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Camelback Cinema

Tommy The Cats filmische Sternstunden

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REDACTED (Brian de Palma, 2007)


Was Brian de Palma geritten hat, dieses strunzdumme und grundnaive Propaganda-Filmchen zu drehen, das zudem noch wie ein billiger Abklatsch seines (weitaus besseren) Casualties of War wirkt, vermag ich nicht zu sagen. In jedem Fall offenbart er darin eine widerwärtig arrogante Haltung dem amerikanischen Militär gegenüber und schwingt sich zum moralischen Richter auf. Dabei bin ich mir durchaus darüber im Klaren, dass die Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht. Nur macht sie das keinen Deut besser, zumal de Palma in erzählerischer Hinsicht auf ganzer Linie versagt. Die Charaktere sind so flach wie die Sandwüste im Irak. Hier wird kein noch so billiges Klischee ausgespart. Gepaart mit dem krampfhaften Versuch, dem Ganzen dadurch Authentizität zu verleihen, dass er einen wilden Mischmasch diverser Medien und Videoquellen verwendet, ergibt dies eine unverdauliche Mischung, die einem noch Stunden später wie ein Sack Steine im Magen liegt. Nicht einmal für den abgegriffenen, wohl schon obligatorischen Nazi-Vergleich ist sich de Palma zu schade. Und wenn man dann meint, man habe nun wenigstens den Tiefpunkt des Films hinter sich gebracht, unterbietet de Palma selbst das noch mühelos, indem er zum Schluss die Worte "Collateral Damage" einblendet und echte Fotos irakischer Kriegsopfer zeigt, bevorzugt natürlich Frauen und Kleinkinder.

Ganz offensichtlich hat die allgemein um sich greifende, medial nach Kräften unterstützte Verblödung auch vor ihm nicht haltgemacht. Dies ist umso bedauerlicher, als ich de Palmas Arbeiten normalerweise sehr schätze. Redacted ist jedenfalls der absolute Tiefpunkt in seinem bisherigen Schaffen. Nach der Sichtung hätte ich fast gekotzt.

Brian de Palma


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WALL STREET: MONEY NEVER SLEEPS (Oliver Stone, 2010)


Völlig missratene Fortsetzung, die außer oberflächlichen Phrasen und Allerweltsweisheiten nicht viel zu bieten hat. Stone betet nur das nach, was eh jeder weiß und bemüht sich ansonsten, niemandem zunahe zu treten. So kommt Wall Street: Money never sleeps seltsam blutleer daher und lässt all die Stärken seines Vorgängers vermissen. Doch damit nicht genug, baut Stone noch ein albernes Familiendrama ein, das platter kaum sein könnte. Einigermaßen sehenswert wird der Film erst im letzten Drittel, wenn Gordon Gekko seine Tochter um 100 Millionen Dollar prellt und damit - dem allgemeinen Trend entgegen - die 10-fache Summe als Gewinn erzielt. Aber selbst das macht Stone durch das unglaubwürdige, auf Harmonie getrimmte Ende zunichte. Shia LaBeouf agiert völlig konturenlos und Carey Mulligan geht einem mit ihrer zur Schau gestellten Wehleidigkeit schon nach kurzer Zeit auf den Keks. So ist es an Michael Douglas, die Kohlen aus dem Feuer zu holen und den Film vor dem völligen Untergang zu bewahren. Viel retten kann er auch nicht mehr, doch sorgt er immerhin für ein paar Szenen, die auch nach dem Abspann noch in Erinnerung bleiben. Ansonsten eher ein Film zum Vergessen.

Oliver Stone


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WALL STREET (Oliver Stone, 1987)


If you need a friend, get a dog!

Stones kritische Auseinandersetzung mit den Schattenseiten des Kapitalismus ist inzwischen ein Klassiker und Gordon Gekkos "Greed is good"-Rede hat bis heute nichts von ihrer Wirkung verloren. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass sie nicht nur die unter Börsenspekulanten und Wirtschaftsmagnaten weit verbreitete Mentalität treffend beschreibt, sondern eben auch unbestreitbar wahr ist. Gier ist eine der Triebfedern der Gesellschaft und ohne sie wäre die Menschheit nicht da, wo sie heute ist. Dreh- und Angelpunkt des Films ist ein glänzend aufgelegter Michael Douglas, der hier eine der eindrucksvollsten Leistungen seiner Karriere ablieferte. Toll auch Martin Sheen in der Rolle des unbeugsamen, aufrechten, durch und durch aufrichtigen Gewerkschaftlers, der sich Gekkos Avancen als Einziger widersetzt. Natürlich bedienen die Figuren die gängigen Klischees und sind gnadenlos überzeichnet; Stone kennt nur schwarz oder weiß - da bleibt wenig Raum für Zwischentöne. Doch verzeiht man ihm dies gerne, sind es doch gerade diese Zuspitzungen, die Wall Street zu dem herausragenden Film machen, der er ist.

Oliver Stone


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THE THING (Matthijs van Heijningen, 2011)


Durchaus brauchbares Prequel zu Carpenters gleichnamigem Klassiker, der allerdings die klaustrophobische Atmosphäre desselben vermissen lässt. Dies ist vor allem auf die zahlreichen Logikfehler des Drehbuchs und die etwas farblosen Darsteller zurückzuführen. Leidlich spannend ist die Geschichte trotzdem, und die Anwesenheit einer weiblichen Wissenschaftlerin (anfangs sind es sogar zwei) bringt so etwas wie eine Alien-Komponente ins Spiel. Die Special Effects sind einigermaßen gelungen, doch wird das Alien für meinen Geschmack viel zu oft und zu deutlich gezeigt. Hier wäre ein dezenterer Einsatz wünschenswert gewesen. Dafür ist die Helikopter-Sequenz am Ende, die den nahtlosen Übergang zum Carpenter-Film markiert, besonders gut gelungen. Insgesamt ein sehr ordentliches Debut des niederländischen Regisseurs.


