Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





Foto

BLUEBEARD (Edward Dmytryk, Luciano Sacripanti/I, BRD, F 1972)



"Talk -- I'm gonna kill you anyway."

Bluebeard (Blaubart) ~ F/I/BRD 1972
Directed By: Edward Dmytryk/Luciano Sacripanti


Österreich, nach dem Ersten Weltkrieg: Baron Joschi von Sepper (Richard Burton), aristokratisches Fliegeras, überzeugter Faschist, Antisemit, Feudalherr und Frauenbecircer kehrt nach erfolgreichem Kampfeseinsatz heim. Unergründliche Ereignisse färbten seinen Bart blau. Nach und nach faszinieren und ehelichen ihn diverse exaltierte Schönheiten, die allesamt bizarrer Unfalltode sterben. Seine achte Frau Anne (Joey Heatherton) entdeckt schließlich in einem verbotenen Schlossteil des Barons seltsame Menagerie tiefgekühlter Exfrauen und soll daraufhin selbst das Zeitliche segnen.

Eine seltsame, gleichsam faszinierende Märchenadaption ist das, die Edward Dmytryk mit "Bluebeard" seinem europäischen Spätwerk zugesetzt hat. Die in knallrot, dunkelgelb, grün und violett gehaltenen Designsettings dürften selbst Maestro Bavra vor Neid erblassen lassen haben; das Innenleben des von Sepper'schen Schlosses strotzt vor gruselig angeleuchteten Jagdtrophäen und überkandideltem Zwanziger-Jahre-Tand, derweil von Sepper selbst (von Burton mit erwartungsgemäßer Nonchalance interpretiert) mit seiner merkwürdigen Totenkunst und seinem blauen Punkbart daherkommt wie ein überkandieltes Factory-Mitglied. Burton als böser, impotenter Nazi-Blaubart wird umringt von zeitgenössischen beauties wie Raquel Welch, Nathalie Delon, Karin Schubert und Sybil Danning und entledigt sich ihrer in jeweils schönster Grand-Guignol-Manier: hier eine guillotinöse Enthauptung, da ein Elefantenstoßzahn durchs lesbelnde Herz, dort eine tödliche Attacke durch des Barons Hausfalken. Sein gerechtes Ende findet der Blaublütige (und -bärtige) im Finale durch die Hand eines sich rächenden Jünglings (Mathieu Carrière), dessen Eltern einst Brandopfer eines von von Seppers Pogromen geworden waren - tutti completti untermalt von einem traumhaft schönen Morricone-Score mit vermehrtem Harfeneinsatz.
Viel schlimmer als alles, was in diesem ehemaligen Skandalfilm passiert, war freilich der Schock, als ich Carrière, der einst noch für Regisseure wie Schlöndorff, Delvaux und Kümel gearbeitet hatte, vor einiger Zeit zufällig in einer dieser deutschen Daily Soaps erblickte. Man kann schon tief sinken, Monsieur Carrière...

6/10

period piece Erwachsenenmaerchen Edward Dmytryk Serienmord Parabel Skandalfilm Historie Groteske



Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare