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The retina of the mind's eye - Filmforen.de - Seite 8,63333333333

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The retina of the mind's eye


454 Antworten in diesem Thema

#230 Hick

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Geschrieben 26. Februar 2008, 08:00

Boy eats Girl (UK/Irland 2006, Stephen Bradley) (DVD)

Wie kann man sich den strunzblösen “Die Nacht der lebenden Loser” bloß zum Vorbild nehmen? Offenbar haben das die “Boy eats Girl”-Macher für eine gute Idee gehalten und den selben Film eigentlich noch einmal gedreht. Originell ist daran einzig, dass das der Aufhänger des Films ein Simulacrum ist, weil der Protagonist Suizid begeht und deshalb mit Voodoo-Ritualen wiedererweckt wird. Der Film könnte in der derzeitigen Situation also durchaus aus staatsmedizinisches Aufklärungsvideo für suizidale Jugendliche daherkommen. Allein dieses Aufkochen von Haiti-Mythologie hat doch der Zombiefilm aber eigentlich gar nicht mehr nötig - und wenn doch, dann sollten die ausgedehnten Fleischfress-Szenen wegfallen. Splatter isses ja und selbst in der deutschen Fassung erstaunlich bildgewaltig. Die Montage ist auch nicht immer dumm. Aber das rettet den Gesamtfilm leider nicht davor, ziemlich langweilig und uninspiriert (wohl aber inspiriert) zu erscheinen.

#231 Hick

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Geschrieben 26. Februar 2008, 08:01

Die Vorahnung (Premonition, USA 2007, Menan Yapo) (Blu-ray)

Schon das Cover hat den strukturalistischen Motor angeworfen und die ersten zwei Drittel des Films haben dann noch einmal ordentlich Bezin in den Tank gegossen. Ich erzähle die Geschichte mal so, wie ich sie zu sehen gezwungen wurde: Linda Quinn Hanson (gespielt von Sandra Bullock) wacht eines morgens auf und stellt fest, dass sie sich in einem Film befindet, dessen Segmente nicht von einem ordentlichen Cutter, sondern von David Lynch montiert wurden. Für ihr Leben bedeutet das, dass Wirkungen ihren Ursachen vorausgehen, dass die gewohnte Abfolge von Wochentagen jetzt einem fraktalen Algorithmus folgt und dass sie in der Vergangenheit aktiven Einfluss auf den Verlauf der Zukunft nehmen kann. Dumm nur, dass alle anderen Protagonisten nicht wissen, dass sich der Zeitverlauf in Präzessionsbewegung befindet. Vor allem dumm für ihren Mann, denn der stirbt bei einem Autounfall und Linda weiß das und dann ist er plötzlich wieder da, weil der Unfall noch gar nicht passiert ist und Linda weiß das auch usw.

Ärgerlich wird der Film ab dem Moment, wo er diese interessante Logik versucht durch 1. Esoterik zu erklären (die Blu-ray hält auch gleich ein Bonusprogramm zum Thema “Vorahnungen” bereit) und 2. Linda einen Pfaffen herbei zitiert, der ihr sagt, was schon Hamlet wusste, nämlich dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt … Ja, und dann ist da noch dieser Psychiater, der Linda nicht therapiert sonder stationiert und vom Drehbuchautor in seinem Aussehen und Gebaren aus Stokers “Dracula” geborgt worden ist. Es musste wohl so kommen, dass der Film eine solche Wendung nimmt, denn es ist für einen Film mit Sandra Bullock in der Hauptrolle ja auch einfach nicht auszuhalten, unverständlich (also: konsequent medial) zu bleiben. Wie schon in “White Noise” muss der mediale Exzess, der sich virusartig in alle Aspekte des Films verbreitet hat, im Wortsinne exorziert werden. Und wie schon bei “The Mist” und “Last Man on Earth” muss der liebe Gott einfach das letzte Wort haben. Immerhin bringt Linda aus dem Schneideraum nämlich auch einen dicken Bauch mit zurück in die kausale Welt.

#232 Hick

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Geschrieben 11. März 2008, 11:45

10.000 BC (USA 2008, Roland Emmerich) (PV Ufa Köln)

Podcast bei F.LM

#233 Hick

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Geschrieben 11. März 2008, 11:46

Taxidermia (Ungarn/Österreich/Frankreich 2006, György Pálfi) (DVD)

Ein verblüffender Film, stilistisch irgendwo zwischen Marco Ferreri und Jan Svankmajer. Erzählt wird die Geschichte dreier Generationen von Männern mit einem sehr hingebungsvollen Verhältnis zum Essen. Gemischt mit pornografischen Einlagen reiht sich Fressorgie an Fressorgie, gehen Protagonisten aus dem Leim, werden ge- und verfüttert. Zusammengehalten wird die Erzählung nur durch die “Familienähnlichkeit” der drei Männer und ihrer Geschichten, wobei die allererste mit ihrem herrlich verkitschten Burleskenhaftigkeit noch die unterhaltsamste ist.

#234 Hick

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Geschrieben 11. März 2008, 11:47

Der irre Flic mit dem heißen Blick (Revenge of the Pink Panther, UK/USA 1978, Blake Edwards) (DVD)

Der deutsche Verleihtitel ist wahrscheinlich schon die angemessenste Reaktion auf die Entwicklung von Figur und Erzählung der Pink-Panther-Serie. Die Erzählung, die im ersten Teil noch klar im Vordergrund stand, ist jetzt zum bloßen Vorwand für den Klamauk geworden: Clouseau operiert als Totgeglaubter und ermittelt gegen seinen Attentäter. Figuren wie Dreyfus und Kato werden bis zur Groteske weiterentwickelt. Sellers überstrahlt dabei alle und alles, was auch schon der Grund dafür ist, dass der Film als solcher goutierbar bleibt. Den darauffolgenden Teil kenne ich ja bereits und weiß, dass da wieder ein Gang zurückgeschaltet wird.

#235 Hick

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Geschrieben 11. März 2008, 11:57

Near Dark (USA 1987, Katherine Bigelow) (DVD)

Ein wenig schlecht ist er ja schon gealtert, der Vampirfilm, der keiner sein wollte. Aber aus der Distanz wird Projekt, das "Near Dark" verfolgt, noch wesentlich klarer: Ein Hybrid aus Horrorfilm und Western, das bereits 1987 etliches von dem vorwegnimmt, was "From Dusk til Dawn" 10 Jahre später noch einmal unter dem Verdikt postmoderner Ästhetik durchexerziert. "Near Dark" offenbart die paradigmatischen Erzählstrukturen beider Genres recht deutlich, ist gleichermaßen ein Film über Familie und coming of age wie über den Konflikt konservativer und progressiver Lebensformen "auf dem Lande".

Der Soundtrack von Tangerine Dream ist einer der besten, den die Band bislang komponiert hat.