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THE GREY (Joe Carnahan, 2011)


Hat man den schwachen Beginn, der vom Offscreen-Gebrabbel des Protagonisten gekennzeichnet ist, gut hinter sich gebracht, entpuppt sich Carnahans Film über eine Gruppe Überlebender eines Flugzeugabsturzes, die sich einer Meute hungriger Wölfe gegenüber sieht, als äußerst mitreißender Thriller, der vor allem durch seinen realitätsnahen Ansatz und den Verzicht auf übertrieben dramatische Zuspitzungen überzeugen kann. Wobei es zunächst noch einen dicken Logikfehler zu verarbeiten gilt: Die Begründung, warum die Männer nach dem Absturz das Flugzeugwrack verlassen und sich zu einer Gruppe weit entfernter Bäume aufmachen, ist an den Haaren herbeigezogen und unter rationalen Gesichtspunkten nicht nachvollziehbar. Immerhin hätte das Flugzeugwrack etwas Schutz geboten, und die Chance, gefunden zu werden, war dort auch am größten. Wie auch immer: nimmt man dies einfach so hin, bereitet The Grey dem Zuschauer eine Menge Freude. Neben der Gefahr, die von den Wölfen ausgeht, ist auch das Thema Verlust ein prägendes Element, was der Geschichte zumindest etwas Tiefe verleiht. Toll ist auch das Ende, das aber an dieser Stelle nicht verraten werden soll.


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LE PACTE DES LOUPS (Christophe Gans, 2001)


Dritte Sichtung, wobei die letzte fast 10 Jahre zurückliegt – dafür jetzt erstmals auf Bluray. Die eigenwillige Mixtur aus Fantasy-Elementen, Historienfilm und Martial-Arts-Szenen rund um die historisch verbürgte Geschichte der Bestie vom Gévaudan, aufgepeppt durch eine krude Verschwörungstheorie, wirkt zwar auf den ersten Blick etwas inkonsistent, fügt sich aber dann doch erstaunlich gut zusammen. Vincent Cassel gibt einen charismatischen Bösewicht und Monika Bellucci die geheimnisvolle Schöne. Eindeutiger Schwachpunkt sind die Animationssequenzen mit der Kreatur, die den Eindruck erwecken, für vernünftige CGI habe das Geld trotz des üppigen Budgets nicht gereicht. Da sich dies auf wenige Szenen gegen Ende beschränkt, kann man darüber ebenso großzügig hinwegsehen wie über die ein oder andere inhaltliche Ungereimtheit. Unter dem Strich ist Gans ein rundum stimmiger und äußerst unterhaltsamer Film gelungen. Die stattliche Spieldauer von immerhin 2 ½ Stunden verging wie im Flug.


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CARRIERS (David und Àlex Pastor, 2009)


Bei Endzeitfilmen gibt es die verschiedensten Herangehensweisen, die alle ihr Für und Wider haben. Oft sind Zombies im Spiel, ersatzweise Kannibalen - irgendeine feindliche Macht eben, die eine Gefahr für die Protagonisten darstellt. Die Pastor-Brüder hingegen wählen einen ebenso minimalistischen wie realistischen Ansatz, indem sie den Alltag einer Gruppe von vier jungen Leuten zeigen, die sich mit den Gegebenheiten arrangieren müssen. Dabei verzichten sie auf Elemente der künstlichen Dramatisierung und richten den Fokus auf die permanente Ansteckungsgefahr in Verbindung mit der Frage, inwieweit man Infizierten, die ohnehin bald sterben werden, Hilfe angedeihen lässt und sich dabei der Gefahr aussetzt, sich selbst anzustecken. Ist es noch vergleichsweise einfach, einen Fremden samt kranker Tochter alleine zurückzulassen, fällt dies bei der Freundin oder dem eigenen Bruder schon deutlich schwerer. Trotz seiner pessimistischen Grundhaltung ist Carriers kein Film, der einen runterzieht oder gar deprimiert zurücklässt. Der anfangs eingeschlagene Weg wird konsequent weiter verfolgt. Die Handlung besteht im Prinzip aus kleinen Episoden, die Wegpunkte auf der Fahrt der vier Freunde zur Westküste markieren. Dabei baut sich eine enorme Spannung auf, die es zusammen mit der dichten Atmosphäre mühelos schafft, den Zuschauer über die gesamte Spieldauer zu fesseln. Ein toller Film, der dem Genre den ein oder anderen neuen Aspekt hinzufügen kann. Umso bedauerlicher, dass Carriers nicht die Wertschätzung erfahren hat, die er verdient.


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DRAG ME TO HELL (Sam Raimi, 2009)


Die Zahl der Raimi-Filme, für die ich mich begeistern kann, ist sehr überschaubar. Und soviel ist sicher: Drag me to Hell gehört nicht dazu. Ganz offensichtlich ein Versuch, zurück zu den Anfängen zu gehen. Dort stand der Kult-Klassiker Evil Dead, da kann man auch gleich die Story nochmal verwursten, von der Enge der Waldhütte in die Weite der Großstadt verlegen und das Ganze mit dem Erfolg der Spiderman-Filme im Rücken entsprechend aufwändiger produzieren. Das Ergebnis ist ein völlig uninspiriertes Filmchen, das den Zuschauer mit billigen Taschenspielertricks und Selbstreferenzen langweilt. Die Heimsuchungen durch den bösen Geist wiederholen sich ständig und nerven spätestens ab dem zweiten Mal. Immerhin sitzen einige der Schockeffekte aufgrund des hervorragenden Sounddesigns ganz gut, helfen aber auch nicht gegen die immer stärker um sich greifende Langeweile. Der Film dauert gerade mal 90 Minuten, die sich aber anfühlen wie zwei Stunden. Die Story ist dermaßen blöd, dass man noch nicht mal darüber lachen kann. Dadurch hat der Abspann eine ungeheuer befreiende Wirkung.


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SPRING BREAKERS (Harmony Korine, 2012)


Just fucking pretend like it's a video game.

Ein abgefahrener Film, der es dem Zuschauer alles andere als leicht macht. Ist man zunächst versucht, ihn aufgrund seiner buntflimmernden Video-Clip-Ästhetik mit Zeitlupen sowie ständigen Wiederholungen von Bildabfolgen und Dialogzeilen schnell als an oberflächlichen Reizen interessiertes Popfilmchen abzustempeln, entpuppt er sich mit zunehmender Spieldauer als bitterböse Satire, die sich eben genau jener Stilmittel bedient und die Orientierung an oberflächlichen Reizen ad absurdum führt. Dabei werden die Erwartungen des Zuschauers gnadenlos unterlaufen. Der Film entwickelt sich über die gesamte Spielzeit nie so, wie man es erwartet. Das gipfelt im überraschenden Schluss, in dem die Grenzen zwischen realem Leben und Videospiel komplett verwischen. Da ist es dann auch schon fast wieder logisch, dass die beiden Mädels mit ihrer Nummer durchkommen und am Ende entspannt mit dem Lamborghini abdüsen, gemäß dem Motto: Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse Mädchen überall hin.

