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Meine Reise durch die unendlichen Weiten der Filmgeschichte


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YU (2003)


YU (2003)

Drei ehemalige Schulfreunde wetten, dass sie es zu dritt per Porsche innerhalb von drei Stunden nach Triest schaffen: Alex (David Scheller), ein mitelloser, dauerbekiffter Dichter, der Kellner Tom (Gedeon Burkhard) und Chris (André Eisermann), ein koksender Yuppie, der seine Frau betrügt. An der österreichischen Grenze treffen sie auf die jugoslawische Autostopperin Sonja (Ana Maljevic), die auf dem Weg nach Krk ist. Spontan ändern die Drei ihre Reiseroute und fahren gemeinsam mit Sonja nach Krk. Doch eine Kleinigkeit haben sie dabei ganz außer Acht gelassen: In Kroatien tobt ein grausamer Bürgerkrieg, was sie schon sehr bald am eigenen Leib erfahren, als sie Bekanntschaft mit der Ustascha machen, speziell mit dem psychopathisch-mafiösen Offizier Ivan (Dejan Lutkic), welcher sogleich den Porsche beschlagnahmt und außerdem ein Auge auf Sonja geworfen hat, was die Gruppe in größte Gefahr bringt ...

Vor meinem Review noch ein kleiner filmhistorischer Exkurs: Franz Novotny, der Regisseur dieses Films, ist eine absolute Ausnahmeerscheinung in der österreichischen Filmlandschaft, und seine Werke sorgen immer wieder für großes Aufsehen: In seinem Filmdebüt, der "Staatsoperette", widmete er sich der österreichischen Geschichts-Aufarbeitung (Austrofaschismus 1934-38) in Form eines satirischen Musicals mit Sexploitation-Elementen und sorgte damit für einen Mega-Skandal, der schließlich Novotnys Rauswurf beim ORF zur Folge hatte. Was aber seiner weiteren Karriere keinen Abbruch tat, denn nun machte Franz Novotny die Kinoleinwand unsicher, und zwar, indem er in "Exit - Nur keine Panik" Hanno Pöschl, Paulus Manker und Eddie Constantine in ein österreichisches "Clockwork Orange" im nächtlichen Wien schickte. Mit der aufwändigen Action-Komödie "Coconuts", mit Mario Adorf, Rainhard Fendrich [sic!], Hanno Pöschl und Olivia Pascal im Dschungel, verzettelte er sich schließlich und landete einen bombastischen Flop. Seiner "Exit"-Fortsetzung Mitte der 90er-Jahre war ebenfalls kein allzu großer Erfolg beschieden, und mit "YU" versuchte er es nun ein letztes Mal ...