#236 Hick

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Geschrieben 11. März 2008, 12:14

Untraceable (USA 2008, Gegory Hoblit) (PV Ufa Köln)

Kein Serienmörderfilm "der neuen Generation", sondern einer, der die letzte Generation spiegelt, in sich aufnimmt und verarbeitet. "Untraceable" steht in einer Reihe mit "Frauenfilmen" wie "The Silence of the Lambs", "Copykill" oder "The Cell". Die weibliche Ermittlerin ist eine erwachsen gewordene Clarice Starling, die sich nicht nur mit neuen medialen Bedrohungsszenarien konfrontiert wird, sondern die ganz neuen Qualitäten eigener Verwundbarkeit umzugehen lernen muss. "Untraceable" hat viel aus den drei erwähnten Filmen gelernt und übernommen - jedoch so, dass es nie als Zitat erscheint, sondern stets als Weitergedachtes. Das fängt bei der "Home Invasion"-Thematik aus "Copycat" an über das "Serienmord als Kunstinstallation"-Motiv aus "The Cell" bis hin zu Montagetricks und Figurenentwicklungen aus Demmes Film.

#237 Hick

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Geschrieben 22. März 2008, 20:53

Crocodile (Ag-o, Süd Korea 1996, Kim Ki-duk) (DVD)

“Visimundi” veröffentlicht dieser Tage zwei DVDs mit Filmen aus Kim Ki-duks Frühwerk. “Crocodile”, das Debut, habe ich gestern gesehen. Einmal abgesehen von der miserablen Bild- und Ton-Qualität (die der Verleiher jedoch mit dem Zustand des Masters plausibel erklärt), ist “Crocodile” ein wunderschöner Film, in dem sich bereits vieles von dem zeigt, was im späteren Werk Kims deutlich wird. Allen voran ist es das Thema des alternativen Familienkonzeptes, das bereits hier Einzug hält: Unter einer Brücke leben ein alter Mann, ein kleiner Junge und in Twentysomething, die von dem Hab&Gut der Suizidanten leben, welche allnächtlich von der Brücke in den Fluss springen. Als “aus Versehen” eine Frau, die sich das Leben nehmen wollte, von ihnen gerettet wird, formt sich nach und nach eine regelrechte Familienstruktur unter den ansonsten nicht verwandten Protagonisten aus. “Crocodile” ist wie ein ungeschliffener Diamant, der streckenweise rabiat und gewalttätig, dann aber wieder poetisch schön ist. Vor allem die Bildsprache, die stark im Kontrast zum Handeln der Figuren steht, zeigt, wohin Kim der Weg führen wird.

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#238 Hick

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Geschrieben 22. März 2008, 20:54

Das Imperium schlägt zurück (The Empire strikes back, USA 1980, Irvin Kershner) (DVD)

Der zweite Teil der Krieg-der-Sterne-Trilogie war mir immer als der interessanteste und komplexeste in Erinnerung. Wenn das stimmen sollte, schaue ich mir den ersten und dritten besser gar nicht noch einmal an. Es ist ja kaum zu glauben, wie aseptisch und spießig da Figuren entwickelt und Erzählung vorangetrieben wird. Ideologisch und sexualethsisch meint man sich in die 1950er Jahre zurück versetzt. Vielleicht gewinnt der Film ja durch die digitalen Nachbearbeitungen Lucas’ (das würde mich allerdings wundern, die haben ja schon bei “THX 1138″ eher verschlimmbessert).

#239 Hick

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Geschrieben 24. März 2008, 12:26

Mad Max 2 (Australien 1981, George Miller) (Blu-ray)

Einmal mehr bin ich fasziniert vom prognostischen Wert (science)fiktionalen Kinos. Miller beschreibt eine Zukunft, in der Kriege wegen des Rohstoffs Öl geführt wurden und immer noch werden. Das war freilich 1981 schon keine Utopie mehr, ist in der Überzeichnung der Dystopie jedoch sehr viel radikaler als es in der zeitgenössischen politischen Lage war. In welche Zukunft also schaut "Mad Max 2"? Ins Jahr 2020, 2050, 2100?

Die bei mir - vor allem zu Ostern - wieder in den Hinterkopf geratene Prämisse, es handele sich bei "Mad Max 2" auch um eine Adaption bzw. Projektion der biblischen Exodus-Erzählung, kann ich nur relativiert aufrecht erhalten. Zu stark wird der Mann Moses Max hier als mythische Heldenfigur destruiert, wenngleich sein Chronist aus dem Off dessen nachhaltigen Heldenstatus immer wieder hervorhebt. Dass das Volk Israel, hier dann wohl repräsentiert durch Aerobik- und Football-Modefetischisten - seinen Anführer nicht nur "in die Wüste" schickt, sondern ihm sogar noch den Sand mitgibt und das goldene Kalb in Form von Benzinfässern mit sich ins gelobte Land nimmt, wäre eine Bibel-Lektüre, die den Katholohardliner Mel Gibson sicherlich nicht geschmeckt haben dürfte.

Die Blu-ray von "Mad Max 2" kann sich "tagsüber" sehen lassen. Doch wehe, es wird dunkel im Film (das wird es zum Glück nicht oft). Dann bricht das große Bildrauschen aus und teilweise leuchtet das Bild von links stark ein. Da zeigt sich, dass der Zahn der Zeit vor dieser - wie auch vor jeder anderen Dystopie - kein Halt macht. Die Patina, mit der das Zukunftsbild dadurch belegt wird, macht die Vision (und die Luzizdität) dann schon fast wieder heimelig und erträglich.

#240 Hick

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Geschrieben 25. März 2008, 10:31

Der beste Mann bei Interpol (The Pink Panther strikes again, USA/UK 1976, Blake Edwards) (DVD)

Ich weiß nicht: Ist das schon der Höhepunkt in Sachen Klamauk aus der Pink-Panther-Reihe? Sellers schlägt geradezu Kapriolen, fällt mehrfach Treppen runter, öffnet und schließt falsche Türen und tut alles, um aus Versehen zum Helden zu werden. Der wahre Held ist jedoch Herbert Lom, der hier den bisherigen tragikomischen Höhepunkt erreicht. Lachend und mit Zahnschmerzen Todeswünsche ausrufend, den Phibes geben und sich zum irren Kopf einer internationalen Gangsterverschwörung emporzuschwingen. Mehr kann man einer Filmfigur nicht ins Drehbuch schreiben.

#241 Hick

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Geschrieben 02. April 2008, 07:46

Auf dem Highway ist die Hölle los 2 (Cannonball Run 2, USA 1984, Hal Needham) (VHS)

Mit dem Vorgänger kann es Teil 2 nicht aufnehmen; zu offensichtlich die Wiederholung, zu gering das Interesse an der Story. Ob der Film die 4/10 auf der imdb-Skala verdient hat, wage ich aber dennoch zu bezweifeln, denn gerade die Dichte an guten One-Linern und das immense Staraufgebot machen “Highway 2″ doch irgendwie auch zu einer komischen Huldigung Hollywoods. Dass der Film offenbar noch nicht auf DVD erhältlich ist, ist eigentlich eine Schande.

#242 Hick

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Geschrieben 02. April 2008, 07:47

Apokalypse 2024 (A Boy and his Dog, USA 1975, L. Q. Jones) (DVD)

Es grenzt schon an ein kleines Wunder, dass dieser Endzeitfilm, der George Miller als Inspirationsquelle für Mad Max gedient haben soll, nicht nur endlich auf DVD erhältlich ist, sondern auch noch pünktlich für die Vorrecherche zu einem Artikel über “50 Jahre Atomkrieg im Film”, den ich für epd schreibe, bei mir im Briefkasten lag.

