athomzombie sagte am 08.12.2003, 14:42:
Roger Ebert
#31
Geschrieben 08. Dezember 2003, 15:11
#32
Geschrieben 04. Januar 2004, 07:49
Einer wie Jonathan Rosenbaum bleibt hingegen stets auf Distanz zu seiner Leserschaft. Zwar wissen wir auch ein paar Details aus seiner Vita (Enkel eines Kinobetreibers, lebte in London und Paris etc.), aber bei ihm bleibt das alles fast immer in einem Bezug zu seiner beruflichen Tätigkeit (und damit ist durchaus auch die "cinephilia" an sich gemeint) haften.
Im Verhältnis dazu lese man einmal Roger Eberts Rezension zu Raoul Ruiz' Proust-Adaption "Time Regained" - da legt er sein halbes Leben offen.
Ein anderer Punkt, den Ebert so beliebt macht, ist seine Eigenschaft, im Herzen ein "klassischer Filmliebhaber" zu sein - was er aber natürlich zu verstecken versucht. Er mag "richtige" Filme mit "richtigen" Schauspielern, "richtigen" Handlungsverläufen und "richtigen" Emotionen. Im Prinzip ist er ein bisschen im cineastischen Zeitgeist von vor 1960 steckengeblieben, redet zwar gerne über die Größe von Godard, aber da auch nur über "À bout de souffle" und "Vivre sa vie" - über die "Histoire(s)" etwa könnte er wahrscheinlich genausowenig schreiben, wie er "Èloge de l'amour" etwas abgewinnen konnte. Und wenn es schon alles etwas "freier" sein soll in Sachen Handlung und Co., dann doch bitte nur die bereits zu Ikonen gewordenen Klassiker dieser Art von Film - mehr als "Marienbad" muss also nicht unbedingt sein.
Genau deswegen gibt er auch Kiarostami keine wirkliche Chance und würde bei einem Straub/Huillet-Film wahrscheinlich davonlaufen.
Aber was soll's?
Ich komme nie wirklich umhin, ihn ab und an zu lesen. Er stört mich in seiner Art bis auf Ausnahmen nicht sonderlich und einige Texte von ihm finde ich recht liebenswert. Aber wenn man wirklich in die Tiefen hinabsteigen will, sollte man sich fraglos woanders umtun. Für die Tiefen jedoch ist eine Kritik auf wöchentlicher, alle anlaufenden Filme besprechender Basis wohl sowieso nicht geeignet.
Bearbeitet von JE-B, 04. Januar 2004, 07:50.
#33
Geschrieben 11. Januar 2004, 05:01
so trifft man sich wieder, schön dich zu sehen!
ich zitiere dich mal:
"Ich komme nie wirklich umhin, ihn ab und an zu lesen. Er stört mich in seiner Art bis auf Ausnahmen nicht sonderlich und einige Texte von ihm finde ich recht liebenswert. Aber wenn man wirklich in die Tiefen hinabsteigen will, sollte man sich fraglos woanders umtun."
ich hingegen finde, das ebert-problem liegt schon darin, dass er auch in seichten gefilden enttäuscht. habe kürzlich eine kritik zur "less than zero" (roman von b.e. ellis) - verfilmung von 1988 geschrieben, ein film, den man ernsthaft nicht länger als zehn minuten ertragen kann, und ebert gibt seine 4 punkte glaub ich, wenns drei waren, waren es immer noch drei zuviel.
was die theorie mit den klassikern und ebert betrifft, bin ich völlig einer meinung mit dir, janis! aber immerhin vertrug er später auch noch sowas wie den malle: mein essen mit andre, und der war von 1980 oder 81... nun ja, da führen sie ja auch noch ein ganz normales gespräch, - aber freunde von mir haben bei dem film schon kapituliert... vielleicht rührte eberts mildes urteil daher, dass malle zu seinen klassikern zählte?
viele grüße
#34
Geschrieben 11. Januar 2004, 17:13
Bearbeitet von Oskar, 11. Januar 2004, 17:14.
#35
Geschrieben 11. Januar 2004, 22:10
Und außerdem: Habe ich behauptet, dass "kumpelhaft" nicht unprofessionell sei? Natürlich ist es das. Aber das ist halt sein Stil. Er ist nun einmal ein "reviewer", der seine Bestimmung eben darin sieht, den Leuten zu sagen, wo sie am Wochenende am besten ihre 9 Dollar lassen. Und auf dieser Ebene finde ich ihn erträglich.