... und der Film war natürlich ein - vorprogrammierter - Flop. Zwar ein sehr, sehr guter Film, aber kommerziell betrachtet von Vornherein zum Scheitern verurteilt. Und dass Franz Novotny ohne Rücksicht auf kommerzielle Ambitionen einfach drauflos gefilmt hat, um einen in dieser Form noch nie dagewesenen österreichischen Film auf die Leinwand zu bringen, dafür hat er meinen vollsten Respekt! Dieser Film dürfte wirklich mit Abstand die bizarrste Produktion der jüngeren österreichischen Filmgeschichte darstellen: Sex, Drogen, Krieg und Gewalt in dieser Form gab es bis dato in noch keinem Film zu sehen. Die Art, wie der Film gedreht wurde, die eher blassen Farben, erzeugen tatsächlich eine sehr apokalyptische Atmosphäre, die wirklich sehr intensiv rüberkommt. Und wie die zu Beginn hemmungslos blödelnden, zugekoksten österreichischen Wohlstandsbürger sich plötzlich mitten in der Hölle des Krieges befinden, wo sie irgendwie um ihr Überleben kämpfen müssen, mit der Ustascha unter der Führung des psychopathischen Gangsters Ivan (der Schauspieler Dejan Lutkic, der diese Rolle verkörpert, ist wirklich ein Überhammer sondergleichen!) im Nacken, das ist ein Kontrast, der hier - so bizarr das auch klingen mag - wirklich funktioniert. Der arrogante Yuppie Chris, der am nächsten Tag einen Gerichtstermin mit seiner Frau, wegen seiner Scheidung, hat und deshalb unbedingt seinen Porsche benötigt, ist wirklich unglaublich gespielt, und André Eisermann liefert neben Dejan Lutkic die wohl beeindruckendste Performance ab, speziell in jener Szene, als er plötzlich die Situation erst so richtig realisiert, dass um ihn herum ein Krieg tobt und er den Gerichtstermin und den Porsche wirklich endgültig vergessen kann - die Intensität, mit der er diese Rolle rüberbringt, ist wirklich phänomenal. Wobei ich jetzt die anderen schauspielerischen Leistungen nicht schmälern möchte, denn was Gedeon Burkhard, David Scheller und Ana Maljevic hier abliefern, ist auch ganz große Klasse. Und die zahlreichen mir namentlich nicht bekannten Nebendarsteller sind auch ein Glücksgriff sondergleichen. Und obwohl der Film insgesamt eher eine grelle Farce darstellt und trotz der sehr bizarren Charaktere der drei Österreicher, kann man sich als Zuschauer am Ende des Films dennoch irgendwie ein bisschen mit den Figuren identifizieren, was eine inszenatorische Großleistung sondergleichen darstellt. Außerdem sieht das ganze in der Bebilderung der Kriegsszenen erstaunlich aufwändig aus, was man von einer österreichischen Produktion ja auch nicht unbedingt erwarten würde. Ferner wartet der Film auch noch mit einigen Exploitation-Elementen und surrealen Momenten auf - hier werden echt sämtliche filmischen Register gezogen, die es nur gibt!
Für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den historischen Geschehnissen (z. B. im Rahmen des Geschichteunterrichts) ist dieser Film ob seines Exploitation-Farce-Charakters natürlich gänzlich ungeeignet, aber aufgeschlossene Cineasten können hier wirklich eine Tour de Force sondergleichen erleben.
(Sofern sie irgendwie in Besitz dieses Films gelangen, denn eine DVD-Veröffentlichung gibt es bis dato nicht; lediglich im österreichischen Fernsehen war der Film vor einigen Jahren ein einziges Mal zu sehen.)


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Duell am Missouri (1976)


Duell am Missouri (1976)

Der Pferdedieb Tom Logan (Jack Nicholson) und seine Bande (u. a. Harry Dean Stanton und Randy Quaid) sind dem reichen Rancher Braxton (John McLiam) ein Dorn im Auge. Weshalb dieser den Regulator Lee Clayton (Marlon Brando), einen psychopathischen Killer, engagiert, um Logan und seine Freunde aus der Reserve zu locken ...

Ein wirklich hervorragend inszenierter Spätwestern, welcher zwar von der Handlung her das Rad nicht unbedingt neu erfindet, aber die Art und Weise, wie die Schauspieler hier agieren, ist wahrlich sensationell. Speziell Marlon Brandos Darstellung des Lee Clayton als verschrobenen und tuntig wirkenden Psychopathen, der manchmal auch in Frauenkleidern seine Opfer heimsucht, in obskure Gespräche verwickelt, manchmal auch musiziert, ist einfach SAGENHAFT! Die anderen Darsteller liefern ebenfalls eine gute Leistung ab, aber was Brando hier aufführt, macht ihn für mich zu einem der besten Western-Bösewichte überhaupt, wenn nicht sogar zur Nr. 1!
Regie führte hierbei übrigens der kürzlich verstorbene Meisterregisseur Arthur Penn, dem hier das Kunststück gelang, den Film eher nicht als Action-Western zu inszenieren, sondern eher als ruhigen, leicht melancholischen Spätwestern, welcher aber für mich dennoch zu den spektakulärsten Werken des Western-Genres zählt. Ganz große Klasse!


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Hängt ihn höher (1968)


Hängt ihn höher (1968)

Der Cowboy und Ex-Sheriff Jed Cooper (Clint Eastwood) wird von einem Lynchmob als angeblicher Mörder gehängt, ist aber eigentlich unschuldig. Er wird aber gerade noch rechtzeitig von einem Marshal (Ben Johnson) gerettet. Nun will Jed sich an seinen Beinahe-Mördern rächen und wird dazu von einem Richter zum Marshal ernannt ...