Erzählt wird die Geschichte eines “Jungen” namens Vic (gespielt vom jungen aber eben nicht “Jungen” Don Johnson) und seinem sprechenden Hund, die in der Nachatomkriegs-Wüstenei ständig auf der Suche nach Essen und Frauen (für Vic) sind. Während ihrer Odyssee lehrt der Hund dem Vic die jüngere Geschichte und erschnüffelt Frauen. Sie geraten an eine Schönheit, die sich allzu bereitwillig hingibt und Vic in eine Unterwelt lockt, in der sich eine christofaschistische Gesellschaft aufgebaut hat. Vic soll dort als Besamungsmaschine den Genpool erneuern, was ihn zunächst freut - bis er herausbekommt, dass das mit der “Maschine” wörtlich gemeint ist. Er schafft es zu entkommen und führt seine Geliebte pünktlich zum Abendessen zurück an die Oberfläche.

Ein überaus bitterer und böser Film ist das, der den Zerfall der Zivilisation vielleicht besser beschreibt, als alle anderen Endzeitfilme. Der Zerfall der Moral wird nicht etwa durch unmoralisches Handeln verdeutlicht; Moralität ist als Luxusphänomen schlicht abwesend in der Welt von 2024. Während sich auf der Erdoberfläche Menschenrudel gegenseitig die letzten Ressourcen (vor allem in den zur Wüste gewordenen Städten vergrabene Lebensmittelkonserven) streitig machen, hat in der Unterwelt eine alptraumhaft bizarre Übersteigerung des Puritanismus die Zügel in der Hand. Es lässt sich also nirgendwo leben aber überall trefflich sterben. Wen wundert es da, dass das scheinbar Gute (Vic) sich schnell als bloß “gute Willkürlichkeit” und Opportunismus entpuppt.

Interessant ist übrigens die Geschichte, die der Verleihtitel hatte:

Der Junge mit dem Hund
In der Gewalt der Unterirdischen
Apocalypse 2024
Psycho Boy and his Killer Dog
Mad Don


… alles irgendwie niedlich - aber keineswegs abwegig.

#243 Hick

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Geschrieben 04. April 2008, 13:00

Malevil (Frankreich 1981, Christian de Chalonge) (VHS)

Was für ein seltsamer Film, der daherkommt wie eine jener surrealen Schauergeschichten Jean Rollins: Ein französisches Provinznest, das von einem Atomschlag überrascht wird. Eine handvoll Menschen, die sich zufällig im Weinkeller des Bürgermeisters aufgehalten haben, überleben und versuchen ihre Gemeinschaft neu zu ordnen. Fast stummt laufen sie durch die verbrannte und mit Asche übersäte Landschaft. Erst nach und nach finden ihre Worte wieder, wagen jedoch - bis auf ein einziges mal - nicht auszusprechen, was geschehen sein könnte. Die Zeit vergeht, sie bauen eine Agrarkultur aus und verjagen herum streundende Landstreicher, die sich an ihren Gütern vergehen wollen, mit Waffengewalt. Dann treffen Sie wenige Kilometer entfernt auf eine Endzeitsekte, die sich in einem Eisenbahntunnel verschanzt hat und dort von einem mordlüsternen Guru befehligt wird. Zunächst versuchen sich die Gruppen in wirtschaftlichen Beziehungen, beginnen aber schon bald einen Verteilungskrieg gegeneinander, der mehr und mehr zu einem System-Konflikt gerät.

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“Malevil” ist zunächst einmal ein hervorragend inszenierte und interessant besetzter (Hanns Zischler, Jean-Luis Trintignat) Endzeitfilm aus dem Herzen Europas. Die verbrannte Erde, die der Film zeigt, gewinnt beinahe abstrakte Schönheit durch das Auge der Kamera. vertrocknete Flussbetten, sich in den weiten Landschaften/Einstellungen verlierende Gestalten, unvermutete Nah und Großaufnahmen vom Leben und Sterben. Etwas bemüht und teilweise zu stark behauptet, wirkt der Konfikt im zweiten Teil des Films. Darin jedoch zeigt sich erst die (friedens)politische Botschaft von “Malevil”.

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#244 Hick

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Geschrieben 04. April 2008, 13:03

On the Beach (USA 1959, Stanley Kramer) (DVD)

Die erste Woge des Kalten Krieges ebbt ab und die Angst vor einem Atomkrieg wird diffuser. Ende der 1950er Jahre scheint eher das versehentliche Abschießen von Atomraketen ein Grund für den Weltuntergang als ein konkreter Konflikt - darüber wird auch in “On the Beach” sinniert. Kramers Film wirkt auf seiner Oberfläche beinahe wie ein Hollywood-Melodram der 50er, was nicht zuletzt an der Besetzung liegt. Und über weite Strecken handelt er auch von Suchen, Finden und Verlieren der Liebe. Nur dass diese von der nahen Vernichtung des Menschheitsrests bedroht ist, denn eine radioaktive Wolke nähert sich Australien, dem letzten Refugium einer atomverseuchten Welt. Um eine Hypothese zu bestätigen oder zu widerlegen (dass sich die Strahlung durch Wettereinflüsse eventuell abgeschwächt hat) und weil man ein ominöses Morsefunk-Signal aufgefangen hat, wird eine U-Boot-Expedition über den Pazifik an die Westküste der USA geschickt.

Genau hier bricht das Melodram dann in den Endzeitfilm um. Die U-Boot-Besatzung findet entvölkerte Städte vor. Die Atombomben haben alles Leben ausradiert und nur eine unsichtbare und unspürbare Gefahr hinterlassen. Es ist das Skandalon und gleichzeitig die Chance des Films, dass die Radioaktivität nicht “direkt” gezeigt, sondern nur in ihren Konsequenzen vorgeführt werden kann. Und die sich in “On the Beach” weniger physisch als psychisch. Kaum gibt es Kranke, aber es häufen sich die Sterbewilligen, die Verleugner und die Fatalisten. Eine der erschütterndsten Szenen des Films ist, als Anthony Perkins, kurz bevor er mit dem U-Boot ins Ungewisse abreist, seiner Frau und beider Baby die tödliche Dosis Medikamente bringt und ihr sagt, wann sie sie einnehmen müssen. Darüber hinaus hält sich der Film jedoch mit solchen Momenten zurück, wirkt schon fast aseptisch in der Darstellung des Weltuntergangs. Von “On the Beach” ist vielleicht das Sinnbild für die Entvölkerung der Welt im Film ausgegangen: Leere Straßen mit durch sie flatternden Zeitungsfetzen:

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#245 Hick

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Geschrieben 04. April 2008, 13:31

Birdcage Inn (Paran daemun, Süd Korea 1998, Kim Ki-duk) (DVD)

Kims frühe Filme sind wie rohe, ungeschliffene Diamanten. Der Glanz des späteren Werks lässt sich bereits in vielen Facetten erahnen. Vor allem der Motivfundus zeigt sich bereits früh: außergewöhnliche Familienstrukturen, Sexualität und Gewalt, Selbstfindung und Harmonie in der denkbar größten (optischen und emotionalen) Disharmonie. “Birdcage Inn” ist ein Film über eine junge Frau, die als Prostituierte in einer kleinen Pension arbeitet und dort in die Familie der Wirtin integriert wird. Nach und nach greifen alle Familienmitglieder auf ihre Dienste zu, ohne dass es offenbar würde. Nach außen stets um die soziale Distanz zu der Prostituierten bemüht, entwickelt sich nach innen ein emotionales und sexuelles Abhängigkeitsverhältnis. Die scheinbar freie Bürgerschicht muss in der tabulos gelebten Gegenwart des Mädchens ihre eigenen Schranken erkennen. Und während sich diese zusehends von den sie beherrschenden Strukturen und Menschen emanzipiert und eine aufrichtige Liebesbeziehung aufbaut, hinterlässt sie die Gastgeberfamilie als geläutert und endlich aufrichtig zu ihren eigenen Bedürfnissen stehend zurück.