Das alles ist sehr schön anzuschauen, wobei die bunten Bilder in krassem Gegensatz zu der Gewalt stehen, in deren Sog die Mädels immer stärker hineingerissen werden. Auf die Spitze treibt Korine das, wenn er sie im Voice-Over mit Mama oder Oma telefonieren lässt, die erzählt bekommen, wie paradiesisch das Leben doch sei und wie sehr man sich in Florida selbst verwirklichen könne, während die Kamera sterbende Körper einfängt. Eine ziemlich extreme Form der Selbstverwirklichung, die die Damen da praktizieren.


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FRANKENWEENIE (Tim Burton, 2012)


I can fix it.

Burtons Interpretation des Frankenstein-Themas ist bekanntlich ein Remake seines eigenen Kurzfilms Frankenweenie aus dem Jahr 1984. Die Umsetzung als Stop-Motion-Film, zudem in stilvollem Schwarzweiß gehalten, hat unbestreitbar Charme. Wie in praktisch allen Burton-Filmen sind es auch hier die vielen Details, die liebevoll gestalteten Sets und die bizarren Figuren, die besondere Aufmerksamkeit erregen. Die vom biederen amerikanischen Mittelstand bevölkerte Vorstadt-Siedlung New Holland, in der sich das Geschehen größtenteils abspielt, ist dabei unverkennbar an das Städtchen in Edward Scissorhands angelehnt; mit der Figur des Lehrers Rzykruski, dessen Äußeres stark an Vincent Price erinnert, der dort in einer Nebenrolle zu sehen ist, gibt es eine weitere Parallele. Die Story orientiert sich grob an der des großen Vorbildes, bereichert um zahlreiche Verweise auf die Horrorfilme der 50er und 60er Jahre. Da darf selbst Godzilla nicht fehlen. Frankenweenie strotzt nur so von verrückten Ideen, und man merkt seinen Machern die liebevolle Verehrung der stilbildenden Horrorfilme des letzten Jahrhunderts und seiner Protagonisten zu jeder Sekunde an. Mit Frankenweenie ist Burton eine detailverliebte Hommage an ebenjene gelungen, die sich zudem wohltuend von seinen letzten Regiearbeiten abhebt, die zunehmend zu quietschbunten Johnny-Depp-Kostümparaden zu verkommen drohten.

Tim Burton


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STOKER (Park Chan-wook, 2013)


Wenn ein unbekannter Onkel namens Charlie zu Besuch kommt, denkt man natürlich als erstes an Hitchcocks Shadow of a Doubt. Und so ist es sicher kein Zufall, dass Parks US-Debut ganz in der Tradition der Arbeiten des britischen Altmeisters steht. Schon in der ersten Szene, in der Onkel Charlie zu sehen ist, wird klar, dass eine Bedrohung von ihm ausgeht, nur bleibt diese lange im Unklaren. Man spürt das Böse, das ihn umgibt, doch kann man es nicht greifen. Das Drehbuch, das auch von Brian de Palma stammen könnte, ist wenig originell, doch kommt es darauf gar nicht an. Was Stoker so faszinierend macht, ist seine völlig makellose Inszenierung, die ganz nahe an der Perfektion ist. Kameraführung, Schnitt und Ton sind meisterhaft und sorgen für atemlose Spannung und ein ständig spürbares Unbehagen, das sich jedoch nie richtig entlädt. Mia Wasikowska in der Rolle der India Stoker, an der Schwelle zwischen Teenager und Frau, dominiert den Film mit der dunklen Aura, die sie umgibt. Eine besonders denkwürdige Szene ist jene, in der sie unter der Dusche masturbiert, während vor ihrem geistigen Auge nochmal Whips Tötung abläuft, der sie zuvor vergewaltigen wollte. In dem Moment, in dem sein Genick bricht, setzt ihr Orgasmus ein.

Filme über ein gewalttätiges sexuelles Erwachen gibt es einige – der Vergleich mit de Palmas Carrie drängt sich geradezu auf. Doch selten gelang es einem Regisseur, dies so formvollendet umzusetzen.


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SLEEPING BEAUTY (Julia Leigh, 2011)


Der Titel suggeriert eine Dornröschen-Adaption, und als solche kann das Regie-Debut der Australierin Julia Leigh - viel guten Willen und eine gehörige Portion Phantasie vorausgesetzt - durchaus verstanden werden. Lucy geht wie eine Schlafwandlerin durch ihr Leben. Sie nimmt alles, was mit ihr geschieht, gleichgültig hin, egal wie demütigend es auch sein mag. Selbst das Geld, das sie verdient, scheint ihr nichts zu bedeuten. Teilnahmslos verbrennt sie einen 100-Dollarschein, obwohl sie kaum in der Lage ist, die Untermiete in ihrer WG zu bezahlen und dort schließlich vor die Tür gesetzt wird. Während des gesamten Films zeigt sie praktisch keine Gefühlsregung. Erst in der letzten Szene wacht sie im doppelten Sinne auf – mit einem markerschütternden Schrei.

Ein merkwürdiger Film, der mehr verspricht als er am Ende einzulösen vermag. Dennoch nicht uninteressant.


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GANGSTER SQUAD (Ruben Fleischer, 2013)


Gangsterfilme, die in den 30er oder 40er Jahren spielen, können bei mir meistens punkten. So auch Fleischers Film über eine Guerilla-Polizei-Truppe, die im Verborgenen gegen den Mob vorgeht. Dabei eifert er erkennbar seinen großen Vorbildern L. A. Confidential und The Untouchables nach, gibt sich dabei aber deutlich actionlastiger als jene. In der Folge bleibt die Charakterzeichnung etwas auf der Strecke, einige der Squad-Mitglieder kommen über einen bloßen Abziehbild-Status nicht hinaus. Die Inszenierung hingegen bietet kaum Schwachpunkte und die herrliche Farbgebung des Films fängt die Atmosphäre der 40er Jahre wunderbar ein. Ausstattung und Sets können ebenso überzeugen wie die Besetzung, die u. a. mit Sean Penn, Nick Nolte, Josh Brolin und Ryan Gosling recht hochkarätig ausgefallen ist. Aufgrund des großen Action-Anteils ist Gangster Squad erfreulich kurzweilig ausgefallen und bietet zwei Stunden gute und spannende Unterhaltung. Schöner Film.


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BULLET TO THE HEAD (Walter Hill, 2012)


Solider und routiniert gemachter Actionreißer des in die Jahre gekommenen Regie-Veteranen, der sich nach vielen Jahren der Abstinenz nochmal auf den Regiestuhl setzte. Äußerst ärgerlich sind die Anbiederungen an den Zeitgeist in Form von Jumpcuts und einfrierender Bilder, die ein Walter Hill nun wirklich nicht nötig hat. Vielleicht war er der Meinung, dass das heutzutage so sein muss, aber zu Dinosauriern wie ihm oder auch Stallone passt das einfach nicht. Sei's drum, recht ordentlich unterhalten wird man dennoch, und Jason Momoa ist ein durchaus charismatischer Bösewicht.

Walter Hill


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MAGIC MIKE (Steven Soderbergh, 2012)


Ein Film über männliche Stripper ist nicht das, was ich unbedingt sehen muss, zumal ich befürchtete, dass der Film in eine ähnliche Richtung wie die der nur bedingt gelungene The Girlfriend Experience gehen würde. Daher habe ich die Sichtung einige Zeit vor mir hergeschoben, doch erfreulicherweise erwiesen sich meine Befürchtungen als unbegründet. Magic Mike ist ein äußerst unterhaltsamer Film, dessen großes Plus seine sympathischen Darsteller sind. Hauptdarsteller Channing Tatum konnte dabei seine eigenen Erfahrungen aus seiner Zeit als Stripper einfließen lassen. Persönliches Highlight ist aber Cody Horn, die die meiste Zeit über wunderbar motzig in die Kamera schaut. Und im Gegensatz zum erwähnten The Girlfriend Experience gibt es sogar eine brauchbare Story. Magic Mike ist kein Highlight im filmischen Wirken Soderberghs, aber Stoff für zwei kurzweilige, vergnügliche Stunden bietet er allemal.

Steven Soderbergh


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1492: CONQUEST OF PARADISE (Ridley Scott, 1992)


There's something that will never change between us: I did it... you didn't!

Scotts Verfilmung der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus, terminlich passend zum seinerzeitigen 500-jährigen Jubiläum, beeindruckt wie alle Historienfilme des Briten vor allem durch seine Bilderpracht und die detailverliebte Ausstattung. Etwas getrübt wird das Vergnügen durch den unpassenden, stellenweise ins Pathetische abdriftenden Score von Vangelis, auch wenn dieser sich in den 90er Jahren großer Beliebtheit erfreute. Bild und Musik harmonieren infolgedessen nur selten, und das ist der Hauptkritikpunkt, den sich Scotts Opus gefallen lassen muss. Inhaltlich hingegen gibt es wenig zu beanstanden.

Scotts Kolumbus ist eine Art tragischer Held, der mit Aufbau und Verwaltung der neuen Kolonie völlig überfordert ist und zudem für seine große Entdeckung in der Heimat nicht die Anerkennung erfährt, die er als angemessen erachtet. Sein generell behutsamer und rücksichtsvoller Umgang mit den Einheimischen ist weniger seiner Menschenliebe als vielmehr taktischem Kalkül geschuldet, weiß er doch, dass diese zwar technisch unterlegen, zahlenmäßig aber weit überlegen sind und er sie zudem als billige Arbeitskräfte einsetzen kann. Dies führt unweigerlich zum Konflikt mit dem Adligen Moxica, der zu einer veritablen Meuterei eskaliert, die Kolumbus aber u. a. mit Hilfe der Einheimischen niederschlagen kann. Inwieweit der von Gerard Depardieu hervorragend verkörperte Kolumbus der historischen Figur entspricht, kann nach 500 Jahren niemand seriös beurteilen und ist für den Film auch völlig irrelevant. Entscheidend ist vielmehr, dass die Charakterentwicklung im Film glaubwürdig wirkt, und das tut sie ohne Einschränkung.

Mit 1492: Conquest of Paradise setzt Ridley Scott Christoph Kolumbus ein filmisches Denkmal, das die großen Verdienste des Seefahrers in ein angemessenes Licht zu rücken und zudem vorzüglich zu unterhalten weiß.

Ridley Scott


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BLACK HAWK DOWN (Ridley Scott, 2001)


Frau und Tochter aus dem Haus, gute Gelegenheit also, die 5.1-Anlage mal wieder so richtig auszukosten. Und genau für diesen Zweck ist Black Hawk Down der ideale Film. Nach einer kurzen Einführung der Charaktere geht's dann auch schon zur Sache. Zwei Stunden lang gibt es praktisch keine Verschnaufpause, Action nonstop. Dabei wurde der Ablauf der missglückten Militärintervention sehr realistisch dargestellt, was dazu führt, dass man sich die ganze Zeit über praktisch selbst mitten im Geschehen wähnt. Die Besetzung ist durchaus ansprechend und hat mit dem charismatischen Tom Sizemore eine starke Identifikationsfigur zu bieten. Inszenatorisch hingegen zeigt sich Scott hier nicht ganz auf der Höhe, hat man doch als Zuschauer teilweise Schwierigkeiten, den Überblick über die einzelnen Kampfgruppen und die örtlichen Gegebenheiten und Entfernungen zu behalten. Auch hätte man sich eine etwas kritischere Herangehensweise an die äußerst fragwürdige Aktion vorstellen können, die den sinnlosen Tod 19 amerikanischer Soldaten zur Folge hatte. Den großen Unterhaltungswert kann man dem Film indes nicht absprechen und als Sound-Demo taugt er - wie eingangs schon erwähnt - ganz hervorragend.

Ridley Scott


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DRACULA (Francis Ford Coppola, 1992)


I've crossed oceans of time to find you.

In den 90er Jahren habe ich Coppolas Umsetzung des Stoker-Romans häufig gesehen, u. a. auch anno 1992 im Kino. Die letzte Sichtung liegt mittlerweile mehr als 10 Jahre zurück, und das Erstaunlichste für mich beim jetzigen Wiedersehen war, wie viele Details ich inzwischen vergessen hatte.

Coppolas Film orientiert sich stärker an der Romanvorlage als frühere Verfilmungen und besticht durch die herausragende Kamera-Arbeit von Michael Ballhaus und den kongenialen Score des Polen Wojciech Kilar. Auch darstellerisch wird Großes geboten: Gary Oldman brilliert in der Rolle des liebeskranken Blutfürsten, den die Sehnsucht nach seiner toten Geliebten durch die Jahrhunderte irren lässt, getrieben von der Hoffnung, eines Tages wieder mit ihr vereint zu werden. Kaum minder beeindruckend Anthony Hopkins als Vampirjäger van Helsing und Tom Waits als Renfield. Keanu Reeves fällt hier etwas ab mit einer insgesamt recht blassen Performance. Als Ausgleich darf man sich an einer bezaubernden Winona Ryder und Monica Bellucci als Vampirbraut erfreuen.

Coppolas Version – und da mögen die Cineasten unter den Lesern getrost aufschreien – ist mir von allen Dracula-Umsetzungen die Liebste. Der hinzugedichtete Erzählstrang um die Liebesbeziehung zwischen Dracula und Mina, in der der Fürst eine Wiedergeburt seiner Elisabeta entdeckt zu haben glaubt, bereichert die literarische Vorlage auf glaubwürdige Art und Weise und verleiht der ursprünglich ganz dem Horrorgenre zuzuordnenden Geschichte einen ebenso romantischen wie tragischen Aspekt. Mir hat diese bild- und tongewaltige Mischung aus Vampirgrusel und Liebesdrama seit jeher außerordentlich gut gefallen. Und auch dieses Mal fühlte ich mich wieder bestens unterhalten.

Francis Ford Coppola


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THE MASTER (Paul Thomas Anderson, 2012)


Nach dem grandiosen There will be Blood waren die Erwartungen an Andersons neuen Film sehr hoch. Mit Daniel Day-Lewis kann er dieses Mal nicht aufwarten, aber mit Joaquín Phoenix und vor allem Philip Seymour Hoffman gibt es würdigen Ersatz. Phoenix liefert eine der besten Leistungen seiner Karriere ab und spielt seine Rolle unter vollem Körpereinsatz und mit beängstigender Intensität. Noch beeindruckender ist die raumfüllende Präsenz Hoffmans, die ihn alle Szenen dominieren lässt. Sein Lancaster Dodd ist ein charismatischer Verführer und Blender, unbestreitbar aber auch ein sympathischer und ein Stück weit sogar liebenswürdiger Mensch. The Master ist von vorne bis hinten ein Schauspielerfilm. Kern und Höhepunkte sind die Wortgefechte zwischen Hoffman und Phoenix, die für eine ganze Reihe von erinnerungswürdigen Szenen sorgen. Dabei wird der Plot schon mal etwas vernachlässigt und mäandert bisweilen etwas ziellos umher, doch vermag dies den Filmgenuss nur marginal zu beeinträchtigen. Ganz toll übrigens auch die Szene, in der Hoffman bei einem Treffen seiner Anhänger in einem feudalen Landhaus spontan ein Ständchen zum Besten gibt. Während des Gesangs wechselt die Perspektive zu Phoenix, der die Szene aus einer Ecke heraus beobachtet, und plötzlich sind alle Frauen nackt.

The Master ist nicht ganz so fesselnd wie der meisterhafte There will be Blood, aber ganz sicher einer der herausragenden Filme des vergangenen Jahres.

Paul Thomas Anderson


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LINCOLN (Steven Spielberg, 2012)


Die erste Frage, die man sich stellt, wenn der Abspann läuft, ist die, warum der Film Lincoln heißt. Weitaus treffender wäre The Thirteenth Amendment gewesen, denn während der 2 1/2 Stunden geht es praktisch ausschließlich um diesen Verfassungszusatz, der die Sklaverei abschaffte, respektive die letztlich erfolgreichen Versuche der Helfer des Präsidenten, die dafür notwendige 2/3-Mehrheit im Repräsentantenhaus zu organisieren. Die Person des Präsidenten wird dabei zum Helden stilisiert, der die Sklaverei überwand. Dass er aber auch einer der größten Spalter unter den amerikanischen Präsidenten war und das Land in einen blutigen Bürgerkrieg mit 600.000 Toten führte, wird dabei geflissentlich unterschlagen. Ein typischer Fall von Geschichtsschreibung à la Hollywood.

Bedingt durch die erwähnte Reduzierung der Handlung auf den an sich unspektakulären Prozess der Mehrheitsfindung, der natürlich nach den gängigen Hollywood-Formeln aufgepeppt bzw. künstlich dramatisiert wurde, ist Lincoln sehr dialoglastig ausgefallen. Die Dialoge sind nicht durchgehend gelungen, was in Kombination mit dem holprigen Drehbuch schnell zu ersten Ermüdungserscheinungen führt. Insbesondere die erste Stunde ist richtig langweilig, ab der Hälfte der Spielzeit wird es etwas besser. Sets und Kostüme sind hingegen hervorragend. Auch gegen den dezenten Score von John Williams ist wenig zu sagen, der lediglich an einer Stelle ins Pathetische abdriftet. Die Atmosphäre ist durchaus stimmig, doch letztlich bleibt nur ein einziger Grund, sich Lincoln anzuschauen: Daniel Day-Lewis. Eine weitere brillante Vorstellung eines der fraglos besten Schauspieler unserer Zeit. Seine Darstellung sorgt immerhin dafür, dass Lincoln keinen völligen Schiffbruch erleidet, zumal sich auch die übrigen Darsteller keine Blöße geben. Zur Unterhaltung taugt er dennoch nur bedingt, als Geschichtsstunde versagt er völlig.