Nach seinen Italowestern unter der Regie von Sergio Leone war dies hier Clint Eastwoods erste Hauptrolle in einem Hollywood-Film, und inszeniert wurde der ganze Spaß von Ted Post, einem routinierten Handwerker, welcher einige unterhaltsame Western, Actionfilme, Kriegsfilme und "Columbo"-Folgen gedreht hat. Dieser Film hier dürfte mit Abstand sein bester sein, und geht sogar äußerst differenziert mit der Selbstjustiz-Thematik um, ja, nimmt sogar eine deutliche Position gegen Selbstjustiz ein, was in einem derartigen Film sehr bemerkenswert ist. Die Besetzung ist wirklich 1A, unter anderem mit der wunderbaren Inger Stevens als love interest, Ed Begley als Anführer des Lynchmobs, sowie Bruce Dern, L. Q. Jones, Alan Hale Jr. und noch einige andere als der restliche Lynchmob. Das Über-Highlight des Films ist aber ein Gastauftritt von Dennis Hopper zu Beginn des Films, in welchem dieser wie so oft den "Irren vom Dienst" mimt, in diesem Falle einen Irren, der sich für einen Propheten hält, dem die ganze Welt nach dem Leben trachtet. Und was Hopper hier macht, ist wirklich sensationell, nur ist es eben wirklich nur ein GASTauftritt, also so ca. 2 Minuten lang. Beinahe ein Frevel, wenn man einen Schauspieler wie Hopper bei diesem Film dabei hat und ihm dann nur so eine kleine Rolle gibt ... wobei: in einer größeren Rolle hätte der dem Hauptdarsteller ordentlich die Show gestohlen. (Wobei: Für mich ist Dennis Hopper auch in dieser sehr kleinen Rolle das Über-Highlight des ganzen Films!)
Aber dennoch ist auch der Film als Gesamtes sehr, sehr sehenswert, brillant besetzt, und trotz einer Laufzeit von ca. 110 Minuten schleichen sich in keinem einzigen Moment irgendwelche Längen ein, was ja auch irgendwie bemerkenswert ist. Ja, ein wirklich guter Film!


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Casino Royale (1966)


Casino Royale (1966)

Der legendäre britische Geheimagent Sir James Bond (David Niven) ist aus altersbedingten Gründen mittlerweile in den Ruhestand gewechselt, wird aber von einigen Geheimdienst-Chefs (u. a. William Holden) aus Russland, Frankreich und den USA in seinem Anwesen besucht und um Hilfe gebeten, denn die Organisation SMERSH killt - warum auch immer - einen Agenten nach dem anderen. Bond ist zunächst nicht sehr angetan von der Idee, wieder in den Agentenberuf zurückzukehren, aber letztlich sagt er zu. Da wird auch schon sein Haus von einigen Soldaten äußerst spektakulär beschossen und in die Luft gejagt - warum, wieso, in wessen Auftrag, das bleibt im Unklaren. Jedenfalls hat Bond auch schon einen Plan, und zwar sämtliche britische Agenten in "James Bond 007" umzubenennen, um somit den Gegner ordentlich zu verwirren - wie damit das Problem von Russland, Frankreich und den USA geklärt werden soll, wird nicht näher erläutert. Dann gibt es noch einige Nebenplots um Bonds uneheliche Tochter Mata Bond(Joanna Pettet), die in Berlin einen Auftrag zu erledigen hat; den Glücksspiel-Experten Evelyn Tremble (Peter Sellers), der ebenfalls Bonds Identität annimmt und gemeinsam mit Vesper Lynd (Ursula Andress) im Casino Royale den Oberbösewicht Le Chiffre (Orson Welles) ordentlich abzocken soll; und Bonds Neffen Jimmy Bond (Woody Allen), der bei einem Auftrag in Südamerika gefangen genommen wird ...

Ein ziemlich wirres Durcheinander, diese Inhaltsangabe, und genauso ein wirres Durcheinander ist auch der Film, denn die Dreharbeiten verliefen damals äußerst chaotisch, Streitereien innerhalb der Crew (speziell zwischen Peter Sellers und Orson Welles dürften damals ordentlich die Fezten geflogen sein), mehrmaliger Regisseurswechsel (insgesamt waren sechs (!) Regisseure hier am Werk), Kostenexplosion (der Film kostete letztlich doppelt so viel als geplant). Und irgendwie mussten die Produzenten aus dem ganzen einen storytechnisch halbwegs nachvollziehbaren Film zusammenschneiden, was einer Sisyphosaufgabe gleicht und dementsprechend nicht möglich war, was dem fertigen Film aber einen äußerst experimentellen und surrealen Charakter verleiht, speziell im Finale. Am Regiestuhl nahm unter anderem John Huston (der hier auch als Schauspieler tätig ist und James Bonds Chef "M" mimt) Platz, ebenso wie Val Guest, Ken Hughes, Joseph McGrath, Robert Parrish und Richard Talmadge. (Und wenn man der IMDB Glauben schenken darf, hat sogar der große Billy Wilder uncredited eine Szene inszeniert, so quasi als Gastregisseur; wobei diese Formulierung im Fall von "Casino Royale" ein bisschen ungeeignet erscheint, denn ein Hauptregisseur ist hier gar nicht auszumachen).
Tja, der Film war ursprünglich als Konkurrenzproduktion zur eigentlichen James-Bond-Reihe gedacht, erinnert aber letztlich eher an eine Big-Budget-Variation von Maxwell Smart. Bei den Actionszenen hat man hier wirklich nicht gespart, und schon am Anfang des Films bekommt man einiges geboten, sowohl von der Action her als auch vom Humor. Die Episode mit Peter Sellers und Ursula Andress ist ein bisschen zu langatmig geraten, findet aber letztlich einen fulminanten Abschluss. Genau so, wie auch der ganze Film mit einem extremst fulminanten Abschluss aufwartet, den ich jetzt in seinen Einzelheiten gar nicht verraten will, nur so viel: Es ist eine sehr, sehr surreale Angelegenheit, die mich in ihrer epischen Pracht maßlos verblüfft hat. Und dass bei den atemberaubenden Action-Sequenzen auch noch genug Geld da war, um eine derartige Starbesetzung zu engagieren, ist auch beachtlich: David Niven macht seine Sache grandios, Orson Welles ebenfalls (hat aber - so viel sei verraten - nicht gerade die größte Rolle), Woody Allen ist hier unglaublich. Peter Sellers hingegen merkt man hier seine Demotivation sichtlich an, und verglichen mit seinen sagenhaften Performances als Inspektor Clouseau ist das hier eher weniger spektakulär. Die Damen in diesem Film sind auch hervorragend besetzt: Deborah Kerr, Ursula Andress, Daliah Lavi und Joanna Pettet. In kleineren Nebenrollen sind noch William Holden und Jean-Paul Belmondo dabei, sowie - wie bereits erwähnt - Regie-Legende John Huston als "M".
Wie gut der Film wohl geworden wäre, wenn ein einziger Regisseur unter normalen Umständen die Story verfilmt hätte, das werden wir wohl nie erfahren, aber so, wie "Casino Royale" geworden ist, ist er ein interessantes cineastisches Erlebnis, welches zwar damals für die Produzenten zum Fiasko geraten ist, aber aus heutiger Sicht ein hochinteressantes (wenn auch unfreiwilliges) surreales Leinwand-Experiment darstellt. Ein Film, der für einige Überraschungen gut ist, und somit ist der guten Gewissens zu empfehlen.


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Blut für Dracula (1966)


Blut für Dracula (1966)

Osteuropa im 19. Jahrhundert. Vier junge englische Touristen wollen nach Carlsbad reisen und verirren sich auf dem Weg dorthin ins Schloss des Grafen Dracula (Christopher Lee) ...

Der zweite Dracula-Film aus der Hammer-Schmiede, wieder mit Christopher Lee, allerdings ohne Peter Cushing. Und auch Christopher Lee ist hier - obwohl Hauptdarsteller - erst in der zweiten Hälfte des Films zu sehen und spricht den ganzen Film hindurch kein einziges Wort. (Was aber der Grusel-Atmosphäre sehr dienlich ist, denn so wirkt Dracula noch furchteinflößender als ohnehin schon.) Regie führte Terence Fisher, der auch den ersten Hammer-"Dracula" inszenierte, und wie die meisten Hammer-Produktionen ist auch "Blut für Dracula" visuell hervorragend in Szene gesetzt, stimmige Bilder sorgen für eine schöne Grusel-Atmosphäre - exzellentes Unterhaltungskino, wie es sein soll!


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The Last Mission - Das Himmelfahrtskommando (2005)


The Last Mission - Das Himmelfahrtskommando (2005)

Zweiter Weltkrieg, 1944. Eine Gruppe amerikanischer Soldaten unter der Führung von Lt. Oates (Billy Zane) soll in Holland NS-Raubkunst sicherstellen. Dummerweise sind aber auch drei Wehrmachtsdeserteure hinter dem Schatz her, ebenso wie die SS, die den Schatz nach Berlin transportieren soll ...