Das Märchen vom Aschenputtel drängt sie wie die Redewendung vom “Goldenen Käfig” auf, wenn sich die Story des Films vor einem ausbreitet. Ki-duk findet nicht nur genau die richtigen Worte (für die Dialoge der Protagonisten), sondern auch Bilder. Er kontrastiert die triste Existenz in der Pension, den Schmutz und die Gewalt mit wunderschönen Bildern von endlich erreichter Einsamkeit und ungewöhnlichen Drehplätzen. Alles das ist in einem unaufgeregten, trangeden Rhythmus erzählt, der den Zuschauer zu keiner trotz der mangelnden Zimperlichkeit der Geschichte enerviert. Das ist auch beim späteren Kim so - und das ist einer der Gründe, warum ich seine Filme so mag.

#246 Hick

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Geschrieben 06. April 2008, 08:24

Time Crimes (Los Cronocriménes, Spanien 2007, Nacho Vigalondo)

Ein Mann beobachtet, wie sich in einem Wald in der Nähe seines Hauses eine Frau entkleidet. Er geht zu ihr, sieht sie bewusstlos auf dem Boden liegen und wird von einem mit Mullbinden Vermummten attackiert. Panisch flieht er in ein nahe stehendes Gebäude und wird dort von einem Wissenschaftler aufgegriffen, der ihm anbietet, ihn in einem Tank vor seinem Verfolger zu verstecken. Kurz nachdem sich der Tankdeckel schließt, gibt es einen Blitz und der Verfolgte findet sich eineinhalb Stunden in die Vergangenheit zurück versetzt - der Tank war offenbar Bestandteil einer Zeitmaschine und er unfreiwillige Testperson des Wissenschaftlers. Er verlässt das Labor und sieht sein vergangenes Selbst durch ein Fernglas in seinem Garten sitzen. Weil er will, dass es ihn nur einmal gibt, zwingt er den Wissenschaftler, das Experiment zu wiederholen, gerät kur darauf in einen Autounfall, zieht sich eine Platzwunde am Kopf zu, umwickelt seinen Kopf mit Mullbinden und entführt eine junge Frau, die er zwingt, sich im Wäldchen in der Nähe seines Hauses zu entkleiden, um sein vergangenes Ich anzulocken … Wer den Autounfall verursacht hat, der zu der Kopfwunde geführt hat, ist da schon fast kein Geheimnis mehr.

“Time Crimes” ist ein interessant konstruiertes Zeitreise-Experiment, das sich nicht nur der Frage der vermeintlichen “Logik” von Zeitreisefilmen widmet, sondern gleichzeitig auch die (hier konfligierenden) Zeitphänomende des Films (Produktionszeit, gefilmte Zeit, Filmzeit bzw. Rezeptionszeit) in Augenschein nimmt. Der Mann wird schließlich zum Zuschauer seines eigenen Lebensfilms, den er, je öfter er ihn “wiederholt”, aus einer sich immer stärker elaborierenden Perspektive wahrnimmt. Sein Wunsch ist es, zum totalen Zuschauer zu werden, der (endlich) genauso viel weiß, wie der Erzähler. Doch dazu müsste erst einmal geklärt werden, worin die Ursünde des Filmischen liegt: nämlich in der Montage. Am Anfang sehen wir den Mann auf seinem Bett sitzen und nach ein paar seltsamen Jump Cuts wieder aufstehen. Schon da ist er eigentlich das Opfer einer Zeitreise geworden.

Diary of the Dead (USA 2007, George A. Romero)

George A. Romero hat sich noch einmal für seine Untoten hinter die Kamera gestellt und den fünften Teil seiner Saga gedreht. Er erzählt die Geschichte aus Night-Dawn-Day-Land jedoch nicht weiter, sondern erneut und aus anderer Perspektive. Die Zombie-Seuche bricht im YouTube-Zeitalter aus, während eine Hand voll Filmstudenten gerade einen Mumien-Film drehen. Sie fliehen vom Drehort, gelangen aber in eine im Chaos versinkende Welt. Romero versucht das Zombie-Thema hier “medial aufzubereiten”, indem er der “unerhört demokratischen Gemeinschaft der Gleichen” (Baumann) die unerhört demokratischen Medien des Web2.0 gegenüberstellt. Der sozialkritische Impetus seiner Vorgänger wird in “Diary” dadurch eingeholt und aktualisiert. Romero lässt seine Protagonisten vom Weltuntergang ungekürzt, zeitnah und aus nachvollziehbarer Perspektive berichten. Heraus kommt dabei ein herrlich disparat wirkender Film, der seine Story nur dazu benutzt, die Grundidee durchzudeklinieren und dabei möglichst viele “demokratische Medien” (Handycams, YouTube-Clips, gekaperte Überwachungskameras, …) zu inszenieren. Leider vergisst er dieses Projekt im letzten Viertel dann wieder, wird “erzählerisch” (was bis hin zu solchen One-Linern wie “Behalte du das Haus, ich nehme das Auto.” - die Szene wird sich beim Sehen selbst erklären! - reicht) und schließlich sogar moralinsauer. Das “I wonder who the real cannibals are” aus “Cannibal Holocaust” hat man seit Ende der 1970er Jahre doch nun wirklich begriffen. Aber so ist er halt, der Romero.

Doomsday (UK/USA/Süd Afrika 2008, Neil Marshal)

Was hätte es für ein schöner Anschluss an “Diary of the Dead” werden können. Ein tödliches Virus befällt Menschen in Schottland, breitet sich rasant aus und nur noch die Totalabriegelung des Landes hindert es an der Verbreitung. 30 Jahre später hat sich das Problem scheinbar selbst erledigt - keine Lebenszeichen sind mehr in Schottland wahrzunehmen. Da tauchen Infektionen im Herzen des überbevölkerten Londons auf. Zufälligerweise entdeckt man auf einem Satellitenbild, dass es in Glasgow doch noch Menschen gibt, die dann wohl immun sein müssen. Eine Elitetruppe wird nach Schottland geschickt, um einen Arzt zu finden, der kurz nach der Abriegelung des Landes in Funksprüchen angedeutet hat, eine Heilung gefunden zu haben. Was folgt, nachdem sich die Schotten zu Schottland hinter den Engländern schließen, ist ungeheuerlich.