Steven Spielberg


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JIN LING SHI SAN CHAI/The Flowers of War (Zhang Yimou, 2011)


Hervorragend gelungene Romanverfilmung, die geschickt Elemente des klassischen Kriegsfilms und des Thrillers zu einem äußerst spannenden und mitreißenden Film kombiniert. Zhang erzählt die Geschichte in gewohnt epischer Breite und imposanten Bildern, wie man es aus vielen seiner vorangegangenen Filme kennt und bestätigt damit erneut, dass er so etwas wie der David Lean Chinas ist. In seiner Schwarzweiß-Zeichnung ist Flowers of War manchmal etwas ärgerlich (die Japaner sind alle furchtbar böse und gemein, die chinesischen Soldaten dagegen heldenhafte Kämpfer, die nicht zögern, ihr Leben für ein paar Waisenkinder zu opfern), aber derartig einseitige Darstellungen ist man als Deutscher ja aus zahlreichen Filmen über den zweiten Weltkrieg gewohnt. Trüben können sie den Filmgenuss nicht. Ein rundum gelungener Film und Zhangs beste Arbeit seit seinem famosen Hero.

Zhang Yimou


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Auf die Schnelle...


... noch ein paar Worte zu den Sichtungen der letzten Wochen:

THE HOBBIT: AN UNEXPECTED JOURNEY (Peter Jackson, 2012)
Gefiel mir noch besser als bei der Erstsichtung. Trotz des etwas kindlicheren Ansatzes den LotR-Filmen beinahe ebenbürtig. Großartig.

DJANGO UNCHAINED (Quentin Tarantino, 2012)
Die negativen Eindrücke der Erstsichtung wurden leider bestätigt. Django Unchained ist mit großem Abstand Tarantinos bisher schwächster Film, auch wenn er noch genügend lichte Momente aufweist, um nicht als völlig misslungen durchgehen zu müssen. Insbesondere nach dem Tod des Christoph-Waltz-Charakters macht sich zunehmend Langeweile breit. Völlig daneben das wie angehängt wirkende zweite Ende respektive Djangos Rückkehr inklusive Gefangennahme und Selbstbefreiung. Insgesamt die Enttäuschung des Jahres.

KING KONG (Extended Cut - Peter Jackson, 2005)
Auch bei der dritten Sichtung immer noch ein Hochgenuss. Die zusätzlichen Szenen, die ich erstmals gesehen habe, machen den Film noch stimmiger und runder. Spannend und mitreißend von der ersten bis zur letzten Minute.

10,000 BC (Roland Emmerich, 2008)
Funktioniert als Fantasy-Film, der in einer Parallelwelt oder auf einem fremden Planeten angesiedelt ist, ganz ordentlich. Die Effekte sind größtenteils gelungen, die rasante Inszenierung sorgt für ein ordentliches Tempo und die Art und Weise, wie hier einzelne Versatzstücke aus der Menschheitsgeschichte - wenn auch historisch völlig unkorrekt - kombiniert werden, hat einen gewissen Charme. Gut möglich, dass sich der Durchschnittsamerikaner so ähnlich die Steinzeit vorstellt. Also: Hirn abschalten und genießen!

THE BROTHERS GRIMM (Terry Gilliam, 2005)
Hat mir erstaunlich gut gefallen, vielleicht auch, weil meine Erwartungshaltung aufgrund der vernichtenden Kritiken sehr niedrig war. Hier gilt Ähnliches wie bei 10,000 BC: die Art und Weise, wie hier Elemente und Figuren aus den Märchen der Gebrüder Grimm zu einer fiktiven Geschichte um eben jene Brüder kombiniert werden, hat Charme. Und die stimmungsvollen Sets tun ihr Übriges. Spannend im eigentlichen Sinne ist das ganze Treiben nicht, zumal sich der Plot strikt an den gängigen Formeln des Hollywood-Kinos orientiert. Zudem hätte ich mir stellenweise etwas mehr Ernsthaftigkeit gewünscht, da man der Grenze zur Albernheit teilweise gefährlich nahe kommt. Unter dem Strich dennoch sehr unterhaltsam.

RAMBO (Sylvester Stallone, 2008)
Gefiel mir deutlich besser als bei der Erstsichtung. Vielleicht hatte ich damals einen schlechten Tag oder etwas anderes erwartet - jedenfalls würde ich Rambo nach der nun erfolgten nochmaligen Sichtung als leidlich gelungen und recht unterhaltsam bezeichnen. Jedenfalls nicht viel schlechter als seine beiden Vorgänger. Und das 10,000-BC-Rezept funktioniert auch hier. Manchmal lohnt sich eine Zweitsichtung eben doch, auch wenn man den Film nach dem ersten Mal bereits abgeschrieben hatte. Asche auf mein Haupt!

TERMINATOR SALVATION (McG, 2009)
Ein absoluter Killer! Unter Filmfreunden im Allgemeinen nicht sonderlich gut gelitten, gefällt mir Teil 4 der Terminator-Reihe nach wie vor ausgesprochen gut. Das Drehbuch ist großartig, die postapokalyptischen Sets phantastisch, die Inszenierung makellos. Perfektes Blockbuster-Kino.

SALT (Phillip Noyce, 2010)
Die Story ist dermaßen bescheuert, dass man am besten gar nicht darüber nachdenkt. Die routinierte Inszenierung von Phillip Noyce sorgt wenigstens dafür, dass man sich nicht zu sehr langweilt. Ganz nett, aber völlig belanglos.

KILLING ZOE (Director's Cut - Roger Avary, 1993)
Die letzte Sichtung liegt mindestens 10 Jahre zurück, wenn nicht länger. Konnte mich nicht mehr ganz so mitreißen wie früher, für unterhaltsame anderthalb Stunden reicht's aber immer noch. Leider sieht man vielen Szenen das geringe Budget sehr deutlich an, aber Julie Delpy ist süß. :love:

ARGO (Ben Affleck, 2012)
Gelungene und äußerst kurzweilige Mischung aus Actionthriller und Satire, dessen unglaubliche Story man jedem Drehbuchschreiber um die Ohren gehauen hätte, wenn sie nicht wahr wäre. Um das Ganze hollywood-tauglich zu machen, mussten natürlich diverse dramatische Zuspitzungen integriert werden, was überwiegend gut gelungen ist. Richtig ärgerlich ist nur der Last-Minute-Beschluss des Weißen Hauses, die Aktion abzublasen, die wie ein billiger Zaubertrick wirkt und in ähnlicher Form in jedem zweiten einschlägigen Thriller vorkommt.