Das klingt jetzt nach einem soliden B-Actioner im Stil der "Dreckiges Dutzend"-Fortsetzungen aus den 80er-Jahren, ist aber eine wesentlich spektakulärere Angelegenheit: Dialogtechnisch fährt der Film ähnliche Geschütze auf wie "The Expendables", der Grundton des Films erinnert stark an das "A-Team". Sozusagen eine Actionkomödie vor dem Hintergrund des zweiten Weltkriegs, was aber unter Umständen auch der deutschen Synchronisation zuzuschreiben ist, denn es gibt auch mehrmals dramatische und brutale Szenen, die dann irgendwie wirken wie aus einem Anti-Kriegsfilm, was aber schon bald durch lockere Sprüche wieder relativiert wird und somit nicht wirklich ernstgenommen werden kann. Die CGI-Flugzeuge zu Beginn wirken ziemlich billig, was aber zum Gesamtbild des Films durchaus passt, denn man kann das ganze auch einfach als Trash bezeichnen, vor allem angesichts der schier unglaublichen Filmmusik (80er-Jahre-Rockmusik, so ähnlich wie bei "Young Guns"). Außerdem gibt es einen amüsanten Gastauftritt von Michael Madsen, der ja für Geld so ziemlich alles macht und in seiner Filmographie ein unglaubliches Spektrum von den größten Klassikern bis zu den billigsten Schundfilmen aufweist.
Auf der anderen Seite muss man eingestehen, dass der Film auch einige Längen aufweist, angesichts seines beachtlichen Trash-Charakters aber dennoch ziemlich sehenswert ist. Keineswegs gut, aber voller unfreiwilliger Komik, die einen ordentlich zum Staunen bringt.


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Alucarda (1978)


Alucarda (1978)

In einem Kloster in Mexiko, gegen Ende des 19. Jahrhunderts, geschehen seltsame Dinge: die beiden Klosterschülerinnen Justine (Susana Kamini) und Alucarda (Tina Romero) sind vom Teufel besessen ...

Ok, meine Inhaltsangabe ist jetzt ein bisschen kurz ausgefallen und wird diesem schier unglaublichen Film kaum gerecht, denn einen derartiges Kleinod des Exploitation-Kinos findet man wirklich nicht alle Tage. Es handelt sich bei dem Film um eine mexikanische Produktion mit mexikanischen Schauspielern, allerdings wurde der Film komplett in englisch gedreht.Zu Beginn ist die Handlung des Films ein ziemlich wirres Durcheinander, Justines Geburt wird beleuchtet (wozu auch immer das vonnöten ist, denn dramaturgische Relevanz für das Filmgeschehen hat diese Szene keine), ihre Mutter stirbt bei der Geburt, Justine wird von der Oberin ins Kloster aufgenommen, wo sie dann 20 Jahre später Alucarda kennen lernt. Und damit nimmt das Verhängnis seinen Lauf, sie treffen auf den Teufel (oder zumindest irgendeinen seiner Handlanger, das wird nicht so genau erklärt), der eine wirre Mischung aus deutsch, französisch und englisch spricht und die beiden irgendwie dazu bringt, dass sie sich gegenseitig in die Brust ritzen und gegenseitig ihr Blut trinken. Und von da an sind sie komplett anders als zuvor ...
... was dann für einiges an Action sorgt, es gibt Sex & Gewalt, und für Splatter-Fans ist auch so manches dabei, es gibt obskure Exorzismus-Praktiken und noch einiges mehr, aber ich will jetzt nicht zu viel verraten, nur so viel: Es lohnt sich! Einen derartigen Trash-Heuler sieht man echt nicht alle Tage. Und sogar ein veritabler Star hat sich in diese Produktion irgendwie hinein verirrt, nämlich Claudio Brook, welcher ansonsten mit so Regisseuren wie Luis Bunuel ("Der Würgeengel"), Gérard Oury ("Die große Sause") oder Guillermo del Toro ("Cronos") gedreht hat und hier sichtlich eher an seiner Gage als an mimischer Intensität interessiert ist und ziemlich demotiviert wirkt. Die anderen Darsteller hingegen liefern ausnahmslos feinstes Over-Acting, welches mir den einen oder anderen Lacher gekostet hat. Eine Trash-Granate, die es wirklich in sich hat!