Der Drehbuchautor von “Doomsday” verachtet sein Publikum scheinbar derartig, dass er ihm ohne mit der Wimper zu zucken plagiierte Versatzstücke aus allen bekannten Endzeitfilmen der letzten 20 Jahre vorsetzt. Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll, den Film zu kritisieren, so viel spinnerte “Ideen” finden sich darin. Für den einen mag die kannibalische Post-Nuke-Punk-Bewegung in Glasgow nebst ihrer allabendlichen Tanzkonzerte zu Gassenhauern der 1980er Jahre schon der Gipfel sein. Andere könnten den Kinosaal verlassen, wenn sie sich unversehens in einer Mittelalter-Kitschlandschaft mit Rittern und zynischen Arena-Kampfspielen wiederfinden. Und wenn die verbliebenen Elitesoldaten sich dann nach dem x-ten erfolgreichen Befreiungsversuch in einem über 30 Jahre unentdeckt gebliebenen Depot/Bunker einem tollen, windschnittigen Neuwagen gegenüber sehen, den der Film dann für eine völlig verworrene Mad-Max-2-Verfolgungsjagd (mit Musikbegleitung von Franky goes to Hollywoods “Two Tribes”!) einsetzt … vielleicht ist der Kinosaal dann schon leer. Zu wünschen wäre es dem Film und seinen Machern.

Frontier(s) (Frontière(s), Frankreich 2007, Xavier Gens)

Nach dem “Doomsday”-Fiasko konnte man angesichts der TCM-Adaption “Frontier(s)” schon fast milde gestimmt sein. Das Konzept ist aus den Terrorfilmen der vergangenen Jahre bekannt: Eine Gruppe junger Leute fährt von der Stadt aufs Land (Hintergrund sind die riots in den Pariser Vororten, die die Kids, die im Trubel Geld gestohlen haben, Richtung Holland fliehen lässt). Ein Zwischenstopp in einem Motel entpuppt sich schnell als Fehler. Die Betreiberfamilie wird von einem alten Nazi angeführt, der eine Gruppe Wahnsinniger aber durchaus schlagkräftiger junger Leute um sich geschart hat, die ihn nun mit Frischfleisch versorgen. Nach und nach fallen die Reisenden den Barbaren zum Opfer, werden grausam gefoltert, getötet und verspeist. Dass es eine Überlebende geben wird, ist nicht nur eine Regel derartiger Filme, sondern leitet sich schon daraus ab, dass eine der Reisenden eine schwangere junge Frau ist. So jemand darf (außer in den Filmen D’Amatos) nicht geopfert werden.

“Frontier(s)” ist ein recht dreister Film. Kein Detail wird ausgelassen. Die Menschenschlachtungen werden minutiös vorgeführt, die Folterungen in endlosen Sequenzen dargelegt. Der Plot fährt mit dem Zuschauer Achterbahn, lässt einzelne Opfer immer wieder entkommen, um sie dann doch wieder in die Arme ihrer Peiniger zu führen. Mehrere scheinbare Finalszenen wechseln einander ab, bis dann schließlich wirklich kein Bösewicht mehr übrig ist. Der Film ist von einer optischen Brachialität, die mir so noch nicht untergekommen ist. Der Splatter scheint wirklich nur noch quantitativ überbietbar zu sein. Schade nur, dass man ein solch fadenscheiniges Konstrukt wie den Nationalsozialismus als “Wurzel allen Übels” herbeireden musste. Der Vater der Familie übt sich nicht nur in NS-Ideologie, er lässt auch gelegentlich Phrasen der Nazis einfließen: “Arbeit macht frei”, “Unsere Ehre heißt Treue” verwoben mit hin und wieder gepfiffenem “Lili Marleen”-Liedchen - das ist wirklich zu einfach und zu albern, als dass es wirklich irgendwie bedrohlich sein könnte. Und wenn dem Nazi-Papa dann auch noch seine Phonetik entgleitet und aus dem Koppel-Spruch der SS ein “Unsere Ehre heißt Trö!” wird, ja, dann erreicht der Film wirklich genau das Gegenteil, was er (wahrscheinlich) beabsichtigte.

#247 Hick

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Geschrieben 09. April 2008, 07:43

Eden Log (Frankreich 2007, Franck Vestiel)

Ein Mann erwacht in einer Wasserlache, tief unter der Erde. Nur schwach wird er von einer flackernden Glühbirne beleuchtet. Um ihn herum: Leichen, Wurzelwerk, Schlamm. Er kämpft sich durch das sumpfige Dickicht, erreicht einen Lastenaufzug, fährt nach oben und landet doch wieder nur ein einem Untergeschoss". Nach und nach erfährt er, dass er sich unterhalb eines Baumes befindet, dessen Wurzelwerk zur Energieerzeugung angezapft wird. Ihm begegnen entstellte Menschen, die nach seinem Leben trachten und eine Frau, die offenbar etwas mehr weiß als er. Gemeinsam mit ihr versucht er weiter nach oben zu gelangen. Mit jedem überwundenen Stockwerk erlangt er sein Gedächtnis zurück und versteht mehr und mehr, was um ihn herum geschieht.

Es hat wirklich ein paar Tage gebraucht, bis ich mir darüber klar geworden bin, ob mir "Eden Log" gefällt - und er tut es. Die Verbindung von Darstellungsweise der Unüberschaubarkeit, die starken Kontraste, das ungewöhnliche Setting, die Zerstörung der Unterwelt mit all ihren Nuancen machen aus "Eden Log" zunächst einmal einen sehr unangenehmen, beklemmenden Film. In dem Maße, wie der Film seine Erzählung schleppend Bruchstück für Bruchstück entfaltet, offenbart sich dem Zuschauer auch das parabelhafte philosophische Konzept des Films. Das Durchdringen an die Oberfläche als eine Flucht aus der Platon'schen Höle und gleichzeitiges Überwinden des Absurden führt den Protagonisten nicht etwa ins Licht, sondern in eine Welt, in der er, der auf seinem Weg seine Menschlichkeit zurückgewonnen hat, keinen Platz hat.

Es ist erstaunlich, das gerade Filme, die Bäume als zentrale Metapher inszenieren, sich einer kryptischen Metaphorik offenbar nicht zu verschließen in der Lage sind. Der Baum mit seinem gespiegelten Doppel-Rhizom lädt aber auch geradezu dazu ein.

[Rec•] (Spanien 2007, Jaume Balagueró, Paco Plaza)

Man tut Balagueró sicherlich nicht Unrecht, wenn man seine Sujets in die Tradition der Gothic Novel stellt. Seine bisherigen Filme haben gekonnt Motive der Schauerromantik mit kontemporären Stoffen und Problemen verwoben. In "Rec" ist das wieder so, wenngleich das "Haunted House"-Motiv hier wesentlich zurückhaltender eingesetzt wird als in "Fragile", "Darkness" und "Los sin nombre". Dafür drängen sich die zeithistorischen Bezüge mehr und mehr in den Vordergrund. Zuallererst musste ich natürlich an die "9/11"-Doku von James Hanlon et al. denken, in denen ein Dokumentarfilm-Team die Feuerwehr zufällig an jenem schicksalhaften Tag zu einem Einsatz am World Trade Center begleitet. In "Rec" verfolgt der Pseudodokumentarismus dieselbe Spur und wieder ist es ein Haus, das zum Dingsymbol für eine facettenreiche Katastrophe wird.