Wenn man wirklich über "Film als Kunst" (um mal mit dem alten Arnheim zu sprechen) lesen will, hat man ja von Rosenbaum über Bordwell und Wood bis hin zu Thomson genug Alternativen.
#36
Geschrieben 17. Januar 2004, 13:07
Das erklärt vielleicht teilweise, warum Ebert sich in seinen Kritiken oft dem Mainstream zuwendet und sich um kleinere Filme eher in anderen Foren kümmert (z.B. sein Filmfestival, http://www.ebertfest.com/). Rosenbaum hat die Freiheit, über das zu schreiben, was ihn interessiert, er muss sich nicht allzu große Gedanken um Auflagenhöhe machen, da der Reader (der auch Veranstaltungskalender ist) eh kostenlos verteilt wird. Einer der anderen Reader-Kritiker, J.R. Jones, schreibt vor seiner Top Ten Liste 2003: "As the Reader's senior staff writer covering movies, Jonathan Rosenbaum gets first pick of the city's offerings, and as any sane man would, he tends to choose titles that promise to be good or at least interesting." Rosenbaums Top Ten Listen drücken das dann auch aus: sehr, sehr wenig Hollywoodfilme, viele Filme aus anderen Ländern als den USA.
#37
Geschrieben 03. August 2004, 22:49
Nur peinlich wie er die eigene popkulturelle Unbelecktheit zum Maßstab der Bewertung des Films macht.
#38
Geschrieben 04. August 2004, 07:56
hier wird eigentlich sein ganzes unvermögen deutlich. englisch auf grundschulniveau, keine argumentationsstruktur, reine nacherzählung, lächerlich imo.
Bearbeitet von maX, 04. August 2004, 08:15.
#39
Geschrieben 04. August 2004, 09:20
opagraui sagte am 04.08.2004, 07:56:
hier wird eigentlich sein ganzes unvermögen deutlich. englisch auf grundschulniveau, keine argumentationsstruktur, reine nacherzählung, lächerlich imo.
alle zur ältesten Festfreude des Menschen gehörend, alle insgleichen im anfänglichsten
»Künstler« überwiegend.
#41
Geschrieben 04. August 2004, 10:29
Bearbeitet von Oskar, 04. August 2004, 10:29.
#42
Geschrieben 04. August 2004, 11:15
(Klaus Theweleit)
"I was always killing myself, but it was always the bystander who died."
(Dennis Nilsen)
#43
Geschrieben 07. August 2004, 13:25
Immo sagte am 04.08.2004, 10:43:
Die von mir oben verlinkte Ebert-Kritik ist allerdings schon in ihrem "Design" so unteriridisch, daß mir in der Tat (ausführliche) Worte fehlen.
Grundtenor: Ich, Roger Ebert, rechtmäßiger Vertreter der average joes von Amerika, kenne die Thunderbirds nicht, ergo: der Film ist Grütze, und Ben Kingsley und Bill Paxton sollten sich schämen, da mitzumachen...
#44
Geschrieben 07. August 2004, 17:52
Zitat
War nur ganz generell "prophylaktisch" gedacht, weil dort, wo sich ein bestimmtes Auflistesystem erstmal losgetreten hat, aller Foren-Erfahrung nach mit Kontinuität zu rechnen ist. Und zwei Beispiele hintereinander sind die beste Basis für solche Dynamiken.
@Oscar
Kommt immer auf den Einzelfall an, finde ich. Und ganz generell lässt sich unter dem Deckmantel "Filmkritik" ja auch eine enorme Bandbreite an Textformen problemlos unterbringen. Wenn's der einzelnen Kritik zum Vorteil gereicht: Warum nicht? Wenn's offensichtlich nur namedropping ist und allein der Inszenierung der eigenen Person dient, ist das natürlich ziemlicher Käse, langweilig und plump (aber das sind Angebereien ja ganz generell).
