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Cine-Phil schreibt Filmgeschichte

Ein historischer FIlmtageblog

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A NIGHT AT THE OPERA (SKANDAL IN DER OPER)


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A NIGHT AT THE OPERA
(dt. Titel: SKANDAL IN DER OPER; DIE MARX BROTHERS IN DER OPER)
USA, 1935
Metro-Goldwyn-Mayer (MGM)
Regie: Sam Wood, Edmund Goulding
Produktion: Irving Thalberg
Buch: George S. Kaufman, Morrie Ryskind
Kamera: Merritt B. Gerstad
Schnitt: William LeVanway
Musik: Herbert Stothart
Darsteller: Groucho Marx (Otis B. Driftwood), Harpo Marx (Tomasso), Chico Marx (Fiorello), Kitty Carlisle (Rosa), Allan Jones (Ricardo), Walter Woolf King (Lassparri), Sig Ruman (Gottlieb) uvm.
Erstaufführung: 15. November 1935


Inhalt: Der verschlagene Drftwood (Groucho Marx) will mit den beiden verschrobenen Musikern Fiorello (Chico Marx) und Tomasso (Harpo Marx) der Karriere des jungen Opernsängers Ricardo (Allan Jones) auf die Sprünge helfen. Und das aus guten Gründen: erst einmal des Geldes wegen und vor allem, um den Indentanten Gottlieb (Sig Ruman) eins auszuwischen. Dabei stiften sie heilloses Chaos und spielen nebenbei noch Amor.


Der erste Film der Marx Brothers nach ihrem Wechsel von der Paramount zur MGM. Fans und Kritiker sehen hier den archaischen Humor der Truppe seit jeher stark verwässert, hat der Film doch nicht mehr den Biss, den etwa noch der Vorgänger DUCK SOUP ausmachte. Die Brüder ließen sich den geringeren Einfluss auf ihr Werk mit saftigen Tantiemen versüßen. Die MGM setzte dafür auf größtmögliche Publikumswirksamkeit und Anpassung an die Trends der Zeit. So waren Musicaleinlagen zum fester Bestandteil des Vertrages.

Auch wenn sich MB-Fans der ersten Stunde verprellt fühlten, ging die Rechnung für das Studio auf. Groucho, Chico und Harpo (Zappo kündigte Zuvor die Zusammenarbeit mit seinen Brüdern auf) erlebten neue Sphären der Popularität. A NIGHT AT THE OPERA ist heute noch einer bekanntesten Filme des Comedyclans und enthält einige unvergessliche und legendäre Szenen, wie etwa das völlige Zustopfen einer Schiffskabine mit Menschen. Wie es sich für einen richtigen Klassiker gehört, finden sich bis heute unzählige Einflüsse in der Popkultur. So benannten beispielsweise Queen ihr populäres Album von 1975 (das mit „Bohemian Rhapsody“) nach diesem Film.


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MUTINY ON THE BOUNTY (MEUTEREI AUF DER BOUNTY)


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MUTINY ON THE BOUNTY
(MEUTEREI AUF DER BOUNTY)
USA, 1935
Metro-Goldwyn-Mayer (MGM)
Regie: Frank Lloyd
Produktion: Frank Lloyd, Irving Thalberg
Buch: Talbot Jennings, Jules Furthman, Carey Wilson, nach dem Mutiny on the Bounty von Charles Nordhoff und James Norman Hall
Kamera: Arthur Edeson, Charles C. Clarke, Sidney Wagner
Schnitt: Margaret Booth
Musik: Herbert Stothart
Darsteller: Charles Laughton (Bligh), Clark Gable (Christian), Franchot Tone (Byam), Herbert Mundin (Smith), Eddie Quillan (Ellison), Dudley Digges (Bacchus), Donald Crisp (Burkitt) uvm.
Erstaufführung: 08. November 1935


Inhalt: Bligh (Charles Laughton), Kapitänleutnant des britischen Admiralitätsschiffs „Bounty“ regiert an Bord „seines Schiffs“ mit harter Knute. Er macht seiner Besatzung von Beginn an unmissverständlich klar, dass sie für ihn weniger Wert ist als der Dreck unter seinen Fingernägeln. Dass bekommt diese auch auf unmenschliche Weise zu spüren. Als es Bligh auf einer Südseefahrt ein ums andere Mal zu weit treibt, geben ihm der Offizier Christian (Clark Gable) und ein paar wenige andere Untergebene kontra. Womit sie ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen, denn Bligh hat das Gesetz auf seiner Seite.


Oscarprämiertes Prestigeobjekt Hollywoods. Dabei mag der epische Film nicht nur mit atemberaubenden Schauwerten punkten, sondern wurde zudem auch noch so fesselnd in Szene gesetzt, dass die zwei Stunden Laufzeit wie im Fluge vergehen. Den Pathos und das Loblied auf das Heldentum kann man getrost verschmerzen, ist das doch für die Entstehungszeit übliche Prozedur.

Leben tut der Film hauptsächlich von dem grandiosen Duell seiner beiden charismatischen Hauptdarsteller Laughton und Gable, die sich auch von dem detailreich und realistisch entworfenen Modell des Originalschiffs nicht die Schau stehlen lassen.

MUTINY ON THE BOUNTY ist nicht die erste, aber sicherlich die bis heute wichtigste Verfilmung der historischen Ereignisse aus dem Jahr 1787. Zugrunde lag der dramatisierte Tatsachenroman gleichen Namens von Charles Nordhoff und James Norman Hall, der zu den Klassikern der Literatur zählt.

Ein paar kleine Probleme am Rande hatte die Großproduktion bei seiner Besetzung. Der für die Rolle des Byam vorgesehene Robert Montgomery lehnte ab. Die nächste Wahl war Cary Grant, der jedoch kam aus seinem Vertrag bei der Paramount nicht heraus und musste passen. Für ihn kam Franchot Tone an Bord, sehr zum Leidwesen von Clark Gable, stritt er sich doch mit diesem verbittert um die Gunst Joan Crawford. Wallace Beery wiederum nahm das Angebot für die Hauptrolle nicht an, weil er Gable nicht riechen konnte. Am Ende wurde dann doch alles gut. Gable, Laughton und Tone wurden jeweils in der Kategorie „Best Actor“ für den Academy Award nominiert, ein einmaliger Fall in der Geschichte der Academy, der die Einführung der Sparte „Best Supporting Actor“ zur Folge hatte. Die Trophäe schließlich mit nach Hause nehmen, konnte keiner von ihnen. Sie hatten das Nachsehen gegenüber Victor McLaglen, der für seine Rolle in THE INFORMER (DER VERRÄTER) prämiert wurde. Bei acht Nominierungen gab gerade einmal einen Goldjungen für die BOUNTY – immerhin den für den Besten Film.