Aber Balagueró wäre nicht er selbst, wenn er dieses Setting nicht dazu nutzen würde, sein Talent für atemstockenden Horror zur Geltung zu bringen. Zunächst sind es reine Schockszenen, die einen als Zuschauer zusammenzucken lassen; mehr und mehr wird jedoch die ausweglose Situation im abgeriegelten und von infektiösen Zombies befallenen Haus dazu genutzt, das Unerwartete des Schocks in einen Thrill und Grusel der Gewissheit umzumünzen. Das Finale des Films zieht diesbezüglich sämtliche Register. Nur selten (vielleicht bei "The Grudge" und "Shutter") war es so unangenehm "sehen zu müssen".

Inside (À l'intérieur, Frankreich, Alexandre Bustillo, Julien Maury)

Was ist los im Staate Frankreich möchte man nach dem Doppelmissvergnügen von "Frontier(s)" und nun "Inside" fragen. Die Krawalle, die sich vor einigen Monaten in den Pariser Vororten zugetragen haben und der politische Umbruch in Richtugn Sarkozy, waren offensichtlich traumatischer als es bei mir angekommen ist. "Inside" als Parabel über Schwangerschaft (abermals!) zu sehen, fällt einem angesichts der überbordenden Gewaltdarstellung des Films nicht leicht: Eine hochschwangere Frau zu Weihnachten allein in ihrem Haus. Ihr Partner bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Eine andere Frau vor dem Haus. Sie will das Kind - und zwar noch bevor es geboren wird. Solche Dramen sind tatsächlich bekannt, aber dass und wie der Film sie aufgreift und daraus seinen unfassbaren Terror konstruiert, war für mich bisher zumindest undenkbar. "Inside" ist letztlich genauso zynisch (und vielleicht deshalb so realistisch) und ebenso hoffnungslos wie "Frontier(s)" - Kino das absolut keinen Spaß macht, keinen Spaß machen will und kann, das vor den Kopf stößt und mit dem Tonfa in den Bauch schlägt. Immer und immer wieder.

#248 Hick

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Geschrieben 09. April 2008, 07:58

The Addiction (USA 1995, Abel Ferrara) (DVD)

Was für eine Enttäuschung. Ferraras Film beginnt überaus spannend, erzählt aus einer Perspektive, die das intellektuelle Potenzial des Stoffes wie seines Autoren zu betonen scheint. Dann bricht der Film jedoch ein, weil er sich nicht entschließen kann, ob er Genre- oder Kunstfilm sein will, ob er seine Vampir-Thematik wörtlich nimmt oder sie zu einem moralischen Konzept umkodiert. Dass Ferrara das nicht gelingt, liegt vor allem daran, dass er in "The Addiction" ein Milieu aspektiert, in dem er sich offenbar überhaupt nicht auskennt: eine geisteswissenschaftliche, ja, philosophische Fakultät, ein Doktorandenseminar, in welchem eines der weiblichen Mitglieder nach einem Überfall auf offener Straße zum Vampir wird und sein Unwesen treibt. Ferrara lässt seine Protagonistinnen jedes erdenkliche philosophische Klischee vor sich herbeten, betreibt ein Namedropping, von dem sich sogar Woody Allen noch eine Scheibe abschneiden könnte, und überfrachtet seinen Film auf diese Weise mit einer psuedo-philosophischen (gewollt war wohl eine existenzialistische) Botschaft, die allenfalls auf Unbelesene und -bedarfte Eindruck machen könnte. Sehr traurig auch, wie Ferrara Christopher Walken in einer viel zu kurzen Sequenz verheizt. Allein Walken hätte aus dem Film wesentlich mehr machen können. als er letztlich geworden ist.

Warum Kinowelt den Film unsynchronisiert und OmU bringt, ist mir unverständlich. So gehaltvoll sind ja wie gesagt die Dialoge ohnehin nicht. Vielleicht hat sich aber niemand getraut, die Poesiealben-Sprüche Heidggers und Nietzsches, mit denen da um sich geworfen wird, aus der englischen zurück in die deutsche Sprache zu übersetzen.

Meine Kritik bei F.LM

#249 Hick

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Geschrieben 15. April 2008, 10:40

Eins, Zwei, Drei (One, Two, Three, USA 1961, Billy Wilder) (DVD)

Wilders Cold-War-Comedy bildet den Auftakt zu einer kleinen Retrospektive, die ich zum Werk des Regisseurs plane. Anfangs braucht der Film etwas um warm zu werden (oder ich, um mit ihm warm zu werden); aber in dem Moment, wo Horst Bucholz als proletenhafter Proletarier auftritt und dem Coca-Cola-Magnaten die Revolution an den Hals wünscht, überschlägt sich das Drehbuch förmlich. Allein das Sprachwitz-Talent James Cagneys ist unerhört und hier sicherliche einer der Höhepunkte der Komödien-Filmgeschichte.

Wie Wilder den noch in den Kinderschuhen steckenden kalten Krieg (der mit dem Bau der Berliner Mauer und danach der Invasion der Kubanischen Schweinebucht seinen Höhepunkt findet) hier quasi metaphorisch als Ost-West-Handelsbeziehung und -Paarbildung vorwegnimmt, hat schon fast hellseherischen Wert. Die großen Systeme entlarven sich in "Eins, Zwei, Drei" gegenseitig in ihrer Scheinhaftigkeit, indem Wilder deren Statthalter (eben: Cagney und Buchholz) mit den Insignien der Ideologie wedeln lässt. In der Autofahrt zum Flughafen gegen Ende vermischen sich die Einstellungen und Körper dann derartig, dass sämtliche Differenzen "fahren gelassen" werden.

#250 Hick

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Geschrieben 23. April 2008, 06:28

Eraserhead (USA 1977, David Lynch) (DVD)

Screening zum Seminar. Intendiert war von mir, den Studenten zu zeigen, wie es eigentlich mehr ihre auf Konventionen beruhende Erwartungshaltung und Seherfahrung ist, die einen Film wie "Eraserhead" so opak und "unverstehbar" erscheinen lässt. Den Intentionalismus (Lynch und der Surrealismus) beiseite schiebend, ist es uns dann gelungen, mit Balasz' Begriff der "Subjektivität" (in seiner Doppelbedeutung) einen Ansatz zu finden, "Eraserhead" zumindest auf dieser Ebene zu entzaubern. Ein Rätsel und ein Meisterstück bleibt der Film natürlich dennoch

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Geschrieben 23. April 2008, 06:28

Schramm (D 1993, Jörg Buttgereit) (DVD)

Gerade weil ich beide Filme ja nun in kurzem Abstand zueinander gesehen habe, kann ich ohne große Scheu behaupten: "Schramm" ist schon irgendwie der deutsche "Eraserhead". Enigmatisch, düster, zur Anteilnahme auffordernd und vor allem neutral gegenüber seinem Gegenstand ist Buttgereits letzter Film gleich auch sein bester. Das, was aus Budgetgründen am Set nicht realisiert werden konnte, leistet das Team am Schnittpult. Die auf das Repetitive bedachte, beinahe schon fugenhafte Bilderzählweise setzt zeitlich verschiedene Ereignisse zueinander ins Verhältnis, verlangt nach Neubewertungen und ist letztlich auch der Grund für die überaus fruchtbare Indifferenz, die der Film zu seinem Sujet einnimmt. Jetzt, nach "Schramm", unterstreiche ich meinen Wunsch nach einem neuen Buttgereit einmal mehr. "Nekromantik 3" muss kommen ... am besten wieder mit Monika M., die in "Schramm" schauspielerisch noch eins drauf gelegt hat.