@Deep Red
Ja, solcher "Gonzo-Filmjournalismus" hat definitiv seinen Reiz, wenn er gekonnt durchgeführt ist. Hier bricht dann das literarische Schreiben durch, was ich im Zusammenhang mit einer schriftbasierten Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur, die nun nicht wissenschaftlichen Standards genüge leisten muss, sehr schön finde, entsprechende Fähigkeiten vorausgesetzt. Würde ich dann auch eher als literarischen Text und als Echo der Romantik und der Reiseromane aus dem 19. Jahrhundert verstehen (womit sich schon wieder ein schöner Bogen zu Kuhlbrodts Plädoyer für eine "Kritik des parlare", zu finden in dem Buch "Filmkritik" aus dem Schüren Verlag, spannen lässt
#45
Geschrieben 07. August 2004, 18:05
Immo sagte am 07.08.2004, 18:52:
Ja, solcher "Gonzo-Filmjournalismus" hat definitiv seinen Reiz, wenn er gekonnt durchgeführt ist. Hier bricht dann das literarische Schreiben durch, was ich im Zusammenhang mit einer schriftbasierten Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur, die nun nicht wissenschaftlichen Standards genüge leisten muss, sehr schön finde, entsprechende Fähigkeiten vorausgesetzt. Würde ich dann auch eher als literarischen Text und als Echo der Romantik und der Reiseromane aus dem 19. Jahrhundert verstehen (womit sich schon wieder ein schöner Bogen zu Kuhlbrodts Plädoyer für eine "Kritik des parlare", zu finden in dem Buch "Filmkritik" aus dem Schüren Verlag, spannen lässt
Ja, ich muß auch zugeben, daß da die Lust am Lesen größer ist als der Hunger nach Informationen.
(Klaus Theweleit)
"I was always killing myself, but it was always the bystander who died."
(Dennis Nilsen)
#46
Geschrieben 07. August 2004, 18:12
Deep Red sagte am 07.08.2004, 19:05:
Immo sagte am 07.08.2004, 18:52:
Ja, solcher "Gonzo-Filmjournalismus" hat definitiv seinen Reiz, wenn er gekonnt durchgeführt ist. Hier bricht dann das literarische Schreiben durch, was ich im Zusammenhang mit einer schriftbasierten Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur, die nun nicht wissenschaftlichen Standards genüge leisten muss, sehr schön finde, entsprechende Fähigkeiten vorausgesetzt. Würde ich dann auch eher als literarischen Text und als Echo der Romantik und der Reiseromane aus dem 19. Jahrhundert verstehen (womit sich schon wieder ein schöner Bogen zu Kuhlbrodts Plädoyer für eine "Kritik des parlare", zu finden in dem Buch "Filmkritik" aus dem Schüren Verlag, spannen lässt
Ja, ich muß auch zugeben, daß da die Lust am Lesen größer ist als der Hunger nach Informationen.
#47
Geschrieben 23. August 2004, 23:20
Zur Frage des "Stils" möchte ich nur soviel sagen, dass er nicht den Anspruch erhebt, eine (film)wissenschaftliche oder essayistische Kritik zu schreiben, sondern eine Populärkritik. Er schreibt jede Woche jeweils eine Kritik über JEDEN der in Amerika anlaufenden Filme. Da siegt die Quantität durchaus über die Qualität. Aber was der Filmdienst als Redaktion leistet (über jeden Film der startet zu berichtent) macht Ebert in einer One-Man-Show und ist dabei weitaus erfolgreicher, da populistischer. Wer "hochwertige" Filmkritik a la Daniel Kothenschulte, Jens Jessen, Katja Nickodemus mit Ebert vergleicht, vergleicht Äpfel mit Birnen. Was diese genannten Damen und Herren nicht schaffen, was Ebert aber erreicht ist Filmkritik populär zu gestalten.
Wo ist in Deutschland ein Kritiker, der es mit seinem Status aufnehmen könnte? Wo ist ein Kritiker, der ein Filmfest wie das Overlooked-Filmfestival organisieren könnte? Wo ist ein Kritiker, der Filmkritik im Fernsehen unterhaltsam ans Volk heranträgt? Haben wir nicht alle in unserer Jungend Cinema gelesen? Nicht jeder wird als Cineast geboren. Und Ebert, so mag ich jetzt mal dreist behaupten, hat sicherlich mehr Cineasten geschaffen, als all unsere anspruchsvollsten Filmkritiker Deutschlands zusammen. Das ist auch eine Leistung, finde ich. Ebert ist der Reich-Ranicki des Films in den Staaten und wir könnten einen Ebert hier in Deutschland wahrlich gut gebrauchen, Stil hin oder her.