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ANNA KARENINA


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ANNA KARENINA
USA, 1935
Metro-Goldwyn-Mayer (MGM)
Regie: Clarence Brown
Produktion: David O. Selznick
Buch: Clemence Dane, Salka Viertel, nach dem Roman Anna Karenina von Leo Tolstoi
Kamera: William H. Daniels
Schnitt: Robert J. Kern
Musik: Herbert Stothart
Darsteller: Greta Garbo (Anna Karenina), Fredric March (Graf Vronsky), Freddie Bartholomew (Sergei), Maureen O'Sullivan (Kitty), May Robson (Gräfin Vronsky), Basi Rathbone (Karenin) uvm.
Erstaufführung: 30. August 1935


Inhalt: Die in ihrer Ehe mit dem gefühlskalten Karenin (Basil Rathbone) unglückliche Anna Karenina (Greta Garbo) beginnt eine Affäre mit dem Grafen Vronsky (Fredric March) und brennt mit diesem nach Venedig durch. Der gehornte Ehemann sinnt auf Rache.


Greta Garbo, die Königin des melodramatischen Films in der wohl bekanntesten von gut zwei Dutzend Verfilmungen von Leo Tolstois gleichnamigem Romanklassiker. Die MGM-Adaption nimmt sich so einige künstlerische Freiheiten und hält sich nur fragmentarisch an die literarische Vorlage. Ein Grund dafür waren die strengen Zensurauflagen des Production Codes, die Produzent David O. Selznick, der sich hier einen Herzenswunsch erfüllte und erstmals mit der Garbo arbeitete, zu Zugeständnissen zwang.

Von der Kritik wurde der Film verhalten aufgenommen. Immerhin konnte Greta Garbo mit ANNA KARENINA nach mehreren Flops nun wieder einen zumindest moderaten Kassenerfolg vorweisen.


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BONNIE SCOTLAND (WIR SIND VOM SCHOTTISCHEN INFANTERIE-REGIMENT)


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BONNIE SCOTLAND
(dt. Titel: WIR SIND VOM SCHOTTISCHEN INFANTERIE-REGIMENT; DIE TAPFEREN SCHOTTEN)
USA, 1935
Hal Roach Studios
Regie: James W. Horne
Produktion: Hal Roach
Buch: Frank Butler, Jefferson Moffitt
Kamera: Art Lloyd, Walter Lundin
Schnitt: Bert Jordan
Musik: Marvin Hatley, Leroy Shield
Darsteller: Stan Laurel (Stanley MacLaurel), Oliver Hardy (Ollie Hardy), June Lang (Lorna MacLaurel), Williem Janney (Allan Douglas), Anne Grey (Lady Violet Ormsby), Vernon Steele (Colonel Gregor McGregor) uvm.
Erstaufführung: 23. August 1935


Inhalt: Eigentlich sind Stan (Stan Laurel) und Ollie (Oliver Hardy) nur nach Schottland gereist, um eine Erbschaft anzunehmen, doch finden sich die beiden Trottel unversehenst in der schottischen Armee wieder und müssen gar mit zu einem Einsatz in Indien.


Die Story ist natürlich nur ein dünner Vorwand für launige Gags der zwei Slapstickspezialisten Laurel und Hardy. Der Film macht durchweg Spaß und tut niemandem weh. Darüber, dass die Beiden heilloses Chaos in der Armee Schottlands anrichten, konnte auch (oder gerade) Nazideutschland herzlich lachen, wo der Film im Mai 1936 anlief.


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THE 39 STEPS (DIE 39 STUFEN)


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THE 39 STEPS
(dt. Titel: DIE 39 STUFEN)
Großbritannien, 1935
Gaumont British Picture Corporation
Regie: Alfred Hitchcock
Produktion: Michael Balcon
Buch: Charles Bennett, nach dem Roman The 39 Steps von John Buchan
Kamera: Bernard Knowles
Schnitt: Derek N. Twist
Musik: Hubert Bath, Jack Beaver, Charles Williams
Darsteller: Robert Donat (Richard Hannay), Madeleine Carroll (Pamela), Lucie Mannheim (Annabella), Godfrey Tearle (Prof. Jordan), Peggy Ashcroft (Margaret), John Laurie (John) uvm.
Erstaufführung: Juni 1935


Inhalt: Richard (Robert Donat) bietet der Spionin Annabella Unterschlupf in seiner Wohnung. Als sie dort ermordet wird gerät Richard unter Verdacht. Er flüchtet nach Schottland, um seine Unschuld zu beweisen und um dort den spärlichen Hinweisen auf die mysteriösen „39 Stufen“ nachzugehen, die er von Annabella bekommen hat. Eine Helferin wider Willen bekommt er unterwegs mit Pamela (Madeleine Carroll), die zunächst gar nicht von seiner Unschuld überzeugt ist.


Nachdem sich Hitchcock mit THE MAN WHO KNEW TOO MUCH endlich gefunden hatte, legte er mit THE 39 STEPS einen weiteren Meilenstein seiner sogenannten „britischen Phase“ vor.

THE 39 STEPS enthält im Grunde alles, was einen typischen Hitchcock-Film ausmacht: den unschuldig unter Mordverdacht geratenen jungen Mann, eine verzwickte Spionagegeschichte, einen starken Frauentypus und natürlich Spannung bis zur letzten Minute. Bis auf einige zu ignorierende Schwächen eine runde Sache. Auch der Meister selbst zeigte sich stets zufrieden über das Werk, welches ein Wunschprojekt von ihm war. Ihm schwebte schon länger vor, einen Roman von dem von ihm so geschätzten Autoren John Buchan zu verfilmen und entschied sich letztlich für The 39 Steps, was „Hitch“ wohl am ehesten nahekommt.

Die Hauptrolle bedeutete für den jungen Briten Robert Donat, der im Jahr zuvor mit THE COUNT OF MONTE CHRISTO seinen Durchbruch schaffte und damit ein junges Mädchen namens Judy Garland zu einem seiner größten Fans machte, einen weiteren Meilenstein in einer von Aufs und Abs begleiteten und viel zu kurzen Karriere. Mit ihm werden wir uns in diesem Filmtageblog aber noch ein weiteres Mal beschäftigen.


