstützung erhält er von verschiedenen Mitbewohnern des Hotels, in dem er lebt und zu denen er die unterschiedlichsten Beziehungen unterhält. In Abwesenheit seiner eigentlichen Familie fungieren diese als eine Art Ersatzfamilie, doch auch deren Mitglieder kommen ihm nach und nach abhanden, sodass er schließlich ganz auf sich alleine gestellt ist.

Soderbergh ist es gelungen, den Zeitgeist der 30er Jahre mit wunderschönen Bildern in warmen, erdigen Farbtönen einzufangen und überdies den Film wesentlich teuer und aufwändiger aussehen zu lassen, als er tatsächlich war. Dabei kann er sich ganz auf den damals 14-jährigen Jesse Bradford verlassen, der den Protagonisten derart glaubwürdig und liebenswert verkörpert, dass man als Zuschauer von Anfang an auf seiner Seite steht. Die Bewohner des Hotels präsentiert Soderbergh als eine Ansammlung teils skurriler, aber allesamt liebenswürdiger Figuren, die ihrerseits unter den wirtschaftlich miserablen Bedingungen zu leiden haben. Einer davon ist Lester, der für Aaron die Funktion des großen Bruders einnimmt und von einem jungen Adrien Brody in einer seiner ersten Filmrollen dargestellt wird. Auch wenn King of the Hill eine etwas merkwürdige Stellung im zugegebenermaßen recht heterogenen Werk Soderberghs einnimmt (soweit ich dies in Kenntnis von etwas mehr als der Hälfte desselben beurteilen kann), hat er mir außerordentlich gut gefallen. Herzerwärmend.

Steven Soderbergh


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THE COUNSELOR (Ridley Scott, 2013)


Es gibt ohne Zweifel Vieles, was man an Scotts jüngstem Film kritisieren kann. Das fängt schon mit der ungeheuer verklemmt wirkenden Bettszene zu Beginn an, deren Dialoge an Dämlichkeit kaum zu überbieten sind und eher zu einem Teenie-Pärchen vor dem ersten Mal passen als zu erwachsenen Menschen in einer gefestigten Beziehung. Die Handlung wirkt konstruiert und ist völlig unglaubwürdig, ebenso die Protagonisten und das Umfeld, in dem sie sich bewegen. Die Charaktere sind flach (ohnehin eine wiederkehrende Schwäche im Werk des britischen Regisseurs), ihre Handlungen zum Teil nur schwer nachvollziehbar. Belustigend auch, wie diverse Handlungsweisen und Bestrafungsmethoden des Kartells völlig unmotiviert und betont beiläufig in Gesprächen erklärt werden, um den Zuschauer auf die späteren Vorkommnisse vorzubereiten.

So weit, so schlecht. Und dennoch hat mir die Sichtung von The Counselor großes Vergnügen bereitet, und das liegt nicht nur daran, dass er so schöne Bilder bietet. Scotts Inszenierung ist tadellos und evoziert eine enorme Spannung. Die Darsteller sind wunderbar, abgesehen von der etwas blassen Penélope Cruz. Neben Javier Bardem ist hier besonders Cameron Diaz hervorzuheben, die eine derart durchtriebene und hinterhältige Schlampe spielt, dass einem beinahe die Spucke wegbleibt. Und die Idee mit der Muschi auf der Windschutzscheibe ist so herrlich bekloppt, dass man davor nur den Hut ziehen kann. Ganz hervorragend auch das Ende, das in seiner unnachgiebigen Konsequenz den perfekten Schlusspunkt setzt.

Ridley Scott


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DREDD (Pete Travis, 2012)


Comic-Verfilmungen waren noch nie mein Ding, und so hatte auch Judge Dredd seinerzeit bei mir keinen leichten Stand. Dredd ist im direkten Vergleich wesentlich düsterer und vor allem gewalttätiger ausgefallen. Die Story ist im Grund genommen nichts weiter als eine Die-Hard-Variante, die Effekte sind teilweise gelungen, größtenteils aber eher albern geraten und der vom Design her durchaus interessanten Mega City One sieht man ihre Computerherkunft leider deutlich an. Überhaupt erinnert Dredd über weite Phasen mehr an ein Computerspiel als an einen Spielfilm, was nicht zuletzt auf das Set-Design zurückzuführen ist. Karl Urban ist in seinen darstellerischen Möglichkeiten sehr beschränkt, sieht man doch den ganzen Film über lediglich sein Kinn. Und dennoch hatte ich durchaus meinen Spaß mit Dredd. Die Actionszenen sind überwiegend gut inszeniert, die Handlung ist zwar einfallslos, aber äußerst kurzweilig und Lena Headey als von Narben entstellte Oberschurkin ist eine echte Schau. Anspruchsloser Trash, dem man aber einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen kann.


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THE KILLERS (Don Siegel, 1964)


Leider kenne ich weder Hemingways Kurzgeschichte, die Siegels Film zugrundeliegt, noch die erste Verfilmung derselben durch Robert Siodmak aus dem Jahr 1946. Siegels Version jedenfalls gefällt mir ganz ausgezeichnet. Meiner Erstsichtung vor knapp zehn Jahren lag die Aufzeichnung einer (synchronisierten) Fernseh-Ausstrahlung zugrunde. Dieses Mal hatte ich die Gelegenheit, den Film im O-Ton zu schauen. Der überwiegende Teil der Handlung besteht aus Rückblenden, die als Verhöre geschickt in die Rahmenhandlung eingeflochten wurden. Die Erzählweise und das Outfit der beiden Killer erinnern an Tarantinos Reservoir Dogs oder auch Pulp Fiction, und ich bin überzeugt, dass er sich von Siegels Film hat inspirieren lassen. Die wendungsreiche Story schafft es mühelos, den Spannungsbogen bis zum Schluss aufrecht zu erhalten und besticht u. a. durch die detaillierte Charakterzeichnung. Die Hauptrollen sind ausgezeichnet besetzt, insbesondere John Cassavetes bietet eine herausragende Leistung. Angie Dickinson ist ohnehin ein erfreulicher Anblick und als Bonbon gibt's noch Ronald Reagan in seiner letzten Filmrolle zu sehen. Ein ganz großartiger Film und eine von Siegels besten Arbeiten.