#48
Geschrieben 24. August 2004, 05:53
Q-Panic sagte am 24.08.2004, 00:20:
Zitat
Zitat
Zitat
maX
#49
Geschrieben 24. August 2004, 10:49
Ebert ist Autor dreier Russ-Meyer-Filme:
Writer - filmography
Beneath the Valley of the Ultra-Vixens (1979) (as R. Hyde)
Up! (1976) (as Reinhold Timme)
... aka Over, Under and Up! (1976)
... aka Russ Meyer's Up (1976)
... aka Up! Smokey (1976)
Beyond the Valley of the Dolls (1970) (screenplay) (story)
... aka Hollywood Vixens (1970)
Humor hat der Mann auf jeden Fall...
Trakl
#50 f*ck bill (Gast)
Geschrieben 25. August 2004, 15:03
maX sagte am 24.08.2004, 05:53:
Zitat
Also ich weiß nicht, wie es anderen hier geht, aber ich suche diesen Kritiker in Deutschland nicht. Mir sind 100 Kritiker vom Schlage Kuhlbrodts lieber als ein Ebert, der zwar erfolgreich und populär ist, aber dessen Projekt die Textsorte Filmkritik beschädigt gerade dadurch, dass er sie so in die Popularität drängt. Dann unterliegt man nämlich irgendwann äußerlichen Zwängen und muss schreiben, was die Leser von einem erwarten (das Beispiel Cinema greift wieder). Das kann sich weder der Film noch die Cineasten wünschen.
Und dafür ist einer wie ebert sehr gut geeignet. Abgesehen davon greift es zu kurz, ebert einfach einen populären (oder gar populistischen) kritiker zu nennen. Er ist ein vollblutcinephiler, der sehr viele sehr intelligente texte publiziert hat und einer der wenigen, die sich gedanken über die zukunft des kinos machen (stichwort: digital).
"Intelligent" ist er gleichsam nicht im sinne des pseudo-intellektuellen quarks, den man hierzulande häufig findet.
PS: Kuhlbrodt kann ich nicht mehr ernst nehmen, seit er in seiner THE DREAMERS-kritik von dem "tumben amerikaner" geschrieben hat - dem einzig sympathischen charakter des films und dem sensibelsten noch dazu. Da hatte wohl ein älterer herr seine alt-68er anti-amerikanischen scheuklappen auf.
#51
Geschrieben 25. August 2004, 16:11
PS: Kuhlbrodt kann ich nicht mehr ernst nehmen, seit er in seiner THE DREAMERS-kritik von dem "tumben amerikaner" geschrieben hat - dem einzig sympathischen charakter des films und dem sensibelsten noch dazu. Da hatte wohl ein älterer herr seine alt-68er anti-amerikanischen scheuklappen auf.
oje oje, für einen einzigen "tumben amerikaner" kann man den kompletten kuhlbrodt nicht mehr ernstnehmen? wenn das nicht tumb ist, dann ist das töricht. mehr fällt mit dazu wirklich nicht ein.
#52 f*ck bill (Gast)
Geschrieben 25. August 2004, 16:38
(Misslungen scheint mir derweil mein ironische retourkutsche zu sein, mit dem "älteren herrn" als bewusste entsprechung zum "tumben amerikaner".)
Bearbeitet von f*ck bill, 25. August 2004, 16:45.
#53
Geschrieben 25. August 2004, 22:07
ich fühle mich gerade wie David gegen Goliath aber ich probiere es trotzdem mal, Dir Paroli zu geben...
Zitat
Ich wollte hier lediglich Eberts Filmgeschmack verteidigen, da er oft lediglich nach seinem Sternchen-Bewertungssystem gemessen und kritsiert wird. Vergleicht man die Liste mal mit den Filmklassikern aus den Reclam-Bändchen und den Top 250 von Imdb, dann sieht man recht schnell, dass er dem Reclam Bändchen viel näher steht. Von wegen Oscar-Preferänzen... Zu seinem Star-System äußert er sich auch ständig. In der aktuellen Movie-Answer-Man-Kolumne (auch so ein Beispiel: Eber ist ein Mann des Volkes) schreibt er dazu folgendes:
"I consider stars to be relative to genre, not absolute; since "Spider-Man 2" was one of the best movies ever made about a comic book superhero, I gave it four stars. If stars were absolute and four stars were calibrated at the level of "The Godfather" or "Citizen Kane," there might be years without a single four-star movie."
