evoken sagte am 20.02.2007, 20:13:
Ja, sicher ein Interessanter Gedanke! Aber andererseits ist diese ganze hell/gut gegen dunkel/böse-Geschichte mittlerweile ein solches Genre-Klischee geworden, dass man dem in meinen Augen keine tiefere Bedeutung mehr zumessen kann. Ich weiß auch nicht, ob man R. Scott unterstellen kann, einen Angriff auf das Kino an sich inszenieren zu wollen. Dafür finden sich doch im Endprodukt zuwenig Anhaltspunkte. Mit der gleichen Begründung könnte man dasselbe auch George Lucas unterstellen ("dunkle Seite der Macht" usw.) und spätestens das ginge definitiv zu weit, oder?

Klar, ist die Dichotomie von Hell/Dunkel=Gut/Böse ein Klischee, aber daran ist ja wohl kaum Ridley Scott Schuld. Das ist ja ein Motiv, das den Menschen wahrscheinlich von dem Augenblick an begleitet als er das erste Mal die Augen aufgemacht hat. Dass Scott das thematisiert (und zwar ohne jeglichen Firlefanz, sondern ganz nackt und direkt) würde ich ihm eher anrechnen und als Hinweis dafür nehmen, dass es ihm vor allem um formale Aspekte ging. Schließlich unterfüttert er die Werte Gut/Böse gar nicht, sie sind einfach nur "da".
Das ist aber nur einer der Unterschiede zu Lucas' Filmen. Der wesentliche liegt m. E. darin, dass Lucas sich der Metaphorik nur der Einfachheit halber bedient. Die Assoziationen (Dunkel=Böse) sind eben da, deswegen bedient er sie. Das passiert aber fast ausschließlich auf verbaler/sprachlicher Ebene – eben dadurch, dass von der "dunklen Seite" gesprochen wird. Seine Filme sind ja vor allem bunt und nun nicht in erster Linie düster, vielleicht mit der Ausnahme von Darth Vaders Rüstung.
Bei Scott kulminiert der Konflikt zwischen den beiden Kräften ja ganz explizit, indem am Ende das Böse/das Dunkle mittels eines Lichtstrahls besiegt wird, der die Schatten zerreißt und Darkness (!) in sein Reich zurückdrängt. Hier könnte man sogar soweit gehen, zu behaupten, dass Lucas in diesem Punkt besonders inkonsequent ist: Er lässt die "dunkle Seite der Macht" ja auch mit einem Lichtschwert kämpfen.
Ich weiß nicht, ob Scott meine Interpretation stützen würde, aber darum geht es ja auch nicht. Seine Interpretation ist gegenüber meiner nicht privilegiert. Sein Film ist frei und damit ist meine Meinung/Deutung genauso viel wert wie die seine, sofern ich sie denn begründen kann. Da ich andere Interessen und Quellen als Scott habe, komme ich wahrscheinlich zwangsläufig zu einem anderen Ergebnis als er. Ich glaube, man kann LEGEND so sehen, wie ich das tue. Man kann es aber auch lassen und ihn einfach nur blöd und kitschig finden, das ist schon OK.