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Geschrieben 28. April 2008, 07:37

Lost Highway (USA 1996, David Lynch) (DVD)

Über den Film habe ich ja nun wirklich schon genug geschrieben. Was natürlich nicht heißt, dass ich schon genug drüber wüsste. Im Seminar haben wir uns auf der Basis von Edward Branigans Point-of-View-Theorie an “Lost Highway” herangemacht und verschiedene Arten von Blickstrategien daran analysiert. Etliche der Verwirrungen, die der Film bereithält, stammen aus dem missbräuchlichen Einsatz von PoV-Szenen. Die Konventionsverstöße sind dabei genauso vielfältig wie produktiv und schließen nicht zuletzt auch die intradiegetisch inszenierten Medien mit ein.

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Geschrieben 28. April 2008, 07:38

More (BRD/F/Lux 1969, Barbet Schroeder) (DVD)

Was Schroeder in seinem Debutwerk behandelt, ist nicht weniger als der Abgesang auf die Hippie-Ära. Schon 1969 hat sich für ihn die Weltflucht der “Generation of Love” in die Drogen als Weg ohne Rückkehr gezeigt. Er lässt seinen hoffnungsvollen deutschen Uni-Absolventen Stefan zuerst nach Paris reisen, dort die ehemalige heroinabhängige Amerikanerin Estelle kennen lernen und schickt dann beide in ihr sicheres Ende auf die Ferieninsel Ibiza. Dort stiehlt Estelle einem reichen deutschen Gönner 200 Portionen Heroin und hängt bald wieder an der Nadel. Stefan, der das zunächst vollkommen ablehnt, überredet sie schließlich doch zu einem Fix und besiegelt damit sein Schicksal. Nach und nach verlieren die beiden den Bezug zur Realität, bringen sich an den Rand des physischen und sozialen Ruins und können doch nicht aufhören und erst recht nicht voneinander loskommen. Schroeders Film problematisiert den Übergang von den “weichen” bewusstseinserweiternden Drogen zu den harten “Realitätsfluchthelfern” sogar, gibt Stefan und Estelle mehrere Möglichkeiten auszusteigen und umzukehren. Aber gerade ihr alternatives Weltbild scheint sie zu zwingen, diesen Weg des Nonkonformismus bis zu Ende zu gehen.

Eingefügtes Bild

“More” ist ein überaus bitterer Film, weil seine Bildsprache in so krassem Gegensatz zu seiner Fabel steht. Der Grund der Veröffentlichung der Filme war offenbar die Tatsache, dass “The Pink Floyd” (damals noch mit “The”) den Soundtrack zum Film beigesteuert haben. Die wenigen reinen Instrumentalstücke auf deren Album “More” haben allerdings nur selten Gelegenheit zum Soundtrack zu werden; zumeist werden die Songs als Source Music in die Handlung eingebaut, dann auch nur angespielt und damit zum akustischen Illustrator von “Hippieness”. Dass die Musik der Floyds eigentlich schon damals noch ganz andere Konnotationen gehabt hat (gerade Stücke wie “‘Quicksilver” und “Cirrus Minor” belegen dies), vermittelt der Film allenfalls in seinem kritischen Gestus.

#254 Hick

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Geschrieben 28. April 2008, 07:40

La Vallée (Frankreich 1972, Barbet Schroeder) (DVD)

Und auch der “zweite” Schroeder-Film nimmt sich noch einmal den Idealen der Hippie-Bewegung an. Dieses Mal ist es das tief im westlichen Denken verankerte (und wohl auf den Dualismus zurückgehende) Bedürfnis der Identifikation mit dem Anderen, was um 1970 im massenweisen Bekenntnis zu fremden Ethnien und Religionen seinen Ausdruck fand. Die Pariser Künstlerin Vivianne reist ins Herz Neu Guineas, wo sie auf der Suche nach seltenen Federn des Paradisvogels ist. Zufällig lernt sie den jungen Mann Olivier kennen, der zu einer “Expeditionsgruppe” gehört. Diese hat sich vorgenommen in ein bis dato nicht kartografiertes (eben: "obscured by clouds") Tal vorzustoßen, weil sie dort “das Paradies” vermutet. Auf ihrem Weg dorthin wirft die Künstlerin mehr und mehr Zivilisationsballast über Bord, lässt sich von der freien Liebe überzeugen, nimmt Drogen und verfällt schließlich in eben jene Aussteigerromantik, der auch ihre Reisebegleiter nachhängen.

Eingefügtes Bild

Und wieder bringt Schroeder seine Kritik auf den Punkt. Hier, als die Truppe auf einen Eingeborenenstamm stößt, zu dessen jährlicher Feier die Europäer eingeladen werden. Was für die Hippies ein Bekenntnis zur Alterität, Verbundenheit mit der Natur und Freiheit der Lebensweisen wird, offenbart sich Olivier bald als Trugbild: Die Eingeborenen feiern nicht aus “Lust”, sondern aus traditionellem Zwang. Ihre Frauen sind nicht frei, sondern noch stärker versklavt als die Europäerinnen. Die Suche nach Alterität entpuppt sich ihm als Lebenslüge: Man kann nicht aussteigen. Man kann niemand anderes werden und schon gar nicht in eine andere Kultur flüchten - der Wille zur Flucht ist selbst immer schon ein konstitutiver Zug europäischen Denkens und Handelns. Auch hier verknüpft Schroeder seine ernüchternde Erkenntnis wieder an sagenhafte Bilder. “La Vallée” pendelt zwischen Natur-, Ethnologie- und Liebesfilm, konzentriert sich oft minutenlang ohne Kommentar auf das Stammesleben der Eingeborenen und verliert damit beinahe den Plot aus den Augen. Eigentlich ein ziemlich gewagtes Projekt, das, zumal mit dieser Message, für einiges Aufsehen gesorgt haben dürfte. Im Rückblick erweist sich “La Vallée” allerdings als dialektisch-hellseherischer Abgesang - besungen von “The Pink Floyd”, deren Album “Obscured by Clouds” den Soundtrack zu Film bildet … und doch eigentlich wieder nur als Source Music in die Bilder gelegt wird.

#255 Hick

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Geschrieben 28. April 2008, 17:22

Nightmare Lover (Dream Lover, USA 1994, Nicholas Kazan) (DVD)

Warum heißt "Dream Lover" hierzulande "Nightmare Lover"? Wohl aus demselben Grund, aus dem "Copycat" in Deutschland unter "Copykill" gehandelt wird: Weil der Verleiher die eigene Mangelbildung gern auf Dritte appliziert. Aber zum Film: Mädchen Amick ist sicherlich eine der schönsten Schauspielerinnen aller Zeiten, aber am Ende von "Nightmare Lover" mochte ich sie "irgendwie" nicht mehr so. Das liegt daran, dass der Film es trotz aller Unwägbarkeiten, Plot-Holes und nicht zuende gedachten Ideen schafft, in ihr eine Femme Fatale aufzubauen, wie sie seit Marlene Dietrich in "Zeugin der Anklage" hinterlistiger kaum je zu sehen gewesen ist. Der Film legt gerade im letzten Drittel alles daran, die Figur zu dämonisieren, ihr konsequent und in allen Belangen Berechnung zu unterstellen und aus ihr eine "Maschine" (so wird sie vom armen, gebeutelten James Spader einmal genannt) zu machen.