LE CHARME DISCRET DE LA BOURGEOISIE/Der diskrete Charme der Bourgeoisie (Luis Buñuel, 1972)
Immer wieder ein Genuss! War meine dritte oder vierte Sichtung und immer noch begeistert mich die Selbstverständlichkeit, mit der Buñuel auch die absurdesten Situationen in Szene setzt. Ein ganz wunderbarer Film!

CET OBSCUR OBJET DU DÉSIR/Dieses obskure Objekt der Begierde (Luis Buñuel, 1977)
Buñuels letzten Film habe ich im Rahmen der Buñuel-Reihe von Arte jetzt erstmals gesehen. Von der Struktur her dem diskreten Charme sehr ähnlich, aber weitaus weniger absurd und auch nicht so witzig wie jener. Vergnüglich ist er allemal.

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THE MAN WITH THE IRON FISTS (RZA, 2012)


Tarantino-Jünger und Rapper RZA macht jetzt auch Filme. The Man with the iron Fists ist sein Debut und erweist sich als Zitate-Kino ganz im Sinne seines großen Vorbilds. Am Drehbuch hat Eli Roth mitgewerkelt, auch einer aus dem Tarantino-Fahrwasser. Das Endprodukt zeichnet sich durch völlig überzeichnete Kampfzenen, bei denen die Kunstblutfontänen nur so spritzen, und comichafte Figuren, teils mit Superheldenmerkmalen ausgestattet, aus. Dabei ist die Story mit ihren zahlreichen Subplots derart überfrachtet, dass man Mühe hat, den Überblick zu behalten. Für eine detaillierte Charakterzeichnung bleibt dabei kein Raum, was schade ist, denn einige der verwursteten Ideen wären einen genaueren Blick wert gewesen. Dabei beweist RZA durchaus ein Händchen für Bildkompositionen, denn einige der verwendeten Einstellungen sind von betörender Schönheit. In seiner Gesamtheit ist The Man with the iron Fists leider ziemlich unausgegoren und wirkt wie ein überhastet zusammengestückelter Schnellschuss. Das der Story und den Figuren innewohnende Potential wurde nur in Ansätzen genutzt. Ähnlich heterogen zeigt sich auch der Score, der zwischen grausam-nervigem Hip-hop und stimmungsvollen, düsteren Klängen changiert.

So ausschweifend und einfallsreich sich RZA bei den zahlreichen Kampfszenen gibt, so prüde und verklemmt wirken die nicht minder zahlreichen Szenen im Bordell. Anscheinend wurde peinlich darauf geachtet, nur ja keine entblößte Brust zu zeigen – amerikanischer Prüderie sei dank. Dabei hat man eine beachtliche Riege ansehnlicher Damen versammelt, doch mehr als einen nackten Rücken hier oder ein unbekleidetes Bein dort bekommt man nicht zu sehen. Dies mutet angesichts der Sinnesfreuden, die den Gästen mehrfach von der Bordellchefin in Aussicht gestellt werden, etwas seltsam an. Darstellerisch ragt der erstaunlich voluminöse Russell Crowe heraus, der den Film im Alleingang vor dem Versinken in der völligen Belanglosigkeit bewahrt.

Eine Fortsetzung wird im Abspann schon angedeutet. Bleibt zu hoffen, dass RZA und Eli Roth sich dort zurückhalten und nicht wieder versuchen, zu viele Geschichten in zu kurzer Zeit zu erzählen. Das Potential für mehr als einen durchschnittlichen Film ist unverkennbar vorhanden.


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THE LAST STAND (Jee-woon Kim, 2013)


You fucked up my day off!

Nach dem Ende seiner politischen Karriere widmet sich Schwarzenegger endlich wieder verstärkt der Schauspielerei. Als bekennender Fan des Österreichers begrüße ich dies natürlich und wenn das Ergebnis so ausfällt wie bei The last Stand, treibt mir dies beinahe die Freudentränen in die Augen. Nach zuletzt zwar netten, aber auch irgendwie weichgespülten Einlagen wie The 6th Day oder End of Days, lässt der ehemalige Mr. Olympia es auf seine alten Tage nochmal richtig krachen. Schon The Expendables 2 deutete die Marschrichtung an, auch wenn er dort nur kurz in einer Nebenrolle zu sehen war.

The last Stand bietet das volle Brett und ist ein geradliniger, im besten Sinne altmodischer Actionreißer geworden, der auf jeden überflüssigen Schnickschnack verzichtet und ohne Umschweife zur Sache kommt. Das Tempo ist hoch, die Schusswechsel sind blutig und ein paar nette Mädels dürfen auch mitmachen. Zur Auflockerung gibt's zwischendurch die gewohnt knackigen Oneliner, bei denen Arnie auch gerne mal mit seinem fortgeschrittenen Alter kokettiert. Ein würdiges Comeback für die prägende Figur des Actionfilms der 80er Jahre. So kann's weitergehen!

Arnold Schwarzenegger


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SKYFALL (Sam Mendes, 2012)


Nach dem zwar unterhaltsamen, letztlich aber belanglosen Quantum of Solace hat mich Skyfall richtig weggeblasen. Der Jubiläumsbond punktet mit einer äußerst originellen Story, die sich angenehm von den üblichen Bedrohungsszenarien abhebt, und ist zudem erfreulich bodenständig. Wie schon beim tollen Casino Royale spielt Daniel Craig (ich bleibe dabei: bester Bond seit Connery) den Geheimagenten als verletzlichen, ja beinahe gebrochenen Mann, der unfreiwillig mit seiner traumatischen Vergangenheit konfrontiert wird. Das Aufeinandertreffen von Tradition und Moderne zieht sich dann auch folgerichtig wie ein roter Faden durch die Handlung.

Wirkte Marc Forster im Vorgänger teilweise überfordert mit der Inszenierung großer Actionszenen, meistert Sam Mendes dies souverän und ist jederzeit Herr der Lage. Insbesondere die Eröffnungsszene und der Showdown in Schottland sind großartig inszeniert, ein weiteres Highlight ist die wunderschöne nächtliche Shanghai-Sequenz. Javier Bardem ist ein würdiger Gegner und ohne Zweifel einer der widerwärtigsten und bösartigsten Widersacher in der bisherigen Bond-Historie. Das Ende bedeutet gleichermaßen einen Neuanfang wie auch einen Schritt zurück zur altgewohnten „Normalität“: Miss Moneypenny ist wieder da und M ist wieder ein Mann.