Don Siegel


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TWO MULES FOR SISTER SARA (Don Siegel, 1970)


Ein höchst vergnügliches Filmchen mit einem glänzend aufgelegten Clint Eastwood. Die letzte Sichtung liegt bei mir mindestens 25 Jahre zurück. Atmosphärisch und inhaltlich ist Siegels Film dem Spagetti-Western näher als dem klassischen US-Western, was nicht zuletzt durch die von Eastwood verkörperte Figur unterstrichen wird. Die Parallelen zum "Man with no Name" aus den Dollarfilmen sind sicher kein Zufall. Die zwischenmenschlichen Probleme, die es dem Vernehmen nach zwischen Eastwood und MacLaine gegeben haben soll, merkt man dem fertigen Produkt glücklicherweise nicht an. Höhepunkt sind der recht blutige Angriff auf die französische Festung gegen Ende und natürlich die tolle Musik von Ennio Morricone. Two Mules for Sister Sara bietet knapp zwei Stunden unbeschwerte und leichtfüßige Unterhaltung. Ein Wiedersehen, das Freude bereitet hat.

Don Siegel


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SALVADOR (Oliver Stone, 1986)


Salvador erzählt von den Erlebnissen des Fotografen Richard Boyle, der Anfang der 80er Jahre im Strudel des Bürgerkrieges im mittelamerikanischen El Salvador unterwegs ist auf der Jagd nach Fotos, um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Neben der finanziellen Not treiben ihn auch persönliche Motive: seiner Geliebten Maria, einer Einheimischen, die mit den linken Rebellen sympathisiert, droht Ungemach durch die rechten Todesschwadronen. Wie bei Stone nicht anders zu erwarten, beleuchtet er die Rolle der US-Regierung kritisch, die aus Angst vor einer kommunistischen Invasion den Diktator mit Waffenlieferungen unterstützte. Doch auch die Gegenseite kommt nicht viel besser weg, da sich ihre Methoden kaum von denen der Machthaber unterscheiden. So sind die Hauptleidtragenden unter der Zivilbevölkerung zu suchen, die gleich reihenweise abgeschlachtet wird. Seinen Reiz bezieht Salvador aus der in höchstem Maße authentisch wirkenden Rekonstruktion der damals herrschen Verhältnisse mit geschickt in die fiktive Handlung integrierten historisch verbürgten Ereignissen. So erlebt man den Konflikt aus der subjektiven Perspektive des Versagers Boyle, der sein Leben in der Heimat nicht im Griff hat, es durch geschicktes Taktieren und gute Kontakte aber versteht, zwischen den beiden Konfliktparteien nicht unter die Räder zu kommen und sie teilweise sogar gegeneinander auszuspielen. James Woods spielt das durchaus überzeugend und trägt den Film souverän über die zwei Stunden.

Oliver Stone


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ESCAPE PLAN (Mikael Håfström, 2013)


You hit like a vegetarian.

Ich bin ein bekennender Fan von Arnold Schwarzenegger und kann fast jedem seiner Filme etwas abgewinnen - zumindest solange es sich nicht um eine seiner Komödien handelt. Nicht dass ich Arnie für einen begnadeten Schauspieler halten würde, das ist er sicher nicht, aber ich sehe ihn einfach gerne. Und wenn er dann noch Sylvester Stallone an seiner Seite hat, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Escape Plan ist bereits der dritte Film, in dem die beiden zusammen zu sehen sind, wobei Arnie hier eine deutlich größere Rolle hat als in den beiden Expendables-Streifen. Die erste Geige spielt natürlich dennoch Stallone. Lässt man die an den Haaren herbeigezogene und völlig unrealistische Story außer acht, wird einem zwei Stunden beste Unterhaltung geboten, vom Schweden Mikael Håfström schnörkellos inszeniert. Ein paar Plottwists gibt's auch, wobei diese nicht unbedingt schwer vorherzusehen sind. Und am Ende kann man sich an einem deftigen Showdown erfreuen, der keine Wünsche offen lässt. Mehr braucht es nicht.

Arnold Schwarzenegger


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CAPTAIN PHILLIPS (Paul Greengrass, 2013)


Spannend erzählter Thriller, der auf einer wahren Begebenheit beruht. Greengrass verzichtet auf jeden überflüssigen Schnickschnack und kommt ohne Umschweife zur Sache. Er versucht gar nicht erst, Ursachenforschung zu betreiben und den sozialpolitischen Hintergrund der Fischer in Somalia näher zu beleuchten – und das ist auch gut so. Durch die geradlinige Inszenierung hält er den Spannungsbogen die gesamte Spieldauer über aufrecht. Positiv bemerkbar macht sich die Entscheidung, überwiegend auf dem Meer zu drehen statt in einem Filmstudio. Dies kommt dem Realismus zugute. Einen entscheidenden Beitrag zum Gelingen liefert auch Tom Hanks mit einer rundum überzeugenden Leistung. Mitreißend bis zum Schluss. Guter Stoff.





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Tommy The Cat
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