Damit wird sie im Sinne der Plotkonstruktion natürlich zu einem "Prinzip" ernannt, das eine bestimmte Funktion zu erfüllen hat. Aber sind nicht alle Figuren in narrativen Konstruktion derartige "Maschinen" und haben wir manche von ihnen vielleicht nur deshalb gern, weil sie uns ihr Maschinensein so gut verbergen? Überstrahlt nicht lediglich das Goodboy-Image Spaders (das er hier sehr gut aus "Sex, Lies, and Videotapes" herüber gerettet hat) sein maschinelles Agieren? Ist er als der zwar manchmal etwas impulsive, doch stets reumütige Millionär nicht auch irgendwie ein "Prinzip" - wenn auch eines, mit dem wir uns eher identifizieren mögen als mit einer Frau, die auch mal aus Berechnung mit einem Mann ins Bett (und dann sogar vor den Altar) steigt? "Nightmare Lover" macht doch im Prinzip nichts anderes als die Adern unserer Zivilisation offenzulegen, indem er das Gegenprinzip zur romantischen Liebe, die Vernunftehe und politische Hochzeit vorromantischer Zeiten auf die Gegenwart appliziert. Böse wirkt Mädchen Amick deshalb, weil sie gleichermaßen antiquiert und modern ist, aber eben in den falschen Aspekten: Sie gibt ihre Selbstbestimmung nicht an der Wohungstür ab und plant ihr Leben nicht als Variable innerhalb der "Stammfunktion" ihres Mannes - sondern eben nach dem Rhythmus einer "different drum". Gut, Spader wird, weil das alles zu wahnsinnig klingt, um nicht paranoid zu sein, schließlich interniert. Doch wir wissen, wer die eigentlich Irre ist: diejenige, die sich nimmt, was sie haben will.

So, jetzt kann ich Mädchen Amick doch wieder liebhaben. :)

#256 Hick

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Geschrieben 05. Mai 2008, 06:44

Eating Raoul (USA 1982, Paul Bartel) (DVD)

Es ist eine fremde, seltsame Welt, die sich Regisseur-Hauptdarsteller Paul Bartel da ersonnen hat. Eine Welt voller sexueller Aggression, in der die beiden prüden Träumer Paul und Mary ihr Lebensglück in Form von Geld für die Eröffnung eines eigenen Restaurants suchen. Um das zu erreichen, machen sie sich die Geilheit der anderen zunutze, eröffnen ein S/M-Studio, empfangen dort reiche und verdrehte Kunden und erschlagen sie. Als sich Ihnen der windige Schlosser Raoul zugesellt, wächst die Beute in bis dahin ungekannte Höhen, denn Raoul verkauft die Leichen an eine Hundefutterfabrik und deren Autos an einen Gebrauchtwagenhändler. Immer grotesker werden die Gewalttaten, immer umfangreicher die Verbrechen. Als Raoul sich schließlich mit Mary einlässt, wird auch er Opfer des Systems und landet am Ende auf dem Teller der frisch gebackenen Restaurantbesitzer.

Eingefügtes Bild

Jetzt habe ich den Schluss verraten, aber das hat der Titel des Films schon vor mir getan. Es ist schon verwunderlich, dass “Eating Raoul” ausgerechnet so betitelt wurde, spielt das Raoul-Essen doch wirklich nur eine marginale Rolle und steht sozusagen als Plottwist (der durch den Titel schon vor Beginn des Film vorweggenommen wird) am Happy End des Films. Es ist ein fremder, seltsamer Film.

#257 Hick

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Geschrieben 09. Mai 2008, 06:17

Flucht aus L.A. (Escape from L.A., USA 1996, John Carpenter) (DVD)

Lange habe ich gezögert, mir die Fortsetzung von “Die Klapperschlange” anzusehen, vor allem, weil die Kriitken so einhellig vernichtend waren. Und tatsächlich sieht der Film im Vergleich zum Vorgänger allein auf der ästhetischen Ebene ziemlich blass aus - einmal davon abgesehen, dass das dramaturgische Konzept völlig abgenudelt ist.

“Flucht aus L.A.” thematisiert dieses Problem aber nicht nur (siehe Überschrift-Zitat), sondern scheint sich auch mehr vom Plot auf eine Art von Gegenwartskritik zu verlagern, in der Carpenter ein ganzes Bündel kultureller Missstände der Entstehungszeit des Films in die Utopie überführt. Erstaunlich ist dabei, wie zielsicher seine Prognose ausfällt - vor allem, wenn man den christofaschistischen Backlash, den die USA seit ein paar Jahren erleben, in diesem mitterlweile 12 Jahre alten Film bereits detailliert angekündigt sieht. Fast so, als hätte die Ära Clinton irgend etwas in dieser Richtung schon ahnen lassen. Aber vielleicht ist Carpenter auch nur ein ziemlich präziser Beobachter.

Ich bin schon auf philosophus’ Vortrag über die Raumkonzeptionen des Films im demnächst stattfindenden Doktorandenkolloquium gespannt!

#258 Hick

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Geschrieben 09. Mai 2008, 06:18

Blutgericht in Texas (USA 1974, Tobe Hooper) (DVD)

Aus beruflichen Gründen habe ich mir Hoopers Debüt, das ich in meiner Diss. ziemlich intensiv diskutiert habe, noch einmal angeschaut - dieses Mal in der deutsch synchronisierten Fassung. Und ich muss schon sagen, dass ich angesichts der groben Fehler und Vereinfachungen der deutschen Tonspur beinahe verstehen kann, wieso der Film so einhellig verrissen und schließlich sogar beschlagnahmt wurde. All die Doppeldeutigkeiten und Anspielungen (”Everthing means something, I guess.”) fehlen und machen einer ziemlich lustlosen Nachvertonung Platz von der allein die Stimmen des Anhalters und des Rollstuhlfahrers Franklin interessant wirken. Falls der Film in Deutschland noch einmal eine Chance bekommen sollte, würde ich mir eine Neusynchronisation wünschen.

#259 Hick

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Geschrieben 09. Mai 2008, 06:18

Speer Racer (USA 2008, Wachowski-Brothers) (PV Ufa Düsseldorf)

Es hat ein paar Jahre gedauert, bis die Wachowskis wieder einen neuen Film fertig gestellt hatten und es hat sich durchaus gelohnt. “Speed Racer” verwöhnt auf der optischen Oberfläche vollends. Die Farben, die Kontraste, die Geschwindigkeit, die Montage, ja, sogar die etwas arachischen Wischblenden sind reinstes Eye-Candy. Die Geschichte, die erzählt wird, stammt spürbar aus den 1960er Jahren, ist jedoch in einer Welt angesiedelt, die unserer nur in Aspekten ähnelt und in der Stilebenen von den 30er, 50er und 80er Jahren konturlos in einander fließen. Aber wie lehrt schon die allgemeine Relativitätstheorie: Ist die Bewegung nur schnell genug, verkürzen sich für den Beobachter die Zeitabstände.





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