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ENDSTATION


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ENDSTATION
Deutschland, 1935
Algefa Film
Regie: E.W. Emo
Produktion: Karl Künzel
Buch: Philipp Lothar Mayring
Kamera: Ewald Daub
Schnitt: Alice Ludwig
Musik: Victor Corzilius, Siegfried Schulz
Darsteller: Paul Hörbiger (Karl Vierthaler), Hans Moser (Kal Vierthaler sen.), Josefine Dora (Frau Vierthaler), Toni von Bukovics (Frau Wendler), Maria Andergast (Anna Wendler) uvm.
Erstaufführung: 04. Juni 1935


Inhalt: Die junge Näherin Maria (Anna Wendler) steht vor einem ernsthaften Problem, als ein wertvoller Hut, den sie zu einer Kundin bringen soll, im Wiener Straßenverkehr im wahrsten Sinne des Wortes unter die Räder kommt. Doch zum Glück gibt es den freundlichen Straßenbahnschaffner Karl (Paul Hörbiger), der die Schuld auf sich nimmt und den Hut bezahlt, was Anna vor der Kündigung bewahrt. Natürlich war das von dem heimlich Verliebten nicht ganz uneigennützig.


Eine mit bekannten Gesichtern gespickte Vorkriegs-Liebeskomödie, die nicht besser oder schlechter daherkommt als hunderte andere Werke ähnlichem Zuschnitts.


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WEREWOLF OF LONDON (DER WERWOLF VON LONDON)


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WEREWOLF OF LONDON
(dt. Titel: DER WERWOLF VON LONDON)
USA, 1935
Universal Pictures
Regie: Stuart Walker
Buch: John Colton
Kamera: Charles J. Stumar
Schnitt: Russell F. Schoengarth, Milton Carruth
Musik: Karl Hajos
Darsteller: Henry Hull (Dr. Glendon), Warner Oland (Dr. Yogami), Valerie Hobson (Lisa Glendon), Lester Matthews (Paul Ames), Lawrence Grant (Sir Thomas Forsythe), Spring Byington (Miss Ettie Coombes) uvm.
Erstaufführung: 13. Mai 1935


Inhalt: Der Londoner Wissenschaftler Dr. Glendon (Henry Hull) wird auf einer Tibet-Expedition von einem Werwolf angegriffen.Von nun an verwanelt auch er sich bei Vollmond in einen solchen und tötet Menschn. Als mögliches Heilmittel macht er eine extrem seltene Pflanze aus, doch die muss erstmal in den Mengen gezüchtet werden, um ihn helfen zu können. Bis dahin terrorisiert er weiterhin die Straßen Londons.


Der erste Wolfsfilm aus dem Hause Universal konnte die hohen Erwartungen des Studios nicht erfüllen. Zunächst fiel er bei der Kritik durch, der zuviel Ähnlichkeit zu dem zuvor erschienenen DR. JEKYLL AND MR. HYDE bemängelte. Danach blieb auch noch das Publikum weg.

Nein, mit Ruhm hat man sich nicht bekleckert. Henry Hull wurde kein Star und auch international wurde der Film kaum beachtet. In Deutschland kam er gar erst 70 Jahre später als DVD-Erstveröffentlichung heraus. Viel besser machte man es dann 1941 mit THE WOLFMAN und Lon Chaney in der Hauptrolle, in dessen Folge dem WERWOLF VON LONDON mit SHE-WOLF OF LONDON 1946 quasi doch noch ein Sequel zuteil wurde.

Apropos THE WOLFMAN: die legendäre Wolfsmaske, die Lon Chaney unsterblich machte, wurde von Jack Pierce bereits für WEREWOLF OF LONDON entworfen, wurde jedoch zugunsten eines einfacheren Modells abgelehnt. So wie auch Bela Lugosi die Rolle des Dr. Yogami ablehnte.

Immerhin hat er heute seine Anerkennung gefunden. So finden sich im Genrekino seither in unregelmäßigen Abständen Referenzen zu diesem Werk, am deutlichsten in John Landis' AN AMERICAN WEREWOLF IN LONDON.


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THE BRIDE OF FRANKENSTEIN (FRANKENSTEINS BRAUT)


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THE BRIDE OF FRANKENSTEIN
(dt. Titel: FRANKENSTEINS BRAUT)
USA, 1935
Universal Pictures
Regie: James Whale
Produktion: Carl Laemmle Jr.
Buch: William Hurlbut, Edmund Pearson, nach Charakten von Mary Shelley
Kamera: John J. Mescall
Schnitt: Ted J. Kent
Musik: Franz Waxman
Darsteller: Colin Clive (Henry Frankenstein), Boris Karloff (das Monster), Valerie Hobson (Elizabeth), Ernest Thesiger (Dr. Pretorius), Elsa Lancaster (Mary Shelley / die Braut des Monsters), Gavin Gordon (Lord Byron), Douglas Walton (Percy Bysshe Shelley) uvm.
Erstaufführung: 22. April 1935


Inhalt: Man hielt das Monster (Boris Karloff) für tot. Doch es erfreut sich bester Gesundheit und trifft auf seiner Flucht vor dem Mob auf Dr. Pretorius (Ernest Thesiger), einem Wissenschaftler und ehemaligem Lehrer von Henry Frankenstein (Colin Clive). Pretorius ist fasziniert von Frankeinsteins unheilvoller Schöpfung. Er sucht diesen auf, um ihn dazu zu nötigen für seine Kreatur eine Gefährtin zu schaffen.


Kein Schnellschuss-Sequel, sondern ganze vier Jahre zogen ins Land bevor James Whale höchstpersönlich die erste Fortsetzung zu seinem Überraschungserfolg aus der Taufe zu heben. Wo sonst der kommerzielle Gedanke jedwede Kreativität zerstört, ließ man sich hier bedächtlich Zeit, um einen würdigen Nachfolger zu fertigen. Und das ist auch gut so. Denn mit THE BRIDE OF FRANKENSTEIN hat man hier erstmals in der Geschichte des Horrorfilms einen dieser sehr seltenen Fälle, dass die Fortsetzung dem Vorgänger in nichts nachsteht. Im Gegenteil, gibt es doch viele Stimmen von Fans wie auch von etablierten Kritikern, die BRIDE dem Klassiker von 1931 noch vorziehen.