50 Jahre nach Dr. No präsentiert sich die Bond-Reihe in absoluter Topform. Bleibt zu hoffen, dass dieses Niveau auch bei den kommenden Filmen gehalten werden kann.

James Bond


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ISLAND OF LOST SOULS (Erle C. Kenton, 1932)


Are we not men?

Die erste Verfilmung des Wells-Romans ist ein Juwel des frühen Horrorfilms. Die düstere, unheimliche Atmosphäre und ein glänzend aufgelegter Charles Laughton können nachhaltig beeindrucken. Die Story nimmt sich einige Freiheiten, indem sie die Vorlage zu einem Horrorfilm destilliert, bleibt dabei aber immer in sich geschlossen und stimmig. Die Masken muten aus heutiger Sicht etwas seltsam an, ohne jedoch störend zu wirken. Ein echtes Kleinod.


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FOUR ROOMS (Allison Anders/Alexandre Rockwell/Robert Rodriguez/Quentin Tarantino, 1995)


Vier langweilige und vollkommen unlustige Geschichten, durch die ein hyperaktiver Tim Roth wie ein Derwisch auf Speed fegt. Ein Film mit extrem hohem Nervfaktor. Wer nach den beiden ersten Geschichten noch Hoffnung hat, dass Rodriguez und Tarantino es rausreißen werden, wird schnell enttäuscht, denn die beiden passen sich dem niedrigen Niveau mühelos an, wobei die Rodriguez-Story noch die am wenigsten schlechte ist. Ein völlig belangloses Machwerk, das die Nerven des Zuschauers mit seinem infantilen Humor auf eine harte Probe stellt.

Quentin Tarantino Robert Rodriguez


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TRAFFIC (Steven Soderbergh, 2000)


Soderberghs Annäherung an die Problematik des Drogenmissbrauchs erweist sich als Versuch, das Thema möglichst umfassend abzuhandeln. Dazu erzählt er parallel drei Geschichten, die jeweils unterschiedliche Aspekte beleuchten. Tatsächlich umfassend ist das Ergebnis nicht, denn insbesondere die Reduzierung der Opfer- und Konsumentenperspektive auf das gelangweilte Töchterlein aus gutem Elternhaus ist zumindest eigenwillig. Damit man die Geschichten auch gut auseinanderhalten kann, benutzt er unterschiedliche Farbgebungen bzw. Filmmaterial. So wurde die Episode um den Chef der nationalen Drogenbehörde und dessen cracksüchtige Tochter mit einem starken Blaustich versehen, während die Geschichte um die beiden mexikanischen Polizisten in grobkörnigen, überbeleuchteten Bildern erzählt wird.

Trotz der makellosen Inszenierung kann das Ergebnis nur bedingt zufrieden stellen. Das liegt vor allem daran, dass die Michael-Douglas-Geschichte nicht nur unglaubwürdig, sondern auch noch stinklangweilig ist, während die Catherine-Zeta-Jones-Story zwar leidlich spannend, aber ebenfalls unglaubwürdig ist. Insbesondere ihre Wandlung innerhalb kürzester Zeit vom ahnungslosen Hausmütterchen zur knallharten, kriminellen Geschäftsfrau ist nur schwer nachzuvollziehen. Richtig gut ist nur die dritte Geschichte um die beiden mexikanischen Polizisten und nicht zuletzt kann diese auch mit den besten darstellerischen Leistungen aufwarten. Vor allem Benicio del Toro sticht mit seinem reduzierten Spiel heraus, aber auch Tomas Milian weiß in der Rolle des abgebrühten Generals Salazar zu gefallen.

Alles in allem ein netter Versuch, ganz unterhaltsam zwar, aber ungeachtet der vier Oscars, die der Film eingefahren hat, keine Sternstunde des Soderbergh'schen Schaffens.

Steven Soderbergh


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SIDE EFFECTS (Steven Soderbergh, 2013)


Soderberghs vorletzter Film beginnt wie eine kritische Auseinandersetzung mit der Pharma-Industrie, wandelt sich jedoch schnell zu einem klassischen Thriller im Stile Hitchcocks. Die gewohnt straffe und schnörkellose Inszenierung sorgt für enorme Spannung, die über die volle Spielzeit aufrecht erhalten wird. Ein besonderes Lob gebührt den beiden Hauptdarstellern Jude Law und Rooney Mara, die überaus souverän agieren. Vor allem Rooney Mara lerne ich mit jedem ihrer Filme mehr zu schätzen, ist sie doch nicht nur eine hervorragende Schauspielerin, sondern bildet durch ihre interessante Erscheinung, die so gar nicht dem Ideal der gutaussehenden Hollywood-Diva entspricht, eine erfreuliche Ausnahme. Schön im klassischen Sinne ist sie sicher nicht, doch empfinde ich es jedesmal als faszinierend, ihr bei ihrem Spiel zuzuschauen. Schon bei The Girl with the Dragon Tattoo fand ich sie toll und auch hier trägt sie einen erheblichen Teil zum Gelingen des Films bei. Angesichts dessen Qualität ist es umso bedauerlicher, dass Soderbergh seinen Abschied vom Filmemachen angekündigt hat. Side Effects jedenfalls ist ein Hochgenuss von der ersten bis zur letzten Minute. Und ein sauspannender dazu.

Steven Soderbergh


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OUT OF SIGHT (Steven Soderbergh, 1998)


Soderberghs erster Ausflug in den Mainstream ist eine wunderbar leichte Gaunerkomödie mit Starbesetzung, wobei einige der heutigen Stars damals noch gar nicht so groß waren. Wie der ein Jahr zuvor entstandene Jackie Brown basiert Out of Sight auf einer Vorlage von Elmore Leonard. Lustigerweise spielt Michael Keaton in beiden Filmen die gleiche Rolle, wobei er in Out of Sight nur einen Kurzauftritt hat. George Clooney und Jennifer Lopez geben ein perfektes Paar ab und lassen die eigentlich absurde Liaison zwischen einem Bankräuber und einer FBI-Agentin durchaus glaubwürdig erscheinen. Zu verdanken ist das neben ihrem überzeugenden Spiel vor allem den hervorragenden Dialogen. In meiner bisherigen Soderbergh-Reihe markiert Out of Sight fraglos einen Höhepunkt. Toller Film!

Steven Soderbergh





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Tommy The Cat
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