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Der fantastische Mr. Fox (2009)


Der fantastische Mr. Fox (2009)

Der Fuchs Mr. Fox ist ein ehemaliger Hühnerdieb, der nun mit seiner Familie ein normales, bürgerliches Leben lebt, bis er eines Tages einen neuen Wohnsitz bezieht, mit Aussicht auf die drei größten Bauernhöfe in der näheren Umgebung. Da kann er kaum widerstehen und geht erneut auf Beutezug. Doch daraufhin starten die drei Bauern eine beispiellose Hetzjagd auf ihn, welche aber nicht nur ihn, sondern auch die anderen Tiere des Waldes in Gefahr bringt ...

Wahnsinnsfilm! Die Art und Weise der Inszenierung ist unglaublich, die Idee eines Stop-Motion-Animationsfilms genial, die Story (basierend auf einem Buch von Roald Dahl) grandios - Wes Anderson ist einfach tatsächlich ein Genie. Und ich weiß jetzt gar nicht so genau, wo ich anfangen soll, aber ich versuche es einfach mal: Der Soundtrack ist grandios, die groteske Übersteigerung der Fuchsjagd ist brillant, die Charakterisierung der drei Bauern ist sensationell, die Charakterisierung der Tiere ebenfalls. Interessant und witzig fand ich vor allem, dass die Wildtiere und Menschen sozusagen auf einer Augenhöhe sind und auch (schriftlich) miteinander kommunizieren, während die Haustiere (Wachhunde und Hühner) einfach nur ganz normale Haustiere ohne größere kommunikative Fähigkeiten sind. Ich kann jetzt unmöglich jeden einzelnen Aspekt des Filmes hier erwähnen, nur so viel: Es ist ein sehr lustiger Film, visuell sehr ansprechend inszeniert, mit einer sehr originellen Erzähltechnik - ja, man kann den Film sogar als wirklich bahnbrechend bezeichnen! Wirklich fantastisch, der Mr. Fox ...


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Die Schatzinsel (1972)


Die Schatzinsel (1972)

England, irgendwann im 18. Jahrhundert. Der junge Jim Hawkins lebt gemeinsam mit seiner Mutter (Maria Rohm) irgendwo am Land, wo diese eine kleine Gastwirtschaft betreibt. Eines Tages kehrt ein alter Seefahrer (Lionel Stander) in das Wirtshaus ein und bezeiht dort ein Zimmer, wird allerdings nach einiger Zeit von einigen üblen Seeräubern ermordet. Vor seinem Tod vertraut er Jim eine Karte an, auf welcher eine Insel eingezeichnet ist, auf der sich angeblich ein riesiger Piratenschatz befinden soll. Daraufhin stellt ein reicher Gutsherr (Walter Slezak) eine Expedition zusammen, der u. a. Doctor Livesey (Angel del Pozo), Captain Smollett (Rik Battaglia), der Koch Long John Silver (Orson Welles) und Jim angehören. Doch Silver ist in Wirklichkeit ein ganz, ganz übler Pirat, der den Schatz gemeinsam mit einigen anderen Piraten (u. a. Paul Muller und Aldo Sambrell) an sich reißen möchte, was aber auch mit einschließt, dass Jim und Co. sterben sollen ...