Nicht zuletzt liegt das an dem ungewohnten schwarzen Humor, auf den Whale hier setzt, hätte es dem Film doch das Genick gebrochen, wär man hier todernst ans Werk gegangen. Auch der inzwischen zum Superstar des Genres avancierte Boris Karloff ist hier wieder dabei und schlüpft ein zweites Mal in die Rolle, die ihn unsterblich machen sollte. Auch der Horroraspekt kommt selbstverständlich nicht zu kurz und ist hier noch präziser eingesetzt. Whale hat dazugelernt.

Insgesamt wirkt der Film weitaus runder und auch sympathischer noch als sein Vorwerk, dies hat sich jedoch noch immer als Initialzündung für das Genre überhaupt in die Annalen festgebrannt.

Den Gesetzen Hollywoods entsprechend folgten auf diesen Erfolg noch weitere Sequels mit zunehmend abnehmender Qualität. Im nächsten Film (SON OF FRANKENSTEIN) von 1939 ist Boris Karloff noch dabei, danach hing er die unvergessliche Maske an den Nagel. Er tauchte noch einmal 1944 HOUSE OF FRANKENSTEIN auf, dort aber in anderer Rolle. Für Colin Clive blieb es der letzte Auftritt als Henry Frankenstein. Er verstarb 1937 37jährig an Tuberkolose.


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MARK OF THE VAMPIRE (DAS ZEICHEN DES VAMPIRS)


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MARK OF THE VAMPIRE
(dt. Titel: DAS ZEICHEN DES VAMPIRS)
USA, 1935
Metro-Goldwyn-Mayer (MGM)
Regie: Tod Browning
Produktion: Tod Browning, E.J. Mannix
Buch: Guy Endore, Bernard Schubert
Kamera: James Wong Howe
Schnitt: Ben Lewis
Darsteller: Lionel Barrymore (Professor Zelen), Elizabeth Allan (Irena Borotyn), Bela Lugosi (Graf Mora), Lionel Atwill (Inspector Neumann), Jean Hersholt (Baron Otto Montay), Henry Wadsworth (Graf Fedor Vincenty) uvm.
Erstaufführung: 28. März 1935


Inhalt: Eine Leiche wird gefunden, deren Hals Bissspuren aufweist. Das ruft den Vampirexperten Professor Zelen (Lionel Barrymore) auf den Plan, der sich sofort, unterstützt von dem Polizisten Inspector Neumann (Lionel Atwill) an die Ermittlungen macht. Die Aufmerksamkeit fällt auf den düsteren Grafen Mora (Bela Lugosi), der tatsächliche große Ähnlichkeiten mit einem Blutsauger hat.


Es gehört zu den bedauerlichsten Tatsachen mit der sich jeder Filmfan, insbesondere für den, die sich im besonderen Maße für das Genre Horror interessiert, abfinden muss, dass Tod Brownings 1927 entstandener Vampirstummfilm LONDON AFTER MIDNIGHT wohl auf ewig als verschollen zu betrachten ist. Die Originalnegative fielen ebenso wie letzte bekannte Kopie einem Feuer zu Opfer, das 1949 im MGM-Filmarchiv wütete. Die Chance, dass noch jemals eine Kopie davon auftauchen sollte, steht gleich null und würde einem Wunder gleich kommen. So rankten sich seither Legenden um den Film, der damit sozusagen zum Heiligen Gral für Filmforscher wurde.

So müssen wir uns mit dem Quasiremake MARK OF THE VAMPIRE zufrieden geben, welches Browning im Jahr 1935 als Tonfilm inszenierte. Dabei wächst aber zugleich auch die Neugierde, wie das Original denn ausgesehen hat. Denn so wirklich befriedigend ist MARK OF THE VAMPIRE nicht.

Und das mag viele Gründe haben. Zwar hat man mit Lionel Barrymore einen Hochkaräter für die Hauptrolle verpflichten können, der sonst so gut wie gar nicht in Horrorproduktionen zu sehen war und die Tatsache, dass Bela Lugosi mal wieder den letzten Anzug seines Lebens anzieht, dürfte ebenso jedem geneigten Fan mit der Zunge schnalzen lassen, aber dennoch wirkt das Spiel aller Beteiligten (auch das der Nebendarsteller) seltsam hölzern, womit sie der Inszenierung in nichts nachstehen.

Irgendwie scheint Browning hier nicht gerade auf der Höhe gewesen sein. Ein anderer Faktor, der sicher eine nicht unbeträchtliche Rolle spielt, dass der Film nicht als homogenes Ganzes funktionieren mag, ist die Tatsache, dass vor Veröffentlichung dereinst ganze 20 Minuten und damit ein Viertel der Laufzeit, der Zensur zur Opfer fiel. Stein des Anstoßes waren aber wohl nicht vampiristische Blutorgien voller Sex und Gewalt, sondern ein unterschwelliges inzestiöses Begehren zwischen Lugosis Charakter Graf Mora und seiner Tochter.

(Achtung ab hier SPOILER-Gefahr) Was den Film für den heutigen Horrorfan aber letztendlich disqualifizieren wird, ist die Auflösung, die den Film als harmlose Kriminalgeschichte mit falschen Vampiren beendet. Das war damals im Grunde schon ein aussterbender Trend, traute man sich in der Stummfilmzeit in der Regel noch nicht echte Vampire aufs Publikum loszulassen, entpuppten sie sich zumeist als Fake. Wir schreiben hier aber bereits das Jahr 1935, in einer neuen Zeitrechnung nach DRACULA, FRANKENSTEIN, den FREAKS, der MUMIE und dem UNSICHTBAREN. Hier hätte ein wenig mehr Mut zum Genre gutgetan. Ob es den Film tatsächlich jedoch in den Klassikerstand erhoben hätte, mag man bezweifeln. Dafür ist er nicht gut genug. So bleibt er allenfalls genrehistorisch signifikant.


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TRIUMPH DES WILLENS


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TRIUMPH DES WILLENS
Deutschland, 1935
Reichspropagandaleitung der NSDAP / Leni Riefenstahl Produktion
Regie: Leni Riefenstahl
Produktion: Leni Riefenstahl
Buch: Leni Riefenstahl, Walter Ruttmann
Kamera: Sepp Allgeier
Schnitt: Leni Riefenstahl
Musik: Herbert Windt
Darsteller: Adolf Hitler, Josef Goebbels, Martin Bormann, Rudolf Hess, Hermann Göring, Heinrich Himmler, Julius Streicher uvm.
Erstaufführung: 28. März 1935


Inhalt: Auf dem Parteitag 1934 lässt sich die NSDAP von der willigen Heimatfilmregisseurin Leni Riefenstahl mit allem erdenklich Bombast in Szene setzen.