http://www.suntimes.com/output/answ-man/sh...ay-ebert22.html (ganz unten)
Zitat
Ebert versteht sich ausdrücklich als Dienstleister. Er möchte seiner Leserschaft Filme nahe bringen. Auch Filme, die sie sonst nicht sehen würde. Er ist in dieser Hinsicht sowohl aufklärend als auch didaktisch. Um mal ein polemisches Beispiel zu nehmen: Ebert ist der Grundschullehrer, der den dummen Kids von heute beibringt, dass es auch Filme abseits eines "2 Fast and 2 Furious" gibt und Jessen/Kothenschulte/Seeßlen und Kosorten (die ich auch sehr gerne lese) sind Uni-Profs. Um aber in den Genuss von ihren Lehren zu kommen, muss man studieren. Was ich damit sagen will ist, dass Ebert die Schnittstelle zwischen Film und Volk ist. Und das finde ich schlicht gut. Keiner von uns kann mit Kuhlbrodts anfangen. Jeder fängt klein an. Und auch Du hattest sicher Freunde und Bekannte, die dir Lektüren- und Filmtipps gegeben haben, die dir den Weg ins Horror-Genre geebnet haben.
Zitat
Ich verstehe Film nicht als elitäre Kunst. Ich habe auch mit Cinema angefangen. Auch dieser Satan der Filmkritik hat einige Engel gelobt: ohne Cinema wäre ich heute nicht Student der Filmwissenschaft. Es waren die hervorragenden Kritiken zu Peter Jacksons Heavenly Creatures und Tykwers Winterschläfer, die mich dazu bewegt haben, mal nicht nur in den neuen Spielberg oder Cameron zu gehen. Ob die Kritiken im nachhinein inhaltlich und stilistisch "gut" waren, weiß ich nicht, aber ich weiß, dass sie mich inspiriert und beeinflusst haben. Heute fände ich die Kritiken vermutlich auch qualitativ minderwertig aber das ist eben nicht der Punkt. Cinema mit Filmdienst zu vergleichen ist eben wie Äpfel mit Birnen vergleichen, oder eben Ebert mit Kothenschulte. Ebert ist der Einführungskurs. Kothenschulte der Magister.
Im übrigen gibt es immer auch zwei Sichtweisen. Eine, die lediglich von den Filmen ausgeht und eine die von Deutschland als Medienstandort ausgeht. Filmkritik hat hier zu Lande kaum einen Einfluss. Wenn ein Kritiker in Berlin einen Film nicht gut findet, kümmert das einen Frankfurter Schreiblerling herzlich wenig und einem Münchner Leser noch weniger. Populistische Filmkritik die an eine bestimmte berühmte Persönlichkeit gekoppelt ist (wie eben bei Ranicki in der Literaturkritik) könnte ein Interesse in der Masse hervorrufen. Die Deutschen waren mal ein Volk von Kinogängern. Es wäre sehr schön, wenn dies wieder so werden würde. Und eine elitäre, hoch anspruchsvolle, kulturwissenschaftlich und idiologiekritische Filmkritik für eine Minderheitenleserschaft kann dies leider heutzutage nicht bewerkstelligen. Es braucht eben einen Funken, um ein Feuer zu schlagen...
Zitat
Wie ich oben bereits ausgeführt habe, kann ein Film nur jemanden zum Cineasten werden lassen, wenn der Film auch gesehen wird. Ich bin überzeugter Schopenhauer-Jünger und glaube, dass man als Mensch (ok, nur fast) vollständig von äußeren Bedingungen determiniert wird. Ohne meine Freunde, die mir zur richtigen Zeit, die richtigen Bücher zum Lesen gegeben hätten oder ohne jene Cinema, durch die ich damals (als es das Internet noch nicht gab...) auch auf Filme aufmerksam geworden bin, die nicht in unserem Dorfkino liefen, wäre ich heute sicher noch Finanzbeamter (kein Scherz!) mit Realschulabschluss. Aber der richtige Imput zur richtigen Zeit hat mich dazu gebracht mein Abi nach zu holen und nun Filmwissenschaft zu studieren. Die Filme, die ich heute liebe, hätten mich nie zum Cineasten gemacht, wäre nicht jemand da gewesen, der mir von ihnen erzählt hat. Und wer nicht im richtigen Umfeld aufwächst, für den kann ein Roger Ebert ein solcher jemand sein. Ach, wie schön pathetisch klang das jetzt, nicht?
#54
Geschrieben 28. August 2004, 16:54
Rezensionen habe ich so gut wie noch keine von ihm gelesen, aber sein "Two Thumbs Up!" auf DVDs zeigt mir, dass es sich doch um einen (recht) guten Film handeln muss.
MfG
Stefan
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