Ein wahres Freudenfest für Europloitation-Fans! Auch wenn der Exploitation-Gehalt dieses Filmes nicht sehr groß (eigentlich gar nicht vorhanden) ist, aber eine derartige Starbesetzung in einem einzigen Film sieht man doch nicht so oft. Abgesehen von den oben bereits erwähnten Stars wirken auch noch Victor Israel und Jean Lefebvre mit, die vielleicht auch dem einen oder anderen Leser geläufig sein könnten. Produziert wurde der ganze Spaß von Artur Brauner, das Drehbuch stammt von Antonio Margheriti und Sexfilm-Maestro Hubert Frank, und es waren auch gleich mehrere Regisseure an dem Film tätig: Zunächst einmal der Italiener Andrea Bianchi, der hier wohl den Großteil gemacht hat (zumindest wird er als einziger im Vorspann erwähnt) und dessen wohl seriösester Film das hier sein dürfte; in Trashfilm-Kreisen erreichte er später mit seinem Werk "Schön, nackt und liebestoll" einige Popularität. Dann der Brite John Hough, der zwei Jahre später mit dem Road-Movie "Kesse Mary - Irrer Larry" (mit Peter Fonda und Susan George auf der Flucht vor den Bullen) einen veritablen Kassenschlager landete. Und als dritter - allerdings uncredited - Italo-Genrefilm-Legende Antonio Margheriti. Gemessen an diesen Umständen macht der Film allerdings einen ziemlich homogenen Eindruck und bietet beste Unterhaltung und - angesichts der Tatsache, dass der Film ab sechs Jahren freigegeben ist - auch einige vergleichsweise ziemlich blutige Schießereien. Orson Welles als Long John Silver ist eine Traumbesetzung sondergleichen, aber in Welles' Gesamtwerk ist der Film hier kein Meilenstein. Karl-May-Schurke Rik Battaglia einmal in der Rolle des Guten zu sehen, ist auch eine interessante Überraschung. Aldo Sambrell in der Rolle des Piraten Israel Hands macht seine Sache grandios, Jean Lefebvre als der einsam auf der Insel dahinvegetierende, einst von Kapitän Flint ausgesetzte Ex-Seeräuber Ben Gunn ebenfalls. Maria Rohm hat eine eher kleine Rolle, die für den weiteren Handlungsverlauf nicht weiter wichtig ist. Und Walter Slezak, Hollywood-Piratenfilm-Legende aus den 40er-Jahren, reichert seine Darstellung des Expeditionsleiters mit einigen humoristischen Elementen an. Angel del Pozo als Doctor Livesey hat eine sehr große Rolle und liefert in dieser eine solide Performance ab. Lionel Stander als Ex-Pirat und nunmehriger Säufer ist grandios. Paul Muller in der Rolle des psychopathischen blinden Piraten ebenfalls, aber er hat nur eine sehr, sehr kleine Rolle.
Tja, als insgesamtes Fazit würde ich sagen: Erstklassig besetztes, kurzweiliges Abenteuer-Entertainment, welches sich wirklich sehen lassen kann. Kein elementares Meisterwerk, aber gute Unterhaltung.


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Die Schattenmacher (1989)


Die Schattenmacher (1989)

Während des 2. Weltkriegs wird der Physiker Robert Oppenheimer (Dwight Schultz) von dem General Leslie Groves (Paul Newman) beauftragt, ein Forschungsprojekt zu leiten, welches die Erschaffung der Atombombe zum Ziel hat, bevor die Nazis ebendiese entwickeln ...

Ein schwieriges Thema, welches sich Roland Joffé hier ausgesucht hat, und angesichts dessen ist der Film sehr gut gelungen. Dwight Schultz werden die meisten Leser wahrscheinlich nur vom "A-Team" (wo er den psychisch labilen Piloten Murdock spielte) kennen, und ich muss sagen, dass ich wirklich beeindruckt bin, wie gut er auch als Charakterdarsteller im ernsthaften Fach brillieren kann. Paul Newman halte ich ebenso für einen fantastischen Schauspieler, hier kann er aber seine Fähigkeiten nicht so ganz entfalten, und seine Rolle bleibt eher eindimensional. Da hätte der Regisseur den Konflikt zwischen den beiden doch ziemlich konträren Hauptrollen herausarbeiten sollen. Dafür wird aber andererseits sehr stark auf Oppenheimers späteren Werdegang Bezug genommen, McCarthy-Ära und solche Sachen. Und auf Oppenheimers Affäre mit der Kommunistin Jean Tatlock (Natasha Richardson), was von Armee und Geheimdienst nicht geduldet wird, ihnen aber dennoch sehr gelegen kommt, um Oppenheimer in der Hand zu haben, wird ebenfalls ausführlich eingegangen. Ferner gibt es auch noch eine fiktive Romanze zwischen dem (erfundenen) Forscher Michael Merriman (John Cusack) und der Krankenschwester Kathleen (Laura Dern), welche aber unter keinem guten Stern steht.
Ich fand den Film sehr, sehr beeindruckend, auch wenn er vielleicht stark oberflächlich wirken mag, aber dieses Thema in einen ansprechenden und interessanten Spielfilm zu verpacken, ist eine ganz schön schwierige Aufgabe, die Roland Joffé meiner Meinung nach sehr gut gemeistert hat.





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