Ein in Marmor gemeißeltes Dokument menschlicher Unmündigkeit. Es gibt Momente, da kann ich mich nur für meine eigene Spezies schämen.


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THE MAN WHO KNEW TOO MUCH (DER MANN, DER ZUVIEL WUSSTE)


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THE MAN WHO KNEW TOO MUCH
(dt. Titel: DER MANN, DER ZUVIEL WUSSTE; THE MAN WHO KNEW TOO MUCH)
Großbritannien, 1934
Gaumont British Picture Corporation
Regie: Alfred Hitchcock
Produktion: Michael Balcon
Buch: Charles Bennett, D.B. Wyndham-Lewis
Kamera: Curt Courant
Schnitt: Hugh Stewart
Musik: Arthur Benjamin
Darsteller: Leslie Banks (Bob Lawrence), Edna Best (Jill Lawrence), Peter Lorre (Abbott), Frank Vosper (Ramon), Hugh Wakefield (Clive), Nova Pilbeam (Betty Lawrence) uvm.
Erstaufführung: Dezember 1934


Inhalt: Der Engländer Bob Lawrence (Leslie Banks) macht mit seiner Ehefrau (Edna Best) und seiner Tochter (Nova Pilbeam) Skiurlaub in St. Moritz. Dort lernt er den Franzosen Bernard (Pierre Fresnay) kennen. Als dieser eines Abends ermordert wird, schafft er es gerade noch, den Lawrences eine Information zuzuspielen, die sie mitten in eine Auseinandersetzung zwischen verfeindete Agenten hineinzieht und ihre Tochter entführt wird.


Mit THE MAN WHO KNEW TOO MUCH von 1934 begann nun der Aufstieg des großen Alfred Hitchcock, dem Master of Suspense. Nach 9 Jahren im Geschäft mit Höhen und Tiefen begann mit dem Film seine zweite Auferstehung und der Höhepunkt seiner britischen Phase, mit dem er zugleich deren Ende einleitete.

Denn mit dem raffinierten Thriller wurde nun auch Hollywood auf ihn aufmerksam und beobachtete den talentierten Briten von nun an genau. Sechs weitere Filme drehte er noch in seiner britischen Heimat bevor er zu Kriegsbeginn dem Ruf der Traumfabrik folgen sollte.

Es war Hitchcocks erste Zusammenarbeit mit Peter Lorre, der Nazideutschland kurz zuvor verlassen musste und hier seine erfolgreiche internationale Karriere startete. Noch konnte er aber noch kein Wort englisch. Seinen Text lernte er nach Gehör.

Obwohl THE MAN WHO KNEW TOO MUCH rundum gelungen war und sich auch mit der Zeit nicht schlechter wurde fertigte er 1956 das gleichnamige US-Remake mit James Stewart und Doris Day in den Hauptrollen, welches ein noch viel größerer Erfolg wurde und in seiner Bekanntheit in heutigen Zeiten ungleich höher ist.


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MANIAC


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MANIAC
USA, 1934
Roadshow Attractions
Regie: Dwain Esper
Produktion: Dwain Esper, Louis Sonney
Buch: Hildegarde Stadie
Kamera: William Thompson
Schnitt: William Astin
Darsteller: Williams Woods (Don Maxwell), Horace B. Carpenter (Dr. Meirschultz), Ted Edwards (Buckley), Phyllis Diller (Mrs. Buckley), Thea Ramsey (Alice Maxwell) uvm.
Erstaufführung: 11. September 1934


Inhalt: Don Maxwell (William Woods) assistiert dem Wissenschaftler Dr. Meirschultz (Horace B. Carpenter) bei dessen Experimenten, hauptsächlich in dem er ihm Leichen besorgt. Meirschultz arbeitet nämlich an einem Serum, welches Tote zu neuem Leben erwecken soll. Der geistig derangierte Maxwell kommt irgendwann auf den Trichter, diese Experimente selbst durchzuführen.


Der Großvater des „Re-Animator“. Purer Trash von Dwain Esper, der vor allem für seine moralischen Aufklärungsfilme wie SEX MADNESS und MARIHUANA bekannt wurde. MANIAC bildet seinen mit 5000 $ Budget preisgünstig inszenierten Beitrag im Genre Horror.

Den Höhepunkt der Absurditäten bildet die Szene, in der einer Katze ein Auge herausgedrückt wird. Hierzu nahmen die Macher einen einäugigen Stubentiger, dem sie zu dem Zweck ein Glasauge einsetzten.


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EIN WALZER FÜR DICH


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EIN WALZER FÜR DICH
(alt. Titel: HILFE, ICH BIN MINISTER; ICH HEISSE BENJAMIN)
Deutschland, 1934
Badal-Film
Regie: Georg Zoch
Produktion: Vahayn Badal
Buch: Hans H. Zerlett, Georg Zoch
Kamera: Willy Winterstein
Schnitt: Alwin Elling
Musik: Will Meisel
Darsteller: Louis Graveure (Antonio Torelli), Camilla Horn (Fürstin Stefanie), Heinz Rühmann (Benjamin Cortes), Maria Sazarina (Manja Tabanes), Adele Sandrock (Exfürstin Ludovica von Palamo), Theo Lingen (Flint) uvm.
Erstaufführung: 12. August 1934


Inhalt: Staatsstreich im Fürstentum Palamo. Das konservative Kabinett sägt die Regentin Ludovica (Adele Sandrock) zugunsten eines männlichen Staatsoberhauptes ab. Die Wahl fiel auf den Opernsänger Antonio Torelli (Louis Graveure). Der überraschte Sangesstar schnappt sich seinen besten Freund und Komponisten Benjamin (Heinz Rühmann) und bricht auf nach Palamo. Dort verliebt er sich in Ludovica ohne zu ahnen, dass sie es ist, deren Platz er einnahm und sie alles daran setzt, sich diesen zurückzuholen.


Ein auf den damaligen Starsänger Louis Graveure, der das Schauspielfach augenscheinlich nicht annähernd beherrschte, Opererettenfilm, der für seine Entstehungszeit gar schon abgedroschen wirkt. Für die einzigen Lichtblicke sorgt ein spielfreudiger Heinz Rühmann. Erträglich macht er die Schmonzette aber nicht. Vielleicht ist diese Art Film auch einfach nicht mein Ding.


