Aus gegebenem Anlass (der da das Diskussionspotential von
The Happening ist) eine Sammlung von Gedanken zum Film aus dem Kurzkommentar-Thread und die daraus entstandenen, kurzen Diskussionen:
philosophus sagte am 10.07.2008, 02:43:
THE HAPPENING - die Exposition ist toll, einige wirklich beklemmende Momente. Wenn die Katze aus dem Sack ist, kriegt der Film, der eigentlich kurz ist, seine Längen, und das Ende ist m. E. enntäuschend.
Mr. Bungle sagte am 11.07.2008, 19:29:
THE HAPPENING
weder nehme ich denen irgendwelche eheprobleme ab noch sehe/spüre ich die allerorts plump behauptete gefahr. ökohorror, der daraus entstehen soll das wahlberg nach beendigter belauschung eines suizids, allen umstehenden halb geistesgegenwärtig kundtut den wind hintergründig rauschen gehört zu haben, kann nur zum lachen reizen.
Bastro sagte am 18.07.2008, 23:08:
THE HAPPENING - die erste Hälfte fand ich sehr gelungen, aber dann bröselt der Film völlig auseinander. Ein Komödienton schleicht sich ein, klassische Horrorschocks, und zum Schluß mal wieder die Liebe. Überhaupt erinnert man sich sogar nach dem Film sehr leicht an recht deutliche Hinweise (bereits zu Beginn platziert) auf dieses Schlüsselthema, was eine Zweitsichtung vermutlich zur Qual macht, da alle Fährten so überdeutlich gelegt werden. Auch sehr bestätigende Musik, übrigens.
kørken sagte am 04.08.2008, 13:18:
The Happening - ohne großen Erwartungen angeschaut und voll erwischt worden. Das was in früheren Filmen Shyamalans nie über den Status von nett ausgedachten Konstruktion herauskam, die Verfremdungseffekte der Narration und der innnerszenischen Gestaltung, in The Happening sind sie kongeniale Mittel der Inszenierung eines katastrophischen Bruchs bzw. bezogen auf Shyamalan tatsächlich zu einer flüssigen Handschrift geronnen. Atemberaubend. Einen solch hollywooduntypischen Film aus einem Karrieretief heraus zu produzieren, das nötigt mir, als Shyamalan-Skeptiker, höchsten Respekt ab. Vom Meisterwerk trennt ihn eigentlich nur, dass er sich -notwendigerweise muß man bezogen auf die Konstruktion leider sagen- nicht vom Fahrwasser des Message-Kinos emanzipieren kann: die wohlfeile humanistische Botschaft verdeckt einen Film, der im Kern intelligenter sein könnte.
P.S.: Was Wahlberg und Deschanel, die ja nun auch mit den Mustern des Hollwoodkinos total verzahnt sind, hier leisten, ist sagenhaft.
Waingro sagte am 15.10.2008, 15:20:
THE HAPPENING - Lange keinen so bedrückenden düsteren Film mehr gesehen. Die fantastische, häufig esoterische gescholtene Komponente verlegt Shyamalan in den Bereich des Denkbaren, wenn auch Unwahrscheinlichen. Die sich anschließende Herausforderung, nämlich Argumente zu finden, die von der Möglichkeit einer solchen Situation überzeugen, wird brillant eingelöst. Im meinen Augen ist Shyamalan ein Hohepriester des Kinos deshalb, weil er sich auf der Suche nach Neuem nicht auf der strukturellen Ebene bewegt. Ich verstehe die letzten Filme des Regisseurs als Gegenmodell zu jenem nervtötenden Kino der jüngeren Vergangenheit, dass mittels exzessiver Analepsen und Prolepsen usw. sich in die Erfinderbücher der Rezeptionsästhetik einschreiben will. Shyamalan ist eher ein Entdecker. Hervorragend!
Tornhill sagte am 15.10.2008, 17:01:
THE HAPPENING - In seinen ausufernden Spannungsmomenten doch nichts anderes als nervender Mystery-Klumpatsch, dessen Vorhandensein schon in der Unterrichtsszene locker flockig aus dem Ärmel geschüttelt wird. War mir im Hinblick auf andere Filme von Shymalan dann doch zu wenig, aber nicht ganz so ärgerlich, wie das Wassermädchen.
The Punisher sagte am 16.10.2008, 21:08:
THE HAPPENING - was für eine Freakshow, da weiß man gar nicht, wo man eigentlich ist! Marky Mark wird in der ersten Hälft selbst vom Gummibaum an die Wand gespielt. Eignet sich zudem auch perfekt als Grundlage für ein Trinkspiel - man nehme hierzu einfach das Wort "Happen" als shot-trigger.
Waingro sagte am 24.10.2008, 12:18:
Was ähnliches ging mir letztens durch den Kopf, als hier THE HAPPENING mehrfach mit den Worten zerrissen wurde, es sei unwissenschaftlich und esoterisch. Das fand ich auch ziemlich platt, denn seit wann ist ein Film verpflichtet wissenschaftlich korrekt zu verfahren. Es ist doch gerade ein Bereich, der glücklicherweise anders verfahren kann, wie Kunst generell. Weder die moralische Verfassung noch die thematische Erzeugung müssen sich an außerfilmischen Gesetzmäßigkeiten orientieren. Ein Film muss keinen Konsens bestätigen, der irgendwo besteht. Wenn dem so wäre, dann würde Film anderen gesellschaftlichen Subsystemen ständig nur hinterherlaufen. Abgesehen davon stellen sich die poetischen Figuren in THE HAPPENING erkennbar in eine poetische Tradition mit weitem Vorlauf: »Der Wind der Wind, das himmlische Kind« oder auch Freiligraths »Der Birkenbaum« fallen mir ein. Das ist nicht Esoterik, das ist Poesie!
Der Außenseiter sagte am 24.11.2008, 17:51:
THE HAPPENING ---> Weise, ruhig und geschliffen wie ein Alterswerk. Die überall so beschrienen inszenatorischen Brüche entpuppen sich als wohl dosierte Verfemdungseffekte. Die bekannte "Die Natur schlägt zurück"-Story erhält ein völlig neues Gesicht: Neuroleptisch-retrograde Inversion des Zellularen bis hin zur Selbstvernichtung. Wer kommt schon auf so was? Von den ebenfalls reichlich zu lesenden Kritikpunkten kann ich die meisten im buchstäblich gemeinten Sinne nicht mal im Ansatz verstehen. Nichts von dem, was ich an negativen Stimmen aufgeschnappt habe, hat sich während der Betrachtung des Films bestätigt. Darüber hinaus war ich vom Spannungsbogen so gefesselt, das sich mir in einer Szene die Nackenhaare spürbar aufrichteten. Beeindruckend!