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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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THE LETTER (William Wyler/USA 1940)



"If you love a person, you can forgive anything."

The Letter (Das Geheimnis von Malampur) ~ USA 1940
Directed By: William Wyler

Leslie (Bette Davis), die Frau des nach Singapur ausgewanderten Kautschukpflanzers Robert Crosbie (Herbert Marshall), erschießt eines Nachts in Abwesenheit ihres Mannes den Familienfreund Jeff Hammond - angeblich sei er betrunken gewesen und habe sie vergewaltigen wollen. Die Rolle des in Notwehr handelnden Opfers spielt sie vorzüglich, bis ihrem rechtschaffenen Anwalt Howard Joyce (James Stephenson) über die junge Witwe (Gale Sondergaard) des Toten ein Brief in die Hände gespielt, der Leslie schwer belastet. Hieraus geht nämlich hervor, dass sie selbst Hammond an jenem Abend zu ihrem Haus bestellt hat und ihn vermutlich aus Eifersucht seiner Frau gegenüber ermordet hat. Trotz schwerer Gewissensbisse sorgt Joyce für den Erwerb des Briefes und hält ihn bei der Verhandlung zurück. Doch mit Leslies Freispruch ist das Drama noch lange nicht beendet.

Die zweite, sogar noch gelungenere Zusammenarbeit zwischen William Wyler und Bette Davis weist manche Parallele zu "Jezebel" auf, insbesondere, was die Porträtierung der Protagonistin anbelangt. Die Davis spielte hier wiederum eine zwischen wahnhafter Leidenschaft und sozialer Funktionsuntüchtigkeit hin- und hergerissene Frau. Wie bei Julie Marsden beruht ihre "Schwäche" allerdings nicht allein auf persönlichen psychischen Defiziten - deutlich geht aus den Dialogen hervor, dass Robert sie bereits seit Jahren vernachlässigt, sie wegen seiner Profitsucht allenthalben auf der Plantage alleinlässt, so dass sie sie sich vor Einsamkeit und Depression in die Häkelei flüchten muss. Je größer das Resultat ihrer Handarbeit, so die schlussfolgernde, recht simple Metaphorik des Films, desto größer ihr Alleinesein. Ferner neigt sie zu Verharmlosung und Verlogenheit; erst am Ende schafft sie es erstmals, zu ihren wahren Gefühlen zu stehen, bestraft sich kurz darauf jedoch dafür mit der höchstmöglichen Form der Selbstkasteiung.
Ganz wunderbar zeitbezogen und atmosphärisch die Zeichnung des Lokalkolorits; Südostasien ist hier noch ein Hort der exotischen Geheimnisse. Die sich in den Schatten des Kolonialismus verborgen haltenden Menschen scheinen Ahnung von Magie zu haben, sind verschlagen, rauchen Opium und kochen überhaupt ihr eigenes Süppchen. Und im unheilvollen Licht des Vollmonds tropft der neonweiße Kautschuk in große Auffangeimer. Tourneurs "I Walked With A Zombie" ist nicht mehr fern.

9/10

William Wyler Ehe amour fou film noir Courtroom femme fatale W. Somerset Maugham Singapur



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Funxton

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