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THE CAT'S-PAW (DER SÜNDENBOCK)


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THE CAT'S-PAW
(dt. Titel: DER SÜNDENBOCK; THE CAT'S-PAW)
USA, 1934
The Harold Lloyd Corporation
Regie: Sam Taylor
Produktion: Harold Lloyd
Buch: Sam Taylor, nach dem Zeitungsroman The Cat's Paw von Clarence Buddington Kelland
Kamera: Walter Lundin
Schnitt: Bernard W. Burton
Musik: Alfred Newman
Darsteller: Harold Lloyd (Ezekiel Cobb), Una Merkel (Petunia), George Barbier (Jake Mayo), Nat Pendleton (Strozzi), Grace Bradley (Dolores Doce), Alan Dinehart (Bürgermeister Morgan) uvm.
Erstaufführung: 30. Juli 1934


Inhalt: Ezekiel (Harold Lloyd) kommt nach Amerika, der Heimat seiner Eltern, die in China seit seiner frühesten Kindheit als Missionare wirkten. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gerät der naive Kerl schnell in die Fänge einer korrupten Politorganisation, die ihn als Marionette zu ihrem Kandidaten machen. Doch unerwarteterweise nimmt Ezekiel seine neue Berufung sehr ernst und handelt wie ein Politiker, was ihn in einige Schwierigkeiten bringt.


Harold Lloyd in einer eher durchschnittlichen Komödien. Auch beim zeitgenössischen Publikum fand der Film keinen großen Anklang. Er spielte seine Kosten von etwa 620.000 $ gerade einmal so eben wieder ein.

THE CAT'S-PAW basiert auf einem Fortsetzungsroman, der im Jahr zuvor in der Saturday Evening Post veröffentlicht wurde.


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HOLLYWOOD PARTY


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HOLLYWOOD PARTY
USA, 1934
Metro-Goldwyn-Mayer (MGM)
Regie: Roy Rowland, Richard Boleslawski, Edmund Goulding, Russell Mack, Charles Reisner, George Stevens, Sam Wood, Allan Dwan
Produktion: Harry Rapf, Louis Lewyn
Buch: Howard Dietz, Arthur Kober
Kamera: James Wong Howe
Schnitt: George Boemler
Musik: William Axt
Darsteller: Jimmy Durante (Jimmy/Schnarzan), Stan Laurel (Stan), Oliver Hardy (Ollie), Polly Moran (Henrietta Clemp), Charles Butterworth (Harvey Clemp), Richard Carle (Knapp) uvm.
Erstaufführung: 24. Mai 1934


Inhalt: Mit der Karriere des einst so beliebten Actiondarstellers Jimmy (Jimmy Durante) geht es steil bergab. Das Publikum entflieht ihm scharenweise und so fässt ihn auch kein Filmproduzent mehr mit der Kneifzange an. Da kommt er die blendende Idee eine Party zu schmeißen, auf der alles eingeladen ist, was in Hollywood Rang und Namen hat.


Wie die Faust aufs Auge passt (nach einem TARZAN-Film) dieses Schaulaufen der MGM-Stars, dreht es sich in der dürftigen Rahmenhandlung doch um den von sich selber verkörperten Schauspieler Jimmy Durante, dessen letzter Hit ein Dschungelabenteuer namens SCHNARZAN war.

Dies ist aber nur ein sehr trivialer Vorwand, um die Lieblingskomiker der Metro in einer Nummernrevue auftreten zu lassen, die von mittelprächtigen Musicaleinlagen begleitet zu einem auf-teufel-komm-raus zuschauerwirksamen Cocktail zusammengemixt wird. Ein Funken Anspruch darf hier genausowenig erwartet werden wie eine in sich geschlossene Handlung.

Ganz allein verlässt man sicher auf die Zugkraft der Namen wie Stan Laurel & Oliver Hardy oder die drei Stooges. Selbst Mickey Mouse gibt sich die Ehre eines Gastauftrittes. Den „dramaturgischen Höhepunkt“ bildet der Auftritt Laurels und Hardys, die hier bewaffnet mit einem guten Dutzend Eiern einen Sketch zum Besten geben, den sie in einem späteren Film noch einmal zum Besten geben sollten.

Die von Mickey Mouse „präsentierte“ Cartoonsequenz „Hot Choch'late Soldier“ war über Jahrzehnte hinweg nur dem damaligen Kinopublikum vorbehalten, gab Walt Disney nur die exklusive Erlaubnis den Kurztrickfilm im Kinoeinsatz von HOLLYWOOD PARTY zu zeigen. Erst 1992 erlaubte die Disney Company dem neuen Rechteinhaber Ted Turner eine Verbreitung der Szene im Heimkinosegment.

Insgesamt bietet der Film einen durchwachsenen Spaß, sieht man doch nur allzu deutlich, wie hier acht(!) Regisseure verschlissen worden, um ein mit der heißen Nadel gestricktes Kommerzprodukt zu runterzukurbeln. Die im Vorfeld groß für den Film angekündigten Stars wie Clark Gable, Wallace Beery, Buster Keaton, Jean Harlow und Joan Crawford blieben dem Set fern. Und taten gut daran: der Film wurde ein verdienter kommerzieller und künstlerischer Reinfall. Immerhin ist er aus filmhistorischer Sicht ein amüsantes Anekdötchen.


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TARZAN AND HIS MATE (TARZANS VERGELTUNG)


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TARZAN AND HIS MATE
(dt. Titel: TARZANS VERGELTUNG)
USA, 1934
Metro-Goldwyn-Mayer (MGM)
Regie: Cedric Gibbons, Jack Conway, James C. McKay
Produktion: Bernard H. Hyman
Buch: James Kevin McGuiness, nach Charakteren von Edgar Rice Burroughs
Kamera: Clyde De Vinna, Charles G. Clarke
Schnitt: Tom Held
Darsteller: Johnny Weissmuller (Tarzan), Maureen O'Sullivan (Jane Parker), C. Aubrey Smith (James Parker), Neil Hamilton (Harry Holt), Paul Cavanagh (Martin Arlington), Forrester Harvey (Beamish) uvm.
Erstaufführung: 16. April 1934


Inhalt: Das ungestörte Glück scheint dem Liebespaar Tarzan (Johnny Weissmuller) und Jane (Maureen O'Sullivan) nicht vergönnt. Janes ehemaliger Verlobter Harry Holt (Neil Hamilton) kehrt in den Urwald zurück um Jane zur Rückkehr in die Zivilisation zu bewegen. Doch Tarzan muss nicht nur um sein Liebesglück kämpfen als die Angehörigen Holts auf der Expedition gleichzeitig noch einen heiligen Elefantenfriedhof um die wertvollen Elfenbeinbestände plündern wollen.


