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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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THE LIFE OF EMILE ZOLA (William Dieterle/USA 1937)



"Books? I don't read books!"

The Life Of Emile Zola (Das Leben des Emile Zola) ~ USA 1937
Directed By: William Dieterle

Der systemkritische Schriftsteller Émile Zola (Paul Muni) lebt zusammen mit seinem Freund Paul Cezanne (Vladimir Sokoloff) ein kärgliches Künstlerleben unter den Dächern von Paris. Als er eines Tages das Straßenmädchen Nana (Erin O'Brien-Moore) kennenlernt und sie zur Protagonistin eines Romans macht, schießt seine Popularität kometengleich in die Höhe. Wenngleich "Nana" als anrüchiges Werk gilt, will es doch jeder lesen. Für Zola beginnt damit ein Leben im Wohlstand, seine Bücher verkaufen sich blendend und ihm geht es ebenso. Bis Cezanne ihm gegenüber anmerkt, dass sein "altes Feuer" nicht mehr lodere und dass echte literarische Ambitionen seinerseits Mangelware geworden seien. Da kommt Zola die Anfrage einer Offiziersgattin (Gale Sondergaard), den Fall ihres Mannes publik zu machen, gerade recht: Captain Dreyfus (Joseph Schildkraut) soll geheime Informationen an die Preußen weitergegeben haben, ist dafür unschuldig verurteilt und auf die Teufelsinsel verbannt worden. Die Admiralität benötigte lediglich einen raschen Sündenbock und will nun den Skandal, den die Aufdeckung eines Justizirrtums mit sich brächte, um jeden Preis vermeiden. Trotz mannigfaltiger Anfeindungen gibt Zola den Fall Dreyfus nicht auf.

Nach "The Story Of Louis Pasteur" folgte in kurzem Abstand diese zweite große Filmbiographie eines Pariser Vordenkers des vorvergangenen Jahrhunderts; diesmal allerdings sich nicht drehend um einen Naturwissenschaftler, sondern um einen führenden Literaten des Naturalismus. Wie Pasteur bekommt es auch Zola mit dem Filz und der Engstirnigkeit seiner Zeitgenossen zu tun, die als Bewahrer des Althergebrachten der Natur der Sache gemäß zu erbitterten Widersachern avancieren. Beide Filme propagieren liberales Gedankengut, Freigeistigkeit und den Mut, etablierte Strukturen aufzubrechen. Darstellerische Geschenke für Paul Muni, der in beiden Rollen brilliert und dem ganz vortreffliche Reden und Plädoyers in den Mund gelegt werden. Zolas Vita zeichnet sich insbesondere durch seine letzten Lebensjahre aus, in denen seine politjournalistische Aktivität ihren Höhepunkt erreichte: Mit dem auf der Titelseite der Tageszeitung "L'Aurore" veröffentlichten, offenen Brief "J'accuse...!", der die Drahtzieher hinter der Dreyfus-Affäre sowie die blindlings affirmative Haltung des Volkes öffentlich anprangerte und zugleich explizit die zu erwartende Attacke auf den Verfasser in Kauf nahm, setzte Zola sich bewusst einer unbequemen Position aus. Er wurde hernach wegen erleumdung zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, der er durch ein einjähriges Exil in England entging. Dreyfus wurde später vollständig rehabilitiert. Ein dank- und fruchtbarer Filmstoff, wie sich erweist, und für Liebhaber von Biopics ein unverzichtbarer dazu.

8/10

William Dieterle period piece Biopic Paris Frankreich Bohème Best Picture Courtroom



Filmtagebuch von...

Funxton

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