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Camelback Cinema

Tommy The Cats filmische Sternstunden




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THE GOOD GERMAN (Steven Soderbergh, 2006)



Soderbergh goes noir. Dabei ließ er sich auf keine Kompromisse ein und setzte beim Dreh ausschließlich auf die technischen Mittel der 40er Jahre, wobei er mit künstlicher Beleuchtung ja auch ansonsten nichts am Hut hat. Das Ergebnis ist atemberaubend. Während man anderen modernen Schwarzweiß-Filmen sofort ansieht, dass es sich um aktuelle Produktionen handelt, vermittelt The good German tatsächlich den Eindruck, er sei vor knapp 70 Jahren entstanden. Die verwendeten Originalaufnahmen fügen sich fast nahtlos ein und erzeugen zusammen mit den Ruinensets eine Trümmerromantik, die dem Film ein ganz eigenes Flair verleiht und ausgesprochen gut zu Gesicht steht. Die Handlung ist eher nebensächlich und wird genre-üblich verschachtelt erzählt, um den Zuschauer möglichst lange im Unklaren darüber zu lassen, worum es eigentlich geht. Der Einfluss der großen Vorbilder ist natürlich stets präsent, sei es Curtiz' Casablanca oder Reeds The third Man. Doch ausgerechnet bei der Besetzung schwächelt der Film. Clooney agiert seltsam hölzern und Cate Blanchett eifert erkennbar Marlene Dietrich nach, doch fehlt ihr dafür die Verruchtheit, die jene ausstrahlte, auch wenn's optisch passt. Hinzu kommen noch ihre krampfhaft bemühten Versuche, deutsch zu sprechen, die in einem kaum verständlichen Kauderwelsch resultieren. An einigen Stellen musste ich zweimal zurückspulen, um die Worte zu verstehen. Doch letztlich spielt das keine große Rolle, weil die wahnsinnig dichte Atmosphäre einen sofort in ihren Bann zieht und über diese Schwachpunkte großzügig hinwegsehen lässt. Die Auflösung ist zudem hervorragend gelungen, zitiert ganz nebenbei die Schluss-Szene von Casablanca und lässt den Protagonisten als einzigen Verlierer dastehen.

Steven Soderbergh



Filmtagebuch von...

Tommy The Cat
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