Zweites Tarzan-Abenteuer mit Johnny Weissmuller in der Titelrolle. In der Zeit, in der drei weitere Tarzan-Darsteller für diverse Studios in Konkurrenz um die Dschungelkrone gingen, konnte sich die MGM als mit Weissmuller behaupten. Noch immer war er der größte Kassenmagnet, MGM ließ sich den Erfolg auch einiges kosten. TARZAN AND HIS MATE kostete bereits beinahe 1,3 Millionen Dollar – mehr als das Doppelte noch von seinem Vorgänger TARZAN THE APE MAN.

Und so steht natürlich das reine Spektakel, das große Abenteuer – garniert mit etwas Romantik und einer kleinen Portion Sozialkritik – im Vordergrund. Und kann sich sehen lassen. TARZAN AND HIS MATE ist ein für seine Zeit rundum gelungener Kurzweiler, gewiss wieder betont trivial, dennoch merzte er einige trashige Einlagen, die noch sein Vorgänger unfreiwillig komisch wirken ließ, aus.

Das fertige Produkt lässt dabei nicht erahnen, welch Schwierigkeiten das Projekt während seiner Entstehung durchlaufen hatte. Ursprüngliche nahm im Regiestuhl Cedric Gibbons platz, eigentlich der bekannteste Art Director Hollywoods. Er entwarf die Oscar-Statue, gehörte zu den Mitbegründer der Academy und wurde öfter mit dem Academy Award nominiert (30x) und ausgezeichnet (11x) als jeder andere seiner Berufskollegen. Im Regiefach schien er jedoch schwerst überfordert. Nachdem rund 50.000 m Filmmaterial unnötig verschlissen wurde, zog MGM-Boss Thalberg ihn notgedrungen ab und ersetzte ihn durch Jack Conway. Gibbons versuchte sich nie wieder als Regisseur und blieb seinem ihm vertrauten Handwerk treu. Conway wiederum verscherzte es sich schnell mit der Crew, zeigte er sich auf dem Set eher als unnachgiebiger Diktator, im Gegensatz zu dem beim Team sehr beliebten Gibbons. Zu Ende geführt wurden die Dreharbeiten schließlich von James McKay, der ursprünglich nur in den anspruchsvollen Tierszenen Regie führen sollte.

Als der Film dann fertig war, löste er einen Sturm der Entrüstung aus (und lockte unzählige neugierige Zuschauer in die Lichtspielhäuser). Aufreger war eine ausführliche Nacktbadeszene mit Tarzan und Jane. Nicht Maureen O'Sullivan selber zeigte hier ihren hübschen Körper in seiner gesamten Pracht, sondern das Bodydouble Josephine McKim. Aus heutiger Sicht an Harmlosigkeit nicht zu unterbieten, ging die Szene für damalige Verhältnisse doch weiter, als alles zuvor dargewesene. Die mehrminütige Sequenz knistert geradezu von Erotik und ließ Hollywoods Sittenwächter gingen auf die Barrikaden. Die Folge war, dass Tarzan und seine Jane in Zukunft nur noch gesitteter auf der Leinwand auftreten duften. Tarzans knapper Lendenschurz wurde verlängert und musste von nun über den Bauchnabel gehen und Janes lässiger Leopardenfellbikini musste einem züchtigen Einteiler weichen. Im deutschen Verleih fiel diese Szene der Zensur zum Opfer. Das Publikum hierzulande kam erst mit der DVD-Veröffentlichung des Films in den Genuss von Janes unverhüllten Anblick.


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WALTZES FROM VIENNA


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WALTZES FROM VIENNA
Großbritannien, 1934
Gaumont British Picture Corporation / Tom Arnold Films
Regie: Alfred Hitchcock
Produktion: Thomas Charles Arnold
Buch: Guy Bolton, Alma Reville, nach dem Theaterstück Waltzes from Vienna von Guy Bolton und Heinz Reichert
Kamera: Glen MacWilliams
Schnitt: Charles Frend, Mme. H. Wurtzer
Darsteller: Esmond Knight (Johann Strauss Jr.), Jessie Matthews (Rasi), Edmund Gwenn (Johann Strauss Sr.), Fay Compton (Herzogin Helga von Stahl), Frank Vosper (Prinz Gustav), Robert Hale (Ebezeder) uvm.
Erstaufführung: März 1934


Inhalt: Johann Strauss (Esmond Knight), Sohn des großen Komponisten gleichen Namens (Edmund Gwenn), wird von seinem Vater dazu gebracht, das Bäckerhandwerk zu erlernen, obwohl er eigentlich lieber in dessen Fußstapfen treten möchte. Eine Chance dazu bietet sich ihm, als ihn die Herzogin Helga von Stahl (Fay Compton) darum bittet für sie einen Walzer zu komponieren. Frohen Mutes macht sich Johann an die Arbeit. Sehr zum Leidwesen seiner Verlobten Rasi (Jessie Matthews), die vor Eifersucht geradezu kocht.


Wenn da nicht der Name Alfred Hitchcock in den Anfangscredits erscheinen würde, man würde nicht glauben, dass diese verquaste Komödie, dem ersten Film nach Beendigung seiner unbefriedigenden Zusammenarbeit mit British International Pictures, von ihm stammt. Auch Hitchcock selbst ist dieses (O-Ton) „Musical ohne Musik“ stets fremd geblieben.

Anschauen sollten es sich nur Hitchcock-Komplettisten, die das Gesamtwerk der Regielegende zu begutachten gedenken. Wer ihn bis zum Ende erträgt bekommmt meinen uneingeschränkten Respekt. In Deutschland ist dieses Werk nie erschienen.

Eigentlich könnte man spätestens jetzt den Glauben an eine im Folgenden große Karriere Hitchcocks begraben. Wäre er nicht noch im selben Jahr auferstanden wie ein Phönix aus der Asche mit seinem nachfolgenden Werk – THE MAN WHO KNEW TOO MUCH. Aber mehr dazu später.


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IT HAPPENED ONE NIGHT (ES GESCHAH IN EINER NACHT)


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IT HAPPENED ONE NIGHT
(dt. Titel: ES GESCHAH IN EINER NACHT)
USA, 1934
Columbia Pictures Corporation
Regie: Frank Capra
Produktion: Frank Capra
Buch: Robert Riskin, nach der Kurzgeschichte Night Bus von Samuel Hopkins Adams
Kamera: Joseph Walker
Schnitt: Gene Havlick
Musik: Howard Jackson
Darsteller: Clark Gable (Peter Warne), Claudette Colbert (Ellie Andrews), Walter Connolly (Andrews), Roscoe Harris (Shapeley), Jameson Thomas (King Westley) uvm.
Erstaufführung: 22. Februar 1934


Inhalt: Der versoffene und erfolglose Reporter Peter Warne (Clark Gable) sieht seine Chance für eine große Story, als er zufällig der Millionärstochter Ellie (Claudette Colbert) begegnet, die sich auf der Flucht vor ihrem Vater (Walter Connolly) befindet, der die überstürzt geschlossenen Ehe zwischen ihr und dem unsteten Glücksjäger King Westley (Jameson Thomas) ein für allemal beenden will. In einem Reisebus heftet er sich an ihre Fersen, was für beide zu unvorhergesehenen Turbulenzen führt.


Mit IT HAPPENED ONE NIGHT etablierte sich Frank Capra endgültig als der „König des Screwballs“ und zeigt in einem vorzüglichen Musterbeispiel, was diese Spielart der Comedy so ausmacht: der Krieg zwischen den Geschlechtern, ausgefochten in geschliffenen, bissigen Dialogen.


Die Beteiligten waren zunächst nicht glücklich mit dem Projekt. Clark Gable und Claudette Colbert, die jeweils nur als zweite Wahl (bzw. im Fall von Colbert tatsächlich erst sechste Wahl!) besetzt wurden, fanden das Skript furchtbar. Colbert sagte nach Ende der Dreharbeiten tatsächlich so etwas wie, dass sie „am schlechten Film aller Zeiten“ mitgewirkt hat. Sie fiel sicher aus allen Wolken, als sie von den Oscarnominierungen erfuhr, die der Streifen einbrachte. So wurde unter anderem auch sie für ihr Schauspiel nominiert. Sie nahm die Nominierung mit müdem Lächeln zur Kenntnis und trug sich mit dem Gedanken, statt zur aussichtslosen Academy Award-Verleihung zu gehen, lieber einen Skiurlaub einzulegen.


Sie überlegte es sich doch anders. Zu ihrem Glück, so wurde sie Zeugin eines Osacarregens für den Film, der alle Hauptpreise (und damit in allen Kategorien, in denen er überhaupt nominiert war) abräumte, so für den Besten Film, das Drehbuch (tjaha), Regie, Hauptdarsteller Gable und sogar sie selbst bekam ihre unverhoffte Trophäe.


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SO EIN FLEGEL


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SO EIN FLEGEL
Deutschland, 1934
Cicero Film
Regie: Robert A. Stemmle
Produktion: Felix Pfitzner
Buch: Hans Reimann, Robert A. Stemmle, nach dem Roman Die Feuerzangenbowle von Heinrich Spoerl
Kamera: Carl Drews
Schnitt: Rudolf Schaad
Musik: Harald Böhmelt
Darsteller: Heinz Rühmann (Dr. Hans Preiffer/Erich Pfeiffer), Ellen Frank (Marion Eisenhut), Inge Conradi (Ilse Bundschuh), Annemarie Sörensen (Eva Knauer), Jakob Tiedtke (Rektor Knauer) uvm.
Erstaufführung: 13. Februar 1934


Inhalt: Bühnenautor Hans Pfeiffer (Heinz Rühmann) plant ein Stück über die Schulzeit. Hier fehlen ihm jedoch die praktischen Erfahrungen, da er selbst nie eine Lehranstalt besucht hat. So kommt er auf die wahnwitzige Idee, seinen Platz mit seinem jüngeren Bruder Erich (Heinz Rühmann) zu tauschen und für ihn die Schulbank zu drücken. War Erich dort schon kein Beispiel an Bravheit, so treibt es Hans mit derben Schulstreichen auf die Spitze.


Bereits zehn Jahre vor seinem großen Erfolg mit dem Evergreen DIE FEUERZANGENBOWLE spielte der damals aufstrebende Shootingstar Heinz Rühmann, der seit seinem Durchbruch mit DIE DREI VON DER TANKSTELLE (1930) bis dato in mehr als einem Dutzend Unterhaltungsfilme zu sehen war, die Rolle des investigativen Autors in Schuluniform (sowie die seines jüngeren Bruders). Nicht nur der Titel der Romanvorlage wurde in SO EIN FLEGEL geändert, auch die Handlung weicht doch deutlich von Heinrich Spoerls Buch ab.


Die meisten meiner Zeitgenossen werden wie ich sicherlich zuerst mit der 1944er-Version Bekanntschaft geschlossen haben. Verglichen damit fehlt es dieser Adaption auch deutlich an dem Esprit, den das Remake noch 66 Jahren noch immer so vergnüglich macht. An den Kinokassen war SO EIN FLEGEL ein bescheidener Erfolg. Die Neuverfilmung ein Jahrzehnt später entstammt schließlich dem guten Verhältnis zwischen Rühmann und dem „Führer“.


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DER SCHIMMELREITER


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DER SCHIMMELREITER
Deutschland, 1934
Fritsch-Tonfilm Prod. GmbH
Regie: Hans Deppe, Curt Oertel
Buch: Hans Deppe, Curt Oertel, nach dem Roman Der Schimmelreiter von Theodor Storm
Kamera: Alexander von Lagorio
Musik: Winfried Zillig
Darsteller: Mathias Wieman (Hauke Haien), Marianne Hoppe (Elke), Ali Ghito (Vollina), Hans Deppe (Knecht Iven), Walther Süssenguth (Ole Peters) uvm.
Erstaufführung: 12. Januar 1934


Inhalt: Landvermesser Hauke Haien (Mathias Wieman) schlägt Neid und Missgunst entgegen, als er zum Deichgrafen seiner Heimatgemeinde ernannt wird, da dies sonst eine Ehre ist, die keinem bürgerlichen Arbeiter zuteil wird. Die Stimmung kippt in blanken Hass um, als er gegen den Widerstand seiner konservativen Mitbürger einen von ihm selbst entworfenen, sicheren Deich erbauen lassen will.


Erstverfilmung von Theodor Storms 1888 erschienener bedeutenden Novelle gleichen Namens. Ungeschönt und frei von jeglichem Kitsch tragen die Regisseure Deppe und Oertel eine Sozialkritik vor, die oberflächlich gesehen, ganz auf der Linie des NS-Regimes liegt. DER SCHIMMELREITER lief auch im Ausland mit beachtlichem Erfolg.





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